6 Pas Turnen der Mädchen. Von I>r. Fr. Dorublüht. I Aerzte und Pädagogen, die ihren ? Beruf wissenschaftlich und gewissenhaft ' betreiben, sind heutzutage nicht mehr zweifelhaft, daß das Turnen den Kna ! ben und Jünglinge» nothwendig, den Mädchen nützlich ist. Widerstand findet t die „Neuerung" nur bei solchen, die I bewußt oder unbewußt allem Neuen > widerstreben, und bei vielen Müttern, > die mit dem Turnen den Gedanken an , cherischeKunststücke verbinden und des halb Alles aufbieten, um ihre Töchter von so unweiblichem und gefährlichem Treiben fern zu halten. Und wenn sie nicht so weit gehen, so fürchten sie we nigstens große Hände und Füße nebst breiter, ungefügiger „Taille", die nicht werden könne. Solche Gefahren bringt das Tur nen der Mädchen, wie es betrieben werden soll, thatsächlich nicht. Kraft undKunststUcke werden überhaupt nicht Gebrauch der Gliedmaßen herrühren kann, und die Schlankheit des Wuch ses wie die anmuthige Beweglichkeit in dert. Zierliche Hände und schlanke, schöngewölbte Füße, sowie überhaupt tadelloser Wuchs und leichte, anmu thige Bewegungen werden gerade bei guten Turnerinnen vorzugsweise ge funden. Das Corfett und die vom Schneider gemachte Taille verträgt sich allerdings nicht mit dem Turnen: jenes hindert gen und wird von denen, welche die freie Beweglichkeit kennen und lieben gelernt haben, verschmäht und verach- und Blutbereitung und anderer .vich tiger Vorgänge den Korsettträgerin nen nothwendig bereiten. guiigeii, sondern übt den wohlthätig sten Einfluß auf die wichtigsten Le bensvorgänge. Denn in den geübten Muskeln wird ganz vorzugsweise jene Wärme gebildet, die uns von äußeren Temperatureinflüssen in hohem Gra de unabhängig macht; ihre Uebung, mit ihrem mächtigen und unersetzlichen Einfluß auf Athmen und Blutbewe gung verbessert Blutbildung, Ernäh rung und Ausscheidung verbrauchter Stoffe, hindert übermäßige Wasser- Fettansammlungen und macht alle Ge webe des Körpers die durch Untä tigkeit so leicht schwammig und welk werden straff und kernig. Die turnerische Uebung der Muskeln macht ferner den Körper dem Geiste Unter than, da alle diese Bewegungen durch das Gehirn geregelt und den gewoll ten Zielen und Zwecken genau ange paßt werden; übt also das Gehirn selbst und fördert Entschlossenheit, Willenskraft und Muth: Tugenden, die dem weiblichen Geschlechte nicht we niger nützlich sind, als dem männli chen. Und während solchergestalt die Leistungsfähigkeit und Genußfreu digkeit erhöht werden, wächst zugleich die geistige und körperliche Wider standskraft gegen vielerlei schädliche Einflüsse, deren wir durch Vorsicht und andere Schutzmittel, wirkliche und vermeintliche, nur unvollständig und unsicher uns zu erwehren vermögen. Den Mädchen das Turnen und die turnerischen Spiele vorenthalten, heißt deshalb ihnen eine Wohlthat entziihen und vielfach ihrer Zukunft Hemmung und Schaden bereiten. Denn die Ge sundheit ist dem weiblichen Geschlechte ein nicht minder hohes Gut als dem männlichen, wird aber durch die Ver hältnisse, in denen es aufwächst mehr als bei letzterem beeinträchtigt. Denn Sitten und Erziehung halten die Mä dchen von lraftUbenden Spielen und Ue bungen zurück, indem solche für un schicklich gelten, und sie dafür mit Pup pen und Küchen, später mit Handar beiten und Klavierspielen in der Stube gehalten und schon früh durch ihre Kle ides zweiten Jahrzehnts und wenig später die geschlechtliche