Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 01, 1896, Page 7, Image 7

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    SuropAtsche Rundschau.
Deutsches Reich.
Berlin. Eine hypnotische Verei
nigung ist in Berlin in's Leben geru
fen worden. JhrZweck ist, die eingehen
de Erforschung hypnotischer Erschei
nungen und größere Aufklärung über
das Wesen der Hypnose. Nicht we
niger als 193 Wehrpflichtige, welche
sich der Dienstpflicht entzogen haben,
werden jetzt durch öffentlichen Aus
hang an Gerichtsstelle zum Termin,
welcher am 27. Juni d. I. vor der
neunten Strafkammer am Landgericht
I ansteht, geladen. Wegen Buchma
chens und Veranstaltung von Wetten
werden sich in nächster Zeit circa 80
Personen vor der Strafkammer zu
verantworten haben. Die einzelnen A
nklagefälle werden in Gruppen von
sechs bis acht Angeklagten zur Ver
handlung gelangen und dürsten vor
aussichtlich mehrere Tage in Anspruch
nehmen. Zwei Wilderer aus Ber
nau, die den Privatförster Wolf aus
Schön in dem Forst bei Bernau so
mißhandelt hatten, daß er starb, wur
den vom hiesigen Schwurgericht ver
urtheilt. Robert Knutz erhielt 10 Jah
re, Heinrich Plüschke 7 Jahre Zucht-
Schönebecka. E. Ein tragisches
Ende hat das Schüßler'sche Ehepaar
genommen. Frau Schüßler war einem
'Schlaganfall plötzlich erlegen, am Ta
ge darauf hat sich der Gatte aus Ver
zweiflung darüber erschossen; beide
Leute standen im 70. Lebensjahre.
Schüßler, der sich als Bauunterneh
mer ein Vermögen erworben, lebte als
Privatmann.
Spandau. Aufsehen erregt der
Selbstmord des Kaufmanns Kaiser.
Kaiser wurde erschossen aufgefunden.
Er war Rendant der umfangreichen
Krankenkasse Spandau - Land und ei
niger kleiner Jnnungskassen; die so
fort vorgenommene Durchsicht der Ka
sse hat bedeutende Fehlbeträge ergeben.
Kaiser lebte über seine Verhältnisse.
Er läßt seine Familie in der traurig
sten Lage zurück.
Graudenz. Ein mächtiges Feu
er, dessen Widerschein bis weit in die
Niederung hinein beobachtet ward, leg
te das Wenter'sche Haus in der Alten
Straße nebst dem daran anstoßenden
an der Kirchenstraße belegenen Hin
terhause völlig in Asche.
Gumbinnen. Der verheiraihe
ie 49-jährige Arbeiter Heinrich Schnei
der war im Eiskeller der Schawaller'-
schen Brauerei in Radlanken damit
beschäftigt, Bier mittelst des Fahrstuh
les aus den unteren Räumen nach oben
und dann leere Fässer wieder unten
hin zu befördern. Bei dieser Arbeit
stürzte derselbe, der schon 24 Jahre in
dem Betriebe beschäftigt ist, auf uner
klärlich« Weise mit dem Fahrstuhle in
die Tiefe, wobei er am Boden unter den
Fahrstuhl zu liegen kam und durch den
Druck desselben so schwer verletzt wur
de, daß er auf dmn Transport nach
der Stadt verstarb.
Lyck. Als inuthmaßlicher Mörder
des Besitzers W.ist der Knecht dessel
ben verhaftet. Die Ehefrau des W.ist
20 Jahre jünger als ihr verstorbener
Mann und sollte naq seinem Tode die
alleinige Erbin sein. Sie soll ein Lie
schen den beiden geplant worden sein,
der nun auch zur Ausführung gekom
men ist.
Danzig. Die Verlegung des Re
gimentsstabes des Fußartillerie - Re
giments v. Hindersin von Swinemllnde
nach Danzig wird zum 1. October be-
Stab gehörigen Össiciere und Mann
schaften erhielten soeben bestimmte
Ordre, dir zur Aufgabe ihrer Woh
nungen erforderlichen Schritte zu
thun.
Lauenburg. Vergiftet hat sich
der auf der Neuen Welt wohnhafte A
rdeiter C. Schmude aus Furcht vor ei
ner Gefängnißstrafe, die er zu verbü
ßen hatte. Er that die Köpfe vonZünd
hölzern in Wasser und trank dieses.
Seine Ehefrau fand ihn sterbend im
Holzstalle.
Tuchel. Die Suppenküche des
Vaterländischen Frauen - Vereins hat
sich während des Winters wiederum
ausgezeichnet bewährt; es erhielten ei
nige 80 Kinder, die einen weiten Weg
von den Ausbauten zur Schule haben,
täglich warmes Essen, was besonders
bei stärkerem Frost gern begehrt wur
de. Die Unkosten beliefen sich auf circa
LOO Mark.
kauf des Gutes Broitz bestätigt sich
nicht. Das Gut bleibt wi- bisher im
Besitz des Rittergutsbesitzers Zan
der.
Greifswald. Die Trauerfeier
für den verstorbenen königlichen Mu
sikdirektor August Wagner fand hier
in ergreifender Weife in der St. Niko
laikirche statt, die Trauerrede hielt Pa
stor D. Woltersdorf. Die Leiche Wag
ners wurde nach Demmin überführt,
woselbst die Beisetzung erfolgte.
