Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 13, 1896, Page 2, Image 2

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    2 tk«»r itzrahling.
Wae ist es nur, daß ich so gerne
Mag deiner Stimme Zauber lauschen?
Mein Herz erbebt, als hört' es fern-
Die Jugendzeit vorüberrauschen.
Mir ist, als klängen Wiegenlieder
Und Märchen in der Dämmerstunde;
Als käm' die erste Hoffnung wieder,
Die erste süße Liebeskunde.
Als hört' ich Elfenreigen locken
ImMondschein aus desWaldesTiefen;
Als ob des HeimathdorfeS Glocken
Mich Sonntags früh zur Kirche riefen.
Indianische Rechtlichkeit.
Zwischen Toronto und Hamilton,
strömt in den Ontariosee das Flürchen
.Credit". Dieser geschäftsmäßig klin
gende Name ist nicht etwa indianischen,
sondern wirklich kaufmännischen Ur
sprungs und entstand um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts. Damals
ton; die ganze Gegend war noch Wild
niß, An das Ufer des Flüßchens aber,
nahe an dessen Mündung, begaben sich
regelmäßig zn einer gewissen Jahres
zeit die französischen Pelzhändler und
trafen dort mit den Indianern zu
sammen, welche dahin ihre aus werth
vollen Pelzen bestehende Jagdausbeu
te brachten. Dann fand während eini
oer Wochen der regste Tauschhandel
statt, bei welchem die weißen Händler
ungeheuren Profit erzielten. Diese
höflichen und gewandten Franzosen
konnten sich mit den Rothhäuten viel
besser vertragen, als später die Eng
länder. und so herrschte fast stets an
dem erwähnten Tauschhandelsplatze
das freundlichste und friedlichste gegen
seitige Einvernehmen.
Gewöhnlich aber verthaten die In
dianer den gesammten Erlös ihrer
Jagdzüge in Feuerwasser, und wenn
sie berauscht waren, so gaben sie ihre
Klinten und Decken, kurz Alles, waS
sie bei sich hatten, her, um nur mehr
und immer mehr von dem geliebten
Labsal zu erlangen. Wenn sie dann
aar nichts mehr hatten, wurde ihnen
von den Händlern bereitwilligst Credit
gegeben: das heißt sie erhielten ihre
sslinten wieder, nebst Munition, und
das sonst Nöthige, als Wolldecken u.
s. w. Dafür verpflichteten sie sich, im
folgenden Jahre eine bestimmte Anzahl
Biberfelle oder andere Pelze zu lie
fern.
Auf solche Weife, weil dort so viel
der seltsame Name des Flusses, der
vordem keinen anderen gehabt zu haben
scheint, vielleicht wegen seiner Unbe-
Bach als Fluß.
Wie berichtet wird, kamen durchweg
die Rothhäute mit größter Ehrlichkeit
ihren Verpflichtungen nach. Wenn aber
doch einmal einer ausblieb, so machte
der betreffende Händler ohne Groll ei
nen Strich über dessen Schuldconto!
denn es war als sicher anzunehmen,
daß den Indianer ein Unfall in der
Wildniß betroffen haben müsse.
So erging's vor 130 Jahren einem
jungen Pelzhändler mit einem india
nischen Jäger vom Stamme der Hu
ronen, der Credit erhalten hatte und
nicht zurückkehrte, um die Schuld zu
begleichen. Der arme Bursche muß
todt sein, dachte der Weiße und durch
strich dessen Conto. Vierzig Jahre
vergingen. Der Händler hatte sich von
den Geschäften zurückgezogen und
wohnte in einem prächtigen Hause zu
Montreal. Da glitt einst den gewalti
aen St. Lorenzfluß hinab nach Mon
treal ein großes indianisches Canoe,
in welchem ein indianischer Greis,
zwei junge Rothhäute und zwei Fell
ballen s>>s befanden. Nach der Ankunft
fragte der Greis sich mit seinen Be
gleitern, welche die Fellballen trugen,
nach dem Hause des ehemaligen Händ
lers hin und stellte sich diesem vor als
dessen früherer, todtgeglaubter Ge
schäftsfreund. Er sei der Hurone und
habe damals nicht wieder zum „Cre
dit" gelangen können, weil er sehr
weit entfernt im Nordwesten von ei
nem feindlichen Jndianerstamm ge
fangen genommen worden sei. Zum
schauerlichen Tode am Marterpfahle
sei er bestimmt gewesen; doch die häß
liche Tochter eines Häuptlings habe
großmüthig erklärt, daß sie ihn Heira
then wolle; so also sei er nach der selt
samen indianischen Sitte sofort ver-
Iheirathet u. in den Stamm aufgenom
men worden; erst jetzt sei es ihm mög
lich geworden, die weite Fahrt, viele
Fklüsse und Seen passirend, in's Werk
M fetzen; «r wolle als ehrlicher rother
Mann, der in diesem Leben allen fei
nen Verpflichtungen redlich nachgekom
men sei, vor dem Großen Geiste in den
Jagdgründen des Jenseits erscheinen.
Zlef gerührt wurde der ehemalige
PelLHLndler von solcher indianischen
Rechtlichkeit »nd edlen Gesinnung. Er
nahm I>ie Fellballen an, ließ aber gut«
und nützliche Sachen zum dreifachen
Werthe, welche «r dem alten Indianer
schenkte, in dessen Canoe packen. Da-
Wigwam.