Entwickelung der Gesundheit mancherlei Gefahren, gen, Bleichsucht, Nervosität, u. a. m. beweisen. Mag an die Schule vorwie gende Beschäftigung in derWirthschaft, meist in dienender Stellung, mit Kin niger Reife und Ruhe gelangt sind, sich ansckiließen, so ist es kein Wunder, daß gar viele körperlich und geistig zusam menbrechen oder ein geknicktes Leben weiterschleppen. Das soll und kann geregelte Leibes übung, selbstverständlich in Verbin zweckmäßigen Lebensweise, verhüten, und statt dessen kräftigend und ge sundheitsfördernd auf Leib und Seele einwirken. Dazu sind nicht die großen reren Uebungen fortschreitende Ent wickelung, die weder den Geist, der sich dabei von den Schnlanstrengungen haltender Ermüdung anstrengt. Da durch werden die zusammengesetzten Frei- und Ordnungsübungen nebst den oft viel zu hoch geschätzten Ringen auf kurze Zeit zu Anfang und Ende der Turnstunden eingeschränkt, leich tere Geräthübungen mit Stäben, Han teln, Springschnur und Schwungseil, Schwebekante und Schwebebaum, Reck, Leiter und Rizige in ihr Recht gestellt; denn die Mädchen verlangen so gut wie die Knaben Abwechslung und An spannung ihrer Kräfte, damit ihre Bewegungsspiele im Freien mit Lau fen und Fangen, mit Ball und Reifen, auch Rasenball, Grenzball u. a. m. sind zur Ergänzung des eigentlichen Turnens für Mädchens gerade so nö thig und nützlich wie für Knaben, na fchließung alles Unschönen, Gewalt samen, Maß und Ordnung Ueber schreitenden. Wenn aus diesen Betrachtungen Einrichtung und Ausstattung der Turnhallen und Turnplätze für jeden einigermaßen Sachkundigen sich von selbst verstehen und hier keiner weite ren Erörterung bedürfen, so muß mit Entschiedenheit ausgesprochen werden, daß Turnlehrerinnen bei allen Mäd chen den Lehrern vorzuziehen, bei mehr als zwölfjährigen unbedingt erforder lich sind. Sie müssen natürlich mit dem Turnen in den für Mädchen gezogenen Grenzen theoretisch und praktisch ver traut, auch mit der allgemeinen Ge sundheitslehre besonders in Bezug auf Luft, Athmen, Wärme und Blut tigkeiten und Kenntnisse wenig nützen. Die Kinder sollen, und das ist die erste Sorge und Pflicht des Eltern hauses, wie überhaupt in die Schule, abzuschüttelnde Last ansehen, sondern als etwas für sie selber Erfreuliches und Nützliches. Daß sie bei diesen Ge die deshalb gerade beim Turnen einer hohen Geistes- und Herzensbildung wie der richtigen Herzenswärme be ost zu falschen Vorstellungen und schiefen Urtheilen Anlaß giebt. Wo es sich um die Grenzen der Leistungsfä kann nur ein auch in dieser Beziehung bewanderter Arzt ein richtiges Urtheil abgeben. Auch die Frage ob und wie von kranken oder mit Fehlern behafte ten Kindern (z. B. bei Anlage zu Brustkrankheiten, beginnender Schief heit, Bleichsucht u. a. m., wo sachge mäße Uebungen oft von allergrößtem Vortheil sind) geturnt werden soll, kann ebenfalls nur ein sachkundiger und selbständiger Arzt entscheiden, nicht jeder beliebige Hausarzt, der nur Befürchtungen und Wünschen zärtli cher Mütter nachgiebt, statt ihnen klar zu machen, daß sie durch Zurückhaltung ihrer Töchter vom Turnen diese nicht vor Schädlichem bewahren, sondern ihnen etwas Nützliches vorenthalten. Verständiges Turnen macht mit Kran kheitsanlagen behaftete gesunder, alle Mädchen aber leistungsfähiger und widerstandskräftiger in dem auch ih rer harrenden Kampf ums Dasein, es macht sie zur Erfüllung ihrer weibli chen Pflichten geschickter und