Im MSliliiMWz (18. Fortsetzung und Schluß.) Er erwiderte nichts mehr, nickte zweimal zustimmend mit dem Kopse, und schon nach wenigen Minuten ließ sein etwas regelmäßigerer Athem er kennen, daß er eingeschlafen war. Als am folgenden Morgen Rameau und sein junger Kollege Pelicier in die Rue Rembrandt kamen, fanden sie den Zustand des Kranken recht zufrie denstellend. DasFieber war verschwun oen und die Wunden boten einen gün stigen Anblick. „Die Wunde in de.- Brust ist schließ lich doch nicht so gefährlich, als es erst ?en Anschein hatte," meinte Rameau. .Die gebrochene Rippe wird uns am iicisten zu schaffen machen. Aber bei ünein gesunden Mann, wie Herr de ploerne, ist die Natur eine wunder iare Hilfskraft. Im Grunde genom nen, steht Alles gut. Ich werde heute übend noch einmal nachsehen; von norgen an jedoch glaube ich, daß Sie nich entbehren können." Mit Therese schien in der That, >ie Raimond es ausgesprochen hatte, >as Glück eingezogen zu sein. ieu erwachenden Leben "kehrte auch der Kummer in verdoppelter Stärke zu rück und die Erinnerung an sein Un glück und die Sorge um seine finan zielle Lage quälten ihn schrecklich. Er vollte darüber weder mit Madame de Zaint-Maurice noch mit Therese spre hen. Bernheimer hätte ihm Aufklä- nehr länger aushalten und theilte !herese seine Besorgnisse mit. „Ich ottte nothwendig mit Deinem Pathen beschäftigen. Ich muß wissen, wo :an ich bin. Das begreifst Du, nicht vahr? Er scheint einer Aussprache vieder ruhiger sein." Therese, die Raimond nichts ver veigern konnte, versprach, seinem ilieb ihm nichts übrig, als auf dessen »ingliche Fragen ohne Umschweife zu intworten. „Wie steht es mit der Liquidation?" „Und wie?" „Es ist alles bezahlt, und Ihnen „Sie -wollen Alle'' wissen? Wozu? Verbindlichkeiten sogar über das ge vohnte Maß hinaus erfüllt. Wollen Zie noch etwaS von mir wissen?" hinauswerfen." „Wie kann ich mich je für all' das. was Sie an mir gethan haben, er kenntlich zeigen?" Samuels Miene verfinsterte sich, al? er erwiderte: „Sie sind mir keinen Dank schuldig. Im Gegentheil, ich bin in Ihrer Schuld.... Ich habe mir viel vorzuwerfen, denn ich habe nicht im mer in Ihrem Interesse gehandelt und befand mich unter dein Banne einer Person, deren Ränke ich damals noch nicht durchschaut und deren wahren Charakter ich damals noch nicht er kannt hatte. Ich hab: dazu beigetragen, Ihnen zu schaden, o! ohne es zu wol len. aber das Resultat ist dasselbe und hat namenloses Unglück angerichtet. Ich muß mich deshalb vor Ihnen an- klagen und mache mir die bittersten Vorwürfe.... Das ist sehr traurig in meinem Aller und mit meiner Erfah rung, aber ich war gefangen, behext, hatte alle Willenskraft eingebüßt und jede Klugheit verloren... und sehr böse Gedanken fuhren mir damals durch den Kopf. Ich bitte Sie, lieber Rai mond, sie mir zu verzeihen." Der Verwundete hatte ihm, ohne ihn zu unterbrechen, traumverloren und mit geschlossenen Augen zugehört. Jetzt fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, wie um ein ihm sich aufdrän gendes Bild zu verscheuchen, und mit unsicherer Stimme erwiderte er: „Was hätte ich Ihnen zu verzeihen? Bin ich nicht ebenso schuldig, war ich nicht eben so schwach wie Sie? Ich weiß, welchen Zauber sie