Köslin. Zu einer internationa
len Schlägerei kam es in Roknow,
Dort sind beim Abholzen der Zewiliner
Forst'außer Galiziern und Italienern
auch Elsässer im Ganzen etwa 160
Mann beschäftigt. Zwischen mehre
ren Knechten aus Roßnow und einigen
Elsässern entbrannte nun ein heftiger
Kampf, bei dem das Messer die Haupt
rolle spielte. Ein Knecht wurde todtge-
stochen, während ein Anderer so schwe
re Verletzungen erhielt, daß an seinem
Aufkommen gezweifelt wird.
Kolmar. Die im hiesigen Kreise
belegene, 6000 Hektar umsassendeHerr
schast Margonisdors, bestehend aus
den Gütern Margonisdors, Lipin,
Steinau, Eichenau und Müllersfelde,
bisher dem Landrath und Kammer
herrn von Schwichow gehörig, ist für
2,340,000 Mark an die Klosterkam
mer zu Hannover verkauft worden.
Posen. Neulich Nachts brach aüf
dem dem Grafen Kwilecki gehörigen
Schlosse des Dominiums Obetzedlitz
ein Feuer aus. Die zehnjährige Toch
ter deren Erzieherin und das Stuben
mädchen des Administrators mußten
sich durch einen Sprung aus dem Fen
ster retten. Bei dem Sprunge erlitt die
Tochter schwere Verletzungen und starb
an denselben. Die beiden anderen Per
sonen sind gleichfalls schwer verletzt
worden. Das Schloß ist vollständig
niedergebrannt.
Schwerin, a. W. Ein plötzlicher
Tod ereilte in Ausübung seines Beru
fes den Steuer - Controlle»! Krubäc
von hier. Derselbe begab sich behufsße
vision in der Brennerei zu Neugöritz,
Kr. Schwerin a. W., in dm Gähr
'raum, wo er sofort erstickte. K. ist 48
alt und hinterläßt eine Frau
und 7 unversorgte Kinder. Auch der
Ober - Steuercontrolleur Remelske,
der gleichzeitig den Gährrcuim betrat,
fiel besinnungslos nieder, doch erholte
er sich nach einer Stunde wieder.
Iprovins
Wohlau. Der bekannte Anti,semt
tenführer Postassistent Schulze, dessen
Verhaftung vor einigen Wochen von
einigen schlesischenßlättern irrthümlich
gemeldet worden war, denen hieraus
der Beleidigungsproceß gemacht wur
de, hat sich erschossen. eDr Selbstmord
steht mit dem bis jetzt noch nicht aufge
klärten Verlust eines eingeschriebenen
Briefes auf dem Postamt Wohlau in
Zusammenhang.
Zabrze. Der Kaufmann Schrei
ber von hier, der in Gleiwitz Einkäufe
zu besorgen hatte, fuhr dorthin mit der
Dampfstraßenbahn. Seiner siebenjäh
rigen Tochter hatte er den Auftrag ge
geben, mit dem nächsten Zuge derßahn
nachzukommen. Als nun das Mädchen
von dem Vater auf dem Bahnhof in
Gleiwitz in Empfang genommen wur
de, machte der Vater die entsetzliche
Entdeckung, daß sein Kind unterwegs
Sprache und Gehör verloren hatte.
Ein schleunigst consuliirier Arzt er
klärte sich außer Stande, selbst er
staunt über den ganz abnormen Vor
fall helfend einzugreifen.
Breslau. AmHerzfchlag verschied
hier der Stadtverordnete Guido von
Drabizius, welchem das Emporblü
hen Breslaus durch die Anlage vvn
Vororten nach Berliner Muster zu
verdanken ist.
Magdeburg. Wegen einer ro
then Fahne auf dem Kinderwagen
sind die Arbeiter Rehl'schen Eheleute,
welche sich als Anhänger der Sozialde
mokratie bekennen, zu 3 bezw. 2 Wo
chen Haft verurtheilt worden. Aus
Gram über den plötzlich erfolgten Tod
seiner Frau erschoß sich an beeren Lei
che ein Rentner in Schönebeck. Alles
Nöthige über das Begräbniß hatte er
vorher geordnet. Der in diesem
Winter im Harzgebirge durch Schnee
fall verursachte Schaden an Telegra
phen- und Fernsprechleitungen wird
allein im Directionsbezirk Magdeburg
auf 300,000 Mark geschätzt. Auf den
Bergen des Harzes liegt noch allenthal
ben Schnee.
Salzwedel. Beim Herausneh
men von Steinen in dem Tannenwäld
chen des Ackerhofsbesitzers Franke zu
Siedenlangenbeck stießen Arbeiter auf
ein Urnenfeld. Sie förderten bisher 20
Urnen zu Tage u. waren diese meistens
so gut erhalten, daß sie unversehrt
herausgenommen werden konnten. In
den Urnen befinden sich Ueberreste von
Knochen und Schmucksachen, besonders
Haarspangen und Ohrringe. DieNach
grabungen werden fortgesetzt.
