Europäische Rundschau.
Teutsches Reich.
Berlin. Der Magistrat hat der
Firma Siemens >k Halste die Geneh
migung zur Ausführung des Ent
wurfs für die Durchführung der elek
trischen Stadt - Hochbahn durch die
Gitschiner- und Stalitzerstraße zwi
schen Prinzenstraße und Kottbuser
Thorplatz, mit Ausschluß des Wasser
thorplatzes, ertheilt. Eine Garten
bauschule für Frauen, wie sie in letzter
Zeit auf Anregung des Frl. Dr. Cast
ner mehrfach in Deutschland erstanden
sind, wird demnächst auch in Friede
nau - Berlin errichtet werden. Das
Unternehmen wird von der bekannten
Förderin der Frauenbestrebungen Frau
v. Budberg geleitet. Erschossen hat
sich in einem Gasthofe der Luckauer
straße zu Berlin der 2S Jahre alte
Student Fritz Rubinsohn aus Kassel.
Seine Eltern haben dort eine große
Schleierhandlung, die auch in der
Reichshauptstadt ein Zweiggeschäft
unterhält. R. studirte an der Techni
schen Hochschule zu Charlottenburg
das Jngenieurwesen und fiel im Exa
men durch.
Landsberga. W. Hier wird
jetzt ein großer Winterhafen angelegt.
Die Hafenanlage wird in ihren Dime
nsionen so berechnet, daß mehrere hun
dert Kähne darin überwintern können.
Spandau. Wegen eines unglück
lichen Liebesverhältnisses hat der Flü
gelmann des Königin Augusta - Regi
ments Selbstmord begangen. Der
den Wirthschaftsgebäuden des Be-
Schweine umkamen. Ueber die Ent
stehungsursache ist bis jetzt noch nichts
ermittelt worden.
Domnau. In höchstem Maße
herrscht Hierselbst unter den Schülern
Polizeidirigenten Stadtrath Mitschel
einem Beleidigungsprocesse gegen den
Redacteur der Tilsijxr Allgemeinen
Zeitung jenen Meineid geleistet haben.
Danzig. Wegen Gattenmords
verhandelte das Schwurgericht gegen
den Sattlermeister Joseph Wallas
nach der Wohnung seiner Eltern und
schoß sich eine Revolverkugel in den
Kopf. Die Verwundung war aber
Garnisonlazarelh.
Thorn. Ein Mord wurde jüngst
in Scharnau air's dem Felde verübt.
Ein Knecht des Besitzers Felsch hatte
Geist auf. Die Mörder sind gefäng
lich eingezogen.
ralversammlung der activen Gesell
schaft Saatziger Kleinbahnen beschäf
tigen. Es wird zum Ausbau der
Kleinbahn Eaßhagen - Klein-Spiegel
die Vermehrung des Grundcapitals
um 551,000 Mark beantragt.
nerei Franzenshöhe wurde der Buch
halter Raetz von einer Windenkurbel
so schwer am Kops getroffen, daß ein
Aufkommen des Verunglückten gezwei
felt wird.
Treptow a. R. Die Adler-Apo
thete des Herrn Hedtke ist durch Kauf
für 165,000 M. in den Besitz des Apo-
Wslgast. Ein größeres Leuer
entstand neulich i« Folge des Spie
sens von Kindern mit Streichhölzern
im Hotel „Zum Preußischen Hof".
Trotz der schnellen und eingreifenden
Rettungsversuche der Feuerwehr wur
den die beiden Säle und die Bühne,
sowie die 1. Etage des Vorderhauses
ein Raub der Flammen.
Moschin. Der muthmaßliche
Mörder des Ende vorigen Monats im
Krajkowoer Walde todt aufgefundenen
unbekannten Mädchens ist infolge der
Umsicht und Energie, mit welcher die
Behörden die Verfolgung des Thäters
betrieben haben, in der Person eines
Nekla. Der Waldwärier Ma
serek war auf Requisition derStaats
anwaltfchaft in Posen verhastet wor
den, weil er den Wirth Mibus aus
Nekla - Hauland im hiesigen Walde
durch einen Schuß getödtet hatte. Jetzt
ist Maseret wieder aus der Haft ent
lassen worden, weil angenommen wird,
daß er sich in Nothwehr befunden ha
be. Er will von Mibus, den er beim
Wildern betroffen hatte, zuerst ange
griffen worden sein. Nach den ange
stellten Ermittelungen soll dies auch
der Fall gewesen sein.
