Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 21, 1896, Page 2, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    2 DasltiuMcheri.
Unter den Herzen, die cuf kZrden
ruhelos pochen, ist das Frauenherz der
Inbegriff von Seligkeit und Wehe.
Ihrem seelischen und physischen Or
ganismus nach feinfühlend und
schwach,gleicht die Frau einer Mmose,
die, sobald eine ziehende Wolke die
Sonne verhüllt, ihren Kelch 'schließt,
ihr Gemüth erbebt beim leiseskn Druck
in Verstimmung. Sie leidet Im täg
lichen Leben geheimnitzvolk Qualen,
denn sie ist wehrlos in ihrer Stellung
der Welt gegenüber. Wenn der Mann
beleidigt wird, so kann « sich vertheil
Schwert und Fever. Für die Frau
aber, die verletzt wirb, gibt es nur eine
Waffe: das Schweigen. Narben und
Wunden des Kampfes sind für den
Mann eine kein rohes Wort
kann sein Herz brechen und keine
Staubwolke der Verfolgung seine
kühne Stirn beflecken. Wenn aber
dasselbe rohe Wort in die Seele der
Frau dringt, so zerreißt in ihr eine
Saite und die innere Harmonie löst
sich in einen schrillen Mißton aus.
Und doch besitzt diese schwache, wehr
lose und seinsllhlende Frau eine
Macht, durch welche sie im täglichen
Leben, in der Gesellschaft, im Staat
und in der Geschichte der Menschheit
sich über den Mann erhebt und die
Welt beherrscht. ES ist die Liebe.
Im Leben des Mannes bildet die Liebe
nur eine angenehme Episode; bei der
Frau ist sie ihr ganzes Leben. Für
den Mann ist die Welt sein Herz; der
Frau ist das Herz ihre Welt. Immer
zu lieben, ist der brennende Durst, das
tiesinnerste Wesen des Frauenherzens.
Die Liebe ist der Glauben der Frau,
das Ziel ihres Daseins, ihr Himmel
aus Erden und auch ihre Hölle. Und
der Kern dieser Liebe, das ewige Lied,
endlos singt, ist der Wunsch und
Drang: glücklich zu machen. Die Frau
besitzt, im Gegensatz zu dem Mann, die
Fähigkeit, sich selbst zu vergessen. Sie
ist darum großer Opfer fähig und be
rufen, „Glück zu bringen"; denn wah
res Glück bereiten wir nur da, wo wir
nicht an uns selbst denken. Wie weni
gen Frauen aber ist es vergönnt, die
ser Flamme, die in ihr loht, zu leben?
Ihre Hoffnungen sind aus Sonnen
schein gewoben, die nur zu oft durch
die Schatten eines berufslosen Da
seins zunichte gemacht werden. Die
Frau von Geist und Herz leidet, so
lange sie nicht voll lieben und dem In
dividuum, der Gesellschaft und der
Menschheit in und durch die Liebe die
nen und Opfer bringen darf, mag bie
Vorsehung ihre Wiege unter einStroh
dach oder unter die goldgezierten Hal
len eines Palastes gestellt haben. Die
tiefe Schwermuth, das traumhafte, oft
apathische Wesen, die ewige Nervosität
und die geheimnißvollen Thränen, die
wir oft an Mädchen beobachten, sind
nichts anderes, als die Zeichen einer
tiefen seelischen Verstimmung, einer
Verstimmung, durch welche sie instink
tiv ober bewußt leiden, daß sie, statt
als Gattin und Mutter dem Beruf der
Liebe zu leben, ein vereinsamtes Da
sein führen müssen.
Der «««scheide»»« «utz.
Eine hübsche Geschichte aus der Ju
gendzeit des verstorbenen belgischen
Staatsmannes Frere Orban ist die
seiner Vermählung mit Fräulein Or
ban. Frere war damals noch ein ganz
junger Advokat, der bereits durch sein
Rednertalent die Aufmerksamkeit auf
sich gezogen, aber noch keine große Be
deutung innerhalb feiner Vaterstadt
Lüttich hatte. Frl. Orban liebte den
jungen Mann und die jungen Leute
hatten sich heimlich verlobt. Als Frere
jedoch mit dem ofsiciellen Heirathsan
trag herausrückte, wurde er abgewie
sen. Da faßte Frl. Orban einen he
roischen Entschluß. Eines Abends im
Theater begegnete sie ihrem Bräuti
gam, und vor der ganzen Gesellschaft
umarmte sie ihn und küßte ihn herzlich
auf beide Wangen. Nach dieser un
zweideutigen Kundgebung konnten die
hartnäckigen Eltern nicht umhin.nach
zugeben und, um den Skandal zu ver
meiden, die Verheirathmig zu gestat
ten. Fräulein Orban hatte wahrlich
nicht schlecht gewählt. Seit seiner Ver
heiratung und inErinnerung an dies«
Begebenheit fügte Frere den Namen
seiner Frau dem seinigen bei und
nannte sich fortan Frere-Orban.
«t««r Blume dift »u «ieich.
Einer Blume bist du gleich.
Prächtig anzuschauen;
' Wär'st in einem Märchenreich
Königin der Frauen.
