Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 07, 1896, Page 7, Image 7

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    Deutsche L-eal-Nachrichten.
Berlin. Eine von den focialde
"Hksirotischen Gewerkschaften veranstal
tete statistische Aufnahme ergab für
Berlin 396,000 Arbeiter und 123,000
Arbeiterinnen in 86 Berufszweigen;
hiervon sind in 84 Verbänden rund
37,000 Arbeiter und nur 1410 Arbei
terinnen gewerkschaftlich organisirt,
also kaum 10 v. H. der Arbeiter und
nicht Ii v. H. der Arbeiterinnen,
Ein 17jähriger Berliner Junge hatte
sich in Johannisthal eine 14 Jahre
alte „Braut" zugelegt und mit ihr öf
ters Ausflüge nach Berlin und Um
geaend unternommen. Die Mittel
hierfür verschaffte er sich durch wie
derholte Griffe in die elterliche Kasse,
worin zuletzt 200 Mk. fehlten. Heim
lich folgte aber kürzlich die Mutter den
Spuren ihres Sohnes nach Johannis
thal. Als er ihrer ansichtig wurde,
brachte er sich mit einem Revolver ei
nen Schuß in die linke Brust bei. Man
schickte ihn nach dem Berliner Kran
kenhause „Am Urban", doch war es
seine letzte Fahrt; er starb noch unter
wegs. Mit 800 Mk. durchgegangen
ist dem Claviatursabrikanten M.,
Dresdener Straße 97 wohnhaft der
Hausdiener Adolf Hönicke..
Oranienburg. Neulich Nachts
brannte die dem Stadtältesten Krebs
gehörige wohlgefllllte Scheune bis auf
Sen Grund nieder. In nur wenigen
Jahren ist der Besitzer von fünf Scha
denfeuern heimgesucht worden, die
sämmtlich aus Brandstiftung zurück
geführt werden.
jetzt vor dem hiesigen Standesamt den
Bund sllr's Leben geschlossen, zählt
die „junge Frau" 63 Lenze, der Ehe
mann, welcher zugleich der Neffe seiner
Frau ist, deren 22. Seine jetzige Gat
tin hat ihn aus der Taufe gehoben, so
daß er also jetzt Gatte, Neffe und Pa
thenkind seiner Frau geworden ist.
Der Grenzaufseher Kewitz aus Krzy
wen bei Wischniewen hat sich mittelst
Strychnin vergiftet. Vormittags hat
er noch Dienst gethan und wollte sich
dann mit seinem Dienstgewehr erschie
ßen, wurde aber daran gehindert, wo
rauf er das Gift, das schon längere
Zeit in seinem Besitz gewesen sein soll,
zu sich nahm.
Altselde. Die Altfelder Zucker
fabrik hat ihre diesjährige Hauptcam
pagne beendet. Die Fabrik hat in
diesem Jahre sehr gut gearbeitet, im
Ganzen ca. 400,000 Centner Rüben,
täglich durchschnittlich 9000 Centner,
verarbeitet.
Culm. Soweit bis jetzt ein Re
sultat festgestellt werden konnte, be
trägt die Einwohnerzahl Culms nach
der jetzigen Volkszählung 10,666.
Di r sch au. Der Brunnenbauer
Hermann Lau aus Elbing wurde beim
Bau eines Brunnens auf dem Grund
stücke Ullrichstraße 48 Hierselbst durch
das auf unerklärliche Weife herabfal
lende Bohrgestänge derart schwer ver
letzt. daß derselbe nach etwa 24 Stun
den unter qualvollen Leiden verstor
ben ist.
Flatow. Der Windmühlenbe
sitzer Wilhelm Stelter zu Kirschdorf
gerieth in Folge Ausgleitens mit dem
Rockschooße in ein Kammrad, und da
es ihm nicht möglich war, sich zu be
freien, wurden ihm beide Beine abge
quetscht. In bewußtlosem Zustande
wurde der Unglückliche von seinem
Dienstmädchen aufgefunden. Erstarb
kurze Zeit darauf.
Tho r n. Einen Selbstmordver
such verübte hier ein Leipziger Kauf
mann Namens Metze, welcher sich nach
feiHßl Angabe Unterschlagungen schul
dig gemacht hatte. Die Revolverku
gel, die er sich vor den Kopf schoß, hat
den Selbstmörder schwer, aber nicht
lebensgefährlich verletzt.
didat Pötter, hierher berufen worden.
Dem min. Ein schreckliches Un
glück hat die hiesige Bevölkerung in die
noch unsicher und das Mädchen brach
kin, der Bater machte sich sofort zur
Rettung bereit, aber auch ihn hielt das
Eis nicht mehr und bald sank auch er
funden.