auf Herz und Geist aus übte. War ich doch ihr Opfer, wie so viele andere auch. Aber Sie wenigstens halben das Verdienst, im gegebenen Moment klar gesehen zu haben.... Ich dagegen war blind bis zur letzten Mi nute." Er schwieg eine Weile, dann sagte er leiser, als schäme er sich der Frage: „Wissen Sie, was aus ihr geworden ist?" „Ja," antwortete Bernheimer, ver legen zögernd. „O, reden Sie offen mit mir; ich gehe mit eben solchem Widerwillen an dies Thema wie Sie: es ist das erste und letzte Ma1.... sagen wir daher heute Alles, was darüber zu sagen ist." „Gut! Sie ging von hier nach Nizza, von dort nach Florenz, und jetzt ist sie in Neapel." „Allein?" „Die Mulattin begleitete sie schon von hier aus." „Sie thun, als verstünden Sie mich nicht. Ich fragte, ob sie allein ist." „Ja." „Ueber welche Mittel verfügt sie? Bei unserer schrecklichen Auseinander setzung hat sie mir erklärt, daß sie mit Glück spekulirt habe. Ist das wahr? Ich darf sie nicht ohne Geld lassen, denn dies hieße, ihr eine Entschuldi gung für eine schlechte Lebensführung geben!" „Beruhigen Sie sick!" rief Bernhei mer lebhaft aus. „Sie ist reicher ale Sie!" „Das entspricht meinen Wünschen. Noch eins: Trägt sie meinen Namen noch?" „Nein; sie nennt sich Gräfin de Saint-Maurice." „Das ist gut so." Er streckte Bernheimer die Hand hin, und mit einem herzlichen Hände druck besiegelten die beiden Männer die aufrichtigste Freundschaft. Einige Tage später durfte Rai mond aufstehen und mehrere Stunden im Lehnstuhl sitzend verbringen. Für Therese war es eine großeAreude, ihn, zwar mit dem Arm in der Binde und noch bleich und schwach, aber doch auf zu sehen. Sie ließ nichts unversucht, um ihn von feinen trüben Gedanken abzuziehen, und oft gelang es ihr auch. Nach Lydias Verschwinden fan den sie sich wie in den alten Zeiten zusammen. Er hatte vom ersten Au genblick an das liebe „Du" wieder auf es, durch ihr zärtliches und taktvolles Benehmen jeden schlimmen Eindruck von ihm fern zu halten. Madame de Saint-Maurice, die sich genheit verfallen. Sie erwähnte ihre Tochter niemals, verließ ihre Zimmer nicht mehr und fand nur in Thereses Gesellschaft einige Zerstreuung. Das junge Mädchen theilte ihre Zeit zwischen ihrem Verwundeten und ihrer „Du warst nie mehr barmherzige Schwester, als seit deinem Austritt aus dem Kloster," sagte er zu ihr. „Jetzt bist du ein Laien-Engel." Therese hatte trotzdem ihren Klo stergedanken nicht entsagt, und als Raimond nach sechs Wochen vollstän dig genesen war, äußerte sie sehr be stimmt die Absicht, in's Kloster zu- „Ich habe jetzt hier nichts mehr zu thun," sagte sie zu Bernheimer. „So lange Raimond meiner Pflege be durfte, hatte meine Anwesenheit einen „Ihr Leben ist nicht in Gefahr." „Du bist ihr eine unschätzbare mo ralische Stütze." waren in diesem Falle nicht weit her zuholen Therese blieb unerschütt lich. Sie hatte sich entschlossen, das schen nicht mehr, denn er fühlte sich nicht im stände, über diesen sanften, aber festen Eigensinn Herr zu werden. Er wandte sich daher an Raimond und theilte ihm Thereses Absicht mit. „Wie sollte Ihnen dies gelingen?" erfüllt, wenn sie bleibt." Essen, als Madame de Saint-Maurice sich zurückgezogen hatte, sagte Rai-, mond zu Therese, mit der er