Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 24, 1896, Page 7, Image 7

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    Deutsch, Local-Nachrichte«.
Berlin. Aussehen erregt die Ver
haftung des Bankiers Paul Berend,
Inhabers der Bankfirma Max Be
rend und Co. Der Verhaftete betrieb
seit einer Reihe von Jahren ein gutge
hendes Bankgeschäft und genoß, da er
stammte, das größte Vertrauen. Vor
etwa acht Jahren betheiligte er sic^bei
lins belegenen Bayrisch - Bierbrauerei
mit einem ganz bedeutenden Capital.
—Eine rege Agitation zur Vermeh
rung der polnisch - sprechenden Geist
lichen in Berlin und der Provinzßran
denburg ist von den hier anfässigenPo
len eingeleitet worden. Diese Bestre
drückliche Unterstützung. Die Zahl der
gegenwärtig in Berlin wohnhasten P
olen wird auf 60 -- 70,000, die der
polnischen Einwohner der Provinz
Brandenburg auf 80,000 geschätzt.
Die Volkszählung von 1830 ergab
kaum den fünften Theil dieser Ziffer.
Frau Friedericke Simpel, wohl die
älteste Einwohnerin Berlins, ist dieser
Tage im Alter von 101 Jahr S Mo
naten entschlafen. Aus unglücklicher
Liebe tödtete sich durch einen Revolver
schuß der 23 - jährige Gärtner Hans
Nordwtch aus Königsberg i. P. in ei
nem Hause der Ruheplatzstraße.
Friedrichshagen. Bei einem
Schadenfeuer waren die Möbel des erst
kürzlich verheiratheten Arbeiters Rie
mer, eines braven freiwilligen Feuer
nicht versichert, der Schaden war daher
für ihn sehr empfindlich. Die freiwilli
ge Ortswehr ließ ihren Kameraden je
doch nicht im Stich, sie veranstaltete
eine Sammlung, welche S3O Mark er
gab.
Luckau. Der Fuhrmann Danz
ke, stürzte beim Holzholen vom Wa
gen und wurde überfahren. Noch le
bend wurde er zur Stadt gebracht,
starb aber auf dem Wege zum Kran-
Pillau. In letzter Zeit ist der
Lachsfang etwas besser geworden. Ei
nige Fischer hatten schon eine recht
hübsche Anzahl Fische von gutem Ge
wicht gefangen. Der Preis ist etwas
in die Höhe gegangen.
Ragnit. Nachdem fast über den
ganzen Kreis die Hundesperre ver
hängt ist, sind in Klapaten, Schustern
und Gerskullen wieder mehrere tolle
Hunde erlegt, und ist daher für 33
Ortschaften die Hundesperre neu ver
fügt. Ueber manche Ortschaften ist die
se Maßregel bereits ein Jahr lang
verhängt, ohne daß eine Abnahme der
Tollwuth stattgefunden hätte. Die
Krankheit ist aus russischen Grenzbe
zirken eingeschleppt, wo gegen dieselbe
keine genügenden Maßregeln getroffen
Sensburg. Der Arbeiter K.
getrunkenem Zustande vom Jahrmarkt
aus der Stadt nach Hause. Im Laufe
der Zeit kam es zwischen K., seiner
Ehefrau und seiner Tochter Amalie zu
klappe geschlossen gelassen, infolge des
sen sie an Torfdunst erstickten.
Flatow. Dem Polizeifecretär
Dukrau, der schon zwei Menschenleben
gerettet hat, ist jetzt noch die Rettungs-
Medaille am Bande verliehen wor
relegirt. »
Thorn. Dieser Tage wurde der im
Glacis des Forts Winrich von Knipro
de stehende Militärposten von mehreren
Personen angegriffen. Während er sich
der vorderen Angreifer zu erwehren
versuchte und das Gewehr schußbereit
machte, wurde er von hinten niederge
schlagen. Dabei entlud sich dasGewehr,
und die Kugel traf den Soldaten ins
rechte Bein und verwundete ihn schwer.
kriegsgerichtliches Urtheil für fahnen
flüchtig erklärt und zu einer Geldstra
fe von 1000 Mark verurtheilt ist nach
einer amtlichen Bekanntmachung des
Königl. Gouvernementsgerichts Thorn
der Secondelieutenant Haehnel vom
Infanterie - Regiment Nr. 21, der vor
längerer Zeit, nachdem er mehrerer
Bütow. Auf dem GiUshofe des
Gutsbesitzers Schwarz in Louisenhof
bei Bütow brach in FolgeKleedrefchens
mittelst einer Lokomobile ein großes
legte.
D a m b eck. Dem Guts - Tagelöh
ner Wilhelm Roß ist das Allgemeine
Ehrenzeichen verliehen worden.