Posen. Verhaftet wurde in Ber
lin auf Requisition der hiesigen
Staatsanwaltschaft der Fabrikbesitzer
L. Glaser, d«r-bis vor Kurzem in dem
Vororte Wilda bei Posen eine Marga
rinfabrik und Dampfschmalzsiedcrei
betrieb. Glaser hatte seine Fabrik
und Siederei sür mehr als 100,000
hierbei um etwa 160,000 Mk. geschä
digt worden sein.
Schneidemühl. Es ist bisher
nicht gelungen, den Mörder des Pfar
rers Woda, der in Friedheim mit in
den Meßkelch geschüttetem Strychnin
vergiftet wurde, auszuforschen. 600
Mk. Belohnung sind auf die Ergrei
. sung gesetzt.
Stieglitz. Bei der hiesigen
Todlengräberin erschien eine unbe-
kannte Frau und bat, ihr das Grab
einer im Jahre 1884 gestorbenen ge
wissen Krüger zu zeigen; sie wolle auf
dem Grabe einige Lebensbäume pflan
zen. Am nächsten Tage fand die Tod
tengräberin das Grab vollständig ge
öffnet und von der darin liegenden
Leiche den Kopf und andere Gliedma
ßen abgestochen. Die Thäterin ist
noch nicht ermittelt.
Beuthen. Der Gefangenenauf
seher Masa wurde wegen Versuchs der
czyk von der Strafkammer zu einer
Gesammtstrafe von acht Jahren Zucht
haus verurtheilt.
Görlitz. In unserem Nachbar
städtchen Marklissa ist schon wieder
nitz-Steinau-Winzig - Herrnstadt-Ra-
Witsch-Kobylin bewilligten die Stadt
verordneten in ihrer letzten Sitzung
den Betrag von lÄ>O Mark.
Kattowitz. erschoß sich
der Regierungsrath Ell'>s von der
Kgl. Eisenbahndirektion. Derselbe
war vor der Einrichtung der Direktion
Direktor des Betriebsamts in Ratibor
und soll die Beförderung eines jünge
men haben, daß e»-, ohnehin reizbaren
Temperaments, Hand an sich selbst
legte. Am Tage vorher hatte er sein
Testament, in dem er seine Wirth
schasierin er war unverheirathet
gut versorgt, auf dem Amtsgericht nie
dergelegt.
Eislelben. Die Stadtverordne
ten zahmen Kenntniß von dem vom
nen Beitrag bis zu 400,000 zur
Schäden zu gewähren.
Erfurt. Das benachbarte Dorf
Gispersleben-Kilian! war in der Nacht
nomen Topf verbrannten über 200
Centner Weizen, ferner landwirth
schastliche Maschinen u. s. w.
ses, in welchem Höring bisher wohnte,
fand man auf dem Boden 1700 1?.
worden ist. /
Heiligenhafen. Zum Orga
nisten und Lehrer hierselbst wurde mit
acht gegen sieben Stimmen, die aus
den Lehrer Hanke - Lensahn fielen,
der Lehrer Bube aus Adelby gewählt.
Kappeln. Am Sonntag Abend
brannte die Bauernstelle Haferkoppel,
Besitzer Wilhelmfen, total nieder.
Kiel. Zur Hebung des Verkehrs
im Nord - Ostsee - Canal ist von dem
Canalamt für die großen, den Canal
regelmäßig befahrenden Frachtdam
pfer die größte Fahrgeschwindigkeit
Meldorf. Der hiesiae Bürger-
Abendessen, an dem sich ca. 160 Mit
zahl des Vereins beträgt reichlich 200;
die Bibliothek desselben zählt ca. 3000
Bände.
Alfeld. Dem Seminarlehrer
W. Heinze Hierselbst wurde aus Anlaß
seines 26jährigen Dienstjubiläums
im Volksschul- und Seminardienste
von Zöglingen des Seminars und der
Präparandenanstalt ein Fackelzug ge
bracht.
Amelinghausen. In Reh
siker Thiede gehörige Stallgebäude
nieder.
Badenstedt. Nach der Vokks-
Bevölkerung von Badenstedt 1,303
der Kutscher Nordmeyer seine Frau
ermordet. . Der Mörder gesteht seine
That ein. Er ist 40, seine Frau 30
ManneV gelebt und sollte Gewdtete
lebe,
das einstöckige Haus de? Ladenbesitzers
Klein. Das Meteor durchschlug mit
furchtbarcr Gewalt das Dach, die bei
den Zimmerdecken, dad Kellergeivölbe
und drang noch etwa anderhalb Fuß
tief in den harten Kellerboden ein.