Posen. Bewußt- und regungslos
und fast vollständig erkaltet, wurde
hier vor Kurzem in einer Seitengasse
ein etwa 11 Jahre alter, anständig ge
kleideter Knabe vorgefunden, in dessen
Rocktasche ein Oui'ntanerzeugniß mit
dem Vermerk „nicht versetzt" steckte. Da
man vermuthete, der Knabe könneGist
genommen haben, so wurde er nach
dem städtischen Krankenhause ge
schafft, wo ihm sofort der Magen aus
gepumpt wurde. Hierbei wurde festg»-
stellt, daß eine Vergiftung nicht vor
lag, der Knabe vielmehr nur stark be
trunken war.
Beuthen a. O. Der Stadt
hauptkassenrendant Koschan ist wegen
Unterschlagung amtlicher Gelder ver
haftet worden. Vor wenigen Tagen
noch setzte Koschan den über ihn ver
breiteten Gerüchten ein entschiedenes
Breslau. Bei einem Wettfahren
stürzte in der Abtheilung für Nieder-
und schlug mit dem Kopf gegen einen
Pfahl der Umzäunung, wo er besin
nungslos liegen blieb. Schildeberger
bat einen Schädelbruch erlitten, doch
hofft man, ihn am Leben zu erhal
ten.
Landesgut. Der hiesigen Stell
macher - Innung wurke die Lade, wel
che ein Jnnungsmeister auf dem Haus
boden aufbewahrte, gestohlen. Der
Inhalt bestand aus Trinkgefäßrn aus
dem 16. Jahrhundert. Jnnungsdocu
menten und anderen Alterthümern aus
der Zeit der Regierung der Kaiserin
Maria Theresia und hatte einen ho
hen Alterthumswirth.
Eilen bürg. Hier wurde ein
Ebevaar angeklaat, eine Frau eineHexe
genannt zu haben. Der angeklagte
Mann behauptete allen Ernstes vor
vem hiesigen Schöffengericht, daß die
Klägerin wirtlich eine Hexe sei, denn
darch ihre Kunst seien seine Kinder
mit Ausschlag behastet! daß Brod und
Butter in seinem Haushalte zu schnell
zu Ende gegangen seien, daran sei si«
schuld gewesen. Erst dann sei Aende
:ung eingetreten, als er besondereMaß
regeln getroffen habe. Die Frau könne
auch die Gestalt eines schwarzen Ka
ters annehmen, und als solcher sei sie
Nachts um seine Wohnung geschlichen.
?sür seine Behauptungen, die natürlich
ingeyeure Heiterkeit erregten, wollte er
?en Beweis der Wahrheit antreten und
,erlangte Zeugenvernehmung. Natür
lich wurde ihm dies nicht zugestanden
mit der Bemerkung, daß er wohl 200
Jahre zu spät geboren sei. Er sowohl
,ls seine Ehefrau wurden zu je 5 Mk.
Strafe verurtheilt.
Erfurt. Im nahen Möbisburg
sollen demnächst, Nachgrabungen zur
Erforschung alter unterirdischerGän
ge, die von der hochgelegenen Kirche
nach dem Orte führen, stattfinden.
Man hofft werthvolle Anhaltspunkte
für die historische Vergangenheit des
Ortes zu finden.
Magdeburg. Seit längerer Zeit
war in der Kunsthandlung von Neu
mann eine Eabinet - Photographie der
Franz Stuck'schen „Sphinx" ausge
stellt. Da auf eis-e bezügliche Bitte des
Neumann sich wei
gerte, das Bild aus dem Schaufenster
mit Rücksicht auf den Kunstwerth zu
entfernen, ersvlgte die poli?eiliche Be
schlagnahme der Photographie. In der
Begründung war gesagt, „die Bilder
seien aee'ianet, das Scham- und Sitt
lichkeitsaesiihl zu verletzen."
Altona. Hier starb die in weite
ren Kreisen bekannte, ehemalige Mar
ketenderin Wittwe Dora Harms. Sie
hat den Feldzng 1870 —71 von An
fang bis zu Ende bei der dritten Com
pagnie Großherzogl. Mecklenburgischen
Jäger - Bataillons No. 14 mitgemacht.
