Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 01, 1896, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M Mmi-Mmk.
(6. Fortsetzung.)
Dieser war in weniger denn fünf
Sekunden ein brennendes Wrack, aus
welchem die Rateten zischten, das Fuu
kenfeuer schlug, Umläufer rasten und
Wirbelschwärmer zuckten. Das Alles
wurde grell beleuchtet von den letzten
Resten des bengalischen Feuers, das
natürlich mit allem übrigen in Brand
gerathen war.
Es war eine bedenkliche Situation,
und Niemand von den zunächst Bethei
ligten zeigte sich ihr völlig gewachsen.
Wurm, Toby und nicht zuletzt
Lipps pflanzten eilig das Hasenpanier
auf, indem sie sich, so schnell es gehen
wollte, in den schmalen Thorweg des
Grocerhauses flüchteten. Frau Johan
ne, die dort auf den Treppenstufen ge
sessen hatte, also aller Gefahr so ziem
lich entrückt war, stieß einen gellenden
Schrei aus, der als Vorbote einer auf
jede mögliche Weise komplizirten Ohn
macht dienen mußte, und auch Frau
Heinzelmann hielt diesmal der Gefahr
nicht Stand, dies nicht so sehr, weil
sie für Haut und Knochen sorgte, als
vielmehr darum, weil sie ihr kostbares
Seidenilerd am Leibe hatte. Sie alle
flüchteten, einander rücksichtslos sto
ßend und drängend in den, wie gesagt,
überaus schmalen Thorweg, wo allein
momentan Sicherheit war. Die Zu
schauer auf der Straße aber stoben
schreiend auseinander.
In dieser schrecklichen Noth bewährte
sich Hopser als ein wackerer Mann.
Kaum war nämlich bei Wurm das
Unheil ausgebrochen, da rückte er, ohne
irgend welche ängstlichen Besorgnisse
für seine eigene Sicherheit mit seinem
Spritzschlauch in's Feld. Pomponius,
als ein treuer Knappe, sprang nach der
Pumpe, und so war Hopser in der La
ge, mit einigen kalten Wasserstrahlen,
die er aus nächster Nähe aus dießrand
stätte entsendete, rasch jede Gefahr zu
beseitigen.
Das war gewiß eine höchst lobens
werthe That des Painters, und hätte
er sich darauf beschränkt, sie zu üben, so
wäre Dank und Anerkennung von al
len Seiten gewiß sein Theil gewesen.
Aber der Teufel reitet auf einem Fidel
bogen, wie ein altes Wort treffend
sagt.... Bei dem Glühen des bengali
schen Lichtes hatte Hopser die Familie
Wurm entdeckt, zusammengekeilt in
„drangvoll fürchterlicher Enge" in je
nem Thorwege. Zu allem Unglück stand
Frau Heinzelmann allen anderen vor
an, d:r Straße am nächsten. Kaum
erblickte nun Hopser das im Augenblicke
äußerst ängstliche Gesicht seiner Fein
dig, da brannte wieder die Backpfeife
von unlängst auf seiner Wange, als
wäre sie eben erst gegeben worden, und
zugleich erinnerte er sich, daß er einen
Schlauch gefüllt mit kaltem Wasser in
der Hand hatte.... Ha! da war eine ge
diegene Gelegenheit, Rache zu nehmen
und Hopser war nicht der Mann,
eine solche Gelegenheit ungenützt ver
streichen zu lassen.
Etwas wie teuflische Freude zuckte
über sein Angesicht dann schrie er
Pomponius an:
„Pumpen, fest pumpen, Donnerwet
ter, das Zeug will nicht verlöschen!"
Der Schwarze, ein Muster von Ge
horsam, pumpte aus Leibeskräften,
Mephisto Hopser aber richtet« den
Schlauch plötzlich gegen die Hausthüre.
Ein entsetzliches Kreischen und Hilfe
rufen und Fluchen war die augenblick
liche Folge der fluchwürdigen That.