Der Stein, etwa 23 bis 26 Centime- ,
ter im Durchmesser, zerstörte außer
einigen Zimmersachen die Hängklampe
im Laden und entzündete einen Tep
pich. Das Haus war vollständig mit
Rauch gefüllt. Klein, welcher allein
im Laden hinter der Theke stand, kam
mit dem Schrecken davon. Fortwäh
rend sind Neugierige zur Stelle, wel
che das'Naturfchaufpiel bewundern.
Wetter. Einen gräßlichen Tod
erlitt der in der Fabrik von Peter
Harkort Sohn Hierselbst beschäf
tigte Arbeiter Heinrich Schmidt. Der
selbe wurde als unkenntliche Masse
aus zwei im Betriebe befindliche Wal
ze» Herausgezogen. Wie das Unglück
geschah, weiß Niemand, weil der Ver
unglückte zur Zeit desselben allein
war. Alljährlich fordert diese Walze
ein oder gar mehrere Opfer.
Barmen. Aus unbekannten
Gründen haben sich zwei alte Eisen
bahnbeamte, der Lokomotivführer I.
und der Lademeister 8., mit Hinter
lassung ihrer Familien von hier ent
fernt.
C r'e fel d. Ein Sünder, der den
weitaus größten Theil seines Lebens
in den Räumen von Gefängniß und
Zuchthaus zugebracht, stand in der
Person des Schreiners Wilhelm Küs
kes aus Hardt vor der hiesigen Straf
kammer. Der Mann hat wegen Be
trügereien und Urkundenfälschungen
schon 36 Jahre hinter Kerkermauern
zugebracht. Die Strafkammer dic
tirte ihm wegen neuen Vergehens 1
Jahr Zuchthaus und 1000 M. Geld
strafe oder weitere „hundert Tage" zu.
Gladbach. Als Opfer seines
Pflichtgefühls wurde der Bahnwärter
Peter Bleeker getödtet. Er wollte ei
nen Betrunkenen am Ueberschreiten
des Geleises hindern; während dieser
noch rechtzeitig hinübergelangte, ward
Bleeker vom Zuge erfaßt, gräßlich ver
stümmelt und getödtet. -
Stolberg. Während eines jü
dischen Begräbnisses kam es zu wü
sten Scenen. Ein Volkshaufe beglei
tete den Leichenzug bis zu dem israe
litischen Kirchhofe, wo das Gejohle
und Geschrei seinen Höhepunkt er
reichte.
Trier. In Michelbach fand man
eine 73jährige Wittwe in ihrem
Häuschen ermordet. Als der That
verdächtig ist der eigene Sohn der Un
glücklichen verhaftet worden, der kurz
vorher einen geistesschwachen, hilflasen
Menschen im Walde bei Auschet über
fallen und schwer verletzt hatte.
Frankfurt a. M. Im benach
barten Niederrad spielte der 18 Jahre
alte Schlosser Karl Dröll mit einem
geladenen Revolver; die Waffe entlud
sich und die Kugel traf den in der
Nähe stehenden Schlosserlehrling H.
Lichti in die Seite. Der anscheinend
Wohnung gebracht.
Marburg. Das Oberlandesge
richt in Kassel hat die Ansprüche der
tholische Gemeinde wird nunmehr den
Rechtsstreit vor das Reichsgericht
bringen.
Melsungen. Hier brannte das
Wohnhaus und die Stallung der
Schaden ist sehr beträchtlich. 70
Rinteln. Der längste Soldat
W. F'sch'rs
Nebengebäude des Ackermanns Georg
Heusner dahier brach Feuer aus. Die
rasch herbeigeeilte Ortsfeuerwehr, fo
feld und Schenklengsfeld beschränkten
den Brand auf das Heusner'fchc Ge
höft, von dem die Scheune Ställe
fast ganz und das Wohnhaus zum
Theil niederbrannten.
als'daß sie Brüder und wahrscheinlich
Bremer Kaufleute sind.
Vegesack. Der von hier ver
schwundene Lagerhalter des Consum-
Vereins, Maurer Holst, hat eine grö
ßere Summe von ihm anvertrauten
Geldern mitgehen heißen und mit der
selben die Reise nach New Dork ange
treten.
Oldenburg. Plötzlich ver
schwunden war vor einigen Tagen ein
»us dem Bahnhof in Hannover. Von
hier führte die energische Dame ihren
Gemahl wieder nach der Residenz zu-
Schwerin. Der Arbeiter und
Dienstmann Kufahl, welcher, wie mit
getheilt, jüngst seine Ehefrau ermor
dete, ist von der Polizei ergriffen und
dem Landgerichisgesängnisse zugeführt
worden.