deshalb sollten alle Mädchen turnen. Das Glück. herrliche Zeit. Jung Jochen aber lam weinend aus der Schule nach Hause. „Was gibt's denn, Jochen?" fragte unartig gewesen?" „Ach nein, Großmutter!" heulte Jochen, „nein!" „O, alle die schönen Märchen, die Du mir erzählt hast, sind nicht wahr, sagte Dabei blickte doch am besten wissen, nicht wahr?" „Ja wohl, Jochen, der weiß es am besten. Aber was liegt daran, daß die Märchen nicht wahr sind?" „Ja," sagte Jochen und die Thrä nen rannen ihm wieder an den Wan „O du närrischer Junge, Du!" ries die Großmutter, „Du lannst deshalb doch glücklich werden auch ohne Prin zessin, nur mußt Du das Glück fin den!" „Wirklich?" „Ja gewiß!" „Und wo ist das Glück, Großmut- ter?" fragte Jochen, indem er sich die Thränen mit dem Aermel aus d:n Augen wischte. Die Großmutter aber blickte weh müthig lächelnd zu ihm hinab und meinte: „Ja, wo ist es wohl, Jochen? Nicht hier und nicht dort und doch überall, wo es einer zu finden weiß! Mußt es eben suchen!" „Das will ich!" sagte Jung Jochen, „das will ich; ist es vielleicht dort im Walde, weißt Du, wo Du gesagt hast, daß das Märchen wohnt?" „Kann sein, Jochen, kann sein!" versetzte die Großmutter, „aber jetzt trockne Deine Thränen und komm', das Mittagbrot wartet!" das Glück suchen. Selbstredend suchte er es in dem Walde: denn die Groß mutter hatte ja gesagt, daß es da helle, frische Laub leuchtete im Son nenscheine, und überall ringsum wa ren Blüthen an Blüthen: Blüthen auf den Bäumen, Blüthen im Grase, Blü then selbst auf den Weg gestreut den er ging. In den Zweigen sangen die Vögel, schillernde Fliegen summ ten und surrten von Blume zu Blu me, über den Weg liefen geschäftige Käfer, ja einmal sogar eine lecke Gold amsel! O, wie schön war es hier! Und was das Bächlein da im Grase alles zu er zählen wußte! Aber das wollte Jung Jochen gar nicht anhören. Was das rauschte geheimnißvoll über seinem Haupte. Ob er wohl heute das Glück finden würde? Und wenn auch heute Aber was ist das? Jung Jochen blieb mit einem Male wie angewulM stehen. Vor ihm saß unter einer mächtigen uralten Eiche eine schöne Frau. Ueber ihrem Haupte glitzerte ein blauschimmernder Stern und ein schlankes Reh ruhte furchtlos zu ihren Füßen. Beinahe wäre Jung Jochen sofort wieder davon gelaufen, aber die Frau winkte ihn lächelnd zu sich. Er wagte es denn, näher zu treten und sie ge „Bist Du das Glück?" „Ja, so nennt man mich!" sagte das schöne Wesen, „aber komm' her zu mir und fürchte Dich nicht!" „O, ich fürchte mich nicht vor Dir!" erwiderte Jung Jochen freudig und setzte sich neben sie in's Gras. „Du bist ja das Glück; wie könntest Du böse sein!" Sie faßte ihn bei der Hand und blickte sinnend in die Ferne. Aber Jung Jochen konnte nicht lange still sitzen: „Sage doch," sprach er lebhaft, ihr in das Gesicht blickend, „kannst Du mich glücklich machen?" „Dich glücklich machen?" versetzte sie, „Aber wie? wie? was soll ich thun, was wirst Du mir geben, damit ich glücklich sei?" „Nichts werde ich Dir geben!" sprach das Glück, „aber ich will Dir sagen, was Du thun mußt, um es zu „Ach, beginne, bitte!" > „Aber Du darfst nicht an mir zwei feln und mußt alles glauben, sonst muß ich Dich verlassen!" „Ja, ja, alles fange nur an!" „Gut denn!" begann das Glück, „weit hinter diesem Walde und den fernen Bergen, die in goldigen Dunst getaucht sind, steht auf steilen Felsen ein herrliches Schloß. Hell glitzern und