Der Greifn war es vergönnt, sich am
Sedanstage vorigen Jahres noch in
seltener Rüstigkeit an dem Festzuge
als Marketenderin beteiligen zu tön
> nen.
Apenrade. Die goldene Ver-
dienstmedaille vom Kaiser erhalten hat
VIU., Friedrich VII. und Christian
> IX. und endlich Wilhelm 1.. Friedrich
111. und Wilhelm kl. gedient.
Flensburg. Der Redacteur
und Verleger der „Flensburg Avis",
Jessen, wurde von der 1. Strafkam
mer wegen groben Unfugs zu sechs
Wochen Gefängniß verurtheilt. Er
hatte in einer Versammlung in Helle
vat zum Boycott gegen die deutschen
Kaufleute aufgefordert.
Norderney. Bei einer zahlrei
chen Betheiligung der Behörden, des
Kriegervereins, Turn- und Männer
gesangvereins und der sreiwilligenFeu
erwehr, sowie zahlreicher Einwohner
des Ortes wurde die Gedenktafel ent
hüllt, die durch die Gemeindeverwal
tung an dem zur Feier festlich ge
schmückten und beflaggten Hause Ma
rienstraße 5 errichtet ist zu Ehren unse
res Altreichskanzlers Fürsten Otto v.
Bismarck, der im Sommer des Jah
res 1853 dieses Haus bewohnte. Die
Inschrift lautet: „In diesem Hause
wohnte im Sommer 1853 der Bau
meister des deutschen Kaiserreiches,
Fürst Otto v. Bismarck - Schönhau
sen."
Osnabrück. Bei der Wahl eines
Bürgervorstehers an Stelle des frei
willig zurücktretenen Hüttendirectors
Schemmann wurde für dessen Amts
periode bis Ende 1897 im vierten
Stadtviertel der Kaufmann Mor.
Wilkiens mit 262 Stimmen gewählt.
Sillfum. In dem Kuhstalle un
serer Domäne entstand neulich einFeu
er. Das ganze Gebäude wurde bis
auf den Grund niedergelegt. Es gelang
das Vieh ins Freie zu treiben. Ein
weiterer glücklicher Umstand war der,
daß vollständige Windstelle geherrscht,
sonst hätte sich die Katastrophe, die vor
Jahren halb Sillsum in Asche legte,
wiederholen können. Man vermuthet
Brandstiftung.
Hamm. Drei Gefangene mit
Strafen von IS, 16 und 4 Jahren,
gebracht waren, wurden auf Anord
nung der Königlichen Staatsanwalt
schaft in Bonn sofort in Freiheit ge
fetzt. Die Strafkammer dortselbst
Olsen. Mit dem Oberbau des
ser von 3,10 Me«S5 die respectable
Höhe von 56 Metern.
Ostbevern. Der Kreistag zu
Warendorf wählte in seiner letzten
Sitzung den Gutsbesitzer Anton Nie-
und Gelegenheit zum Abkühlen genug
geboten wird. Der Gewählte ist auch
ein sehr gemüthlicher Herr, dem es
zu schlichten.
Bonn. Zur Erhaltung der Ruine
Heisterbach hat die Provincialverwal
tung sich auf Anregung des Verschö
nerungsvereins für das Siebengebirge
bereit erklärt, 2000 Mark zur Verfü
gung zu stellen oder die herrliche Ruine
unter ihren Schutz zu nehmen und für
ihre Erhaltung Sorge zu tragen.
Düsseldorf. Der Ovtskassirer
des Metallarbeiterverbandes, Luther,
ein bekanntes Mitglied der hiesigen
socialdemokratischen Partei, hat 400
Mark unterschlagen. Die Partei hatte
die Absicht, die Sache todtzuschweigen;
es blieb aber bei dem Versuch, denn
dieser Tage lief bei der hiesigen Po
lizeibehörde die telegraphische Nach
richt ein, daß Luthe» in Plauen i.
Vgtl. verhaftet worden ist. Der
Durchgänger hat Frau und Kinder
hier verlassen. Hier wurde ein
wurde. H « N
Frankfurt. Letzthin fiel im
hiesigen Centval-Vahnhof der Lokomo
tivführer Renker von der Hess. Lud
wiasbahn beim Vorspannnehmen von
und sofort getödtet. —lm Hause
Löhergasse 37 in Sachsenhausen be
wohnte seit einigen Wochen das Ehe
raar Susenbeth den dritten Stock.
durch fünf Nesserstiche verletzte. Als
gen geben zu keinen ernstlichen Be
fürchtungen Anlaß.