Wismar. Der Schuhmacher
meister Fr. Benthien'sche Ebepaar fei
erte das Fest der goldenen Hochzeit.
Fern zahlreiche Glückwünsche darge
bracht. Der Großherzog sandte Un
Lildniß in Goldrahmen. Die städti
sche Capelle brachte dem Hubelpaare
heute Morgen ein Ständchen. Herr
Fr. Benthien feierte vor acht Tagen
bereits sein 60jährigcs Biirgerjubi
läum.
Cölleda. Der kürzlich hier ver
storbene Beigeordnete, Magistrats-As
sessor Voigt, hat der Stadt verschie
dene Vermächtnisse von zusammen
etwa 20,000 Mark zugewendet; ferner
seinen werthvollen, schön angelegten
Pavillon der Stadt unter der Bedin
gung überwiesen, daß der jedesmalige
Bürgermeister die unentgeltliche Be
nutzung haben soll.
Gotha. Zur Feier ihres 76jäh
rigen Bestehens hat die hiesige Feuer
versicherungsbank der seit dem Jahr
1379 bestehenden Witlt??n- und Wai
senkasse der Bankbeamten eine Jubi
läumsgabe von 30,000 Mark bewil
ligt. Der Handarbeiter Karl Groß
aus Gotha, der seinerzeit den Haus
vater der hiesigen Herberge zur Hei
math durch einen Messerstich verwun
dete, wurde dafür zu 2i Jahren Ge
fängniß verurtheilt. Kaum in seine
Ilmenau. Eine Canalisation
will man hier schaffen, zu welchem
Zweck der Ingenieur Mairich in Go
tha ei? Projekt ausgearbeitet hat, des
sen Ausführung etwa 277,700 Mark
kosten soll. Die Gemeinde soll aber
erst Gelegenheit erhalten, in öffent
licher Erörterung sich zu der Angele
genheit zu äußern.
Dresden. 36 kaufmännische Ve
r eine Petition über die För
derung des Handelsschulwesens ge
richtet. Der Landtag wird gebeten,
dahin wirken zu wollen, daß 1) durch
größere Geldunterstützungen die hilfs
bedürftigen Handelsschulen in den
Stand gesetzt werden, nothwendige
Einrichtungen und Erweiterungen
ausführen zu können, und daß 2) die
Staatsregierung dem Gedanken der
Heranbildung geeigneter Lehrkräfte
nähertrete. d
Pirna. Dieser Tage wurde der
Wachtmeister des hiesigen königlichen
Amtsgerichts, Gnauck, auf der Sta
tion Vogelsang überfahren und völlig
zermalmt. Es war ein mit dem eiser
nen Kreuz decorirter Mitkämpfer von
1870 71; er diente im Leibgrena
dier-Regiment No. 100 und war vor
seiner Versetzung iwch Pirna bei dem
königl. Amtsgericht Dippoldiswalde
thätig.
Schirgis w a l d e. An den Fü
ßen ausqehangen hat sich der Einwoh
ner Tammer. Derselbe ist auch in
dieser Lage gestorben, ehe seine That
entdeckt wurde. Der Todeskampf die
ses Selbstmörders muß kein leichter
gewesen sein.
Schneeberg. Dieser Tage hielt
der Weihnachtsverein „Glückauf", des
sen Zweck es ist, die alten Gebräuche
in der Christnacht aufrecht zu erhal
ten,seinen letzten diesjährigen Vereins
abend ab. Der Vorsitzende des Ver
eins, Herr Brand-Direktor Schiff
mann, überreichte bei dieser Gelegen
heit Herrn Tischlermeister Fr. Härtel,
welcher seit 60 Jahren ununterbrochen
an dem alljährlich in der Christnacht
Morgens 4 Uhr vom Thurm der St.
Wolfgangskirche stattfindenden Sin
gen (mit Posaunenchor) Theil genom
men hat, in Anerkennung seiner Ver
dienste um Erhaltung der schönen alten
Sitte ein prächtig ausgeführtes Di-
Weinböhla. Hier wurde der
ungefähr 18 Jahre alte Apothekerlehr
ling Friedrich Günther todt aufgefun
giftung vermuthet.
Darmstadt. Es oerlautet, daß
eines der ältesten Mitglieder des höch
sten Gerichtshofes, Reichsgerichtsrath
von Burh, die Versetzung in den Ru
hestand nachgesucht hat. V. Bury
war 1879 von Hessin für eine Reichs
gerichtsraths-Stelle in Vorschlag ge
bracht worden. Seit seiner Ernen
thes Georg Kerz in der Langgasse ein
Feuer, welches die etwas abseits ste
hende, mit Stroh und Frucht gefüllte
die .Hochzeit eines hiesigen Paares
stattfinden. Der Bräutigam hatte zu
diesem Zwecke bereits vor einiger Zeit
Wohnung seiner Braut.