Resignirter Spieler.
Wie mögen Sie nur immer wieder und
wenn Sie dazu kommen, verlieren.
Sehen Sie, das genirt mich nicht viel.
Das schnöde Glück kann mich wohl
verlieren lassen, aber zum Bezahlen
kann's mich darum doch nicht zwin
aen!
Gut geantwortet. Be
amter (zur Thür herein sehend): Jef
ses, Jesses, ist das aber bei Ihnen im
Zimmer eine Hitze, Sie wollen Wohl
einen Ochsen braten? College: Ja-
MHI. lojnmcn Hfe 'rein. .
Kie schöne maskirte Tänzerin.
vv» E, Vilmar.
Monsieur Folet, der Direktor des
Imperial - Theaters, war in Heller
Verzweiflung.
„Himmel! Was sind das für Men
schen! Alle Augenblicke wollen sie et
was Neues haben und das Interessan
teste, Beste und Eigenartigste, das
man ihnen bringen mag, haben sie
auch bald satt. Kein Wunder! Bei
den rührendsten Herzensergüssen gäh
nen sie und bei den ergreifendsten
Trauerscenen schnattern sie, so daß all'
unsere Mühen und Anstrengungen an
ihnen verloren sind. Also nun gilt es
wieder 'mal, ihnen etwas Neues brin
gen, etwas Originelles, Furore ma
chendes, aber was? Das ist hier die
Frage. Thalia, gib mir eine Idee
eine Idee —"
Ein leises, zögerndes Klopsen an
der Thür unterbrach seinen Monolog.
Auf sein „Herein" erschien eine
schlanke, in einen langen, dunkeln
Mantel gehüllte Frauengestalt auf der
Schwelle, deren Gesicht ein dichter,
schwarzer Schleier verbarg.
Mit höflicher Vernetzung forderte
der Director sie auf, näher zu treten.
„Monsieur Folet?" klang es fragend
hinter dem Schleier hervor.
„Zu dienen, meine Gnädige," ver
setzte er, während er der Fremden ei
nen Stuhl darbot
In achtungsvollem Schweigen harrte
der Director ihrer weiteren Enthül-
Mit plötzlichem Entschluß warf die
Dame ihren Mantel ab, erhob sich und
stand nun vor ihm, eine überaus an
muthige Gestalt in einem einfachen,
grauen Straßenkleide. Als sie dann
auch ihren Schleier entfernte, nahm der
Director mit Erstaunen wahr, daß
eine dichte Spitzenmaske ihr Gesicht
verbarg und nur ein schön geformtes
Kinn mit einem entzückenden Grübchen
frei lieh.
„Mein Herr." klagte die melodische
Stimme mit leichtem englischem Ac
cent, „seit drei Tagen irre ich in Paris
umher, um Arbeit und Erwerb zu su
chen, doch bisher ohne Erfolg. Als ich
nun gestern Abend, kurz vor Beginn
der Vorstellung, an Ihrem Theater
vorüberkam, vernahm ich zufällig die
Bemerkung: „Wenn Director Folet
dem Publikum nicht bald etwas Neues
bietet, ist fein Ruin nicht weit." Ich
habe nun. wie gesagt, keine Arbeit ge
funden und gelingt es mir innerhalb
zwei Tagen nicht, so werden zwei un
schuldige Kinder hungern oder betteln
müssen. Doch ich sagte mir, Monsieur
Folet's Verlegenheit ist meine Gelegen
heit? infolgedessen sehen Sie mich heute
hier."
Des DirectorS gespannte Miene be
wies, daß die Worte der Fremden seine
vollste Beachtung fanden.
„Bitte, fahren Sie fort, meine
Gnädige," bemerkte er.
„Ich kann sehr gut tanzen. Mein
Vater, ein englischer Edelmann, starb
vor zwei Jahren. In Ermangelung
eines männlichen Leibeserben ging sein
ganzes Besitzthum nach seinem Tode
an einen entfernten Vetter über, wäh
rend wir Mama, meine beiden klei
nen Schwestern und ich in dürfti
gen Verhältnissen zurückblieben. Ich
war damals weit von Haufe. Mama
oerhehlte die Tiefe unserer Armuth
warum, ist mir unfaßlich sonst
hatte ich mich sicherlich bei Zeiten auf
irgend eine Erwerbsthätigkeit vorbe
reitet. Vor drei Wochen starb auch sie
und ließ uns drei Schwestern voll
ständig mittellos hier zurück. Seit
drei Tagen suche ich nun nach Erwerb
und finde nur Beleidigung."
„Mein Vater," fuhr sie dann fort,
.war ein so leidenschaftlicher Musik
schwarmer und Liebhaber von Phan
lasietänzen. daß er fast ganz in dieser
Liebhaberei aufging. Er hat unter
Anderem vier Ballettänze erdacht und
m Musik gefetzt, von denen bisher, mit
Ausnahme eines einzigen, Niemand
-ußer meiner Mutter etwas gesehen
-der gehört hat. Diese Tänze, meine
ch. dursten ihnen zum Ziele verhelfen
>nd Ihr theilnahmloses Publikum un
zedingt fesseln."
