Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 30, 1896, Page 2, Image 2

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    2 Keim Zeit.
.>
C!i prangt im Hochzeitskleide,
Das Herz so froh bewegt.
Denn Liebe war's, die beide
Hände zusammenlegt.
Sie steht im Kreis der Gäste
In großer Bangigkeit,
Er ist der allerletzte,
Er hatte keme Zeit.
Wie schmuck im trauten Neste
Bereit das Mittagsmahl!
Sie häuft' der Speisen beste,
Finessen ohne Zahl. >
Sie wartet frohen Herzens
In ihrer Einsamkeit. '
Er nahet erst nach Stunden.
Er hatte keine Zeit.
Sie lehnt, im Arm ihr Kindlein.
Im Kissen matt zurück,
Er will bei ihr ein Stündlein
Sich sreu'n am jungen Glück.
Sie wartet voll Entzücken,
Schläft ein voll Dankbarkeit.
Kr war gar nicht gekommen.
Er hatte keine Zeit.
Es füllet sich der Speicher,
Es schmückt sich jeder Raum.
iUnd doch an Sorgen reicher!
Vorbei der Jugendtraum. !
Das Warten ist geworden j
Ihr zur Alltäglichkeit.
Er muß ja einmal kommen.
Noch hat er keine Zeit., —
Die Kinder wuchsen fröhlich, t
Er hat sie kaum gefeh'n,
Und Enkelkinder selig
Großmutters Tisch umsteh'n.
Sie fand im Heim der Tochter
Das Glück der Häuslichkeit.«
Großvater plagt sich weiter.
Hat heut' noch keine Zeit!
Mege des Arauenöaares.
Vo» R. Julien.
Ueber Körperpflege ist schon recht
viel geschrieben worden. Aber seltsam
ist es, daß dabei die Kopfhaut noch
immer von der großen Menge so lässig
behandelt wird. Und doch ist die Haar-
Pflege heutzutage mehr denn je am
Platze, da die durch unruhige, neroen
«rregende Lebensweise bedingte schlech
tere Blutcirculation auf den Haarbo
den ungünstig einwirkt. Die Hauptur
sache des vielbeklagten Haarausfalles
liegt in vielen Fällen allerdings tiefer,
«ls daß man ihm mit sorgfältiger
Pflege Einhalt thun könnte. Immer
hin kann man mit Vernunft und Con
sequenz mancherlei erreichen. Wo nicht
«in örtliches Flechtenleiden zu Grunde
liegt, sind sehr häufig Ernährungsstö-
Erzeuger des Haarschwundes, und man
muß dann vor allem gegen diese zu
Uelde ziehen, um das Uebel mit der
Wurzel zu beseitigen. Dies umfassende
Gebiet der Haarkrankheiten wollen
wir aber hier nicht erörtern, da jeder
einzelne dieser Fälle die Begutachtung
des Arztes erfordert. Wir wollen nur
einige praktische RathschlägSund Win
te über die naturgemäße Haarpflege
nach selbstgemachten Erfahrungen ge
ben.
Es ist selbstverständlich, daß man
im Gebrauch der von den verschiedenen
ongepriesenenHaarwuchsbeförderunas
mittel sehr vorsichtig sein muß. Sie
sind nicht nur meist nutzlos, sondern
bisweilen sogar schädlich. Denn alle
scharfen Essenzen müssen bei der Be
handlung der Kopfhaut vermieden
werden, da sie nur eine ausdörrende
Wirkung verursachen.
Bei de» Haarpflege muß wie bei der
vesammten Körperpflege die Reinlich
keit die erste Rolle spielen, denn Staub
und Schmutz bleiben gar zu leicht im
Haar haften und beeFträchtigen die
Thätigkeit der Kopfhaut. Es ist wun
derbar, wie viele gebildete und im übri
gen höchst reinliche Menschen das Wa
schen des Kopfes und Haares als et
was Nebensächliches oder gar Gesund
heitschädliches Und doch
ist mangelhafte Sauberkeit in vielen
Mllen der einzige Grund des Haar
ausfalles. Die Waschungen der Kops-
Haut nimmt man am besten mit lau
warmem Wasser und einer milden,
nicht alkalischen Seife vor.
Ein Haupterforderniß bei der Kopf
wäsche ist das genügende Abtrocknen
des Haares und der Kopfhaut, um Er
kältungen zu verhüten, denn die Furcht
davor ist es hauptsächlich, weshalb die
Kopfwäsche in so vielen Fällen unter
lassen Wird. Es ist richtig, daß das
Austrocknen des langen Frauenhaares
«inige Schwierigkeiten bietet. Man
wäscht den Kopf daher am besten
Abends vor dem Schlafengehen; da
durch wird die durch rasches Hin- and
Herbewegen entstehende Verdunstungs
lälte vermieden. Menschen mit trocke
nem, sprödem Haar thun gut, dieß am
andern Tage leicht mit feinem, un
parfümirtenMandelöl einzureiben, um
die Kopshaut bei dem Ersätze des durch
die Waschung verlorenen Fettes zu un
terstützen. Wie oft die Waschungen des
Haares vorzunehmen sind, dafür giebt
es keine bestimmte Regel. Leute, die
diel Pomade benutzen, solche, die von
Natur fettiges Haar haben oder sich
viel in staubiger Atmosphäre aufhal
waschungen vornehmen. Und wer e»
dahin bringt, solche wöchentlich zwei
mal auszuführen, wird bald den zün
ftigsten Erfolg davon bemerken. Die
Waschungen mit lauwarmem Wasser
«itfernen nicht nur Staub und Schup->
Pen sondern sie fördern auch den Blut
zufluß zur Haut und stärken dadurch
den Haarwuchs ganz wesentlich.
