Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 21, 1896, Page 7, Image 7

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    Europäische Rundschau.
Teutsches Ncich.
Berlin. Die Influenza tritt ge
genwärtig wieder in Berlin epidemisch
auf. In vielen Familien sind mehrere
Personen gleichzeitig von der Krank
heit befallen und auch die Krankenhäu
ser haben einen verhältnihmähig ho
hen Bestand Jnsluenzakranker. Er
schossen hat sich in Potsdam der Haup
tmann z. D. Gerharh Freiherr von
Seld, der schon längere Zeit an Gei
stesgestörtheit litt. In einem solchen
Anfall dürfte er die That vollführt
haben. Der Verstorbene, der den Feld
zug 1870f71 mitgemacht und Inhaber
des Eisernen Kreuzes ist, hinterläßt
eine Wittwe und vier Kmdet. Po
lizeilich geschlossen ist jetzt das Welt
der Inhaber sein Schanklokal zu ei
nem Schlupfwinkel der Völlerei
machte.
Brandenburg. Anscheinend
ein Mord verübt wurde an dem hiesi
gen Stadt - Hauptkassen - Assistenten
Altstädt. Der Betreffende war feit ei-
Gebüsch verborgen bei Radewege vor
gefunden worden. Am Hinterkopfe
weist der Todte tine klaffende Wunde
West-Ste r n b e r g. In dem
Orte Sandow wurden 17 Personen
von der Genickstarre befallen. Von
diesen 17 Personen sind neun verstor
ben, während sieben noch krank dar
sen.
Gerdauen. Kürzlich erschoß
sich der Jnstmann Gottfried Drös« in
Althof, und zwar deswegen, weil sein
Oberinspector ihm aus besonderen
Gründen zwei Scheffel Hafer an De
putat abgezogen hatte. Dröfe ist 63
Jahre alt und hinterlätzt fünf Kinder.
Der Mann hatte zwei Kriege mitge
macht.
Jnsterburg. Das Böhmische
Brauhaus I. H. Bernecker ist durch
Kauf für 130,000 Mark in den Be
sitz der Firma Jos. Litten und Co. in
Königsberg übergegangen und soll in
eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt
werden.
Stallupönen. Ergriffen in
Frankfurt a. M. ist der im Herbst vo
rigen Jahres fahnenflüchtig gewordene
Zahlmeister-Applicant Reyber vom
hiesigen Dragoner-Regiment und be
fert.
Weidehnen. Wegen Mordver
dachtes verhaftet wurde das Dienst
mädchen des Gutsbesitzers W. Die
„Ausgedingerin" des W. ein altes,
graues Mütterchen starb nämlich,
nachdem sie Kaffee getrunken. Der
hinzugerufene Arzt coiistatirte, datz der
Tod infolge von Vergiftung eingetre
ten sei, was durch die Section bestä
tigt wurde. Der Kaffee war von dem
Dienstmädchen bereitet worden und ei
dacht.
Elbi n g. Die hiesige Strafkam
mer verurtheilte den Polizei- und Voll
ziehungsbeamten Otto Beerwald aus
Heuteich wegen gefährlicher Körperver
letzung zu einem Jahre Gefängniß.
Beerwald bat einem Arbeiter, den er
grundlos verfolgte, 26 Säbelhiebe ver
setzt und zweimal in den Rücken gesto
tzen.
Graudenz. Oberbürgermeister
Pohlmann, der seit 1878 an der Spitze
unserer Stadt steht und nunmehr in
den Ruhestand tritt, verabschiedete sich
im Sitzungssaale des Rathhauses von
den angestellten städtischen Subaltern-
und Unterbeamten. Polizeiinspector
Wichmann überreichte dem Scheiden
den mit einer Ansprache ein prachtvol
les Album, das die Bildnisse der Be-
Marienburg. Hier fand eine
gemeinsame Sitzung der städtischen
Körperschaften statt, um diejenigen
Schritte zu berathen, welche geeignet
sind, dahin zu führen, datz Marien
burg eine Garnison erhält.
Thorn. Nach zweitägiger Ver
handlung verurtheilte das Schwurge
richt den Arbeiter Digaszewski aus
Steinau,welcher im April 1894 Nachts
den Besitzer Brehmer aus Steinau, mit
16 Jahren Zuchthaus. Die Anklage
Wilh. Rob. Günther hierselbst ist das
ter der Masse: Rechtsanwalt Gültzow.
August Franz Albert Bötticher der 1.
