M Mmi-Mmk. (6. Fortsetzung.) Dieser war in weniger denn fünf Sekunden ein brennendes Wrack, aus welchem die Rateten zischten, das Fuu kenfeuer schlug, Umläufer rasten und Wirbelschwärmer zuckten. Das Alles wurde grell beleuchtet von den letzten Resten des bengalischen Feuers, das natürlich mit allem übrigen in Brand gerathen war. Es war eine bedenkliche Situation, und Niemand von den zunächst Bethei ligten zeigte sich ihr völlig gewachsen. Wurm, Toby und nicht zuletzt Lipps pflanzten eilig das Hasenpanier auf, indem sie sich, so schnell es gehen wollte, in den schmalen Thorweg des Grocerhauses flüchteten. Frau Johan ne, die dort auf den Treppenstufen ge sessen hatte, also aller Gefahr so ziem lich entrückt war, stieß einen gellenden Schrei aus, der als Vorbote einer auf jede mögliche Weise komplizirten Ohn macht dienen mußte, und auch Frau Heinzelmann hielt diesmal der Gefahr nicht Stand, dies nicht so sehr, weil sie für Haut und Knochen sorgte, als vielmehr darum, weil sie ihr kostbares Seidenilerd am Leibe hatte. Sie alle flüchteten, einander rücksichtslos sto ßend und drängend in den, wie gesagt, überaus schmalen Thorweg, wo allein momentan Sicherheit war. Die Zu schauer auf der Straße aber stoben schreiend auseinander. In dieser schrecklichen Noth bewährte sich Hopser als ein wackerer Mann. Kaum war nämlich bei Wurm das Unheil ausgebrochen, da rückte er, ohne irgend welche ängstlichen Besorgnisse für seine eigene Sicherheit mit seinem Spritzschlauch in's Feld. Pomponius, als ein treuer Knappe, sprang nach der Pumpe, und so war Hopser in der La ge, mit einigen kalten Wasserstrahlen, die er aus nächster Nähe aus dießrand stätte entsendete, rasch jede Gefahr zu beseitigen. Das war gewiß eine höchst lobens werthe That des Painters, und hätte er sich darauf beschränkt, sie zu üben, so wäre Dank und Anerkennung von al len Seiten gewiß sein Theil gewesen. Aber der Teufel reitet auf einem Fidel bogen, wie ein altes Wort treffend sagt.... Bei dem Glühen des bengali schen Lichtes hatte Hopser die Familie Wurm entdeckt, zusammengekeilt in „drangvoll fürchterlicher Enge" in je nem Thorwege. Zu allem Unglück stand Frau Heinzelmann allen anderen vor an, d:r Straße am nächsten. Kaum erblickte nun Hopser das im Augenblicke äußerst ängstliche Gesicht seiner Fein dig, da brannte wieder die Backpfeife von unlängst auf seiner Wange, als wäre sie eben erst gegeben worden, und zugleich erinnerte er sich, daß er einen Schlauch gefüllt mit kaltem Wasser in der Hand hatte.... Ha! da war eine ge diegene Gelegenheit, Rache zu nehmen und Hopser war nicht der Mann, eine solche Gelegenheit ungenützt ver streichen zu lassen. Etwas wie teuflische Freude zuckte über sein Angesicht dann schrie er Pomponius an: „Pumpen, fest pumpen, Donnerwet ter, das Zeug will nicht verlöschen!" Der Schwarze, ein Muster von Ge horsam, pumpte aus Leibeskräften, Mephisto Hopser aber richtet« den Schlauch plötzlich gegen die Hausthüre. Ein entsetzliches Kreischen und Hilfe rufen und Fluchen war die augenblick liche Folge der fluchwürdigen That. Aber an dem Felsenherzen desPainters prallte all' das ab, ohne den geringsten Eindruck zu hinterlassen. Hopser lachte im Gegentheile lau! auf, als die durch mann durch die Nacht gellte, und er rief: „Zu viel Hitze in