Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 21, 1896, Page 6, Image 6

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    6 Fiir Geist und Gemüth.
Lu Hause" jn Dein Spruch, Dein
Lied,
Wenn Dich's in wilde Wirbel zieht;
Zu Hause ist die Welt stets Dein,
Drin mach' Dir selber Sonnenschein.
gerbrich des Kleinmuths trage Fsseln!
Um Ziel und Preis mußt Du Dich
Es träumt sich mancher fest in Nesseln,
Indeß ringsum die Rosen blühn.
Ist Dir auch die Kindheit ferne,
Halt' die Stirne faltenrein,
Und von Lerch' und Blumen lerne
Du die Kunst, beglückt zu seil
Bine aravische Kochzeit.
Ich hatte schon des Oesteren einer
arabischen Hochzeit beigewohnt, aber
stets in den Städten; es interessirte
mich daher, einer solchen auf dem
Lande, weit weg vom Mittelpunkt
arabischer Civilisation, beizuwohnen.
In den Städten gewährt das Schau
spiel nur ein ewiges, ermüdendes Ei
nerlei. Morgens der Zug mit den
Hochzeitsgeschenken, auf Eseln oder
Maulthieren, oder auch von Knaben
getragen, der sich durch die Hauptstra
ßen der Stadt langsam dahinschleppt,
Nachmittags die Vorbereitung
Waschung, Einsalbung, Bemalung
und Ankleidung von Braut und
Bräutigam seitens oder wenigstens.in
Anwesenheit ihrer Vernsandten und
sümirt, in blaue oder weiße, häusig
goldverbrämte Stoffe gekleidet, stol
zirt er, ohne eine Miene zu verziehen,
ohne eine Hand zu bewegen, die Augen
Bekannte und Bettler. Endlich der
Hochzeitsschmaus und das Verschwin
den des Bräutigams in dem Brautge
wandten der Braut eifersüchtig be
wacht wird, bis Hymen in feine Rechte
getreten.
So in der Stadt. Wie würde es
nun unter meinen zeltbewohnenden
Gastfreunden sein?
Es war kein Zweifel, daß man uns
einladen würde, sobald unsere An
wenigen Minuten, yachdem ich kaum
mein Pferd befestigt und mich nach
einem sicheren Platze umsah, wo ich
mein Reitzeug u. s. w. unterbringen
konnte, erschien der Besitzer des Fon
duk, begleitet von einem halben
Dutzend Gestalten, die in ihrem Aeu
ßeren sichersich nicht ihre Theilnahme
an einem Hochzeitsfeste bekundeten.
Nach den ersten Begrüßungen hieß es:
„Wir haben heute ein Fest hier;
Mohamed-el-Ghadamesi feiert seine
Hochzeit; komm', o laß
Deine Gegenwart das Fest verschö
nern. Aber mache rasch, Mohamed ist
schon bereit."
Ich folgte willig auf den kleinen
Platz, der sonst zum Feilhalten, heute
zum Hochzeitsschmaus dienen sollte.
In der Mitte wurde ein Hammel ge
röstet, an Seitenfeuern bereiteten nicht
verhüllte Frauen Kuskussu und Süß
werk.
,Komm'," drängten mich meine Be
gleiter, denen sich inzwischen fast die
oanze männliche Bevölkerung ange
schlossen, „wir werden gehen, den
Bräutigam zu holen."
Bor seiner Wphnung angekommen,
begannen Alle zum Takte eines Tam
tam zu singen oder richtiger zu schrei
en; von Gebeten oder Segenswün
schen war nichts zu spüren; dafür
wurden um so mehr Zoten in den Ge
sang gemischt. Der Sinn war unge
fähr folgender:
Komm' heraus, denn die Zeit ist da,
Komm' heraus und zögere nicht,
Denn die Zeit der Liebe ist da;
Fathma wartet glühend vor Liebe.
Mohamed ist kalt und klug wie ein
Scheich,
Aber auch kräftig wie ein Schafbock.
Komm' heraus, denn die Zeit ist da,
Fathma wartet glühend vor Liebe.
Endlich ließ Mohamed sich erwei
chen und trat aus seinem Zelt heraus,
aber er gab sich immer noch den An
schein, als widerstrebe ihm die ganze
Angelegenheit. Er ward jedoch
prompt von zwei Stammesgenossen
auf je einer Seite gevackt, und vor
ges Bürschchen von 18 oder 19 Jahren
zugefallenen Aufgabe nicht zu sein,
und ich dachte bei mir: Also auch hier
giebt's Märtyrer der Convenienz!