Gebens von ViengegeMtanden zwei
Fällen, einfachen Diebstahls nach zwei
maliger Bestrafung wegen Diebstahls
und wegen Bettelns mit einem Jahr
und zwei Monaten Zuchthaus, sowie
3 Wochen Haft, Entfernung aus dem
Heer und Verlust der bürgerlichen
.Ehrenrechte auf 2 Jahre bestraft.
Naugard. Das hiesige tgl.
Amtsgericht hat gegen den Kaufmann
Rich. Littau, früher in Ostrowo, Nau
gard und Stettin wohnhaft, die Un
tersuchungshaft wegen betrügerischen
Bankerotts verhängt.
Neutomischel. Der Kreisphy
sikus Dr. Brinkmann Hierselbst hat in
Konin bei der 62jährigen Eigenthü
merfrau Napierala daselbst die Trichi
nose «onstatirt. Zwei Söhne, ein
Schwager und ein Hütemädchen der
Napierala, welche sämmtlich geräu
chertes Fleisch und Wurst gegessen hat
ten, waren ebenfalls, wenn auch nur
leicht, erkrankt.
Posen. Hier wurden auf dem
evangelischen und dem Wischen Fried-
Hose sämmtliche Denkmäler zertrüm
mert und die Grüber zertreten. Der
Staatsanwaltschaft wurde sofort An
zeige erstatte.
Rakwitz. Der emeritirte Lehrer
Emanuel Jungnik feierte hier fein
fünfzigjähriges Amtsjubiläum. Dem
Jubilar wurde bei der im hiesigen
Schützenhause veranstalteten Feier von
dem Kreisschulinspector Pastor Fla
tau-Jablone der Adler der Inhaber
überreicht.
Schildberg. Kürzlich sollte hier
die Verheirathung des Kaufmanns B.
aus Ostrowo, mit Frl. Br., der Toch
den°"sooo B^hatte°aber' 8000
die Heirath. Er reiste ab und lieh die
Braut im Hochzeitskleid zurück.
Lau bau. Unter dem Verdacht,
den Schuhmacher Graf durch Hinab
ftohen in das Wasser des Queis von
der Bertelsdorfer Brücke ermordet zu
haben, erfolgte dieser Tage die Ver
haftung des Arbeiters Menzel von
hier.
auf, Gift essen. Als er sich
Sagan. Zu vier Monaten Ge
fängnitz wurde der Gutsbesitzer Walter
ausNeuwalden von der hiesigen Straf
„Die Doppelehe" beschädigt und der
Thäter blieb unermittelt. Der flüch
tige Weinhändler Burghardt von hier
ist in Mailand verhaftet worden.
Zwei Beamte der hiesigen Sparkasse
wurden verhaftet, weil sie idurch fal
sche Eintragungen 176 Mk. veruntreu
ten.
Quedlinburg. Seit längerer
Zeit ragt im Süden unserer Stadt auf
der Höhe des Bleichberges, dessen An
lagen von jetzt an „Bismarckhain" hei
tzen, ein gewaltiger, 20 Meter hoher
steinerner Thurmbau empor, von dem
sich dem Beschauer ein herrlicher Rund
blick aus das Harzgebirge, die Stadt
und die weite Ebene mit Dörfern und
Städten erschließt. Dieser gewaltige
Bau führt den Namen „Bismarck
thurm": sein Grundstein wurde vor
einem Jahre am 80. Geburtstage t,s
Fürsten Bismarcks gelegt.
Alt - Heikendors. Neulich
feierten die Ehbleute H. Kähler und
Frau, geb. Vöge, aus der Dähnenkathe
im Alter von 73 Jahren im „Hotel
Stadt Kiel" das Fest ihrer goldenen
Hochzeit. Durch Pastor Mühlenhardt
wurde dem Jubelpaare ein Geschenk
von dem Kaiser im Betrage von 30
Mark überreicht.
Altona. Ein 22jähr!ger Kut
scher NamensStapelfeldt verfolgte eine
hiesige junge Dame fortgesetzt mit sei
nen Liebesanträgen. Als er.von dem
Bruder der Dame, dem Kaufmann
Klute, zurückgewiesen wurde, feuerte er
einen Revolverschuß auf Klute ab,
welcher diesen tödtlich verwundete.
Stapelfeldt wurde verhaftet.
Elmshorn. Das Compastorat
Berufung seitens des Konsistoriums
besetzt werden.