Kassel. Beim Einlaufen in den
Bahnhof Guntcrshausen verunglückten
dem sie entgleisten' Eine Person, der
Weinbinder Gertenbach aus Metze,
wurde getödtet, acht Passagiere wurden
verletzt. .
dessen Frau in den Flammen um.
Wiesbaden. Der Polizeidirek
tor Dr. jur. Schütte in Wiesbaden ist
Lr»«» Ktitdt».
Bremen. Der Ober-Regisseur
des Bremer Stadttheaters, Albert, ist
Handlung begeben mußte. Die Per
sönlichkeit des Angreifers ist noch nicht
festgestellt worden.
Hamburg. Einiges Aufsehen
macht hier die Zahlungseinstellung des
Directors der Barmbecker Brauerei
Strauß. Wie die Brauerei selbst, ist
auch den Director persönlich durch den
vor einigen Jahren erfolgten Sturz
der großen Nürnberger Hopfenfirma
W. Heidenheimer in Mitleidenschaft
gezogen worden.
Vegesack. Der frühere Verkäu
fer im hiesigen Consumverein, dev im
December v. I. flüchtig geworden und
die Kasse des Confumvereins mitge
nommen, soll jetzt in Bremen verhaftet
worden sein. Seine Begleiterin, eine
verheirathete Frau aus Grohn, ist be
reits seit einiger Zeit aus der Schweiz,
wo sich das Paar aufgehalten, freiwil
lig nach hier zurückgekehrt.
Vechta. Auf eigenthümliche Weise
verunglückte ein Insasse der hiesigen
Besserungsanstalt. Derselbe war mit
mehreren anderen Häuslingen auf dem
Moore bei der Arbeit beschäftigt, und
laute, weil der Tabak den Leuten ent
zogen wird, an einer Wurzel, die er
für die Wurzel einer Kalmuspflanze
hielt. Leider aber war es die Wurzel
des giftigen Wasserschierlings. Kurz
nach dem Genusse stellten sich die Zei
chen der Vergiftung ein und nach einer
Viickeburg. Dev frühere Direc
tor der Niedersächsischen Bank, Lind
ner, der vor einigen Tagen aus dem
mord verübt worden ist.
Apolda. Dieser Tage sind vicr
hiesige Bürger verhaftet worden. Man
dächtig sind, einen Zeugen zu einer
falschen Aussage verleitet zu haben.
Gera. Die hiesige Schützengesell
schaft hat 1000 M. zu Ehrenpreisen
für das 16. mitteldeutsche Bundes
schießen gestiftet. In zwei Vororten
von Gera, die vollständig entgegenge
getrosfeii. Zum Bau eines Land
krankenhaufes für die 69 Ortschaften
des Anterländischen Bezirks in Reuß
j. L, hat ein Ehepaar 250,000 M. ge-
Werden.
Meiningen. Der berüchtigte
Einbrecher Präßler, der, wie wir kürz-
Riegel.
Chemnitz. Kürzlich starb hier
einer der bedeutendsten Großindu
rath Karl Wilhelm Roeßler. Der
eine Kammgarnspinnerei, die einen
Weltruf genießt. Durch zahlreiche
Stiftungen und Schenkungen bekun
dete der Entschlafene feinen Wohlthä-
Verstorbene Mitglied des AussichtS
raths der Sächsischen Bank.
Dresden. Der hier ansässige
Monteur Teichmann fiel in der Nähe
der Schillingsbrückc in Berlin von ei
nem in der Fahrt befindlichen Benzin
motorboot und ertrank, ehe ihm Hilfe
gebracht werden tonnte. Die Revi
sion des vom hiesigen Landgericht am
24. Januar wegen Wuchers zu 6 Mo
naten Gefängniß, 30V M. Geldstrafe
verworfen worden. Dagegen ist die
Revision des Mitangeklagten Dietze,
der zu zwei Monaten Gefängniß ver-
Rückersdorf. Dieser Tage fei
erten der in weiten Kreisen bekannte,
84 Jahre alte, aber noch körperlich und
geistig rüstige Geometer Wilhelm
Gabler und dessen Ehefrau, geb. Rä
ther aus Polenz, das seltene Fest der
diamantenen Hochzeit.
stattgehabten Bllrgermeisterwahl wur
de der seitherige Inhaber dieses Am
tes, Fr. W. Rodemayer, einstimmig
Darmst a d t. Postrath Platz,
einem "Schlagansall plötzlich verschie
den.