. ik auch aus peinliche Ziein-
Haltung des KammzeugeS großer
Werth zu legen. Das erscheint zwo.t
verständlich, wird aber von mehrMen
schen, als man glauben sollte, vernach
lässigt. Wie können Kamm und Bür
ste beim täglichen Gebrauch das Haar
reinigen, wenn sie selbst voll Staub,
Schmutz und Fetttheilchen sind? Es
genügt bei Weitem nicht, die Bürste
mit dem Frisierkamm abzukämmen und
den Kamm mit den eigens dazu zu
kaufenden Bürstchen zu bearbeiten,
sondern auch hierbei muß fleißig Sci
fenwafser verwendet werden. Der
Kamm soll glatt und elastisch sein, aus
Hartgummi oder Büffelhorn bestehen,
und die W-ken müsse» an allen Sei
ten sorgfältig abgerundet fein. Schar
aus Borsten gefertigten, gebundenen
Bürsten sind am meisten zu empfehlen.
Alles heftige, ungestüme Kämmen
und Bürsten des Haares ist zu i'ennei
den, da Zerrungen an der Wurzel das
Haar lockern und den Ausfall desselben
herbeiführen. Deshalb thut mzn gut.
beim Auskämmen am untern Ende des
Zopfes zu beginnen und allmälig nach
oben vorzurücken, auch ist der St.iub
kamm nur nach erfolgtem vollständi
gem Durchkämmen langsam und mit
Vorsicht durch das Haar zu
ist eine alte, wenn auch unaufgeklärte
Erfahrung, daß dir Nachbarschaft ei
nes ausgerissenen Haares sich rasch
lockert und ebenfalls bald ausfällt.
Das Abstutzen der Haarspitzen, das
s» vielfach als Beförderungsmittel des
Haarwuchses gilt, erfreut s-ch dieses
Rufes mit Unrecht. Das Haar ist eine
Pflanze, die durch Zuriickschneiden im
Wachsthum gekräftigt wird. Je län
ger das Haar ist, desto langsamer er
setzt sich das abgeschnittene Ende. Die
Spitzen sind nur dann zu oerschiciden,
wenn bei ihnen eine krankhafte Spal
tung vorhanden ist. Das Haar ist ein
Hornfaden, feiner Beschaffenheit nach
den Nägeln verwandt, und auch das
Wachsthum der letzteren wird durch
Verschneiden nicht befördert.
Ebenso wie alles heftige Kämmen, ist
das feste Binden des Haares zu nahe
am Kopfe zu unterlassen, da es eben
falls zu Zerrungen an der Wurzel und
zum Haarausfall führt. Muß dasHaar
der Frisur halber gebunden werden, so
möge es mit einer weichen Seidenlitze
in einiger Entfernung vom Kopfe ge
schehen.
Der Gebrauch von Oel und Pomade
ist naturgemäß nur solchen Leuten an»
zurathen, die eine trockene Kopfhaut
und sprödes Haar haben, doch auch die
se thun gut, recht vorsichtig und spar
sam damit zu sein, denn ölig oder
pomadisirt erscheinende Köpfe pflegen
keinen angenehmen Eindruck auf die
Mitmenschen hervorzurufen.
Immerhin bedarf ein von Natur
trockener Haarboden etwas der Nach
hilfe, da sprödes Haar, besonoers bei
trockener Atmosphäre, sonst leicht brü
chig wird. Man verwendet am besten
reines Mandelöl dazu, ganz ohne Zu
satz von Wohlgeruch, da man sich so
jederzeit von der frischen, nicht ranzi
gen Beschaffenheit des Oeles überzeu
gen kann.
Von den Pomaden verdient die be
kannte Rindermarkpomade, die man
sich aus S Unzen gereinigtem Rinder
mark, 3V Gran pulverisirtem Benzoe
harz selbst zusammenschmelzen kann,
wohl den Vorzug. Franzbranntwein,
Lau 6«? tjuiiiine, Birkenbalsam dürf
ten bei allzu häufigem Gebrauch, in
folge ihres statten Spiritusgehaltes,
eine austrocknende Wirkung auf den
Haarboden ausüben.