Hadersleben. Eine große Stif
tung hat Claufen-Knorp in unserer
Stadt errichtet. Derselbe hat nämlich
200,000 Mark der Stadt vermacht
zwecks Errichtung eines Heims für
alte, würdige Bürger und Bürgerin-
Finnen. Die Unterhandlungen mit
den an der Bahnstrecke belegenen Ge
, meinden wegen Abgabe elektrischer
Kraft schweben noch. Vom hiesigen
Schwurgericht wurden die Arbeiter
Christian und August Brandes wegen
Falschmünzerei, und zwar Christian
Brandes zu 4 Jahren Zuchthaus und
10 Jahren Ehrverlust, Aug. Brandes
zu 3 Jahren Gefängniß und 6 Jahren
Ehrverlust, Heinrich Behrend wegen
wissentlicher Ausgabe falschen Geldes
zu IjJahren Gefängniß und 2 Jahren
Ehrverlust verurtheilt.
Hildesheim. Der Hilssgefan
xenenauffeher Heise wurde wegen Sitt
lichkeitsverbrechens mit Gefangenen
von der hiesigen Strafkammer zu 6
Jahren Zuchthaus und Ivjährigem
Ehrverlust verurtheilt.
Lehe. Der im letzten Herbst in
Angriff genommene Bau eines neuen
Postgebäudes hat bei dem gelinden
Wetter dieses Winters so weit geför
dert werden können, datz neulich be
reits der Dachstuhl aufgestellt werden
konnte. Der vierstöckige Neubau ist
nach den Wünschen der Reichspostver
waltung von . Herrn Rebstock ausge
führt und ist für eine lange Reihe von
Jahren von der Postverwaltung gemie
thet. »
Ahaus. Die Baumwollspinnerei
Eilermark bei Glauermark ist, mit
Ausnahme von Kessel- und Maschinen
haus, vollständig niedergebrannt.
Dortmund. Von dem hiesigen
Schwurgerichte wurden die beiden
Bergleute Peter Schimanski ausßuxel
und Josef Bura aus Habinghorst we
gen Körperverletzung mit Todeserfolg
mit Zuchthaus, und zwar ersterer mit
16, letzterer mit 13 Jahren bestraft.
Auch wurden den Angeklagten die Eh
renrechte auf die Dauer von 10 Jah
ren aberkannt. Sie hatten am 16.
Februar zu Habinghorst den Bergar
beiter H. Lohsträter aus Brüninghau
sen gemeinsam mit einer Eisen
stange mitzhandelt, so datz der Tod ein
trat.
Minden. Im Chor d»r hiesigen
katholischen Domkirche, der auf Pfahl
rosten steht, werden augenblicklich wie
der Reparaturarbeiten ausgeführt.
Wie es scheint, hat infolge Sinkens der
Pfahlroste eine starke Versetzung des
Mauerwerks stattgefunden.
Aachen. Die Strafkammer ver
urtheilte 14 Studenten der technischen
Hochschule wegen Zweikampfes mit
tödtlichen Waffen zu je drei Monaten
Gefängniß. Die 24jährige Magd
Anna Friderichs aus Blankenheimer
dorf wurde vom hiesigen Schwurge
richt wegen Kindesmords zu drei Jah
ren Gefängnitz verurtheilt.
Coblenz. Der Musketier Kla
ber vom Infanterie - Regiment No.
68 wurde durch ben Kaiser wegen
Stratzenraubes und Tödtung zu le
benslänglicher Zuchthausstrafe, Ent
fernung aus dem Heere und wegen
vorsätziicher Brandstiftung zu einem
weiteren Jahre Zuchthaus verurtheil».
Dinslacken. Letzthin begingen
hier die Eheleute Rentner Levi Elkan
das seltene Fest der eisernen, das heitzt
der 66jährigen Hochzeit.
Düsseldorf. Nachdem die
Vorarbeiten für die Erbauung einer
festen Rheinbrücke bei Düsseldorf alle
glücklich erledigt sind, wird dieser Tage
mit den Bohrungen im Rhein begon
nen, um denßoden für die Fundamen
tirung der Strompfeiler zu untersu
chen. Noch in diesem Jahre sollen die
Pfeiler bis über Wasser gebaut wer
den.
stattete Wohlthätigkeitsfest der Künst
ler - Gesellschaft im Saalbau ergab
an den drei Festtagen 166,000 M.
Nach Abzug der Unkosten werden wohl
160,000 M. Reingewinn für die Un
terstützungskasse der Künstler-Gesell
schaft und für das Kronberger Kran
kenhaus herausspringen.
Nassau. Auf der sogen. „Pul
vermühle" bei Oberndorf ereignete sich
ein grätzlicher Unglücksfall. Während
der Arbeit gerieth der als Werksührer
in der genannten Mühle beschäftigte
H. Pfaff mit der Hand unter das lau
fende Räderwerk, welches den Werk
sührer, noch ehe dieser um Hilfe rufen
konnte, nach sich zog. Man konnte den
Verunglückten nur als Leiche heraus
ziehen.