Mit lebhaftestem Antheil hatte Fo
rt ihren Auseinandersetzungen ge
auscht. Als sie geendet, fragte er
Mich:
„Und Ihre Bedingungen, meine
Anädige?"
„Daß ich erstens stets eine MaSke
daß zweitens Niemand, selbst
Sie nicht, etwas Näheres über meinen
?amen und meine Persönlichkeit zu er
gründen sucht endlich, daß Sie mich
Director Folet's Augen glänzten,
ver Vorschlag war gut. Er kannte
ein Publikum genügend, um zu wis
en, daß selbst in dem Falle, daß das
!empo nicht viel werth wäre, zweifel
los doch die Maske außerordentliches
Znteresse erregen würde. Und was
oas Honorar betraf pah! darauf
sollte es ihm nicht ankommen.
„Jeder Tanz." fuhr die Fremde
lort, „erfordert ein besonderes Costüm,
vas Sie mir für drei Tänze zur Ver
jügung stellen müsse»! das vierte be
sitze ich selbst."
„Wann wollen Sie mir eine Probe
Ihrer Kunst geben?"
„Zu jeder beliebigen Zeit."
„Heute sogleich?"
„Ich bm bereit!"
Hastig sprang der Director auf und
drückte auf einen elektrischen Knopf.
Dem auf dieses Zeichen herbeieilenden
Diener ertheilte er einige Befehle und
wendete sich dann wieder seinem mas
kirten Gaste zu.
„Das Tbeater ist bereits für die
heutige Vorstellung verdunkelt und her
gerichtet," bemerkte er, „es darf nur
noch erleuchtet werden. Ich werde
Ihnen sogleich ein Anlleidezinimer an-
Weisen lassen, denn natürlich müssen
Sie costiiinirt auftreten. Die gesammte
Theatergarderobe steht Ihnen hierzu
zur Verfügung."
„Besten Dank," sagte sie, Mantel
und Hut nehmend und dem Director
in das Vorzimmer folgend, wo sie ein
großes schwarzes Packet, welches sie
vor ihrem Eintritt Hort niedergelegt,
an sich nahm. „Für heute dürfte ein
Costllm genügen und damit bin ich
versehen."
Dem gleich darauf erscheinenden Ka
pellmeister übergab die Fremde eine
Notenrolle, deren Inhalt er sogleich
auf seiner Geige durchging, um dann
begeistert zu erklären, die Musik sei
geradezu hinreißend.
Und thatsächlich hatte kaum jemals
ein menschliches Ohr süßere, ein
schmeichelndere Weisen vernommen und
als nun noch ein bezauberndes, feen
haftes Wesen in Scharlachroth,
Schwarz und Gold auf die Bühne
flatterte, hätte er vor Ueberraschung
beinahe seinen Bogen fallen lassen.
Auch Director Folet's Lippen ent
fuhr ein unwillkürlicher Laut staunen
den Entzückens; denn was dort auf
der Bühne umherwirbelte, war ja ein
leibhaftiger, rothgoldener Riesen
schmetterling. Bald breitete er weit
seine Flügel aus und flatterte in
phantastischen Windungen auf der
Bühne umher, bald faltete er sie wie
der ermüdet zusammen. So gaukelte
er hin und her hinter den blitzenden
Lampen. Obwohl lang und schwer
ausführbar, wurde der Tanz doch mit
hinreißender Grazie und Anmuth aus
geführt. während die zauberische Musik
dazu in vollendeten Rhythmen bald ju
belte, bald klagte.
Nach Beendigung des Tanzes brach
der einzige Zuschauer in stürmischen
Beifall aus. Der Schmetterling ver
schwand hinter den Coulissen und er
schien nach Verlauf einer Viertelstunde
wieder im grauen Straßenkleide im
Zimmer des Directors, wo auch der
Kapellmeister anwesend war.
Der Director eilte der Tänzerin mit
ausgestreckter Hand entgegen.
„Meine Verehrteste, Sie haben mich
vor Verzweiflung und Selbstmord er
rettet! Nennen Sie mir Ihre Bedin
gungen!"
Sie nannte eine in ihren Augen un
gewöhnlich hohe Summe; dieselbe
wurde ihr auf der Stelle gewährt.
Nachdem noch einige weitere Verein
barungen getroffen worden, trat die
„schöne Maske" schon am nächsten
Abend vor dem übersättigten Publi
kum des Imperial - Theaters auf.
Das Aufsehen, welches der Schmet
terlingswalzer erregte, übertraf Mr.
Folet's kühnste Illusionen.
Die wunderbare Musik hatte bereits
die allgemeine Aufmerksamkeit gefes
selt, als nun die berückende Schmetter
lingsgestalt auf die reich mit ausländi
schen Gewächsen geschmückte Bühne
flatterte. Minuten lang herrschte eine
solche Todtenstille, daß der Director
bereits einen Mißerfolg zu fürchten be
gann; doch der ungeheuere, lang an
haltende Applaus, 'welcher gleich dar
auf losbrach, beruhigte ihn über die
sen Punkt.