allein im Salon geblieben war: „Es ist so schon draußen; willst du nicht noch ein wc« Therese warf sich ein leichtes Spi» tzentuch über den Kopf und ein Män hatte gleich eine große Hitze mitge bracht; es war erst Ende April, und doch schon so warm, wie im Sommer. füllte die Luft. „Möchtest du dich nicht lieber setzen?" fragte Raimond. „Sie sind immer noch nicht ggnz auf dem Posten." erwiderte Therese lä chelnd, „und wollen gleich zu viel auf einmal leisten." „O nein, ich fühle mich ganz wohl. Aber ich habe ernste Dinge mit dir zu besprechen, und das läßt sich besser sitzend erledigen. Ruft dir unsre Un terhaltung im Garten heute Abend nichts in's Gedächtniß zurück?" „Doch. Es erinnert mich an das Gespräch, das wir hatten, als ich vor der Ankunft meiner Tante in's Kloster wollte." „Du hast ein gutes Gedächtniß. Nun, liebes Kind, die Situation ist jetzt dieselbe; du willst wieder in's Kloster, und ich will dich wieder da von abbringen." „Dies wird Ihnen nicht gelingen." „Und warum?" „Ich habe schon meinem Pathen er klärt, daß ich bei meinem Entschlüsse verharre." „Dein Pathe kannte meine Absichten für die Zukunft noch nicht, die ich dir aber mittheilen muß. Ich werde rei sen, Therese. Das Leben in Paris ist mir zur Last und zur Unmöglich keit geworden; ich habe die Mittel nicht mehr, um so wie früher auszutreten, und brauche überdies eine Abwechs lung: ich bin hier zu unglücklich ge wesen! Wenn du aus dem Hause gehst, ist unsre arme Tante ganz verlassen, und du weißt, wie noth ihr liebreiche Fürsorge thut. Du allein kannst über sie wachen und sie lieben, da diejenige, deren Pflicht es gewesen wäre, sich die slr hat. Willst du das »och für mich thun Tberele? Ich ich fordere ein neues Opfer von dir, nach den vielen, die du mit wahrem Helden muth gebracht hast. Man verlangt eben immer viel von den wahrhaft Guten; ist es doch ihre Tugend, nie widerstehen zu können, wenn mcm an ihren Edelsinn appellirt." Therese schaute zu Boden, ohne zu antworten. Sie war in schmerzliche Gedanken versunken. Bei den Worten Raimonds tauchte die ganze Vergan genheit wieder vor ihr auf mit ihrer Verzweiflung, ihrer Eifersucht und ihrem Zorne, mit allem, was sie um dessentwillen erduldet hatte, der bei ihr saß und der über ihr Leben verfü gen tonnte. Nie, seitdem das ränkevolle Weib ihr in den Weg getreten war, hatte sie sich so ruhigen, heiteren Ge müths gesühft, so glücklich wie jetzt. Sie hatte einst Raimond gerettet, in dem sie für Lydia die Schmach auf sich nahm. Sie hatte ihn von Neuem ge rettet, indem sie ihn an Lydias Stelle mit liebevoller Hingebung Pflegte. Für den Mann, den sie im geheimsten In nern voll heißer Gluth liebte, hatte sie alles gethan, was nur menschenmög lich war, und jetzt ward ihr die große Freude zu Theil, seinen Dank dafür zu empfangen. Das war für ihre edle Seele der schönste Triumph, und Thrä nen des Glückes rannen ihr über die Wangen herab. „Therese, Du weinst?" fragte Rai mond, indem er nach ihrer Hand faßte. „Lassen Sie mich weinen," bat sie, Er sah zu ihr hin, und Lydias Worte, die sie während seines schreck lichen letzten Zusammenseins mit ihr gesprochen hatte, kamen ihm in den Sinn: „Therese hat nie ausgehört. Dich zu lieben." Er bewunderte das fein