Rüdesheim. Die Wein-Firma
Sturm von hier hat den Hamburger
Rathskeller für 67,000 M. das Jahr
gepachtet.
Winkel. Dieser Tage feierte
Graf v. Matufchka auf Schlotz Voll
raths (bei Winkel) mit feiner Gattin,
geb. v. Greisenklau, das Fest der gol
denen Hochzeit. Die Gattin ist das
letzte Mitglied des einst berühmten
Grafengeschlechts der Greifenklau.
Sigmaringen. In Sachen
der anonymen Brieffchreiberei, von
welcher seit langer Zeit das hiesiae
sürstliche Haus heimgesucht wurde und
die so viel Staub aufgewirbelt hat, ist
in den letzten Tagen eine grötzere An
zahl Personen durch den von Hechin
gen eingetroffenen Staatsanwalt ver
nommen worden. Ueber den Erfolg
dieser Vernehmungen ist bis jetzt zwar
noch nichts bekannt geworden; seit in
dessen die Angelegenheit an die Öf
fentlichkeit gezogen ist, haben die ano
nymen Briefschreiber ihr abscheuliches
Gewerbe gänzlich eingestellt.
Lr«i« Ktitdto.
Breme«. Hier verübte ein Kü
fermeister indem er sich
brücke stellte und die Kehle durchschnitt.
Kopfüber stürzte er in die Weser.
Seine Leiche wurde gefunden. Ge
kränktes Ehrgefühl soll das Motiv der
That gewesen sein.
Altenburg. Bei seiner Ueber
siedelung von Altenburg nach Gers
verabschiedete sich der Lehrer Otto
Vogt in der „Altenb. Ztg." durch fol
gendes sonderbare Inserat: „Allen
lieben Freunden und Nachbarn rufen
wir, da wir wegen des Bekenntnisses
zum unverfälschten, irrthumslosen
Gotteswort von Altenburg weichen
müssen, ein herzliches Lebewohl „Gott
befohlen" zu!"
Ohrdruf. Nach Verbüßung ei
ner ihm wegen Betrugs zudictirten
einjährigen Gefängnißstrafe ist der
frühere Redacteur der „Ohrdruf»
Zeitung", Ferdinand Malcfiner, der
sich auch unbefugter Weise den Doctor
titel beilegte, nach Raab in Ungarn
ausgeliefert worden, um dort eine
Strafe von 3 Jahren schweren Kerkers
zu verbüßen, zu der er 1894 wegen
Diebstahls, Betrugs und Privatur
kundensälschung verurtheilt worden
war. Der Strafverbüßung hatte er
sich seinerzeit durch die Flucht nach
Ohrdruf entzogen.
Weimar. Der Hofkapellmeister
Hänsgen, über dessen vor einem Monat
erfolgtes spurloses Verschwinden die
abenteuerlichsten Gerüchte im Umlauf
waren, ist als Leiche in der Ilm ge
funden worden. Das Goethe- und
Schillerarchiv wird voraussichtlich erst
im Herbst d. I. eingeweiht und einge
richtet werden können; bis dahin ver
bleiben also die Handschriften-Schätze
im großherzogl. Residenzschlosse auf
bewahrt.
Heren Versicherungsbeamten mit Na
men Heyer denjenigen Menschen auf
zugreifen, welcher in einer Reihe von
Frankfurt a. M, Düsseldorf, Mün
chen, Breslau u. s. w., in den letzten
Monaten größere Geldbeträge durch
Pirncu Auf dem Miihlsteinwerk
der 46 Jahre alte Schmied Staude
den großen Mühlstein erschlagen. Ein
eigenartiges Verhängnitz ist es jeden
falls, datz vor etlichen Jahren ein acht
jähriger Sohn des Verunglückten in
Copitz ebenfalls von einem umgefalle
nen Stein erschlagen wurde.
Plauen. Im Mühlgraben bei
Oberreichenau wurde dieser Tage der
Zahnkünstler Karl Pietsch aus Nlauen
als Leiche aufgefunden. Man nimmt
an, datz derselbe sich infolge andauern
den Krankseins das Leben genommen
hat.
Wehlen. Kürzlich entleibte sich
durch Erschießen der Stadtverordnete
Julius Leberecht Haase, früherer Be
sitzer des Hotels „Zum Deutschen
Reich". Langanhaltende Krankheit
soll den 69jährigen Mann zu dem
Schritte getrieben haben.
Zittau. Hier erschoß sich mit
tels eines Revolvers im Massenquar
tier an der Kaiserstraße der Soldat
Hofmann der 13. Compagnie. Die
Beweggründe, die den Unglücklichen,
der Tags zuvor noch in bester Stim
mung der Hochzeit seiner Schwester
beiwohnte, in den Tod getrieben haben,
sind völlig unbekannt.
