k- .>» zchillillüichüksljlissez (12. Fortsetzung.) „Was ist denn geschehen, lieber , Freund? Sie'machten ein so eigen thümliches Gesicht, als Sie mich kom men sahen, daß ich fast glauben mich, Er nickte lurz und nicht gerade höf lich mit dem Kopfe und blieb so mür risch und unfreundlich, daß Lydia Verdacht schöpfte. Da bald Besuch junge Frau nannte es scherzend „Bern heimer die Beichte abnehmen". Wäh rcnd dieser kurzen Unterredungen^ließ der Börse unterrichten und war da durch in der Lage, ihrem Gatten Rath schläge zu ertheilen, die bish:r stets glücklich für ihn ausgefallen waren. Gerade jetzt intereffirten sie sich aber beide weder für das Steigen noch Fal len der Kurse und Bernheimer zitterte vor verhalte»? Erregung, als sie ihn neben sich auf einem kleinen Sofa in einer Ecke des Salons zum Sitzen einlud. Sie waren genügend von den andern entfernt, um sich, wenn sie nicht allzulaut sprachen, ungestört mit einander unterhalten zu können. „Na, was gibt es denn nur, mein bester Sam?" fragte Madame de Ploerne noch einmal neugierig. „Ae sehen ja ganz verzweifelt aus?' „Ich habe auch allen Grund dazu!" der Bankier mit zitternder „Was ist denn so Schreckliches ge schehen? Steht es schlecht mit dem Comptoir?" „Ach was, das Comptoir? Wenn es weiter nichts wäre!" „Weiter nichts! Sie haben gut re den!" „Ja, gut reden! Ich spreche als ein Mann, der sein halbes Vermögen für die Gewißheit hingeben wollte, daß sein Verdacht falsch ist." „Die Hälfte Ihres Vermögens? Wollen Sie das Geschäft mit mir ma chen?" fragte Lhdia lachend, trotzdem es ihr unbehaglich zu werden anfing. „Bin ich vielleicht einigermaßen in der Lage, Ihnen über Ihre Zweifel hinwegzuhelfen?" „Sie sind es nicht nur einigerma ßen, sondern vollständig." „Das ist wenigstens ' deutlich. Also um was handelt es sich?" Stunde in der Rue Lübeck zu suchen hatten." Bernheimer hatte sehr leise und mit finsterer Miene gesprochen; aber Lydia sah ihm mit einem klaren, unschuldi gen Blick in die Augen, und ohne die geringste Erregung in den Zügen, ohne im mindesten erschreckt zu scheinen, sagte sie: „Rue Lübeck? Wie kommen Sie auf die Rue Lübeck?" . Behaupten Sie etwa, daß Sie nie dagewesen sind?" fragte der Bankier verwirrt. „Nie mein Bester," antwortete sie ruhig. Er beobachtete sie aufmerksam. Als gewiegter Pariser verstand er sich auf Lügen, hatte er sie doch schon in allen Variationen mitanhören müssen und war nicht leicht zu täuschen. „Entweder habe ich mich geirrt, oder sie ist von einer Schlauheit, von der ich bisher keine Ahnung hatte," dachte er. Und laut fügte er hinzu: „Sie sind heute bei Einbruch der Dunkelheit nicht aus einem Eckhaus der Rue Lübeck herausgekommen?" „Nein, mein bester Sam. Was sollte ich denn da thun?" „Almosen spenden," sagte er kurz und rauh. „Das habe ich auch gewissermaßen gethan," erwiderte sie, ohne sich außer Fassung bringen zu lassen, „da ich den ganzen Nachmittag in einer Si tzung der „Gesellschaft für arme Müt ter" verbrachte." „So!" sagte der Bankier gedehnt. Und plötzlich schoß es ihm durch den Kopf, daß er ja die Präsidentin des Vereins, in dem Lydia gewesen zu sein vorgab, genau kannte, die Fürstin Stollberg. Er wußte, daß er die vor nehme Dame im Theatre treffen würde, da sie nie die Dienstags vorstellungen