2 Nichts Neue» unter Tier Bonn». „Es ist interessant, die zahlreichen Erfindungen zu prüfen, die wir für neu halten, während sie in Wirklichkeit uralt sind. So hatten die Alten schon ! Kenntniß vom Blitzableiter oder sie kannten doch jedenfalls bereits eint Methode, den Blitz anzuziehen. Die keltischen Soldaten pflegten sich bei ei nem G«wiU«r auf den Erdboden nie derzulegen, dann zündeten sie eine Fackel an und pflanzten ihre blanken Schwerter in den Boden neben sich, mit der schalen Spitze nach oben. Der Blitz traf häufig die Schwertspitze und suhr an der Klinge entlang in's nahe Wasser, ohne die Krieger zn verletzen. Die Römer scheinen ebenfalls denVlitz senheit gerathen ließen. Auf die Spitze des höchsten Thiirmes des Kastells von Duino am Adriatischen Meere wurde schon vor undentliAn Zeiten eine lange Eisenstang« gesetzt. Bei stürmi schem Wetter im Sommer diente sie dazu, das Nahen des Unwetters zu verkünden. Ein Soldat war dort n?it Sturm drohte, von Zeit zu Zeit die Spitze seines langen Wurfspießes dicht vn die Stange hielt. Wenn nun ein spätere Papst Silvester 11. (derselbe, auf den die Einführung der arabischen Ziffern und der Pendeluhren im Abendland zurückgeführt wird), im zehnten Jahrhundert, erfand «ine Me thode, um den Blitz von den Feldern abzulenken, indem er lange Stecken, die mit sehr scharfen Lanzenspitzen versehen waren, in die Erde pflanzte. Im Jahre 1662 war Frankreich be reits im Besitz von Omnibussen. Die Römer legier, artesische Brunnen sogar Im Jahre 1685 veröffentlichte der französische Physiker und Mathemati ker Papin (er war von 1687 bis 1707 Professor der Mathematik in War nen Bericht über ein Experiment, das einer seiner Freunde, Namens Wilde, gemacht hatte. Dieser brachte nämlich Blumen zu plötzlichem Wachsthum. Das Geheimniß bestand in der Berei tung des Bodens; es wurde nicht ver rathen (Kunstdünger?). Die Mas sage ist eine sehr alte Praktik und war den Römern bekannt. Paracelsus spricht in feinen „Opera Medica" von Homöopathie und sagt, daß Gleiches von Gleichem geheilt werde, nicht aber Entgegengesetztes von Entgegengesetz tem. „Die Natur selbst," sagt er, „zeigt dies und wie die Dinge einander suchen und begehren". Polybius (der berühmte, 204 vor Christo geborene griechische Geschichtsschreiber) spricht auch schon vom Heilen durch gleichar tige Gegenmittel und Avicenna (der derühmte arabische Arzt um's Jahr 1000) erzählt bereits von dem Ge brauch unendlich kleiner Dosen Arse nik. Mireppus wendete Arsenik in unendlich kleinen Dosen.als Heilmittel für Wechselfieber an. In China wur de Haschisch bereitet und als ein Be ruhigungsmittel 220 Jahre vor unse rer Zeitrechnung gebraucht. Die Ara ber gebrauchten Aloe und Kampher in derselben Weise wie wir. Der Spiegel und die Sonde waren um's Jahr MO bekannt und thatsächlich sind auch Nationalmuseum zu Neapel aufbe wahrt. Gallmid (der französische Orientalist u,nd Numismatiker des 17. Jahrhunderts) gibt 666 eine Theorie der Gehirncentren, indem er die vor dere Gehirnpartie als den Sitz der «Phantasie, das Centrum der Vernunft und die Hintere als den Sitz des Ge dächtnisses bezeichnet. Anstoieks be merkt«, daß Seewasser trinrbar ge rnacht werden könnte durch Verdunsten iassen und Aufsammeln des D.impses. Die Griechen hatten ein „Pile na", ei nen wollenen leinenen Kllraß, der so dicht gewoben war. daß e: für die schärfsten Geschosse