Dien he im. Wittwe Jugenhei
mer, die älteste Frau von hier und
wußte sich noch mancher Momente aus
München. Der Prinz - Regent
hat zur Erinnerung an den diesjähri
gen Metzgersprung dem Verein der
Metzgermeister in München als
Schmuck des Zunftpokals eine Ehren
die im nächsten Jahre stattfindende
Kraft- und Arbeitsmaschinen - Aus
stellung ist die Kohleninsel in Aussicht
genommen. Die dortigen Gebäude sol
len soweit es nothwendig ist, abgebro
chen werden. Auf dem östlichen
Friedhofe ereignete sich während einer
Beerdigung ein bedauerlicher Unglück
sfall. Kurz bevor der Geistliche die
Trauerrede am Grabe eines 24jähri
gcn Mädchens beendigte, wurde der
im Trauerzuge befindliche Bräutigam
der Verstorbenen bewußtlos und
stürzte zu Boden. Im Fallen schlug
er mit dem Kopfe so heftig an der
Kante eines Grabsteines auf, daß er
blutüberströmt vom Platze getragen
werden mußte. Zufällig war ein Arzt
anwesend, welcher dem unglücklichen,
25jährigen Manne die erste Hilfe lei
stete.
Plattling. Zwischen Nieder
pöcking und Plattling kippte in der
Isar ein Kahn mit vier Personen um.
Durch Festhalten am Pfosten wurden
nach stundenlangem Ausharren tn die
ser fürchterlichen Situation drei der
Verunglückten gerettet, der vierte,
Würzburg. Das hiesige Mili
-11. Infanterie - Regiments Straller,
Kurz, Knorr und Nußstein zu 5 Jah
ren Zuchthaus, resp, neun Monaten,
zwei Jahren und sieben Monaten Ge
fängniß. Die Verurtheilten hatten den
ihnen verhaßten Soldaten Hiltl Nachts
in der Kaserne zu Regensburg im Bett
überfallen, in Bettdecken eingewickelt
starb.
Mackenbach. Das Fest der dia
leute Phil .Nickolaus, die Beide im
87. Lebensjahre stehen. Der Hochzeit
wohnten bei: 3 Kinder, 13 Enkel und
Blitzstrahl traf den Thurm der kathol.
Kirche. Der Blitzableiter, der wahr
scheinlich schadhaft gewesen ist, wurde
zerrissen, das Zinkdach zerfetzt und ein
Gesimsstein zerschmettert.
Cannst a t t. Der 26 Jahre alte
seine Geliebte bedienstet war, wegen
verschmähter Liebe, und ein 38 Jahre
alter lediger Oekonom, der auf Besuch
hier war, nahm sich in einem Anfall
von Trübsinn das Leben.
Roßwangen. Neulich Nachts
wurde hier an vier verschiedenen Stel
er an drei Orten bald gelöscht ward,
konnte es am vierten nicht mehr be
wältigt werden und äscherte zwei von
drei Familien bewohnte Gebäude ein.
Rottweil. Heinrich Heß, früher
Kronenwirth hier, 76 Jahre alt. feierte
im engeren Kreise der Seinigen mit
seiner 80 Jahre alten Frau die gol
dene Hochzeit. Zu dieser Feier sind sei
ne fünf Kinder, worunter einSchn aus
Amerika, nebst einer Anzahl Enkel
hier zusammengetroffen. Das Jubel
paar erfreut sich noch guter Gesundheit
und Rüstigkeit.
U l m. Dieser Tage wollte Premier
lieutenant Draußnig, Adjutant beim
Infanterie - Regt. Nr. 124, ein neu
gekauftes Pferd an die Musik gewöh
nen. Das Pferd wurde scheu, ging
durch und warf den Reiter ab, welcher
durch den Fall eine schwere Gehirner
schütterung und Rückenmarkverletzung
erlitt.