Und trotzdem mein Herze schweig'.
Laß' dein dummes Wallen:
Einer Blume bist du gleich.
Doch von Eiscrystallen.
Leipzig in der Fremde.
muß lhre Spra.
so. Und wo waren Sie da? In
Dräsen.
Euphemismus. A.: Wo
her haben Sie denn daS Zittern be
kommen? B.: Vom vielen Heben. A.:
Was haben Sie denn gehoben? V.:
Volle Biergläser!
Jmßt st auran t. Der klei
ne Hans: Papa, der Mann drüben am
Tisch hat eben Über Dich geschimpft.
Papa: So, was sagte er denn? Hans:
Ich sei schlecht erzogen! -
Der Kritische Tag.
Daß die Provinz Schlesien «in
wunderschönes Ländchen ist, das
SchmiMästchen des preußischen Staa
tes, daran wird Niemand zweifeln,
welcher die landschaftlichen Reize der
selben kennen gelernt oder gar wie ich
das Glück gehabt hat, darin geboren
zu werden. Wer kennt nicht Heu be
rühmten Grünberger Rebensaft, die
'Bunzlauer Topfwaaren, di« Gnaden-
Jauer'schen Würste? Zwischen all'
diesen Herrlichkeiten, im Reiche deS
Rübezahl, unweit des idyllischen
Städtchens H —berg, lag mein Besitz
thum, ein kleines Landguts welches ich
als Erstgeborener des Herrn M., mei
nes Vaters, noch dessen Tode über
nommen hatte.
Als mein Vater starb, stand ich in
der herrlichsten Blüthe meiner Flegel
jahre und war eigentlich nichts weiter,
als gelernter Gutsbesitzerssohn. Meine
Mutter übernahm die Verwaltung,
ich bei der Artillerie ein und diente
mein Jahr mit Glanz ab. Ich lernte
nun auch das schöne Geschlecht schätzen,
Gedichte. Sonst konnte man mir wei
ter nichts Schlechtes nachsagen.
Nach dem Tode meiner Mutter wid
mete ich mich ganz derLandwirthschast
und ging vollständig in meinem Be
rufe auf. Ich hatte die größten Kar
toffeln, die kräftigsten Pferde und die
besten Milchkühe. Nur eine Frau
fehlte mir noch. In meiner Ge
meinde bekleidete ich die Stelle des
Amtsvorstehers, und der Kriegerver
ein hatte mich, da ich inzwischen Re
servelieutenant geworden war, zum
Vorstand erkoren. Solch' einem be
deutenden Manne konnte es natürlich
nicht an passenden Partien fehlen,
aber ich fand bald, daß die Wahl einer
Lebensgefährtin nicht so leicht sei.
Endlich entdeckte ich in dem reizenden
Bad Landeck die Gesuchte. Sie war
jeder Zoll ein Engel und hieß Ida.
Ich kam, sah und war futsch. Da ich
einmal im Bad anwesend war, machte
ich ihr die Cour. EL war aber noch
ein Bekannter von mir anwesend, ein
Rechtsgelehrter, .welcher mir neben
buhlte. Mein angenehmes Aeußere
trug jedoch den Sieg davon, und die
Folge waren Verlobungskarteyi bald
nachher Standesamt und Hochzeit.
Bevor es zur Hochzeit kam, hatte ich
jedoch noch ein kleines Abenteuer zu
bestehen. Der abgewiesene Rechtsge
lehrte erzählte nämlich aus Roche der
Mutter meiner Angebeteten, ich hätte
einige schlechte Witze über die Schwie
germutter verfaßt und dieselben sogar
abdrucken lassen. Aufgebracht über
die bodenlose Unverschämtheit, daß ich
als unverheiratheter Grünschnabel ge
wagt hatte, einen Stand anzugreifen,
dem sie bereits in «p« angehörte, fiel
sie zuerst in Ohnmacht, und als sie
wieder herausgefallen war, fiel sie
über mich her. Leider mußte ich be
kennen, daß ich die unseligen Kalauer
wirklich auf dem Gewissen hatte,
schwur aber hoch und theuer, derglei
chen nie wieder zu thun. Sie jedoch
wollte die Verlobung sofort rückgän
gig machen. Als letztes Rechtferti
gungsmittel führte ich noch an, daß
ich zur Zeit, als ich die Witze beging,
sie noch nicht gekannt hätte, denn erst
jetzt wjsse ich, daß mit einer Schwie
germutter nicht zu spaßen sei. Meine
Bitten und die Thränen meiner Braut
erweichten endlich ihr Herz. Ich er
wies ihr von nun ab die größte Ehr
furcht, und bald war ich ihr erklärter
Liebling. Ihre Güte ging so weit,
daß sie mir versprach, die ersten vier
Wochen nach der Hochzeit bei uns zu
wohnen, und unser Heim einzurichten.
Das war ein harter Schlag für mich,
und beinahe hätte ich die Verlobung
wieder aufgehoben. Doch ein Blick in
die Augen meiner Ida, und ich ergab
mich in mein Schicksal.