Greifenberg. Hier verstarb
der Besitzer des Kreisblattes, Herr
Buchdruckcreibesitzer C. Lemcke.
einem Landmann in Halle 28,000Mk.
und 18 Pferde gestohlen hatte.
Schneide mühl. Mit Strychnin
vergiftet hat sich der 3S-jährige Guts
besitzer Johann Knapp aus Eichberg.
Er bewirthschaftete außer seiner Be
sitzung noch das in der Nähe gelegene
Gut „Schneidemühler Hammer".
Bromberg. Ein Verbot des Be
suchs öffentlicher Tanzlustbarkeiten
seitens jugendlicher Personen hat der
hiesige Regierungspräsident unter Zu
stimmung des Bezirksausschusses er
lassen. Hiernach dürfen junge Leute
»nd zwar männliche unter 17 Jahren
und weibliche unter 16 Jahren öffent
liche Tanzlokale nicht betreten. Ebenso
ist es den Wirthen bei Strafe unter
sagt, solchen Personen den Ausenthalt
in ihren Lokalen bei ösfentlichenTanz
belustigungen zu gestatten. Strafe
trifft auch die Eltern bezw. Vormün
der, welche die dieser
Verfügung bei den ihrer Obhut anver
trauten jungen Leuten nicht verhin
dern.
Schroda. Der Nachtwächter des
hiesigen Bahnhofes hat von seiner vor
gesetzten Behörde einen Urlaub von 71
Tagen erhalten, um an einer Pilger
fahrt nach Jerusalem theilzunehmen.
Der Pilger ist bereits seit einigen Ta
gen unterwegs.
Schwerin a. W. Auf dem bei
Rokitten gelegenen See fanden vier
junge Mädchen und ein junger Mann
ihren Tod in den Wellen. Sie hatten
eine Kahnfahrt unternommen und
wahrscheinlich dabei geschaukelt, so daß
das Fahrzeug kenterte. Die Leichen
find noch nicht aufgefunden worden.
Königshütte. In der Kron
prinzenstraße ist ein dreistöckiger, be
ner waren zufällig abwesend. Eine
Frau wurde schwer, ein Knabe leicht
verletzt.
Oels. Der Stellelbesitzer Hunger
und seine Frau, die am 31. December
1834 ihre Ausgedingerin Wittwe
Klein ermordet hatten, sind durch den
Scharfrichter Reindel hingerichtet wor
den.
Schweidtnitz. Als dieser Tage
die Kaffeehalle des Vaterländischen
Frauenvereins nicht wie gewöhnlich ge
öffnet und auch von den Inhabern
derselben Niemand bemerkt wurde,
schöpften die Mitbewohner Verdacht,
Fenster eingestiegen war, fand man in
der Schlafstube die Wittwe Schöps,
den Sohn und die Pflegetöchter in fast
leblosem Zustande in ihren Betten lie
gend. Aerztlicher Hilfe gelang es nach
langer, anstrengender Arbeit, alle drei
durch künstliche Athmung in's Leben
zurückzurufen. Kohlengas, welches
einem Ofen entströmt war, hatte sie be
täubt.
Eilen bürg. In deer letzten
Stadtverordneten-Sitzung wurde der
Ziegeleibesitzer I. Rupp als unbesolde
ter Stadtrath eingeführt und ver
pflichtet. Der Haushaltsplan für
1836 37 wurde in Einnahme und
Ausgabe mit 346,343.28 Mark festge
stellt. ' !
Halle. Die Jubiläums-Geflügel-
Ausstellung des ornithologifchen Cen
tral-Vereins für Sachsen und Thürin
gen, die hier abgehalten wurde, hat
Geflügelzucht des Interessanten viel
geboten. Der Kaiser hat als Kaiser
preis eine goldene Medaille gestiftet.—
Reine Bahn hat der hiesige ehemalige
Mühlenbesitzer Aug. Schramm ge
macht, als er im vorigen Jahre seine
Zahlungen einstellte. Seine Gläubi
ger sind vor einigen Tagen „befriedigt"
worden; sie haben 4-S Procent (!) ih
rer Forderungen erhalten? Schramm
hatte vorher ein Jahr Gefängniß er
halten.
Stolberg a. H, Ein größerer
Brand wüthete im hiesigen fürstlichen
Schloß, wobei u. A. ein Familien-
Werthstück von historischem Jyteresse,
ein Oelgemälde, den Stammbaum des
Stolberafchen Hauses mit vielen Wav
pen darstellend, verloren gegangen ist.
Itzehoe. Aus dem Boden des
hinter Alsen's Gesellschaftshaus bele
genen, mit IVO Schweinen besetzten
Schweinestalles brach ein Feuer aus.