Nachdem der Hammel verzehrt und die
denn die Frauen und Kinder hatten
schon den größten Theil bei Seite ge-
lracht. Die Eingeborenen sind große
Süßigkeitsnäscher, auch in den Städ
ten, nur lassen sie sich nicht gern dabei
erwischen; die Mengen aber, die von
den Frauen verzehrt werden, streifen
an'z Unglaubliche, und „Kaffeeklat
sche" oh, das Klatschen verstehen
unsere braunen Schönheiten! müß
ten hier „Confectklatsche" benamst
werden. Kaffee ist im Innern weni
ger gebräuchlich als in den Städten,
und manche Stämme trinken nur
Thee. So hier. Nach dem überreich
lichen Mahle, bei welchem übrigens in
orthodoxester Weise recht viel gerülpst
„Namd' Ullah!", Gott sei Dank, oder
auf gut deutsch: „Gott segne Deine
Verdauung" erfolgte, that eine Tasse
starken Thees ganz wohl, wenn er
auch nach allgemeiner Sitte stark par
sümirt war.
Ein englisches Sprichwort nennt
Thee das Getränk, das erheitert, ohne
hätte glauben können, sie hätten nicht
unschuldigen Thee, sondern Raki
Schnaps getrunken. In dem zu
lich von der „liebeglühendcn Fathma"
nichts wissen wollten. Aber es hatte
auch seinen Grund! Mit dem Ab
rate Zufuhr von süßem Thee und Ci
garettentabak auf
der arme Beduine sich nur selten ge-
und möglichst viel zu trinken und zu
rauchen eine ähnliche Gelegenheit
würde sich ja sobald nicht darbieten,
denn außer Mohamed-el-Ghadamesi
gab es keinen heirathssähigen Stam
mesgenossen, der einige hundert Schafe
und Ziegen sein Eigen nennen konnte,
ganz abgesehen von den Halsaseldern,
die er weiter unten besaß, und deren
Product er auf eigenen Kameelen nach
der Hauptstadt führen ließ. Ja, er
hatte es sich was kosten lassen, Moha
med, das sagten Alle; er war recht no
bel gewesen, von diesem Hochzeits
schmaus würde man noch lange reden;
dafür würde ihn auch Allah segnen
und ihm Söhne erzeugen, mehr, als
der ganze Stamm zusammen hatte.
Mitternacht war inzwischen verstri
chen, der Mond neigte sich dem Hori
zont zu, der Ausgelassenheit folgte bei
diesen Naturkindern schon jetzt die Er
schlaffung, und Mohamed ließ sich
nicht länger halten, sondern eilte, be
gleitet von etwa einem Dutzend der
Männer, dem Duar seiner»>Dulcinea
zu, wo die ganze weibliche Bevölkerung
noch mit dem Reste der Süßigkeiten
Wache hielt. Nun entspann sich ein
Kampf, in dem der arme Ehecandidat
jedenfalls die am wenigsten beneidens
werthe Rolle spielte. Die Männer
wollten ihn nicht von sich lassen, und
die Weiber wiesen jeden seiner Ein
trittsversuche mit Knüffen und Schlä
gen und Schreien zurück. Nachdem die
improvisirte Pantomime wohl eine
halbe Stunde gedauert, siegte der
Bräutigam endlich mit Hilfe von zwei
oder drei seiner Gevattern und er
zwang sich den Eingang.
Die Sonne war schon aufgestanden,
als ich erwachte. Es galt heute, den
höchsten Punkt des Passes zu erklim
men und dann in aumäligem Nieder
steigen das Städtchen Misdah zu er
reichen, das nur «ine Tagesreise ent
fernt war, wenn ich der Kar«wanen
straße folgte. Für heute war es aller
dings zu spät geworden,aber ich konnte
ja unterwegs übernachten. Mohamed
seiner jungen Gattin überlassend,
machten wir uns also wieder auf den
Weg, zum großen Schmerze meines
Getreuen, der allzu gern noch dieNach
feier am zweiten Tage mitgemacht
bätte, und sich im Versuche, seinen
Wunsch durchzusetzen, sogar feierlichst
krank meldete. Als ich aber fest blieb
gir'ten Magen in Aussicht stellte, da
da lebt man doch in M'dina der
Hauptstadt Tripolis besser und
Getränke, die Limonade, der Scher
„Und der Raki!" setzte ich hinzu.
er zurück, „das weißt Du sehr wohl.