Aber an dem Felsenherzen desPainters
prallte all' das ab, ohne den geringsten
Eindruck zu hinterlassen. Hopser lachte
im Gegentheile lau! auf, als die durch
mann durch die Nacht gellte, und er
rief: „Zu viel Hitze in den Leuten; so
etwas ist gefährlich für die ganze Nach
barschaft.... aber da ist frisches Wasser
das beste Mittel.... Ho, ho, ho! da hin-
VI. Ein „V e r l 0 b u n g s 112 e st."
Die Schreckenssznie vor Wurms hat
te bald ein wichtiges Ereigniß im Ge
folge. i
Dieses war ein unerwarteter Besuch,
welcher sich am Morgen nach jenem für
die Familie Wurm so fatal verlaufe
nen Unabhängigteitsfeste bei Hopser
einfand.
Der Besucher war ein noch junger
Mann, der sich selbst als „Nachbar"
sehen zu haben der Painter sich nicht er
innerte. Der Fremde stellte sich in et
was linkischer Weise vor, und Herr
Hopser erfuhr dadurch, daß er es mit
einem Herrn John Rautenstrauch zu
thun habe. Dieser Rautenstrauch, der
übrigens seinem ganzen Aeußeren nach
weit besser gethan hätte, sich statt John
einfach Johann zu nennen, war aber
jener Konkurrent Wurms auf demGe
bicte von Mehl. Hülsenfrüchten, Kaffee,
Zucker und allen anderen Grocerwaa
ren, dessen gestern veranstaltetesFeuer-
werk als die eigentliche Ursache des so
übel ausgefallenen Wrttm'schen Festes
zu bezeichnen ist. Diesem Umstände
hatt« es der Mann zu danken, daß er
von Hopser, der sonst für Besuche nicht
besonders zugänglich war, sozusagen
mit offenen Armen aufgenommen
wurde.
Herr Rautenstrauch verdiente einen
solchen freundlichen Empfang seitens
des Painters aber auch in anderer
Hinsicht. Der Zweck seines Besuches
war nämlich der, Herrn Hopser oen
Beifall auszudrücken für die bei dem
gestrigen „Brande" an den Tag gelegte
„Bravour", durch welche vielleicht das
ganze Stadtviertel vor einer unüber
sehbaren Katastrophe bewahrt worden
sei. Von wem dieser Beifall herrühre,
führte Herr Rautenstrauch nicht beson
ders an, doch ließ sich aus seinem Aus
treten schließen, daß es sich nicht allein
um seinen eigenen, sondern um den
Beifall von unzähligen Mitbürgern
handle, die ihn zu ihrem Sprachrohre
erwählt. Der Painter meinte nun
zwar, „so schlimm" sei es eigentlich
nicht gewesen, heimlich begann er aber
doch stolz aus sich zu werden, denn in
seiner Herzenseinfalt war er alsbald
bereit, nicht nur die Versicherungen sei
nes Besuchers für baare Münze zu neh
men, sondern sie auch für den Ausdruck
Er war viellmehr ein robust und roh
aussehender Kerl, mit großen, nichts
sagend in die Welt starrenden Glotz-
Schimmer von Langweiligkeit; dabei
spielte aber doch ein Zug von dreister
Verschlagenheit um Augen und Mund
winkel. Hopser machte sich nun nichts
Natur geschrieben stand, dazu war
Hopser in der Physiognomik nicht ge
nügend ausgebildet.
Der Painter war also sehr erfreut
über Herrn Raulenstrauchs Besuch
und hörte mit Vergnügen auf dessen
Mittheilungen, die alle in einer eigen
thümlich abgehackten Redeweise gege
ben wurden: Wie es über die schöne
That Hopsers nur eine Stimme in der
Nachbarschaft gäbe, wie man sich allge
mein darüber freue, daß dem wackeren
enthalten zu sollen; denn wer's nicht
versteht, der sollte eben die Finger von
allen Ziindwaaren lassen. Rauten
strauch stellte sich ob dieser vertrauli
chen Mittheilung sehr überrascht, lachte
dann aber auch aus vollem Halse und
beglückwünschte schließlich den Painter
zu seinem „gelungenen Einfalle".
Auch im weiteren Verlause des Be
suches drehte sich das Gespräch selbst
verständlich um die Familie Wurm,
und Herr Rautenstrauch warf, indem
er sich, wie bis auf den Grund seines
Herzens vergnügt, die Hände rieb, wo
zu er aber ein ganz ernstes Gesicht
machte, gelegentlich die Bemerkung
hin:
„Leute werde' es nicht mehr lange
mache'. Ziemlich fertig. Thut mir leid:
eigentlich traurig. Stehe schon bereit,
Kram aufzukaufe'. Ausgezeichneier
Posten, müsse' Sie wisse'."