versäumte. In drei Mi nuten hatte er dann die Wahrheit her aus. Wenn wirklich den Nach begonnene Unterhaltung mit Lyd?a nach ein paar gleichgiltigen Worten ab, schüttelte Raimond die Hand und entfernte sich. Am Abend begab er sich während eines Zwischenakts in die Loge der Fürstin Stollberg und erhielt von ihr ohne weiteres Auskunft über den Ver ein, der ihr so sehr am Herzen lag. Er nahm ihr für fünfundzwanzig Louisdor Tombolaloose ab und er fuhr, daß die „entzückende kleine Ploerne", die so viel in der Sache that, der Sitzung am Nachmittag beige wohnt hatte. Mißtrauen. Trotz des Beweises' daß viertel gewesen war, konnte sich der Bankier nicht beruhigen. Er hatte vie Ueberzeugung, daß die junge Frau es sehr geschickt verstand, ihre geheimen Gänge zu maskiren, und dachte sich, daß eben die Augen der guten Fürstin weniger klar sehen, als die eines ver liebten und eifersüchtigen Bernheimer. Die ganze Nacht grübelte er über die Sache nach, stand wie zerschlagen auf und sagt- sich schließlich: „Sollte ich mir auf meine alten Tage auch noch das Schlafen abgewöhnen? Das ist ja das reine Gift für den Menschen! Ich muß dieser Ungewißheit ein für allemal ein Ende machen und die Ge schichte ins Klare bringen." Er ging in sein Arbeitszimmer, klingelte und gab den Befehl, Herrn Bricolier zu ihm zu bitten. Nach Ausführung dieses Entschlusses wurde er ruhiger, trank ein Tasse Thee und las seine Zeitung. Es war gegenMittag, als sein jour nalistischer Sekretär bei ihm eintrat. Bricolier war sehr elegant gekleidet und srisirt, als ob er eben aus den Händen eines Friseurs hervorgegangen wäre, und Bernheimer betrachtete ihn wohlgefällig, denn er liebte das und behauptete, daß das Aeußere eines Menschen den größten Theil zu seinem Erfolg beitrage. „Was gibt es heute neues, Brico lier?" fragte er, indem er dem jun gen Mann einen Stuhl anbot. „Daß Jean Berneret gestorben ist .... der Maler.... die beiden Bilder, die Sie von ihm besitzen, sind so aus ein mal das Doppelte werth geworden, da er keine neuen mehr malen kann.... Dann erzählt man sich eine pikante Ge schichte von Madame de Tremieres, die ihr Gatte auf frischer That mit Car cenis ertappte.... Weiter weiß man, daß Graf Perekin die Sophie Viroflay im Stich gelassen hat.... Der gute Min grelier ist nach Odessa abgereist.... da gibt es für sie keine Rubel mehr, nicht einmal papierene!" Zu jeder anderen Zeit würde Sa muel das Abenteuer der schönen Viro flay gewaltig interessirt haben, da er einmal eine bedenkliche Schwäche für sie gehabt hatte; jetzt aber hörte er kaum zu. Der Journalist, der seinen Chef mit seinen Klatschereien meist zu zerstreuen verstand, bemerkte sofort, daß er diesmal nicht das Rechte traf. „Steht es vielleicht heute schlecht an der Börse?" fragte er, indem er sein Gesicht in ernste Falten legte. „Durchaus nicht," erwiderte Bern heimer ausweichend. Dann, nachdem er noch eine Weile gezögert hatte, brachte er das Ge spräch auf den Gegenstand, der ihn so vollständig beherrschte. „Sagen Sie mal, Bricolier, haben Sie vielleicht einen intelligenten und zuverlässigen Menschen an der Hand, dem ich einen sehr wichtigen Auftrag anvertrauen könnte, einen Auftrag von delikatester Natur?" Der Sekretär betrachtete seinen Chef neugierig, da