Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 28, 1896, Page 6, Image 6

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    6 Pfingsten.
Aufschlägt
Im Walde
Frühling sein Zelt.
Wie balde,
Festschmuck die Welt.
Wie schön
Erklinget
Vogelgesang,
Die Höhn
Umschlinget
Grünes Gerank.
Nun pilgert durch das blühende Land
Die junge Liebe Hand in Hand.
Im Herzen klopft's so eigen.
Und als die Nachtigall erwacht,
Da küssen sich zwei Lippen sacht
Und Wort und Wunsch erschweigen.
Am Bach
Im Röhricht
Flüstert der Wind:
Wie schwach,
Wie thöricht die Menschen sind.
Doch leis im Baum singt ein Vögelein:
Wie süß, wie herrlich muß Liebe sein!
Hine Prüfung.
Von Fr. Löhn.
Zwanzig Jahre war sie alt. Große,
blaue, unschuldsvolle Augen, eine
schlanke, aber volle Gestalt, ein Gesicht
wie Milch und Blut, das aschblonde
Haar in schlichten Zöpfen mn den
Kopf gewunden, kräftige, gesundeZäh
ne —so sah Katharine, das neue
Dienstmädchen von „Raths" drüben
am Breiteweg aus.
Trine war noch nicht lange in der
Stadt. Sie war vor Kurzem erst aus
Crevese, ihrem Heimathsdorse, gekom
men und gleich bei „Raths" in Dienste
getreten, denn Trinens Mutter war bei
„der Frau Riithin ihrer Schwester"
Amme gewesen.
Gern hatte die Mutter ihr Kind
zwar nicht in die Stadt gehen lassen
und noch dazu in so eine Stadt, wo so
viel Militär war, aber bei „Raths"
war die Trine am Ende doch gut auf
gehoben, zumal sie ja ein ganz braves
Mädel war und die Frau Rath noch
auf das „allergnädigste" bat, nur ja
auf ihr Kind recht Acht zu geben.
Um das neue Mädchen, das in der
Stadt natürlich sich noch wie verloren
fühlte mit all dem Fremden, das sie
und besten einkaufen konnte, ging die
„Frau Rath" mit auf den Markt, und
Trine folgte ihr. den Einkaufskorb
schon"jetzt immer ganz roth, wenn Ei
ner oder der Andere stehen blieb, ihr
nachsah, ihr zuzwinkerte und am Ende
beres Mädchen!"
Auch heute war „Frau Rath' na
türlich mit auf den Markt gegangen,
d. h. heute erst recht, denn es galt eine
gen eingeladen, sondern auch sein di
recter Vorgesetzter zugesagt hatte, auf
einen Löffel Suppe zu kommen.
schwer beladenen Korb, in der anderen
eine fette gerupfte Gans, kam Trine
mit der Frau Räthin nach Hause. Der
Herr Rath war auch noch da, freilich
aber schon zum Ausgehen bereit, denn
zu spät kommen, das war ihm in den
ganzen 27 Jahren seiner Amtsthätig
keit noch niemals und durfte
natürlich selbst heute nicht vorkommen.
Als er aber seine bessere Ehehälfte
kommen sah, da konnte er sich's nicht
versagen, noch einmal zurück und mit
in die Küche zu gehen, denn auch er
hatte eine Ueberraschung, eine großar
tige Ueberraschung.
Dort in der Kiste, die auf dem Ti
sche stand, war sie: ein Hummer, ein
wahrhafter lebendiger Hummer, der
jetzt, als der Herr Rath ihn triumphi
rend herauszog, mit seinem Schwänze
schnappte und mit seinen Scheeren her
umsuchte.
Die Frau Rath war offenbar über
den Hummer sehr erfreut, denn: „das
hast Du gemacht, Vater," sagte sie.
Trine aber schrie laut auf und hätte
vor Schreck den Kohlkopf fast fallen
lassen, denn so was hatte sie noch nicht
gesehen. Bei ihr im Dorfe gab's so
was nicht, und als sie hörte, daß das
„Vieh" gar aus dem Meere komme,
da kannte ihr Staunen keine Grenzen.