Eine Pause athemloser Spannung
folgte, alle Augen in steigendem Ent
zücken an dem reizenden Schmetterling
und folgten jeder seiner Bewegungen
in sprachloser Bewunderung. Als der
Vorhang fiel, erbrauste abermals ein
Beifallssturm, wie er in diesen Räu
men in undenklichen Zeiten nicht mehr
dagewesen, und die Erregung der
Menge legte sich nicht eher, bis der
Vorhang sich wieder hob und eine
elfenhafte Gestalt in einer Wolke von
duftigen rosa Gewändern einen zwei
ten Tanz ausführte.
„Beim Zeus! Welch' eine Figur!
Welch' herrliches Geschöpf! Ent
zückend — einzig!" rief ein junger
Salonlöwe in einer Prosceniumsloge
begeistert aus. „Das ist ja die Vol
lendung selbst! Ich sage Dir. Dunstan,
wir müssen herausbekommen, wer sie
ist. Daß diese Maske eine Schön
heit birgt, unterliegt keinem Zweifel!"
Da die Antwort ausblieb, wendete
er sich seinem Nachbar zu, der unbe
weglich, mit entfärbten Zügen, an der
Logenbrüstung lehnte, die Augen starr
auf die Tänzerin geheftet.
„Kennst Du sie, Dunstan?" fragte
er leise, von einem seltsamen Etwas in
den Blicken des Anderen betroffen.
„Der Himmel gebe, es wäre nicht
der Fakl," lautete die Erwiderung.
Auch die Tänzerin hatte während
deffenmit heftigen Gemüthserregungen
zu kämpfen.» Angst und Scham er
füllten ihre Seele.
O, welch? Schande! Daß ein grau
sames, sinnloses Gesetz die Tochter ei
nes englischen Edelmannes in eine
derartige Lage bringen kann.
Anfangs war ihr das Publikum
nur als eine einzige wirre Masse er
schienen, und sie fürchtete sich selbst da
vor. einzelne Gesichter zu unterschei
den. Einst in ihrer englischen Hei
inath, hatte sie den nämlichen
Schmetterlingstanz auf einem großen
Maskenballe aufgeführt. War eS nicht
leicht möglich, daß einer der damaligen
Augenzeugen sich-heute unter den Zu
schauern befand? Und vor Allem war
es die Angst, daß vielleicht gar Lord
Ronald Dunstan. ihres Vaters Erbe
und Nachfolger. Zeuge ihres heutigen
Auftretens sein könne, die sie bis zur
Unerträglichkeit folterte. Und
barmherziger Himmel dort war er
nein, es war kein Zweifel dort
in einer der vordersten Logen des
ersten Ranges.
Seit ihres Vaters Tode hatte sie
ihn nicht mehr gesehen und seiner seit
ber nur noch als des Räubers ihrer
Habe gedacht. Und doch war. er einst
ihre Jugendliebe, ihr Ideal gewesen—
und bis zu ihres Vaters Tode hatte
ihr Herz ihm warm entgegengcschla- !
gen. .Als sie dann aber vernahm, daß !
er sich nie, weder um ihre Mutter, noch
um die in denen zu
sie seiner nur »och mit einer Art stol
zen Hasses.
Während sie sich jetzt nach dem Talte
der zauberischen Weisen ihres verstor
benen Vaters wiegte und schmiegte,
Züge-
höchstwahrscheinlich empfand, von
ganzer Seele.
„Ja, mag sein Stolz leiden leide
ich etwa nicht?" dachte sie mit einer
Unmittelbar nach Beendigung des
Tanzes verlieb sie das Theater, damit
es ihm nicht etwa gelingen möge, sie zu
sehen, falls er den Versuch machen
sollte.
nur an diesem, sondern auch an allen
folgenden Abenden mehrere Wochen
hindurch. Doch all' sein Bemühen war
bittlich. Er hatte der Tänzerin sein
Wort gegeben, daß das Geheimniß,
welches sie umgab, gewahrt bleiben
solle, und er hielt sein Versprechen.
Abend für Abend war das Impe
rial - Theater jetzt mit einer dichtge
drängten, begeisterten Menge besetzt;
denn ganz Paris wollte die „schöne
Maske" sehen, und nach jedem Auftre
ten derselben war die Bühne mit Blu
men und kostbaren juwelenbesetzten
Gaben ihrer zahlreichen Bewunderer
förmlich besät.
Doch jeder Versuch, den geheimniß
vollen Schleier, welcher ihre Persönlic
hkeit umgab, zu lüften, schlug fehl.
Direktor Folet wurde von Männern
jeden Ranges und aller Nationen buch
stäblich bestürmt und angefleht, ihnen
zu ihrer Bekanntschaft zu verhelfen,
doch ohne Erfolg; es gelang ihnen,
trotz vielfacher Bemühungen, nicht
einmal, ihre Wohnung ausfindig zu
Zu Ende des MonatZ, für dessen
Dauer sie sich ihm contractlich ver
pflichtet hatte, zahlte der Director ihr
nicht nur die vereinbarte Summe, son
dern auch noch eine reiche freiwillige
Beisteuer, als Erkenntlichkeit ihrer Lei
stungen. Dennoch zögerte sie, einen
neuen Contract zu unterschreiben, den
der Director, der seine so bewährte
Zugkraft um jeden Preis halten woll
te. ihr vorlegte, da sie des Tanzens
unbeschreiblich überdrüssig war. Er,
der so viele schwebende Fragen löst, der
Tod, brachte auch diese zum Abschluß.