Der Hochzeitstag kam und auch die
gute Mama. Ersterer war nach vier
undzwanzig Stunden vorüber, letztere
dauerte drei Wochen. Dann gelang
es mir, sie fort zu „graulen", indem
ich ihr stets widersprach und die
schlechtesten Cigarren rauchte. Hun
dert Stück für 2 Mark 50 Pf. Als
die Schwiegermutter das dritte Rad
am Zweirad. Wir lebten nun wie
Gott in Frankfurt. Der Himmel
hing uns voller Stradivariusgeigen,
wir pantschten in Seligkeit. Ich war
der glücklichste aller sterblichen Ehe
schwert in Gestalt der Schwiegermut-
Wenn dieselbe nun auch nicht
gerade an einem Pferdehaar über
Wesen wäre.'so war ich doch feit ihrem
letzten Besuche durch die Erfindung
der Dampfmaschine und deren Ver
wendung bei der Eisenbahn keinen
Personenzug sicher vor ihr.
Sechs Monate waren inzwischen
verflossen. Eines schönen Vormittags
im Spätherbst saß ich mit meiner
Frau am FrUhstiickstisch. Der Tag
schien warm zu werden. Die silbernen
Fäden des älteren Damensommers
ligellen durch die Luft, .welche von
wunderbarer Durchsichtigkeit war.
Die grüßte auS dkr Ferne
freundlich h'.rüber, und der Herr Rü
bezahl swnd wohl oben und freute sich
über das Treiben der Menschen. Ich
hatte beschlossen, einen kleinen Jagd
zug zu machen, um womöglich mit
meinen kurzsichtigen Augen ein unvor
sichtiges Häslein zu erspähen, welchem
ich dann das Lebenslicht ausblasen
wollte. Morgen gedachte ich mit mei
ner besseren Hälfte einen Ausflug nach
der Ruine K. zu unternehmen und
freute mich bereits auf den schönen
Spaziergang. Ich zündete mir jetzt
eine Cigarre an, und meine Frau, die
bis dahin eifrig die Zeitung studirt
hatte, legte diese jetzt bei Seite und
st
nicht nach der Ruine gehen können."
„Aber warum denn nicht, Herz
chen?" fragte ich verwundert. „Ich
wüßte doch nichts, was uns daran
hindern könnte. Oder willst Du
plötzlich große Wäsche halten?"
„Ach nein," erwiderte sie, „aber hier
kannst Du es selbst lesen: Morgen kri
„das ist so eine Erfindung vom Pro
fessor Falb. Seine schlimmen Pro
phezeihungen haben das Gute, daß sie
niemals eintreffen. Nein, Kind, durch
diesen Falb lasse ich mir kein Vergnü
gen verderben. Meinetwegen kann er
über die Tage kritisiren, so viel er
will."
Meine Frau nahm jedoch Partei
für den Herrn Falb und sagte in et
was gereiztem Tone:
„Ich halte die Theorie desProsessors
für ganz richtig und habe mich schon
öfter davon überzeugt."
Als ich meine Ueberzeugung verthei
digte, schwieg meine Frau zuletzt.
Auch ich hüllte mich in Schweigen,
und so gab ein Wort das andere.
Endlich sagte meine Ida, indem sie
aufstand:
gut, wenn Du es besser wis
sen willst, so fliege nur allein aus.
Ich habe keine Lust, mir «ines tyran
nischen Mannes wegen einen
Schnupfen zu holen. Du entschul
digst mich wohl jetzt, ich muß der Kö
chin einige Anordnungen geben"
und sie verschwand. Unter der Thür
wünschte sie mir noch eine gute Jagd.
Auch das noch! Glück zur Jagd!
„Na," dachte ich, „das kann gut
werden!"
Verstimmt nahm ich mein Mordge
wehr, jagte vorsorglich den Hund wie
der zurück und zog durch die Wälder,
durch die Auen. Drei Stunden war
ich bereits herumgelaufen, ohne auch
nur etwas Hafenähnliches gesehen zu
haben. Da, endlich scheint mir das
Glück zu lächeln. Vor mir, in einem
niedrigen Gebüsch höxe ich ein Ge
räusch. Kein Zweifel' ein wirklicher
Hase sitzt darin. Ich lege an und
schieße durch die Zweige.
„Au, Himmel Donnerwetter!" tönt
es mir entgegen, und ein Herr in ei
nem Costllm a la Robert und Bertram
kriecht hervor. „Herr," schreit er mich
an, „sind Sie denn verrückt, auf wehr
lose Menschen zielen Sie?" Dabei
fuchtelte er mir mit einem riesigen
Knüppel vor der Nase herum.
„Entschuldigen Sie," sagte ich,
„aber gezielt habe ich nicht auf Sie,
sonst hätte ich Sie nicht getroffen. Wo
ist der Schuß hingegangen?"
„Hier," sagte das Individuum und
ließ mich durch eins der vielen Löcher
seiner beinah' ganz Unaussprechlichen
die Wunde in Augenschein nehmen.
Zwei Schrotkörner waren ein Stück
chen unter die Haut eingedrungen,
welche ich sogleich entfernte, d. h. nicht
die Haut, sondern die Schrotkörner.