Die Frau Rath gab noch schnell ei
nige Anweisungen wie alles zuzuberei
ten sei, während der Herr Rath in all
den Herrlichkeiten, die ihn dann bei
Tisch erwarten sollten, herumkramte
und in Gedanken schon schwelgte.
Dann ging Frau Rath auf ihr Zi
mmer, um sich umzuziehen, während der
Herr Rath sich ins Bureau machte.
Auf der Treppe aber fiel ihm etwas
ein, denn er schmunzelte
geyen,' meine Frau wird's Dir doch
„Ja wohl, Herr Rath, ich weiß al
les," entgegnete Trine.
„Hat sie Dir aber auch gesagt, was
er sonst noch mit ihm für eine Bewand
niß hat?"
„Nein, Herr Rath, gar nichts."
»Hm, hm," machte der Rath sehr
da, siehst Du, wird namentlich jungen
Mädchen sehr gefährlich. Dir wohl
wahrscheinlich nicht, denn warst
lassen? nicht?"
„Aber Herr Rath", sagte Trine gsnz
verschämt und zupfte, die Augen nie
derschlagend. an ihrem Schürzensaum.
„Na, na," machte der Rath, „das
kann man nie wissen. Dieses Thier
aber, siehst Du, weiß immer Bescheid,
und wenn ein Mädchen, das sich auch
nur im Geringsten etwas vorzuwerfen
hat, das Thier da zum Kochen setzt,
dann schämt es sich so, daß es von oben
bis unter erröthet."
„Aber Herr Rath."
„Es wird roth, ganz roth, doch bei
Dir wird so was gewiß nicht passiren,"
und der Rath ging ganz vergnügt sei
nes Weges und lachte über den guten
Scherz, den er sich mit dem Mädchen
geleistet hatte, bis er endlich über seine
Bureauarbeit die ganze Sache ver
gaß.
Um zwei Uhr war der Dienst zu
Ende und da die .Herren Collegen des
Herrn Raths Gäste waren, so machten
sie zusammen den Weg nach des Raths
Hause. Nur der Amtsvorstand kam ei
nige Minuten später.
Der Tisch war natürlich schon glän
zend gedeckt und bot mit seiner gestick
ten „Saucen Chaussee", dem Tisch
läufer und seinem reizenden Blu
menarrangement einen wirklich hüb
schen, anheimelnden Anblick.
Bei den ersten Gängen ging alles
ganz ausgezeichnet und Katherine stell
te sich so geschickt an und sah in ihrem
netten Kleidchen mit der blütheweißen,
srisch geplätteten Schürze und dem
weißen Tüllhäubchen so propre und ap
petitlich aus, daß der.Herr Rath wirt
lich seine Freude an ihr hatte.
Endlich kam die Reihe an das kuli
narische Glanzstück: den Hummer.
Mit lächelnder, sieghafter Miene, die
Schüssel allerliebst über ihrem hüb
schen. blondzöpsigen Köpfchen haltend,
schritt Trinchen auf die Tafel zu und
stellte vor die entsetzt ausschreiende
Hausfrau einen Hummer nieder, der —
kohlenpechrabenschwarz auf seinem
grünen Bette von Petersilie und Kresse
Natürlich allgemeines Erstaunen
über diesen Anblick. Was war gesche
hen?
Die liebe Unschuld vom Lande hat
te, als es das unheimliche Thier beim
Sieden immer roth und röther werden
sah, in ihrer Herzensangst, bei der
Herrschaft in bösen Verdacht zu ge
rathen, zu einem heroischen Mittel ge
griffen. Sie hatte den erbärmlichen
Wicht, der einen einzigen Kuß, den Ve
tter Jakob ihr beim Abschied vom Dor
fe gegeben hatte, so falsch auffaßte und
roth darüber wurde, einfach genommen
und hatte ihn gewichst! wie ihres
Herrn Stiefel niemals geworden wä
ren.
Der Herr Rath aber, oh! der Herr
Rath, der wälzte sich in seinem Stuhle
legen und der Herr Bureauvorsteher
auch, als sie des Räthsels Lösung er
fuhren.