geschnittene Profil des edlen Mäd chens und dachte voll Schmerz: „Du bist ahnungslos an Deinem Glücke vorübergegangen. Dies Mädchen hät test du wählen, ihr haltest du deine Hand reichen sollen! Aber ich hatte ja nur Augen für die Andre, ich träumte ja nur von der Andren und ihrem Be sitz... und jetzt ist es zu spät. Ich bin an jene Schändliche gebunden, und Theres« ist auf immer für mich ver loren." Die Stimme des jungen Mädchens unterbrach seinen Gedankengang. „Ich werde Ihren Wunsch erfüllen, werde meinen Entschluß, in's Kloster zu gehen, aufgeben und bei meiner Tante bleiben. Aber wenn... die... die fort ist, wiederkäme, dann lassen Sie mich ziehen. Es wäre für mich zu peinlich, mit ihr zusammen sein zu müssen." „Ja , gewiß, wenn sie wiederkehrt, darfst Du thun, was Du willst. Aber sie wird niemals wiederkehren." Therese schüttelte in bangem Zwei fel den Kops; dann erhob sie sich mit den Worten: „Es ist spät, lassen Sie uns hineingehen." Und durch die kleine Allee, wo die Fliederbäume in der frischen Abend lust ihren betäubenden Duft ausström ten, schritten sie dem Hause zu. Seit zwei Jahren befand sich Rai mond auf Reisen. Er, der Seemann, der alle Meere befahren, alle fernen Länder besucht hatte, kannte Europa nur schlecht. Er war während seiner Kreuzfahrten die Küste entlang ge kommen, hatte in den Häfen vor An ker gelegen, aber das Innere war ihm verschlossen geblieben. Er begann seine Reise mit Spanien, passirte Marokko und ging dann nach Algier. Von da, nach einem Ausflug bis Figuig, begab er sich nach Constantine und Tunis. Italien ließ er beiseite, da er Lydia ihm geboten wurde, zurück, da er die Einsamkeit nicht entbehren konnte. Stunden und Stunden verbrachte er Weise über Thereses Thun und Trei „Jch bete täglich zu Gott, daß er sie am Leben erhalte, damit sie Buße thun kann," erwiderte Therese in ihrer ein fachen Art. „Bravo!" rief Bernheimer vielsa gend aus. Zeitungsausschnitt. Er las den Brief Ihnen eine traurige Mittheilung zu machen, die Ihre Frau betrifft. Vor vier Wochen legte sich Lydia an einem Nervenfieber, dem sie vor acht Tagen erlegen ist. Der „Corrir di Napoli", unterrichten." Das Blatt entfiel Naimond, und mit zitternder Hand faltete er die Zei tung auseinander, in der er unter den „Kleinen Mittheilungen" eine über schwengliche Notiz über den Tod „der reizenden Französin" fand, die seit zwei Jahren die Augenweide der Nea politaner gewesen war.... Der uner bittliche Tod hatte das anbetungs würdige Geschöpf, trotz der liebevoll sten Pflege des Prinzen D., dahinge rafft.... Rührendes Detail: Eine Mu lattin, die sie erzogen hatte, und die nie von ihr gewichen war, hatte den schmerzlichen Verlust nicht überleben lönnen und war den Tag darauf todt neben dem Sarge gefunden worden. Raimond saß bis zum Abend in tie unruhig wurde, als er nicht einmal zum Essen erschien, ging zu ihm hinein und fand ihn, den Kopf in die Hand griff »r endlich wieder nach Bernhei mers Brief, den er nicht zu Ende ge l lesen hatte: „Ich kenne Sie genau genug," schrieb Samuel, „um zu wissen, daß Sie bei fach auch ihre Fehler waren, so ist sie doch ein herrliches Geschöpf gewesen, gegen das man seiner Grazie und Nachsicht übte. Sie hat Ihnen viel Leid bei Ihnen das