gleißen die goldenen Kreuze und Knaufe weithin über die umgebenden Wälder in das Land hinaus und die Fenster glänzen im Sonnenscheine,als wären sie eitel Feuer!" Jung Jochen hörte aufmerksam zu, und hatte sich um alles in der Welt auch nicht ein einziges Wort entgehen lassen. „In diesem Schlosse," fuhr das Glück fort, „wohnt eine schöne Prin zessin!" „Prinzessin?" fragte Jochen miß „Ja, eine Prinzessin, so schön wie es keine zweite gibt. Aber die wird von einem furchtbaren feurigen Löwen be wacht!" „Aber das gibt es ja gar nicht!" warf Jung Jochen ein. „Habe ich Dir nicht gesagt, daß Du mir glauben mußt?" sagte das Glück, „aber höre nur weiter: da sollst Du hinwandern und wenn der Löwe wild aufbrüllend auf Dich lösfährt, dann vertraue aus mich, rufe mich an und Du wirst ihn tödten und die Prin zessin ist Dein vorher aber —" Doch Jung Jochen sprang plötzlich auf, als hätte ihn im Grase eine Schlange gestochen: „Was?" rief er, „feurige Löwen soll es geben? und ich soll einen tödten und eine Prin zessin soll ich auch bekommen? Aber das ist ja alles gar nicht wahr, das gibt es ja gar nicht!" Das Glück aber blickte ihn aus sei nen schönen Augen erstaunt an: „Ja, warum soll es denn das alles nicht „Weil das Lügen sind!" fuhr Jung Glück, Du bist ja ——" „Was soll ich denn sonst sein. Du unartiges Kind!" „Das Märchen bist Du ja, Du bist das Märchen!" „Ja, so nennt Ihr mich auch!" „Wie konntest Du mir denn vorhin sagen, daß Du das Glück seiest?" zürnte Jung Jochen. „Ich log Dir nicht!" sagte die schöne Frau und erhob sich unmuthig von ihrem Sitze, „ivas kümmert es mich, daß für Euch das Glück Mär chen ist?'? und sie verschwand im Dickicht. Ein freundliches Wort zur rech te» Zeit. Es ist Mittagzeit; müde und abge spannt kommt der Gatte nach Hause. Frau Marie trägt das Essen auf. Hat Hermann gegrüßt oder es verges sen? Hat sie dem Mann einen Guten Tag geboten? Auf der jugendlichen Stirn thronen finstere Falten, mür risch und verdrossen sieht die Frau aus nicht ohne Bangen betrachtet sie der Mann. Gewitter im Anzüge? „Jedenfalls hatte sie viel Arbeit, wohl gar Wäsche" denkt er, unterdrückt aber eine Frage nach ihrem Befinden, als er bei näherem Betrachten seiner Frau deren blasses Aussehen gewahrt. „Ich fürchte mich, sie anzusprechen; sie sieht so finster aus, und wenn die Weiber waschen und backen " Marie hat unterdessen die Suppe aufgegeben, die Gatten sitzen sich am Tisch gegenüber keines spricht ein Wort. Wenn er nur etwas zu tadeln finden möchte! Aber, das Mittagbrot ist vorzüglich, das Zimmer nett auf räumt, die Blattpflanzen und Blumen stehen frisch, der Vogel singt munter zwischen den beiden aber will es zu keiner Unterhaltung kommen. Die Frau räumt die Speisereste fort, deckt den Tisch ab, legt eine andere Decke darüber und geht hinaus. „Da habe ich mich den ganzen Mor gen geplagt, und er hat nicht ein freundliches Wort für meine Mühe" denkt sie und erinnert sich der Zeit, wo Hermann als Bräutigam »in's el terliche Haus kam. Mariechen nannte er sie damals, und wie aufmerksam und unterhaltend benahm er sich! Fünf Monate waren erst seit der Hochzeit vergangen, und diese Verwandlung? War sie ihm gleichgiltig? Er denkt unterdessen: „Sie ist so anspruchslos, besorgt die Wirthschaft süchtig, sitzt daheim und beschäftigt sich mit nützlicher Handarbeit —" „Die Männer achten Frauenarbeit nicht," spricht sie für sich, indem sie in der Küche aufräumt „wird