Immer Tersclve
Die Frau Professorin will mit
ihrem Manne einen Spaziergang ma
chen und erwartet denselben vor dem
Hause. Der Herr Professor erscheint
auch pünktlich, hat aber aus Versehen
seinen alten Rock anbehalten.
„O," meint er, als seine Frau ihn
darauf aufmerksam macht, „das merkt
man schwerlich!"
„Aber bester Mann," entgegnet diese,
„sieh' nur, der Rock paßt ja gar nicht
zu Deiner neuen Hose!"
„Du hast Recht, geliebte Euphro
sine!" entgegnet der Herr Professor,
geht noch einmal in die Wohnung zu
rück und erscheint nun in seiner
Auf dem Meldungsam
te. Beamter (zu einem Arzt, der dis
Meldung von seiner Niederlassung in
der Stadt erstattet): „Wir haben leider
schon viel zu viel Aerzte in unserer
Stadt!" Arzt: „Ja. wir Aerzte
wollen eben alle leben!" Beamter:
„Die Anderen aber auch!"
DasguteKind. Karlchen:
„Papa, ich sitze jetzt nicht mehr auf der
letzten Bank." Vater (erfreut: „Das
ist hübsch von Dir! Da hast Du zehn
Pfennig! Aber nun erzähle mir 'mal,
wie das gekommen ist." Karlchen:
„Die letzte Bank wird gestrichen!"
Nicht immer. A.: „Man,
sagt, die Frauen wären für alle
Schmeicheleien sehr empfänglich, aber
das ist nicht immer wahr." — B.: „Wie
so denn?" A.: „Ich sagte heut' mei
— Zerstreut. —Professor: Ich
fessor: O, wie fatal! Und die
EinPantoffelheld. A.:
„Der Mayer ist ein Pantoffelritter. Er
will " B.: „Das ist noch nichts.
pa."
Mißverstanden. Fremder:
„Herr Meyer zu sprechen?" Magd:
„Der Herr Meyer befindet sich auf der
Hochzeitsreise!" Fremder: „O, das
thut mir leid!" Magd: „Nicht
Hreifswatd.
„Und in Greifswald, da weht der
Wind so kalt," heißt es nur zu richtig
im „Universitätenliede". Aber trotz
dem dürfen wiv heute die Cistercien
sermönche segnen, die 1233 den Ort
als Marktplatz für ihr Kloster (El
dena) anlegten. Schon 1250 zur
deutschen Stadt erhoben, wurde
Greifswald frühzeitig eines der ange
sehensten Glieder der Hansa im Pom
mernlande. Der Stadtkure, das heißt
der Thumnwächter von St. Nicolai,
sah von seinem hohen Sitze wiederholt
das frohe Gewimmel eines Hansatages
und gar oft den Auszug wehrhafter
Bürgerfchaaren. Aber seit dem sechs
zehnien Jahrhundert verfielen die
Universitätsbibliothek.
Hansa und der Ostseehandel immer
mehr: spärlicher wurde die Zahl der
Schiffe im Greifswalder Bodden.
Hochschule konnte längere Zeit nicht zu
rechter Blüthe gelangen. Ihrem er
freulichen Aufschwünge seit Anfang
des siebenzehnten Jahrhunderts mach
ten 1627 die Schaaken Wallenstein's
ein rasches Ende. Aber im Juni 1631
rückte Gustav Adolf in die Stadt ein,
und die schwersten Kriegsleiden waren
vorbei. Drei Jahre später gab der letzte
Pommernherzog Bogislaw XIV.
durch Schenkung der früheren Elde
naer Klostergüter, die bald einen über
raschend reichen Ertrag lieferten, end
lich auch der Universität eine solide
materielle Grundlage. Aber die vielen
Kriege, wiederholte feindliche Besetzun-
Kriegerdenkmal.
