2 Keim Zeit. .> C!i prangt im Hochzeitskleide, Das Herz so froh bewegt. Denn Liebe war's, die beide Hände zusammenlegt. Sie steht im Kreis der Gäste In großer Bangigkeit, Er ist der allerletzte, Er hatte keme Zeit. Wie schmuck im trauten Neste Bereit das Mittagsmahl! Sie häuft' der Speisen beste, Finessen ohne Zahl. > Sie wartet frohen Herzens In ihrer Einsamkeit. ' Er nahet erst nach Stunden. Er hatte keine Zeit. Sie lehnt, im Arm ihr Kindlein. Im Kissen matt zurück, Er will bei ihr ein Stündlein Sich sreu'n am jungen Glück. Sie wartet voll Entzücken, Schläft ein voll Dankbarkeit. Kr war gar nicht gekommen. Er hatte keine Zeit. Es füllet sich der Speicher, Es schmückt sich jeder Raum. iUnd doch an Sorgen reicher! Vorbei der Jugendtraum. ! Das Warten ist geworden j Ihr zur Alltäglichkeit. Er muß ja einmal kommen. Noch hat er keine Zeit., — Die Kinder wuchsen fröhlich, t Er hat sie kaum gefeh'n, Und Enkelkinder selig Großmutters Tisch umsteh'n. Sie fand im Heim der Tochter Das Glück der Häuslichkeit.« Großvater plagt sich weiter. Hat heut' noch keine Zeit! Mege des Arauenöaares. Vo» R. Julien. Ueber Körperpflege ist schon recht viel geschrieben worden. Aber seltsam ist es, daß dabei die Kopfhaut noch immer von der großen Menge so lässig behandelt wird. Und doch ist die Haar- Pflege heutzutage mehr denn je am Platze, da die durch unruhige, neroen «rregende Lebensweise bedingte schlech tere Blutcirculation auf den Haarbo den ungünstig einwirkt. Die Hauptur sache des vielbeklagten Haarausfalles liegt in vielen Fällen allerdings tiefer, «ls daß man ihm mit sorgfältiger Pflege Einhalt thun könnte. Immer hin kann man mit Vernunft und Con sequenz mancherlei erreichen. Wo nicht «in örtliches Flechtenleiden zu Grunde liegt, sind sehr häufig Ernährungsstö- Erzeuger des Haarschwundes, und man muß dann vor allem gegen diese zu Uelde ziehen, um das Uebel mit der Wurzel zu beseitigen. Dies umfassende Gebiet der Haarkrankheiten wollen wir aber hier nicht erörtern, da jeder einzelne dieser Fälle die Begutachtung des Arztes erfordert. Wir wollen nur einige praktische RathschlägSund Win te über die naturgemäße Haarpflege nach selbstgemachten Erfahrungen ge ben. Es ist selbstverständlich, daß man im Gebrauch der von den verschiedenen ongepriesenenHaarwuchsbeförderunas mittel sehr vorsichtig sein muß. Sie sind nicht nur meist nutzlos, sondern bisweilen sogar schädlich. Denn alle scharfen Essenzen müssen bei der Be handlung der Kopfhaut vermieden werden, da sie nur eine ausdörrende Wirkung verursachen. Bei de» Haarpflege muß wie bei der vesammten Körperpflege die Reinlich keit die erste Rolle spielen, denn Staub und Schmutz bleiben gar zu leicht im Haar haften und beeFträchtigen die Thätigkeit der Kopfhaut. Es ist wun derbar, wie viele gebildete und im übri gen höchst reinliche Menschen das Wa schen des Kopfes und Haares als et was Nebensächliches oder gar Gesund heitschädliches Und doch ist mangelhafte Sauberkeit in vielen Mllen der einzige Grund des Haar ausfalles. Die Waschungen der Kops- Haut nimmt man am besten mit lau warmem Wasser und einer milden, nicht alkalischen Seife vor. Ein Haupterforderniß bei der Kopf wäsche ist das genügende Abtrocknen des Haares und der Kopfhaut, um Er kältungen zu verhüten, denn die Furcht davor ist es hauptsächlich, weshalb die Kopfwäsche in so vielen Fällen unter lassen Wird. Es ist richtig, daß das Austrocknen des langen Frauenhaares «inige Schwierigkeiten bietet. Man wäscht den Kopf daher am besten Abends vor dem Schlafengehen; da durch wird die durch rasches Hin- and Herbewegen entstehende Verdunstungs lälte vermieden. Menschen mit trocke nem, sprödem Haar thun gut, dieß am andern Tage leicht mit feinem, un parfümirtenMandelöl einzureiben, um die Kopshaut bei dem Ersätze des durch die Waschung verlorenen