den Leuten; so etwas ist gefährlich für die ganze Nach barschaft.... aber da ist frisches Wasser das beste Mittel.... Ho, ho, ho! da hin- VI. Ein „V e r l 0 b u n g s 112 e st." Die Schreckenssznie vor Wurms hat te bald ein wichtiges Ereigniß im Ge folge. i Dieses war ein unerwarteter Besuch, welcher sich am Morgen nach jenem für die Familie Wurm so fatal verlaufe nen Unabhängigteitsfeste bei Hopser einfand. Der Besucher war ein noch junger Mann, der sich selbst als „Nachbar" sehen zu haben der Painter sich nicht er innerte. Der Fremde stellte sich in et was linkischer Weise vor, und Herr Hopser erfuhr dadurch, daß er es mit einem Herrn John Rautenstrauch zu thun habe. Dieser Rautenstrauch, der übrigens seinem ganzen Aeußeren nach weit besser gethan hätte, sich statt John einfach Johann zu nennen, war aber jener Konkurrent Wurms auf demGe bicte von Mehl. Hülsenfrüchten, Kaffee, Zucker und allen anderen Grocerwaa ren, dessen gestern veranstaltetesFeuer- werk als die eigentliche Ursache des so übel ausgefallenen Wrttm'schen Festes zu bezeichnen ist. Diesem Umstände hatt« es der Mann zu danken, daß er von Hopser, der sonst für Besuche nicht besonders zugänglich war, sozusagen mit offenen Armen aufgenommen wurde. Herr Rautenstrauch verdiente einen solchen freundlichen Empfang seitens des Painters aber auch in anderer Hinsicht. Der Zweck seines Besuches war nämlich der, Herrn Hopser oen Beifall auszudrücken für die bei dem gestrigen „Brande" an den Tag gelegte „Bravour", durch welche vielleicht das ganze Stadtviertel vor einer unüber sehbaren Katastrophe bewahrt worden sei. Von wem dieser Beifall herrühre, führte Herr Rautenstrauch nicht beson ders an, doch ließ sich aus seinem Aus treten schließen, daß es sich nicht allein um seinen eigenen, sondern um den Beifall von unzähligen Mitbürgern handle, die ihn zu ihrem Sprachrohre erwählt. Der Painter meinte nun zwar, „so schlimm" sei es eigentlich nicht gewesen, heimlich begann er aber doch stolz aus sich zu werden, denn in seiner Herzenseinfalt war er alsbald bereit, nicht nur die Versicherungen sei nes Besuchers für baare Münze zu neh men, sondern sie auch für den Ausdruck Er war viellmehr ein robust und roh aussehender Kerl, mit großen, nichts sagend in die Welt starrenden Glotz- Schimmer von Langweiligkeit; dabei spielte aber doch ein Zug von dreister Verschlagenheit um Augen und Mund winkel. Hopser machte sich nun nichts Natur geschrieben stand, dazu war Hopser in der Physiognomik nicht ge nügend ausgebildet. Der Painter war also sehr erfreut über Herrn Raulenstrauchs Besuch und hörte mit Vergnügen auf dessen Mittheilungen, die alle in einer eigen thümlich abgehackten Redeweise gege ben wurden: Wie es über die schöne That Hopsers nur eine Stimme in der Nachbarschaft gäbe, wie man sich allge mein darüber freue, daß dem wackeren enthalten zu sollen; denn wer's nicht versteht, der sollte eben die Finger von allen Ziindwaaren lassen. Rauten strauch stellte sich ob dieser vertrauli chen Mittheilung sehr überrascht, lachte dann aber auch aus vollem Halse und beglückwünschte schließlich den Painter zu seinem „gelungenen Einfalle". Auch im weiteren Verlause des Be suches drehte sich das Gespräch selbst verständlich um die Familie Wurm, und Herr Rautenstrauch warf, indem er