gen und die Ungunst der Lage ließen
sie in der schwedischen Zeit nur vor
übergehend größere Bedeutung gewin
nen; noch 1805 zählte die „kleine, un
berühmte Universität", wie sie Arndt
nannte, nur 81 Studenten. Da wurde
die endliche Vereinigung Neu - Vor
pommerns mit Preußen (1815)
Greifswald zum Heile. Zwar war die
Wiederbelebung der einstigen Blüthe
des Stehandels unmöglich, aber die
Universität nahm mit der Zeit einen
bedeutenden Aufschwung. Im Winter
1848—49 war allerdings erst knapp
das zweite Hundert der Studenten
überschritten; aber seit Vollendung
der Berlin - Stralsunder Bahn lag
Greifswald nicht mehr „allzu sehr im
Winkel". Es zählte 1872 schon 520,
fünfzehn Jahre später sogar 1103
Studenten. Auf dieser Höhe vermochte >
es sich freilich nicht zu erhalten; aber
der Durchschnitt betrug doch seitdem!
etwa 800 bis 900. Die Hälfte dieser
Zahl pflegen Mediciner zu sein, denn
es bestehen eine ganze Reihe mustergil-
Ruine in Eldena,
tiger medicinisch - naturwissenschaftli
cher Institute. Daneben treten bedeut
sam, gewöhnlich ein reichliches Viertel
der Gesammtzahl ausmachend, die
Theologen hervor. Die Greifswalder
Studenten recrutiren sich jetzt aus
ganz Deutschland; aber auch Fremde,
zumal Schweizer, fehlen in keinem Se
mester. Und doch ist die Zeit längst
sche Gebräuche sind mit mancherlei
Wandlungen tief in die bürgerlichen
Kreise eingedrungen. Besondere Er-
So ist Bruder Studio in Greifs-
andere Menschenkinder dürfen es ge
trost wagen, der Stadt einen Besuch
Bahnhofsgebäude empfangen wir ei
nen freundlichen Eindruck. Ein Theil
der Wallpromenade, die aus dem alten
Festungswall mit theilweiserßenützunz
der Wallgräben geschaffen worden ist
und sich, mit schattigen Linden und
zu Schmuckplätzen erweitert, um den
größten Theil der alten Stadt zieht,
liegt vor uns. Nach wenigen Schrit
uns, wenn wir sie nach rechts verfol
gen, ein sehr hübscher, mannigfach ab
wechselnder Blick auf die Stadt. Diese,
zehn Jahre nach dem dreißigjährigen
Kriege nur noch 4700 Einwohner zäh
lend, hat jetzt mit 23,W0 Einwohnern
die Schwesterstadt Stralsund fast er
reicht. Zwar merkt man, der bedächti
gen Art des Pommern entsprechend,
in ihr noch wenig von der modernen
Nicolaikirche.
Hast? aber die zahlreichen fremden Ele
mente aus den akademischen und den
Beamtenkreisen bringen doch in das
geistige und gesellige Leben na
mentlich im Winter eine ganz un
gewöhnliche Regsamkeit. Da, abge
sehen von einer größeren Maschinen
bauanstalt, höchstens der Korn-, Holz-
und Fischhandel (der letztere mit seiner
originellen „Heringsbörse") etwas grö
nen Ausnahmen; aber eine gewisse
Wohlhabenheit ist ziemlich weit ver
breitet und eigentliche Armuth seltener
als sonst meist in Städten gleicher
Größe.
Machen wir nach kurzer Wanderung
da ein wenig Halt, wo der Wall ver
rechts den „langenNicolaus", vor uns;
die „dicke Marie" zeigt sich uns erst be
trächt'»ch später. Die Nicolaikirche.
gleich ihren beiden Schwestern im go
thischen Stil gehalten, kündigt sich
Alte Häuser am Markt,
schon durch ihren stattlichen, fast 100
Meter hohen, meilenweit sichtbaren
Thurm, von dem der Blick weit Über
das Land und den Bodden schweift,
als die eigentliche Hauptkirche der
Stadt an. Mehr im Vordergrunde
liegen die Augenklinik und das physio
logische Institut, auf der Außenseite
! des Walls aber, fast gerade unter uns,
! die katholische Kirche mit ihren zierli
! chen gothischen Formen. Der weitere
Weg führt uns an der stadtischen hö
heren Mädchenschule und an dem die
ser schräg gegenüber liegenden stattli
chen Flügelbau des Gymnasiums vor
bei. Bald darauf erblicken wiv links
unter uns den schönsten Theil der An
lagen, den Müntergrund, die Schöpf
ung des vor wenigen Jahren verstor
benen humorvollen Botanikers Profes
sor Munter. Durch diesen zurückwan
dernd, gelangen wir rechts durch die
Fleischerstraße nach dem Hauptmarkt.