Fettes zu un terstützen. Wie oft die Waschungen des Haares vorzunehmen sind, dafür giebt es keine bestimmte Regel. Leute, die diel Pomade benutzen, solche, die von Natur fettiges Haar haben oder sich viel in staubiger Atmosphäre aufhal waschungen vornehmen. Und wer e» dahin bringt, solche wöchentlich zwei mal auszuführen, wird bald den zün ftigsten Erfolg davon bemerken. Die Waschungen mit lauwarmem Wasser «itfernen nicht nur Staub und Schup-> Pen sondern sie fördern auch den Blut zufluß zur Haut und stärken dadurch den Haarwuchs ganz wesentlich. . ik auch aus peinliche Ziein- Haltung des KammzeugeS großer Werth zu legen. Das erscheint zwo.t verständlich, wird aber von mehrMen schen, als man glauben sollte, vernach lässigt. Wie können Kamm und Bür ste beim täglichen Gebrauch das Haar reinigen, wenn sie selbst voll Staub, Schmutz und Fetttheilchen sind? Es genügt bei Weitem nicht, die Bürste mit dem Frisierkamm abzukämmen und den Kamm mit den eigens dazu zu kaufenden Bürstchen zu bearbeiten, sondern auch hierbei muß fleißig Sci fenwafser verwendet werden. Der Kamm soll glatt und elastisch sein, aus Hartgummi oder Büffelhorn bestehen, und die W-ken müsse» an allen Sei ten sorgfältig abgerundet fein. Schar aus Borsten gefertigten, gebundenen Bürsten sind am meisten zu empfehlen. Alles heftige, ungestüme Kämmen und Bürsten des Haares ist zu i'ennei den, da Zerrungen an der Wurzel das Haar lockern und den Ausfall desselben herbeiführen. Deshalb thut mzn gut. beim Auskämmen am untern Ende des Zopfes zu beginnen und allmälig nach oben vorzurücken, auch ist der St.iub kamm nur nach erfolgtem vollständi gem Durchkämmen langsam und mit Vorsicht durch das Haar zu ist eine alte, wenn auch unaufgeklärte Erfahrung, daß dir Nachbarschaft ei nes ausgerissenen Haares sich rasch lockert und ebenfalls bald ausfällt. Das Abstutzen der Haarspitzen, das s» vielfach als Beförderungsmittel des Haarwuchses gilt, erfreut s-ch dieses Rufes mit Unrecht. Das Haar ist eine Pflanze, die durch Zuriickschneiden im Wachsthum gekräftigt wird. Je län ger das Haar ist, desto langsamer er setzt sich das abgeschnittene Ende. Die Spitzen sind nur dann zu oerschiciden, wenn bei ihnen eine krankhafte Spal tung vorhanden ist. Das Haar ist ein Hornfaden, feiner Beschaffenheit nach den Nägeln verwandt, und auch das Wachsthum der letzteren wird durch Verschneiden nicht befördert. Ebenso wie alles heftige Kämmen, ist das feste Binden des Haares zu nahe am Kopfe zu unterlassen, da es eben falls zu Zerrungen an der Wurzel und zum Haarausfall führt. Muß dasHaar der Frisur halber gebunden werden, so möge es mit einer weichen Seidenlitze in einiger Entfernung vom Kopfe ge schehen. Der Gebrauch von Oel und Pomade ist naturgemäß nur solchen Leuten an» zurathen, die eine trockene Kopfhaut und sprödes Haar haben, doch auch die se thun gut, recht vorsichtig und spar sam damit zu sein, denn ölig oder pomadisirt erscheinende Köpfe pflegen keinen angenehmen Eindruck auf die Mitmenschen hervorzurufen. Immerhin bedarf ein von Natur trockener Haarboden etwas der Nach hilfe, da sprödes Haar, besonoers bei trockener Atmosphäre, sonst leicht brü chig wird. Man verwendet am besten reines Mandelöl dazu, ganz ohne Zu satz von Wohlgeruch, da man sich so jederzeit von der frischen, nicht ranzi gen Beschaffenheit des Oeles überzeu gen kann. Von den Pomaden verdient die be kannte Rindermarkpomade, die man sich aus S Unzen gereinigtem Rinder mark, 3V Gran pulverisirtem Benzoe harz selbst zusammenschmelzen kann, wohl den Vorzug. Franzbranntwein, Lau 6«? tjuiiiine, Birkenbalsam dürf ten bei allzu häufigem Gebrauch, in folge ihres statten Spiritusgehaltes, eine austrocknende Wirkung auf den Haarboden ausüben. Wer diese Zeilen in der Erwartung gelesen hat, dieses oder jenes Wunder mittel empfohlen