Hopser sah seinen Besucher etwas be
troffen an. Er wußte nicht recht, was
er aus dieser Rederei machen sollte.
„Wurms werden es nicht mehr lange
machen? Wie kommen Sie aus diesen
Gedanken?"
Rautenstrauch that geheimnißvoll.
„Darf ich nicht sage'. Sichere Sache:
abgewirthschastet."
„Hm," machte der Painter, „das
kann ich nicht glauben. Das Geschäft
geht freilich ein bischen langsamer, aber
es geht doch noch immer."
„Ganz egal Leute stehe' vor
Ruin," versicherte Rautenstrauch noch
einmal auf das Bestimmteste.
Der Eintritt Helenens unterbrach
Das junge Mädchen brachte Gläser
und eine Flasche Wein, welche sie vor
die Herren hinsetzte.
„Meine Einzige," stellte Hopser mit
einer entsprechenden Handbewegung
vor.
Rautenstrauch machte eine Verbeu
gung, die er vermutlich für sehr unge
zwungen hielt, die aber in Wirklichkeit
etwas sehr hölzern ausfiel. Hopsers
Hunde knurrten ihn dafür drohend an
und umsprangen sodann wedelnd He
lene, die ihr „Guten Morgen" sagte
und wieder verschwand. Aber noch an
tete sie , daß diese Blicke Flecken da zu
„Alle Wetter, verdammt hübsches
Mädl das," sagte Rautenstrauch, als
Helene gegangen war, „wie alt?"
Hopser lachte, sichtlich geschmeichelt.
„Ja, meine Helene darf wohl für
hübsch gelten. Das ganze Ding ist erst
, siebzehn. Und ein gutes Kind ist sie,
daS weiß Gott. Häuslich und wlrth
schastlkch keine tlirts und kein »dop-
Herr Rautenstrauch sagte auf das
von dem Vater der Tochter gespendete
Lob nichts weiter als „so, so"; doch
Nach einigen belanglosen Wechsel
gesprächen empfahl er sich endlich. Isis
und Osiris knurrten wieder sehr un
stens wieder kommen zu wollen.
Herrßautenstrauch hatte dasSchlag
wort „abgewirthschastet", welches er
nicht so ganz aus der Luft gegriffen.
Allerdings hatten bisher weder Wurm
selber noch auch seine Angehörigen sich
das Geständniß ablegen müssen, daß
Thüre stehe; aber man fühlte doch auch
schon im Hause Wurm sehr bedeutend,
daß nicht alles sei, wie es sein sollte,
und immer mehr bemächtigte sich ein
gewisses dumpfes Gefühl der Unsicher
heit und 'des Unbehagens des armen
Wurm. Dieses Gefühl ließ ihn keine
Stunde mehr los, ja es begann ihn
chen. Dabei wurden unverkennbar die
zahlungsfähigen Kunden immer sel
tener, und nur diejenigen Käufer blie
mit baarem Gelde zu bezahlen... Wurm
kraute sich, wenn sich ihm diese Beob
achtung aufdrängte, hinter den Ohren.
wurden darum nicht mehr.
Tobp, der infolge dieser tristen Ver
hältnisse den größten Theil des Tages
vorlas, und meinte, er habe sich seiner
zeit wohl auch in der edlen Dichtkunst
versucht, sei aber zu der Ueberzeugung
gelangt, daß dabei nichts Ordentliches
herauskomme. Verständiger und für
alle Theile besser wäre es gewesen,
wenn Wurm ToSys Gedichte in 'den
Ofen aeworsen und den Burschen an
seine Arbeit verwiesen hätte. Denn auch
dadurch, daß Toby den Käuferinnen
gelegentlich Strophen aus seinen in der
Entstehung begriffenen Werken rezitir
te, konnten die Hausfrauen nicht dar
über hinweggetäuscht werden, daß man
bei Wurm immer schlechter bedient
werde.