undurchdringlich war. Wir haken das Geheimniß die ser Panzer nicht wieder entdeckt (Dowe- Po.rzer?). Die Römer hatten bessere Mühlen als wir zum Olioenmahlen. Die Chinesen hatten eiserne Häuser bereits um IWV erfunden. Gloshäu ser es bei den Pikten in Schott land .den Kelkn in Wales und viele Jahrhunderte früher noch in Tiam. Dießewässerungssysteme, die die Lom bardei und England so fruchtbar mach ten, >v«ren zur Zeit des Virgil im Ge brauch. Grasleinen wurde von Ken Chinesen Jahrhunderte lang vor lhergeslell'." Cohn drückt sich .Cohn, rnU Ihnen mach" ich kein Ge cken Sie sich!" G a u?r erp re i s«. Sch.: „Ich sag' Jhn«i, Herr Popper, bei mir ist noch nicht eingebrochen ivorden." IP.: „Berufen S-e Ihr Glück nicht, ich „Was nennen Ge Glück? Bei mir sind die Waaren so dillig, daß der größte Gauner lieber hereinkommt und jie kauft, als erst lange einzubrechen." Poesievolk. Dame (zum «ebenan sitzenden Herrn, als eine Dame <m den Flügel tritt, usi zu singen): Ach diese Fräulein hat jüngst wahr haft entzi .end gesungen? es schien, als ob aus dem Gesänge ihre ganze Seele schwoll! Herr: O, dann bin ich doch sehr neugierig auf den Gesang dieser geschwollenen Seele! Gciuyut. Z!««Zcltc aus dem dcuisch-anieriltktscheii Leben vo« W. von Schicrbraot. I. „Nun hst'S aber keine Roth mehr, nicht ivahr?" sagte der dicke Wirth, der in schneeweißen Hemdsärmeln am Ofen stand und dort den großen Kup fertessel, in dem 'das heiße Wasser für Punsch und Tom-und-Jerry brodelte, spiegelblank putzte. „Nein, Gott sei Dank, jetzt bin ich doch, denke ich, geborgen. Wie wohl mir ist, das kann ich Ihnen, der Sie mir ein wahrer Freund gewesen sind, gar nicht sagen. Es hält schwer für unsereinen, irgend eine Anstellung zu erlangen, in der man sich auf anstän dige Manier ernähren kann. Und nur Ihnen, Herr Schmitz, habe ich's zu verdanken, daß ich schließlich diesen Posten erhalten habe. Vorderhand meinen besten, aufrichtigsten Dank!" Und der jung« Mann näherte sich dem schmunzelnden Wirth und schüt telte demselben die biedere, schwielige Rechte so kräftig, daß das Hänge bäuchlein desselben in wogenartige Schwankungen gerieth. ser bescheiden ab, „es war für mich ja nur ei« geringe Mühe, und außer dem dem ehemaligen Vorgesetzten meines Lieblingsneffen mußte ich doch ein wenig beispringen. Nun thun Sie mir blos einen Gefallen, mein lie „Na, also thun Sie mir nur deu e i n e n Gefallen jetzt, und lassen Sie das verd Spielen. Sie wis sen ja so gut wie ich, daß das an allem Ihrem Unglück schuld ist, und Ihren feinen Verwandten zu lielH» und —" „Sagen Sie nichts weiter, Herr Schmitz ich habe es mir hoch und theuer versprochen, nie wieder eine Kart« anzurühren —" „Ja, aber damit ist's nicht gethan— auch das Würfeln und das Wetten auf den Rennplätzen dürfen Sie nicht mehr mitmachen, sonst hat's geschellt. Sie wissen vielleicht noch nicht, daß ich mich habe für Sie verbürgen müssen beim Mayor und beim Chief für Ihre Ehrenhaftigkeit, Ihren gefamm ten Lebenswandel etc. etc. und so bin ich gewissermaßen für Ihr ferne res Wohl verantwortlich. Nehmen Sie mir's nicht übel, daß ich diesen Punkt erwähne, aber ich meine es ja nur gut mit Ihnen, und ein etwas lockerer Zeisig sind Sie ja bis vor Kur zem gewesen, das müssen Sie selber zugeben." „Leider ja," murmelte der junge Mann und ließ den Kopf etwas hän gen. „Aber nun soll's anders wer den." „Na, hoffen wir's. Und nun kom