zu finden, der wird sich enttäuscht sehen. Einfache, aber sorgfältige naturgemäße Behandlung sind das Hauptmittel der Haarpflege wie der Schönheitspflege über haupt. Allerdings ist diese nicht möglich ohne Consequenz und Selbst beobachtung. Bequemer ist es ja auf alle Fälle, ein vom Fabrikanten warm empfohlenes fix und fertig zu kaufen und sich davon tagtäglich ein Quantum auf den Kopf zu gießen. Stt>er ein ganz untrügliches, sicheres Mittel, das in dieser Hinsicht gehegten Hoffnungen auch wirklich alle erfüllt, ist bis jetzt noch nicht erfunden worden. Wer sich indeß die kleinenMü hen und Rücksichten nicht verdrießen läßt, der wird entschieden, falls nicht ein örtliches oder tieferes inneres Lei den zu Grunde liegt, gar bald «in Ein halten des Haarausfalles und eine Be förderung des Wachsthums verspü ren. Ironie. Mitarbeiter (elneZ humoristischen Witzblattes, zum Re dacteur): Haben Sie diesen Witz schon je einmal vorher gesehen? Redac teur: Nein, ich sehe ihn sogar jetzt auch So herum. Na, Bumsiy, kannst Du denn das verteufelte Sau fen nicht bleiben lassen? Vor acht Tagen traf ich Dich betrunken und heute schon wieder! Bumsky: Nei— nein, gn— gnädiger Herr! I—ich bin halt no—noch immer be—soffen! A gua t' s Bier. Sofferl: Dös Bier is so guat und gar so schön litzt's sich heut' hier im Garten, dös i halt gar nit mehr heim möcht'! Wam perl: Da frag'n mer halt den Wirth, ob mer hier biervouakiren können! Haushaltsgeld fertig? Kannst Du schon da brauchen wir nur in Dei ner Stammkneipe zu Mittag zu essen! Aus der Schule. Lehrer: Dies hier ist also ein Punkt, dies ein Komma, dies ein Colon und dies «in Semicolon. Wer weiß es jetzt? Du. Hänscken? Hänschen: Ein Punkt, ein Komma, einColon, antisemitisch«» Zolonl , Knter den» Atieder. I. Aus dem mit Perlmutter eingeleg« ten kostbaren Tischchen in einer schö nen Krystallvase duftete ein reicher Strauß wundervollen Flieders. rend er sie doch kaum kannte. Verrückt also, verrückt aus Liebe, oder sonst ein Narr. Denn unmög lich konnte er sich einbilden, daß er bei ihr auch nur das Geringste zu errei chen vermochte. deutend, daß er in der eleganten Ge sellschaft, welche sich zu schen Reunions drängte, so sehr ver schwunden war, daß in ihrem Ge dächtniß sich die Erinnerung an seine Die Kravatte aber ein unmög liches Etwas von niederschmetterndem „Chic", welches die triumphirende Al noch in ihrem Gedächtnisse, während der Mensch selbst dahinter verschwand. Monsieur de Volga galt übrigens in der Gesellschaft für einen liebens würdigen Menschen, und es wurde so gar viel von seinem Glück in der Liebe gesprochen. Ja, wenn er gewollt hätte, nur eines einzigen Wortes hätte es bedurft und er würde bezwungen zu ihren Fü ßen liegen, in einer Sklaverei, wie er sie bisher noch nie kannte. Aber wäre Mr. deVolga auch der verführerischste unter all den «dlen Rittern gewesen, und hätte seine Kra vatte auch den Gipfel allen Geschmacks erklommen nie würde sie, Gilberte, dies eine Wort aussprechen, nie würde es ihren Lippen entfliehen! 11. Unter all' den jungen Männern, welche sich ihr in stummer Anbetung näherten, zeichnete Gilberte keinen ein zigen aus; nein, sie dachte nur an ih ren Lucien, sie liebte nur ihn, und viel leicht gerade um so mehr, weil er sich fast gar nicht um sie, sein ihm ange trautes Weib, kümmerte. Wenn sie also die Huldigung des kleinen Mr. de Volga angenommen hatte, so verfolgte kleinen weißen Hände mit den Blumen beschäftigt waren, um diese in einer zierlichen Vase effektvoll zu gruppiren, kam Lucien aus seinem Club nach Hause. Obwohl die Nacht schon ziemlich vorgerückt war, hatte Gilberte ihren Gatten dennoch erwartet. Lucien wollte erst einfach durch das Boudoir durchgehen, da er seine Frau jedoch übel, wenn nicht anders, so schon aus Höflichkeit einige Augenblicke bei ihr