Recht unangenehm war auch, daß
die Deutsche Sparbank des Herrn
Brozen noch immer nicht ihre Ge
schäfte beginnen wollte, denn durch
diese Verzögerung wurde offenbar
auch eine Verzögerung in der zu ge
wärtigenden reichen Zinsenzahlung
herbeigeführt. Lipps, durch die plötz
lich erwachte Unruhe der Frau Hein
zelmann angetrieben, suchte eines Ta
ges es war das etwa eine Woche
nach den Ereignissen des 4. Juli
Mr. .Brozen in dessen Stammkneipe
auf. Der Dicke fand denn auch dort
seinen Mann, der höchst gemüthlich
hinter einer Flasche Sekt saß, und ließ
sich herbei, ein Glas davon mitzu
trinken. Ueber den gegenwärtigen
Stand des großen Geschäftes erfuhr
er aber doch nichts Genaueres, denn
Mr. Brozen meinte, Geschäfte wie das
seine müßten ebenso vorsichtig als ge
heim angelegt werden nur'dann sei
ein Erfolg zu gewärtigen. Damit
hatte Mr. Brozen in jedem Falle den
Nsgel auf den Kopf getroffen, und
Lipps glaubte darum seiner Auftrag
geberin die Versicherung geben Zu
dürfen, daß alles im besten Geleise
sei, und die Deutsche Sparbank dem
nächst ihre segensreiche Thätigkeit auf
nehmen werde. So hatte Mr. Brozen
versprochen, nachdem er herzlich und
gänzlich unbesorgt über die Mitthei
lung von Frau Heinzelmanns plötz
licher Aengstlichkeit gelacht hatte....
Julius, dem man, wie wir wissen,
nichts von der Betheiligung seiner Fa
milie an der Deutschen Sparbank ge
sagt hatte, sah wohl, daß das Ge
passen, wo der Alte besonders guter
Laune war. Auf diese Weise verstrich
ein Tag um den anderen, ohne daß
ben. Danebkn fand er aber immer
noch Zeit, sich auf's Eingehendste um
Hopsers Verhältnisse zu erkundigen.
In kurzer Zeit wußte'er Mtz genau,
dak Hopsers Haus völlig schuldensr«i
war, daß der Painter überdies einen
werthvollen gleichfalls schuldenfreien
Besitz in Wisconsin hatte, der unter
günstigen Bedingungen verpachtet
war, und auch den Bank-Account
Hopsers konnte er bei Heller und Pfen
nig angeben.
ler Neugierde erkundigt. Er hatte
vielmehr einen bestimmten Zweck im
Auge, und nun, da er wußte, daß das
Gerücht, der Painter sei „gut ab",
nicht gelogen habe, war er auch fest
entschlossen, keinen Augenblick zu ver
säumen, um sein Ziel so rasch als
möglich zu erreichen. Denn dieses Ziel
wird es bei Helenens äußeren Vorzü
gen begreiflich finden, daß der gute
Rautenstrauch in der Befürchtung
war, darf aber keineswegs geschlossen
werden, daß Helene auf sein Herz ei
nen so unauslöschlichen Eindruck her
vorgebracht hätte. Gar nicht! Rau
tenstrauch auch faßte nicht nur alles
Andere sondern auch die Heirathsan
punlte seines Geschäftes aus in's
Auge. Helen« hatte ihm allerdings ge
fallen, aber sie allein deshalb zur Frau
herunterbeißen.—Aber Rautenstrauch
kalkulirte so: Eine schöne, muntere
Frau taugt zum Verkehre mit Kunden
entschieden bisser, als eine alte, häß
det. Und Häuslichkeit und Wirth
tenstrauch mit Recht an einer Frau
über Alles schätzte. Eine vollkommen
arme, wenn auch sonst mit allen er
denklichen häuslichen Tugenden ge
schmückte Frau zu Heirathen, dazu hät
te sich nun Rautenstrauch trotzdem
gesorgt, indem er Helene mit einem
Vater versehen hatte, dessen Verhält
nisse sich in einer so überaus günstigen
Ordnung befanden.
So war denn Helene für unseren
Rautenstrauch das Ideal aller Haus
frauen, und er war, wie gesagt, mit
sich darüber einig, daß er diesmal zu
greifen müsse. Daß er möglicherweise
einen Korb erhalten könnte, das kam
zurückblicken durfte, und schon ein
hübsches Stückchen Geld auf die hohe
Kante gelegt hatte; auch stand er in
den besten Jahren in der ersten
Hälfte der Dreißiger war gesund
und kräftig, hatte keine üblenGewohn
heitvi was sollte unter diesen Um
ihm auszusetzen haben? Endlich
wollte Rautenstrauch sich vorerst gar
nicht an das Mädchen selber wenden,
sondern an den Vater. Das Mädel
würde schon Ja sagen, wenn nur der
treffen können?