Sechs Schweine kamen um, eine grö
ßere Zahl wurde verletzt. Man ver
muthet Brandstiftung.
Kiel. In der Wesselburenxr Mut
termordaffaire verharren die Verhafte
ten, die Tochter, die Wittwe Hölck, so
wohl wie der Schwiegersohn trotz er
vergiftet ,u haben. Die Leiche soll
Wandsbek. Die Feier des Mil
biger Weise begangen. Die Kirche ist
renovirt worden und wird in nächster
Zeit einen weiteren neuen Schmuck er
halten. Der Vatron der Kirche Graf
von Schimmelmann, stiftete zwei Fen
ster mit Glasmalereien, d'e Apostel
Netrus und Paulus darstellend. Die
Feier fand am 13. März statt.
Göttingen. Die Fortbildungs
kurse für Aerzte an der Universität
Göttingen, zu denen die Quästur An
meldungen entgegtnnimmt, werden in
diesem Jahre in der Zeit vom 28. Juli
bis 8. August stattfinden.
Osnabrück. Hier beabsichtigt
man ein Kriegerwaisenhaus, ähnlich
dem in Römhild, zu errichten. Die
Stadtverwaltung hat zu diesem Zweck
eine Baufläche von M Ar unentgeltlich
hergegeben.
Uelzen. Das neue Reichspostge
bäude an der Bahnhofsstraße ist dem
Werkehr desPublikums übergeben wor
den. Der Bau ist nach dem Entwürfe
des Postbauraths Schaeffer unter Lei
tung des Architekten Miinter ausge
führt und hat nahezu 2 Jahre bean
sprucht. Das Gebäude ist im Stile
der nordischen Backsteingothik errichtet
und gereicht- der Stadt Uelzen zur
Zierde.
Bochum. Ein gräßliches Unglück
trug sich auf der Strecke der elektri
schen Straßenbahn Bochum-Herne, an
der Haltestelle beim hiesigen städtischen
Viehhof, zu. Der 16jährigen Tochter
des Lcmdwirths Trösken aus Hofstede
wurden durch einen Straßenbahnwa-
Dort mund. Der 16 Jahre alte
Kaufmannslehrling einesVaugefchäfts
an der Hansemannstraße wurde dieser
1600 M. abzuliefern. Der junge
Mensch hat mit dem Gelde das Weite
gesucht.
Münster. Im Processe Beck-
Urtheil verkündet, Fabrikbesitzer Beck
mann erhielt 3 Monate Gefängniß
unter Anrechnung einer dreimonatli
chen Untersuchungshaft; Maurermei
ster Hülskamp wxrde freigesprochen.
Die Ursachen des Einsturz-s liegen in
mangelhafte» Fundamenten.
Aachen. In Hasselt wurde eine
Engelmacherin verhaftet, in deren
Düsseldorf. De» Gipfel der
Vereinsmeierei haben einige Düssel
dorfer erklommen; sie laden Alle, die
den Namen Fritz führen, zu einer Ver
sammlung ein, die die Gründung eines
Mordversuchs zu IS Jahren Zuchthaus
Rheydt. Karl Schmölder sen.
im Werthe von 12,000 M. Zur Ab-
Größe von 40 Morgen umfaßt, wo
runter sich prächtiger Buchen-Hochwald
befindet.
Stieldorf. Die hier stattgehab
ten Passionsspiele, die in ganz selbst
ständiger Einrichtung ein rheinisches
Oberammergau bieten, sollen im Jahre
1837 wieder zur Aufführung kom
men.
Frankfu r t a. M. Ein blutiges
hatte; diese stürzte sich vom zweiten
Stockwerk herab; sie ist lebensgefähr
lich verletzt.
Streit, in dessen Verlauf der Jahre
alte Bellinger, der schon längere Zeit
geistesgestört ist, seinem 18 Jahre al
ten Bruder drei Stiche in Kopf und
in Haft zu bringen.
Wiesbaden. Gestorben ist nach
kurzem Kranksein Herr Rentner und
gung von 20,000 M. Amtsgeldern
Carl Antän Powell verhaftet. - Vor
haben.
Lübeck, Frau Gastwirth Hardt
Oldenburg. Infolge eines
Blitzschlages sind die Viehstallungen
des großberzoglichen Kronguts Vinzier
mit 8S Kühen verbrannt.
Güstr o w. Das hiesige Schwur
gericht verurtheilte den Schuhmacher
gesellen Albert Wiese zum Tode. Er
das vom 13. bis 26. Juli d. I. hier
Gotha. Ein wenig günstiges Er
gebniß lieferte die kürzlich hier stattge
habte Musterung! von 221 Mann
wurden nur 20 tauglich befunden.