men Sie und setzen Sie sich 'mal ver nünftig hin da an den Tisch. Ich will Ihnen «inen famosen, steifen Whiskey punsch zur«chtbrau«n, der Ihnen heute bei der nassen Kälte besonders gut thun wird." Und kurze Zeit darauf saßen die Beiden wie alte Freunde behaglich bei einander und labten sich an dem dam pfenden Getränk, dessen aromatischer Duft den ganzen Raum ausfüllte. Und beim Glase plauderten sie, der dicke Wirth praktische Lebensweisheit und politische „I'omters" auskra mend und der junge Mann die Unter haltung mit lustigen Anekdoten aus seinem Militärleben würzend. Ab und zu stand der dicke Mrth auf, um einen neuen Gast zu bedienen, dann aber setzte er sich sofort wieder an die Seite des schmucken Fremden, dessen sorafältig gepflegtes Schnurrbärtchen und tadellose Haltung auch unter jetzi gen reducirten Verhältnissen sofort den ehemaligen deutschen Ofsicier verrie , theil. 11. Ulrich von Waxheim so hatte er in der Heimath geheißen, der fesche, schlanke Mann. Und Secondelieute nant war er gewesen, ganz recht, sogar in einem der nobelsten Regimenter. Und vor kaum 6 Monaten hatte er den Abschied und den unbekannten Weg iiber's Meer nehmen müssen, weil, ja weil er zu viele Schulden halte. Svielschulden. Denn «s ließ sich nicht leugnen, daß der blutjunge Offi zier dem Spielteufel ergeben war mit Leib und Seele. Schade! hatte Je der gesagt, der ihn kannte, denn sonst war er ein lieber, offener, grundehrli cher Mensch, dabei ein schneidiger Söl de! und ein Mann, der für seine Freunde du-.ch's Feuer gegangen wäre. Eigentlich war's diese letztere Eigen schüft, die zu weit getriebene Kamerad schaft. die ihn zum Spieler gemocht hatte. Es wir ganz einfach gewesen. Dem langen, dürren Premierlieutenant Matzdvrf, der.den Jüngste« des Regi ments unter seine spezielle Obhut ge nommen hatte, .war bei einer Gelegen heit «s war im Casino und schon recht spät, oder eigentlich recht früh das Geld vusgegsngen und er hatte sich an Waxheim gewandt wegen eines Pumps. Weser hrtte ausgeholfen mit seiner ganzen bescheidenen Baarfchafl. Als diese veispielt war bis auf ein einziges goM'nes Zwanzigmaristiick, da hatte der Premier dem Novizen das funkelnde Stückchen Gold in di- Hand gedrückt und ihn geboten, doch dies letzte für ihn zu setzen, Neulinge im Spiel immer Glück haben." Und wahrhaftig das Sprichwort ward nicht zu Schanden Waxheim ge wann in einer halben Stunve den gan zen Verlust seines Kameraden züxiick und noch eine tüchtige Reserve dazu. Na, und das war der Anfang genxfen. Von jener Nacht an ließ der Spielteu fel den jungen Mann nicht wieder los. Trotz aller Thränen seiner Mutter, trotz aller Drohungen des Vaters Ulrich war wie besessen Er ruinirte > seine Chancen aus Avancement, er ver spielte die ganze Mitgift seiner Schwe ster, er saß in Schulden bis über die Ohren, er mißachtete selbst die ernsten Vorwürfe seines von ihm oerehrten Oberst, des seinem Vater befreundeten Chefs des Regiments—er kannte nur noch das Spiel, dem er rettungslos verfallen schien. Und so brach dann das Unheil über ihn und über sein« ganze Familie herein eines Tages das kleine Gut der Familie im Besitz der Wucherer, der alte Vater mit dem Rest seines Vermögens die Eh renschulden des Sohnes tilgend, der letztere in die Welt, in's Elend gesto ßen, flüchtend über den weiten Ocean, um in der Fremde zu lernen, was er unter günstigeren Verhältnissen, in der