Der Zufall führte an einem der
nächsten Tage den Painter Rauten
strauch in den Weg und der Freier
war gleich bei der Hand, die Gelegen
heit beim Schöpse zu fassen.
„'Mal meinen Laden ansehe', Mr.
Dort hatte ein Bediensteter alle
„Mehl: 17 Barrels; Konserve':
300 Büchse' Fleisch, 2<X> Gemüse;
Fett: drei Fässer."
Sodann führt: der Hausherr sei
ne Gast in die Wohnstuben: Drei
Zimmer, einfach, aber sehr anständig
welche Weise er in den Besitz der Mö
belstücke gelangt war.
In seinem Schlafzimmer öffnete
Rautenstrauch einen Sekretär und
sagte:
„Aktiva, Passiva. 3181 Dollars
58 Cents in der Bank —see!"
l Hopser nickte befriedigt, obwohl ihn
die Sache ja weiter gar nichts anging.
Er wußte begreiflicherweise noch im«
Mr. Hopser", sagte er,
Es gibt genug junge Mädchen, die
nicht nein sagen würden," ermunterte
Hopser.
»Hoffe so," nickte Rautenstrauch,,
„auch schon gesunde', was mir paßte."
„Dann ist ja Alles »II ri^dt",
Glückliche, wenn die Frage erlaubt ist?"
Rautenstrauch verzog wahrhaftig
keine Miene, als er die Frage Hopsers
„Wer?" rief er, wie aus den Wollen
gefallen.
„Helene Hopser," wiederholte Rau
tenstrauch so ruhig wie früher.
„Alle Hagel!" brach der Painter los,
Himmelswillen haben Sie denn mit
dem Mädel gesprochen?"
„Gespräche'? Kein Wort! Meine
nur: Helene wäre die Rechte für mich."
„Ach so!" machte Hopser unter ei
fort:
Mr. Helene wäre die Rechte.
Häuslich, wirthschaftlich, bischen Mo
neten...."
"Wk>ll. ich weiß es," lehnte Rau
'was gegen meine Bewerbung?"
Hopser wiegte nachdenklich das bor
stige Haupt, dann sagte er:
Sie sich erst bei dem Mädl selber er^
"Ml, tliüt's !>II rizxlit." rief Rau
tenstrauch beinahe ungeduldig, „das
fixe ich schon."
Hopser war sehr erstaunt über diese
Siegesgewißheit, doch wußte er vor
ihr als Mitgift?"
Diese Fixigkeit ärgerte nun den
Painter. Mochte Helene den Mann
da haben, so hatte er allerdings nichts
dagegen; sein Geschmack wäre der gute
Vorrälhe an Mehl, Fett u. dergl. Aber
sich so ohne Weiteres nach der Höhe
der Aussteuer zu erkundigen, das war
nach Hopsers Ansicht im höchsten Grade
undelikat. Er erwiderte daher grob:
»Jetzt geht das noch Niemanden an."
"-VII i'ixlit!" sagte Rautenstrauch
nicht im Mindesten gekränkt. „Denke,
wir gehen jetzt Eins trinken."
Dem Painter war's recht.
FünfMinuten später betraten Beide
Reichmanns Wirthschaft.
auserlesenen Kreises von umwohnen
den Bürgern Meister Lipps, und an
dessen Seite Viktor von Stichow, wel
chen vortrefflichen jungen Mann wir
verlieren mußten. Die ganze Gesell
schaft befand sich schon in höchst fideler
Stimmung, wozu die von Lipps gelie
ferte eingehende Schilderung der uns
bekannten Ereignisse des 4. Juli nicht
wenig beigetragen hatte.
Hopser mit seinem schlechten Ge
wisse« hätte nun Lipps und dessen
Gesellschaft am liebsten links liegen
lassen; da aber sein Begleiter gerade
wegs auf den von der fröhlichen Kum
panei besetzten Tisch zusteuerte, mochte
er doch auch nicht hintenbleiben, weil
das möglicherweise so ausgesehen hätte,
als fürchtete er sich vor dem dicken
Lipps, was gewiß eine lächerliche Auf
fassung von den Dingen gewesen wäre.