Director Folet verschied plötzlich am
Herzschlag und unmittelbar nach Em
pfang dieser Nachricht verließ Lady
Beatrice, in Begleitung ihrer kleinen
Schwestern, die französische Metro-
Pole.
Sie hatte jetzt nur einen Gedanken,
nur einen Wunsch zu fliehen, ehe
sie durch irgend einen Zufall entdeckt
und ihre Herabwürdigung der Welt
bekannt würde.
In der Absicht, die Kleinen in der
selben Londoner Schule unterzubrin
gen. welche sie einst besucht hatte, hatte
sie sich mit ihnen auf einem nach Dover
zehenden Dampfer eingeschifft.
Alsdann würde es ihr freistehen, sich
?ine Stellung als Erzieherin oder Ge
sellschafterin zu suchen, oder wie
sie sich mit Bitterkeit sagte falls
Älles fehl schlug, als „schöne Maske"
wieder zu tanzen, um die kleinen
Schwestern vor Mangel zu bewahren.
Es war Nacht. Der Vollmond ließ
Zie weite Wasserfläche wie flüssiges
Silber erglänzen, als Beatrice, nach
dem sie die Kinder zur Ruhe gebracht,
iuf Deck stieg, um die Schönheit der
Sommernacht zu genießen. Sie fand
Zort bereits mehrere Naturschwärmer
>or. Eine große stattlich- Männerge
talt kam geradewegs auf sie zu.
Vor ihr stehen bleibend, zog er Höf
ich seinen Hut. Beatrice's Herz be
,ann wild zu schlagen ein Nebel
egte sich vor ihre Blicke es war
Zord Dunstan.
Sie versuchte allen Groll und Haß,
>en sie, wie sie wähnte, gegen ihn heg
e. höher anzufachen umsonst! Vor
>em Blicke seiner schönen dunkeln Au
len. aus denen sie eine innige Zärtlich
eit anstrahlte, erstarb alle Feindselig
eit. Sie wußte nur noch, wie sehr sie
hn geliebt hatte, und erkannte mit
ütterem Weh. daß ihr Gefühl für ihn
iicht erloschen war.
„Ich habe auf Sie gewartet, um mit
Zchnen zu reden, Lady Beatrice," be
gann er in herzlichem Tone.
„Lord Dunstan kann Beatrice Dun
tan nichts zu sagen haben, was sie zu
jören geneigt wäre."
„Beatrire ich habe Sie seit Ma
laien gesucht —"
„Wo? Auf den Höhen des Reich
hums oder in den Hütten des
Zlends?" höhnte sie bitter.
„Endlich fand ich Sie," fuhr er,
hre Frage umzehend, m:! bedeutsa-
Tiem Nachdruck fort, „doch keine Mög
lichkeit der Annäherung. Zufällig er
blickte ich Sie heute beim Besteigen des
Dampfers und habe bis jetzt sehnsüch
tig auf Ihr Wiedererscheinen gewar
tet."
Ihr Antlitz hatte sich bei seinen er
sten Worten mit dunkler Rosengluth
gefärbt, die sich indeß jäh in geister
hafte Blässe verwandelte.
„Sie sind krank!" rief er besorgt.
„Nein," versetzte sie kurz und kalt,
den gebotenen Arm ablehnend, „nur
bitte, was Sie mir noch zu sagen ha
ben schnell!"
Minutenlanges Schweigen folgte
-hrcn Worten.
hob Lord Ronald so
dann im Tone herzlichen Vorwurfs
an, „wie soll ich Ihnen mein Herz ent-
hüllen, wenn Sie mir so ?aÜ und ab
wehrend begegnen? Warum sink Sie
denn nicht mehr Ihr liebes, ä'.tes
Selbst?"
„Es liegt eine weite Kluft zwischen
der Beatrice von einst und —" und
der schönen Maske, hatte sie sagen wol
len, doch überwältigende Scham schloß
ihr den Mund. Erglühend hielt sie
inne sie sab, er hatte sie verstanden.
„Denken Sie nicht mehr daran,
Beatrice," bat er innig, während er
ihre Hand an seine Lippen zu ziehen
suchte. Sie entzog ihm dieselbe heftig.
„Meine Mutter wartet schon lange
mitSehnsucht darauf, daß ich Sie und
die Kleinen nachDunstan Hall bringe,"
fuhr er fort. „Seit ein Zufall ihr die
veränderten Verhältnisse enthüllte, in
denen Ihre Familie zurückgeblieben, ist
sie tief unglücklich darüber gewesen.
Ich weilte, als Ihr Vater starb und
noch lange Zeit danach, im Auslande.
Als meine Muttvr mir die traurige
Thatsache mittheilte, kehrte ich sofort
zurück und habe seither ununterbrochen
nach Ihnen gesucht. Wenn Sie unter
dessen in Bitterkeit meiner gedacht ha
ben, kann ich es Ihnen nicht verdenken.
Aber machen Sie mich nicht länger ver
antwortlich für das, woran nur das
unselige Gesetz unseres Landes schuld
ist. Vergessen Sie es, Beatrice, ver
gessen Sie Alles und kommen Sie
heim mit mir."
