Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 06, 1896, Page 6, Image 6

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    6 Winleraliend.
Draußen Flockentanz, und lärmend
Braust der Wintersturm durchs Land^
Knistert Heller Funkenbrand.
Auf dem Herde braut ein Tränklein,
Und der Kessel summt und surrt;
Kätzchen auf dem Ofenbänklein
Blinzelt in die Gluth und schnurrt.
Ihre gleichbemessne Weise
Tickt die große Wanduhr drein,
Und zum Enkelkinde leise
Spricht das alte Mütterlein.
Lieblich von den Lippen quellen
Bunte Märchen —und geschwind
Fluthen sie mit goldnen Wellen
Tief ins Herz dem Enkelkind.
Schöne Märchen, halbverschollen,
Wie das lockt und singt und rauscht—
Und mit großen neugiervollen
Augen stumm das Mädchen lauscht...
„Es wohnte einmal ein Fischer
An einem wilden Meer,
Der Tochter des alten Fischers
War es ums Herz so schwer.
Sie wollte gern erlösen
Den Königssohn—der war
In einen Drachen verwandelt
Schon manches, manches Jahr.
Und wie sie mit keuschem Kusse
Das Maul des Drachen berührt,
Da war der Zauber gebrochen
Und die EntWandlung vollführt.
Nun zog mit dem Königssohne
Als Gattin sie hinfort,
Sie lebten auf marmornem Schlosse
An einem Wunderort.
In ihren Gärten blühten
Gläserne Bäume viel.
Die sangen und klangen so lieblich
Im lustigen Windesspiel.
Die schwirrenden Vögel sprachen
Wie Menschenkinder so klug,
Und wußten der schönsten Märchen
Und tollsten Schwänke genug.
Und wenn es Nacht geworden,
So glänzten am Himmelsrand
Die Sterne so farbenfunkelnd
Wie Perlen und Demant.
Sie Quellen aber sprangen
Drin schwammen güldeneFifchlein;
Die Wellen waren Wein.
Und jeder ihrer Tage
Sich all der Schönheit erfreut.
Und wenn sie nicht gestorben,
So leben die beiden noch heut..."
Schöne Märchen, leicht wie Flocken
Zieht ihr bunt und träumerisch hin,
Klingt so süß wie Sllberglocken
Und verwirret Herz und Sinn.
Und des Mägdleins Augen blinken
Schläfrig, die erst hell und groß,
Und das Köpfchen läßt sie sinken
Müde in der Alten Schoß.—
Auf dem Herde knisterts traulich
Und der Kessel summt und surrt;
Märchen flüstert er erbaulich.
Und das Kätzchen schläft und schnurrt.
Di« Diamanten der Frau Robillard.
Was können die Diamanten einer
schönen Frau nicht Alles verschulden?
Das ist eine Preisfrage für phantasie
volle Geister, die sicherlich viele Bände
damit volld-chten könnten, wie Thrä
nen, Kämpfe, Verbrechen durch die
glitzernden Kleinigkeiten hervorgeru
fen werden und wie sich diese manch
mal zu ebenso vielen Grabsteinen
menschlicher Existenzen gestalten. Aber
keiner der phantasiereichen Schriftstel
ler wird darauf kommen, daß die Dia
manten einer schönen Frau die Veran
lassung zu wirthschaftlichen Reformen
sein können, und doch haben sie that
sächlich auch diese Rollen gespielt. Sie
sind es nämlich, welche die Einführung
des ersten Tabakmonopols in Europa
herbeigeführt haben. Es war im
Winter des Jahres 1810, als auf ei
nem Balle in den Tuilerien eine Dame
das größte Aufsehen erregte, nicht
allein durch ihre Schönheit, sondern
auch durch die Menge herrlicher Bril
lanten, mit welchen sie bedeckt war.