Wer diese Zeilen in der Erwartung
gelesen hat, dieses oder jenes Wunder
mittel empfohlen zu finden, der wird
sich enttäuscht sehen. Einfache, aber
sorgfältige naturgemäße Behandlung
sind das Hauptmittel der Haarpflege
wie der Schönheitspflege über
haupt. Allerdings ist diese nicht
möglich ohne Consequenz und Selbst
beobachtung. Bequemer ist es ja auf
alle Fälle, ein vom Fabrikanten warm
empfohlenes fix
und fertig zu kaufen und sich davon
tagtäglich ein Quantum auf den Kopf
zu gießen. Stt>er ein ganz untrügliches,
sicheres Mittel, das in dieser Hinsicht
gehegten Hoffnungen auch wirklich alle
erfüllt, ist bis jetzt noch nicht erfunden
worden. Wer sich indeß die kleinenMü
hen und Rücksichten nicht verdrießen
läßt, der wird entschieden, falls nicht
ein örtliches oder tieferes inneres Lei
den zu Grunde liegt, gar bald «in Ein
halten des Haarausfalles und eine Be
förderung des Wachsthums verspü
ren.
Ironie. Mitarbeiter (elneZ
humoristischen Witzblattes, zum Re
dacteur): Haben Sie diesen Witz schon
je einmal vorher gesehen? Redac
teur: Nein, ich sehe ihn sogar jetzt auch
So herum. Na, Bumsiy,
kannst Du denn das verteufelte Sau
fen nicht bleiben lassen? Vor acht
Tagen traf ich Dich betrunken und
heute schon wieder! Bumsky: Nei—
nein, gn— gnädiger Herr! I—ich
bin halt no—noch immer be—soffen!
A gua t' s Bier. Sofferl:
Dös Bier is so guat und gar so schön
litzt's sich heut' hier im Garten, dös i
halt gar nit mehr heim möcht'! Wam
perl: Da frag'n mer halt den Wirth,
ob mer hier biervouakiren können!
Haushaltsgeld fertig? Kannst Du
schon da brauchen wir nur in Dei
ner Stammkneipe zu Mittag zu essen!
Aus der Schule. Lehrer:
Dies hier ist also ein Punkt, dies ein
Komma, dies ein Colon und dies «in
Semicolon. Wer weiß es jetzt? Du.
Hänscken? Hänschen: Ein Punkt,
ein Komma, einColon, antisemitisch«»
Zolonl ,
Knter den» Atieder.
I.
Aus dem mit Perlmutter eingeleg«
ten kostbaren Tischchen in einer schö
nen Krystallvase duftete ein reicher
Strauß wundervollen Flieders.
rend er sie doch kaum kannte.
Verrückt also, verrückt aus Liebe,
oder sonst ein Narr. Denn unmög
lich konnte er sich einbilden, daß er bei
ihr auch nur das Geringste zu errei
chen vermochte.
deutend, daß er in der eleganten Ge
sellschaft, welche sich zu
schen Reunions drängte, so sehr ver
schwunden war, daß in ihrem Ge
dächtniß sich die Erinnerung an seine
Die Kravatte aber ein unmög
liches Etwas von niederschmetterndem
„Chic", welches die triumphirende Al
noch in ihrem Gedächtnisse, während
der Mensch selbst dahinter verschwand.
Monsieur de Volga galt übrigens
in der Gesellschaft für einen liebens
würdigen Menschen, und es wurde so
gar viel von seinem Glück in der Liebe
gesprochen.
Ja, wenn er gewollt hätte, nur eines
einzigen Wortes hätte es bedurft
und er würde bezwungen zu ihren Fü
ßen liegen, in einer Sklaverei, wie er
sie bisher noch nie kannte.
Aber wäre Mr. deVolga auch der
verführerischste unter all den «dlen
Rittern gewesen, und hätte seine Kra
vatte auch den Gipfel allen Geschmacks
erklommen nie würde sie, Gilberte,
dies eine Wort aussprechen, nie würde
es ihren Lippen entfliehen!
11.
Unter all' den jungen Männern,
welche sich ihr in stummer Anbetung
näherten, zeichnete Gilberte keinen ein
zigen aus; nein, sie dachte nur an ih
ren Lucien, sie liebte nur ihn, und viel
leicht gerade um so mehr, weil er sich
fast gar nicht um sie, sein ihm ange
trautes Weib, kümmerte. Wenn sie
also die Huldigung des kleinen Mr. de
Volga angenommen hatte, so verfolgte
kleinen weißen Hände mit den Blumen
beschäftigt waren, um diese in einer
zierlichen Vase effektvoll zu gruppiren,
kam Lucien aus seinem Club nach
Hause.
Obwohl die Nacht schon ziemlich
vorgerückt war, hatte Gilberte ihren
Gatten dennoch erwartet. Lucien
wollte erst einfach durch das Boudoir
durchgehen, da er seine Frau jedoch
übel, wenn nicht anders, so schon aus
Höflichkeit einige Augenblicke bei ihr
verweilen. Er setzte sich ihr also ge
genüber und plauderte von diesem und
jenem.