Mitleid den Zorn über wiegt. Beinz Lesen dieser Zeilen wer den Sie weinen; auch ich habe bei der d S tM ' h t würdig und wußte ihrer Tante, der sie seit zwei Jahren eine wirkliche Tochter ist, Resignation zu lehren. „Und nun, mein theurer Freund, meinen Sie nicht auch, daß Ihr Exil lange genug gewährt hat; weist Ihnen das Schicksal nicht klar und deutlich genug das Endziel? Glauben Sie nicht, daß Sie Therese eine Entschädigung schulden für Alles, was sie um uns gelitten hat? Wenn es eine Gerechtig keit auf Erden gibt, wer hätte mehr Anspruch auf eine Belohnung als die ses edle Mädchen! Sie wissen, daß sie tapfer genug ist, ihr hartes Loos noch weiter zu ertragen und uns zu bewei sen, daß es sicher Engel im Himmel gibt, da man schon solche auf Erden findet. Ein einziges Wort von Ihnen genügt, um sie reichlich für alles das zu entschädigen, was sie bisher gelit ten hat. Wollen Sie noch länger schwei gen? Sie sind, wie Sie mir selbst ein mal sagten, blind an Ihrem Glücke vorübergegangen. Aber Sie sind besser daran, als Andre, denn das Glück hat auf Sie gewartet, wartet noch immer. Sie brauchen nur die Hand danach auszustrecken, und es gehört Ihnen. Wollen Sie dies thun, so antworten Sie nur wenige Worte, und ich werde wissen, was ich Therese zu sagen habe. Wenn nicht, so leben Sie wohl und kehren Su nie zurück!" Raimond blieb regungslos sitzen und versank in ernstes Nachdenken, während ihn die hereinbrechende Däm merung in ihre Schatten einhüllte. Vor seinem geistigen Auge erschien ein blasses Antlitz mit strahlenden schwar zen Augen, dessen reizende Lippen ihm traurig lächelnd zuflüsterten: „Wie, auch Du wirst untreu sein?... Ich soll nicht die Einzige sein, die Deinen Treuschwur empfing? Warum hast Du mir Wankelmuth vorgeworfen, wenn Du selbst vergessen kannst? Fürchtest Du nicht, daß ich zwischen Dich und Deilie neue Lebensgefährtin treten werde? Wirst Du Dir »icht im mer wieder meine wonnigen Küsse, meine liebesfeuchten Blicke in's Ge dächtniß zurückrufen, und bin ich Dir nicht auf ewig in Fleisch und Blut eingedrungen?" Und die anziehende Erscheinung kam näher und ward fast greifbar. Er athmete ihren berauschenden Duft ein, berührte fast ihre üppige Gestalt. Mit einer Bewegung, die den Zau ber löste, verscheuchte er die gefährliche Vision, und anstatt des schönen Ge sichtes erblickte er nur noch eine ver zerrte Larve vor sich, das getreue Eben bild Lydias, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Er schauderte davor zurück, und vor ihm tauchte dann das süße, engel gleiche Gesichtchen Thereses auf. Jetzt schwankte er nicht mehr, und ruhigen Gewissens, seines Herzens sicher, schrieb er an Bernheimer nur die wenigen Worte: „Ich komme (Ende.) i Der Unfall, der zu Anfang d. I. der Gascogne auf der Reise nach New Dort zustieß, und die kritische Lage, in welcher sich Reisende und Besatzung an Bord derselben längere Zeit befan den, hat erneut das Augenmerk auf die Mittel gerichtet, Ozeandampfer vor vollständiger Hilflosigkeit durch Versagen der Maschine oder derglei chen zu sichern. Zwei vollständig ge trennte Maschinen bieten zwar in die ser Hinsicht eine gewisse Sicherheit, geben auch dem Schiff leichtere Manö vrirfähigkeit, sogar die Möglichkeit, ohne