Bretzenheim. Der alte, nie
drige Thurm unserer Pfarrkirche ist
durch den Mainzer Maurermeister
Herrn Strohm nunmehr niedergelegt
und bald wird sich an seiner Stelle ein
hoher, neuer Thurm erheben.
Darmstadt. Der Stadtcom
mandant Oberst Otto ist als General
in den Ruhestand versetzt worden.
Bei einer in Griesheim unter jungen
Burschen stattgefundenen Schlägerei
wurde ein junger Mensch durch einen
Messerstich in den Unterleib derart ver
letzt, daß die Eingeweide theilweise
ausgetreten sind. Der so schwer Ver
letzte wurde, nachdem ihm die erste
ärztliche Hilfe geleistet, in das Kran
kenhaus hierher verbracht, erlag jedoch
bald darauf seinen Verletzungen. Als
Thäter wurde der 18 Jahre alte Mau
rer Joh. Mischlich aus Griesheim ein
gezogen.
Worms. In einem Anfalle von
Schwermuth hat sich Lieutenant v. H.
in seiner Wohnung erschossen. -- Am
26. April waren es 26. Jahre, daß der
Domchor - Verein dahier in's Leben
gerufen wurde. Derselbe zählt gegen
wärtig ca. 200 Mitglieder, an deren
Spitze, laut Statut, immer der jewei
lige Geistliche der Dompfarrei die Lei
tung zu führen hat. Der „Herrenkel
ler" wurde vor Jahren als Vereinslo
cal käuflich erworben.
unter dem Verdachte verhaftet, den im
Polizeiarrest vor Hunger gestorbenen
Musikanten Stick eingesperrt und Tag«
lang ohne Nahrung gelassen zu haben.
Amberg. Der seit Kurzem im
Wittwerstand lebende 36jährige Blech
arbeiter Heinrich Hivsch, sowie dessen
6 Jahre alter Sohn Karl wurden in
einem Steinbruch todt aufgefunden.
Mord und Selbstmord liegt unzweifel
haft vor. Das Motiv der That soll in
Hindernissen liegen, die eine Wieder-
Wittwe unmöglich machten.
Dingo Ising. Der Schutzmann
Johann Hopfenbergerist nach Unter
schlagung einer Summe von ca. 1000
M. an Scharwerk- und Flurwache-
Beiträgen und Zurücklassung semer
Familie flüchtig gegangen.
München. Die Bierausfuhr aus
München im Jahre 1896 hat laut
Mittheilung des städtischen Aufschlag
amtes 1,469,224 Hektoliter betragen,
gegen 1894 um 27,661 Hektoliter
mehr. Hiervon waren 1449 Hektoliter
Weißbier. Im Rangirbahnhof zu
Laim gerieth beim Rangiren eines Gü
terzuges der Stationsmeister Gerstl
zwischen die Puffer zweier Wagen,
wodurch ihm der Brustkorb eingedrückt
wurde. Der Unglückliche war sofort
todt. Am Jsäruser bei Harlaching
erschoß sich der Obersecretär eines hie
sigen Amtsgerichts. In dem Befin
den der jüngst im Hoftheater verun
glückten Hofschauspielerin, Frl. Bor
chers, ist erfreulicher Weise eine Besse
rung eingetreten.
Würzburg. Nach vorausge
gangenem Wortwechsel wurde der ver
heirathete 33jährige Artilleriedepot-
Arbeiter Michael Selsam von dem le
digen 20jährigen Schreinergesellen Va
lentin Werner von hier auf offener
Straße erstochen.
geboren am 25. September 1801. Der
Landaui. Pf. In offenbar 'gei
here Bäckermeister und jetzige Kohlen
händler Adam Riedel mittels eines
Revolverschusses seinem Leben ein
Ende.
Ravensburg. In Flammen,
Gemeinde Vogt, ist das Wohn- und
Käsereigebäude des Käsers Stilz ab-
Entschließung wurde der Filderbahn
gesellschast die Concession zum Aus
bau der Bahn von Möhringen nach
Vaihingen a. F. behufs Anschluß an
die K. Württ. Staatsbahnen, sowie
von Möhringen über Echterdingen und
Bernhausen nach Neuhausen ertheilt.
Dieser Tage feierte der Senior der
hiesigen Weingärtner, Wilhelm Löffel,
in seltener Rüstigkeit seinen BV. Ge
burtstag.