Untertürkheim. Der 26 Jah
re alte ledige Gustav Göhl von Wan
gen, welcher auf hiesigem Bahnhof be
schäftigt war, hatte das Unglück, wäh
rend er einem aus der Station fahren-
und getödtet zu werden.
Waldsee. Der Zimmermaler
Eggmann, ein junger verheiratheter
Mann, wurde von ledigen Burschen
mit Messerstichen so schwer verwundet,
daß an seinem Auskommen gezweifelt
wird. Zwei Verhaftungen wurden vor
ig U h l. Die ledige Besenhändlerin
Dorothea Braun von Kappelrodock
gen Ottersweier unweit der Stadt von
zwei Burschen angefallen und verge
waltigt. Als Thäter wurden der ledige
Josef Decker und der 26 Jahre alte,
verheirathete Steinhauer Anton Seiler
von Lauf ermittelt und verhaftet. Sei
ler widersetzte sich dem Gensdarmen
thätlich und stieß Beleidigungen gegen
Kaiser und Großherzog aus.
Durlach. Vor Kurzem feierten
die Weingärtner Friedrich Nestle Ehe
leute die goldene Hochzeit.
Eppingen. Im 80. Lebensjah
re starb Frau Christin! Kistner, welche
seit mehr als 60 Jahren in hiesiger
Stadt ununterbrochen als Lehrerin im
Weißnähen thätig war.
F r e i b u r g. Dem Dr. chem. Bruck
wurde die Rettungsmedaille verliehen.
März den 75 Jahre alten Täglöhner
Johann Schmelz und dessen kranke
Tochter vom Tode des Ertrinkens.
Ibach. Der in weiten Kreisen be
kannte Finkenwirth Josef Börsig hat
Wolfach. Verhaftet wurde wegen
Sittlichkeitsvergehens der 58 Jahre al
te Täglöhner Andreas Heitzmann von
Kinzigthal und dessen außerehelich ge
borene, in Oberwolfach wohnhafte
Tochter Apollonia Harter.
Oesterreich-Ungarn.
Dux. In Folge plötzlicher Erdsen
kungen am Radenhügel versank eine
Bahnwärtersfrau. Dieselbe wurde erst
nach vielstündiger Arbeit schwer ver
letzt an's Tageslicht befördert.
Klausenburg. Gymnasialpro
fessor Zachar hat sich erschossen.
Prag. Vor dem hiesigen Schwur
gerichte wurde der 16 Jahre alteSetzer
lebrling Robert Vaw wegen des Ver
bleiens des vollbrachten Meuchelmor
des zu schwerem Kerker auf die Dauer
von 1V Jahren verurtheilt. Derselbe
hatte in einem Nacht - Cafe die
Prostituirte Anna Böhm durch 31
Messerstiche ermordet.
Wiener-Neustadt. Neuestens
wurde in Waldegg bei Gutenstein der
Postmeister bei einem Spaziergang vog
einem wüthenden Dachs überfallen und
nur durch die rasche Dazwischenkunst
eines Mannes, der die Bestie erschlug,
vor dem Schlimmsten bewahrt. Die
Wuth des Dachses wurde amtlich kon
statirt.
Schwei».
Aargau. 86 - jährig starb in Ba
den ätteste schweizerischeJournalist,
des „Badener Tagb^tt".^"'
Baselst adt. Zwei Francs Fin
derlohn für 12,000 Francs bezahlte
die noble Post tn Basel einem armen
Straßenarbeiter, der den von einem
Postwagen auf der Straße verlorenen
Geldsack durch einen Dienstmann, der
ihn 1 Franc SOCts. kostete, der Ver
liererin wieder zustellen ließ. Letzt
hin hatte eine Fabrikarbeiterin in
Kriens, aus Baselland, ihr neugebore
nes Kind mittels Erwürgen? getödtet
und die Leiche in einen Koffer verpackt,
der nach Basel gesandt werden sollte.
Der Zufall wollte, daß der Koffer beim
Wegheben aufsprang und so der schau
rige Fund entdeckt wurde. Schon wäh
rend der Schwangerschaft soll sich die
Verbrecherin mit dem Mordgedanken
getragen haben. Auf Requisition der
Luzerner Behörden wurde die Thäte
rin in Basel verhaftet und nach Luzern
eingeliefert.