Heimath nicht lernen konnte et was Vernunft. Es war ein trauriges Capitel, ein Capitel, das in so vielen der besten deutschen Familien alljähr lich seine Fortsetzung findet, und das Ganze hatte nur wenig itber 2 Jahre gedauert. So war Ulrich nach Ame rika gelangt, und hier hatte er sich, bald Dies, bald Jenes treibend, wie es ge rade die Noth und die Gelegenheit mit sich brachte, von Stadt zu Stadt bege ben, bis er hier im Westen, in einer Stadt am Eriesee, deren Name ihm aus seinen Geographiestudien daheim kaum bekannt gewesen war, den dicken Wirth, Herrn Schmitz, getroffen und in ihm eine treue Stütze gefunden hatte. Heute endlich war seine Ernennung erfolgt er war wohlbestelltes Mit glied der Hook and Ladder Company No. 13 geworden hieß sie bei den „lioxs", aber für ihn war die 13 gut genug, dachte er jetzt auf dem Wege nach der Station. Seine Anstellung hatte er natürlich einzig und allein dem nicht unbedeutenden politischen Einflüsse des gemüthlichen dicken Wirthes zu danken, der in sei ner Ward Sine der beliebtesten und einflußreichsten Persönlichleiten war und am Wahltag gut und gerne seine 600 Stimmen so oder so abschwenken ließ. Aber Ulrich machte auch seinem Besitzer alle Ehre. Darüber war bald nur eine Stimme Niemand so pflichteifrig, Niemand so wagemuthig und geschickt wie Ulrich Waxheim denn das „von" hatte er längst fallen lassen und wenige Monate nach feinem Eintritt in die Feuerwehr war schon in einem öffentlichen Bericht eine Belobigung und zugleich Beförderung des jungen Mannes zu lesen. 111. Aber das Spiel! Er hatte thatsäch lich sein Versprechen gehalten, das er dem dicken Schmitz gegeben längere Zeit rührte er keine Karte an, trotz al len Hänfelns und aller spitzen Beiner- Boraeschichte des jungen Mannes na türlM, nicht kannten, und für Geiz oder übertriebene Borsicht hielten, was bei ihm der letzte Versuch seiner besse res Natur war, sich das Bewußtsein voller Ehrenhaftigkeit wieder zu er werben. Aber ein Mal war die Ver suchung doch zu stark für ihn gewesen er war gestrauchelt und gefallen. wärts bei ihm. Er sah sich bald nicht mehr in der Lage, seinen darbenden, alten Eltern, die in einem kleinen Neste der Provinz sich nothdürstig mit den letzten Resten ihres Vermögens durch schlugen, wobei die Tochter ihnen noch mit der Ertrage seiner weiblicher Handarbeiten nachhelfen mußte, die monatliche Unterstützung zu senden, die er ihnen bis dahin regelmäßig seit seiner Anstellung bei der Feuerwehr geschickt. Er wurde wiedex der alt« fpiellustige Ulrich, als der er im Re giment bekamt gewesen war. Er hatte seinen letzten moralischen Halt Noch einmal raffte er sich auf, ver sicherte sein Leben in der städtischen Feuerwehrcasse zu Gunsten seiner El tern und schien ein Umgewandelter zu sein. Aber er verzweifelte an sei ner eigenen Fähigkeit, auf die Dauer seiner Leidenschaft, die stärker war, als er selbst, Einhalt gebieten zu können. Eines Nachts gegen 2 Uhr, es war draußen und der eisige Wnd und spitz wie Nadeln war, in's Ge sicht, daß die Haut schmerzte wie unter dem Feuer selbst, tönte der Alarm erst kein allgemeiner, aber gleich daraus das gefürchtet? 