Trossingen. Nachdem jetzt hier
Salz gefunden worden ist, beginnt der
Staat auch weitere Bohrungen in
Entfernungen von 2 Kilometer. Es
werden auch in Laufen bei Rottweil
Bohrversuche gemacht und soll Aus
sicht vorhanden sein, auf Salzlager zu
stoßen.
Tuttlingen. Neulich Nachts
brach in dem in der Kirchstraße gele
genen Häußler'schen Hause Feuer aus,
welches das Gebäude vollständig ein
äscherte. Von dem Mobiliar konnt«
nichts gerettet werden. Auch die dane
ben stehende Wirthschaft „Zur Wein
stube" wurde von den Flammen er
griffen, welche deren Dachstuhl zerstör
ten. Der Käufer des Häußler'schen
Hauses, Tuchmacher Stortz Sohn,
wurde als der Brandstiftung verdäch
tig verhaftet.
Untertürkheim. Eine ältere
Dame, sowie deren Magd wurden hier
in ihrem Zimmer bewußtlos aufge
funden. Der Arzt stellte Vergiftung
durch Kohlenoxydgas fest. Seinen
Bemühungen gelang es jedoch, die Bei
den wieder zum Bewußtsein zu brin
gen. Durch falsche Behandlung der
Ofenklappe soll daS Unglück entstanden
sein.
Karlsruhe. Der sog. Wunder
doctor Mjaewski, der wie gemeldet,
das Jubiläum einer Mähr. Dienst
zeit. An diesem seinem Ehrentage wur
den ihm vielseitig« Auszeichnungen zu
Theil.
Offen bürg. Der Wilderer
Emil Christ von Ulm, der am 12.
Jan. d. I. den Jagdhüter Ott über
den Haufen schoß, wobei Ott wie durch
«in Wunder mit dem Leben davon kam,
wurde vom Schwurgericht zu 3 Jah
ren 8 Monaten Gefängniß unter An
rechnung von zwei Monaten Untersu
chungshaft verurtheilt.
Pforzheim. Der hier am
Jspringer Straßenübergang postirte
Bahnwart Willibald Schneider wurde
auf einem Dienstgang im Jspringer
Tunnel von einem Zuge überfahren
und sofort getödtet. Der Enz-
Preis- und Wessingen dieses Jahr in
Dill-Weißenstein ab und zwar am 28.
und 29. Juni. Der Fest-Präsident, Hr.
Maschenfabrikant Trautz in Weitzen
stein, stellt dem Verband seine groß«
Maschinenhall«, sowie das Terrain
zum Festplatz unentgeltlich zur Verfü
gung.
Rastatt. Einige junge Leute
suchten sich in d>r Nähe der Friedrichs
seste die Zeit durch Scheibenschießen
mit dem Revolver zu vertreiben. Der
23jjährige Sohn des Glasermeisters
Anton Schneider schaute in das Rohr
des Revolvers, der versagt hatte; in
demselben Augenblick entlud sich der
Revolver, das Geschoß drang dem jun
gen Manne durch das rechte Auge in
den Kopf und die schwere Verwundung
führte den Tod herbei.
Weinheim. In dem Steinbruche
von Herpel und Wilhelm kam es beim
Anwärmen von Dynamit zu einer Ex-
Meyer von Hohensachsen schreckliche
Verletzungen erhielt, welchen der Un
glückliche erlegen ist. Der Verunglückte
ist 3S Jahre alt und hinterläßt eine
Frau mit einem Kinde.
Oesterreich-Ungarn.
einer Feuersbrunst, welcher hier ge
herrscht hat, sind 23 Häuser niederge
brannt.
Gablonz. Bei dem Orte Mor
ien der Schädel eingeschlagen worden
war. Es sollen bereits mehrere Perso
nen als der That verdächtig verhaftet
worden sein.
Lemberg. Ein wahnsinniger
Bauer in Brzozow ermordete seine
Frau, seine Schwiegermutter und
seine drei Kinder. Einem der kleinen
Wesen trennte er den Kopf vom
Rumpfe.
Mer a n. Ein Waldbrand in der
Nähe von hier hat einen Schaden von
20,0V0 Gulden verursacht. Das Feuer
soll gelegt worden sein.
Wien. Der aus Wien verschwun
dene Besitzer des „Lannersaales", Ur
barn, hat aus Antwerpen an seine
Gattin geschrieben, daß er im Begriff
stehe, sich nach Amerika einzuschiffen.