Rautenstrauch wie Hopser nahmen al
so bei den Anderen Platz, die bereitwil
ligst zusammenrückten. Hopser lnurrte
hatte zu lachen, wendete sich sofort an
den Painter mit der Frage:
„Sagen Sie, ist es wahr, daß Sie
haben?"
Ueber Hopsers Antlitz zog bei der
Erinnerung an den Anblick, den der
puoelnasse Lipps damals gewährt hat
te, ein Lächeln.
"Wk.v sind Sie auch naß gewor
gut gespieltem Erstaunen.
„Zum Glück nicht weiter als bis an
die Knochen," antwortete Lipps unter
dem Gelächter der ganzen Gesellschaft.
„Ja, es ist ein schlimmes Ding,
wenn man sich vor einen Spritzen
schlauch stellt," meinte Hopser gemüth
lich.B h -h '
Lipps.
„Wer, zum Teufel, heißt Sie. auf
der Straße Reden halten?" fragte
Hopser geärgert.
„Wer, zum Donner, heißt Euch, sich
darum kümmern?" gab Lipps zurück.
„Halt!" fiel Stichow ein, „gestritten
wird hier nicht, Dicker. Ich bin der
Meinung, daß Mr. Hopser den Dank
der Edlen verdient. Denn erstens hat
waschen. Was aber wäre sonst so drin
, gend nöthig gewesen?"
„Hör' mal, Junge," sagte Lipps im
Tone des Vorwurfes gegen Stichow
gewendet. „Ich finde Dich schon wieder
auf der Seite meiner Widersacher.
Das schmerzt mich in tiefster Seele.
Denn sieh': wem verdankst Du, daß
Du Dich unter amerikanischen Gentle
men leidlich gut zu benehmen weißt?
Wem anders als mir? Und ist das der
Dank hiefür?"
„Oh, Du miserabler Topf voll sün
diger Gedanken!" rief Stichow ent
rüstet. „Was verdanke ich Dir? Hör'
'mal: mein rechter Arm soll mir au
genblicklich von der Schulter fallen,
wenn Du mir je etwas anderes gezeigt
hast, als die Plätze, wo Wirthshaus
schilder hängen!"
„Und ist das nichts? —Meinst Du
kehart...."
Dir der gelbe Neid lassen!"
es gehört mit zum Loose alles Schö
nen auf Erden, daß die blinde Welt es
nicht gelten lassen will. Bin ich einst
gestorben...."
«ins von den Schelmenlie
dern, die Du so oft zum Besten einer
crziehungsbedürftigen Jugend singst."
„Ohne Spaß," warf einer der Theil
nehmer an der Tafelrunde ein, „ich
möchte wohl hören, was man nach Ih
rem Tode von Ihnen sagen wird.
Lipps." »
„Ich auch," gröhlte der Painter.
„Nur Gutes," behauptete Lipps.
„Halloh," rief dagegen Stichow, der
sich heute in besonders übermüthiger
Laune befand, „soll ich dem Dicken die
Leichmrede halten?"
„Ja, ja!" riefen die Gäste.
„Ist's Dir auch recht, Bruder Dick
wenn nicht der grundfalsche Satz in
„Mach's gnädig und setze Deine Ein
fältigkeit nur nicht in allzu grelles
Licht," mahnte Lipps, „denn man wür
de es irrthümlicherweife auf meine Er
ziehungsmethode schieben. Du mußt
wissen: Es wohnt verzweifelt wenig
Witz zwischen Deinen Augenbrauen und
Deinem Haarboden. Denke daran, daß
dieser Mangel nicht allzu scharf her
vortritt."
„Ich will Dir's geben, unverschäm
ter Weinschlauch!" rief Stichow. Und,
indem er auf ein hinter ihm liegendes
Bierfaß wies, sagte er, zu der übrigen
Gesellschaft gewendet:
„Das stellt den Sarkophag unseres
verblichenen Freundes Lipps dar
Ihr seid die Trauergäste, ich der von
der Sausania-Loge Nr. 218 erwählte
Fest-, will sagen Leichenredner."