Wohl Niemand hätte bei dem An
thet waren, so kühl, so ausgesucht höf
lich und gemessen waren sie mit einan
der. Und dennoch gährte in ihr. dem
schönen jungen Weibe, eine von Lucieis
ungeahnte Leidenschaft.
Alle die schmerzlichen Gedanken,
welche sich in ihrem Herzen angehäuft
hatten, hatten ihr an diesem Abend
heiße Thränen abgepreßt; jetzt aber
zwang sie sich, und sie suchte ihren
Kummer zu verbergen und zu ver-
Lucien, der achtlos mit dem Flieder
strauß spielte, dessen berauschender
Duft den Raum fast betäubend er
füllte, zu ihr sagte:
„Oh, Dein Blumentisch bedeckt sich
den hat?"
„Mein Gott," spöttelte Gilberte.
„Du sprichst ja grade wie die Leute in
einem Roman."
Im Grunde aber war sie tief erregt
über diese ewige Manier ihres Ge
'mahls, alles in's Lächerliche zu ziehen,
und über die Art seiner Complimente.
Sie wußte, daß sie reizend und begeh
renswerth genug war, um anders ge
anders als mit den abgedroschenen
Phrasen von gemachter Zärtlichkeit
und Hingebung. Jeden Verrath, jede
Treulosigkeit bätte sie diesem kalten
und gleichgiltigen Verhalten ihres
Mannes vorgezogen. Wie er jetzt zu
ihr sprach und ihr über den Flieder
hinweg zulächelte, hätte Gilberte ihn
beinahe hassen können und ein Etwas,
wie der Wunsch, sich an seiner Kälte
zu rächen, so zu rächen, daß seineMan
neswürde darunter verletzt wurde,
überkam sie.
Und unwillkürlich dachteGilberte zu
rück an den kleinen Mr. de Volga, der !
.hr etc» ncch so
Worte; das sah sie aus dem Lächeln,
mit dem er sie ansah. Und ein bitte
res Lächeln trat auf ihre Züge, ei»
zu sein, erfahren, von wem dieser
prächtige Flieder gekommen ist?"
„Nein," sagte Gilberte, „das ist
wohl gleichgiltig sein."
Da zum ersten Mal erröthete Lü
nen.
„Und wenn ich nun darauf bestände,
es zu erfahren?" sagte er.
„So würde ich dennoch die Antwort
„Gilberte!" ...
Stimme. Gilberte aber lachte auf,
und:
„Lünen! Du scheinst zu vergessen,"
sagte sie, „daß Du das Recht, Dich in
IH.
nie hatteGilberte mit solcher Entschlo
ssenheit
schüttelt gefühlt.
tige Auflehnung seiner Frau bis jetzt
nicht für möglich gehalten. Gilberte?
Weigerung schlug seinem Stolz in's
Angesicht. Zum ersten Male fühlte er,
wie mit brennendem Schmerze und es
beinahe aufhörte zu schlagen. Zum
ersten Male aber hatte er auch das Ge
fühl von etwas unsagbar Süßem, das
ihm zugleich ein schmerzliches und
wonniges Entzücken erfüllte.
Sie Beide waren verstimmt, und sie
saßen einander gegenüber, getrennt
hätte der duftende, blühende Flieder
da zwischen ihnen eine unübersteigliche
Schranke aufgerichtet.
Duft dieses Frieders ein, der ihm fast
die Besinnung raubte seine ganzen
Gedanken zu lähmen schien und ihm
seltsamen Schwindel verursachte. Der
erste Verdacht, die erste Eisersuchtsre
gung hatte seine Seele berührt.
Woher kam dieser Flieder?
Und da der Duft ihti berauschte,
Liebe ihrer zwanzig Jahre, ihm so
nahe war, preßte er sie sanft, wortlos
an sein Herz, und ihre Lippen fanden
sich in einem langen, langen innigen
Kusse, und diese Minute des Glücks
entschädigte das junge Weib für alle
die bösen Stunden, die sie bisher in
unbeachteter Liebe verlebte.
IV.
Einige Stunden später sprach Mr.
de Bolga bei Madame vor. Allein er
wußte nicht wie ihm war, als die
sten Ausdruck der Welt auf ihn zutrat
und ihm mit dem liebenswürdigsten
Lächeln sagte:
„Ich danke Ihnen, Sie haben wirk
lich keine Ahnung, welch große Freuoe
Sie mir mit dem Flieder gemacht ha
ben. Mein Mann fand ihn ent
zückend.
Diskretion.
Was ist eigentlich Discretion? Gar
lateinische Ausdruck bedeutet: „Was
völlig getrennt, ganz abgesondert ist,"
gewiß, wer discret ist, weiß mit
richtigem Tact das herauszufinden,
was in den Bereich des Nächsten und
in seinen eigenen gehört, und wird
diese Grenze niemals, weder im Spre
chen noch im Handeln überschreiten.