Im Vorort Rudolfsheim erschoß
ein 60jähriger wohlhabender Mann
Namens Fuchs seine seit Jahren ge
lahmte, geistesgestörte Frau und da
rauf sich selbst, aus Furcht, daß, wenn
er vor seiner Frau sterben würde, diese
ins Irrenhaus gebracht werde. Fuchs
bezahlte vor der That alle Rechnungen,
ordnete seine Angelegenheiten und hin
terließ Briese an seine verheirathete
Tochter, den Hausbesitzer, den Haus
meister und die Polizei mit Angaben
der Motive seiner That und einem
Entlassungszeugnitz für das Dienst
mädchen.
Schwel».
Aargau. In Aarau starb Adolf
Kern, der Begründer und langjährig«
Leiter des Geschäftes, welches die halb«
Welt mit mathematischen Instrumen
ten, namentlich Reitzzeugen, versah.
Bern. In Bern starb National
rath Rudolf Häni, Vertreter des See
landes, Verwalter des Salzamtes des
Kantons Bern und früher Direktor
der landwirthschaftlichen Schule auf
der Rüt.
Luzern. Schon wieder ist (in
Hildisrieden) Jemand von einer toll
wüthigen Katze gebissen worden und
hat in Pasteur-Jnstitut verreisen müs
sen.
St. Gallen. Die Einwohnerge
meinde St. Gallen bewilligte Fr. 146,-
000 für den Neubau einer Zweigan
stalt des Waisenhauses auf dem Som
merligut. Im Trübbachtobel bei
Azmoos hat ein bedeutender Erdschlipf
stattgefunden. Eine kürzlich verstor
bene Hausirerin hinterlieh Fr. 80,000
Vermögen.
Zug. Der Kantonsrath beschloß
die Ueberbrückung des LorzetobelS.
Zürich. 13 Gemeinden des Lim
matthales (worunter drei aargauische)
verwenden sich für Verlegung der X.
V. L.-Werkstätten nach Dietikon. Der
Verwaltungsrath, der schon Wettin
gen gewählt hat, gibt vielleicht nach.
Luxemburg.
Martelinge n-Roinbach. Die
Leiche des im verflossenen Monat zu
Martelingen getödteten I. B. Sacre
wurde in der Sauer auf jenseitigem
Gebiete aufgefunden.
gen. „Millenberg" gelegenen Minett
grube verunglückte der 58jährige Mi
chel Vodeving aus Tüntingen. Der-
Steine getroffen, und erlitt einen
Beinbruch. Das verletzte Glied mutzte
amputirt werden.
Eine der ausgedehnt «-
sten mathematischen Rechnungen, die
in den Annalen der Wissenschaft zu
verzeichnen sind, ist kürzlich vom Prof.
Schur in Güttingen veröffentlicht wor
trisch« Triangulation der Hauptsterne
in dem Sternbilde des Krebses, welche
auf eine Reihe von 74 Gleichungen mit
74 Unbekannten führte, die nach der
Methode der kleinsten Quadrate aufge
löst wurde. Die Bestimmung dieser
74 Unbekannten nahm zehn Wochen
Arbeit in Anspruch. Schur «rinn«rt
bei dieser Gelegenheit daran, datz die
geodätischen Messungen von Bayer
stützte. Bei dieser waren nicht weni
ger, als 86 Unbekannte vorhanden, de
ren Berechnung der ausgezeichnete
Rechner Dase in drei Monaten bewäl
tigte.
Ein furchtbarer Un
glücksfall hat sich auf der Grube„Hen
riette" bei Saalaast (Finsterwalde)
ereignet. Der 36 Jahre alte Kesselhei
zer Wilhelm Bunzel war mit dem Ei
nwerfen von Kohlen in den Feuergang
schon bis an die Kniee völlig abge
brannt waren. Im Knappschastskran
kenhaus „Bergmannstrost" in Halle
Wurden ihm beide Beine über dem Knie
amputirt.
—ln einer vornehmen
adligen Familie im Thiergartenviertel
von Berlin war kürzlich die einzige
Tochter erkrankt. Es wurde ein Buch
aufgelegt, in das alle ihre Namen ein
trugen, die sich pflichtschuldigst nach
dem Befinden der Patientin erkundig
ten. Es waren stolze, klangvolleNamen,
die da nebeneinander standen, und von
denen der immer wiederkehrende
'sckliüüe Name eines Bürgerlichen selt
sam abstach. Dieser Unbekannte zog
täglich als erster über das Befinden
Erkundigungen ein und schien von der
langwierigen Krankheit der jungenDa
me am peinlichsten berührt zu sein.
Kein Wunder also, datz die Millio
närstochter, als sie wider Erwarten
genas, in ihrem Glück und ihrer Freu,
de, nach dem Unbekannten zu forschen
begann, der sich durch den Standes
unterschied nicht abhalten ließ, für ihr
Leben zu zittern! „Er ist gewitz ein
Künstler", sagte sie, „der unsere Vor-
Herzens jede Zurückhaltung ablegt!"