Steuer zu fahren. Der Kosten punkt gestattet die Anwendung nur bei den größten Schiffen, bei denen die unablässige Steigerung der Geschwin digkeit ohnedies zu diesem Hilfsmittel drängt. Aber volle Sicherheit gewährt auch das nicht. So ist das englische Passagierschiss City of Paris trotz doppelter Maschine 1890 mehrere Wo wesen. Eine Schraubenwelle war ge brochen; die zugehörige Maschine zer trümmerte sich infolgedessen: Bruch stücke flogen in die zweite Maschine und setzten auch diese außer Betrieb. In solchen Fällen, wo allein Hilfe von Außen Rettung bringen kann, ist diese auf gut Glück an der Unfallstelle zu er warten oder an Land bezw. in einem unerreichbaren Umkreise zu suchen. Die „Compagnie des Messageries Ma ritimes" versieht, um den zweiten siche ren Weg zu erschließen, neuerdings ihre großen Personendampser mit ei nem Dampfbeiboot (canot <Ze Land in einer Entfernung von etwa 120 Meilen in 20 Stunden zu errei chen vermag. Auf hoher See wird es in diesem Umkreise nach anderen Schif fen auslugen. Bis aus diese Entfer nung wird das havarirte Schiff, wenn möglich unter Segelwind, die nächste Küste aufsuchen und dann sein Bei boot als Depeschenträger aussetzen. Nach den bisherigen AusfUhrunger: sind die Beiboote 32 Fuß lang und wiegen nicht mehr als 4000 Kilo gramm bei 600 Kilogramm Kohlen ladung, so daß sie leicht in „Davids" aufgehängt und hantlrt werden kön nen. Um die Schwimmfähigkeit selbst bei hineinschlagender See zu gewähr leisten, sind Luftkammern angebracht. Die Boote haben Kessel mit künstlichem Zuge, beim Anfeuern an Bord wird Dampf aus den Hauptkesseln in den „Revue Industrielle" ist die Werft von Monraille <k Cie. auf der Ausstellung sen als nachahmenswerth empfohlen werden. Vier neue große Schiffe (Post packetboote) für die Fahrt nach Austra lien: Polynesien, Australien, Armand Behic und Ville la Cirtat, sowie mit solchen Aluminium-Beibooten in den Marinen verschiedener Länder ge macht worden sind. Zwar sollen sich Aluminiumboote bei der Nordpolfahrt Wellmanns durch Widerstandsfähigkeit gegen Eis be währt haben; aber bei den Dampf yachten, Torpedobooten u. f. w., die man neuerdings mit Aluminiumkup fer-Legirung beplattet hat (reines Aluminium ist nicht genügend wider standsfähig), wurde die Außenhaut sehr schnell vom Seewasser korodirt; bereits nach drei Monaten. Die „Messageries Maritimes" sind übrigens die größte französische kommt; er beträgt 174,900; die nächst größte „Generale Transatlantique" verfügt über 173,800 Tonnen, woge gen der Norddeutsche Lloyd als das Erde 242,367 Tonnengehalt aufweist; wenig kleiner ist die Peninsular- und Oriental - Gesellschaft mit 227,060 Tonnen. Mraiieiibtschästiguiigen. Staaten 1,027,325 Frauen in den verschiedenen Fabrikationszweigen thätig sind, daß 679,509 Personen weiblichen Geschlechts sich mit land wirthschaftlichen Arbeiten, Fischerei und Bergbau (es gibt 219 Kohlen gräberinnen) beschäftigen, und daß 268,726 in den gelehrten Berufen thätig sind. Zu diesen letzteren sind die 245,230 Lehrerinnen, deren sich unser Land erfreut, zu zählen. Nach wie vor finden auch hierzulande die meisten weiblichen Personen (1,205,876) im häuslichen Dienst ihren Erwerb. Mit Kleidermachen beschäftigen sich 288.