Neuenburg. Für die Vorarbei
ten zum Schützenfest bewilligte der Gr.
Rath 75,000 Fr.
W a a d t. Von einer Reise nach Al
gier zurückgekehrt, erkrankte und starb
am Typhus der Advokat und radicale
Nationalrath Decollogny.
Zug. Auf offenem Platz in Vaar
ermordete der Italiener Gabeati seine
Tante.
Luxemburg.
Düdelingen. Neulich wurde
der 47 - jährige Arbeiter Peter Thom
mes auf offener Straße in bewußtlo
sem Zustande aufgefunden? einige Au
genblicke später war er eine Leiche. Der
Tod soll infolge eines Herzschlages ein
getreten sein.
Harlingen. Das dem Täglöh
ner Nicolas Say zugehörige Wohn
haus nebst anliegendem Stallchen wur
de durch eine Feuersbrunst einge
äschert.
Luxemburg. Der Großherzog
hat Herrn Friedrich Grützmacher aus
Köln, der bei dem letzten Concert der
„Philharmonie" dahier mitwirkte und
einen großen Erfolg mit seinem vol
lendeten Cellospiel errang, die groß«
goldene Medaille für Kunst und Wis
senschaft verliehen.
die böse Schwie/zermama „verrissen",
wie viel Coupletdichter haben sich mit
einer Strophe auf die böse Schwieger
mutter einen billigen Erfolg geholt,
wie viel Earicaturen»ichner haben sie
uns in abschreckender Gestalt vorge
führt? Wer kann es zählen?
Und doch, fragt man in der Welt her
um und sucht nach der bösen Schwie
germama, so stellt es sich heraus, daß
diese Figur nicht in so zahlreichen Ge
stalten in der Wirklichkeit zu finden
ist, wie man nach Theaterstücken, Cou
plets und Caricaturen glauben sollte.
Sie sind besser, als ihr Ruf, die
Schwiegermütter, und wohl die beste
aller Schwiegermütter ist Frau Anna
Ritschel in der Favoritenstraße in
Wien, die sich in ihren Schwiegersohn
verliebte und was die Hauptsache
ist, in die sich auch der Schwiegersohn
verliebte. Frau Ritschel, heute eine
Frau von 32 Jahren, heirathete vor
etwa zcbn Jahren einen Wittwer, der
ein zehnjähriges Mädchen hatte. Der
Wittwer starb vor drei Jahren und
theilte das Vermögen unter Frau und
und jetzt sind die Beiden nach Italien
Der Polizeidiener Ofer
«us Dudenhofen war zur Beaufsichti
gung der Confcribierten mit in Speyer
gewesen und hatte mit letzteren des
Guten zu viel gethan. Auf demHeiin
wege gerieth er mit dem Maurer
Wirthwein in Streit. Nachdem beide
nach Hause geschafft waren, ließ sich
Polizeidiener Ofer hinreißen, in die
Wohnung des Wirthswein mit gezo
genem Säbel einzubringen. Wirthwein
setzte sich zur Wehr unv nahm den An
griff, mit einer Axt bewaffnet, aus.
Beide Kämpfer wurden lebensgefähr
lich verletzt.
Zwischen vem Staats
anwalt Dr. Landauer in Passau und
einem dortigen Advocaten ist es vor
Gericht zu einem komischen Rencontre
gekommen. Der Staatsanwalt wit
terte in dem Ausdrucke „Schlamassel",
den der Vertheidiger in seinem Plai
doyer gebraucht hatte, den jüdischen
Beigeschmack und drückte tiefbewegt
sein Bedauern aus, daß der Vorsitzende
„unbegreiflicher Weise" diesen Aus
druck nicht gerügt habe. Dagegen er
klärte der Vertheidiger in einer per
sönlichen Bemerkung, mit einem deut
schen Wörterbuche in der Hand, den
Ausdruck „Schlamassel" für nicht un
parlamentarisch; wenn von der ande-
Beigefchmack oder eine persönliche
Spitze in dem Wort „Schlamassel" ge
funden worden sei, habe das nicht in
seiner Absicht gelegen und gehe auch
nicht aus dem Zusammenhang hervor,
in dem es gebraucht worden sei. Der
Gerichtshof constatirte nach dem Ur
theil: „daß der Vertheidiger in seinem
Plaidoyer allerdings den Ausdruck
„Schlamassel" gebraucht habe, daß
aber nichts Auffälliges darin gefunden
werden könne? es sollte damit nur
Verletzendes darin gefunden werden
und für den Vorsitzenden habe daher
durchaus keine Veranlassung bestan
rechtigt zurückzuweisen."