„Wer ist die Frau?" fragte Napoleon,
als er die Reihen der Ballschönen
durchschritt. „Es ist Madame Robil
lard, die Frau eines Tabakhändlers,"
war die Antwort. Der gr,ße Korse
wurde nachdenklich und hatte kaum ein
Auge mehr für die Pariser Schönhei
ten. Und am 2S. December desselben
Jahres erschien ein kaiserliches Dekret,
das die Verarbeitung und den Verkauf
der Tabake, die bis dahin in Frank
reich unter dem Namen „Kraut des
Nicot" verbreitet waren, ausschließlich
dem Staate vorbehielt. Dieses Dekret
hat Frankreich, wie einmal einer sei
ner Wirthschaftspolitiker berechnete,
seit dem Jahre 1811 mindestens 10
Milliarden eingetragen.
Dem Thema entspre
chend. Müller (der mit seiner Frau
bei Schulze zu Besuch ist, leise zu
Schulze): Nu hör' blos, wie unsere
Frauen schnattern, über was sprechen
die eigentlich? Schulze: Sie sprechen
darüber, wie die Gänse augenblicklich
im Preis stehen.
Magische KtMograpljte.
Als im Beginn des Vorjahres die
Aufsehen erregenden Entdeckungen der
Engländer Ramsay und Lord Raleigh
die gesammte wissenschaftliche Welt in
Erstaunen versetzten, da schien es fast,
als wenn unsere angelsächsischen Vet
tern den deutschen Forschern wieder
einmal den Rang abgelaufen hätten.
Mit um so berechtigterem Stolze dür
fen die Deutschen jetzt auf den Würz
burger Professor Röntgen hinweisen,
der die Welt mit einer wissenschaftli
chen That beschenkt hat, die eine wei
tere Verschiebung des Marksteines
wissenschaftlicher Erkenntniß in die
geheimnißumwobenen Gebiete der noch
unerforschten Natur bedeutet. Prof.
Röntgen hat die von ihm selbst „Z-
Strahlen", auf Vorschlag des Geheim
raths Köllicker aber „Röntgen-Strah
len" benannten Lichtstrahlen entdeckt,
welche starke chemische Lichtwirkungen
hervorbringen, folglich auch das Pho
das Auge unsichtbar sind, ermöglichen.
Prof. Röntgen.
Wenn man eine gewöhnliche Geiß
ler'fche Röhre, d. h. eine mit einge
schmolzenen Poldrähten versehene,
möglichst luftleer gepumpte Glasröhre
mit einer Ruhmkorff'schen Batterie
verbindet und den Jnductionsfunken
durch diese Röhre hindurchgehen läßt,
so sieht man den negativen Pol (Ka
thode) zunächst von einem schmalen
hellen Saume, dann von einem relativ
dunklen bläulichen Raume (Glimm
licht) umgeben. Die Umgebung des
positiven Pols (Anode) hingegen und
der größte Theil des Zwischenraumes
ist mitSchichten hellen rothgelben Lich
tes erfüllt. Diese Erscheinung ändert
sich wesentlich, wenn man die Verdün
nung der Luft in der Geißler'schen
Röhre beständig weiter treibt. Bei ei
ner gewissen Höhe der Luftverdllnnung
breitet sich das bläuliche Glimmlicht
immer weiter aus. Unter Umständen
erfüllt es das ganze Innere der Röhre.
Dabei ruft das von der Kathode aus
gehende Glimmlicht oder kurz die
besonderer Eigenschaften haben. Die
merkwürdigste davon ist, daß die Ka
thodenstrahlen sich nur gradlinig aus
breiten und nicht, wie sonst der Jn
ductionsfunke zu thun pflegt, umEcken
herumgehen und allen Krümmungen
der Röhre folgen.
Prof. Röntgen's Verdienst besteht
darin, nachgewiesen zu haben,daß diese
durch die Geißler'fche Röhre hindurch
sich fortpflanzenden Strahlen eine
Lichtart sind, welche außerhalb der
Geißler'schen Röhre von dem mensch
lichen Auge nicht wahrgenommen wird
und doch wie die uns ebenfalls unsicht
baren ultravioletten Strahlen der
Sonne starke chemische Lichtwirkungen
hervorzubringen vermag. Die Ent
deckung fand in folgender Weise statt:
Handskelett.