In dessen Mitte erhebt sich seit dem
Sedantage 1892 das Kriegerdenkmal;
auf der Westseite fesseln den Blick der
schöne Renaissancebau des Rathhsuses
und daneben das alterthiimliche Gie
belhaus der Rathsapotheke. Vom
Markt führt uns die Buchstrahe, vor
über an den einstigen, durch Tafeln
kenntlichen Wohnungen E. M. Arndt's
(No. 17) und des damaligen Einjäh
rig - Freiwilligen Otto von Bismarck
(No. 42), zu dem Küftensluß, der
Greisswald mit demßodden verbindet,
dem Ryck.
Wandern wir nach Westen zu wejter
am Steinbecker Thor vorbei, so haben
wir gleich darauf durch die Hunnen-
Universität.
Mcolaikirche und gelangen bald zu den
schmucken Sol- und Di«
Hauptgeschäftsstraße, die Langestraße,
an ihrem End« kreuzend, sehen wir
recht? den Karlsplatz liegen. Wenige
Schritte weiter wir haben unseren
Ausgangspunkt fast wieder erreicht
biegen wir vom Walle links in die
Domstraße ein, die uns an der Jacobi
kirche vorbei bald zum Rubenowplatze
führt. Von dessen Mitte, vor dem
zierlichen, 1856 errichteten Rubenow-
Denkmal stehend, haben wir den besten
Blick auf die stattliche Front des 1750
eingeweihten Universitatsgebiiudes.das
bis 1882 auch noch die Bibliothek und
noch einige Jahre länger den größten
Theil der Hörsäle beherbergte. Die
letzteren befinden sich jetzt, in dem 1885
vollendeten, sich an die Hinterseite der
Universität anschließenden rothenßack
steinbau des Collegiengebäudes. Die
sem gegenüber erhebt sich die stattliche,
äußerst praktisch eingerichtete Biblio
thek im Florentiner Stil.
in einem kleinen Parke gelegenen Klo
sterruine; das Kloster, schon um 1550
ausgestorben, wurde 1633 von den
Wallensteinern zerstört. Dann geht
es weiter zu dem herrlichen Elisenhain,
mit seinen für die Ostseegegenden so
charakteristischen, theilweise Jahrhun
ter erkennt man deutlich die vielge
krllmmte Küste von Rügen. Meist ist
die Wasserfläche ziemlich glatt; aber
fluth von 1872, wobei das Wasser des
RathhauZ.
k» v»clc>^Von 5
Regelmäßig, wenn Fräulein Ma
rietta Werner ihr Frühstück auf der
Terrasse des Badehotels einnahm, faß
Sie Wurst mit Kraut?"
Ihre Seele jauchzte auf. Wohl
stens an. O, nun kommt es bald
das erlösende Wort! Traumtrunken
ahnte sie schon Strandpromenade, Ge
ständniß, Standesamt, Hochzeitsreise!
„Ach ja!" seufzte sie daher hold er
röthend.
„Nun," versetzte er mit seinem tiefen
Bariton uni steckte sich ein neues Stück
Wurst an dk Gabel, „dann stören Sie
doch Ihre Nebenmen'chen nicht immer
mit Ihrer Hungermi ->e, und bestellen
Sie sich eben um's Himmelwillen auch
einmal so eine Wurst!"
Warnung. Student (zum
Schneider): „Wenn Sie Ihre Waaren
so loben, haben Sie sich es selbst zuzu
schreiben, wenn ich etwas bestelle!"
Ausder Schule. Lehrer:
Was ist Ei für ein Wort? Schüler:
Ein Hauptwort! Lehrer: Welches Ge
schlecht? Schüler: Dös woas mer no
wenn sie mich sehen!"