- 155 Frauen und Mädchen, und 145,- 716 werden als Näherinnen aufge -58,449, eine Zahl, die angesichts der Allgewärtigkeit der "saleslackv", ge ring erscheinen will, während die Zahl von 3949 für die Schauspielerinnen schon recht stattlich ist. Nun aber zu den neueren Berufen der Frau und Da finden wir, daß 21,185 Mädchen und Frauen als Maschinenschreibe rinnen thätig sind, das heißt etwa noch einmal so viele, als es Männer in diesem Geschäfte gibt. Zu den „professionell" beschäftigten Frauen gehören 4555 weiblche Aerzte und Wundärzte, 1235 Predigerinnen (auch die oben schon aufgezählten Schau nen, 337 weibliche Zahnärzte, 24 weibliche Architekten, 6714 literarisch und wissenschaftlich thätige Frauen, 888 Zeitungsschreibeiinnen, 2 weib liche Thierärzte und 10,810 „Kllnst -129 weiblichen „Butcher", die 191 das Neueste der „neuen Frau". Noch eine Klasse ist bei dieser Aufzählung vergessen, die der Kosthauswirthin- Beschäftigungen, und daß auf den Ge bieten der Kunst und Wissenschaft mit ihr jetzt schon als mitschaffendem Fak tor zu rechnen ist. Schnell verbessert. Bureau-Vor steher: „Die Rechnung, die Sie hier Messer sind alle scharf." Sein Geschenk. A.: „Was hast schenkt?" B.: „Ein silbernes Armband!" A.: „Und sie dir?" B.: „Ich hatte sie schon acht Tage vorher um zwanzig Mark angepumpt!" Zur Me Nuaie. Gebundene deutsche Huh ne r s u p p e. Die Bouillon wird von zwei alten Hühnern und einem Pfund frischen Rinderkncchen bereitet. Sobald die Hühner gar sind, nimmt man sie heraus und schneidet das Brustfleisch in feine Streifchen. Weiter kocht man eine bis zwei Mandeln Krebse, bricht die Schwänze aus, reinigt die Krebs nasen und füllt sie mit Semmelkloß masse, bestehend aus fünf Unzen ge weichtem, ausgedrücktem, auf dem Feu er mit zwei Unzen Butter abgerühr tem Weißbrod, das man noch heiß, wenn es sich eben von der Kafserole löst, mit zwei ganzen Eiern und erkal tet mit weiteren zwei Eigelben, Salz und ein wenig geriebener Muskatnuß »erbindet. Die Krebse können auch fort bleiben und werden die Klöße dann nur mit dem Löffel abgestochen, in Wasser gar gekocht in die Suppe ge than. Weiter kocht man Blumenkohl zu kleinen Röschen gebrochen, quillt eine Hand voll getrockneter Morcheln und erwärmt dem Inhalt einer Büchse Bruchspargel von einem Pfund. Nun rührt man ein glattes Weißmehl von zwei Löffel Butter und eben soviel Mehl, verkocht dieses mit der allmäh lich zugegossenen Brühe und bindet sie zuletzt mit einigen in Sahne gequirl ten Eigelben, Fleisch, Klöße und Ge müse der Suppe beifügend. Hecht auf bürgerliche Art gekocht. Einen Eßlöffel voll feinge hackter Petersilie, etwas feingehackten Estragon und Schalotte oder Schnitt lauch schwitzt man in Butter. Den Hecht schneidet man, nachdem derselbe sau sendes Kochgeschirr, giebt die ge schwitzten Kräuter. Salz, etwas gesto ßene Nelken, Pfeffer, geriebene Mus katnuß, einige Scheiben Citrone, ein Glas weißen Wein und soviel Fleisch brühe oder Wasser hinzu, daß der Fisch mit der Flüssigkeit reichlich bedeckt ist. Nachdem derselbe auf nicht zu starkem Feuer 20 bis 25 Minuten gekoch^hat, mel, und noch einen Eßlöffel voll But ter hinzu, läßt unter fleißigem Begie ßen den Fisch noch kurze Zeit kochen. Die Brühe muß dünnseimig sein. Man