er ihn selten so erregt ge sehen hatte. Er kannte ihn durch und durch, und in einem Flüstertone, als ob von einem Staatsgeheimniß die Rede wäre, fragte er: „Es handelt sich wohl »m eine DamenangelegenlM?" „Ganz richtig.... die mich aber nicht direkt betrifft," fügte der Bankier rasch , hinzu. „Als ob Dir dann so unbehaglich in' Deiner Haut wäre!" dachte d» Jour nalist. Laut wiederholte er: „So, 50.... um eine Damenangelegenheit.... das ist allerdings delikater Natur. Unter unfern Agenten haben wir einen ge wissen Baroquet, der damals die von der englischen Diebsbande gestohlenen Werthpapiere so geschickt wieder her beischaffte... Sie erinnern sich seiner gewiß.... Sie überließen ihn dann den Goldschmidts...." „Ja w0h1.... Der ist nur so schwer fällig... glauben Sie, man kann ihm gewisse Dinge anvertrauen?.... Das Glück eines meiner besten Freunde steh! auf dem Spiel." „Ach. also eine verheirathete Frau!" „Nein," rief Bernheimer erschreckt aus.... „seine Geliebte, die ihn hinter geht.... Man darf keine Anhaltspunkte geben.... höchstens den Namen des Mannes nennen, der im Verdacht steht, von ihr begünstigt zu werden." „Durch den Geliebten hätte man die Frau auch schnell heraus.... Wenn Sie nen in feinem Faüteuil lag und nach der Decke blickte, schien in tiefes Nach denken versunken; er verlor jedoch keine Silbe von dem, was sein Vertrauter ihm sagte. Dieser versuchte vergebens, die undurchdringlichen Züge seines stimmtere Angabe machen wollten, dann könnte ich Ihnen eher rathen, was sich thun 1äßt.... Könnten Sie mir nicht den Namen dessen nennen, der Samuel rührte sich nicht. Er war immer noch eingehend mit der Muste rung des Plafonds beschäftigt, aber von seinen Lippen fiel der Name: „Ro quiere...." „Roquiere?" wiederholte Bricolier ruhig. „Dann muß man die Rue Lübeck ins Auge fassen." Jetzt aber sprang Bernheimer auf. Seine Augen flammten und sein Ge „Rue Woher wissen Sie das?" „Ich weiß gar manches," erwiderte der Journalist lachend. „Was nun Ro- Nr. 17 der betreffenden Straße hat. Glauben Sie ja nicht an eine Hexerei; ich erfuhr es durch einen Zufall. Eine kleine Freundin von mir wohnt in dem Hause, Thür an Thür mit dem Liebes nest des Marquis. Ich für meinen Theil lasse mich für die Frauen nicht aus meiner gewohnten Ordnung brin gen; sie kommen zu mir. Ich würde al so keine Ahnung von der interessanten Nachbarschaft gehabt haben, wenn die Kleine mir nicht neulich im Theater Roquiere mit den Worten gezeigt hät te: „Der dort hat auf derselben Etage mit mir Zimmer, wo er seine Geliebte empfängt...." Wenn also der zu Beob achtende Roquiere ist, so muß sich die Dame in die Rue Lübeck zu ihm bege ben, und dem ist wohl auch so, sonst wären Sie bei Nennung des Straßen namens nicht so außer Fassung gera then." „Es ist in der That ein sonderbarer Zufall," sagte Bernheimer mit Nach „Ein Fingerzeig der Vorsehung!" „Wann hat sich Roquiere in dem Hause eingemiethet?" „Vor ungefähr drei Wochen; aber vierzehn Tage lang blieb er aus. Erst seit acht Tagen kommt er." „Jeden Tag?" fragte Bernheimer „Das weiß ich nicht," antwortete Bricolier ernst und ohne zu lachen, da er jetzt nicht mehr daran zweifelte, daß Samuel in seinem eigenen Interesse diese Nachforschungen anstellte uns daß der Freund, dessen