Ein Maurerlehrling aus Buffleben
stand vor der Strafkammer des Land
gerichts wegen Majestätsbeleidigung.
Es wurde nach der Beweisaufnahme
desfürsten. Nach dem Reichsstrafge
kannt werden.
Lobenstein. Das hiesige Schüt
zenhaus ist bis auf die Umfassungs
mauern niedergebrannt. Der Besitzer
> ihm der frühere Kaufmann Fritzsche
von hier als Unlersuchungsgefangener
nach. Letzterer war «in sehr intimer
Freund des Korb und der Versiche
rungsagent des Korb'schm Besitzes.
In hiesiger Stadt ist man auf den
Ausgang dieser Sache gespannt, da ja
brannte.
Weimar. Das Hotel zum Ele
phanten konnte in. diesen Tagen die
Feier seines 300 jährigen Bestehens
begehen.
Tagen ein 13 Jahre altes Mädchen
schrocken, daß es die Sprache verlor
und dieselbe auch bis jetzt nicht wieder
erlangt hat.
Chemnitz. Ein Dienstknecht
Namens F. R. Schubert aus Döbeln
wurde hier wegen Heirathsfchwinde
leien zu der exemplarischen Strafe von
sieben Jahren Zuchthaus verurtheilt.
D.er verheirathete Mensch hat durch
seine Heirathsschwindeleien mehrere
Familien um ihre Ersparnisse betrogen
und diese dann mit seiner Frau ver
praßt.
Hainichen. Letzthin ist der
Gutsbesitzer Robert Lange in Crum
bach verhaftet worden, dem Vernehmen
des Genannten, einer sehr bekannten
Persönlichkeit, ist der Concurs eröffnet
worden. Der Fall erregt hier und in
der Umgegend das größte Aufsehen.
Hartmannsdorf. Der Guts
besitzer P. machte seinem Leben dadurch
ein Ende, daß er eine auf der Decke
des Bassins der Chemnitzer Düngerab
fuhr - Gesellschaft befindliche ver
schlossene Klappe öffnete und in das
Bassin sprang. Infolge gehabten Un
glücks war der Selbstmörder seit kur
zer Zeit dem Wahne verfallen, daß er
nicht mehr bestehen könne.
Leipzig. Recht alte Stamm
gäste hat ein hiesiges Restaurant aus
zuweisen. Die Altersverhältnisse der
jeden Mittwoch dort tagendesStamin
tischgesellschaft stellen sich so, daß die S
ältesten Mitglieder zusammen 404
Jahre und sämmtliche 3S Mitglieder
zusammen 2138 Jahre zählen.
Mainz. Kürzlich hat der städti
sche Bauausschuß zur Errichtung ei
nes Neubaues fü? ein drittes Volks
bad 60,000 Mk. bewilligt. Mit Bau
platz wird der Bau 117,000 Mk. be
anspruchen. Seit einigen Tagen
sind zwei junge Franzosen, die sich zur
Erlernung der deutschen Sprache in
gesetzt und haben sich hierher begeben,
um in Gemeinschaft mit der Behörde
die Spur der jungen Leute ausfindig
zu machen.
Viernheim. Neulich Nachts
brach in dem Anwesen des Landwir
thes Froschhauer ein großes Feuer aus,
welches in kurzer Zeit die ganze Hof
der renommirten, 186 S gegründeten
Wormser Brauerschule, beziffert sich,
ohne Hospitanten, auf 2210. Ein
neuer Kursus beginnt immer am 1.
Mai und 1. November jeden Jah«s.
Augsburg. Der Müller Arnold
beiten beschäftigt, wobei ihm feine
Frau mit einer Petroleumlampe leuch
tete. Dieselbe entfiel ihr jedoch, wobei
kommen gezweifelt wird. Das Cafe
„Merkur", eines der ältesten Kaffee
häuser am hiesigen Platz, wurde jüngst
im Zwangsweg um 120,000 Mk. an
germeister I. Koch und A. Herbst.
gert.
Burg ernheim. Bei den aus
dem nahen Kapellberg vorgenommenen
Eichstätt, Letzthin starb hier de»
48 Jahre alte, anscheinend in ärmli
chen Verhältnissen lebende Dienstmann
Georg Frei. Nach seinem Tode fand
man in einem alten Socken eingenäht
15.000 Mk. ° ° " ""wme von
München. Dieser Tage bcsichtig
tenFleischwaarenfabrilant Sauerman«
und dessen Schwiegerfon Philipp Sey
both, Fabikant galvanoplastischer Ku
pferwaaren in München, unter Füh
rung des Mühlenbesitzers zum Zweck
des Kaufs eine Sägemühle an der
Faltenstraße. Ueber den Mühlbach
führt ein schmaler Steg, Seyboth und
Sauermann waren in der Mitte des
Steges angelangt. Plötzlich ein Kroch
und die Männer verschwandm in den
wogegen Seyboth unter das Mühlrad
kam und an den erlittenen Verletzun
gen starb.