verweilen. Er setzte sich ihr also ge genüber und plauderte von diesem und jenem. Wohl Niemand hätte bei dem An thet waren, so kühl, so ausgesucht höf lich und gemessen waren sie mit einan der. Und dennoch gährte in ihr. dem schönen jungen Weibe, eine von Lucieis ungeahnte Leidenschaft. Alle die schmerzlichen Gedanken, welche sich in ihrem Herzen angehäuft hatten, hatten ihr an diesem Abend heiße Thränen abgepreßt; jetzt aber zwang sie sich, und sie suchte ihren Kummer zu verbergen und zu ver- Lucien, der achtlos mit dem Flieder strauß spielte, dessen berauschender Duft den Raum fast betäubend er füllte, zu ihr sagte: „Oh, Dein Blumentisch bedeckt sich den hat?" „Mein Gott," spöttelte Gilberte. „Du sprichst ja grade wie die Leute in einem Roman." Im Grunde aber war sie tief erregt über diese ewige Manier ihres Ge 'mahls, alles in's Lächerliche zu ziehen, und über die Art seiner Complimente. Sie wußte, daß sie reizend und begeh renswerth genug war, um anders ge anders als mit den abgedroschenen Phrasen von gemachter Zärtlichkeit und Hingebung. Jeden Verrath, jede Treulosigkeit bätte sie diesem kalten und gleichgiltigen Verhalten ihres Mannes vorgezogen. Wie er jetzt zu ihr sprach und ihr über den Flieder hinweg zulächelte, hätte Gilberte ihn beinahe hassen können und ein Etwas, wie der Wunsch, sich an seiner Kälte zu rächen, so zu rächen, daß seineMan neswürde darunter verletzt wurde, überkam sie. Und unwillkürlich dachteGilberte zu rück an den kleinen Mr. de Volga, der ! .hr etc» ncch so Worte; das sah sie aus dem Lächeln, mit dem er sie ansah. Und ein bitte res Lächeln trat auf ihre Züge, ei» zu sein, erfahren, von wem dieser prächtige Flieder gekommen ist?" „Nein," sagte Gilberte, „das ist wohl gleichgiltig sein." Da zum ersten Mal erröthete Lü nen. „Und wenn ich nun darauf bestände, es zu erfahren?" sagte er. „So würde ich dennoch die Antwort „Gilberte!" ... Stimme. Gilberte aber lachte auf, und: „Lünen! Du scheinst zu vergessen," sagte sie, „daß Du das Recht, Dich in IH. nie hatteGilberte mit solcher Entschlo ssenheit schüttelt gefühlt. tige Auflehnung seiner Frau bis jetzt nicht für möglich gehalten. Gilberte? Weigerung schlug seinem Stolz in's Angesicht. Zum ersten Male fühlte er, wie mit brennendem Schmerze und es beinahe aufhörte zu schlagen. Zum ersten Male aber hatte er auch das Ge fühl von etwas unsagbar Süßem, das ihm zugleich ein schmerzliches und wonniges Entzücken erfüllte. Sie Beide waren verstimmt, und sie saßen einander gegenüber, getrennt hätte der duftende, blühende Flieder da zwischen ihnen eine unübersteigliche Schranke aufgerichtet. Duft dieses Frieders ein, der ihm fast die Besinnung raubte seine ganzen Gedanken zu lähmen schien und ihm seltsamen Schwindel verursachte. Der erste Verdacht, die erste Eisersuchtsre gung hatte seine Seele berührt. Woher kam dieser Flieder? Und da der Duft ihti berauschte, Liebe ihrer zwanzig Jahre, ihm so nahe war, preßte er sie sanft, wortlos an sein Herz, und ihre Lippen fanden sich in einem langen, langen innigen Kusse, und diese Minute des Glücks entschädigte das junge Weib für alle die bösen Stunden, die sie bisher in unbeachteter Liebe verlebte. IV. Einige Stunden später sprach Mr. de Bolga bei Madame vor. Allein er wußte nicht wie ihm war, als die sten Ausdruck der Welt auf ihn zutrat und ihm mit dem liebenswürdigsten Lächeln sagte: „Ich danke Ihnen, Sie haben wirk lich keine Ahnung, welch große Freuoe Sie mir mit dem Flieder gemacht ha ben. Mein Mann fand ihn ent zückend. Diskretion. Was ist eigentlich Discretion? Gar lateinische Ausdruck bedeutet: „Was völlig getrennt, ganz abgesondert ist," gewiß, wer discret ist, weiß mit richtigem Tact das herauszufinden, was in den Bereich des Nächsten und in seinen eigenen gehört, und wird diese Grenze niemals, weder im Spre