sich, wie bis auf den Grund seines Herzens vergnügt, die Hände rieb, wo zu er aber ein ganz ernstes Gesicht machte, gelegentlich die Bemerkung hin: „Leute werde' es nicht mehr lange mache'. Ziemlich fertig. Thut mir leid: eigentlich traurig. Stehe schon bereit, Kram aufzukaufe'. Ausgezeichneier Posten, müsse' Sie wisse'." Hopser sah seinen Besucher etwas be troffen an. Er wußte nicht recht, was er aus dieser Rederei machen sollte. „Wurms werden es nicht mehr lange machen? Wie kommen Sie aus diesen Gedanken?" Rautenstrauch that geheimnißvoll. „Darf ich nicht sage'. Sichere Sache: abgewirthschastet." „Hm," machte der Painter, „das kann ich nicht glauben. Das Geschäft geht freilich ein bischen langsamer, aber es geht doch noch immer." „Ganz egal Leute stehe' vor Ruin," versicherte Rautenstrauch noch einmal auf das Bestimmteste. Der Eintritt Helenens unterbrach Das junge Mädchen brachte Gläser und eine Flasche Wein, welche sie vor die Herren hinsetzte. „Meine Einzige," stellte Hopser mit einer entsprechenden Handbewegung vor. Rautenstrauch machte eine Verbeu gung, die er vermutlich für sehr unge zwungen hielt, die aber in Wirklichkeit etwas sehr hölzern ausfiel. Hopsers Hunde knurrten ihn dafür drohend an und umsprangen sodann wedelnd He lene, die ihr „Guten Morgen" sagte und wieder verschwand. Aber noch an tete sie , daß diese Blicke Flecken da zu „Alle Wetter, verdammt hübsches Mädl das," sagte Rautenstrauch, als Helene gegangen war, „wie alt?" Hopser lachte, sichtlich geschmeichelt. „Ja, meine Helene darf wohl für hübsch gelten. Das ganze Ding ist erst , siebzehn. Und ein gutes Kind ist sie, daS weiß Gott. Häuslich und wlrth schastlkch keine tlirts und kein »dop- Herr Rautenstrauch sagte auf das von dem Vater der Tochter gespendete Lob nichts weiter als „so, so"; doch Nach einigen belanglosen Wechsel gesprächen empfahl er sich endlich. Isis und Osiris knurrten wieder sehr un stens wieder kommen zu wollen. Herrßautenstrauch hatte dasSchlag wort „abgewirthschastet", welches er nicht so ganz aus der Luft gegriffen. Allerdings hatten bisher weder Wurm selber noch auch seine Angehörigen sich das Geständniß ablegen müssen, daß Thüre stehe; aber man fühlte doch auch schon im Hause Wurm sehr bedeutend, daß nicht alles sei, wie es sein sollte, und immer mehr bemächtigte sich ein gewisses dumpfes Gefühl der Unsicher heit und 'des Unbehagens des armen Wurm. Dieses Gefühl ließ ihn keine Stunde mehr los, ja es begann ihn chen. Dabei wurden unverkennbar die zahlungsfähigen Kunden immer sel tener, und nur diejenigen Käufer blie mit baarem Gelde zu bezahlen... Wurm kraute sich, wenn sich ihm diese Beob achtung aufdrängte, hinter den Ohren. wurden darum nicht mehr. Tobp, der infolge dieser tristen Ver hältnisse den größten Theil des Tages vorlas, und meinte, er habe sich seiner zeit wohl auch in der edlen Dichtkunst versucht, sei aber zu der Ueberzeugung gelangt, daß dabei nichts Ordentliches herauskomme. Verständiger und für alle Theile besser wäre es gewesen, wenn Wurm ToSys Gedichte in 'den Ofen aeworsen und den Burschen an seine Arbeit verwiesen hätte. Denn auch dadurch, daß Toby den Käuferinnen gelegentlich Strophen aus seinen in der Entstehung begriffenen Werken rezitir te, konnten die Hausfrauen nicht dar über hinweggetäuscht