Da ist kein Ausfragen nach Familien-
und Vermögensverhältnissen denkbar,
kein Examiniren über das vergangene
Leben, wobei der Andere wie auf der
Folter sitzt und doch vielleicht wegen
seiner untergeordneten Stellung dem
Frager nicht ausweichen darf.
gibt's aber auch keine ungesuchte Ver
traulichkeit, keine Mittheilung von
Dingen, die wir vielleicht lieber nicht
wissen möchten, oder die uns minde
stens gleichgiltig lassen. Diskretion ist
Tact, das heißt, sie ist das Gefühl,
wieviel Wohlwollen und Vertrauen
wir von Anderen erwarten dürfen,und
wieviel Interesse für unsere eigenen,
uns so wichtigen Angelegenheiten wir
von ihnen beanspruchen können. Der
Discrete wird keinen fremden, wenn
auch offen daliegenden Brief ohne Er
laubniß lesen, denn das Eigenthum
des Andern ist ihm heilig. Ein dis
kreter Mensch wird weder die ihin von
seinen Freunden anvertrauten Ge
heimnisse «usplaudern, noch die ihm
geliehenen Bucher ausleihen. Discrete
Leute werden keine Bemerkungen über
unsere Kleidung machen, uns nicht
sehen, nicht nach unserem Alter fragen;
sie setzen sich nicht neben uns, wenn wir
mit emem Freund oder mit der Braut
dem Bräutigam allein zu sein
wünschen, und noch viel weniger be
nutzen sie ohne besondereErlaubniß die
uns angehörenden Dinge, Die Dis
kretion ist eine zarte Sache, die ange
boren sein kann, aber auch gelernt sein
will, sie gehört zur Bildung, wie «in
L-tcs Gehör zur Musil. , , ,
Sie »acht.
i.
„Aber so sag' doch zu Mensch!"
drängte Fritz. „Clara geht auch . . ."
„Was? Fräulein Clara geht auch?
Nun, dann nehm' ich selbstverständlich
an."
„So, so! weht der Wind von daher?"
fragte mein Freund, auf's höchste er
staunt, „also, w«il Clara mitkommt,
bist Du gleich bereit!"
Ich wurde roth und schwieg wie
konnte ich auch nur so dumm sein!
„Na. darum keine Feindschaft nicht,
alter Junge - im Gegentheil! Also
du kommst? Aber noch was: Du hast
neulich erzählt, daß Du kommst? Aber
noch was: Du hast neulich erzählt, daß
Du im Besitz von zwei Paar schwarzen
Tuchbeinkleidern bist. Kannst Du mir
nicht eines davon borgen? Meine sind
auf den Knien schon so blank, so ab
getragen."
Die Bitte meines Freundes kam mir
verteufelt ungelegen, denn ich be
saß selbst nur ein Galabeinkleid. Daß
ich auch dies verfluchte Aufschneiden
nicht lassen konnte! Warum hatte ich
nur ein zweites dazu phantasirt?
Mich vor dem Bruder meiner ange
beteten Clara als Lügner, als klägli
chen Aufschneider zu zeigen, das ging
denn doch nicht an.
„Ja gewiß, mit Vergnügen."
„Wundervoll! Sie werden mir ge
wiß passen, meinst Du nicht? Aber um
ganz sicher zu gehn, zeig' sie mal her."
„Zeigen? Das kann ich nicht. Im
Augenblick sind sie beim Schneider. Es
war 'ne Kleinigkeit dran zu repari
ren."
„Ich kann mich doch bestimmt drauf
verlassen, daß ich sie vor dem Ball
habe?"
„Ganz bestimmt."
„Gut, ich rechne darauf? Aber
nun noch etwas."
„Sag' mal, hast Du noch mehr Et
wasse in Petto?"
„Nein, dies ist wirklich das letzte,"
versetzte Fritz lachend. „KannstDu mir
nicht bis zum Ersten fünfzehn Gulden
leihen? Papa reißt sich diesen Monat
nichts mehr von der Seele und Clara
hat vorige Woche schon genug auf dem
Altar der Bruderliebe geopfert."
„Hör' mal, Fritz, so gern ich's auch
thäte, es ist mir nicht möglich; ich hab'
selbst nur noch ..."
„Dann kann ich nicht auf den Ball."
„Nein, auf den Ball mußt Du
da muß Rath geschaffen werden. Du
tzehst unter allen Umständen mit."
„Natürlich, nichts lieber als das.
Und das Beinkleid schickst Du bei Zei
ten? Adieu!"
„Verlaß' Dich d'raus! Adieu. Und
Kaum war er fort, so eilte ich, die
Hülfe meines Freundes anzurufen,
aber natürlich that ich, als ob ich für
mich selber bitten käme.
Er war sogleich bereit. „Wann ist
der Ball?"
„Nun, das trifft sich gut. Morgen
brauch' ich sie selbst zu einer Gesell
schaft. aber übermorgen früh schick' ich
sie Dir. Du kannst Dich drauf ver
lassen."
„Vortrefflich, besten Dank im Vor
aus!"