Engelstadt. Unlängst machte
der sehr begüterte Landwirth Zoh.
Straßburg. Neulich NachtZ
det.
Donaustaus Die Walhalla
Fürth. In der Sylvesternacht
hatte die Polizei in einem Stadttheil,
der in der Hauptsache von Glasschlei
fern etc. bevölkert ist, ein ernstes Ren
contre. Sie säuberte eine Wirthschaft
in der Flössaustraße und mußte darum
den Zorn der Rotte fürchten. Nachdem
sie Succurs von der nahen Station
blank zogen und mehrere der Rohlinge
verletzten. Es fehlte auch nicht an
scharfen Schüssen auf die Polizisten,
die schließlich der Uebermacht weichen
mußten. Das nächtliche Schauspiel,
das den ganzen Stadttheil alarmirt
hat, wird zweifellos noch ein sehr ern
stes Nachspiel vor Gericht erhalten, da
mehrere der Meuter« erkannt wurden
und zur Anzeige kommen.
Nürnberg. Laut Anordnung
des städtischen Polizeisenats müssen
alle Restaurants und Cafes Nachts
zwei Uhr geschlossen werden. Vor
der Strafkammer sollte sich die Arbei
terin Anna Schwab wegen Diebstahls
verantworten. Als der Fall ausgeru
fen wurde, trat ein junges Mädchen
mit einem Zettel vor, auf welchem zu
lesen stand: „Im Namen Seiner Ma
jestät. Die Schwab kann nicht kom
men wegen Krankheit." Der Gerichts
hof erließ nun ebenfalls „Im Namen
Seiner Majestät" einen Haftbefehl ge
gen die Schwab.
Passau. Unmittelbar vor Aus
fahrt des Ostende-Wien-Expreßzuges
No. 63 aus der hiesigen Station wur
de dieser Tage der Hauptlustbehälter
der Maschine zerrissen; hierbei wurde
das linksseitige Kugelsegment über
acht Geleise hinübergeschleudert. Wa
genputzer Hoffmann getödtet und Hei
zer Wachshäusl verletzt.
Würzburg. Der Professor der
Theologie Joseph Grimm, bischöflich
geistlicher Rath, ist an einem Schlag
anfall gestorben. Der Bauernsohn
Ludwig Lampel und dessen Mutter
Salome Lampel aus Oberelsbach,
welche seinerzeit im Verdachte standen,
den großen Brand in Oberelsbach ver
übt zu haben und deshalb verhaftet
wurden, sind wieder in Freiheit gefetzt.
Landau. Der Landgerichtsrath
Kullmann wurde wegen Verbrechens
gegen die Sittlichkeit in Untersuchungs-
Neustadt a. H. Der hiesige
Stadtrath beabsichtigte,städtisches Ok
troi einzuführen. Da sich aber die
Mehrzahl der Bürger mittels Petitio
nen dagegen aussprach, lehnte er das
Projekt mit allen gegen sechs Stim
men definitiv ab.
A l p i r s b a ch. Als der Reallehrer
Bauder hier neulich Nachts von einem
Familienabend nach Hause ging, wur
de er in der Nähe seiner Wohnung
von einem seiner früheren Schüler,
nunmehrigen Kaufmanns - Lehrling,
überfallen und mit einem Schlagring
bearheitet. Das Motiv dieser That
soll Rache sein, weil Herr Bauder die
sem seinem gewesenen Schüler seiner
zeit kein Prima-Abgangszeugniß aus
gestellt hatte.
Stuttgart. Die Verbreiterung
der Marktstraße wird nun in Angriff
genommen werden. Das früher An
wärter'fche Anwesen ist bereits ge
räumt; mit dem Abbruch desselben soll
heirathete Küfer Johann Stotz, wohn
haft in Gablenberg, welcher in der
Schloßbrauerei in Gablenberg beim
Auspichen eines Fasses verunglückt ist,
ist seinen Verletzungen erlegen.
Thonbach, OA. Freudenstadt.
Im alten Wirthschastsgebäude des
Forellenwirths Seid brach Feuer aus,
welches mit großer Heftigkeit um sich
griff und das Gebäude vollständig
einäscherte.
Tübingen. Der Gemeinderath
hat eine Eingabe an die K. Kreisre
gierung um die flußpolizeiliche Ge
nehmigung zur Erbauung einer fahr
baren Brücke über den Hirschauer
Steg gerichtet. Die Brücke ist nach
und nach zum allerdringendsten Be
dürfniß geworden.