werden, daß man bei Wurm immer schlechter bedient werde. Recht unangenehm war auch, daß die Deutsche Sparbank des Herrn Brozen noch immer nicht ihre Ge schäfte beginnen wollte, denn durch diese Verzögerung wurde offenbar auch eine Verzögerung in der zu ge wärtigenden reichen Zinsenzahlung herbeigeführt. Lipps, durch die plötz lich erwachte Unruhe der Frau Hein zelmann angetrieben, suchte eines Ta ges es war das etwa eine Woche nach den Ereignissen des 4. Juli Mr. .Brozen in dessen Stammkneipe auf. Der Dicke fand denn auch dort seinen Mann, der höchst gemüthlich hinter einer Flasche Sekt saß, und ließ sich herbei, ein Glas davon mitzu trinken. Ueber den gegenwärtigen Stand des großen Geschäftes erfuhr er aber doch nichts Genaueres, denn Mr. Brozen meinte, Geschäfte wie das seine müßten ebenso vorsichtig als ge heim angelegt werden nur'dann sei ein Erfolg zu gewärtigen. Damit hatte Mr. Brozen in jedem Falle den Nsgel auf den Kopf getroffen, und Lipps glaubte darum seiner Auftrag geberin die Versicherung geben Zu dürfen, daß alles im besten Geleise sei, und die Deutsche Sparbank dem nächst ihre segensreiche Thätigkeit auf nehmen werde. So hatte Mr. Brozen versprochen, nachdem er herzlich und gänzlich unbesorgt über die Mitthei lung von Frau Heinzelmanns plötz licher Aengstlichkeit gelacht hatte.... Julius, dem man, wie wir wissen, nichts von der Betheiligung seiner Fa milie an der Deutschen Sparbank ge sagt hatte, sah wohl, daß das Ge passen, wo der Alte besonders guter Laune war. Auf diese Weise verstrich ein Tag um den anderen, ohne daß ben. Danebkn fand er aber immer noch Zeit, sich auf's Eingehendste um Hopsers Verhältnisse zu erkundigen. In kurzer Zeit wußte'er Mtz genau, dak Hopsers Haus völlig schuldensr«i war, daß der Painter überdies einen werthvollen gleichfalls schuldenfreien Besitz in Wisconsin hatte, der unter günstigen Bedingungen verpachtet war, und auch den Bank-Account Hopsers konnte er bei Heller und Pfen nig angeben. ler Neugierde erkundigt. Er hatte vielmehr einen bestimmten Zweck im Auge, und nun, da er wußte, daß das Gerücht, der Painter sei „gut ab", nicht gelogen habe, war er auch fest entschlossen, keinen Augenblick zu ver säumen, um sein Ziel so rasch als möglich zu erreichen. Denn dieses Ziel wird es bei Helenens äußeren Vorzü gen begreiflich finden, daß der gute Rautenstrauch in der Befürchtung war, darf aber keineswegs geschlossen werden, daß Helene auf sein Herz ei nen so unauslöschlichen Eindruck her vorgebracht hätte. Gar nicht! Rau tenstrauch auch faßte nicht nur alles Andere sondern auch die Heirathsan punlte seines Geschäftes aus in's Auge. Helen« hatte ihm allerdings ge fallen, aber sie allein deshalb zur Frau herunterbeißen.—Aber Rautenstrauch kalkulirte so: Eine schöne, muntere Frau taugt zum Verkehre mit Kunden entschieden bisser, als eine alte, häß det. Und Häuslichkeit und Wirth tenstrauch mit Recht an einer Frau über Alles schätzte. Eine vollkommen arme, wenn auch sonst mit allen er denklichen häuslichen Tugenden ge schmückte Frau zu Heirathen, dazu hät te sich nun Rautenstrauch trotzdem gesorgt, indem er Helene mit einem Vater versehen hatte, dessen Verhält nisse sich in einer so überaus günstigen Ordnung befanden. So war denn Helene für unseren Rautenstrauch das