Die Alten erlcniben's nicht."
Hamed hatte Recht, obgleich ich schon
Die verschobene Reise.
Wie, Sie sind noch hier, Herr Vetter?
Ich glaubte, Sie seien längst inStutt
gart? Ich wäre auch schon dort,
aber ich wollte die gestrige Mondfin
sternis nicht versäumen!
Guter Rath. Dienstmäd
wir haben Wäsche. Soldat: Aka,
da hast Du keine Zeit! Dienstmäd
chen: Das schon, Fritz aber morgen
kocht die Frau!
Auch eine Unterwei
sung. Chef (zum neuen Lehrling):
,Hat Ihnen der Buchhalter "esagt,
Lehrling: „Jawohl! Ich soll ihn
wecken, wenn ich Sie kommen sehe!"
Aie Krmordnng des Schay.
Dem Leben des Schahs von Per
sien, Nassr-ed-din, hat die Kugel eines
Meuchelmörders ein jähes Ende be
reitet. Der Mord ist verübt worden,
als der Schah das unweit von Tehe
ran belegene Grabmal des Schah Ab
dul Azim besuchte. Dort hatte sich der
Mörder, welcher dem Geheimorden der
Babi angehören soll und dessen Name
Mollah Reza ist, als Frau verkleidet
versteckt und als Nassr-ed-din in das
Innere trat, jagte er ihm eine Kugel
in das Herz. Wenige Minuten später
trat der Tod ein. Nassr-ed-din Schah
en schah (König der Könige) ent
stammt« dem Hause der schiitischen
Kadscharen und war am 17. Juli
1831 als ältester Sohn Mohammed
Schahs geboren. Nach seines Vaters
Tooe am 10. Stptember 1848 gelangte
er, kaum 17 Jahre alt, zur Regierung,
der vierte Souverän der Dynastie
Nassr -ed -d! n.
Kadschar und er hat den Thron ge
gen innere Unruhen und äußere Feinde
terzeichnete er im Jahre 1866 einen
Vertrag, welcher die Herstellung einer
telegraphischen Verbindung zwischen
Europa und Indien über Persien ge
stattete. Er war der erste persische
Schah, der Reisen in's Ausland un
ternahm, 1873 die erste, dann 1878
und 1889. Er besuchte Moskau, St.
Petersburg, Berlin, Brüssel, Paris,
London, Wien und Konstantinopel
und erregt« überall durch die ver
schwenderische Pracht seines Auftre
tens, aber auch durch seine wenig von
der Cultur beleckten Sitten und Ge
bräuche Aufsehen. Dabei war er ein
Mann von höherer orientalischer Bil
dung und zugleich ein guter Kenner
europäischer Geographie, neuerer Ge
schichte und politischer Verhältnisse.
Ein Mordanfall auf den Schah am
15. August 1852 wurde mit Ausrot
tung der gesammten Secte der Babi,
welcher die Anstifter angehörten, be
straft. Auch als Dichter und Schrift
steller hat sich der Schah bethätigt
Musasser -ed - din.
Reisen 1873 und 1878. Den Ermor
deten überleben 6 Söhne und 14 Töch
ter. Zu seinem Nachfolger ist sein
zweiter Sohn Musasser-ed-din Mirza,
Baliahd, der am 5. März 1853 gebo
osfenbar das Gerücht, daß Mussaffer-
MörderMollah Reza Mitschuldige hat,
ist von ihm selbst zugestanden worden.
Der Attentäter, welcher zu den Anhän-
Mazud Mirza.
gern des im Jahre 1891 wegen Hoch
verrats verbanntenScheich Jem Aled
in Konstantinopel gelebt, wo auch der
Moidplan gefaßt worden sein soll.