„Wollen Sie auch ei» Stück Verband
zeug?" fragte ich.
„Sie würden mich sehr verbinden,"
edle Fechtbruder, und ich
„So," sagte er, als das geschehen
fünf Mark, dann wird die
todtgeschwiegen. Ich bin nämlich der
Stumme, welcher immer Sonntags
vor der Kirche in H —berg steht."
Auch diese Schußprämie bezahlte
ich noch. Bei dieser Gelegenheit fand
ich, daß auch Lumpen nicht mehr be
scheiden sind.
Ich stellte nun die Jagd ein und
gingnach H—berg, zu einem bekann
ten Wildhändler. Derselbe hatte aber
sein Lager bereits geräumt, weil heute
Morgen verschiedene Herren von einer
Jagd in Z. zurückgekehrt waren. Nur
ein ziemlich abgelebter Hase war noch
zu haben, den ein Bauer mit einem
Knüppel erschlagen hatte. Ohne Beute
konnte ich unmöglich nach Hause kom
men, wenn ich mich nicht vor meiner
Frau lächerlich machen wollte. Also
erstand ich das elende Vieh und trat
den Heimweg an. Als ich wieder freies
Feld erreicht hatte und mich unbemerkt
glaubte, legte ich den erschlagenen Ha
sen zur Erde und schoß ihn todt. Eben
bin ich im Begriff, den zweimal Ge
tödteten aufzuheben, da steht der Be
sitzer des Grundstücks, Herr P., hinter
mir, welcher mich persönlich kannte.
„Herr M.," sagte er, „es thut mir
leid, daß Sie hier auf meinem
»nd Boden wildern. Die Jagdgesetze
sind Ihnen wohl bekannt, Sie werden
die Folgen tragen müssen."
„Aber um Gotteswillen, ich habe ja
gar nicht gewildert, lieber Herr P.,"
sagte ich. Er nahm aber die Sache
sehr ernsthast, und um nicht noch als
Wilddieb bestraft zu werden, blieb mir
nichts mehr übrig, als die Wahrheit
zu sagen. Er lachte herzlich, versprach
aber zu schweigen. Ich war froh, daß
es noch einmal gut abgelaufen war,
und versprach meinerseits, ihn, wenn
ich einmal nach H—berg käme, zu ei
ner Flasche Sekt einzuladen.
Ohne weiteres Abenteuer erreichte
ich mein Heim und schwor im Stillen,
nie wieder ein Jagdgewehr anzurüh-
ren. Meine Gattin bekam ich nicht zu
sehen; angeblich hatte sie Kopfschmer
zen. Ich schickte den Hasen in die
Küche und ließ mir dann das Essen
vortrefflich schmecken. Den gehabten
men. Der Empfang von ihrer Seite
war ziemlich kühl. Das Essen verlief
demgemäß schweigsam. Ich machte
verschiedene Annäherungsversuche, die
selben waren aber ohne Erfolg.
Aergerlich darüber, wollte ich mein
Arbeitszimmer aufsuchen, da fragte
mich meine Gemahlin:
„Lieber Mann, willst Du den mit
gebrachten Hasen morgen essen?"
„Ja, natürlich! Das ist doch eine
dumme Frage. Zum Ausstopfen habe
ich ihn doch nicht mitgebracht," ent
gegnete ich gereizt.
„Ich dachte nur so," meinte sie,
„da muß er heute noch geschlachtet
werden."
„Geschlachtet!" rief ich erschrocken.
das Blut muß doch erst aus ihm her
aus. Bis jetzt hat er noch keinen
Tropfen verloren. Sage mir doch,
liebes Männchen, wo sitzt denn der
Schuß? Ich kann ihn nicht finden."
Allmächtiger! Mir begann es zu ta
gen! Ich hatte vorbeigeschossen. Nun
mußte ich das Jägerlatein zu Hilfe
nehmen.
„Ja." sagte ich, „den Schuß wirst
Du freilich nicht finden. Ich habe ihn
nämlich gar nicht geschossen. Die
Sache war eigenthümlich. Ich sah
das Thier in einer Furche sitzen,
pürschte mich leise heran und schlug
ihm mit dem Kolben den Schädel
ein."
Sie lächelte ein wenig spöttisch und
erwiderte:
„Das ist freilich originell. Aber
Du hast ihm nicht den Schädel einge
schlagen, sondern das Kreuz, denn der
erstere ist ganz heil."
„Nun ja," sagte ich gekränkt, „so
ein Hase läuft schnell, da sieht man
nicht genau, wo man hinschlägt."
„Ja, überhaupt wenn er in einer
Furche sitzt! Ich danke für die Auf
klärung, Herr Münchhausen," sprach
sie und lachte dabei so recht nieder
trächtig.
Ganz aufgebracht über ihren Spott,
sagte ich in verweisendem Tone:
„Du hast gut reden. Es war übri
gens der letzte Hase, den ich geschossen
habe. Von jetzt ab kannst Du ja sel
ber auf die Jagd gehen."
„Ach, da schicke ich doch lieber die
Köchin auf den Markt, das ist das
selbe," sprach sie und lachte noch im
mer.