Stolberg. Beim Oeffnen des
Grabes seiner Frau, die vor mehreren
Jahren durch Erhängen ihrem Leben
ein Ende gemacht hatte und deshalb
abseits an der Kirchhofsmauer beerdigt
worden war, ist der Weber Karl Lent
graf überrascht worden. Zur Rede ge
stellt, gab er an, seine Frau erscheine
ihm Nachts fortwährend im Traum
und bäte ihn, sie aus dem Selbstmör
derwinkel weg an eine andere Stelle zu
bringen, da sie sonst keine Ruhe im
Grabe finden könne.
Heide. Für die neu zu gründende
westholsteinische Bank sollen bereis ca.
1800 Actien gezeichnet sein, wovon auf
die beiden Dithmarschen allein 850
entfallen. Von dem Actiencapital, wel
ches also 1H Millionen Mark beträgt,
wird vorläufig nur die Hälfte für den
Betrieb des Unternehmens, verwendet
werden.
Norburg. Wegen Ausbruchs ei
ner Diphtherie - Epidemie wurden
sämmtliche hiesige Schulen gesetzlich
geschlossen. Gegen 100 Personen wur
den mit dem Diphtherieserum behän
gst
Altona. Der gefährliche interna
tionale Hochstapler Johannes Po
entlommcn.
A d e l e b s e n. In diesem Sommer
wird der Majoratsherr Baron v. Ade
lebsen auf dem Burgberge Hierselbst
ein neues Schloß bauen. Der Entwurf
ist bereits von dem Architekten Herm.
Schädtler aus Hannover angefertigt
worden.
Aurich. Die Gründung einer
zweiten Actien - Bierbrauerei Hierselbst
ist nunmehr durch genügende Actien
zeichnungen gesichert: die constituiren
de Generalversammlung hat bereits
stattgefunden.
Burgdorf. Die durch Verset
zung des Steuer - Inspektors Keßler
Hierselbst zu besetzende Vorsteherstelle
am Katasteramt ist dem Kataster-Con
troleur Pabst, bisher Landmesser in
Kassel, übertragen worden.
Hamm. Aus Liebesgram er
tränkte sich hier ein 20jährig«S Mäd
chen, Tochter einer achtbaren Familie
aus Dortmund.
Herford. Das Stadtverordne
ten - Eollegium hat.hier in seiner
Mehrheit beschlossen, die Biersteuer
wieder abzuschaffen.
Münster. Die Stadtverordneten
bewilligten für den Neubau der städti
schen Masanstalt 670,(XX) M. Das
Terrain der bisherigen Anstalt, dessen
Werth auf 400,000 M. geschätzt wird,
soll für Privat - Bauzwecke nutzbar
gemacht werden.
Witten. In Schnee ermittelte
die Polizei eine Diebesbande, welche
im Verdacht steht, dort und in den be
nachbarten Ortschaften seit längerer
Zeit ihr „Handwerk" in der rasfinir
testen Weife betrieben zu haben. Das
Eomplott besteht aus vier Personen,
darunter befinden sich drei Söhne ei
nes Wirthes. Die polizeiliche Haus
suchung hat erwiesen, daß die Ermit
telten mehrere Einbruchsdiebstähle be
gangen haben. In ihrem Besitze fand
inan auch Falschgeld; sie wurden in's
Untersuchungs - Gefängniß nach Ha
gen überführt.
Kettwig. Die angesehene Fa
milie Scheidt hat innerhalb 23 Stun
den zwei ihrer Mitglieder verloren.
Es sind dies Hermann Scheidt sen.,
welcher im 81. Lebensjahre abberufen
wurde, und der erste Beigeordnete und
Stadtverordnete Geh. Commercien
rath Wilhelm Scheidt, Mitglied des
Kreis- und Provincial - Landtages,
welcher im Alter von 67 Jahren nach
nur zweitägiger Krankheit verschieden
ist.
Köln. Eines ungewöhnlich rei
chen Kindersegens erfreut sich ein Un
terbeamter des hiesigen Magistrats.
Aus der ersten Ehe des Mannes sind
16 und aus der zweiten gar 18 Kinder
entsprossen, und obgleich von diesen
mehrere gestorben sind, hat die Fami
lie doch immer noch einen Nachwuchs
von einigen 20 Köpfen. Neulich
Abends wurde die von ihrem Ehe
manne getrennt lebende, in einem
Hause der Schemmergasse wohnende
Frau Thomas, als sie auf der Heim
kehr von der Arbeit begriffen war, von
ihrem Manne, der ihr an der Ecke der
Fleischmengergasse und Bayardsgasse
aufgelauert haben soll, dort meuchlings
überfallen und durch einen Stich in's
Herz tödtlich verletzt. Die Ermordete
hinterläßt 7 Kinder, die bei ihr wohn
ten. Der Mörder, ein Maurer, soll
die Frau früher fortgesetzt mißhandelt
haben. Er hat sich freiwillig der Po
lizei gestellt.
Oberhausen. Letzthin hat ein
junger Mensch Namens Jarzombowski
einen gewissen Reuter in der Roland
straße durch einen nach der Brust ge
führten Messerstich erstochen. Der
Verwundete blieb auf der Stelle todt
liegen.
Frankfurts. M. Der frühere
Angestellte der Niederlassung der Deut
schen Genossenschaftsbank von Soer
gel, Parrisius <Z: Co. dahier, derßank
buchhalter Lang, der vor einiger Zeit
Summe, man sagt 20,000 M., flüch
tig ging, ist in Holland verhaftet wor
den.