Ul m. Dieser Tage fuhr der 60
Jahre alte Fischer Fr. Kopp von Wib
lingen auf einer beladenen Sandzille
mit seinem Sohn die hochgehende Do
nau herunter. Unter der Eisenbahn
brücke, wo der Fluß gewaltige Wellen
wirft, kippte die Zille um und beide
Männer wurden von den trüben Wo
gen verschlungen. Hilfe war nicht
möglich. An ein Auffinden der Leiche
ist vorerst auch nicht zu denken.
Winnenden. Letzthin wurde
hier der älteste Einwohner der Stadt,
Metzger Ackermann, der letzte Ober
meister der hiesigen Metzgerzunst, zu
Grabe getragen. Derselbe hat daS
hohe Alter von 92 Jahren erreicht, ist
in seinem Leben nie ernstlich krank ge
bettlägerig.
Heidelberg. Im hiesigen Cre
matorium wurden im abgelaufenen
Jahre 91 Personen bestattet, 64 Män
ner und 27 Frauen.
Ispringen. Wegen Unter
schlagung von ungefähr .3600 Mk.
Pforzheim verbracht.
Karlsruhe. Wie wir hören,
hat die verstorbene Frau Oberhofjä
germeister v. Kettner Wwe. eine Stif
tung im Betrage von 16,000 Mk. hin
terlassen, deren Erträgnisse wissen
schaftlichen Zwecken, insbesondere der
Unterstützung von Forschungsreisen in
Kiste innerhalb der Kaserne aufhielt
und sich des Nachts von Abfällen aus
dem Spülicht nährte, beide Beine
erfroren, so daß sie amputirt werden
mußten.
Konstanz. Die Salemer Zehnt
scheuer aus dem 14. Jahrhundert, jetzt
zum „Hotel Hecht" gehörig, ein merk
würdiger historischer Bau, ist abge-
falls in großer Gefahr.
Kork. Dem „Ortenauer Boten"
zufolge wurde der Jnspector der hiesi
gen Anstalt für epileptische Kranke,
Pfarrer Wiederkehr, verhaftet. Der»
selbe soll sich an einem in der An
stalt befindlichen Mädchen vergangen
haben.
Mannheim. Von der hiesigen
Dr. H. Haas'fchen Buchdruckerei (Ver
lag desMannheimer „General-Anz."),
die bekanntlich kürzlich niederbrannte,
wurde die Buchdruckerei von Theodor
Windling käuflich erworben.
Bozen. Als der Leichenzug ei
nes durch Selbstmord geendeten Lan
desschützen Namens Mayer, des
Sohnes einer angesehenen Wiener Fa
milie, mit militärischer Begleitung
und mit dem gesammten Ossiciers-
Thor auf Befehl des Stadtpfarrers
geschlossen. Die Polizei mußte das
Friedhofsthor aufsprengen lassen.
Am Grabe hielt ein Hauptmann eine
Rede.
Mähris ch-S chönberg. Der
Feldwebel Diettrich des hier garniso
nirenden Landwehrbataillons schoß in
der Bataillonskanzlei auf einen Sol
datenzugführer und einen Corporal
und erschoß sich dziin selbst. Diettrich
und der Corporal blieben sofort todt,
der Zugführer ist schwer verletzt.
Marburg. Vor einigen Tagen
ging eine hiesige Bahnwächtersfrau
aus, um Einkäufe zu machen, ver
schloß die Ofenklappe und sperrte ihr«,
vier Kinder ein. Als sie nach Hause
kam, fand sie die Kinder als Leichen
erstickt nahe an der Thüre mit schreck
lichen Wunden an den Händen.
Neustadtl. Pfarrer Stelzl in
Ober-Bobrau tödtete sich wegen Mei
nungsverschiedenheiten mit seinem Bi
schof durch drei Revolverfchüsse.
Wien. Allgemeines Aufsehen er
regt folgende Geschichte einer Millio
nenerbschaft. Der Privatier Georg
Kellermann, welchen man zwar für
einen wohlhabenden, aber nicht über
aus reichen Mann hielt, hinterließ zur
allgemeinen Ueberrafchung ein Vermö
gen von mehreren Millionen und setzte
seine Wirthschaften» Marie
cher als Universalerbin ein. Dem
freien Ermessen der Letzteren überließ
es der Verstorbene, mit welchen Lega
ten die Verwandten des Erblassers,
namentlich die beiden Stiefbrüder
Kellermanns zu bedenken seien. Für
den Fall der Anfechtung des Testa
ments sind von Seite des Erblassers
entsprechende Bestimmungen getroffen
worden. Der Agent Heinrich Na
than erschoß in einem hiesigen Gast
hofe seine 18jährige Geliebte Irma
Braun und dann sich selbst. Dießraun
war Verkäuferin im Geschäfte seiner
Gattin.