Jch ging mit Riesenschritten im
Zimmer umher und suchte meinen
Aerger zu verbeißen. Nach einer län
geren Pause fragte mich Ida wieder
mit der gewohnten zärtlichen Stimme:
„Nicht wahr, liebes Männchen, den
Ausflug nach der Ruine lassen wir
morgen? Du wirst sehen, Falb hat
recht. Also bleiben wir zu Hause."
„Fällt mir ja gar nicht ein,"
brummte ich. „Wenn Du an Deinem
Aberglauben festhalten willst, kannst
Du ja hier bleiben. Ich gehe, unh
um Dir zu zeigen, was ich von den
kritischen Tagen halte, nehme ich nicht
einmal einen Schirm mit. Punktum!"
„Schön, mein gestrenger Herr Ge
mahl. Dann wünsche ich Ihnen viel
Vergnügen, denn morgen schlafe ich
wahrscheinlich noch, wenn Sie aufbre
chen. Ich gehe jetzt zur Ruhe, denn
meine Kopfschmerzen sind wieder hef
tiger geworden. Gute Nacht!"
Ab durch die Mitte.
Da stand ich nun allein und ver
lassen. Und wer trug die Schuld an
unserem ersten ehelichen Zwiste? Der
Professor Falb. - Am liebsten hätte ich
mich mit ihm auf Pistolen geschlagen.
Soll ich nachgeben und Abbitte leisten?
Nein, nur das erste Mal keine
Schwäche zeigen, das würde sie ver
wöhnen, und ich müßte immer nach
geben. Meine Stimmung wurde im
mer unbehaglicher, ich mußte etwas
thun, um mich abzukühlen. Ich ließ
den Einspänner vorfahren und gon
delte nach H—berg. Es war schon
10 Uhr Abends, aber ich hoffte im
„Löwen" noch einige Bekannte anzu
treffen, um den Abend angenehm zu
verleben. Richtig, als ich eintrat, sitzt
an einem der Tische Herr P. Bald
saß ich neben ihm. Er war noch un
beweibt und folglich lustig und guter
Dinge. Bald kam das Gespräch auf
das heutige Jagderlebniß. Um mein
Versprechen einzulösen, bestellte ich
eine Flasche Sekt, dann noch eine,
dann kamen noch mehrere Bekannte
dazu, und bald war eine fidele
Kneipkur im Gange.
Ziemlich benebelt fuhr ich spät nach
Haufe. Als ich aufwachte, war es
mir recht kalt. Ich wollte mir die
Bettdecke höher ziehen, fand aber keine.
Als ich mich nach ihr umsah, bemerkte
ich, daß ich noch im Wagen saß, wel
chen das kluge Pferd bis vor das
Thor gezogen hatte. Auf mein
Klopfen wurde schnell geöffnet, denn
die Dienstboten waren schon munter.
Ich schlich mich in's Wohnzimmer und
ließ mir schwarzen Kaffee und einen
sauren Höring bringen. Durch mei
nen Kopf, welcher mir schrecklich
kommen war. Ich sah durch das
Fenster; der Tag versprach schön zu
werden. Das war ja schon eine Ge
nugthuung. Es war 5 Uhr. Ich
legte mich auf das Sopha und befahl,
mich um 8 Uhr zu wecken.
Die Zeit war bald da. ich erhob mich
und machte etwas Toilette. Der Kopf
brummte mir, wie ein Waldteufel.
Bald darauf ließ mich meine Frau
zum Frühstück bitten.
„Ich lasse mich entschuldigen," sagte
ich zum Dienstmädchen, „ich habe
Kopfschmerzen. Aber nein, das geht
nicht, ich werde gleich erscheinen."
so schön und rosig auS, daß ich allen
Groll vergaß. Ich setzte mich neben
sie, schlang den Arm um sie und wollte
ihr den fälligen Morgenkuß geben.
Sie aber machte sich los und rief:
„Aber pfui, Adolph, Du riechst ja
ganz abscheulich nach Häring. Du
weißt doch, daß ich den Geruch nicht
vertragen kann."
Ich war durch diese Eröffnung wie
der nüchtern geworden und löffelte,
ohne zu sprechen, in meiner
um.
Sie brach das Schweigen und
fragte, indem sie mir in die Augen
sah:
„Sag' 'mal, Männchen, wo bist Du
denn die ganze Nacht gewesen? Dein
Bett ist ja unberührt geblieben."
„Ach," entgegnete ich leichthin, „ich
habe gestern bis nach Mitternacht ge
schrieben. Da wollte ich Dich nicht
mehr stören und habe mich für den
Rest der Nacht auf das Sopha gelegt.
Aber nun gehen wir zusammen nach
der Ruine, nicht wahr, mein süßes
Schätzchen?" schmeichelte ich und küßte
ihre kkeine Hand, welche gegen Hä
ringsgeruch unempfindlich war. „Sieh
doch einmal hinaus, wie herrlich die
Sonne scheint. Da ist doch nichts von
einem kritischen Tage zu bemerken."