4 —11—44 „alle Mann heraus!' Unter den Ersten an Ort und Stelle war mit seiner Mannschaft. etwas von ihrer armseligen Habe un ter Hilfe »er Feuerwehr retten zu kön nen. schienen war, einen Säugling im Arm. l Der Rauch war sehr dicht, aber durch die wehenden Schleier des gelblich grauen Rauches hindurch däuchte eZ Ulrich, als ob er das den Schreck und Todesangst verzerrte bleiche Gesicht der Wie der Blitz war er unten ange langt, und wie der Blitz hatte er die ihm zunächst befindlichen Kameraden angespornt, und mit ihnen die schwere Leiter und die Rettungsseile nach je nem Hause geschleppt. Ohne einWort zu sagen, kletterte er die steile Leiter in die Höhe. Sein Antlitz war wie zu Stein erstarrt. Die Menge dort un ten klatschte wüthend in die Hände und rief ihm ermuthigende, lobende Worte zu, als sie sah, daß der stramm« Mann in dem Helm die Rettung zweier ge fährdeten Leben versuchen wolle. Er hörte es nicht. Sicheren Fußes stieg er die Leider hinauf, während unten und oben schon der feurige Rauch aus die Kraft, sich fest zu halten. Aber mit festem Griff nahm «r sie, wie ein willenloses Packet, auf den linken Arm, schen war der Chief, und neben ihm stand Schmitz, der dicke Wirth, dessen Lokal im nächsten Block befindlich war. ken, vom Dach gelöst, stürzte herab und auf den Kopf des muthigen Ret ters Zwar hielt der Helm etwas ab von der Gewalt deS Stoßes, aber die Wucht des Falles war doch mächtig genug, um Ulrich, dessen einer Arm ja auch beschwert war, herabzureißen. Ein Aufschrei und blutend sank sein Körper langsam an der Leiter hinab. Bewußtlos lag Ulrich da inmitten des Aufruhrs der Elemente. Aber als «r die Augen aufschlug, da kniete der dicke Wirth, sein guter Freund, neben ihm. „Sind sie gerettet?" wisperte der Sterbende. „Ja sie sind beide wohl Mut „Nun, Gott sei Dank. So habe ich doch etwas Nützliches auf der Welt ge than." Und Ulrich von Waxheim, dessen Gesicht fast eine einzige Brandwunde bildete, schloß die Augen, um sie nie Die rätlisclliaftc Erkältung. Da ist mir neulich etwas Eigen thümliches passirt, woraus man ersehen kann, wie sehr so ein alter Rheuma tismuspeter, wie ich einer bin, sich in Obacht nehmen muß, um nicht durch Leichtsinn und Gedankenlosigkeit den alten Feind zu einem neuen Angriff auf Muskeln und Knochen zu reizen. Ich sitze eines Abends ganz gemüthlich in -meinem wohldurchwärmten Jungge sellenstübchen und lese. Die Füße hatte ich auf einen Schemel gestellt und, weil ich von Natur aus einen et was kurzen Oberkörper habe, so hatte ich mir ein Buch untergelegt, den Kopf in die aufgestützten Arme genommen und 'dazu passt« ich meine lange Pfeife. Auf einmal gibt's mir einen Stich durchs Knie, damw einen durch die Hüfte, 'daß ich laut aufschreie der Rheumatismus war 'da! Natürlich kroch ich in's Bett und es dauerte drei geschlagene Tage, bis die gleichmäßige Wären« die Schmerzen wieder? zum Weichen brachte. Ich stehe wieder auf und grüble noch immer darüber nach, wi« ich nur in aller Welt dazu komme, mich in dem geheizten, zuglosem Zim mer zu erkälten, aber es ist mir ganz „Wer Koth anrührt, besudelt sich". So sagt man insgemein: Die Sonne nur befleckt sich nicht. Scheint in den Sumpf sie auch hinein. Vorzug. Sergeant: „Kerls, Ihr wißt gar nicht, wie gut Ihr es habt! Die Civilisten müssen die Ka sernenhofblüthen erst lesen und Ihr genießt sie in Natura!" —E inf«i ne s G«t rän k. 1. Gast: „Der Wein schmeckt nach dem Pfropfen..." 