chen noch im Handeln überschreiten. Da ist kein Ausfragen nach Familien- und Vermögensverhältnissen denkbar, kein Examiniren über das vergangene Leben, wobei der Andere wie auf der Folter sitzt und doch vielleicht wegen seiner untergeordneten Stellung dem Frager nicht ausweichen darf. gibt's aber auch keine ungesuchte Ver traulichkeit, keine Mittheilung von Dingen, die wir vielleicht lieber nicht wissen möchten, oder die uns minde stens gleichgiltig lassen. Diskretion ist Tact, das heißt, sie ist das Gefühl, wieviel Wohlwollen und Vertrauen wir von Anderen erwarten dürfen,und wieviel Interesse für unsere eigenen, uns so wichtigen Angelegenheiten wir von ihnen beanspruchen können. Der Discrete wird keinen fremden, wenn auch offen daliegenden Brief ohne Er laubniß lesen, denn das Eigenthum des Andern ist ihm heilig. Ein dis kreter Mensch wird weder die ihin von seinen Freunden anvertrauten Ge heimnisse «usplaudern, noch die ihm geliehenen Bucher ausleihen. Discrete Leute werden keine Bemerkungen über unsere Kleidung machen, uns nicht sehen, nicht nach unserem Alter fragen; sie setzen sich nicht neben uns, wenn wir mit emem Freund oder mit der Braut dem Bräutigam allein zu sein wünschen, und noch viel weniger be nutzen sie ohne besondereErlaubniß die uns angehörenden Dinge, Die Dis kretion ist eine zarte Sache, die ange boren sein kann, aber auch gelernt sein will, sie gehört zur Bildung, wie «in L-tcs Gehör zur Musil. , , , Sie »acht. i. „Aber so sag' doch zu Mensch!" drängte Fritz. „Clara geht auch . . ." „Was? Fräulein Clara geht auch? Nun, dann nehm' ich selbstverständlich an." „So, so! weht der Wind von daher?" fragte mein Freund, auf's höchste er staunt, „also, w«il Clara mitkommt, bist Du gleich bereit!" Ich wurde roth und schwieg wie konnte ich auch nur so dumm sein! „Na. darum keine Feindschaft nicht, alter Junge - im Gegentheil! Also du kommst? Aber noch was: Du hast neulich erzählt, daß Du kommst? Aber noch was: Du hast neulich erzählt, daß Du im Besitz von zwei Paar schwarzen Tuchbeinkleidern bist. Kannst Du mir nicht eines davon borgen? Meine sind auf den Knien schon so blank, so ab getragen." Die Bitte meines Freundes kam mir verteufelt ungelegen, denn ich be saß selbst nur ein Galabeinkleid. Daß ich auch dies verfluchte Aufschneiden nicht lassen konnte! Warum hatte ich nur ein zweites dazu phantasirt? Mich vor dem Bruder meiner ange beteten Clara als Lügner, als klägli chen Aufschneider zu zeigen, das ging denn doch nicht an. „Ja gewiß, mit Vergnügen." „Wundervoll! Sie werden mir ge wiß passen, meinst Du nicht? Aber um ganz sicher zu gehn, zeig' sie mal her." „Zeigen? Das kann ich nicht. Im Augenblick sind sie beim Schneider. Es war 'ne Kleinigkeit dran zu repari ren." „Ich kann mich doch bestimmt drauf verlassen, daß ich sie vor dem Ball habe?" „Ganz bestimmt." „Gut, ich rechne darauf? Aber nun noch etwas." „Sag' mal, hast Du noch mehr Et wasse in Petto?" „Nein, dies ist wirklich das letzte," versetzte Fritz lachend. „KannstDu mir nicht bis zum Ersten fünfzehn Gulden leihen? Papa reißt sich diesen Monat nichts mehr von der Seele und Clara hat vorige Woche schon genug auf dem Altar der Bruderliebe geopfert." „Hör' mal, Fritz, so gern ich's auch thäte, es ist mir nicht möglich; ich hab' selbst nur noch ..." „Dann kann ich nicht auf den Ball." „Nein, auf den Ball mußt Du da muß Rath geschaffen werden. Du tzehst unter allen Umständen mit." „Natürlich, nichts lieber als das. Und das Beinkleid schickst Du bei Zei ten? Adieu!" „Verlaß' Dich d'raus! Adieu. Und Kaum war er fort, so eilte ich, die Hülfe meines Freundes anzurufen, aber natürlich that ich, als ob ich für mich selber bitten käme. Er war sogleich bereit. „Wann ist der Ball?" „Nun, das trifft sich gut. Morgen brauch' ich sie selbst zu einer Gesell schaft. aber