Röhre schickte. Es zeigte sich, daß die
Baryumplatincyanür - Platte noch bis
zu einer Entfernung von zwei Metern
Röhre in einen Pappkarton oder in
eine Holzkassette änderte nichts an dem
merkwürdigen Vorgang. Prof. Rönt
gen kam jetzt auf die Idee, an die
Stelle der Baryumplatincyanürplatte
im finsteren Zimmer eine gewöhnliche
photographische Platte zu exponiren,
und die Platte reagirte ebenso, als
wenn sie dem Tageslichte exponirt
worden wäre. Noch mehr. Es ge
nügte ein Stück photographisch em
pfindlich gemachten Film oder eine
Glasplatte lichtdicht in eine Holzschac
htel einzuschließen und den zu photogri
phirenden Gegenstand vor die Schach
tel zu stellen, um seine Wiedergabe auf
der in der bloßen Holzschachtel stecken
den Platte zu bewirken. Es lag nahe,
diese Ausströmungen für ultraviolette
Lichtstrahlen zu halten, aber ein weite
rer Versuch bewies das Gegentheil.
Wäbrend die ultravioletten Strahlen
den Brechungsgesetzen des Liftes ge
horchen, thun es diese Strahlen nicht.
Sie lassen sich weder durch Spiegel zu
welcher sie, wie Röntgen fand, ausge
ben, und durch den Mangel der Re
flexion und Refraction von den an-
deren Strahlungen, namentlich vom
ultravioletten Licht, das eine starke
Brechbarkeit besitzt. Es bedarf ein der
artiger Apparat also nicht einmal ei
ner Linse.
Diese Strahlen nun, von deren sol
cher gestaltigen Wirkung man bisher
keine Ahnung hatte, und die für das
Auge vollständig unsichtbar sind,durch
dringen, im Gegensatz zu gewöhnlichen
Lichtstrahlen, Holz, Kautschuk, Me-
oder weniger alle sonst undurchsichti
gen Körper. Man kann bei Hellem
Tageslicht mit „geschlos^ener^Kassette"
zwei bis drei Centimeter dicke Bretter
aus Tannenholz die Wirkung nur sehr
wenig, ebenso lassen mehrere Centime
schon in dünnen Schichten eine merk
liche Schwächung der Wirkung hervor
rufen. Die eingeschalteten Gegen
stände werfen infolge dessen je nach
dunkle Schichten auf die photographi
sche Platte. Prof. Röntgen photogra
phirte z. B. die Gewichtstücke eines Ge
wichtsatzes, ohne das Holzetui zu öff
die Geißler'fche Röhre, hier die licht
empfindliche Platte hinstellte, und er
hielt ein deutliches Reliefbild von der
der Platte zugewandten Thürfeite.
Wie die gewöhnlichen Lichtstrahlen
durch Glas gehen, so gehen diese Ka
thodenstrahlen auch durch Weichtheile
Kette und Münzen.
Die beigefügten Abbildungen ver
anschaulichen ein Handslelett eines le
benden Menschen, eine in einer Scha
tulle verschlossen gewesene Kette und
Münzen, die sich in einem Portemon
naie befanden; alle diese Gegenstände
sind mittels der Röntgen'schen Strah
len photographirt worden, ohne dem
Auge sichtbar gewesen zu sein. An dem
Ringfinger des Handsteletts ist deut
lich ein Ring zu sehen. Pros. Rönt
gen's Entdeckung hat bereits in der
Chirurgie Verwendung gefunden, auch
wird dieselbe voraussichtlich der In
dustrie wichtige Dienste leisten.
Der energische Verkäufer.
Prinzipal: Ich denke, ich muß dem
Kleinstüber sein Gehalt erhöhen. Der
Mensch entwickelt eine Energie bei dem
Anpreisen meiner Waare, als ob er
ertlärung machen wollte. So 'was
gefällt mir.