Ehre bedroht sein sollte, ihm nicht halb so lieb war, als er sich selbst. „Sie merken jedenfalls, Bricolier, daß eine Ueberwachung nun unnöthig ist.... denn durch Sie weiß ich jetzt, was ich wissen wollte. WaS noch zu thun ist, kann nur von uns gethan werden." „Ah 50.... Kann ich Ihnen irgend wie behilflich sein?" „Sie sind aber heute schwer von Begriff!" rief Bernheimer aus. „Sie haben ein Mädchen Thür an Thür mit dem Nest, das ich beobachten will, und Sie fragen mich noch, ob Sie mir hel fen können. Selbstverständlich; nur Sie. Ist Ihre kleine Freundin intelli gent?" „Sehr." „Verschwiegen?" „Sie liebt mich." Bernheimer betrachtete seinen Se kretär fast mit Bewunderung. Er be neidete ihn um seine jugendliche Selbst gefälligkeit. Was würde er darum ge geben haben, wenn er es hätte wagen können, so von Lydia zu reden, wie Bricolier von seiner Geliebten! Es war wohl kaum anzunehmen, daß sie ihn je lieben würde. Vorderhand wenigstens suchte er verzweifelt nach den Bewei sen, daß sie einen andern liebte. „Also, mein Bester, Sie werden die Güte haben und Ihre Freundin mit ein paar Zsilen zu sich einzuladen und sie zu bitten, von heute ab die Au gen offen zu halten und auf alles, was sich in der Rue Lübeck in der Wohnung neben ihr abspielt, genau zu achten. Die Frauen sind viel schlauer als wir. Sagen Sie ihr aber ja nicht zu viel; sie wird immer noch genug errathen. Bor allem nennen Sie keine Namen. Was ich wissen will, ist nur, ob die Dame, die zu Roquiere kam, noch immer kommt und zu welcher Stunde und an welchem Tage. Wenn den, will ich.... nein, nehmen Sie gleich hundert Louisdor aus der Kasse und lhrer Freundin ein Arm ihn Bricolier. „Da bildet sie sich w^ Schah von Persien oder um einen rus sischen Großfürsten. Wenn Sie erlau ben, werde ich ihr einfach das Geld geben." „Machen Sie das ganz, wie Sie es für richtig halten; wenn Sie nur Ih ren Zweck erreichen." Bricolier verbeugte sich und ging. Während Samuel, außer sich bei dem Gedanken, daß Lydia mit Ro quiere ein Verhältniß unterhielt, der hübschen Gräfin eine Falle legte, führte der Zufall Raimond mit Therese zu sammen. Der Wohlthätigkeitsbazar, den die Fürstin Stollberg mit so viel Geschick veranstaltete, fand in dem Saale Albert-le-Grand statt, nachdem soll die Bude mit Bürsten und Besen Besen, wirklich etwas Nettes! Und was her Sam, feien Sie vorbereitet." Sam war vorbereitet und ging aus ihr Lorbeeren eintrug, wollte er ihren Vorrath viermal aufkaufen und ein fünftes Mal zur Verfügung stellen. Der Wohlthätigkeitsbazar in dem Saale Albert-le-Grand unter Leitung der einflußreichsten und vornehmsten Damen aus der Pariser Gesellschafl erfreute sich eines ungeheuren Zu hen Verkäuferinnen ihre Waaren feil boten, waren auf das Eleganteste aus gestattet, denn die freigebigen Besucher Anblick mißgestimmt werden. Am Eröffnungstage hätte man sich auf einem Jahrmarkt glauben kön nen, so bunt sah es in dem Saale aus. Zwischen grünen Blattpflanzen und von der Decke herabhängenden Fähn chen waren die Waaren in reizendem Durcheinander «nd mit einem Ge schmack ausgelegt, wie er nur einer Dame von Welt zur Verfügung sieht. In der Porzellanbude glänzte und schillerte es von künstlerisch schön be malten Majoliken. Bei den Lederwaa ren war alles zu