Lipps, als einer der „Trauergäste"
zog ein mächtiges, großgeblümtes Ta
schentuch hervor, wischte sich mit einem
Zipfel desselben die Augen und sagte
erschüttert:
„Er ist dahin —!"
Stichow nahm jenen näselnden Ton
an, der von Alters her von den meisten
Professionals in Leichenreden ange
wandt wird, und begann:
„Ja, er ist dahin, geliebte Brüder,
er ist eingegangen in den Tempel des
ewigen Friedens."
Dabei wies der Redner nach dem
Fasse, das Lipps' Sarkophag vorstellte.
Reichmann, der Wirth mit den ewig
verschlafenen Augen, lachte bei dieser
Geste laut auf und meinte:
„So 'ne Ruhestätte wäre ihm frei
lich recht."
„Still.Bruder," fuhr Stichow ernst
haft in Texte fort, „gebiete Deinen
Thränen, störe nicht die Weihe dieses
Momentes durch den Ausbruch Deines
Schmerzes. Denn siehe, was geschehen
ist.ist geschehen, und die Bäche unserer
Thränen ändern nichts daran. Ich
ihn wieder lebendig zu machen, schon
darum, weil er so ziemlich Allen, die
da versammelt sind, etwas schukdig
war aber leider! Den Weg, den er
gegangen, hat so wenig je Einer zurück
„HeilloserGrünschnabel!" rief Lipps
(Fortsetzung folgt.)
Aus einem Soldaienbrief.
Du schreibst mir, Kathi, daß meine
Liebe zu Dir dem .Einst" anzugehören
eine Wurst..."
Ein Radikalmittel. Mutter:
der so störrisch und eigensinnig, der
spricht schon den ganzen Tag kein
Wort." Vater: „Gib mir 'mal das
Tau.... d«r Bengel wird gleich auf
thauen!"
Mr die Kiiche.
Türkische Wein-Supp«^
Man dünstet ein Viertel Pfund
löffel voll Mehl weiß, giebt
eine Flasche weißen Wein, eine halb«
Flasche Wasser, die abgeriebene Scha
le und den Saft einer halben Citron»
hinzu, quirlt alles gut untereinander
und läßt es kochen. Dann thut man et»
was Rosinen, welche zuvor gut gerei
nigt und in etwas Wasser mit Zucker
weichgekocht sind, nebst dem Reis und
dem nöthigen Zucker hinzu, läßt die
Suppe noch einige Minuten kochen und
zieht sie mit vier Eidottern ab. Nach
Belieben kann man das aus den Zellen
geschnittene Fleisch einiger sauber ge
schälten Apfelsinen in die angerichtete
Suppe geben.
OchsenzungemitDillsau
ce. Eine schöne frische Ochsenzunge
wird blanchirt, gekühlt, abgetrocknet
und mit geschnittenem Wurzelwerk, ei
nigen Scheiben magerem Schinken, ei
ner Zwiebel, einem Lorbeerblatt, Pfef
fer und Salz in ein« passende Kasserol
le gelegt und mit so viel Brühe über
gössen, daß sie davon bedeckt ist. Nun
iäßt man sie ganz langsam weich dün
sten und häutet sie alsdann. Für die
Sauce schwitzt man zwei EßlösfelMehl
mit Butter hellgelb, rührt zwei Löf
sel Sahne und ebensoviel Esftg dazu,
gute Fleischbrühe und zwei Eßlöffel
fein gewiegten Dill hinzu. Den Dill
läßt man in der Sauce durchziehen,
ohne daß sie zum Kochen kommt, am
besten ist, sie sofort vom Feuer zu neh
men.
LammwieWildpret. Rücken
und Keule des Lammes werden mit
Salz, welchem man einige feinzerstoße
ne Wachholderbeeren beimischt, einge
rieben. Dann schlägt man das Fleisch
in ein recht naß mit Rothwein getränk
tes Tuch ein und bewahrt es 3 bis 4
Tage an kühlem Orte auf, wobei man
von Zelt zu Zeit wieder etwas Roth
wein überträufeln kann. Vor dem Zu
richten wird das Fleisch enthäutet,
schön gespickt, in eine Bratpfanne ge
legt, mit kochender, brauner Butter
übergössen, in den heißen Ofen gestellt
und recht fleißig begossen. Nach 10 bis
IS Minuten Bratens setzt man etwas
kochendes Wasser zu. Eine Viertelstun
de vor dem Anrichten verrührt man ei
nen Theelöffel Mehl mit Wasser, gießt
eine Tasse saurem Rahm dazu und gibt
das zu dem Braten. 40 bis 5V Mi
nuten genügt für Lamm. Beim An
richten gibt man Citronenscheiben da
zu. Die Sauce wird entfettet und
wenn nöthig verdickt.