übermorgen früh schick' ich sie Dir. Du kannst Dich drauf ver lassen." „Vortrefflich, besten Dank im Vor aus!" Ich war gerettet. Nun noch ein Bittgang zu meinem Schuhmacher. Ich mußte „höchst nöthig" ein Paar Lackstiefel haben. Gewöhnliche Schuhe Würden's auch gethan haben, aber ihr auf dem Ball ohne Lackstiefel unter die Augen treten nimmermehr! Ich wurde gerade nicht sehr zuvor kommend empfangen. „So, lassen Sie sich endlich mal wie der blicken, Herr Langers?" „Wie Sie sehen," sagte ich so lie benswürdig und höflich wie möglich. „Nu, 's ist auch hohe Zeit. Sie kom men doch sicher ihre Rechnung bezah len?" „Das ist nun gerade nicht der Zweck meines Kommens ich wollte Sie er suchen ..." „Nein, nein, ich mach' kein Stück mehr, bevor die alte Schuld nicht ab gezahlt ist .. ." „Am Ersten bestimmt; ich geb' Ih nen mein Wort." Der gute Mann wurde dunkelroth vor Wuth. „Am Ersten! ja das kennt man schon. Damit kommen Sie mir man nicht. Da müssen Sie sich 'nen Andern suchen. Warum beehren Sie denn grad' mich mit Ihrer Kund schaft?" „Weil keiner solch' gute Waare lie fert wie Sie. Und wirklich, pünktlich am ersten nächsten Monats, sollen Sie ihr Geld kriegen alles." Diese Schmeichelei und meine kläg liche Miene verfehlten ihr Wirkung nicht. „Was soll's denn sein?" brummte er. „Ein Paar Lacksticfeletten " „Was?! Nee, hören Se mal, das ist denn doch ein bischen stark. Das kann nich mal ordinäre Stiefeln be zahlen und will mit Lackstiefeletten glänzen! Warum? Wozu? Sie wollen doch nicht auf'n Ball?" „Ja freilich," versetzte ich unbedacht. „Nee, nee, junger Herr, daraus wird nichts. Erstens brauchenSie nich auf'n Ball zu geh'n und zweitens wird das Schuhwerk durchs Tanzen so rampo nirt. daß man's nich mal mehr zurück nehmen und wieder verkaufen kann...." „Aber ich sag' Ihnen doch, ich be zahleSie bald. Und übrigens wird auf dem Ball nicht viel getanzt. Er ist bei meinem Professor und seh'n Sie . . . daher kann ich auch nicht ablehnen. „O! Bei Ihrem Professor; na, l>as ist freilich was Anderes." Victoria! Ich hatte meine Lackstie fel. O hätte ich Alles voraus ge wubu , Der Schuhmacher stellte nur eineße dingung: ich durste nicht tanzen Wenn ich nicht getanzt hatte, konnt« er sie zur Noth noch für neu ver!«usen. Was sollte ich thun? Ich nahm seine Be dingung an, fest entschlossen, mich nicht daran zu kehren. Er follte dadurch nicht geschädigt werden, denn ich hat te mir fest vorgenommen, am Ersten alles zu bezahlen. Sollte ich mich viel leicht noch einmal einer solchen Scene mit 'nein Schuster aussetzen? Um kei nen Preis! Das Nöthigste war also besorgt. Wenn ich nun noch irgend wo einen kleinen Pump anlegen konnte, war Al les in Ordnung. Doch Letzteres wollte mir, trotz aller meiner Bemühungen nicht gelingen. Alle Freunde, an die ich mich wandte, saßen selbst arg in der Klemme. Kein Wunder! Am Ende des Monats! Mißmuthig zählte ich, meine Reich thümer nach; sieben Gulden und einige lumpige Cents. Na, wir mußten uns dann eben nach dev Decke strecken. Wenn Fritz und ich sehr sparsam wa ren, konnten wir damit auskommen. Albert's Beinkleid kam pünktlich an und ward direct an Fritz weiter fpe dirt. Hieraus begab ich mich zum Ueber fluß noch mal auf die Jagd nach Mo neten, aber vergebens! Als ich gegen Abend heimkehrte, er zählte mir meine Hauswirthin, daß Albert im Laufe des Nachmittags be reits dagewesen sei. „Was mag der wollen?" dachte ich. „Er wird doch nicht seine Beinkleider wieder haben wollen?" Dasßeste ist, sich, wenn er etwa noch mal kommt, verleugnen lassen; sagen, daß ich schon fort bin. Und ich gab mei ner Wirthin die nothwendigenJnstruc tionen. Eben war ich dabei mein schneewei ßes Oberhemd anzuziehen, als heftig Es war Albert, ich erkannte feine Stimme. Er schien sehr ärgerlich. „Wie? Schon fort? Haben Sie ihm denn nicht