Kleinstüber («otto voc>c>): Frl.
Golding! Maudü Geliebte!!!
Seitdem Dein Vater mir das Haus
verboten, war es der einzige Wunsch
meines schmerzgefolterten Herzens,
nur ewmal noch zu Deinen Füßen zu
liegen; und jetzt, Maud, in diesem
prosaischsten aller Plätze, biete ich Dir
ganzes Sein!"
Unbillig. Advokatenfrau
(zu ihrem Galten, der mit ihr wegen
des verunglückten Mittagessens zankt):
„Mußt Du mir denn immer Vor
würfe machen... Du hast doch sonst
für jeden Raubmörder eine Ent
schuldigung!"
Commerzienrath: Julius,
wie zieht's mer im Rücken und auf
dem Magen, übel und elend bin ich
und werd' immer kränker. Herr
Commerzienrath: Wie haißt, Sarah,
da wollen mer doch dem jungen Dok
tor. der um unsere Rebekka anhielt
und den wir mit dem Jawort hinhiel
ten, gleich zusagen. Dann behan
delt er Dich, und's kostet nix.
Mlühanerinnen der Gegenwart.
Die Zahl der Bildhauerinnen ist
ungemein gering. Sie erscheint ver
schwindend, wenn man vergleicht, wie
viele Frauen sich seit Jahrzehnten der
Schwesterkunst der Malerei widmen.
Das liegt wohl zum Theil daran, daß
die plastische Kunst das Dilettiren fast
ausschließt, vaß sie eine so systemati
sche und energische Schulung verlangt,
daß man sich ihr ganz und ohne Vor
behalt widmen muß. Davor schrecken
natürlich schwächere Naturen von
vornherein zurück. Aber noch andre
Dinge kommen in Betracht, die viel
leicht noch stärker wirken. Die bildhau
erische Arbeit erfordert einen großen
materiellen Aufwand und bietet ge
ringe Erwerbsaussichten. Selbst eine
wohlhabende Familie wird sich schwer
entschließen, für eine nicht durchaus
sichere Begabung so große Opfer zu
bringen. Und wie soll sich eine solche
wickeln kann."
An der Spitze der heutigen Bild
hauerinnen steht die Französin Char
lotte Besnard, die Frau des berühm
ten Pariser Malers. Sie ist die ein
ziae bisher, die sich ebenbürtig neben
die ersten Meister ihres Faches gestellt
bat. Sie arbeitet in Steingut, das sie
in ähnlicher Weise wie die Familie der
Robbia ihre Terrakotten mit einer far
bigen Glasur überziert. Mit dieser
Glasur weiß sie so raffiniert umzuge
hen, daß sie dem Stein wahres Leben
verleiht, die Weichheit des Fleisches.
Unzweifelhaft hat sie starke Anregun
ter auch die Modelle theilt.
Fast jedes Volk hat einige Bildhau
erinnen hervorgebracht. Die Englän
derin Mary Thornycroft, die Hollän
derinnen Minca Bosch-Reitz, eine voll
giltige Künstlerin, und Georgine
Schwartze, die Schwester der großen
Malerin, die Däninnen I. A. Betzo
nich und Nielsing Petersen sind fast
ständige Gäste auf allen Ausstellun
gen in Europa. Eine eigenthümliche
Stellung nimmt die Belgierin Helene
Corneti ein, die mit den männlichen
huldigt. Unter den amerikanischen
Bildhauerinnen ist Edmonia Lewis
interessant, die Tochter eines India
ners und einer Negerin, die ihre Ju
gend auf den Prairien verlebte und
Auch Elisabeth Ney lebt jetzt in Ame
rika. Aber sie ist eine Deutsche vonGe
burt, und ihre künstlerische Thätigkeit
hat sich besonders in München abge
spielt.