Bern. In Thunstetten erfuhr eine
Steigerung eine unliebsame Unter
brechung. Die ganze Gesellschaft brach
plötzlich durch die morsche Ladendecke
des „Bschüttlochs", auf dem sie stand;
es kostete Mühe, die triefenden, an ein
ander geklammerten Leute herauszu
ziehen.
Freiburg. Der Veitstanz ist
unter den Schulmädchen von Neirivue
und Montbovon epidemisch geworden,
sa daß man die Schulen schließen
Luzern. Alt - Regierungsralh
Vinzenz Fischer ist gestorben, einer der
letzten Repräsentanten des alten Lu
zern unh der alten Schweiz, ein
Hauptstreiter der Katholiken in den
sturmbewegten Vierzigerjahren. Er
war 1816 in Triengen geboren.—Der
Kursaal Luzernist von einer Aktien
gesellschaft um 400,000 Frsc. erwor
ben worden.
Schw yz. Der „Einsiedler Anzei
ger" ist in deir Besitz seines bisheri
gen Redakteurs Meinrad Lienert und
dessen Bruder Conrad übergegangen.
Waadt. Die Elektrizitätsgesell
schaft Veyvey-Montreux und die, Ge
sellschaft der Wasserwerke von Lau
sanne haben sich verpflichtet, der Stadt
20,000 Liter Wasser per Minute aus
den Quellen des Pays d'en Haut zu
zuführen.
Zürich. Die Fabrikarbeiterin
Julie Rueff in Zürich, die in einer
Seidenweberei beschäftigt war, machte
sich kurz vor Schluß der Arbeit daran,
ihre Haare zu ordnen. Dabei stand sie
in der Nähe eines quer durch den
Raum laufenden Wellbaumes, der zu
erst einige flatternde Haare des aufge
lösten Zopfes, hierauf den ganzen
Haarbüschel ergriff und ihn der Un
glücklichen sammt der ganzen Kops
ünd Stir-chaut wegriß und den Schä
del bloßlegte. Es bleibt nur wenig
Hoffnung, sie am Leben zu erhalten.
ausländischer Commissionär verhaf
tet, welcher die Gouvernements Woro
nesch, Tambow und Orel bereiste und
dort Agenten für den Vertrieb salscher
Ein- und Drei-Rubelscheine, die ihm
aus Wien geschickt wurden, suchte.
Bei dem Verhafteten wurde eine grö
ßere Partie von Falsifikaten. sowie die
Correspondenz mit der Wiener Fabrik
der Scheine und den verschiedenen
Agenten gefunden.
Ein Großfeuer in Wie.
klingen bei Heidelberg hat nenn Ge
bäude in Asche gelegt. Man vermu
tbet, daß Brandstiftung vorliegt. Es
soll sich um einen gegen den Bürger
meister gerichteten Racheakt handeln,
da auch beim letzten Brande vor eini
gen Wochen der Brandheerd an dos
Besitzthum des Ortsvorstehers grenzte.
Ein Beschädigter vom damaligen
Brande, der Landwirth Peter Wacker,
wurde durch den neuen Brand wahn
sinnig und erhängte sich.
—Einegrauen e r r e g e n v e
Scene spielte sich in der Wohnung des
Eisengießers Uxa in Göppingen ab.
! Dieser schoß anläßlich eines Wortwech
sels zuerst auf seine 24jährige Tochter
und verwundete sie schwer am Hals
und an der Brust. Als zwei Schutz
leute in das verschlossene Zimmer ein
dringen wollten, wurde Gchutzmann
Knsdler l durch den Thiirspcklt mit
einem Schuß in den Kopf niederge
streckt. Auf die vor dem Hause Ver
sammelle Volksmenge schoß Uxa eben
falls. Nachdem der Unmensch einen
Schuß aus sich selbst abgegeben hatte,
der ihm die Schläfe traf, drang die
Polizeimannfchaft v?jAärkt bei ihm
ein und nach heftigem Kampfe wurde
er gebunden in Landerer's Irrenan
stalt eingeliefert. Uxa war schon vor
mehreren Jahren wegen einer Revol
veraffaire in Haft und wollte sich da
mals im Gefängniß erhängen, wurde
aber daran verhindert. Die Tochter
des Unholds, etn braves, fleißiges
Mädchen, das feinen Verdienst immer
zur Unterstützung der Eltern nach
Hause brachte, wird schwerlich mit dem
Leben davonkommen. Auch der schwer
verletzte Schutzmann, wie Uxa selbst,
schwebt in Lebensgefahr.