gesagt, daß ich ihn drin gend sprechen muß? „Gewiß und wahrhaftig hab' ich das gesagt; aber Herr Langers mußt' vor'm Ball noch 'nen weiten Weg ma chen." Hierauf folgte eine lange Pause. Al bert schien nachzudenken. „Hm! Ich will mal oben auf seiner Bude nachsehn; vielleicht hat er was für mich hinterlassen", hörte ich ihn endlich zu meinem Schreck sagen. „Nein oben war ich noch eben, es lag nichts da," klang die Stimme meiner Wirthin. „Nun, um ganz sicher zu gehen, will ich doch mal selber nachschauen," fuhr mein Freund fort. „Das geht wirklich nicht, bester, es es ist noch nicht aufgeräumt. „Ach was. das wird so schlimm nicht sein!" rief Albert lachend, während er schon die Treppe hinaufging. Ich« war rathlos! Wohin? Da fiel Sprung drin war ich und zog die Thür gerade in dem Moment hinter mir zu, als Albert eintrat. „Nichts zu sehen," sagte er. Und dann, nachdem er sich überall umge blickt hatte, ging er. 2. Ich versprach mir großes Vergnü gen von diesem Ball. Ach, wie freute ich mich schon im Voraus auf Clara's silberhelles Lachen! Als ich eintrat, war der Tanz schon in vollem Gange; Clara aber hatte mir schwamm in Seligkeit. „Hurrah! Da bistDu ja, DuPracht kerl! Einen Augenblick, Schwesterchen! Ich muß erst mal diesem fidelen Ret ter die Hand schütteln. Wie hast Du sig adieu meine Dame wartet. Bei Tisch sehen wir uns wieder." Mit diesen Worten war er ver schwunden. Was hatte er nur? So'n len! Erst beim Souper sah ich Fritz wie der. Er saß uns gegenüber, neben der jungen Dame, mit der er fast den gan zen Abend getanzt hatte und schien sich ganz wundervoll zu amüsiren. Ich reichte Clara die Weinkarte. Be scheiden wählte sie Chateau Larose zu ein Gulden fünfzig. Gott sei Dank! Aber was war nur in Fritz gefah ren? Ich glaubte meinen Auyeu nicht zu trauen, als ich das Eticett las Marquis de Terme drei Gulden l So'n Verschwender! Um mein Entsetzen auf's Höchste zu steigern, sah ich eine Weile später, daß Fritz Champagner anfahren ließ. War der Junge verrückt? Wer sollte das be zahlen? Und dabei bewies er eine so erstaunliche Geinüthsruhe, als ob es keine lehren Portemonnaies auf der Welt gäbe. Plötzlich kam ein Kellner auf mich zu. „Draußen im Vorsaal steht einHerr, der Sie dringend zu sprechen wünscht." Ich entschuldigte mich also bei mei nen Tischnachbarn und folgte dem Kellner. Gerade wie ich es gedacht: Albert! Wie ein Geier schoß er auf mich los. „Nimm mir's nicht übel, daß ich Dich abrufen ließ," begann er wie ge sagt, „aber ich war schon dreimal auf Deiner Bude. Du hast es doch gesun dv,? Hast Du es bei Dir?" „Natürlich hab' ich's gesunden und bei mir," versetzte ich ihn erstaunt an sehend. indem ich froh mein rechtes Bein vorstreckte. Ein schwarzes Bein kleid ist doch, namentlich des Abends »ei Gasbeleuchtung, nicht vom anderen zu unterscheiden. Er sah nicht mal danach, sondern fuhr fort: „Das ist gut: gieb's nur rasch her. ich befinde mich in höch ster Verlegenheit!" Entsetzt fuhr ich zurück. „Was meinst Du ... ich soll ... » zurückgeben. . ." „Na natürlich! Das versteht sich doch von selbst!" Ich fing an am Verstände meine» Freundes zu zweifeln. „Ja, aber .. ich kann doch hier nicht ... mein Beinkleid .. ." „Wer spricht von Deinem Beinkleid? Mein Portemonnaie will ich zurückha ben!" „Wa —a —a —.? ... Dein Porti — mon—naie?" „Natürlich! Du sagst doch eben, Du hast es in der Hosentasche gesunden. E» steckt noch ein fetter Zwanziger drin!" Es brauste mir in den Ohren blitzschnell ward mir alles klar! Und Fritz war so ein Esel gewesen, zu glau ben, daß ich das Geld für ihn aufgestö bert und in die Tasche practicirt hat te! Jawohl, jawohl ich weiß schon, Dein Portemonnaie ja natürlich hab' ich's gefunden, aber ... aber .... ich Hab's zu Hause ich Hab's in mei nem Schreibtisch verschlossen." „Verslucht .... nimm mir's nicht