Mußbach. Der in den 50er Jah
ren stehende Winzer Phil. Hoffmann
machte seinem Leben durch Erhängen
ein Ende. Der Beklagenswerthe ist ge
mülhslrank gewesen.
Pirmasens. Das Haus des
Bürgermeisters König ging durchKauf
um 62,000 Mark an eine Brauereige
sellschaft von Annweiler über. „Um ei
mmßedürfniß abzuhelfen", soll in die
sem Anwesen eine Wirthschaft errichtet
werden.
Stuttgart. Welchen Umfang
das im Sommer hier stattfindende 6.
Deutsche Sängerbundesfest annehmen
wird, erhellt daraus, daß sich bis jetzt
4ö Bünde mit 706 Einzelvereinen und
11,106 Sängern angemeldet haben. Da
noch eine Anzahl von Bünden mit ih
ren Anmeldungen imVerzuge ist, wur
de noch ein Termin bis zum IS. April
festgesetzt, der jedoch unter keinen Um
ständen weiter erstreckbar ist.
Saulgau. Im Laufe des kom
menden Herbstes, werden es SO Jah
re, daß der landwirthschaftliche Verein
des Bezirks sein erstes landwirthfchaf
liches Fest hier feierte. Dieser Gedenk
tag soll dieses Jahr in würdigster
Weise gefeiert werden. Für das im
September anberaumte Fest sind zwei
Tage vorgesehen, dessen Mittelpunkt
ein großartiger, aus einem allegorisch
historisch und einem landwirthschast
lichen Theil bestehender costümirter
Festzug sein wird. Bei dieser Gelegen
heit werden die schönsten Gruppen des
am 17. Februar d. I. mit so vielem
Beifall aufgenommen Festzuges wieder
eingereiht werden.
Tübingen. Die Feier des könig
lichen Geburtstages hatte dieses Jahr
ein unerwartetes Nachspiel. Bis jetzt
war es üblich gewesen, daß dem feier
lichen Zug zur Kirche sich u. a. auch
das Gymnasium anschloß. Dieses Jahr
nun begab sich das Lehrercollegium
des Gymnasiums direct von seinerAn
stalt aus zur Kirche, was den Gemein
derath veranlaßte, klagbar gegen das
selbe vorzugehen.
Ulm. Dieser Tage sandte ein hiesi
ger Metzger zwei seiner Leute nach
Nasgenstadt, um einen daselbst ge
kauften Farren abzuholen. Das 18
Centner schwere Thier wurde von den
Männern gefesselt? dieselben waren
aber unvorsichtig genug, das Ende der
Fesselstricke um Hand und Arm zu
schlingen. Auf der dortigen Donau
brllcke drängte das widerfpenstigeThier
gegen den Brückenrand und ehe es den
Führern gelang, dasselbe niederzurei
ßen, stürzte der schwere Farren ins
Wasser, die Metzger mit sich reißend.
Leute mit dem Thiere fortgerissen und
sind vermuthlich ertrunken.
Böhringen. Neulich Nachts
brach im Hause des Bauern Johannes
Wößner Feuer aus. Die schnell herbei
geeilte Feuerwehr konnte das entfessel
te Element nicht bewältigen, die Fla
mmen ergriffen auch noch zwei Nachbar
häuser, den Bauern Johann Martin
und AndreasFrick gehörig, und äscher
ten alle drei Gebäude vollständig ein.
Altschweier. Dieser Tage fand
der Sohn des Franz Kirschner hier
unter dem Küchenboden im elterlichen
Hause lIS größere und kleinere Sil
bermünzen von 163 S bis 1740.
Baden. Das seltene Fest des SV.
Geburtstages feierte am 2S. März der
Besitzer des hiesigen Hotels „Victoria",
Franz Grosholz. Der Jubilar blickt
auf ein inhaltreiches Leben zurück, in
welchem er seine Kräfte stets bereitwil
lig in die Dienste der öffentlichen In
teressen und der Wohlfahrt seiner Va
terstadt stellte.
Ettlingen. Dem verheirathe
ten August Heinzler von Bruchhausen
wurde beim Stammholzabladen auf
der Schottmühle von einem Stamme
die Brust eingedrückt. Der Verun
glückte wurde in's städtische Hospital
gebracht, woselbst er nach kurzer Zeit
feinen Verwundungen erlag. Eine
Frau und fünf Kinder trauern um
ihren fleißigen Gatten und Vater.