kann auch die Sauce mit einigen Ei schen. Die Eidotter quirlt man mit ein wenig Wein oder Wasser recht klar, thut die Sardellenbutter und etwas Fischbrühe hinzu, quirlt Alles gut un tereinander, gießt die Sauce über den Fisch und läßt ihn unter beständigem Umschwingen und Schütteln noch ein mal auskochen, dann nimmt man ihn sofort vom Feuer, sonst verliert die Sauce an Geschmack. Austernberg. Eine große, runde, etwas vertiefte, feuerfeste Back schüssel aus Porzellan wird mit Butter überall ausgestrichen, mit Reibbrot be streut und nun die Vertiefung mit ei ner trefflich abgeschmeckten Kalbfleisch farce völlig ausgefüllt, fodaß sie mit dem Rand der Schüssel eine gleiche Fläche bildet. Auch einen guten, un gesüßten Butterteig hat man bereitet, den man zu einem breiten Streifen ausrollt und dann als hohen Rand mit Eigelb aus der Farce befestigt, worauf man die Schüssel mit Butter papier bedeckt, auf eine Platte mit Sand in die heiße Ofenröhre stellt und dort etwa vierzig Minuten bäckt. In dieser Zeit öffnet man sechzig Austern, löst sie aus den Schalen, wendet sie in Ei, dann in geriebener Semmel, die man mit etwas Salz und geriebener Muskatnuß mischt, und bäckt sie, wenn der Pastetenrand fertig ist, rasch einige Minuten in brauner Butter, beträu felt sie mit Citronensaft und richtet sie kranzförmig, allmählich zur Berg form sie zuspitzend, auf der Farce an. Rindsbrustroulade in Burgunder. Eine schöne Pökel rinderbrust wird entsalzen, worauf man die Knochen behutsam herauslöst und die Brust von der dicken nach der dünnen Seite hin rollensörmig zu sammenrollt und sie mit Bindfäden fest umschnürt. Man kegt sie mit Sel lerie-, Mohrrüben- und Zwiebelschei ben. mit Gewürzen, einem Lorbeer blatt und einer halben Citrone in ei nen passenden Kochtopf, giebt zwei Flaschen Burgunder und ein Quart fette Bouillon darauf, deckt den Topf fest zu und dünstet im Bratofen unter mehrmaligem Wenden die Rinder brust langsam weich. Die Brühe wird alsdam, entfettet, mit braunem But termehl sämig gekocht und die Rinder brust zierlich zurecht geschnitten, mit einigen Löffeln der Sauce glaciert und mit kleinen Röstkartoffeln garniert. Sahne. Man wäscht den Kohl ei nen Augenblick in kaltem Wasser, thut ihn mit einem Stück Schinken in eine irdene Kasserolle, gießt leicht« Fleisch brühe darauf, daß das Kraut davon bedeckt ist, giebt eine in Scheibchen ge schnittene Zwiebel, zwei zertheilt« Aepsel, etwas Gänsefett und eine Prise Pfeffer dazu, belegt es mit Speckplatten und kocht es auf starkem Feuer an, um es danach bei gelinder Wärme, gut zugedeckt, drei bis vier Stunden zu dünsten. Dann wird das Sauerkraut auf einen Durchschlag gethan, damit alle Flüssigkeit abtropft. Man dünstet Mehl in Butter hellgelb, verkocht dies mit guter, saurer Sahne zu einer dicken Sauce, zieht sie mit zwei Eigelb ab und vermischt den Ks>kl mit der .Hälfte davon. Man richtet ihn hügelförmig auf der Auf tragschüssel an, bestreicht ihn mit dem Ren der Sauce, bestreut ihn mit Reib brot, beträufelt ihn mit Butter und bäckt ibn noch dreißig Minuten in mit telheißem Ofen, worauf man ihn mit gebratenen Würstchen garniert und i« icmer Backschüssel zur Tal«l ai«bt, 3
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