Wiesbaden. Herr Stadtrath
Stamm von Biebrich, welcher beim
Einstürze des Gerüstes in der Biebri
cher Turnhalle schwere innere Ver
letzungen erlitt und sich hier im St.
Josephsspital operiren ließ, ist seinen
Verletzungen erlegen.
Lr-t» StSdt».
Hamburg. In dem Millionen
erbschaftsschwindel - Proceß verur
gelhändler Michelsohn wegen Betrugs,
eids zu vier Jahren, den Mitangeklag
ten Lederer wegen Beihilfe zu achtzehn
Monaten Zuchthaus und sprach die
Beschuldigung, den Hauseinsturz auf
der Uhlenhorst verschuldet zu haben,
wurden der Maurermeister Ch. Ras
mussen - Altona und der Polier Joh.
Rasmussen verhaftet. Beide sollen
sich gegen die Anforderungen der Bau
polizei, sowie gegen die Regeln d-r
Baukunst bei der AusmauerANg der
Grundpfeiler schwer vergangen haben.
Eine aufregende Scene spi»lte sich
in einem Svecialitäten - Theater auf
St. Pauli ab. Ein in unmittelbarer
plötzlich, als eine Chansonette auftrat,
über das Orchester hinweg aus die
Bühne. Er schrie und tobte, wobei cr
mit den Händen in der Luft herum
fuchtelte. Die Sängerin eilte er
schreckt in die Coulissen, und das Pu
blikum gerieth in große Aufregung.
Mehrere beherzte Personen eilten auf
die Bühne und überwältigten den Stö
renfried, der sich als ein von Irrsinn
befallener früherer Komiker entpuppte.
Der Kranke wurde sofort nach einer
Irrenanstalt gebracht.
Oldenburg. In Delmenhorst
schoß ein zur Aushebung anwesend
junger Mann aus die Menge und ver
wundete eine Person an der Brust,
eine andere am Kopfe.
Blanke n b u r g a. H. In der
Näke von bier wurde der Förster
Kaufmann von drei Wilderern, die
ihm im Walde begegneten, durch einen
Schuß in die Brust getödtet.
Altenburg. In einer der letz
ten Nächte brach in der Metallwaaren-
Fabrik von H. A. Köhlers Söhnen
Feuer aus, dem die Räume der
Schlosserei, Lackiererei und Schleiferei
zum Opfer fielen.
Coburg. An Stelle des verstor
benen Prinzen von Ratibor ist Herr v.
Schön, bisher Botschaftsrats bei der
deutschen Botschaft in Paris, zum
Hofmarschall des Herzogs von Sachsen
Coburg - Gotha ernannt worden und
zur Uebernahme seines neuen Dienstes
hier eingetroffen.
Weimar. Der seit einigen Wo
-5000 M. flüssig gemacht und ist be
reits in Amerika angelangt. Die Ver
anlassung zu dieser Flucht ist so deli
cater Natur, daß sie hier nicht erörtert
werden kann.
Bautzen. In Seidau fand man
den 60jährigen Schuhmacher Wenzel
in der Wohnung todt auf. Derselbe
war seit Mitte Januar nicht mehr ge
sehen worden. Da man ihn verreist
glaubte, hatte Niemand nach ihm ge
fragt. Die Leiche war bereits stark in
Verwesung übergegangen und lag mit
ten im Zimmer neben umgeworfenen
Stühlen.
Dresden. Am 12. December v.
I. wurde bekanntlich der Postsecretär
a. D. Kretzschmar in der Dresdener
Heide durch zwei Schüsse aus einem
Jagdgewehr ermordet. Als Thäter
wurde bald darauf inSchlesien ein Ar
beiter Namens Maiwald verhaftet, der
sich seitdem beim Landgericht zuHirsch
berg in Untersuchungshaft befindet, da
er noch eines zweiten in dortiger Ge
gend verübten Mordes, sowie verschie
dener anderer schwerer Verbrechen
überführt ist. Inzwischen sollen aber
Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit
Maiwald's entstanden fein, so daß sich
in dieser Richtung noch Erörterungen
nöthig gemacht haben, wodurch die
Sache natürlich in die Länge gezogen
wird.
Freiberg. Der Copist Nestler
an der kgl. Hauptbergkasse zuFreiberg,
dem eine Bestrafung wegen eines
Sittlichkeitsverbrechens drohte, hat sich
durch Erschießen entleibt.
Grimma. Hier sind eine Anzahl
Leute, zum Theil von der Arbeitsstätte
weg, in Untersuchung genommen wor
den. Dieselben stehen im Verdachte,
das freistehende, seit 18 Jahren unbe
wohnte Haus einer Frau nach und
nach seiner Einrichtung fast ganz be
raubt zu haben.
«ro»h«r,»st>iu>n V»N»n.
Gießen. Polizeirath Wilhelm
Fresenius, welcher erst kürzlich von der
Verwaltung des hiesigen Polizeiamts
aus Gesundheitsrücksichten zurücktrat,
ist gestorben.