übel, aber das nenn' ich Pech haben! Na, dann sei so gut und pump' mir was von Deinem; ich muß doch etwas Geld haben nicht mal zu Mittag essen konnt' ich heute!" Während er noch sprach, hatte ich seufzend mein Vermögen getheilt: drei Gulden für ihn, drei für mich. Als ich zurückkam, fand ich Clara über mein langes Ausbleiben im höch sten Grade verstimmt. Doch trotz der Verehrung, die ich für meine reizende Nachbarin hegte, war ich viel zu sehr vor den Kopf geschlagen, um mich mit Erfolg zu bemühen, sie wieder in gute Laune zu versetzen. Endlich, endlich ließ sich am oberen Ende das charakte ristische Zurückschieben der Stühle hö ren. Wie ein Tiger auf seine Beute, stürzte ich mich auf Fritz; er wollte ge rade am Büffet noch eine Flasche Fritz zeigte sich zum Glück nicht wi derspenstig; im Gegentheil, er war sen timental und theilnehmend gestimmt, so daß es mir verhältnißmäßig leicht wurde, ihm das Portemonnaie abzu schwindeln. Ich stieß einen Seufzer der Erleich terung aus. Wenn es mir nun noch ge lang, meine Angebete wieder zu ver söhnen, war alles in Ordnung. Aber das glückte mir nicht; sie war zu tief gekränkt, ich hatte «s bei ihr total ver dorben. Zwar tanzte sie n-tch langem Flehen noch einige Male mit mir. aber ihr sil» berhelles Lachen, auf das ich mich so gespitzt hatte, ließ sich nicht hören.End lich ließ ich alle Hoffnung fahren. Wir begaben uns früh nach Hauses aber auch der gemeinsameHeimweg war ungemiithlich; wir sprachen wenig. Gerade wollten wir in die zu ihrer Wohnung führende Straße einbiegen, als plötzlich eine schrille Jungenstimme hinter uns sich hören ließ. „Ei, ei, Herr Langers, das hab' ich nu mit meinen eigenen Oogen gesehen und werd's ooch mei'm Meister ver zählen, daß Se doch in de unberappten Stiebeln gebanzt haben." Clara war unwillkürlich stehen ge blieben und ich kehrte mich wüthend nach dem Sprecher um ... Es war Piet, der Lehrjunge meine» Schuhmachers. „Was fällt Dyr/in, Du nichtsnutzi ger Lümmel...'vegann ich heftig. „Machen Se sich man nich dick, dünn is Mode," grinste der Schlingel höh nisch. „Mein Meister hat mir ausge schickt, Se in's Oog' zu behalten und nu will ich's ihm schönstens sagen." Mit dieser Drohung verschwand Piet um die Ecke. Clara schaute mich an ich sie und plötzlich plötzlich brach sie in silberhelles Lachen aus. Sie lachte und lachte und tonnte gar nicht mehr auf hören. Da war nun der Augenblick, nach dem ich mich den ganzen Abend gesehnt hatte. Und ich? Was saltte ich thun? Den anfangs wohl wie einßauer, der Zah nschmerzen hat, aber bald aus voller Brust. Endlich konnte kelns von un» war nicht hübsch von ihr, aber es war gar zu komisch gewesen, sie hatte wirk lich nicht anders gekonnt und ich möch te ihr nicht böse sein . .. Ich beruhigte sie darüber, und da wir nun doch in fröhliche Stimmung gerathen waren und ich ihr Lachen nach meinem Sinn nicht oft genug hören konnte, erzählte ich ihr all meine gaben ihr noch verschiedene "Male Ge legenheit, ihre Lachmuskeln in lebhaf te Thätigkeit zu setzen. So endigte dieser denkwürdige Ball abend noi?> viel vergnügter, als ich zu hoffen gewagt. Einige Wochen später feierte Clara ihren Geburtstag; ich schenkte ihr eine Bonbonniere, die ich nach langem Su chen endlich aufgetrieben: eine Atrap pe, in Form eines Lackstiefels. Aritz freilich meinte, es hätte ein Pantoffel sein müssen. So'n JunkerNaseweis! — Ausderßeitbahn. Lieute in nördlicher Richtung durchzugehen versucht): „Zügeln Sie doch Ihren Gaul, Meier! Wollen wohl im Nord pol - Entdecken Nansen den Rang ab»- laufen!" Resignation. Arzt (in der Sprechstunde): „Was fehlt Ihnen?" Patient: „Ich bin schon acht Tage sehr krank; ich habe solch» Schmerzen, daß: mir das Leben verleidet ist, uns da hab' ich mir halt gedacht: heut' geh' ich einmal zum Doctor, mag » geh » wie's will."