Beatrice gedachte der Rollen Grldes,
welche ihre Reisetasche barg des
Geldes, das sie so hart erworben, um
ihre Schwestern vor Hunger zu
schützen, und dieser Gedanke verhärtet«
ihr Herz, das bereits einer weicheren
Regung nachgeben wollte, von Neuem
gegen ihn.
Da stand er vor ihr, das schöne Ge
sicht voll vom Scheine des Mondlichts
umflossen, einen flehenden Ausdruck
in den dunklen Augen, als hinge sein!
ganze Seele an ihren Lippen.
„Sie sahen mich in Paris und den
ken dennoch daran, mich zur Hausge
nossin Ihrer stolzen Mutter zu machen!
Was würde diese wohl dazu sagen?"
„Wozu sich mit solchen Gedanken
quälen? Vergessen Sie Alles, ich bitt«
Sie. Ich liebe Sie, Beatrice! Wer
den Sie mein theueres, hochverehrtes
Weib!"
Ein Laut der Verzweiflung brach
von ihren Lippen, im nächsten Mo
ment war sie auf der Kajütentrepp«
verschwunden.
Lord Ronald sah ihr starr nach und
verbrachte die Zeit bis zur Landung
des Schiffes in tiefdüfterem Sinnen.
Doch der Zufall kam ihm zu Hilfe.
Beim Betreten der Laufbrücke erhielt
Lady Beatrice von einem mit Koffern
beladenen Gepäckträger einen Stoß, so
daß sie, zur Seite taumelnd, in's Was
ser stürzte.
Sofort sprang Lord Ronald, der
ihre Gestalt keinen Moment aus den
Augen gelassen, ihr nach und bracht«
sie glücklich an's Land, allein er hielt
eine Leblose in seinen Armen.
Der Schlag, welcher ihren Kopf ge
troffen, hatte ihr die Besinnung ge
raubt.
Als sie dieselbe wiedererlangte, fand
sie sich auf einem Divan liegend. Mit
strahlenden Gesichtern standen di«
Schwestern vor ihr und «ine mild und
gütig aussehende Matrone hatte sich
voll innigster Theilnahme zu ihr her
niedergebeugt. Die Züge derselben
verklärten sich freudig, als sie das auf
dämmernde Licht des Verständnisses
in den Augen der Leidenden gewahrte.
Wo war sie? Was war geschehen?
Hirn, sie vermochte sich auf nichts deut
lich zu besinnen.
„Du wurdest beim Verlassen des
Dampfers verletzt, liebes Kind," be
antwortete die alte Dame die stumm«
Frage in Veatrice's Augen, „und Ro
nald brachte Dich heim."
In diesem Moment fielen ihre Blick«
auf noch Jemand im Hintergrund«
und begegneten einem voll innigen Fle
hens auf sie gerichteten Augenpaar.
Jetzt kam ihr das volle Erinnern
alles Geschehenen. Kaum wissend, was
sie that, sprang sie auf und stürzte aus
dem Zimmer.
Erschrocken waren die beiden Klei
nen zur Seite gewichen. Lord Ronald,
der ihr auf dem Fuße gefolgt war, er
eilte sie in der Halle und hielt sie mit
sanfter Entschiedenheit fest.
„Kind, Kind, was bedeutet das Al
les?" tönte es schmerzbewegt von sei
nen Lippen. „Erscheine Ich Dir denn
zar so verabscheuenswerth?"
Ihrem ersten Antriebe folgend,
streckte sie den Arm wie zur Abwehr
,egen ihn aus. Dennoch fühlte sie.
sah seineWorte ihr Herz getroffen Hai
en und jäh, überwältigend überkam si«
sie Erkenntniß der Thorheit ihres stal
len Ankämpfens gegen die sieghaft-
Liebe, die sie seit ihren frühesten Kin
oertagen für diesen Mann im Herzen
Sie ließ den schönen, stolz erhobe
nen Kopf sinken, sie erlaubte ihm, fei
nen Arm um sie zu schlingen und end
lich wagte sie es. zu ihm aufzublicken,
bezwungen von dem magnetischenßlick,
»kr Frage den
Wie leichte Schelmereien klang es
„Freiwillig wäre ich nimmermehr
hierher gekommen, da Du mich nun
über einmal, wenn auch gegen meinen
Willen, hergebracht hast, magst Du
mich auch bellten."
Die Pariser Theaterbesucher rathen
mitunter noch hin und her, was wohl
-us der schönen Maske, der genialen
Tänzerin, geworden sein möge. Doch
Niemand, als die stattliche, würdige
Lady Dunstan vermochte hicrübcrAuf
schluß zu geben und ihr Gemahl, der
sein schönes Weib geradezu anbetet,
würde Jeden fordern, der die Behaup
tung wagte, er hätte Lady Beatrice
linst auf der Bühne gesehen.
Wahre Kreundschast.
Die Freundschaft ist nur denkbar
bei Personen, die wenigstens in den
Hauptpunkten der Eharattereigen
schsften, Weltanschauung und dem
Temperament übereinstimmen. Gewiß
ist ein.Freund oder eine Freundin ein
kostbareZ». unschätzbares Gut. Der
Freund od>r die Freundin theilt mit
uns Freud Leid, strebt mit uns,
belehrt uns. sokd-rt uns durch Lob
und Tadel. unseren
Erfolgen und Mißerfolgen. freut sich
über unsere Vorzüge Mb Talente,»ist
nachsichtig gegen unsere >Aehler und
Schwächen. Die wahre Freundschaft
findet man leider selten.
din zu besitzen, ist sehr berechtig
leine Freundschaft sucht und
wer die Freundschaft verachtet,
bedauernswerth. Oft sind wir
dem Worte Freund oder Freundin zm
verschwenderisch. Personen, die wir
als „gute Bekannte" bezeichnen sollten
und müßten, nennen wir von unseren
weis« gefordert, noch erhalten haben.