Mainz. Als neulich Morgen der
Fuhrmann Neuling in der Neuthor
straße nach seinem Stalle gehen woll
te. um das Pferd zu füttern, wurde er
von fünf Personen angerempelt. Der
Fuhrmann verbat sich dies, aber sofort
stürzten sich die Unbekannten auf ihn
und begannen ihn mitStöcken zu schla
gen. Dann zogen sie die Messer und
brachten ihm acht Stiche, davon fünf
in den Kopf und drei in den Ober
schenkel bei. Hierauf entflohen die ro
hen Menschen in der Richtung nach
Weisenau zu.
Schierstein. Das hier erbaute
neue evangelische Diakonissenheim
wurde dieser Tage seiner Bestimmung
übergeben. Die Weihe geschah durch
Herrn Pfarrer Wenzel von hier. Die
Einrichtung des Neubaues ist eine recht
zweckmäßige. In demselben sind Woh
nungen für drei Schwestern, sowie ein
großer Saal für eine Kleinkinder
schule.
Weisenau. Unser ehemaliger
langjähriger Beigeordnete Anton Ja
rniii 11., Ausschußmitglied des land
wirthschafilichen Vereins für die Pro-
VW' Rheinhessen, ist nach langem,
schweren Leiden im Alter von 64 Jah
ren verschieden. Herr Jamin war eine
weithin bekannte und geachtete Per
sönlichkeit, ein hervorragender Förde
rer der Landwirthschaft.
Metz. In dem Dorfe Saaraltdorf
hat der Bauer Schäfer seinen Sohn
ariff das sogenannte Metzaermesser
und tödtete den Angreifer. In dem
Dorfe hat der Schnapsteufel die Herr
schaft.
Straßburg. Der Weinhändlei
Lefort aus Eourbevoie tödtete in Pa
ris seine Frau durch mehrere Revol
verschüsse. Der Mörder wurde hier im
Hotel Gotthard verhaftet.
Aschaffenburg. Auch hier
scharf gegen die heimlichen Kneipereien
der Schüler vor. Dieser Tage wurden
in Damm 17 Schüler der 8. und 6.
Klasse im Wirthshaus abgefaßt; zwei
davon wurden sofort demittirt,mehrer»
sind ausgetreten.
Augsburg. Laut Bekanntgabe
in der Magistratssitzung wurden bei
der heurigenFrUhjahrsmusterung 1323
Mann untersucht, gegen 1208 im völ
ligen Jahre. Es wurden nur 330
tauglich befunden (1898: 272), 678
groß war die Zahl der' Herzleidenden
! und Dickhalsigen. Auch die Folgen der
Influenza machten sich erheblich be
bahn um 800,000 Mark gekauft und
wird die Bahn elektrisch betreiben.
München. Das altrenommtrte
Hotel Bambergerhof, welches von dem
derzeitigen Eigenthümer, F. M. Rot
ger, umgebaut wurde und wesentliche
Verbesserungen, wie schöne Säle,
Dampfheizung, elektrische Beleuchtung,
Bäder und neue Einrichtung erhielt,
geht durch Kauf am 1. Juni in die
Hände des langjährigen Pächters des
Löwenbräukellers, I. Ohlwerther,
über. Dieser Tage wollte der in der
Westendstraße No. 83 wohnende Bahn
arbeiter Zauner an einem geladenen
Revolver, der nicht sunctionirte, eine
Reparatur vornehmen, vergaß aber die
Patronen zu entfernen. Plötzlich ging
der Schuß 10ß und traf die daneben
stehende Frau Zauner in's Herz, so
daß sie auf der Stelle eine Leiche war.
Würzburg. Wegen Zechprellerei
wurde ein im Staatsexamen stehender
Mediciner Peter Brabeck aus Oeyn
hausen zu acht Tagen Gefängniß ver
urtheilt. Auf eine eigenthümliche
Weise kam der Oberbahnamtsinspec
tor Ludwig Diez um sein Leben. Der
selbe hatte vor einigen Tagen während
des Schlafes Nachts einen eingesetzten
künstlichen Zahn verschluckt, der in die
Lunge gerathen war. Infolge dessen
stellte sich alsbald ein furchtbarer Hu
sten ein, der etwa 24 Stunden be
wirkte, daß der Eindringling mit der
Sputa aus dem so wichtigen Lebens
organ wieder entfernt würde, allein
trotzdem stellte sich durch die colossale
Anstrengung der Athmungsorgane ei
ne heftige Lungenentzündung ein, wel
cher der noch recht rüstige Mann in
nerhalb 48 Stunden erlag.
Edenkoben. Der verhaftete frü
here Gendarm Schäffer gestand, die
Lehrers - Wittwe Heugel ermordet
und ausgeraubt zu haben.
Pirmasens. Man beabsichtigt
hier einen Jmpszwanggegner - Verein
ins Leben zu.rusen, wie solche bereits
in anderen Städten bestehen. Die Vor
bereitungen sind bereits im Gange,
und es soll demnächst eine öffentliche
Versammlung stattfinden, in welcher
über Zweck und Ziel derartiger Ver
bellen.
Sembach. Jnßalbornchat sich der
Wittwer Jakob Metz 11. erschossen.
Motiv der That unbekannt.