Thatsache ist, daß Mollah Reza dort
von der Polizei Überwacht wurde; er
wußte dieselbe jedoch zu täuschen und
kehrte heimlich nach Teheran zurück,
wo er den Mordanschlag mit Erfolg
zur Ausführung brachte. Die Be
fürchtung, daß die Thronbesteigung
Musasser-ed-din's einen dynastischen
Krieg im Gefolge haben würde, scheint
sich nicht zu bestätigen, da sein älterer
Bruder Mazud Mirza ihn bereits an
erkannt hat. Daß dieser von der Thro
nfolge ausgeschlossen war, ist darauf
zurückzuführen, daß er der Sohn einer
Mutter von niederer Herkunft war.
Die Ermordung des Schah Nassr-ed
din ist eine jener blutigen Tragödien,
die an asiatischen Fürstenhösen durch
aus nicht zu den Seltenheiten gehö
ren.
Heinrich v. Treitschke.
Nach langen und schweren Leiden
ist der Historiker Heinrich Gotthard v.
Treitschke in Berlin aus dem Leben ge
schieden. Als Sohn des sächsischen Ge
is. September 1834 in Dresden gebo
ren, widmete v. Treitschke sich zu Bonn,
Leipzig, Tübingen und Heidelberg
staatswissenschaftlichen und histori
schen Studien. Nach seiner Promotion
lebte er in Göttingen und siedelte 1857
1858 minder Schrift „Die Gesell
schaftswissenschaft" an der Universität
habilitirte. Die Erfolge, die er hier
mit seinen historischen Vorlesungen er
zielte, veranlaßten ihn, seine Studien
ganz dem geschichtlichen Fache zuzu
wenden. Im Herbste 1863 folgte er ei
nem Rufe als außerordentlicher Pro
fessor nach Freiburg i. 8., wo er sich
mit einer Tochter des Gendarmerie-
Obersten Frhrn. v. Bodman verheira
thete. Im Juni 1866 legte er aus po
zurücktrat. Im Herbst 1866 erhielt er
eine ordentliche Professur der Geschich
te an der Universität Kiel, 1867 inHei
delberg, wurde Ostern 1874 an die Un
iversität in Berlin berufen und nach
1871 war'Trettschke'als Ab-
Simmern Mitglied des Reichstags,
schloß sich hier an die nationalliberale
Partei an.
Beim Abschiedstrunk.
„... Wirst Du auch in der Ferne
häufig an mich denken, lieber Emil?"
„Jedesmal, wenn ich ein Glas an
die Lippen setze!" „Dann bin ich
zufrieden!"
A.: „...Was, zehntausend Thaler
Wonnen? Alle Wetter, da hätte
werde ich auch thun ... sobald die
amtliche Ziehungsliste heraus ist!"
Wird wenig helfen.
Bauernbub: Voata, Du hast ja a
Bauer: Jessas, sag' m'r
Vielsagend. Aelteres Fräu
lein (kokettirend): Ich sehe wohl schon
reckt alt aus, Herr Professor, nicht
wahr? Professor: Oh.ich habe schon
einmal eine ältere Dame gesehen!
Ein guter Vater. Herr
(zu einem kleinen Jungen, der mit sei
nen neun Geschwistern und der Mut
ter an einem Tische in der Garten
wirthschaft sitzt): Warum sieht man
denn Evern Vater niemals- bei Euch?
Kleiner Junge: Er genirt sich halt,
weil mir so viel smn!
Die Antisemiten in Wien.
Zum vierten Male innerhalb eines
Jahres hat der Wiener Gemeinderath
den Führer der dortigen Antisemiten,
Dr. Lueger, zum Bürgermeister ge
wählt. Das erste Mal, am 29. Mai v.
1., wurde er noch von dem alten Ge
meinderath gewählt, aber die Stim
menzahl (70 gegen 64) genügte ihm
nicht und er lehnte die Wahl ab. Da
rauf wurde der Gemeinderath aufge
löst und die Neuwahlen im September
ergaben für Lutgers Partei eine große
Majorität, worauf er am 29. October
mit 93 Stimmen gegen 43 leere Zettel
gewählt wurde. Diesmal nahm er die
Neuwahl treffen. Am November
Dr. Lueger.
Wurde abermals Dr. Lueger mit 92
erhielt Dr. Lt-eger 96 gegen 42 Stim
men und er nahm die Wahl abermalz
an.
Nach Bekanntmachung des Wahlre
sultats richtete der Wahlleiter Be
die Wahl annehme, und da
rauf hielt der Letztgenannte ein«
Rede, in welcher er ausführte, das
christliche Volk habe in unzweideutige?