„Nein, gehe nur allein, ungläubiger
Thomas. Das Wetter kann sich noch
zehnmal ändern. Ich gehe heute nicht
mit," sprach sie und blieb auch dabei.
Obgleich ich mich eigentlich lieber in's
Bett gelegt hätte, durfte ich mir doch
keine Blöße geben. Ich machte mich
also auf den Weg, beschloß aber nur
bis nach H —berg zu gehen.
Am Ausgange des Dorfes begegnete
mir der Briefträger, welcher mir eine
Depesche übergab. Ich öffne dieselbe
und lese:
„Liebe Kinder! Komme heute Mit
tag um 1 Uhr 20 Min. mit dem
Schnellzuge zu Euch. Komme Du,
lieber Schwiegersohn, mit dem Wagen
nach H —berg auf den Bahnhof. Eure
Mir war zu Muthe wie einem Hei
zer, wenn der Dampfkessel platzt.
Schnell machte ich Kehrt und eilte nach
Hause. Hier sank ich auf einen Ses
sel und war nur noch im Stande,
„Cognac!" zu rufen.
schrak sie über mein Aussehen und
fragte ängstlich:
„Um Gotteswillen, liebes Männ
chen, hast Du denn ein Gespenst ge
sehen?"
„Nein, noch nicht," stammelte ich,
„abet um 1 Uhr 20. Min. —" weiter
brachte ich nichts heraus.
„Aber was ist Dir denn, so sage es
doch," rief Ida zärtlich und küßte mich
auf den Mund, obgleich der Härings
geruch noch nicht verschwunden war.
„Ich dachte. Du wolltest nach der
Ruine gehen?"
„Ist nicht mehr nöthig sie kommt
zu uns."
„Wer kommt? Die Ruine?"
„Ach, Unsinn! Hier lies selber," sagte
ich und gab ihr die Uriasdepesche.
„Ah, die Mama kommt heute!"
„Ja, Dein« Mama, meine Schwie
germama kommt und noch dazu mit
dem Schnellzuge. Aber nun, geliebtes
Weibchen, muß ich Dir Abbitte thun,
Dir und dem Herrn Falb. Hier zu
Deinen Füßen kniee ich und bekenne:
Groß und erhaben ist Deine Theorie,
weiser Herr Professor, und glorreich
ist Dein Glaube, mein Schätzchen, be
lohnt, schrecklich aber mein Zweifel be
straft worden. Heute ist ein kritischer
Tag allererster Ordnung! Nie will ich
wieder daran rütteln, und zur Buße
lasse ich jetzt anspannen, fahre nach
dem Bahnhof und hole die Schwie
germutter!"
Da» kluge Gretelei«.
Hänschen, liebes Hänschen mein,
Was ist's, was ist's mit Dir?
Du läßt mich seufzen ganz allein
Und schaust nicht um nach mir!
Ja schaust nicht um ein einzigmal
Und alle Liebespein,
Die trag' ich alle allzumal.
Ich armes Gretelein."
Das Hänschen hört des Mädchens
Klag'
U«d sieht gar blöde d'rein,
Denn ach, es ist so zag, so zag,
Und 's Mädchen gar so fein!
Drum schaut er um kein einzigmal
Und trägt die Liebespein
Viel lieber alle allzumal
Um's holde Gretelein!
Elend sah ein Knabe an,
Jung Fritzchen zubenannt;
Der nahm sich gleich des Mädchens an,
Und bot ihm Herz und Hand.
Der Knabe aber, der verstand's
Die Mägdlein zu umsrei'n,
Und schnell vergaß den dummen Hans
Das kluge Gretelein!
Der HeirathSjäger.
Gras: „Ich weiß nicht, ob ich sie Heira
then soll oder nicht. Ihr Vater hat
ein Kleidergeschäft." Herzog: „In
Kleidern steckt Geld." Graf: „In
Begreiflich. Studiosus
(vor dem Portrait seines Onkels):
„Was, dieser heitere, joviale Mann
soll mein Onkel sein? Da ist doch keine
Äpur von Aehnlichkeit!" Maler:
Ihren Onkel immer an, und haben
ihn daher noch nie heiter gesehen!"
In der Rkitbayn.
Bon E. Fahrow.
Es war eine frostige Luft heul,
wenn auch die Straßendämme noch
weich wie Kitt erschienen; selbst hier
in der Reitbahn tonnte man den Win
ter spüren, obwohl sie geschützt und
sogar etwas geheizt war. Lilian Fo-
Luchs umgebunden, unter dem die
zierliche Form ihrer Taille noch an
muthiger erschien, und ihre Wangen
zeigten eine leichte, reizende Rothe.
Sie ritt in kurzem Trab die elegante
sten Kurven und that, als bemerke sie
die bittenden Blicke nicht, die der Asses
sor Wendemark auf sie richtete.
Der alte Mr. Forest war bereits
abgestiegen und unterhielt sich, die
Cigarre im Munde, mit dem Stall
meister. Von Zeit zu Zeit warf er sei
ner vorüberkommenden Tochter ein
ermunterndes oder ermahnendes Wort
hin, was beides denselben Eindruck
nämlich gar keinen auf sie
machte.