Auch ein Heiraths
gründ. Vater der Braut: „Ihr Ge
schäft soll aber sehr schlecht gehen und
da wollen Sie noch eine Frau insHauS
nehmen?" —Bewerber (Bäcker): .Eben
deshalb; zusammen können wir wenig
stens die Backwaaren vertilgen, die je
den Tag übrig bleiben!"
Tie Tcljrlriistc dcs Tongo-ZtaatcZ.
?!m Hinblick auf die kürzlich gemel
deten Aufstände von Eingeborenen des
Congo - Staates erscheint es von In
teresse, einen Blick auf die Militär
kreisen nur wenig, in weiteren Krei
sen überhaupt nicht bekannt ist. Durch
Decrete vom 5. August und 17. No
vember 1888 bezw. vom 30. Juli 1891
wurde eine aus Europäern, die meist
dem belgischen Heer entnommen waren,
und Eingeborenen eine Truppe »or
mirt. deren Aufgabe es sein sollte, Ru
he und Ordnung im Innern des Lan
des daneben aber auch, die Herrschaft
der Regierung über solche Landesthei
le aufrecht zu erhalten, wo ein directer
Einfluß derselben vorläufig noch nicht
Offic i e r e.
ausgeübt werden könnte. Diese Wehr
macht steht unter dem Befehl des Ge
neralgouverneurs des Congoftaats
und umfaßt: 1. das stehende Heer, 2.
die eingeborenen Milizen, 3. die Hülfs
truppen, 4. die Eisenbahnhülsstrup
pen, endlich noch die durch die Anti
sklaverei - Gesellschaft zu Brüssel im
Evngobecken aufgestellten Freicorps,
die Schulter an Schulter mit den Re
gierungstruppen zu wirken berufen
sind.
1. Das stehende Heer. Das ganze
Officiercorps und die Mehrzahl der
Unterossiciere sind Europäer, von de
nen die dem ersteren Angehörigen fast
alle dem activen Dienststand oder der
Reserve des belgischen Heeres entnom
men wurden. Sie werden auf eigenen
Antrag auf die Dauer von drei Jah
ren nach dem Congo abcommandirt,
verbleiben aber im Etat des belgischen
Heeres, für dessen Rechnung sie sogar
ihre Competenzen beziehen. Ueber die
Exercierende Infanterie.
Zahl der belgischen Unterossiciere und
ihr Verhältniß zur belgischen Armee
ist genaues nicht bekannt, ebenso wenig
über den Werth oder Nichtwerth der
eingeborenen Unterossiciere undMann
fchaften, zumal sie sich aus allen Thei
len Centralasrikas ergänzen und daher
durchaus kein gleichwerthiges Material
enthalten. Namentlich aber haben die
Eingeborenen vom Unterlauf des Con
go und in den östlichen Theilen des
Staats durch Alkoholismus und den
Sklavenhandel der Araber moralisch
und Physisch schwer gelitten. Der Er
satz der Mannschaften erfolgt theils
durch Aushebung fast ausschließlich
von Angehörigen des Congoftaats. Die
Stärke des Contingents bestimmt der
König der Belgier; zur Zeit beträgt
dasselbe über 5000 Mann, die
Dienstzeit ist auf sieben Jah
re bemessen, von den fünf im ste
henden Heere, zwei in der Reserve ab
zuleisten sind. Das Heer ist in acht
Artillerie.
der Spitze des Ganzen steht der Stab.
Jede Compagnie zerfällt in eine un
bestimmte Anzahl von Zügen, an deren
Spitze je ein Lieutenant oder Unter
lieutenant steht. Zu jeder Compagnie
gehört ein Zug Artillerie und nach
Maßgabe der sehr verschiedenen Kopf
ftärken der einzelnen Compagnien eine
ziehen, andererseits aber die Leute
kulturell zu bilden. Die Uniformen sind
blau, am Kragen und an den Hand
gelenken mit rothen Borten besetzt.