Weise kundgegeben, wie und von wem
sollte auch die Regierung anerkennen,
umso mehr, als sie selbst das Volk zum
Richter angerufen habe. Er habe seine
sen hätten es aber nicht angenommen,
in der richtigen Erkenntniß, daß das
Festhalten an seiner Person gerade jetzt
unbedingt geboten sei. Die Auffassung
der Wiener Bürgermeisterfrage als ein
Graf Baden i.
Duell Lueger - Baden! sei kleinlich; eS
handle sich auch um keinen Personen
cultus (Widerspruch rechts), sondern
um wichtige wirthschaftliche Interes
sen. Die in Ungarn herrschende Partei
sei bestrebt, ihre Macht auch auf dies
' chen Volke geben, was des Volkes ist^
nister - Präsident Graf Badeni hat
sönlich auf Dr. Lueger einzuwirken
und diesen zum Rücktritt zu veranlas-
Graf Kielmansegg.
sen. Diesem Einfluß und den ohnehin
gemachten Versprechungen hat sich Dr.
Lueger^ zu entziehen vermocht; er
wird, kann keinem Zweifel unterliegen.
Im Uebrigen hatte Doctor
Lueger's Wahl indirect die
Folge, daß der Statthalter von
Oesterreich unter derEnns, Graf Kiel
mansegg. sein Amt niederlegte. Die
Wiener „Neue Freie Presse" war we
gen eines Artikels über die Affaire
halb sollte es im Abgeordnetenhause
dem Justizminister Grafen Gleispach
»n den Kragen gehen. Dieser «klärte
indeß, daß er selbst über die Confisca
tion erstaunt gewesen wäre, und die
sosortigeAushebung verfügt hätte. Da
mit war die Sache formell erledigt, al
lein der Statthalter Graf Kielmans
egg faßte die Erklärung des Ministers
als ein Desaveu seiner Amtsführung
Würg AaMenstein.
Unweit von Bavenstedt am rechten
Selkeufer auf steilem Bergkegel gele
gen ist die Burg Falkenstein, wo das
erste Rechtsbuch, welches das deutsche
Landrecht festlegte, der „Sachsenspie
gel", entstanden ist. Es war im An
fang des 13. Jahrhunderts, in den er-
Unteritalien in einer halb italienischen,
halb sarazenischen Umgebung, dem
deutschen Wesen gänzlich entfremdet,
residirte, als in Deutschland dießechts-
Geistern wach wurde. Damals beauf
tragte der Graf und Gerichtsherr
Hoyer von Falkenstein den Eyke von
nen und ungeschriebenen gesetzlichen
Bestimmungen. Eyke von Repkow
entsprach dem Ansinnen des Grafen von
Ansichtderßurg.
Falkenstein und schrieb unter Weglas
sung der vielgestaltigen Hof- und
Stadirechte zunächst in lateinischer
Sprache das Sächsische Land- und
Lehnrecht. Späterhin, 1230, aber
mals auf Veranlassung des Falten
steiners, übertrug er den lateinischen
Grundtext seiner Arbeit in der Ab
sicht, derselben eine größere Verbrei
tung, zu sichern, ins Niederdeutsche
und nannte sein Buch den Sachsen
spiegel, unter welcher Bez'eichnung die
ses älteste deutsche Rechtshandbuch bis
auf dm heutigen Tag bekannt ist.
Der Sachsenspiegel, obwohl ursprüng
lich nicht viel anderes als die Privat
arbeit eines Rechtsgelehrten, hat den
noch im Laufe der Zeiten das Ansehen
eines officiellen Gesetzbuches erlangt.
Noch vor Ablauf des 13. Jahrhunderts
hatte der Sachsenspiegel nicht nur in
Mittel- und Süd-Deutschland, son
dern, auch in Nord-Deutschland Aner
kennung gewonnen und auf die bedeu
tendsten Rechtsbücher des Mittelalters,
vor Allem auf den im Jahre 1257 zu
Augsburg verfaßten „Deutschenspie
gel" und den im Jahre 1275 vollende
daß diese Sammlungen nur wie nach
geborene Geschwister ihres ältern
Bruders erscheinen. Ueber 200 Hand
schriften des Sachsenspiegels haben sich
erhalten, darunter vier culturhistorisch
außerordentlich wichtige Bilderhand
fchriften und vor Allem das auf Burg
Falkenstein geschriebene Originalma
nuscript Eyke's selbst.