Korden. Die Einbrecher sind in das
Kellergewölbe der Gefchützgießerei ein
gedrungen und haben eine schwere ei
serne Kassette entwendet. In dersel
ben Nacht entstand in dem äußersten
linken Flügel der Artillerie-Werkstätte,
<n der Lackirerei, ein Brand, durch
welchen die sämmtlichen anwesenden
Beamten und Militärs beschäftigt
wurden. Während man bei denLösch
nach der Kassenraub vollführt worden;
es ist anzunehmen, daß die Verbrecher,
um d?n Diebstahl ungestört ausführen
zu können, das Feuer vorher angelegt
haben. Die zwei Centner schwere
Kassette ist auf freiem Felde hinter des
Werkstätte aufgefunden worden. Nur
Personen,, die im Kassenlokal verkeh
ren und denen alle Verhältnisse genau
bekannt sind, können die Thäter sein.
Die gestohlene Kasse enthielt, dem Ver
nehmen nach, für 68,000 M. Depot
scheine, 12,000 M. in Papiergeld, 800
M. in Gold, 600 in einen Beutel ver
packte Thaler und 600 lose Thaler
stllcke.
Ueber einen Unfall, der
die Prinzessin Friedrich Leopold be
troffen hat, wird aus Babelsberg Fol
gendes gemeldet: „Die Prinzessin
vergnügte sich Vormittags gegen 11
Uhr beim Schlittschuhlaufen auf dem
Griebnitz-See mit Frl. v. Colmar, als .
sie plötzlich an der am See befindlichen
Dampfer-Anlegestelle einbrach. Fräu
lein von Colmar, die sich in unmittel
barer Nähe ihrer Gebieterin befand,
hatte dasselbe Schicksal. Der Unfall
wurde glücklicherweise von dem Ma
schinisten Hankwitz sofort bemerkt. Er
eilte mit einer Stange herbei, die er
über die Einbruchsstelle auf das Eis
legte, so daß die beiden Verunglückten
sich an ihr festhalten konnten. Bei
seinen Bemühungen um das Leben der
Prinzessin und ihrer Hofdame war der
Maschinist aber auf seine eigene Per
son wenig bedacht, daß auch er in's
Wasser stürzte. Nm> eilte sein Sohn
mit einer Leiter hinzu, und ihm gelang
es nach vielfachen Bemühungen, zuerst
seinen alten Vater, dann Fräulein von
Colmar und zuletzt die Prinzessin
Friedrich Leopold, welche erklärte, es
am längsten aushalten zu können, wie
der auf die Oberfläche des Eises her
aufzubefördern.
Im Moore versunken
ist bei Heegermühle in der Provinz '
Brandenburg der greise Ziegeleiarbei
ter Wollenberg. Der alte Mann
hatte den Tag in Schöpfurth verlebt
und sich gegen 11 Uhr Nachts auf den
Heimweg begeben. Um etwas schnell
nach Hause zu gelangen, wurde von
ihm der Fußsteig über das Mefsing
flieh benutzt. Da es sehr finster war,
kam er hier vom rechten Wege ab und
gerieth in das anstoßende Rohrbruch,
wo er im Moor einsank. Leute, die in
Hilferufe, waren aber außer Stande,
dem Unglücklichen Hilfe zu bringen,
da sie sich auf dem jenseitigen Ufer
des Finowkanals befanden, und kein
Kahn in der Nähe war, den sie zum
Uebersetzen hätten benutzen können.
Erst am anderen Tage konnte die
Leiche aufgesucht und geborgen wer
den.
—D ieAbtheilung des Pro
fessors v. Mosetig im Allgemeinen
Krankenhause zu Wien war neulich
Nachts der Schauplatz einer ganz ei
genartigen Scene. Die Gärtnersgat
tin Marie Albert wurde wegen einer
Luftröhrenverengung dem Erstickungs
tode nahe, dahin gebracht und an ihr
der Luftröhrenschnitt vorgenommen.
Die äußerst schwache Person starb je
doch trotz aller aufopfernden Bemü
hungen de»Aerzte. Da sie sich aber
im Zustande der Mutterschaft befand
und das Kind noch lebte, schritt der
Jnspectionsarzt sofort zu einer Ope
ration, um womöglich noch das Leben
des Kindes zu retten. Das gelang
denn auch vollständig. Um Mitter
nacht erschien sodaun Curnt Pate^r
taufen. Das gesunde Kind
vorläufig der Lan'oesfindelanstalt
übergeben.
sind im letzten Jahre fast 23,000 dieser
Biaeri Eigenthümern reklamirt oder an
neue Herren verkauft. Die allergrößte
Zahl wurde in dem ..Heim" „narkoti-
Ürt"-. d. h, preistet. 7