Auch in Deutschland giebt es eine
Anzahl von Künstlerinnen, die allen
Schwierigkeiten zum Trotz ihr Ziel er
reicht haben. Sie haben mit Ausnahme
von Henry Geiger, die sich auch an
Aufgaben höheren Stils versucht hat,
alle sich dem leichteren zuge
wandt. Auch hier wirken die wirth
schaftlichen Verhältnisse mit, aber noch
mehr der echt weibliche Zug zum Zier
lichen und Anmuthigen. Das echt
Weibliche in der Kunst zur Geltung zu
bringen, ist ober natürlich ein ebenso
berechtigtes Ziel, wie dem Starken
und Machtvollen nachzugehen.
Wir stellen unsern Lesern die be>
kanntesten deutschen Bildhauerinnen
im Bilde vor und fügen einige Noti
begann früh aus dem Thon der vä
terlichen Ziegelei Porträts und Thiere
zu kneten. Ein Aufenthalt i» Berlin
führte sie in das Atelier Schapers, der
einen Kranz mit Glühlichtrosen trägt,
ist weit verbreitet. Die Künstlerin hat
viele Arbeiten selbst in Stein übertra
a-n-
-in das Atelier eines Bildhauers, nach
dem sie vorher nur heimlich in Wachs
modelliert hatte. Im nächsten Jahre
schon konnte sie öffentlich ausstellen.
Sie hat eigentlich sich selbst unterrich
tet. nur zeitweise haben Nikolaus Än-
»er, ihr jetziger Gatte, Mar Klein und
der Franzose Legros ihre Studien ge
leitet. Eine Figur „Gestrandet", Bild
nisse Berliner Künstler und Kinderbü
sten sind ihre hauptsächlichen Arbeiten,
die letzte eine liebliche „Maria mit der
Lilie."
Marie Schlafhorst ist Rheinlände
rin. Sie kam verhältnismäßig spät zur
Kunst, in der sie Trost suchte und fand
für den Verlust, den sie durch den jä
der Kunst, als sie 1888 aus ihrer Ge
burtsstadt Altena nach Berlin übersie
delte. Sie besuchte die Kunstschule,
später die Fachklassen am Kunstgewer
bemuseum. Seit drei Jahren arbeitet
sie selbststiindig, besonders Bildnisse
und Reliefs.
Lillie Finzelberg ist die jüngste un
ter ihren Genossinnen. Sie ist im No
vember 1872 in Andernach am Rhein
geboren. Schon als Kind zeichnete und
knetete sie mit Vorliebe Scenen aus
dem Kinderleben. Im „Verein Berli
ner Künstlerinnen" wurde sie imZeich
stische Arbeiten. Schon 1890, achtzehn
jährig, stellte sie zum ersten Mal aus.
Ihre sehr anmuthigen, naiven Genre
statuetten haben großen Erfolg ge-
Jahren das „Gänfeliesl".
Die Führer der Boer».
Außer dem Präsidenten Paul Krue
ger hat sich bei den jüngsten Ereignissen
Ober - Commandant General Jou
bert, der „Moltke von Transvaal", in
General Joubert.
besonders hervorragender Weise her
vorgethan. General Joubert, der frü
her ein simpler Wagnermeister war,
hat die Engländer bereits im Jahre
1881 geschlagen und General Joubert
haben es die Boers zumeist zu verdan
ken, daß der Freibeuter Dr. Jameson
trotz seiner bedeutenden Uebermacht
eine vernichtende Niederlage erlitt.
Dr. LeydZ.
Der Diplomat der Südafrikanischen
Republik ist der Staatssecretär Dr.
Levds. welcher von dem Präsidenten
Krüger nach Berlin gesandt, die Jn
hat.
Hübscher Ersatz.
„Können Sie vierhändig spielen,
Herr Lieutenant?"
diges Fräulein, daß ich Pedal trete!?"
Schwacher Trost. Erste
alte Jungfer: „Es scheint, wir müssen
wmigstens emmal «neu Tag
—S chlimmeAusrede. Mann
(der von seiner Frau unversehens von
Auch ein Beispiel. Bä
ckermeister (entrüstet): Wenn das Mehl
halbwegs im Preise sinkt, heißt's
gleich: Die Semmeln könnten nun
auch 'was größer sein; hingegen kann
das Leder noch so billig sein und ich
hab« nie bemerkt, daß die Schuster
deswegen die Stiesel größer machen
thäten.