haben, was die mo derne Industrie an Phantasiestücken auf den Markt bringt: Photographie rahmen, Schreibmappen, Portemon naies, Brieftaschen, Visitenkartentäsch chen, Serviettenringe in roth, braun, lcdergeruch fehlte nicht. Daneben hin gen in wohlgeordneten Reihen Kinder sachen für die Armen: Trikotwestchen, wollene Unterröcke, gestrickte Mützchen Und ganz unten im Saal stand der Schänktisch, wo das Glas Champag ner von fünf Franken bis zu fünf Louisdor kostete, je nach dem Belie ben des großmüthigen Trinkers. Aus den Spielwaarenbuden erklang das Kreischen der Blechtrompeten und das Gequickse der Automatengruppen. Bei den Schreibmatrialien lagen weiße Bogen mit fliegenden Schwälbchen, die in ihrem Schnabel einen Brief da vontrugen, zwischen Stößen von Ge schäftsbüchern, unverschiittbaren Tin tenfässern, Federn, die drei Wochen lang ohne frische Tinte vorhielten, Ta schenmessern, Radirmessern, Schreib maschinen und Kopirpressen. Kurz al les, was es an zerbrechlichen und un chen Dingen gibt, war da vom Boden vis zur Decke aufgespeichert und wur de so theuer als möglich verkauft. Und mittirten sich uni unsres lieben Herr gotts willen. Ernst und schweigsam, m schwarzem und weißer Hau die Almosenverwalterinnen des Wohl thätigkeitswerkes, zu dessen Gunsten der Bazar veranstaltet worden war. Der Verkauf verlief brillant, und denn die Berechnung in der menschli chen Natur fehlt nie; selbst da, wo man um des Mitleids willen kauft, muß wenigstens so praktisch als möglich ge wählt werden. Schon klapperte es in den Kassen vielverheißend von Gold stücken. Schon war die Besen- und BUrstenbude der reizenden Gräfin Ploerne fast leer, und Bernheimer er stand eben noch den kleinen Federwisch, mit dem die Gräfin ihre Waaren abge stäubt hatte, für fünfhundert Franken. Betäubender Lärm herrschte. Alles schrie durcheinander, die Verkäuferin nen und die Käufer; es war kaum durch die Menschenmenge durchzukom men. Roquiere hatte, nach einem Auf enthalt von fünf Minuten bei den Bürsten, einem Aufenthalt, der seinem Geldbeutel sehr nahe ging, Ploerne wie einen Retter aus den Händen der Gräfin begrüßt. Es war gegen fünf Uhr; draußen regnete es in Strömen, rück, die als Vorrathsraum für die jetzt weggeholten Waaren gedient hatte. Abseits auf einer Bank saßen zivei Klosterfrauen und warteten das Ende und ohne auf das Getriebe um sie her zu achten. Die großen Flügelhauben verbargen ihre Züge. Die eine trug das blaue Band der Novizen ihres Or dens; die andre und ältere blätterte aufmerksam in einem Verzeichniß. Ploerne war näher getreten; im selben Therese. Als sie ihn erblickte, sprang sie hastig auf. Ihre Begleiterin schaute sie erstaunt an. Da sagte das junge ihr stehen geblieben war. Das Herz krampfte sich ihm zusammen, als er das einst so verwöhnte, sorglose imd glückliche junge Mädchen in dem gro ben Wollkleid mit der weißen Haube vor ncki sah. Er versuchte in ihrem Ant litz zu lesen, was in ihr vorging. Doch fast mußte er annehmen, daß sie das heilige Gewand, das sie trug, vor weltlichen Empfindung schützte, so ru hig schien sie mit dem etwas traurigen Lächeln um «t« Mund, dem klaren Blick ihrer schönen Augen und den of fenen Zügen, die sich so schlecht mit ih- h j M d ß 'ck dete er sie mit „Sie" an. War es die