2. Gast: „Da haben Sie 's noch gut getroffen! Der meinige schvrär nach gac UichtÄ" Stiefmütterchen. Frau Klärchen Lambach schritt seit einer vollen halben Stunde in ihrem hübschen Boudoir über den blumen durchwirkten Ehcnilleieppich. Es war April und dieser grillenSast Unberechenbare hatte, nach einigen son nigen Tagen, sein griesgrämigstes Ge sicht aufgesteckt es schneite. Die neue Friihlingstoilelte, der Stolz mancher Schönen, wanderte wieder in den Klei derschrank und der sast schon mißachtete Pelz wurdc wieder hervorgeho/t und kam nochmals zu Ehren. Die kleine Frau Dr. Lambach trat an das Fenster, vor dem die Schnee flocken wirbelten. Sie befand mer nicht." Frau Klärchen schob mit energischer Bewegung der kleinen griibchenvollen Hand die klirrenden Armreifen zurück, dann ging sie zur Ottomane und setzte sich resignirt, um weiter zu warten. Was war natürlicher, als daß ihr aller sonst so braver Edmund an Pünktlich keit nicht gewöhnen könne. Sie hatten sich vor nunmehr zwölf Jahren aus herzlicher Liebe geheirathet, ihre Flitterwochen hatten zu Jahren sich ausgedehnt, zu dem kleinen Vermö gen, das ihr die Eltern hinterlassen, teten Loose noch ein Kapitälchen ge wonnen, in fünfzehn bis zwanzig vor nehmen Familien war er Hausarzt, und auch sonst ein gesuchter Doktor, nur die leidige UnPünktlichkeit zog manchmal wie eine schwarze Wolke über ihren, sonst allezeit blauen Ehehimniel. Und dann noch eins. Die Ehe blieb kinderlos. Auch ihm war's trotzdem Ersatz, den ihm seine Berufsthätigkeit bot, nicht ganz recht. Und ihr? Nun, die Frauen bleiben immer Kinder undwol kleine lallende Wesen, die sie herzen und pflegen können. Frau Klärchen Lambach hatte kein die schwellenden Kissen patschte und mit seinen klaren Augensternen in's Blaue starrte, den Schwankungen der wind bewegten Vorhänge oder einer über seinem kleinen Stumpfnäschen summen den Fliege folgte dann fragte sich Frau Klärchen: „Denkt es schon? Würde es ihr Nachts die süßesten Bilder. ch La dach w v Ichei» der Jugend und aus den grau blauen Augen sprach Herzensgüte. In kleinen GrubcheiNn Kinn und Wan kagen." Das t'vupe stand vor einem la'N'äl ligen, grau übertünchten Hause, das nur einen Stock hoch und ehemals vielleicht ein Magazin gewesen war. In den wie eine Lampe. Klärchen Lambach ließ ihren Wagen dicht neben dem Coupe ihres Gatten „Seit einer Stunde sind wir schon da" Johann pflegte für sich, feinen Herrn und die beiden Braunen mit Vorliebe das Wörtchen „wir" zu ge brauchen und heute schon das dritte Mal, ader nun ist's mit der Kranken wohl bald zu Ende. Die Alte, die das Dachkämnierchen bewohnt, hat mir's gesagt." „Wer ist denn die Kranke?" forschte des Doktors Gattin. eine Gewohnheit, die er aus seiner Militärzeit noch beibehalten. „Genau weiß ich's nicht! Soll mal eine vornehme Daine gewesen sein. Jetzt wohnt sie halt hier." DeS Kutschers Worte „soll mal eine Anblick des total verfallenen Gebäudes erregten Klara Lambach's lebhaftes Interesse. Und ihr Gatte war heut schon das dritte Mal bei der Kranken ? Also auch ihn trieb ein besondere? Jn „Vielleicht kann ich irgendwo helfen," sagte sie sich „er wird nicht ungehal. ten sein, wenn ich ungerusen erscheine." Sie stieg aus, gebot dem Fiaker zu warten und ging, sich vorwärts tappend in dem dunklen Hausflur zur Treppe. In dem Augenblick hörte sie Schritte im ersten Stock. Eine alte Frau erschien mit einem Petrolcunilämvchen, das sie in eine Nische stellte, und kam die Stu fen herab. Die Doktorin fragte sie nach der kranken Dame. „Es ist schon vorbei mit ihr" sagte die Alte und wischte sich mit der Schürze die Augen „um die war's schade ! Die hätt' was besseres verdient g'habt, als auf m Strohsack zu sterben, und das arme Kind ich lauf jetzt zum Beschauer. Links ist's, die Thür ist nur angelehnt. Gnädige —" Damit schlüpfte die Frau in ihre ausgetretenen Pantoffeln die Treppe vollends hinunter, während Klara Lam bach sie empor stieg. Das Lämpchen verbreitete einen unsicheren Schein; den noch fand die Doktorin die bezeichnete Thür, die sie geräuschlos ein wenig äff net«. Das Zimmer war ziemlich groß. Oed« und kahl starrten die einst weiß gestriche nen Wände. Der alte wackelige und riesige Kachelofen war kalt er schien seines Daseins überdrüssig. Ein braun gebeizter Kleiderkasten, am Fenster ein schwarzer Lederarnisessel und vor ihm eine neue blinkende Nähmaschine. Sie war offenbar neuester Konstruktion und wohl auf Abzahlung genommen, denn ihr Aeußeres stach gegen den sonstigen Möbelplunder gewaltist ab. Ein wurm stichiger Tisch stand zwischen den Fen stern und das weiße Betttuch, dessen lange Enden bis aus den Boden herab hingen, hatte wohl die alte Frau in aller Eile darüber gebreitet. Zwei brennende Lichter erhellten mühsam den Raum. An der Wand gegenüber der Thür aber war ein Bett, vor dem auf einem Stuhle Dr. Edmund Lambach faß. Er hatte den Ellbogen auf die Lehne des Sessels gelegt und stützte den Kopf in die Hand. Den Blick hielt er un verwandt auf eine weibliche Gestalt ge richtet, die regungslos und mit gefalte ten Händen in den erhöhten süssen wie schlummernd lag. Dr. Lambach's Figur war über mit telgroß und stand in Bezug auf seine Ungelcnkigkeit in scharfem Gegensatze zu seinem Geiste, den seine klare, ge wölbte Stirn mit einem Paar kluger, dunkelblauer Augen äußerlich erkenn öar machten. Der Doktor war sehr blaß und seine Gesichtsfarbe erschien um so bleicher, als das volle kastanien braune, gelockte Haar einen schwer miithigen Schalten über sein Antlitz breitete. Keinerlei Bartwuchs um rahmte die festgeschlossenen energischen Lippen. Jetzt entrang sich des Doktors Brust ein schwerer Seufzer. Seine Gattin war in's Zimcker ge treten, ohne daß er es gehört. „Edmund" sagte sie leise. Lanibach wendete den Kopf. Er staunt blickte er nach ihr; dann erhob er sich schnell und ihr entgegen. Nun erst gewahrte Klara Lambach, daß ihres Gatte» Augen voll Thränen „Was ists, lieber Edmund willst Du mir nicht sagen, wer jene Frau ist, an deren Lager Dich so das Gefühl Sie zog ihn zur Thür und sprach ganz leise, nur ihni verständlich. „Sie hört uns nicht mehr ihr Schlaf ist ein ewiger", erwiderte der Arzt mit tiestranrigem Blick auf die Todte „Jolanthe ists, jene Jugend geliebte. von der ich Dir einst erzählt In Klaras Brust stritt die Schen vor dem Tode mit der Neugier. Ein kalter Schauer rieselte durch ihre Glieder, aber das Begehren. Jene zu schen, die vor ihr das Herx ihres Mannes besessen, negte. stiren Man tel fester an sich ziehend, trat sie an das Bett und bei der Berrachtung des zarten, viel Leiden Ver ne» Augen, vo» tiefen blaueii Ringen umgeben, und der schmerzliche Zug um den Mund sagten, „eS ist mir so schwer geworden ——" Eine Fluth blau schwarzen Haares hing seitwärts über das Polster, die abgemagerte Gestalt war mit einem verblichenen Wawl überdeckt und in der rechten, überaus schmalen kleinen Hand glänzte ein ein facher Goldreif. Tiefes Mitleid über» Ein leiser Klagelaut schlug an ihr Ohr. Erschreckt wandte sie