Mit reichen Legaten hat
der reiche Oelhändler George Meine
Smith, welcher dieser Tage in London
im Alter von 73 Jahren starb, seine
Diener und Angestellten bedacht. Seine
Vermächtnisse beliefen sich zusammen
auf P 1,325,000. Sein Kutscher er
hielt P 1125, jeder seiner Gärtner
PS00; mit einer gleichen Summe
wurde jeder seiner 200 Ladengehilfen
bedacht, während den Vorstehern seiner
Höhe von P 1250 bis P 2500 zufielen.
?20M0.
—ln Straubing haben
mehrere Säbelduelle stattgefunden.
Das eine Duell fand zwischen einem
Hauptmann und einem Premier-Lieu
entstanden waren. Der Premier er
hielt eine leichte Kopfverletzung. Der
nämliche Hauptmann hatte dann em
Säbelduell mit einem Bankier, dessen
vor mehreren Jahren erfolgten Ueber
tritt vom Judenthum zur katholischen
Kirche er kritisirt haben soll. Der
Hauptmann erhielt in diesem Duell
Verletzungen am Kopfe, im Gesicht und
an der Brust.
Die Berliner Actien-
Gesellschast für Eisengießerei und
Maschinenfabrication, vormals I. C.
Freund und Comp. Charlottenburg,
hat von den Berliner Wasserwerken ein
Wasserrohr zumßeinigen erhalten, das
von dem alten Stralauer Wasserwerk
herrührt und 3V Zoll Durchmesser hat.
Das Rohr ist von dem Former Ribbe,
der sich heute noch in der Fabrik befin
det, seiner Zeit gegossen worden und
trägt unter einer Krone die Inschrift:
„Gegossen in Gegenwart Sr. Majestät
des Königs Friedrich Wilhelm IV. am
28. April 1854." Speciell an dieser
Inschrift hat Ribbe, aus dessen Hän
den vor nunmehr fast 42 Jahren das
Rohr hervorgegangen ist, sein Mach
werk wiedererkannt.
—ln Savignano, einem
kleinen Pfarrdorf des Apennins zwi
schen Florenz und Bologna wurde die
ser Tage die Leichenfeier für einen Gr
afen Mattei abgehalten, der zwei Mil
lionen für wohlthätige Zwecke hinter
lassen hatte. Da nun das Gerücht ver
breitet worden war, der Verstorbene
habe für jeden, der zu seinem Todten-
Haufen herbei; man redet von 8- bis
IV,VW Personen. Am Eingang zur
Kirche entstand infolgedessen ein fürch
terliches Gedränge, das auch verschie-
Sacristei vorzeitig nieder. .
In Perpignan stieß bei
einem Sturgesecht, das ungeachtet aller
Verbote veranstaltet worden war. ein
Stier mit dem Horn einen Kämpfer
tief in die rechte Wade und einen Ban
derillo in den Bauch, so daß die Ge
därme hervorquollen. Einen Dritten
nahm er aus die Hörner, warf ihn in
die Luft und trampelte auf ihn. Alle
Drei wurden bewußtlos iveggetragen.
Das Publikum klatschte dem Stier,
der lieber den Menschen als den
Schindmähren zu Leibe ging, b ge ster>-
ten Beifall, und das Gefegt wurde
unterbrochen, so daß der Stier Sieger
blieb.
VeimAbbrucheiner alten
Mauer in Breckerfeld wurde ein irde
ner Topf gefunden, der einen Leder
beutel mit 80 Silbevmünzen enthielt
aus dem Ende des 17. und dem An
fange des 18. Jahrhunderts. Es sind
brandenburgische, französische und
schwedische. Von den letzteren trägt
eine besonders große den hebräischen
Namenszug Jehovah und die Um
schrift: k°c»'tii»<l» »<"
(der Herr ist meine Stärke). Einige
Stücke gehören den Bisthiimem Köln
und Osnabrück, dem Herzogthum
Braunschweig und der Reichsstadt
Frankfurt an. Die Münzen sind von
scharfer Dräauna und gut erhalten. 7