Die Kopfbedeckung ist der rothe Fez,
die Fußkleidung auf Märschen sind
die nur widerwillig angelegten Schu
he, die der Neger lieber über das Ge
wehr gehängt trägt. Schwarze Leder
gamaschen schützen die Beine gegen
Dornen u. s. w. An Waffen führen die
Officiere das neue belgische Mauser
gische Albini-Gewehr. Zahl, Construc
tion und Kaliber der jeder Compag
nie zugetheilten Geschütze sind sehr
verschieden; darunter gibt es Krupp'-
sche Kanonen, Hotchkiß - Schnellseu
ergefchiitze, Maxim - Mitrailleusen u.
s. w.
2. Die Milizen wer
den nach Ortsbrauch durch die Trup
pencommandeure ausgehoben und in
Compagnien getheilt, doch fehlen über
ihre angeblich erhebliche Zahl genauere
Angaben. Anscheinend sind sie weniger
für militärische als für Trägerzwecke
bestimmt, finden dagegen auch als
Hülfstruppen für kleinere Abtheilun
gen des stehenden Heeres zu Expeditio
nen Verwendung. Eine militärischeOr
ganisation selbst der Träger hat sich
angesichts der großen Zahlen der für
diesen Dienst erforderlichen Mann»
Transport von Rebellen.
schasten als nöthig erwiesen, mn bei
ihnen die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Beispielsweise führte im Jahre 1893
die 6 Weiße, 300 reguläre Soldaten
zählende Expedition nach Kasongo
3000 Milizen als Träger mit sich.
Alle Versuche mit Tragthieren,
selbst mit Kameelen und Elephanten,
sind mißglückt, dafür werden jetzt aber
die Wasserstraßen in vollem Maße aus
genutzt, und es wird dies noch mehr ge
schehen, sobald die im Bau befindliche
400 Kilometer lange Normalspurbahn
von Matadi nach Leopoldville zur U
mgehung der Livingstone - Stromschnel
len dem Betrieb übergeben sein wird.
Gegenwärtig sind erst 129 Kilometer
fertig, dennoch übt sie schon einen gro
ßen Einfluß auf den Verkehr aus.
3. Hülfstruppen. Sobald die Si
cherheit im Innern gefährdet ist, sol
len alle im Staatsdienst stehenden Be
amten und Arbeiter eine durch Officie
re oder Civilbeamte befehligte Hülfs
truppe bilden. Ein gleiches geschieht
mit den Arbeitern der Eisenbahngesell
schaft, von denen ein Theil die Siche
rung der Eisenbahn übernimmt, der
andere die Reserve bildet.
4. Die von der brüsseler Antifklave
rei - Gesellschaft aufgestellten Frei
corps bestehen seit dem Herbst des Jah
res 1888 in den Ländern westlich des
Tanganyikasees, um den Sklavenhan-
MajorLothaire.
del nach Sansibar zu verhindern. Ih
re Commandeure werden von König
aus befreiten Sklaven ergänzt, mit
denen die Gesellschaft eine Anzahl dcn
befestigten Posten in den genanntenGe
bietstheilen besetzt hat.Bis jetzt verfügt
Dampfer auf dem Tanganyikafee.
Daß die höheren Officiere dieser
Truppen in den unter ihrer Controle
stehenden Gebieten ein strenges Regi
ment führen, ist durch das Vorgehen
des Major Lothaire zur Genüge dar
den englischen Händler Stokes ohne
Weiteres erschießen, weil derselbe den
Sklavenhändlern Waffen geliefert und
sonst Vorschub geleistet haben sollte.
Von einem Kriegsgericht ist übrigens
MajorLothaire erst kürzlich freigespro
chen, d. h. sein Vorgehen als gerechtfer
tigt anerkannt worden.
—lm Concert. A.: „Sehen
Sie nur, wie cokett der Capellmeister
dirigirt!" B.: „Ja, er ziert sich
furchtbar: das reine Dirigigerl!"
Wörtlich. „Was, der Doctor
Arzt!"
Aus Geschäftsrücksich
sind."
Pietät. Richter: Woher nah
cher: Mein Erbtheil von meinem gott
seligen Vater; sonst hat er mir nichts
zum Andenken hinterlassen.