das Le ben in der Ehe immer so sein?" Vor sich hinbrütend, die Hand an den Kopf gelegt, sitzt der Mann im Zimmer. „Es ist unerträglich!" mur melt er. „Man kommt abgespannt nach Hause, verlangt nach einem freundlichen Blick, etwas Unterhal tung, nichts von allem weshalb hei rathete ich?" Da fallen ihm die Abschiedsworte seiner Mutter ein, ajls sie nach dem Hochzeitstage fortfuhr: „Wenn Deine Frau einmal unfreund lich, vielleicht überarbeitet ist, und Dir kein gutes Wort gönnen will, dann lobe sie ob ihres Fleißes und der Mühe, welche sie sich Deinetwegen gibt, und ich wette, der finstere Blick hellt sich War er denn blind? Er fühlte sich abgespannt seine Frau war es nicht minder. Viele Wochen ging er neben ihr her, nahm alle ihre Arbeit als selbstverständlich hin, unterließ es auch, an kleine Aufmerksamkeiten zu denken. Fremden dankte er, feinem Weibe nicht; Fremde behandelte er mit Höflichkeit, seine Frau vernachlässigte er; kein Wort der Anerkennung seit Wochen, und sie sollte freundlich sein? Marie war draußen fertig und setzte sich mit einer Handarbeit an den Nähtisch: nicht wie sonst legte er sich auf's Sofa zur Siesta. Den Stuhl ihr gegenüber rückend, sah er ihrer Ar beit zu. „Was machst Du da, Ma riechen?" „Einen Wandschoner an den Waschtisch." „Das arbeitest Du sehr schön und es ist auch praktisch; aber Du siehst bleich aus, es fehlt Dir an frischer Luft wollen wir einen Spaziergang machen? Du hältst das Hauswesen so gut in Ordnung, strengst Dich aber, glaube ich, zu viel an; lege Dir doch eine Bedienung zu." Erstaunt blickte Marie auf Her mann; war es sein Ernst? Ihr Ge sicht hellte sich auf. „Ach, Hermann, wie beglücken mich Deine Worte! Wir Frauen schassen ja so gern für den Mann, lechzen aber bisweilen nach ei nem Ausdruck der Anerkmnung und fühlen uns durch die geringste Auf merksamkeit hoch beglückt sei nicht böse, wenn ich unfreundlich war!" „Ich habe um Verzeihung zu bitten, und nun geh, Mariechen, und mache Dich fertig!" Wie verwandelt erscheint das eben noch so düstere Antlitz; eitxl Sonnen schein lagert darauf, und etwas, das einer Thräne ähnlich sieht, tropft in den Schooß. Wer erkennt die beiden Menschen, die Arm in Arm der Promenade zuge paar armselige Worte haben dieses Wunder bewirkt. Eine Examen-Antwort Der Herr Professor fragt: „Wie groß ist die Entfernung von der Sonne zur Erde?" Candidat: „Etwa sieben- und dreißig Millionen Stunden." Professor: „Wie finden Sie diese Zahl?" Candidat: „Kolossal, Herr Professor." AucheineHypnofe. Rich ter: Sie behaupten in Ihrer Schei dungsklage. Ihre nunmehrige Frau habe hypnotisch Ihre Zuneigung zu er gingen gewußt! Wie ging das zu? Ehemann: Sie sagte, sie hätt' P2(X>,- 00<) Vermögen. Die Mode der Restauration? Zeit. HÄ? zu Ende. Auf St. / Getriebe der Welt, vertrauerte Napo leon den Rest seines Lebens. In Frank reich begann die Zeit XVIII.A stieg den Thron und suchte die gewal tigen Spuren auszutilgen, welche die Geschichte seit 1789 hinterlassen hatte. Auch sein Bruder und Nachfolger, Karl X., der im Jahre 1824 den revolution desJahres 1830 inne hatte, Kreisen des Hofes beflissen, die Zu- R>'-gime günstig. Den veränderten Geschmack in Poesie und Kunst schil dert Victor Hugo mit den Worten: Natur und Wahrheit, sie ist die Aus durch, daß er an die Stelle aller Rea- Willkür setzte, so viele gute Köpfe ve» dorben hat. Das neue Zeitalter hat Flittergold entschieden abgestreift^ Promenadetrachten. Nun, auch die Mode streifte den „klassischen Lappen" allmälig ab der Classicismus in der Kleidung, das Griechenthum in der Toilette der Da men, die hohe Gürtung der Roben un ter der Büste, die Vorliebe für die leichtesten, schier durchsichtigen Flor stoffe, die Sucht antiker Drapirung schwanden. Zugleich nahm die wäh men Kopfputz und eigenartige Hüte zu kennzeichnen, die in Farbe, Form und Schmuck auf irgendwelche politisch« Begebenheiten und Personen hinwie sen. Die bewegenden Elemente für die Mode wurden mehr in den Erschei nungen auf dem Gebiet der Kunst und Literatur gesucht. Unermüdlich wa die als Vorläufer der Romantik in der französischen Malerei gegen den Zwang des Davidschen Classicismus zuerst schönes Bild mit der Gestalt der Ga lathea gemalt hatte, trugen die Damen eine Weile nur „In i» lii sin- Krone, welche von den erfinderischen Haarkünstlern lange Zeit als „Kronen n lii I'>>rsiBil'livi'>>" bezeichnet wur der Porte-Saint-Martin gegebenen Theaterstück: „Jocko, oder der Affe von Brasilien" Hüte „n lii .7«, kn". Und als im Jahre 1827 die erste Giraffe findige Autoren eine Vaudeville Mrnke" verfaßten, huldigte man selbstverständlich Hüten und Coiffüren augenblicklichen Einflüssen man sich in dem lebenslustigen, neuerungssüchti gen Paris hingab. Reita n z u g. Aber diese Varianten fallen weniger in's Gewicht, zumal sie ihrer Mehrzahl nach mehr auf die Löwinnen der Pa riser Gesellschaft beschränkt blieben. Die Hauptströmung ging unter dem Einfluß des solideren englischen Ge schmacks, dem sich selbst die Pariser Mode nicht entziehen konnte, vornehm lich dahin, in der Kleidung den natür lichen Formen des Körpers und den Anforderungen der Schicklichkeit mehr Rechnung zu tragen. So gelangte die natürliche Taille, welche durch die frü her beliebte hohe Gürtung fast unsicht bar geblieben war, wieder zu ihrem Recht. Den ungeheuer langenSchleppen entsagte man selbst bei Gesellschafts toiletten zu Gunsten der kurzen und fußfreien Kleider. Oben wurden die Kleider geschlossen getragen, vielfach auch mit stuartartigen Kragen, die aus England herübergekommen waren,und mit Umbildungen der früher so belieb ten Fichus. Nur in der Gesellschafts toilette huldigte man dem Decolletiren. Gegen das Decolletiren anzukämpfen, versuchte zwar die zum Altmodischen neigende Herzogin von Angouleme, die eigentliche Rückschrittlerin am franzö sischen Hofe, aber einen Erfolg trug sie nicht davon. Höchstens konnte sich die Herzogin rühmen, daß auf ihr Ver langen die Röckchen der Tänzerinnen an der Großen Oper etwas verlängert wurden. Selbst am englischen Hofe, der doch stets das Muster der Prüderie gewesen ist, hat sich das Decolletiren noch bis auf unsere Tage erhalten. Gesellschaftscostllm. Besonderheiten, die sich im Laufe der Zeit in der Damenmode einstellen, haben vielfach ihren Grund wiederum im Polentum. Man begeistert sich für die polnischen Patrioten, welche die polnischen Freiheitssänger, und man trägt fehlt doch der Tragik niemals die Komik polnisch verschnürte lange, unten durch die Stege festgehal tene Beinkleid, daS seitlich nicht mehr durch Knöpfe verunziert ist, zur Herr schaft gelangt. Der Frack ist im ge wöhnlichen Leben dem Taillenrock ge buhler in dem bequemen Jackett, zu dess.n bürgerlichem Aussehen als Be kriegn des steifen Cylinders die neuen Hüte m weichem und steifem Filz vor trefflich passen. Wer demokratisch Schlapphut auf das lockige Haiipt. Was die Damen in der Zeit des Biirqerkönigs Louis Philipp so vor- Selten hat wohl eine reizvollere, besser zu Gesicht stehende Haarfrisur bestan den als diese. Wer an größeren Bild nisse» ?