Chinelische Rechtspflege.
Die Zopsträger deß „Reiches der
Mitte" suchen nur in seltenen Fällen
Schutz und Recht bei ihren Mandari
nen. Nicht daß die mit geringen Ver
änderungen seit vielen Jahrhunderten
bestehenden Gesetze etwa ungerecht
oder unklar wären; im Gegentheile,
Es ist nur die Handhabung der Gesetze
seitens der Mandarinen,»die Bestech
lichkeit und Nachlässigkeit derßeamten,
die Grausamkeit der Foltern und
Strafen, welche den Chinesen bewe
gen, nur in Fällen der äußersten Noth
wendigkeit zu den Gerichten seine Zu
flucht zu nehmen. Thatsächlich wer
den im ganzen Reiche kleinere Streit
fälle immer zuerst den Häuptern der
Familie vorgelegt, welche ihr Urtheil
nach uralten Traditionen und Gebräu
chen fällen. Ist doch das Familien
leben wie das ganze Staatswesen Chi
nas nach patriarchalischen Grundsätzen
Gerichtssitzung,
geregelt, der Ortsvorsteher ist der Va
ter aller Einwohner, derProvinz-Gou
aller Chinesen. Derselbe Geist erfüllt
auch die Rechtspflege. Das chinesische
Gericht kennt keine Rechtsgelehrten,
keine Advokaten und Staatsanwälte.
Der Mandarin des Ortes, des Di>
striktes oder der Provinz ist der allei
nige Richter, nur das Recht über Leben
und Tod liegt in den Händen des Kai
sers.
Bei den vielen Obliegenheiten des
Mandarins gebricht es ihm selbstver
ständlich an Zeit, den verschiedenen
Streitfällen besondere Aufmerksam
keit zuzuwenden. Das Verfahren ist
summarisch. Der Fall wird vorge
tragen, und ist die Zeugenvernehmung
vorüber, so erfolgen Urtheilsspruch
und Strafe auf der Stelle. Dann
kommt der nächste Fall an die Reihe,
und so geht es fort, bis der Mandarin
die Sitzung abbricht.
Dabei ist das ganze Rechtsverfahren
öffentlich. Es spielt sich sozusagen
auf der Straße ab, und der Besucher
chinesischer Städte hat auf seinen
Wanderungen fast täglich Gelegenheit,
Strafe für Kupplerinnen,
etwas davon zu sehen, seien es Ge
fängnisse oder Bestrafungen, Gerichts
sitzungen oder Foltern. Je größer die
Stadt, desto häufiger sind diese, kei
neswegs immer vollkommenen, Gele
genheiten. Die Prügelstrafe spielt in
der chinesischen Rechtspflege eine große
Rolle, will aber der Schuldige dieser
entehrendenStrafe entgehen, und kann
er Richter und Schergen nicht bestechen,
gelknaben anwerben, der für ihn die
Strafe empfängt. Aber nicht nur die
sen Bastonnaden, auch Gefängnißstra
fen, ja sogar der Erdrosselung oder
Enthauptung kann der Berurtheilte
sich dadurch entziehen, daß er Stell
ist, sich für andere prügeln und ein
sperren zu lassen. Mit der Zeit wer
den die in Mitleidenschaft gezogenen
mit dem Lösegeld?, das sie mit ihrem
Verbrecher im Kang.
setzlich erlaubt. So werden beispiels
weise Frauen selten wirklich bestraft,
denn ihre Männer und Kinder geben
sich zur Erduldung der Strafe her.