Achtung vor ihrem heiligen Gewände? Oder that er es nicht vielmehr, weil er herausfühlte, daß zwischen ihr und ihm keine Vertraulichkeit mehr bestehen konnte? Sie schwieg, und er fuhr fort: „Ly dia ist hier. Sie haben sie Wohl be merkt?" derte: „Ja, ich habe sie von weitem ge sehen." „Haben Sie denn nicht mit ihr ge „Nein." wendend, entgegnete sie mit erkünstelter Gleichgiltigkeit: „Sie ist so sehr in Anspruch genommen, daß ich fürchten chens verwirrte und beunruhigte ihn. Er fühlte dunkel, daß sie eigentlich die Verlegenere hätte sein müssen, und doch war sie gefaßter als er. Schon früher hatte er diesen Eindruck gehabt, der solch furchtbare Zweifel in ihm wach rief. Mit Bitterkeit im Tone sagte er Sie Ihr Verhalten so peinlich abwä gen? Haben sich Ihre Gefühle für sie denn verändert?" Ein leichtes Roth färbte die Wangen sind Sie glücklich?" dia im Kloster besuchen?" „Ich danke Ihnen für die freundli che Absicht. Aber ich möchte lieber, daß nicht stören." „Sie sind ja doch ohnehin nicht ganz aus der Welt geschieden, da ich Sie heute hier treffe." „Ich erfülle einen Auftrag, der mir ertheilt worden ist. Es ist dies seit ei nem Jahr das erste Mal, daß ich das Kloster verlasse, und es wird auch das letzte Mal sein." „Dann werden Sie also für uns, die wir Sie so lieb haben, ganz verloren sein?" „Todt." „Lieben Sie uns denn nicht mehr, Therese?" „Ich liebe nur noch Gott." Therese hatte diese Antwort fest, fast heftig gegeben, und sie seufzte erleich tert auf. als sei sie froh, damit das letzte Band, das zwischen ihr und ihrer Familie bestand, zerrissen zu haben. Raimond erblaßte: „Man könnte fast glauben, Sie haßten uns." „Lesen Sie nicht mehr aus meinen Worten heraus, als sie bedeuten," er wohl, daß ich Sie nicht hasse." War es Zufall, daß sie so antwor tete und nur von ihm sprach? Ihn haß te sie nicht, aber Lydia? Und warum den» Lydia?.... Der Graf litt furchtbar, und seine Befürchtungen spiegelte» sich so deutlich auf seinem Gesichte wieder, daß Therese Mitleid Sie in meinen Gebeten vergessen werde." Goldstücke, die in einem Körbchen ne ben ihr aufgehäuft lagen. Sowie sie Raimonds ansichtig wurde, rief sie ihm voll Stolz entgegen: „Elftausend Franken habe ich aus meinen Waaren gelöst!" „Das liebe Kind ist unser Segen," sagte die Fürstin Stollberg. „Ihr dan halb Dutzend Besen ab," seufzte Bern heimer, dessen Taschen mit den verschie densten Gegenständen vollgepfropft waren. „Ich habe so viel von dem Zeug, daß ich für die Reinlichkeit mei nes und auch Ihres Hauses auf zehn Ihnen einige Bürsten anzubieten," fuhr Bernheimer lustig fort. „Ich will sie ja gar nicht verkaufen, ich schenke sie Ihnen.... Sie erweisen mir den größten Dienst..." Nun strömten alle hinaus, und bald leerte sich der Saal. Lydia ließ sich von ihrem Diener den Mantel umwerfen. nen aus, bekam noch einen Kuß von der Fürstin und begab sich, von Bern- ihrem Manne begleitet, an nicht wieder so bekümmert und bedrückt gewesen. Thereses Auftreten war ihm ein Räthsel, wie schon früher auch. Vom ersten Augenblick an hatte sie sich so gezeigt: Bitter und verschlossen in innerer Empörung. Sie hatte keine ten Schmerz verrathen, den der Ver lust eines theuren Wesens erzeugt. Sie schien viel mehr über die Entdeckung ih res Fehltrittes