Und wie ein günstiges Geschick die
altehrwürdige Handschrift Eyke's vor
dem Untergänge bewahrt hat, so hat
doch heute noch in einem bewohnbaren
Zustande. Der Faltenstein gehört zu
Jmßurghofe.
Burg Mitteldeutschlands aus frühmit
telalterlicher Zeit sein. Am Ausgange
des 11. Jahrhunderts, als Kaiser
Heinrich IV. seine blutigen Kämpfe
am Schlüsse des 16. Jahrhunderts er
drück. DaS Brunnenhäuschen in sei
ner Mitte, von Haselnußgesträuch an
muthig umrahmt, nimmt sich aus wie
ein grünumra»ttes Bildlein in brei
tem. dunklem Eichenrahmentzund mil-
dert gar trefflich den düsteren Eindruck
des beschränkten Raumes. Still und
todt ist es auf dem Hofe, wie in «einem
verwunschenen Schlosse. Die Zeiten,
ta draußen auf dem Zwinger die Sehne
der Armbrust klang, wenn die Knap-
Pen Arm und Auge übten, und die
Rüden anschlugen, wenn der Burgherr
zum Pirschgang gerüstet unters Thor
trat, sind vorüber. Im Stalle stampft
nur ein greises Ehepaar bewohnt noch
den Sitz des alten Dynastengeschlech
tes, dem jetzigen Schloßherrn dasHaus
und Präsentiren sich in unberührter
Ursprünglichkeit. Der jetzige Burgherr
hat außerdem noch das Seine gethan,
diesen Eindruck zu mehren. Hellebar
den, Zweihänder und Kettenpanzer ge
mahnen an die Tage einstiger Ritter
herrlichkeit und Saufedern nebst Fang
zeug an die Zeit tiefsten BauernelendZ.
Schmale, halsbrecherische Vorräume
vermitteln den Zugang in die Zimmer
und enge, winklige Wendeltreppen den
Aufstieg in die oberen Stockwerke. Es
ist hier alles noch so, wie es in längst
verflossenen Tagen gewesen.
Tos Fahrrad im Wchdicnst.
Auf einer jüngst in Paris abgehal
tenen Fahrrad - Ausstellung war eine
Spritze zu sehen, durch welche das
Problem der Anwendung des Fahrra
des im Feuerlöschdienste in erfolgrei
cher Weise gelöst ist. Wie unsere Ab
aus zwei „Tandembicycles", die vorn
und hinten durch Querstangen verbun
den sind, welche aber nur einen Steu
ergrisf haben. In dem vorderen Raum
zwischen dem Rahmen ist der Schlauch
aufgewunden, eineßoiationspumpe be-
AnsichtderSpritze.
findet sich in der Mitte und im Hinte
ren Theile ist eine Vorrichtung zur
Verbindung der Pumpe mit einem
Hydranten angebracht. Der ganze Ap
parat wiegt nur 133 Pfund, so daß
auf den Mann ca. 33 Pfund kommen.
Es liegt auf der Hand, daß vier geüb
ten hat, springen die Männer von ih
ren Sitzen und während zwei die Kup
plung in Ordnung bringen, rollt der
Beim Löschen.
Dritte den Schlauch ab und der Vierte
macht die Pumpe zur Action fertig.
Gallonen Wasser pro Stunde in einem
horrizontalen Strahl von IVO Fuß
Länge oder aufwärts 75 Fuß weit
schleudern. Die Einführung dieser
ebenso eigenartigen wie leistungsfähi
gen Spritze, dürste sich besonders in
kleinen Ortschaften empfehlen, welche
Dampffpritzen mit Rücksicht auf die
großen Kosten nicht anschaffen kön
nen.
Eigenthümliche Wir
kung. Herr Doctor, wie kommt es
nur. daß alle meine Zähne los werden
kommt!
Auch etwas werth.. Hei
rathscandidat: „.... Die Dame ist ja
daß alles echt ist!"
Einßäthsel. Better Ewald
gibt seinen kleinen Cousins ein leichtes
Räthsel auf: Früher war ich's, jetzt
bin ich'S und werde es auch in Zukunft
ist das? Nach einer Weile schrie der
zehnjährige Fritz: Ein Esel, ein Esel!