Kappelrodeck. Neulich Abends
wollte sich der 18 Jahre alte Schmied
Joseph Schnurr zu seinen in Lauten
bach, A. Oberkirch, wohnhaften Eltern
begeben; derselbe ist aber bei dem in
jener Nacht herrschenden Unwetter in
die Aicher gestürzt und ertrunken.
Karlsruhe. Unserem Hofthea
ter stand ein unersetzlicher Verlust be
vor, indemGeneralmusikdirector Mottl
einen glänzenden Ruf als Nachfolger
des Generalmufikdirectors Levi nach
München erhalten hat. Doch ist es dem
Generalintendanten Bürcklin gelungen,
Mottl unserer Hofbühne zu erhalten.
13 Jahre alter Knabe, der Roalschüler
hat der jugendliche Selbstmörder seine
Mutler, an der er mit großer Liebe
hing, durch den Tod verloren. Er
ster Johann Uhl, in's Haus genom
inen. Seit dem Tode der Mutter
konnte sich der arme Junge nicht trö
sten. Er härmte sich ab und alle Ver-
> suche, ihn aufzuheitern, waren frucht
los. Der Schmerz über den Verlust
der Mutter hat ihn in den Tod getrie
ben. Der Maschinist Karl Stum
merer, der eine Wittwe Namens Stei
ner kennen gelernt hatte und mit Hei
rathsanträgen verfolgte, die sie stets
zurückwies, hat zuerst sein eigenes 4-
jähriges Kind in einem Kasten erhängt
und dann die Wittwe in ihrer Woh
nung aufgesucht und dort zuerst sie
und dann sich selbst ermordet. Di«
Wittwe, die eine Pension bezog und
ein eigenes Haus besaß, hatte ihn seit
langer Zeit unterstützt, im Uebrigen
nichts von seinen Anträgen wissen
wollen. Die Wittwe hinterläßt zwei
Kinder im Alter von 14 und 6 Jah
ren.
Wiener - Neu st ad t. Nun
fangen nach den Füchsen auch die
Dachse an, wüthend zu werden. In
Dreistetten fiel ein Dachs, weit zum
Sprunge ausholend, einen Arbeiter
an, der aber durch einen glücklichen
Stockhieb das Thier zu Boden streckte.
Alle unternommenen Razzias scheinen
vergeblich zu sein.
Baselst a d t. Es wird eine elek
trische Bahn auf die Chrifchona pro
jectirt. Eine Versammlung von 60
bis 70 Personen wählte ein Jnitiativ-
Comite von 7 Mitgliedern. Die Ge
meinde Bettingen unterstützt den Bau
durch Abtretung von Land.
Bern. Der Leichnam des seit lan
ger Zeit vermißten Herrwvon Steiger-
Pigot ist gefunden worden. Ein Ver
brechen liegt nicht vor.
Glarus. Am 23. März starb in
Roe am Gardafee Oberst Hefti-
Trümpi im Alter von 77 Jahren. Er
war ein angesehener conservativer Po
litiker.
Solothurn. In Bärschwhl er
schoß ein von der Wafseninspection zu
rückkehrender Soldat Jecker aus dem
Fenster heraus seinen Hausherrn, wel
cher ihn kurz vorher zur Bezahlung
des Miethzinses aufgefordert hatte,
sodann dessen Tochter und Ehefrau
vermittelst des Ordonnanzgewehres.
Er verbarrikadirte sich in seinem Zim
mer und es gelang erst nach vieler
Mühe zehn Landjägern, dm Verbrecher
gefesselt abzuführen.
U ri. Die Eidgenossenschaft soll
bei Hospenthal ein Grundstück erwor
ben haben. Noch diesen Sommer,heißt
es, wird mit dem Bau einer Kaserne
für die Gotthardtruppen und Anle
gung eines Exercierplatzes begonnen
werden. Redacteur Gamma von der
„Gotthardpost" wurde wegen Amts
ehrverletzung und Beschimpfung zu
einer Buße von 200 Francs verurtheilt,
von der Anklage der Verleumdung da
gegen freigesprochen.
Bourscheid. Auf der Heimreise
Mit seinem Fuhrwerke verunglückte der
26jährige Andreas Bourgmeyer, in
Diensten beim Besitzer der Bourfcheider
Mühle. Derselbe wollte während der
Fahrt einen zur Seite gefallenen Sack
zurechtlegen, hierbei erhielt er einen
Stoß, fiel zu Boden nieder und wurde
überfahren. Das Rad ging ihm über
den Kopf; er blieb auf der Stelle todt.
Luxemburg. Der Pfarrer Hr.