außer sich, als über das, andres als rein und edel war, und doch schrie es in ihm: „Dies alles ist There se! Du magst Deine Augen noch so sehr vor der Wahrheit verschließen wollen. Du weißt feit Monaten ganz wohl, daß die, welche Du liebst, voll Egoismus, und daß sie, die Du ver dammst, voll hingebenden Opfermuths ist." Er litt Qualen und kämpfte einen verzweifelten Kampf mit feinem Ge wissen und seiner Vernunft, und den- Zwifchenakten Besuche empfangen, mußte Rede und Antwort stehen. Endlich konnte er aufathmen; als ei lich geschehen war, sondern, nur das, was man ihm gesagt hatte . Der Todt« war mit der schrecklichen Rache des Schweigens ins Grab gesunken, unt außer den beiden jungen Mädchen und Leila konnte ihn niemand aufklären, nicht von ihm ausgefragt worden, unl er entschloß sich, nun auch diesen letzten Versuch zu wagen. Sobald er die Dienstboten im Hause wach Härte, klingelte er und verlangte nach Keila, Diese war stets da, wo sie gebraucht wurde, als ahne sie im, vorau>i die Wünsche ihrer Herrschaft. Sie erschien vor Raimond, wie,- immer ruhig und ihrer selbst sicher, mit einer undurch dringlichen, Miene in ihrem brinzesar-, benen Gesichte, und wartete, was er zu sagen HÄien würde. Er war viel ver legener als sie, den» er wär» gern ge rade a »112 sein, Ziel losgegangen, fühlte aber auf wie unsicherem Grunde er fußte und mußte sich einigermaßen z«r Vorsicht zwinge«. in dem Bazar. wo die gnädige Frau verkaufte, Fräulein Therese begegnet; sie sieht sehr verändert aus. Daß sie sich in einem Kloster befindet, ist Ihnen ja bekannt. Sie sin> die einzige, mit der ich bisher noch nie über die Ereig nisse von Beaulieu gesprochen habc-. und doch müssen Sie, da Sie das v>>ke Vertrauen ihrer Herrin genießen, gar manckes über die Sache wissen." (Fortsehnn« folgt.) Mr du Küche. Kartoffel-Suppe. Die ab geschälten und gewaschenen Kartoffeln werden in Wasser mit etwas Salz gar gekocht, abgegossen und durch ein. Sieb gestrichen. Nun rührt man sie mit Fleischbrühe klar u,nld läßt sie noch ei nige Zeit mit feingehackten Kräutern, unter die man etwas mischen Croutons zur Tafel. Saurer Kalbsschlegel. Man nimmt einen Kalbsschl«g«l, häu tet, wäscht und trocknet ihn ab, reibt Tage in Essig, in welchen man Wur zclwerk, gelbe Rüben, Zwiebelscheiben, Lorbeerblatt, ein« bis zwei Nelken, et was ganzen Pfeffer und noch etwas Salz gegeben hat. Nun macht man in einem Tiegel Butter heiß, gibt den Braten nebst allen Zuthaten und einem Schöpflöffel Beize und ebenso viel Fleischbrühe hinein und läßt ihn am besten in, der Bratröhr« unter öfterem Berßen goldgelb auf beiden Seiten braten, gibt noch ein« Schwarzbrot rinde in Mehl eingetaucht nebst etwas Fleischbrühe dazu, läßt ihn vollends weich dämpfen und gießt schließlich mach Belieben noch einige EHHffel sau ren Rahm in die Sauce. Wirsing, Weißkraut oder Kartoffelmus paßt am besten dazu. S chw ein e s l ei sch ra g o u t. Brust, theilt sie iir beliebige Stücke. Rüben, Zwiebel- und Zitronenschei ben, Lorbeerblatt, zwei Nelken, mehrero Pfefferkörner und, einige Wachholder» selben mit Schmäh, sämmtlichen, Zu thaten, zwei Schöpflöffeln Beize unZ» ebenso viel Wasser in einem Tiegel zu, kocht sie weich und stellt sie auf di« Seite. Nun macht man ein braunes Einbrenn, füllt