„Bahn frei!" rief jetzt der Diener,
indem er die Thür langsam öffnete.
Lilian warf einen kurzen Blick auf
den Ankömmling und setzte dann ihre
Figuren fort. Was ging sie der
Rittergutsbesitzer von Kastner an?
Sie war eine freie Amerikanerin,
überdies eine Schönheit ürst rate,
und wenn man ihr huldigte, wie es
der Assessor und Kästner und noch
zehn andere thaten, so war das doch
nur ihre... Pflicht und Schuldig
keit.
Miß Forest war in einem Berli
ner Mädchenpensionat .erzogen
worden und konnte wundervoll wet
tern und unerlaubte Ausdrücke ge
brauchen.
Inzwischen faßte sich der Assessor
Wendemark ein Herz und sprengte
quer durch die Bahn an LilianS
Seite.
„Sie sind heute wieder einmal grau
sam, schöne Amazone." sagte er.
„Nicht den kleinsten Blick schenken Sie
„Ich habe auf mein Pferd zu ach
ten."
„O, Ihr Pferd ist es nicht, was Sie
so unfreundlich zu mir macht!"
„Also, Sie Weltweiser, was denn
sonst?"
„Weiß ich's denn?" rief emphatisch
der Assessor. Wer soll denn Ihre
Launen ergründen? Ich habe mich
oft genug mit dem Räthsel Ihres We
sens beschäftigt, aber es war immer
umsonst."
„Geben Sie's auf!" spottete Li
lian.
„Fällt mir gar nicht ein!" (Der
Assessor war heut merkwürdig mu
thig.) „Ich Hab's allerdings Aufge
geben, je Ihr Erkorener zu wer
den."
„viel für fo'n kleines Dorf!"
warf Lilian ironisch ein.
„aber ich studire Sie trotzdem
weiter; ich werde schon herausbekom
men. was ich Ihnen steckt, ob ein Dä
— „natürlich ein Dämon!"
„ oder ein Engel. Das heißt, ich
meine mit letzterem nur eine wirkliche,
echte Frauenseele."
„Aaah!" Lilian lachte silberhell auf.
„Sind Sie glücklich wieder bei Ihrem
beliebten Seelenthema angelangt?
Aber ich versichere Sie, auch hier be
mühen Sie sich vergebens. Ich habe
nämlich gär keine Seele, weder tine
dämonische, noch eine engelhafte."
„Undine", sagte Jemand auf ihrer
linken Seite, und Ulrich von Kastner
grüßte tief. Ein Schatten flog blitz
schnell über Lilians Gesicht, während
sie steif den Kopf neigte. Kastner
aber, als hätte er nichts gesagt, ritt
gelassen vorbei und setzte sein Pferd
in einen kunstreichen spanischen Tritt.
Miß Forest sah ihm nach. Ja, es
ritt keiner wie er. keiner plauderte wie
er, keiner war so männlich kraftvoll
und schön und keiner behandelte sie
so als kleines Mädchen wie er. War
sie denn nicht schön und jung und
reich? Freilich, all' das war er
auch!
Aber war sie denn nicht auch klug
und wohlerzogen und stolz? Ja
das wars ja, sie war eben zu stolz,
sie wollte angebetet und geliebt sein,
und selbst wollte sie nichts geben,
wenigstens nichts, was deutscher Ge
fühlsduselei ähnlich war. Nein, sie
wollte die Männer zu ihren Füßen
sehen, nicht etwa umgekehrt zu ihren
Füßen sitzen.
Und dieser Kastner, das war schon
so ein eigener selbstherrlicher Tyrann,
der wollte eine brave, fügsame Deut
sche zur Frau. Das Böse war nur,
daß sie ihn... so gern mochte, so gern
wie keinen anderen!
Auf der Springbahn wurden eben
Barrieren aufgelegt.
«loopi, 'l'a!" rief sie dem
plaudernden alten Herrn zu. „I'ui
, Vergebens bat sie der Vater, nicht
'zu springen, er stachelte damit nur
ihre Eitelkeit an,- und sie begann die
Hindernisse mit einer Eleganz
zu nehmen, die von allen-anwesenden
Damen nur ihr zu eigen war.
Sie wurde kühner und kühner. Herr
uchou qun ihl loa vl »uijvzx uo«
mit seinem herrlichen Dunkelfuchs wie
spielend alle Stangen.
„Was er kann, kann ich auch,"
dachte sie trotzig.
Plötzlich hielt Kastner in seinen
Uebungen inne. Er hatte längst den
llcinen Teufel, der in LilianMarbeite
te, durchschaut. Nun wandte er sich
zu ihr:
„Ich bitte Sie, hören Sie nun aus,
Miß Forest," sagte er. „solche Sprün
ge können lebensgefährlich werden.und
sie haben gar keinen Zweck; über Haus- i
hohe Hecken werden Sie doch vermuth- l
lich auch bei einer Jagd nie zu setze»
Sie lächelte kühl.
„Erstens kann man daS nicht wis
sen; und zweitens macht es mir Spaß,
Ihnen so oft betonte „Superiorität
des männlichen Geschlechts", wenig
stens was Sport anbetrisst, auch von
Damen erreicht werden kann."