Leonberg. In Mönsheim hie
sigen Bezirks ist schon wieder ein grö
ßerer Brand ausgebrochen, welcher
sechs Wohnhäuser und zwei Scheuern
in Asche legte. Da das Feuer zu glei
cher Zeit in mehreren Häusern aus
brach, ist Brandstiftung unzweifelhaft.
Oehringen. Kürzlich sind die
Scheuern der Landwirthe Stricker und
des Amtsdieners Rapp zweien wegen
Uhrendiebstahls in der Fabrik der Ge
brüder Junghans im hiesigen Ortsar
rest inhastirten Burschen von 20 und
22 Jahren das Essen brachte, überfiel
einer der Arrestanten die ahnungslos
eintretende bejahrte Frau, warf sie die
steile Treppe des Arrestlokals hinunter
und ergriff die Flucht.
Stuttgart. Wie das Kabel
kurz gemeldet hat, ist infolge eines
starken Westwindes ein Theil der Ein
gangspforte zu dem Festplatz des
Deutschen Sängcrbundesfestes einge
stürzt. Hierbei sind fünf Arbeiter ver
unglückt. Der 40jährige Joseph Bauer
von Kirchheim ist seinen Verletzungen
bereits erlegen. Die Arbeiter Robert
Baier von Stuttgart und Johann
Kunz von Zimmerbach befinden sich
noch in Lebensgefahr. Die zwei ande
ren Verunglückten, Michael Hutter von
Unterroth und Carl Werner von
Schwaikhein werden sicher genesen.
Ul m. Ein unschuldig Verurtheil
ter wurde vom hiesigen Schwurgericht
im Wiederaufnahmeverfahren freige
sprochen. Der ledige Dienstknecht Jo
hannes Hermann von Erstetten war
wegen eines Verbrechens wider die
Sittlichkeit zu acht Monaten Gefäng
niß verurtheilt worden. Er hatte be
reits über fünf Monate seiner Straf
zeit verbüßt.
Karlsruhe. Bei der von de»
großherzogliHen Oberdirection des
Wasser- und Straßenbaues s. Z. er
lassenen engeren Concurrenz zur Er
bringung von Plänen für die künstleri
sche Ausschmückung der im Bau begrif
fenen Kehl-Straßburger Straßen
brücke ging Herr Architekt und Docent
an der Techn. Hochschule Doerr als
Sieger hervor.
Mannheim. Der CassirerMayer
von der Unionbank, der 300.000 Mark
defraudirte, wurde von der Strafkam
mer zu 4j Jahren Gefängniß und 8
Jahren Ehrverlust verurtheilt.
Offenburg. Eine männliche
Leiche wurde bei der Sägemühle ge
funden. Die bei der Leiche befindli
chen Papiere lauten auf den 38 Jahre
alten Schuhmachergesellen Eduard
Dielehner, welcher in Gegenbach in
Arbeit stand und Anfangs März auf
dem Heimwege in die Kinzig sprang.
Osterburken. Bahnverwalter
Gutmann wurde verhaftet und nach
kurz hintereinander erfolgte Revision
ergab, daß in der Kasse größere Be
träge fehlten.
St. Blasien. Drei Burschen
aus Eifersucht in der Nähe des
Schluchsees den Steinhauer Bechtle
aus Schluchsee. Die Leiche warfen sie
haftet"
Schopfheim. In der Werkstatt
des Hafners Gust. Geiger brach Feuer
aus. Verbrannt sind das Brennhaus,
der Schopf, das Magazin und da»
Waarenhaus der G.. Geiger'fchen
Ofenfabrik. Der größte Theil der
Modelle ist zerstört.
Oesterreich-Ungarn.
Linz. Durch die Leichtfertigkeit
eines Bauern, der in einem Gasthause
in Sarleinsbach ein größeres Quan
tum Pulver unter eine Bank des dicht
besetzten Gastzimmers gelegt hatte,
wurden, indem das Pulver plötzlich
explodirte, achtzehn Personen leicht und
drei schwer verletzt.
Mährisch - Ostrau. Einen
seltsamen Selbstmord verübte ein jun
ger Schlepper an einem Schacht der
Zwierzina-Gruben, indem er sich von
dort in die Tiefe stürzte. Er fiel 130
Meter hinab, wo er vollkommen ver
stümmelt von der Schale aufgefangen
wurde. Die Ursache des Selbstmordes
ist unbekannt. Kurz vor der Ausfüh
rung der That hatte der Selbstmörder
noch Abschied von seinem Bruder ge
nommen.
Prag. Ein gräßliches Unglück er
eignete sich bei einem Artillerie-Manö
ver der Josephstädter Garnison. Bei
dem Abfeuern einer Kanone sank ein
Corporal, der zu nahe bei der Mün
dung gestanden, mit einem Aufschrei
zu Boden. Die ganze Uebungspatrone
mit dem Pfropfen war dem Unglückli
chen an den Rücken geflogen und hatte
ihm überdies die rechte Wange ver
brannt, die Nase abgerissen und das
Auge ausgebrannt. Der Unglückliche
hat das Gehör vollständig verloren,
sein Zustand ist ein hoffnungsloser.