mit Beize auf, gibt eS in die Sauce, läßt diese damit gult durchkochen, treibt sie durch ein Haar sieb, gibt die Fledfchstücke wieder hinein und läßt alles, nochmals aufkochen. Gibt man! mit Kartoffelklößen. Hammelbraten. Man nimmt Schlegel, Bug od«r Rippen. D«r Bra» dann mit einigen Knoblauchschnittchen gespickt, mit Salz und Pfeffer einge rieben, in eine Bratpfann«, in, welcher Zwiebel, gelbe Rübe, S«llerie- und Petersilienwurzel, Lorbeerblatt, Zitro nenschale und etwas Wasser oder Fleischbrüh« daran gegeben und dev Braten unter öfterem Begießen in der Bratröhre braun gebraten. Man gibt noch vor dem Fertigwerden ein« SchwarzbrotMde in, Mehl eingetaucht hinein, damit-die -Sauce gebundener wird, bratet ihn fertig und richtet ihn mit grünen oder weißen Bohnen, auch mit weihen Rüben an. Pfannkuchen. Man gibt ein halbes Pfund Mehl in ein« SchUM, rührt es mit einem halbenQuart Milch gut an, Mi fünf Eigelb, ein wenig Salz, zuletzt die Eiweiß, ,welche man zu Schnee schlagt, dazu, verrührt eS gut, macht in einer Pfanne reichlich Schmalz heiß, gibt von dem Teige, j« nachdem man den Pfannkuchen dünn oder dick wünscht,,hinein, backt ihn zu erst auf 'der einen Seit«, dann zuge deckt auf »der andern goldgelb, bestreut ihn mit Zucker nnd fährt: mit dem übrigen Teige fort. Sehr rösch wer ,den die Pfannkuchen, wenn man Bu chelöl statt Schmalz ninHit. Man gibt Compott oder grünen Salat da zu, in welch letzterem Falle man keinen, Zucker auf die Psannkucheni streut. Wind nn Äel n. Em Viertel' Quart Milch wird mit 6 Unzen But ter und A Unzen Zucker ausgekocht» ,dann zwei Fünftel Pfund feines unt» gesiebtes Mehl gut hineingerührt und der Teig so lange auf dem Feuer ge rührt, bis er sich von der: Pfanne lrS» löst, dann läßt man ihn erkalten, gibt acht Eier UÄd ein wenig Salz daz» und verarbeitet den Teig recht fein, sticht mit einem blechernen Löffel wal nußgroße Stücke aus, >etzt sie auf eil» mit Butter- bestrichenem Blech weit ans einander backt sie ,jei inittelinäßi ger Hitze iin Rohr heUMb, bestreut sie mit Zucker »nd gibt sie? «arm mit einen Weinsäure zu Tisch« , Reis mit seiwge s ch n iii'.r e nem Schinken. De? Reis wird gewa- in- Fleisch,brllw od«r gesalzenem Wasser »eich gekociir, auf einer. Platte angerichtet und mi< fein geschnittenem Schinken dicht betreut. Fleisch fa>l 6! t. Uebr'A- gebke benes gekochtes Ochfenfleisch oder RirdsHratm wird in ländliche geschnitten, mit längliÄ ge schnittenen Zweibein bestreut, Salz und Pfeffer gethan mit: Essig und Oel Übergossen und gut unier ein ander gemengt. Nach Belieb« kann »mm sein geschnittene lMggi'.rkn bei fügen, ihn auch mit etwas Kartoffel salat mischen. Grie ß p u«ddi ng. Man rührt ein halbsb Psund feiNen Grieß in ein Quart siedende Milch und kocht ihn mit 2j U«zen Butter und einer Messer spitze Salz zn einem dicken Brei, gib! ihn in eine Schüssel und läßt ihn er kalten. Nun rühck man sechs Eigelb, ei» Viertel Pfund gestoßenen Zncker. «Ächer vorher an einem Stück Zitron« abgerieben wurde, und Unze gesto ßen« Mandeln n«bft dem Schnee der sechs Eiweiß gut hinein, füllt eine mit Nutter bestrichene Form und kocht den Pudding in anderthalb stunden. —> Ein« Wein- sd« Fruchtsalt« rigmt sich dazu. 3
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