Häufiger noch als die Bastonnade
kommt in China die Strafe des Kang-
Tragens zur Anwendung. Der Kang
besteht aus zwei Brettern, welche an
den Innenseiten mit Ausschnitten für
den Hals versehen, dem Verurtheilten
als eine Art Halskrause angelegt und
durch Ketten oder Riegel mit einander
verbunden werden. Diese 'Halsbret
ter, etwa 24' bis M Zoll im Geviert
während der ganzen Strafdauer von
ein bis drei Monaten, Tag und Nacht
auf dem Nacken des Unglücklichen, der
sich also niemals niederlegen kann,
sondern stehend oder sitzend schlafen
muß. Ebensowenig kann er seine
Hände zuck Kopfe Nah
rung zu sich nehmen, und muß also
durch mitleidige Passanten oder
Freunde gefüttert werden. Papier
streifen, auf die Bretter aufgeklebt,
enthalten seinen Namen, das Verbre
chen und die Dauer der Strafe. Diese
Strafe haben auch Frauen zu erdul
den.
Die chinesischen Gefängnisse sind
Ben in der Umgebung der Gefängnisse
scharf bewacht. Am entsetzlichsten sind
die Gefängnisse der zum Tode Verur
theilten. „Niemals werde ich," schreibt
ein Reisender, welcher ein solches Ge
fängniß besucht hat, „den entsetzlichen
men nach: Hyänen in Menschengestalt,
ihre schmutzstarrenden, mit Aussatz be
deckten Körper nothdürstig in faulende
Hinrichtung.
Kleiderfetzen gehüllt; mit entsetzlichem
Geheul erhoben sich diese Elenden bei
unserem Eintritt von dem feuchten,
unflätigen Boden und stürzten mit
wirrem Haar und stierem Blick auf
uns zu, um ein paar Kupfermünzen
zu erhaschen! Erleichtert athmeten
wir auf, als wieder die geschlossene
Thüre uns von ihnen trennte." Mo
natelang müssen die Verurtheilten hier
desurtheils von Peking herabkommt,
denn nur bei Aufständen, im Kriegs
falle oder bei außergewöhnlichen Ver
brechen hat der Provinz-Gouverneur
das Recht über Leben und Tod. Sonst
gelangen alle Todesurtheile, und es
sind deren Tausende in jedem Jahre,
vor den Kaiser, der sie gewöhnlich im
Herbst zu prüfen Pflegt. Um die Na
men derjenigen, denen er jdas Leben
schenkt, zieht er mit seinem rothen
Bleistift einen Kreis; die anderen ver
fallen dem Henker. Sind die Doku
mente von Peking eingetroffen, so Wied
mit der Vollstreckung des Urtheils
nicht länger gezögert. Der Weg der
Unglücklichen zum Richtplatz ist nicht
lang. Sie werden in neue Kleider ge-
Enthauptung von Seeräu
bern.
steckt und ohne Weiteres geköpft oder
erdrosselt. Für Elternmörder besteht
die gesetzliche Todesart darin, daß der
Berurtheilte,.wie die Vorschrift lautet,
angewendet. Erst wenn er sein Ge
ständniß selbst unterschrieben hat, und
häufig genug unterschreibt auch der
Unschuldige ein solches, um der Tor
tur zu entgehen, wird ihm die Strafe
zugemessen. Die gebräuchlichsten Fol
tern sind eine Art von Hand- und
Fußschrauben, Knien auf Ketten, auf
Glassplittern gemischt mit Salz u. s.
w. Das Entsetzliche der Sache liegt
Aus dem Gerichtssaal. Rich
ter: „Aus den Akten ist ersichtlich, daß
Sie bereits zweimal wegen Diebstahls
bestraft wurden." Angeklagter: „Aber
Herr Richter, wo bleibt denn da daS
Amtsgeheimniß?"
Vorausschauend. Ei»»
Dame erzählt während ihres Besuchet
bei Frau Müller von einem Damen
schneider. welcher in Brautkleidern
ganz Ausgezeichnetes leiste. Nach
Fortgang des GasteS wendet sich die
fünfjährige Paula leuchtenden Auge»
an die Mutter: .Mami Hätz Di»
Dir seine HdressegemerM'^.,^