Temesvar. Ein Oberaufseher
der Finanzwache, Namens Weinber
ger, gerieth aus der Straße mit dem
Zugführer vom 43. Infanterie-Regi
ment Matuschka wegen eines Mädchens
in Streit, wobei Weinberger den'Ma-
Schweiz.
vergangen hatte. Da das Kind schon
über 16 Jahre alt und die eigentliche
Gewaltthat an demselben resp, die
Unsreiwilligkeit des Kindes nicht be
wiesen werden konnte, mußte Moor
freigesprochen werden. Rechtspro
fessor Stooß ist zum Nachfolger Brun
nenmeisters an die Universität Wim
berufen worden.
Nidwalden. Zum Staatsarchi
var wurde gewählt Dr. Rob. Durrer,
Sohn des verstorbenen Landamtman
nes.
St. Gallen. Herr Kuster-Nit
ter in Rheineck schenkte dem Canton
seine dortige Besitzung für eine land
wirthschastliche Winterschule.
Solothurn. Der Dachsiuhl
des BahnhofsrestaurantS in Ölten ist
ausgebrannt. Feuer und Wasser rich
teten am Gebäude großen Schaden an.
Zug. Am 26. März wurde der
Tunnel der Gotthardbahn auf der Li
nie Zug-Goldau durchschlagen. Er ist
ca. 880 Meter lang und beginnt ober
halb der alten Ringmauern der Stadt.
Luxemburg.
Luxemburg. Das „Memorial"
veröffentlicht einen Großh. Beschluß,
betreffend die Genehmigung zweier
allgemeiner Alignements-Pläne der
Stadt Diekirch. Der Schlosser Ch.
Reisen, 35 Jahre alt, aus Heinzberg,
wurde an der Grenze zu Wasserbillig
den deutschen Behörden ausgeliefert;
derselbe wird von der Staatsanwalt
schaft zu Trier wegen Sittlichkeitsver
brechen verfolgt. JmSpielen stürzte
das 3jährige Söhnchen des Gefäng
nißcommissärs Schummers aus
Stadtgreund etwa 100 Meter ober
halb der Alzettebrücke in's Wasser.
Dem 28jährigen Joseph Lutty gelang
es, das bis dorthin abgetriebene Kind
zu retten, indem er resolut in's Wasser
sprang und das dem Ertrinken nahe
Knäblein landete.
Die in Ha in bürg von
Jquique angekommene Bark „Seestern"
hatte einen in Eisen geschlossenen Ma
trosen an Bord, der sich im Canal der
schweren Körperverletzung gegen den
Lbersteuermann Jahde schuldig gemacht
hatte und hier bei Ankunft des Schiffes
der Polizei überliefert wurde. Ter
Matrose hatte sich widerspenstig gezeigt,
war von dem Obersteuermann in dessen
Cabine gerufen worden und hatte die
sem dann nach einer heftigen Ausein
andersetzung zwei Stiche in den Rücken
und den Unterleib versetzt. Die aus
das Hülfegeschrei de? Uebersallenen her
beieilenede Mannschaft mußte die von
dem Uebelthäter verschlossene Thür
sprengen, worauf dieser entwaffnet und
in Eisen gelegt wurde. Der schwer ver
letzte Lbersteuermann wurde in Ply
mouth gelandet und in das dortige
Krankenhau» geschafft.
AusderFahrtdeSSchoo
ners „Maria" von Singapore nach
den Carolinen-Inseln begann die meist
aus Chinesen bestehende Mannschaft
unter der Führung des Bootsmannes
eine Meuterei. Der letztere schlich sich
in die Kajüte de» Kapitäns und schlug
ihm den Kops ab. Auf die Hilferufe
der Frau des Schiffssührers erschien
der Teutsche Hohlmann. Auch dieser
Fahrgast an. von dem sie glauben, daß
er auf Seite des Capitäns stände. In
seiner Angst sprang der Angegriffene
über Bord und einige nachgesandte
Schüsse tödteten ihn. Tie Leichen des
Kapitäns und Steuermanns wurden
an den Anier gebunden und darauf in
die See gelassen. Tie Frau und der
kleine Sohn des Capitäns mußten in
der Cajüte bleiben. Schließlich begann
ein Streit unter den Meuterern selbst.
Trei wurden umgebracht. Ter Rest
segelte nach den Pelew-Jnseln. Dort
wurden sie von einem spanischen Kreu
zer abgefaßt, welcher sie sofort nach
Manila brachte.
Fo ge schlechter Kost,
we he angeblich in der Frauenabtheil
uiig des Allgemeinen Spitals in Lem
burg verabreicht wird, revoltirten die
Frauen auf der Abtheilung für Haut
krankheiten. Man mußte die männlichen
Arbeiter des Spitals als Wache auf
stellen und zwei Rädelssührerinnen der
Polizei übergeben.
Bor dein Westminster Ge
der aus Zahlung einer Schuld verklag,
war. Er erklärte, er sei mittellos. Ter
Kläger meinte, das sei Unsinn, er könne
beweisen, daß der Franzmann Mittel
habe. „Er hat eben eine Wittwe mit
sechs Kindern geheirathet, und wenn er
sich eine solche Heirath leisten kann, kann
er sicher seine Schuld zahlen." Folgt
das daraus? Der Richter scheint seine
gerechten Zweifel gehabt zu haben- er
verurtheilte den Franzosen nur zur Ra
tenzahlung.