Ich war gerettet.
Nun noch ein Bittgang zu meinem
Schuhmacher.
Ich mußte „höchst nöthig" ein Paar
Lackstiefel haben. Gewöhnliche Schuhe
Würden's auch gethan haben, aber ihr
auf dem Ball ohne Lackstiefel unter die
Augen treten nimmermehr!
Ich wurde gerade nicht sehr zuvor
kommend empfangen.
„So, lassen Sie sich endlich mal wie
der blicken, Herr Langers?"
„Wie Sie sehen," sagte ich so lie
benswürdig und höflich wie möglich.
„Nu, 's ist auch hohe Zeit. Sie kom
men doch sicher ihre Rechnung bezah
len?"
„Das ist nun gerade nicht der Zweck
meines Kommens ich wollte Sie er
suchen ..."
„Nein, nein, ich mach' kein Stück
mehr, bevor die alte Schuld nicht ab
gezahlt ist .. ."
„Am Ersten bestimmt; ich geb' Ih
nen mein Wort."
Der gute Mann wurde dunkelroth
vor Wuth. „Am Ersten! ja das
kennt man schon. Damit kommen Sie
mir man nicht. Da müssen Sie sich
'nen Andern suchen. Warum beehren
Sie denn grad' mich mit Ihrer Kund
schaft?"
„Weil keiner solch' gute Waare lie
fert wie Sie. Und wirklich, pünktlich
am ersten nächsten Monats, sollen
Sie ihr Geld kriegen alles."
Diese Schmeichelei und meine kläg
liche Miene verfehlten ihr Wirkung
nicht.
„Was soll's denn sein?" brummte
er.
„Ein Paar Lacksticfeletten "
„Was?! Nee, hören Se mal, das ist
denn doch ein bischen stark. Das
kann nich mal ordinäre Stiefeln be
zahlen und will mit Lackstiefeletten
glänzen! Warum? Wozu? Sie wollen
doch nicht auf'n Ball?"
„Ja freilich," versetzte ich unbedacht.
„Nee, nee, junger Herr, daraus wird
nichts. Erstens brauchenSie nich auf'n
Ball zu geh'n und zweitens wird das
Schuhwerk durchs Tanzen so rampo
nirt. daß man's nich mal mehr zurück
nehmen und wieder verkaufen kann...."
„Aber ich sag' Ihnen doch, ich be
zahleSie bald. Und übrigens wird auf
dem Ball nicht viel getanzt. Er ist bei
meinem Professor und seh'n Sie . . .
daher kann ich auch nicht ablehnen.
„O! Bei Ihrem Professor; na, l>as
ist freilich was Anderes."
Victoria! Ich hatte meine Lackstie
fel. O hätte ich Alles voraus ge
wubu ,
Der Schuhmacher stellte nur eineße
dingung: ich durste nicht tanzen Wenn
ich nicht getanzt hatte, konnt« er sie zur
Noth noch für neu ver!«usen. Was
sollte ich thun? Ich nahm seine Be
dingung an, fest entschlossen, mich nicht
daran zu kehren. Er follte dadurch
nicht geschädigt werden, denn ich hat
te mir fest vorgenommen, am Ersten
alles zu bezahlen. Sollte ich mich viel
leicht noch einmal einer solchen Scene
mit 'nein Schuster aussetzen? Um kei
nen Preis!
Das Nöthigste war also besorgt.
Wenn ich nun noch irgend wo einen
kleinen Pump anlegen konnte, war Al
les in Ordnung.
Doch Letzteres wollte mir, trotz aller
meiner Bemühungen nicht gelingen.
Alle Freunde, an die ich mich wandte,
saßen selbst arg in der Klemme. Kein
Wunder! Am Ende des Monats!
Mißmuthig zählte ich, meine Reich
thümer nach; sieben Gulden und einige
lumpige Cents. Na, wir mußten uns
dann eben nach dev Decke strecken.
Wenn Fritz und ich sehr sparsam wa
ren, konnten wir damit auskommen.
Albert's Beinkleid kam pünktlich an
und ward direct an Fritz weiter fpe
dirt.
Hieraus begab ich mich zum Ueber
fluß noch mal auf die Jagd nach Mo
neten, aber vergebens!
Als ich gegen Abend heimkehrte, er
zählte mir meine Hauswirthin, daß
Albert im Laufe des Nachmittags be
reits dagewesen sei.
„Was mag der wollen?" dachte ich.
„Er wird doch nicht seine Beinkleider
wieder haben wollen?"
Dasßeste ist, sich, wenn er etwa noch
mal kommt, verleugnen lassen; sagen,
daß ich schon fort bin. Und ich gab mei
ner Wirthin die nothwendigenJnstruc
tionen.
Eben war ich dabei mein schneewei
ßes Oberhemd anzuziehen, als heftig
Es war Albert, ich erkannte feine
Stimme. Er schien sehr ärgerlich.
„Wie? Schon fort? Haben Sie ihm
denn nicht gesagt, daß ich ihn drin
gend sprechen muß?