Die wahre, echte Freundschaft muß sich
beweisen und bewähren in guten und
trüben Tagen, in Gesinnung, Worten
und Werken, unverändert durch Zeit
und Verhältnisse. Man soll und muß
seinen Freund oder seine Freundin
ständnissen uns offen aussprechen,
nicht grollen, überhaupt jede Klein
lichkeit ausschließen. Wie es eine Liebe
spriinglichen, bloßen Wohlgefallen er
blüht die sturmtrotzende, opferfähige
Freundschaft. Viele Menschen glau-
Rücken schlecht gesprochen für
sie einzutreten mit der ganzen Kraft
der Rode, der Ueberzeugung, die uns
innewohnt! Durch die That sollen
und müssen wir unsere Freundschaft
als möglich zu helfen, zu stützen und
zu trösten suchen. Auch Nachsicht,
Geduld, Langmuth, sind Tugenden,
die in der Freundschaft geübt werden
müssen,ohne sie ist keine wahreFreund
fchaft denkbar. Die Erkenntniß, daß
der Freund oder die Freundin unserer
Zuneigung, unseres Vertrauens un
würdig war, kann uns wohl sehr
schmerzen und betrüben, darf aber un
seren Glauben an die Menschen nicht
erschüttern. Freunde und Freundin
nen erfreuen sich gegenseitig gern durch
Aufmerksamkeiten und LiebeSzeichen,
doch wägt wahre Freundschaft nicht,
ob sie mehr giebt oder mehr empfängt.
Wenn die Menschen doch besser ver
ständen, sich wahre Freunde zu erwer
ben, zu erhalten, selbst echte Freund
schaft zu geben, aber wie viele Freund
schaften werden um des Nutzens willen
geschaffen und aufrecht erhalten, nicht
um des geistigen, nein, um des mate
riellen Gewinnes halber. Die Freund
schaft ist ein Segen, unsere schönsten
Erinnerungen knüpfen sich an die
Freunde und Freundinnen, die wir im
Leben gefunden haben.
D«r Likör »er «aisrrtn.
Der Kaiserin Katherina 11. von
Rußland war von ihrem Leibarzt Ri-
Mittagessen zur Anregung Zes Appe
tits ein Gläschen Gdanschtn (Danzi
ger> Likör zu genießen; Katharina be
folgte den Rath des Arztes, und das
Mittel war schon eine geraume Zeit
mit gutem Erfolge angewandt, als
einmal die Kaiserin im Scherz den gu
ten Erfolg und die Billigkeit der Kur
rühmte. „Sie ist nicht gerade bil
lig, Majestät", antwortete Graf Bruce,
„nach der Rechnung des Mundsibenken
werden täglich zwei Stof (etwa zwei
einhalb Quart) von diesem Likör ver
braucht." „Ach. dieser alte Schlin
gel!" sagte die Kaiserin. „Was wird
man von mir denken? Lassen Sie ihn
rufen." Es erschien ein alter wtann
mit gebückter Haltung. „Wieviel aeht
bei Dir täglich von dem Gdanschen Li
kör auf?" fragte die Kaiserin. „Zwei
Stof. Majestät!" „Schämst Du
Dick nicht? Wie kann ich denn zwei
Stof austrinken!" „Mit Verlaub
zu sagen, Mütterchen Kaiserin, bis
weilen geht auch noch mehr auf. Eure
Soheit genießen nur ein Viertelgläs
chen, sobald ich aber von Ihnen her
auskomme, erscheint auch der dienstha
bende General - Adjutant: „Gieb mir
vom Likör der Kaiserin ein Gläschen
zu schmecken." Ich reiche ihm einG'äs
chen. Nun finden auch die dienst
thuenden Flügel - Adjutanten. Kam
merherren, Kammerjunker ein, und ehe
man sich's versieht, ist ein Stof aus
getrunken. Ich laufe nach einem zwei
ten; da strömen Gott weiß was für
Leute zusammen, Doctoren, Wundärz
te u. s. w. Alle.bitten von dem Likör
der Kaiserin schmecken zu dürfen. End
lich kehre ich ins Buffetzimmer zurück;
nun nehme auch ich einen Schluck von
dem Likör der Kaiserin, rufe den Ge
hilfen. und es ist aus mit den zwei
Stof." „Schon gut", sagte die Kai
serin lächelnd, „sieh nur nicht
über zwei Stof am Tage aufgehen."
Wohlthaten darf nur der
vergessen, der sie selbst ertheilt hat.
Auf Zreicrsfiisjen.