sich um neben dem Ösen lag ein Kissen auf der Diele und aus diesem Kissen saß, halb an die Wand gelehnt—ein schlafendes Kind. Es war ein Mädchen von zwei bis drei Jahren und steckte in einem ver waschenen blauen Wollkleidchen. Ein Schuhchen stand auf der Diele und vom Fuße war das Strümpfchen herunter gerutscht. In den Armen hielt die Kleine einen Kochlöffel, den sie mit ei nem bunten Lappen umwickelt hatte. Klara Lambach sah ihren Galten fragend an. Er nickte. „Es ist ihr Kind—es ist nun Waise." Klara ging leise zum Ofen und bückte sich zu dem Kinde hinab. Seine Händchen waren kalt, ebenso das nackte Füßchen. „Dars ich es mit mir nehmen?" fragte Klara ihren Gatten. Ein Strahl von Freude huschte über des Doktors Antlitz. „Du willst? Ach, Klärchen " Sie lächelte mild. Dann trat sie zum Bett und machte über der Todten das Zeichen des Krenzes. Sie schaute die Verblichene nochmals lange an, wie um das Bild ihrem Gedächtnisse fest einzuprägen, nahm dann leise das schlafende Kind vom Boden in ihre Arme und hüllte es in ihren warmen Pelzmantel. „Kommst Du bald, Edmund?" Er sah ihr feuchten Blickes tief in die Augen. „Goit vergelte Dir's, Klärchen Sie ist ja so einsam gestorben dann bin ich bei Dir." Marianne staunte nicht wenig, als ihre Herrin mit dem Kinde anlangte. „Gehen Sie zu Lieder's in den zweite» Stock und bitten Sie um die Kinder eine kaufen. Tann bereiten Sie ein warmes Bad und auf der Ottomane in meinem Schlafzimmer ein Bett für die Kleine." Kopfschüttelnd ging die Köchin, um zu thun, was ihr geheißen. Klara legte das Kind behutsam auf das Sopha im Boudoir, dann kleidete Marianne, daß das Bad bereitet sei. „Wird sie schreien? Und werde ich, die kleine Puppe auch behandeln kön dem Sopha aber saß das Kind mit vom Schlafe gerötheten Bäckchen und seine großen Augen hingen in Hellem Erstau nen an den vielen Lichtern. Der statt einer Puppe fungirende Kochlössel lag. unbeachtet auf dem Boden. Klara trat leise näher. „Du bist wach, Herzchen? Wie heißt Du denn?"'Tie Kleine richtete ihre glänzenden Augensterne aus die Dokto rin Furcht schien sie nicht zu kennen. ..Zizzil" sagte sie. „Und wie alt bist Du denn, Seel chen!" - „Mama's Kind" meinte die Kleine. „Und wo ist Dein Papa?" fragte „Nicht Papa —Zizzi Mamas Kind!" sagte Zizzi energisch. „Willst Du zu mir kommen," fragte Klara und breitete die Arme aus trocknen. Nur beim Kämmen der Locken machte Zizzi ein „Schippchen" mit dem Mäulchen. Ein Hemd und „Nicht wahr Edmund, wir behalten es für uns ?" Er setzte sich zu ihr und küßte sie. Nie war ihm sein Weib lieblicher er schienen, als mit der Kleinen auf dem Schoße. Klara beugte sich auf das frische Gesichlchen herab und berührte schlafenden Kinie-. »Zizzi, Mamas Kind „flüsterte der kleine Mund immer Zizzi bei Die Tchnceftocke. Ich saß am Fenster und sah in Nuh' Dem Schnccgestürme des Winters zu. Meer Und es kam mir dabei just in den Sinn, Daß dieses Flockchen ich selber bin. Schnell schloß ich die Augen, ich möcht' es nicht seh'n. Wohin die Wirde', die wilden mich weh n. Soso. „Sind Sie immer mit ihrem Manne so cher Mei nung?" ..Nein, nicht?mmer!" „Aber meistenthcils?" „Mei sten." „Nun, dann sagen wir kehr häufig."— „Nein, eigentlich ist dies das erste Mal!" —Druck s e h l erte u s el. Eine große Partie fertiger Slcünipse wird dillig abgegeben wegen Wadenveräa» oerung!
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