Bor Kurzem wurde in
einem Untergebenen eine unjit!liche
Handlung verübt oder wenigstens ver
sucht zu haben, verhaftet. Es gelang
dem Berhasleten, dem der Säbel abge
nommen worden war, aus der vorläu
figen Haft zu entfliehen, sich in seiner
Wohnung einen Civilanzug anzuziehen
Eine eigenartige Ueber
rafchung dieser Tage einem
Metzer Hauptmann der Artillerie zu
Theil. Als derselbe durch die Todten
brückerstraße ritt, war diese durch einen
entgleisten Pserdebahnwagen und einen
Möbelwagen gesperrt. Eine Droschke
wartet« bereits auf einen Durchlaß.
Dem Hauptmann wurde die Zeit zu
lang und er begann weidlich zu schim
pfen. Zu der Troschle sandte er seinen
ihn degleitenden Burschen mit dem kate
gorischen Befehl an den Kutscher, sich
aus dem Wege zu scheeren. Der Kut
scher wies mit dem Peitschenstiel aus den
Insassen des Wagens, der kein Ande
rer war als der Commandirenve Gras
v. Haeseler. Dieser stieg nun softlrt
aus, schickte die Droschke zurück und
winkte den Hauptmann heran, mit dem
«r sich dann so lange bis die Passage
frei wurde über Höflichkeit gtgen da»
Civil unterhielt. Als der Weg frei>
war, nöthigte der General mit einer
graziösen Handbewegung den Haupt
mann zum Vorritt.
Mit dem Poststempel einer,
kleinen Ortschaft der Schweiz ist kürzlich!
an den Verlag Entsch in Berlin per,
Postanweisung die Summe von 10,25'
M. gelangt. Der Postabschnitt trug,
den folgenden Vermerk: „Unter Beicht
siegel ist einem Priester die unerlaubt»!
Bereicherung von 2 v. H. sür folgende,
ohne Anfrage an die Berechtigten auf
geführte Theaterstücke eingehändigt, die
hiermit zurückgestellt wird. „CharleyS
Tante" Brutto-Einnahine gleich I3C
Fr., .Ungläubige ThomaS" gleich 13l>
Fr., „Heimath" gleich 145 Franken,'
.SchmetterlingSschlacht" gleich 121 Fr.,
„CharleyS Tante" wiederholt gleich 64
Fr. Summa sämmtliche Brutto-Ein
nahmen 641 Fr., wovon 2 v. H. gleich
12 Fr. 82 CtS. erfolgen. Quittung
erbittet: Der Kanonikus RegenS des
Priesterseminar» zu (folgt die genaue
Ortsangabe). Die Thatsache, daß
Beichtstuhl das Gewissen schlägt und
daß widerrechtlich vorenthaltene Ge
winnantheile durch Vermittlung eine»
Priesters nachträglich gezahlt werden,
ist jedenfalls einzig in ihrer Art.
NachbeifPielloserHitze
furchtbaren Unwetter heimgesucht wor
den. In der Hauptstadt Brisbane und
den südwestlichen Distrikten kam man
mit einem schweren, dem Lande sehr
willkommenen Regen davon, um so
schwerer wurden die nördlichen Küsten
gegenden heimgesucht. Die blühende
werke, liegt in Trümmern und war, da
Orkan und Wolkenbrüche die Bahn
dämme und Telegiaphenanlagen zer
stört hatten, eine Zeit lang von der
Außenwelt ganz abgeschnitten; 18 Men
schen wurden getödten, hunderte ver
wundet. Der Roß-River stieg 40 Zoll
über den bis jetzt bekannten höchsten
Wasserstand. Aus Roß-Island schlug
ein Rettungsboot mit 6 Personen un»,
alle ertranken. Das Unheil hat auch
viele deutsche Landwirthe betroffen, die
erst vor drei Jahren so schwer durch di«
Ueberschwemmungen heimgesucht wa
ren. Im nördlichen Theile von West
australien haben die Fluthen unter den
Viehherden fürchterlich aufgeräumt.
TieEreignifse in Ades»
sinien rufen in Brüssel die Erinnerung
an den rechtmäzigen Erben des abessi
nischen Thrones wach, der, durch Mene»
lit desselben beraubt, vergeblich sich an
England, den Besieger seines BaterS,
König Theodors I. von Abessinien, um
Hülse wandte und alsdann IBS2 in
Brüssel seinen Aufenthalt nahm.
Prinz Theodor von Abessinien, der
Sohn des Besiegten von Magdala,
war eine schöne, in den Straßen Brüs
sels Jedermann bekannte Erscheinung.
Er sprach fließend französisch und eng
lisch und zeigte seine europäische Bil
dung auch in seiner äußern Erscheinung
durch die Eleganz seiner stet« der neue
sten Mode entsprechenden Kleidung.
Sein Fehler war jedoch, daß er sich auch
in die Schattenseiten des hauptstädti
schen Lebens allzusehr v«rtieste, indem
er namentlich dem heimathlichen Laster
des allznreichlichen Genusses von Spi
rituosen sich ergab. Das betrieb cr in
einem solchen Maße, daß die Folgen
davon seine zeitweilige Unterbringung
in eine Heilanstalt nöthig machten.
Nach seiner Wiederherstellung wandte
er sich nach Oesterreich. England be
wies ihm später seine „Großmut" durch
Bewilligung eines kleinen Jahrgehalttz. 7