Der Rentier Bollmann hatte Plöh<
lich die Neigung verspürt, seinen be
reits bis zum fünfundfechzigstenJah«
vorgeschrittenen Lebensabend noch
durch eine Frau zu verschönen. Merk
würdigerweise war die Wahl des alter
Herrn auf eine Achtzehnjährige gefal
len, eine blondlockige, bildschöneßrau
erstochter. Ella Lindemann, der ver
hätschelte Liebling aller Stammgast«
im „Grünen Baum", hatte die Huldi
gungen Bollmanns zuerst scherzhas
aufgefaßt. Als aber aus den Necke
führte.
kommst Du alter Esel,"
auf stte Hhte, ein so junges Mädchen
zu berathen? Schlag Dir aus
dem D""' sag' 'ch Dir, heiratheMGtr
die die eine sehr
resvekta»!- und immer noch
sche fkrai» 'st. Fräulein Ella hat wohl
auch dar»" «-dacht, als sie Dir sagte:
Svrecken XSie mit meiner Mutter!
Uebriqens Vt d'- Mutter, streng ge
nommen aiHch "°ch ZU jung für Dich."
BollmannT ""cht' bei diesen Wor
ten ein recht Mmmes Gesicht, überlegte
aber daß R-ch« haben könnte
und beschloß,», °us -ine Prob- an.
kommen zu lass»!- .
Am folgenden pachte er der
Brauerswittwe Aufwartung, die
erstaunt war, ihren Mit-n Stammgast
plötzlich in vor sich zu
sehen. ...
„Meine verehrte gnädigHFrau! be
gann Bollmann. „Lassen^^!'
Ihnen ohne lange UmschV?'^
Zweck meines Besuches
setzen. Sie werden bereits
vielleicht auch durch Ihr
Tochter erfahren haben, was
zu Ihnen führt. Es handelt
eine Herzensangelegenheit —."
Hier schlug Frau Lindemann, ZV""»
so wie gestern ihre Tochter Ella,
legen und bestürzt die Augen
erwiderte wie diese: „Sprechen
mit meiner Mutter. Herr BollmannM
und war verschwunden. M
„Donnerwetter!" überlegte der RenM
tier. „Da bin ich nun ebenso klug wiM
zuvor. Sollte Brosig Recht gehabM
haben? Hat Fräulein Ella wirklich H
gestern gemeint, ich sollte lieber ihrer I
Mutter einen Antrag machen?
das der Fall wäre, würde die heutiaM
Antwort der Mutter den Sinn habenM
Ich soll mit der Großmutter sprechenM
um deren Einwilligung in die BerbinW
dung mit der Mutter nachzusuchen.—M
Oder hat Brosig nicht Recht gehabt?W
Dann würde die heutige Antwort be
deuten: Ich soll mit der Großmutter
sprechen, die als ältestes Familienmit
glied die Hand Ella's zu vergeben
hat."
Bollmann nahm in diesem Zwie
spalt wieder seine Zuflucht zu seinem
Freunde Brosig.
Brosig hörte die Sache ruhig an
und meinte dann mit völlig überzeug
ter Miene: „Natürlich meinte die Mu
tter. Du sollst bei der Großmutter um
ihre der Mutter Hand anhal
ten. Das ist doch klar! Also Muth!
Fasse Dir ein Herz und sprich morgen
mit der Großmutter."
Am nächsten Tage sprach Bollmann
mit der Großmutter.
„Verehrte begann er wie ge
stern. „Lassen Sie mich Ihnen ohne
lange Umschweife den Zweck meines
Besuches auseinandersetzen. Sie .
werden bereits errathen, vielleicht
durch Ihre Frau Tochter erfahren
ben, was mich heute zu Ihnen
legenheit —"
„Also doch," erwiderte die
die trotz ihrer achtundfünszig
noch sehr rüstig aussah. „Meine
ter theilte mir bereits mit, daß
Absicht hätten, sich wieder zu
Nachdem sich die
des Lindemann'schen Hauses
der üblichen Weise durch den
geehrt gefühlt hatte, versprach sie,
Bewerber nach einer
zon drei Tagen Bescheid zu sagen.
Bollmann verlebte diese Zeit in
?einlick>sten Unruhe. Erst
?iel ihm ein. d«f, durch seine
spräche mit der Großmutter die
keineswegs klarer geworden war.
ilte Dame konnte nach all-dem setne M
Bewerbung ebenso gut auf ihre Toch- W
>er wie auf ihre Enkelin beziehen. M
Als er eine Woche später wieder sei-
nem Freunde Brosig begegnete, war M
diese Unruhe bereits einer vollständi- D
gen Niedergeschlagenheit gewichen. M
„Geh' Du mit Deinen Rathschlä- 1
gen!" rief er zorniq, als sich Brosig
nach dem Stande der Angelegenheit
erkundigte. ..Du hast mir eine schöne
Suppe eingebrockt! Die alte Dame
hat meine Bewerbuna falsch aufge
faßt? sie hat mir erklärt, daß sie den
Antrag annimmt und meine Frau
werden will. Da hab' ich nun die Be
scheerung verfluchte Geschickt!
iekt kann ich die Großmutter Heira
then!"
Im Gericht. Richter:
„Welchen Beruf haben Sie?" Va
gabund: „Ich bin Baumeister."
Richter: „WaS bauen Sie?" Va
gabund: „Luftschlösser."
Ungerechter Vorwurf.
Student: „Da schreibt mir mein Al
ter, mein Studiren koste ihm ein Hei
dengeld und ich studir' doch gar
nicht io viel!"