Armes Kind, wie hattest Du Dich
getäuscht! Wie spätere Nachforschun
gen ergaben, war der interessante Un
bekannte der umsichtige Vertreter
eines grotzen Magazins für Trauerar
tikel. '
—ln dem gothaischen
Dorfe Bischleben ereignete sich eine
grauenhafte Blutthat. Im Etablisse-
Mitternacht begab sich der Gastwirth
er durch einen Lichtschein erwachte.
Am Tische vor seinem Bette stand ein
Mann, welcher nach Hennicke's Anruf
warf. Schwer getroffen sank Hennicke
in die Kissen zurück, Glassplitter und
Petroleum überschütteten das Bett.
Wüthend sprang dann der Unbekannte
an das Bett und hieb mit einem Spitz-
Wu»'u Revolver griff. Das
Blut spritzte weit im Schlafgemach
umher. Infolge der lauten Hilferufe
Anna Koch, herbei. Sie sah noch, wie
«ine Gestalt durch das Fenster auf das
angrenzende Zinkdach der Colvnnad«
lehnende Leiter hinab und verschwand
im Nachtdunkel. Von dem Thäter
fehlt bis jekt jede Spur.
In Reading, einer kaum
fernten Mittelstadt, scheint die Polizei
die Spur gekommen zu sein. In der
vergangenen Woche wurden in der
Themse bei Reading die Leichen von
fünf Kindern aufgefischt, die alle in
gleicher Weise mittelst einer Schnur
erdrosselt und alsdann in Leinwand
gepackt mit einem Ziegelstein beschwert
in den Fluh versenkt wurden. Als
der That verdächtig wurde eine etwa
fünfzigjährige Frau Dyer, die sich mit
der Pflege unehelicher Kinder befahte,
und deren Schwiegersohn Palmer, ver
haftet. Beide leugnen, das Verbrechen
begangen zu haben, aber mehrere An
zeichen sprachen für die Schuld der
Frau. Es ist erwiesen, daß sie seit
Weihnachten 17 Kinder in Pflege ge
nommen hat, es ist bisher aber nur ge
lungen, den Verbleib von vier dersel
ben nachzuweisen, so dah die Annahme
begründet ist, die Dyer habe die übri
gen dreizehn in der angegebenen Weise
um's Leben gebracht. Sie scheint in
der Weise vorgegangen zu sein, dah sie
in Zeitungsanzeigen ihre Bereitwillig
keit aussprach, junge Kinder gegen eine
einmalige Abfindung von §6O in
Pflege zu nehmen. Wenigstens ist
dieses Vorgehen in zwei Fällen festge
stellt. Die Dyer versprach, von dem
Ergehen der Kinder deren Angehöri
gen Nachricht zu geben, löste dieses
Versprechen jedoch nicht ein. Im Ge
fängnih hat die Frau einen Selbst
mordversuch gemacht, indem sie ihre
Schuhschnüre fest um ihren Hals zog
und genau in derselben Weise, wie
dies bei den im Wasser gefundenen
Kinderleichen der Fall war. Die Frau
wird jedoch so strenge bewacht, dah der
Selbstmordversuch verhindert werden
konnte. Die Polizei hat mittlerweile
festgestellt, dah die Dyer schon in Vri
yat, indem sie sich in's Wasser stürzte
und dah sie damals von der Behörde
als eine „Geistesgestörte" in's Armen
haus gesteckt worden ist.
Ein unerquicklicher Vor
fall, über den die Acten noch nicht ab
geschlossen sind, hat sich in Buenos
Ayres abgespielt. Bei einem Feste der
italienischen Colonie zu Gunsten der
Antonelli (früher Agent Italiens bei
Menelik) dazu Hinreisen, der Präsiden
tin des Festes, Baronesse de Brichan
tan, Gattin des gleichfalls anwesenden
italienischen Consuls, einige Vorwürfe
zu machen, weil sie es, wohl unabsicht
licher Weise, unterlassen hatte, ein zur
Verloosung bestimmtes Geschenk An
tonelli's mit dem Namen des GeberS
zu bezeichnen. ES kam zwischen dem,
wie es heiht, angetrunkenen Gesandten
und dem Consul zu einem Rencontre,
das mit der Forderung des Ersteren
durch den Letzteren endigte. Graf
Antonelli weigerte sich indessen, als
Brichantan's Vorgesetzter, die Forde
in Rom, wo Antonelli «"besonders im
Cabinet Rudini) viele Feinde besitzt,
peinlichstes Aufsehen, und die Tage deS
Gesandten sind gezählt. 7