„Gewiß und wahrhaftig hab' ich
das gesagt; aber Herr Langers mußt'
vor'm Ball noch 'nen weiten Weg ma
chen."
Hierauf folgte eine lange Pause. Al
bert schien nachzudenken.
„Hm! Ich will mal oben auf seiner
Bude nachsehn; vielleicht hat er was
für mich hinterlassen", hörte ich ihn
endlich zu meinem Schreck sagen.
„Nein oben war ich noch eben,
es lag nichts da," klang die Stimme
meiner Wirthin.
„Nun, um ganz sicher zu gehen, will
ich doch mal selber nachschauen," fuhr
mein Freund fort.
„Das geht wirklich nicht, bester, es
es ist noch nicht aufgeräumt.
„Ach was. das wird so schlimm nicht
sein!" rief Albert lachend, während er
schon die Treppe hinaufging.
Ich« war rathlos! Wohin? Da fiel
Sprung drin war ich und zog die
Thür gerade in dem Moment hinter
mir zu, als Albert eintrat.
„Nichts zu sehen," sagte er. Und
dann, nachdem er sich überall umge
blickt hatte, ging er.
2.
Ich versprach mir großes Vergnü
gen von diesem Ball. Ach, wie freute
ich mich schon im Voraus auf Clara's
silberhelles Lachen!
Als ich eintrat, war der Tanz schon
in vollem Gange; Clara aber hatte mir
schwamm in Seligkeit.
„Hurrah! Da bistDu ja, DuPracht
kerl! Einen Augenblick, Schwesterchen!
Ich muß erst mal diesem fidelen Ret
ter die Hand schütteln. Wie hast Du
sig adieu meine Dame wartet. Bei
Tisch sehen wir uns wieder."
Mit diesen Worten war er ver
schwunden. Was hatte er nur? So'n
len!
Erst beim Souper sah ich Fritz wie
der. Er saß uns gegenüber, neben der
jungen Dame, mit der er fast den gan
zen Abend getanzt hatte und schien sich
ganz wundervoll zu amüsiren.
Ich reichte Clara die Weinkarte. Be
scheiden wählte sie Chateau Larose zu
ein Gulden fünfzig. Gott sei Dank!
Aber was war nur in Fritz gefah
ren? Ich glaubte meinen Auyeu nicht
zu trauen, als ich das Eticett las
Marquis de Terme drei Gulden l
So'n Verschwender!
Um mein Entsetzen auf's Höchste zu
steigern, sah ich eine Weile später, daß
Fritz Champagner anfahren ließ. War
der Junge verrückt? Wer sollte das be
zahlen? Und dabei bewies er eine so
erstaunliche Geinüthsruhe, als ob es
keine lehren Portemonnaies auf der
Welt gäbe.
Plötzlich kam ein Kellner auf mich
zu.
„Draußen im Vorsaal steht einHerr,
der Sie dringend zu sprechen wünscht."
Ich entschuldigte mich also bei mei
nen Tischnachbarn und folgte dem
Kellner.
Gerade wie ich es gedacht: Albert!
Wie ein Geier schoß er auf mich los.
„Nimm mir's nicht übel, daß ich
Dich abrufen ließ," begann er wie ge
sagt, „aber ich war schon dreimal auf
Deiner Bude. Du hast es doch gesun
dv,? Hast Du es bei Dir?"
„Natürlich hab' ich's gesunden und
bei mir," versetzte ich ihn erstaunt an
sehend. indem ich froh mein rechtes
Bein vorstreckte. Ein schwarzes Bein
kleid ist doch, namentlich des Abends
»ei Gasbeleuchtung, nicht vom anderen
zu unterscheiden.
Er sah nicht mal danach, sondern
fuhr fort: „Das ist gut: gieb's nur
rasch her. ich befinde mich in höch
ster Verlegenheit!"
Entsetzt fuhr ich zurück.
„Was meinst Du ... ich soll ... »
zurückgeben. . ."
„Na natürlich! Das versteht sich
doch von selbst!"
Ich fing an am Verstände meine»
Freundes zu zweifeln.
„Ja, aber .. ich kann doch hier nicht
... mein Beinkleid .. ."
„Wer spricht von Deinem Beinkleid?
Mein Portemonnaie will ich zurückha
ben!"
„Wa —a —a —.? ... Dein Porti —
mon—naie?"
„Natürlich! Du sagst doch eben, Du
hast es in der Hosentasche gesunden. E»
steckt noch ein fetter Zwanziger drin!"
Es brauste mir in den Ohren
blitzschnell ward mir alles klar! Und
Fritz war so ein Esel gewesen, zu glau
ben, daß ich das Geld für ihn aufgestö
bert und in die Tasche practicirt hat
te!
Jawohl, jawohl ich weiß schon,
Dein Portemonnaie ja natürlich
hab' ich's gefunden, aber ... aber ....
ich Hab's zu Hause ich Hab's in mei
nem Schreibtisch verschlossen."