Kartoffeln mitZwiebeln
auf holländische Art. Man nimmt da
zu ganz kleine Kartoffeln vor gleicher
Größe, schält und wäscht sie recht rein.
Zu einer Schüssel von mittlerer Größe
rechnet man einen Teller von Zwiebeln,
legt diese lagenweise mit den Kartof
feln, reichlich Butter, Salz und etwaS
Pfeffer in einen Topf, gibt so vielWas
ser dazu, daß die Kartoffeln nicht ganz
bedeckt sind, und läßt sie, fest zugedeckt,
weich kochen. Nach Belieben kann man
auch etwas Essig dazu geben. Zeit des
Kochens 45 Minuten.
Reisbeignets. Nachdem der
Reis blanchiert ist, kocht man ihn in
Milch. Zucker und Vanille weich und
recht steif, gibt ihn auf eine Schüssel
und läßt ihn erkalten. Des anderen T
ages gibt man 4 8 Gelberer hinzu,
fingerdicke Kuchen davon, dreht sie in
Eiweiß und gestoßenem Zwieback um
und bäckt sie in kochendem Fett dunkel
braun. (Chocoladensauce oder Vanil
lensauce paßt gut dazu.)
Leichtesßiscuit. Acht Eigelb
werden mit einem halben Pfund ge
siebtem Zucker 45 Minuten gerührt.
Dann wird ein halbes Pfund feiner
Gries löffelweife dazu gegeben, zuletzt
der feste Schnee der Eier, nach Belieben
auch der Saft einer Citrone. Diese
Masse wird in einer mit wenig Butter
ausgestrichenen Blechform eine Stunde
bei mäßiger Hitze gebacken.
GriesklößezuSauerb ra
ten. Ein Viertel Pfund Butter wird
zu Schaum gerührt, dazu werden nach
und nach 4 Eier, ein halbes Pfund
Gries, etwas Salz und Muskat gege
ben. Hiervon werden walnußgroße
Klöße geformt und in schwach gesalze
nem Wasser gekocht. Die Klöße werden
Abends vor dem Gebrauch eingerührt.
Fischeblau zu kochen. Fische
richtig blau zu machen, gelingt nicht 5
jeder Köchin, auch sind die Meinungen
darüber getheilt, ob man sie mit kal
tem oder warmem Essig bläuen soll.
Folgendes Verfahren ist jedoch er
probt und gelingt immer: Man schlach
te die Fische, lege sie in eine tiefe
Schüssel, übergieße sie mit kaltem
Weinessig und decke sie zu; man wird
sie nach etwa einer Stunde sehr schön
blau finden. Im Essig schwimmen
sollen sie nicht, sie werden sonst zu sau
er: man kehre sie daher, wenn es nö
thig ist, lieber in der Hälfte der Zeit
einmal um. Beim Waschen der Fische
soll man sich hüten, allen Schleim ab
zureiben, da dieser das Blauwerden
des Fisches sehr befördert.
Aus der Musikwelt.
Kapellmeister (zum Musiker): „Aber
zum Teufel, warum halten Sie denn
diese Note nicht länger aus? 'S ist
doch eine ganze Note!" Musiker:
„Do! sehen's, Herr Kapellmeister, 's iS
halt der Fidelbogen zu kurz!"
W 0 die Laune einzieht, zieht die
Gerechtigkeit aus.
D a y e r. „Warum oist Du denn
gar so furchtbar grob gegen diesen
mir das Coupee angewiesen, in dem ich
meine Frau kennen lernte!"
Zutreffend. Herr (nach
dem er vom Rasirer zwei Mal ge
schnitten wurde): „Sie, schreiben S'
auf Ihre Firmatafel anstatt .Friseur"
.Herrenschneider"!" 3