Philippe aus Clausen hat Hand an sich
gelegt. Nachdem er vorher noch zwei
Messen gelesen, ging er gegen 11 Uhr
in der Nähe seines Hauses in dem
Garten des Seminars spazieren. Hier
auf zog er einen Revolver und schoß
sich in den Mund. Der Tod trat au
genblicklich ein.
—G roßesAussehenerreg
t e in Königshütte die Verhaftung des
dortigen Kaufmanns Toczek und des
Magistratsboten Danisch. Ersterer
stand schon seit längerer Zeit in dem
Verdachte, an seinem früherenDienst
mädchen und an einer verheiratheten
Frau sich eines Sittlichkeitsverbrechens
schuldig gemacht zu haben. Die von der
Staatsanwaltschaft zu Beuthen einge
leitete Untersuchung suchte Toczek auf
eine raffinirte Weise zu durchkreuzen.
Es steckte sich hinter den Magistrats
boten Danisch, den er durch allerlei
Geschenke von Geld- und Lebensmit
teln zu bewegen wußte, daß dieser ihm
die von der Polizeiverwaltung an die
Staatsanwaltschaft gerichteten Briefe
bringe. Danisch ging hierauf ein? es
wurden in Toczek's Wohnung mehrere
derartige Briese geössnet und, nachdem
aus ihnen die auf Toczek bezüglichen
Schriftstücke entfernt worden waren,
an ihre Adresse weiter befördert. Nach
mehreren Monaten erhielt die oben er
wähnte Frau einen Brief des Inhalts,
daß das Verfahren gegen Toczek wegen
Mangels an ausreichenden Beweisen
eingestellt worden sei. Dieser Brief
war gefälscht. Da jedoch die Frau von
der Angelegenheit anderen Personen
Mittheilung machte, so suchte Toczek
allen Weiterungen dadurch vorzubeu
ne Geldsumme einhändigte, damit die
ser seine Frau zum Stillschweigen ver
anlasse. Da dieser Zweck nicht erreicht
kamen Danisch da-
Muthlosigkeit des Danisch. Nun ver
schafften sich die beiden Verbrecher
Auslandspässe, wurden aber, als sie
sich anschickten, das Land zu verlassen,
verhaftet.
Im „W i eZ b, Tagebi." macht
ein gewisser Robert Karthaus Folgen
des bekannt: „Die Wahrheit muß sie
gen! Gute Belohnung dem- oder das
senige, welcher mir genau angibt, wer
Ende zuvorkommender Woche durch
lautes Schreien die Auerstriimpfe auf
der Smnenb-rgerstraße zerstörte, so
daß ihn durch schösfenaerichtliches Er
kenntniß der hiesigen Strafkammer 3.
rivilrechtlich belangen kann beziehungs
weise gemeinrechtlich oder Koth Napo
leon." Respect! Das ist eine Kraft
leistung ersten Ranges!
Der Zoologische Gar
ten in London beherbergt wieder ein
mal einen oder besser gesagt eine Go
rilla. Die junge Dame ist, wie man an
nimmt, 3 —4 Jahre alt, 48 Zoll hoch
und verräth eine ungewöhnliche Mus
kelstärke, die sie gle'ch beim Eintritt in
den für ihre Aufnahme bereitete» ge
räumigen Käfig an den Eisenstangen
desselben zu erproben trachtete. Sie
ging ruhig von einer zu andern und
versuchte ihre Kraft daran. Erst als sie
sich überzeugt hatte, daK es unmöglich
sei, die Freiheit zu gewinnen, ergab sie
sich gelassen in ihr Schicksal und'nahm
in einer Ecke Platz, wo sie sich eine ihr
zur Verfügung gestellte Decke über den
Leib zog, sorgfältig alle Strohhalme
von der Decke ablas und diese dann
glättete. Die eingewobenen rothenMu
ster erregten ihre besondere Aufmerk
samkeit; sie versuchte es, die Fäden
herauszuziehen, wofür jedoch ihre Fin
ger nicht zart genug waren, und sie ließ
davon bald ab. Ein ihr gegenüber un
tergebrachter Schimpanse scheint ihr
nicht sonderlich sympathisch zu sein,
wenn sonst dasZähnefletfchen, mit dem
sie ihn bedenkt, unter den Gorillas
des Lächeln gilt. Ihr Gang« ist nichts
weniger als aufrecht; sie geht stark nach
vorwärts gebückt, wobei sie sich auf die
geballten Hände stützt. Das Thier ver
räth nichts von der den Gorillas zuge
schriebenen angeborenen Wildheit; es
ist zuthunlich; wenn es erregt ist,
schlägt es sich wohl in der von Du
Chaillu beobachteten Weise mit den ge
ballten Händen die Brust, wobei es ei
des Zorns gedeutet werden kann.