Ideal aller Haus frauen, und er war, wie gesagt, mit sich darüber einig, daß er diesmal zu greifen müsse. Daß er möglicherweise einen Korb erhalten könnte, das kam zurückblicken durfte, und schon ein hübsches Stückchen Geld auf die hohe Kante gelegt hatte; auch stand er in den besten Jahren in der ersten Hälfte der Dreißiger war gesund und kräftig, hatte keine üblenGewohn heitvi was sollte unter diesen Um ihm auszusetzen haben? Endlich wollte Rautenstrauch sich vorerst gar nicht an das Mädchen selber wenden, sondern an den Vater. Das Mädel würde schon Ja sagen, wenn nur der treffen können? Der Zufall führte an einem der nächsten Tage den Painter Rauten strauch in den Weg und der Freier war gleich bei der Hand, die Gelegen heit beim Schöpse zu fassen. „'Mal meinen Laden ansehe', Mr. Dort hatte ein Bediensteter alle „Mehl: 17 Barrels; Konserve': 300 Büchse' Fleisch, 2 Gemüse; Fett: drei Fässer." Sodann führt: der Hausherr sei ne Gast in die Wohnstuben: Drei Zimmer, einfach, aber sehr anständig welche Weise er in den Besitz der Mö belstücke gelangt war. In seinem Schlafzimmer öffnete Rautenstrauch einen Sekretär und sagte: „Aktiva, Passiva. 3181 Dollars 58 Cents in der Bank —see!" l Hopser nickte befriedigt, obwohl ihn die Sache ja weiter gar nichts anging. Er wußte begreiflicherweise noch im« Mr. Hopser", sagte er, Es gibt genug junge Mädchen, die nicht nein sagen würden," ermunterte Hopser. »Hoffe so," nickte Rautenstrauch,, „auch schon gesunde', was mir paßte." „Dann ist ja Alles »II ri^dt", Glückliche, wenn die Frage erlaubt ist?" Rautenstrauch verzog wahrhaftig keine Miene, als er die Frage Hopsers „Wer?" rief er, wie aus den Wollen gefallen. „Helene Hopser," wiederholte Rau tenstrauch so ruhig wie früher. „Alle Hagel!" brach der Painter los, Himmelswillen haben Sie denn mit dem Mädel gesprochen?" „Gespräche'? Kein Wort! Meine nur: Helene wäre die Rechte für mich." „Ach so!" machte Hopser unter ei fort: Mr. Helene wäre die Rechte. Häuslich, wirthschaftlich, bischen Mo neten...." "Wk>ll. ich weiß es," lehnte Rau 'was gegen meine Bewerbung?" Hopser wiegte nachdenklich das bor stige Haupt, dann sagte er: Sie sich erst bei dem Mädl selber er^ "Ml, tliüt's !>II rizxlit." rief Rau tenstrauch beinahe ungeduldig, „das fixe ich schon." Hopser war sehr erstaunt über diese Siegesgewißheit, doch wußte er vor ihr als Mitgift?" Diese Fixigkeit ärgerte nun den Painter. Mochte Helene den Mann da haben, so hatte er allerdings nichts dagegen; sein Geschmack wäre der gute Vorrälhe an Mehl, Fett u. dergl. Aber sich so ohne Weiteres nach der Höhe der Aussteuer zu erkundigen, das war nach Hopsers Ansicht im höchsten Grade undelikat. Er erwiderte daher grob: »Jetzt geht das noch Niemanden an." "-VII i'ixlit!" sagte Rautenstrauch nicht im Mindesten gekränkt. „Denke, wir gehen jetzt Eins trinken." Dem Painter war's recht. FünfMinuten später betraten Beide Reichmanns Wirthschaft. auserlesenen Kreises von umwohnen den Bürgern Meister Lipps, und an dessen Seite Viktor von Stichow, wel chen vortrefflichen jungen Mann wir verlieren mußten. Die ganze Gesell schaft befand sich schon in höchst fideler Stimmung, wozu die von Lipps gelie ferte eingehende Schilderung der uns bekannten Ereignisse des 4. Juli nicht wenig beigetragen hatte. Hopser