„Also unbefriedigte Eitelkeit."
Sie hörte nur die Worte und sah
nicht das gütige, fast zärtliche Lächeln,
das sein Gesicht dabei verschönte.
„Was die Eitelkeit betrifft." sagte
sie, blaß vor Zorn, „so sind Sie wohk
mindestens ebenso sehr von ihr durch
drungen Üüe ich; oder ärgert es Sie
etwa nicht, daß ich ebenso gut springe
wie Sie?"
„Ich werde Ihnen beweisen,'daß eA
mir ganz gleichgiltig ist, wie viel An
lagen zur Kunstreiterin Sie haben,
Miß Lilian, indem ich überhaupt nicht
melft springe."
„Weil Sie nicht mehr können!" rief
sie triumphirend. „Uebrigens
Herr Assessor Wendemark, Sie sind
Zeuge wenn Sie diese Stange dort
noch einen halben Meter höher legen
lassen und sie dann nehmen, so will ich
mich für besiegt erklären! Lockt Sie
das nicht?"
„Nein", sagte Kastner kalt, „es lockt
mich durchaus nicht, Sie in dieser Be
ziehung zu besiegen. Ueberdies
kann mein Fuchs diesen Sprungtuchs
leisten, er hat nicht die FesselnviW
zu."
Lilian blitzte ihn spöttisch an.
Dann, indem sie ihr Pferd wandte,
Kastner hatte es gehört und wurde
weiß wie Kalk im Gesicht.
„Die Stange hoch!" commandirte
er und der Stallbursche legte die Bar-
Fuß hoch war.
Lilian warf ihr Pferd herum und
schaute athemlos zu.
„Lassen Sie's bleiben, Kastner",
rief der gutmüthige Assessor besorgt
seinem Nebenbuhler zu.
Der aber schlug seinem Fuchs die
Sporen in die Seiten ein gewalt
sames Anspringen, hoch die Hufe
hurrah er kommt hinüber da
um Gottes willen, die Hinter
beine kommen nicht nach, ein
furchtbarer Schrei aus Lilians Mund,
und der Fuchs mit Kastner wälzt
sich am Boden ! !
Mit Gedankenschnelle war Lilian
aus dem Sattel gesprungen und riß,
ehe noch ein anderer zugreifen konnte,
das wild um sich schlagende Thier von
der Erde hoch. DaS Pferd hatte sich
augenscheinlich nicht viel gethan,
aber Kastner... Da lag er leblos und
mit blutender Stirn im Sande aus
gestreckt.
Der alte Forest und der Stallmei
ster, die nur den Schluß des schnellen
Vorganges bemerkt hatten, hoben den
'Ohnmächtigen auf und trugen ihn in
die Vorhalle, während Lilian mit ent
setzten, thränenlosen Augen auf ihn
niederblickte. War er todt? Barmher
ziger Gott, war er todt?
Aber während man nach einem
Arzte schickte, bettete sie seinen Kopf
jetzt, als sie ihm das Taschentuch sanft
auf die Wunde legte, jetzt schlug er die
Augen auf.
„Lilian?" sagte er verwirrt. 4
„Sei still," bat sie, „sei still und
vergieb mir." Sie beugte sich tief über
ihn, damit die in einiger Entfernung
„Vergieb mir", wiederholte sie, „ich
habe Dich ja so schrecklich lieb; sei mir
doch nur nicht mehr böse."
Da sprang er auf und lachte glück
selig, indem er ihre Hand fest, fest in
der seinen hielt.
„Einen Wagen bitte, Herr Stall
meister," rief er. „Der kleine Spaß
hätte schlecht ablausen können, aber
Lachen. Mr. Forest, Lilian und
ein hinkendes Pferd, neben dem mit
sauersüßer Miene der Assessor stand.
.Es war nur ein Schreckschuß, Herr
Doktor," sagte er. „Statt einer Tod-
Nachsehen!" .
1— Der junge Gatte. Elsie:
„Ja, liebe Freundin, mein Gatte ist
Arzt und ein prächtiger Mensch, aber
schrecklich zerstreut." Ada: „So, wirk
lich?" Elsie: „Denke Dir nur! Bei
mir den Ring gab, fühlte er mir den
Puls und verlangte, daß ich die Zun
ge herausstrecken sollte.Ada: „Na
Reporter: Wie so? Die Bestien kön
nen doch nix reden. Redakteur: Eie
wissen sich zu helfen bei gar nix.
Geh'n Sie nur in den Käfig zum Ti
ger. Freßt er Sie, so hat er Hunger;
freßt er Sie nix, so hat er kein Hunger.
Nette Vermuthung.
Herr (in ein Eoupee einsteigend):
„Hier riecht es ja entsetzlich nach ver
brannten Schweinsborsten ist viel
leicht einer der rauchenden Herren sei
nem Schnurrbart mit der Cigarre zu
nahe gekommen?"
Gleich geholfen. Back
fisch! »Ich möchte die Ella recht är
gern, Herr Lieutenant, was könnte
nian da thun?" Lieutenant (küßt sie):
»So! Das erzählen Sie ihr!"