„Verslucht .... nimm mir's nicht
übel, aber das nenn' ich Pech haben!
Na, dann sei so gut und pump' mir
was von Deinem; ich muß doch etwas
Geld haben nicht mal zu Mittag
essen konnt' ich heute!"
Während er noch sprach, hatte ich
seufzend mein Vermögen getheilt: drei
Gulden für ihn, drei für mich.
Als ich zurückkam, fand ich Clara
über mein langes Ausbleiben im höch
sten Grade verstimmt. Doch trotz der
Verehrung, die ich für meine reizende
Nachbarin hegte, war ich viel zu sehr
vor den Kopf geschlagen, um mich mit
Erfolg zu bemühen, sie wieder in gute
Laune zu versetzen. Endlich, endlich
ließ sich am oberen Ende das charakte
ristische Zurückschieben der Stühle hö
ren. Wie ein Tiger auf seine Beute,
stürzte ich mich auf Fritz; er wollte ge
rade am Büffet noch eine Flasche
Fritz zeigte sich zum Glück nicht wi
derspenstig; im Gegentheil, er war sen
timental und theilnehmend gestimmt,
so daß es mir verhältnißmäßig leicht
wurde, ihm das Portemonnaie abzu
schwindeln.
Ich stieß einen Seufzer der Erleich
terung aus. Wenn es mir nun noch ge
lang, meine Angebete wieder zu ver
söhnen, war alles in Ordnung. Aber
das glückte mir nicht; sie war zu tief
gekränkt, ich hatte «s bei ihr total ver
dorben.
Zwar tanzte sie n-tch langem Flehen
noch einige Male mit mir. aber ihr sil»
berhelles Lachen, auf das ich mich so
gespitzt hatte, ließ sich nicht hören.End
lich ließ ich alle Hoffnung fahren.
Wir begaben uns früh nach Hauses
aber auch der gemeinsameHeimweg war
ungemiithlich; wir sprachen wenig.
Gerade wollten wir in die zu ihrer
Wohnung führende Straße einbiegen,
als plötzlich eine schrille Jungenstimme
hinter uns sich hören ließ.
„Ei, ei, Herr Langers, das hab' ich
nu mit meinen eigenen Oogen gesehen
und werd's ooch mei'm Meister ver
zählen, daß Se doch in de unberappten
Stiebeln gebanzt haben."
Clara war unwillkürlich stehen ge
blieben und ich kehrte mich wüthend
nach dem Sprecher um ...
Es war Piet, der Lehrjunge meine»
Schuhmachers.
„Was fällt Dyr/in, Du nichtsnutzi
ger Lümmel...'vegann ich heftig.
„Machen Se sich man nich dick, dünn
is Mode," grinste der Schlingel höh
nisch. „Mein Meister hat mir ausge
schickt, Se in's Oog' zu behalten und
nu will ich's ihm schönstens sagen."
Mit dieser Drohung verschwand
Piet um die Ecke.
Clara schaute mich an ich sie
und plötzlich plötzlich brach sie in
silberhelles Lachen aus. Sie lachte und
lachte und tonnte gar nicht mehr auf
hören. Da war nun der Augenblick,
nach dem ich mich den ganzen Abend
gesehnt hatte.
Und ich? Was saltte ich thun? Den
anfangs wohl wie einßauer, der Zah
nschmerzen hat, aber bald aus voller
Brust. Endlich konnte kelns von un»
war nicht hübsch von ihr, aber es war
gar zu komisch gewesen, sie hatte wirk
lich nicht anders gekonnt und ich möch
te ihr nicht böse sein . ..
Ich beruhigte sie darüber, und da
wir nun doch in fröhliche Stimmung
gerathen waren und ich ihr Lachen nach
meinem Sinn nicht oft genug hören
konnte, erzählte ich ihr all meine
gaben ihr noch verschiedene "Male Ge
legenheit, ihre Lachmuskeln in lebhaf
te Thätigkeit zu setzen.
So endigte dieser denkwürdige Ball
abend noi?> viel vergnügter, als ich zu
hoffen gewagt.
Einige Wochen später feierte Clara
ihren Geburtstag; ich schenkte ihr eine
Bonbonniere, die ich nach langem Su
chen endlich aufgetrieben: eine Atrap
pe, in Form eines Lackstiefels. Aritz
freilich meinte, es hätte ein Pantoffel
sein müssen. So'n JunkerNaseweis! —
Ausderßeitbahn. Lieute
in nördlicher Richtung durchzugehen
versucht): „Zügeln Sie doch Ihren
Gaul, Meier! Wollen wohl im Nord
pol - Entdecken Nansen den Rang ab»-
laufen!"
Resignation. Arzt (in der
Sprechstunde): „Was fehlt Ihnen?"
Patient: „Ich bin schon acht Tage sehr
krank; ich habe solch» Schmerzen, daß:
mir das Leben verleidet ist, uns da
hab' ich mir halt gedacht: heut' geh'
ich einmal zum Doctor, mag » geh »
wie's will."