mit seinem schlechten Ge wisse« hätte nun Lipps und dessen Gesellschaft am liebsten links liegen lassen; da aber sein Begleiter gerade wegs auf den von der fröhlichen Kum panei besetzten Tisch zusteuerte, mochte er doch auch nicht hintenbleiben, weil das möglicherweise so ausgesehen hätte, als fürchtete er sich vor dem dicken Lipps, was gewiß eine lächerliche Auf fassung von den Dingen gewesen wäre. Rautenstrauch wie Hopser nahmen al so bei den Anderen Platz, die bereitwil ligst zusammenrückten. Hopser lnurrte hatte zu lachen, wendete sich sofort an den Painter mit der Frage: „Sagen Sie, ist es wahr, daß Sie haben?" Ueber Hopsers Antlitz zog bei der Erinnerung an den Anblick, den der puoelnasse Lipps damals gewährt hat te, ein Lächeln. "Wk.v sind Sie auch naß gewor gut gespieltem Erstaunen. „Zum Glück nicht weiter als bis an die Knochen," antwortete Lipps unter dem Gelächter der ganzen Gesellschaft. „Ja, es ist ein schlimmes Ding, wenn man sich vor einen Spritzen schlauch stellt," meinte Hopser gemüth lich.B h -h ' Lipps. „Wer, zum Teufel, heißt Sie. auf der Straße Reden halten?" fragte Hopser geärgert. „Wer, zum Donner, heißt Euch, sich darum kümmern?" gab Lipps zurück. „Halt!" fiel Stichow ein, „gestritten wird hier nicht, Dicker. Ich bin der Meinung, daß Mr. Hopser den Dank der Edlen verdient. Denn erstens hat waschen. Was aber wäre sonst so drin , gend nöthig gewesen?" „Hör' mal, Junge," sagte Lipps im Tone des Vorwurfes gegen Stichow gewendet. „Ich finde Dich schon wieder auf der Seite meiner Widersacher. Das schmerzt mich in tiefster Seele. Denn sieh': wem verdankst Du, daß Du Dich unter amerikanischen Gentle men leidlich gut zu benehmen weißt? Wem anders als mir? Und ist das der Dank hiefür?" „Oh, Du miserabler Topf voll sün diger Gedanken!" rief Stichow ent rüstet. „Was verdanke ich Dir? Hör' 'mal: mein rechter Arm soll mir au genblicklich von der Schulter fallen, wenn Du mir je etwas anderes gezeigt hast, als die Plätze, wo Wirthshaus schilder hängen!" „Und ist das nichts? —Meinst Du kehart...." Dir der gelbe Neid lassen!" es gehört mit zum Loose alles Schö nen auf Erden, daß die blinde Welt es nicht gelten lassen will. Bin ich einst gestorben...." «ins von den Schelmenlie dern, die Du so oft zum Besten einer crziehungsbedürftigen Jugend singst." „Ohne Spaß," warf einer der Theil nehmer an der Tafelrunde ein, „ich möchte wohl hören, was man nach Ih rem Tode von Ihnen sagen wird. Lipps." » „Ich auch," gröhlte der Painter. „Nur Gutes," behauptete Lipps. „Halloh," rief dagegen Stichow, der sich heute in besonders übermüthiger Laune befand, „soll ich dem Dicken die Leichmrede halten?" „Ja, ja!" riefen die Gäste. „Ist's Dir auch recht, Bruder Dick wenn nicht der grundfalsche Satz in „Mach's gnädig und setze Deine Ein fältigkeit nur nicht in allzu grelles Licht," mahnte Lipps, „denn man wür de es irrthümlicherweife auf meine Er ziehungsmethode schieben. Du mußt wissen: Es wohnt verzweifelt wenig Witz zwischen Deinen Augenbrauen und Deinem Haarboden. Denke daran, daß dieser Mangel nicht allzu scharf her vortritt." „Ich will Dir's geben, unverschäm ter Weinschlauch!" rief Stichow. Und, indem er auf ein hinter ihm liegendes Bierfaß wies, sagte er, zu der übrigen Gesellschaft gewendet: „Das stellt den Sarkophag