«»dien <i'">>ch! hat, wird den Reiz dieser Frisur bestätigen. Und es hat denn auch geraume Zeit gedauert, wurde. Sollen wir noch von den Mantillen, von de?; Shawls, von den Beduine reden, die allmälig modern wurden? Oder von den niedlichen Sonnenkni ckern in weißer Seide, befetzt mit Fransen, und mit weißem, hübsch ge schnitztem Stab und Griff in Elfen bein? Oder von den reich geschmück ten Berthen, die mehr und mehr als glänzender Aufputz des Ballkleides be liebt wurden? Oder gar von der Cri noline? Wir denken: besser ist es zu schweigen, denn mit der Einführung der Crinoline beginnt eine Periode des Geschmacks, die vom ästhetischen Standpunkt aus entschieden als eine solche des Verfalls zu bezeichnen ist. Eine Besserung tritt erst ein, nachdem sich die Erkenntniß von der Unnatur dieses Monstrums Bahn gebrochen hat und die Crinoline in das große Meer vergangener Moden zurücksinkt. «in fürstliche« Paar. In Brüssel hat die Vermählung des Prinzen Philipp Emanuel Maximi lian von Orleans mit Prinzeß Henri ette Marie Charlotte Antoinette statt- lB7O als älteste Tochter des Grafen Philipp von Flandern und Prinz Philipp, seiner Gemahlin Maria Prinzessin von Hohenzollern gcboren. Der Graf von Flandern ist ein Bruder des belgischen Königs Leopold 11. Der Bräutigam, der einzige Sohn des Herzogs Ferdi nand von aus dessen Ehe mit der Prinzeß Marie von Bayern, er blickte das Licht der Welt am 18. Ja nuar 1872 in der Villa Azwang bei Meran. Es ist eine vollkommene Nei- Pr in zeß Hen riet t e. " > gungsheirath, die hier geschlossen wird. .Das Paar lernte sich in der Schweiz kennen und lieben, und dann brachte der Prinz seine Werbung bei den El tern vor. Bis jetzt stand der Prinz in Graz bei dem S. österreichischen Dra goner - Regiment Nikolaus 1., Kaiser von Rußland. Das Haupt des Hau ses Orleans, Herzog Philipp, verlieh ihm aus Anlaß der Verlobung den Ti tel eines Herzogs von Vendome. Anzüglich. 1. Restaurant-Gast (mit dem Mes ser essend): Wissen Sie auch, mein Herr, daß Nichts so sehr den Appetit verdirbt, als wenn man während des Essens eine Zeitung vor sich hat? 2. Restaurant-Gast (hinter der Zei tung hervor): O, es giebt noch andere Dinge auf der Welt, die Einem den Appetit noch viel schlimmer verder ben. Daß die Dummen nicht alle werden ist erträglicher, als wenn alle gescheid würden. Empfehlend. Hausfrau (zum stellesuchenden Dienstmädchen): „Haben Sie Liebe zu Kindern?" „Außerordentlich mein Schatz ist ja eigentlich auch noch ein großes Kind!" Schöner Trost. Herr (zu einem älteren Fräulein): Fräulein werden doch auch unseren Ball be suchen? Fräulein: Wahrscheinlich nicht. Herr: O, kommen Sie nur, Fräulein, diesmal hat sich ja das Co mite zur Aufgabe gemacht, nar mit denjenigen Damen zu tanzen, welche sitzen bleiben. Der Paß. Herr Hase.,balg. Fabrikant in einer kleinen sächsistM Stadt, wünscht eine Geschäfts i-erse nach England zu unternehm'n und meldet sich bei dem Bürgermeister zur Ausfertigung eines Passes. —Wo wol len Se denn Hinreisen, Herr Hasen balg? Nach Queensborouqh.—Wo hin wollen Se? Nach.QueenSbo wie sich das schreibt. . . . Kännten S« nich vielleicht wo andersch Hinreisen?
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