—B orungefähreinem Jah
re kehrte der chinesische Gesandte Süch
Fu - tschen aus London in's himmli
che Reich zurück. Hier wäre es nun seine
erste Pflicht gewesen, Rechenschaft über
die Ausgaben abzulegen, die er wäh
rend seiner Anwesenheit in Europa ge
macht hat. Dieser für jeden Mandari
nen natürlich sehr unangenehmen
Pflicht entzog er sich jedoch dadurch,
daß er sogleich nach seiner Ankunft in
behauptet, Süch lebe noch in besterGe
fundheit als buddhistischer Priester
verkleidet in Hangtschau, wo er sich
durch großen Eifer in der Erlernung
zeichne. Die von den Einwohnern der
Stadt Wusieh, dem Heimathsorte
Süch's, angeführten Gründe für diese
Behauptung klingen in der That ganz
stichhaltig. Danach ist zunächst Nie
mand da, der den Leichnam Süch'S
gesehen hat; ferner ist Süch noch um
S Uhr an dem Abend, an dem er an
geblich gestorben ist, mit mehreren
Freunden zusammen gewesen. Aller
dings sagte man, er wäre einer Herz
krankheit erlegen, aber vorher hatte
Niemand das Geringste von einem
solchen Leiden gehört. Endlich wird
noch bemerkt, die Leichenfeierlichkeiten,
wobei die Chinesen sonst immer sehr
umständlich sind, wären in diesem Fal
le gar zu rasch und glatt erledigt wor
den. Das sieht Alles verdächtig genug
aus, weshalb es durchaus nicht un
möglich ist. daß die Geschichte auf
Wahrheit beruht.
Ein großer Wucherpro
ceß, in welchem allein 2SY Zeugen zu
verhören sind, wird in nächster Zeit in '
Warschau zur Verhandlung
Anlaß zur Einleitung des Processus
gab der Tod eines Wucherers Namms
Bombel in Slierniewice; die Erben
desselben fanden eine große ZahlWech
fel, die zum größten Theil von Beam
ten der Warschau - Wiener Bahn aus
gestellt sind, und strengten nun eineCi
vilklage an, um für die Wechsel Zah
lung zu erhalten. Bombel hatte vor
zehn Jahren mit 100 Rubel zu ope
riren und als Schneider Kleiderstücke
auf Credit zu liefern begonnen. Dank
diesem Umstände war die Zahl der
Clienten Bombels sehr rasch gestiegen.
Als er starb, erschien bei den Erben ei
ne Schaar von Creditoren, von denen
Bombel zur Ausführung seiner Ope
rationen Summen im Gefammtbetra
ge von 30,000 Rubel geliehen hatte.
Die Erben ihrerseits machten Forde
rungen gegen die Bahnbeamten gel
tend; die Verwaltung der Warschau-
Wiener Bahn aber trat sür ihre Beam» ,
ten ein und machte eine Klage auf Wu
cher und Erhebung von Wucherzinsen
anhängig. Characteristisch ist u. a. die
Thatsache, daß Bombel vor einigen
Jahren sich bei der Bahnverwaltung
um die Ertheilung einer Karte für
freie Fahrt auf der Bahn bemühte, um
von den Bahnbeamten deren Schuld
posten einzukassiren.
Drei bewaffnete Räu
ber brachen Nachts in die Wohnu-z
des Gastwirthes Streychyr in der
Karlstraße zu Pilsen ein, indem sie die
Glastafeln eines Fensters heraus
schnitten. Im Zimmer brachen sie eine
Tischlade auf, aus der sie 4 Gulden
und eine Tabatiere raubten. Als sie die
Wohnung verlassen wollten, bemerkte
sie ein vorübergehender Arbeiter, der
die Polizei rief. Die Polizeileute Pichl
und Schecek eilten herbei, zwei Ein
brecher entflohen, der dritte stellte sich
mit einer Doppelflinte, aus der er auf
Schecek zwei Schüsse abgab, glückli
cherweise ohne zu treffen. Während
der Attentäter sich zur Flucht wenden
wollte, stürzte er nieder, raffte sich aber
rasch empor und ging neuerdings mit
der Flinte auf die Polizisten los, die
ihr Seitengewehr zogen. Trotzdem der
Angreifer von jedem Polizisten drei
Säbelhiebe erhielt, gelang es ihm den
— Deriilte st ealler Aerzte
dürfte der Engländer Dr. William
März seinen 106. Geburistag feierte.
Seltsamerweise war er, als er dasLicht
der Welt erblickte, ein so schwaches
Kind, daß seine Eltern ihn noch am
Tage seiner Geburt taufen ließen. 7