unseres verblichenen Freundes Lipps dar Ihr seid die Trauergäste, ich der von der Sausania-Loge Nr. 218 erwählte Fest-, will sagen Leichenredner." Lipps, als einer der „Trauergäste" zog ein mächtiges, großgeblümtes Ta schentuch hervor, wischte sich mit einem Zipfel desselben die Augen und sagte erschüttert: „Er ist dahin —!" Stichow nahm jenen näselnden Ton an, der von Alters her von den meisten Professionals in Leichenreden ange wandt wird, und begann: „Ja, er ist dahin, geliebte Brüder, er ist eingegangen in den Tempel des ewigen Friedens." Dabei wies der Redner nach dem Fasse, das Lipps' Sarkophag vorstellte. Reichmann, der Wirth mit den ewig verschlafenen Augen, lachte bei dieser Geste laut auf und meinte: „So 'ne Ruhestätte wäre ihm frei lich recht." „Still.Bruder," fuhr Stichow ernst haft in Texte fort, „gebiete Deinen Thränen, störe nicht die Weihe dieses Momentes durch den Ausbruch Deines Schmerzes. Denn siehe, was geschehen ist.ist geschehen, und die Bäche unserer Thränen ändern nichts daran. Ich ihn wieder lebendig zu machen, schon darum, weil er so ziemlich Allen, die da versammelt sind, etwas schukdig war aber leider! Den Weg, den er gegangen, hat so wenig je Einer zurück „HeilloserGrünschnabel!" rief Lipps (Fortsetzung folgt.) Aus einem Soldaienbrief. Du schreibst mir, Kathi, daß meine Liebe zu Dir dem .Einst" anzugehören eine Wurst..." Ein Radikalmittel. Mutter: der so störrisch und eigensinnig, der spricht schon den ganzen Tag kein Wort." Vater: „Gib mir 'mal das Tau.... d«r Bengel wird gleich auf thauen!" Mr die Kiiche. Türkische Wein-Supp«^ Man dünstet ein Viertel Pfund löffel voll Mehl weiß, giebt eine Flasche weißen Wein, eine halb« Flasche Wasser, die abgeriebene Scha le und den Saft einer halben Citron» hinzu, quirlt alles gut untereinander und läßt es kochen. Dann thut man et» was Rosinen, welche zuvor gut gerei nigt und in etwas Wasser mit Zucker weichgekocht sind, nebst dem Reis und dem nöthigen Zucker hinzu, läßt die Suppe noch einige Minuten kochen und zieht sie mit vier Eidottern ab. Nach Belieben kann man das aus den Zellen geschnittene Fleisch einiger sauber ge schälten Apfelsinen in die angerichtete Suppe geben. OchsenzungemitDillsau ce. Eine schöne frische Ochsenzunge wird blanchirt, gekühlt, abgetrocknet und mit geschnittenem Wurzelwerk, ei nigen Scheiben magerem Schinken, ei ner Zwiebel, einem Lorbeerblatt, Pfef fer und Salz in ein« passende Kasserol le gelegt und mit so viel Brühe über gössen, daß sie davon bedeckt ist. Nun iäßt man sie ganz langsam weich dün sten und häutet sie alsdann. Für die Sauce schwitzt man zwei EßlösfelMehl mit Butter hellgelb, rührt zwei Löf sel Sahne und ebensoviel Esftg dazu, gute Fleischbrühe und zwei Eßlöffel fein gewiegten Dill hinzu. Den Dill läßt man in der Sauce durchziehen, ohne daß sie zum Kochen kommt, am besten ist, sie sofort vom Feuer zu neh men. LammwieWildpret. Rücken und Keule des Lammes werden mit Salz, welchem man einige feinzerstoße ne Wachholderbeeren beimischt, einge rieben. Dann schlägt man das Fleisch in ein recht naß mit Rothwein getränk tes Tuch ein und bewahrt es 3 bis 4 Tage an kühlem Orte auf, wobei man von Zelt zu Zeit wieder etwas Roth wein überträufeln kann. Vor dem Zu richten wird das Fleisch enthäutet, schön gespickt, in eine Bratpfanne ge legt, mit kochender, brauner Butter übergössen, in den heißen Ofen gestellt und recht fleißig begossen. Nach 10 bis IS Minuten Bratens setzt man etwas kochendes Wasser zu. Eine Viertelstun de vor dem Anrichten verrührt man ei nen Theelöffel Mehl mit Wasser, gießt eine Tasse saurem Rahm dazu und gibt das zu dem Braten. 40 bis 5V Mi nuten genügt für Lamm. Beim An richten gibt man Citronenscheiben da zu. Die Sauce wird entfettet und wenn nöthig verdickt. Kartoffeln mitZwiebeln auf holländische Art. Man nimmt da zu ganz kleine Kartoffeln vor gleicher Größe, schält und wäscht sie recht rein. Zu einer Schüssel von mittlerer Größe rechnet man einen Teller von Zwiebeln, legt diese lagenweise mit den Kartof feln, reichlich Butter, Salz und etwaS Pfeffer in einen Topf, gibt so vielWas ser dazu, daß die Kartoffeln nicht ganz bedeckt sind, und läßt sie, fest zugedeckt, weich kochen. Nach Belieben kann man auch etwas Essig dazu geben. Zeit des Kochens 45 Minuten. Reisbeignets. Nachdem der Reis blanchiert ist, kocht man ihn in Milch. Zucker und Vanille weich und recht steif, gibt ihn auf eine Schüssel und läßt ihn erkalten. Des anderen T ages gibt man 4 8 Gelberer hinzu, fingerdicke Kuchen davon, dreht sie in Eiweiß und gestoßenem Zwieback um und bäckt sie in kochendem Fett dunkel braun. (Chocoladensauce oder Vanil lensauce paßt gut dazu.) Leichtesßiscuit. Acht Eigelb werden mit einem halben Pfund ge siebtem Zucker 45 Minuten gerührt. Dann wird ein halbes Pfund feiner Gries löffelweife dazu gegeben, zuletzt der feste Schnee der Eier, nach Belieben auch der Saft einer Citrone. Diese Masse wird in einer mit wenig Butter ausgestrichenen Blechform eine Stunde bei mäßiger Hitze gebacken. GriesklößezuSauerb ra ten. Ein Viertel Pfund Butter wird zu Schaum gerührt, dazu werden nach und nach 4 Eier, ein halbes Pfund Gries, etwas Salz und Muskat gege ben. Hiervon werden walnußgroße Klöße geformt und in schwach gesalze nem Wasser gekocht. Die Klöße werden Abends vor dem Gebrauch eingerührt. Fischeblau zu kochen. Fische richtig blau zu machen, gelingt nicht 5 jeder Köchin, auch sind die Meinungen darüber getheilt, ob man sie mit kal tem oder warmem Essig bläuen soll. Folgendes Verfahren ist jedoch er probt und gelingt immer: Man schlach te die Fische, lege sie in eine tiefe Schüssel, übergieße sie mit kaltem Weinessig und decke sie zu; man wird sie nach etwa einer Stunde sehr schön blau finden. Im Essig schwimmen sollen sie nicht, sie werden sonst zu sau er: man kehre sie daher, wenn es nö thig ist, lieber in der Hälfte der Zeit einmal um. Beim Waschen der Fische soll man sich hüten, allen Schleim ab zureiben, da dieser das Blauwerden des Fisches sehr befördert. Aus der Musikwelt. Kapellmeister (zum Musiker): „Aber zum Teufel, warum halten Sie denn diese Note nicht länger aus? 'S ist doch eine ganze Note!" Musiker: „Do! sehen's, Herr Kapellmeister, 's iS halt der Fidelbogen zu kurz!" W 0 die Laune einzieht, zieht die Gerechtigkeit aus. D a y e r. „Warum oist Du denn gar so furchtbar grob gegen diesen mir das Coupee angewiesen, in dem ich meine Frau kennen lernte!" Zutreffend. Herr (nach dem er vom Rasirer zwei Mal ge schnitten wurde): „Sie, schreiben S' auf Ihre Firmatafel anstatt .Friseur" .Herrenschneider"!" 3