Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 10, 1896, Page 6, Image 6

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    6 Der Scholastik«».
Tief im grünen Buchenwald«
Liegt «in lang zerfall'nes Kloster,
Auf dem Hofe wuchert Unkraut
Zwischen grauen Sandstein fliesen^
In der engen Klosterzelle
Hanste einst hier Pater Bernhard,
Just, wo ich mich heut« sonne
Aus dem umgestürzten Pfeiler.
Wo die Hummeln und 'die Bienen
Um die Weidenkätzchen summen,
Saß der hochgelahrte Mönch und
Blätterte in alten Schmökern.
Und er las und sann und kouie
Sorgenvoll an seinem Schretbrohr
Und fein Forschen und sein Grübeln
Gatt der groben Frauenfrage.
Diese hieß zu jenen Tagen
Etwas anders noch als heute:
Ob der liebe Gott dem Weibe
Eine Seele wie dem Mann gab.
Und durchs hohe Bogenfenster
Quoll in Pater Bernhards Zelle
Und der süße Duft des Flieders
Und der Glanz und Duft beschwor ihm
Das Gedächtniß feiner Jugend,
Da er noch die Klostermauern
Lediglich von außen ansah.
Und vor seines Geistes Augen
Stieg holdselig auf ein Traumbild,
Ward des holden Bildes Umriß,
Seiner schweren Frage Lösung.
Pater Bernhard griff zum Schreibrzhr
Und bewies auf tausend Seiten:
„Ja das Weib hat «ine Seele,
Die Krau im deutschen Hecht.
Frauenbewegung sind zwiefacher Art:
Einmal verlangt die Frau, daß ihr
Mittel und Wege jeglicher Art eröffnet
werden, die sie zum unabhängigen und
selbstständigen Broterwerb befähigen
und berechtigen. Andererseits aber
verlangt die Frau, entsprechend ihrer
gleichen Befähigung, auch gleiches
Recht in jeglicher Beziehung, wie der
Mann. Jene, sagen wir materielle
Seite der Frauenfrage intereffirt uns
hier nur in zweiter Linie, nämlich nur
insofern, als ihre Behandlung unmit
telbar im Zusammenhange steht mit
der Behandlung der rechtlichen Fähig
keit der Frau. Ist erst die juristische
Gleichberechtigung der Frau anerkannt,
in jeder Beziehung, auch im öffentli
chen Rechte des Staatslebens und des
Verwaltungsdienstes, dann ist die
Frage nach materieller Gleichberechti
gung gegenstandslos und gelöst.
Wie konnte.es den» geschehen, daß
der Mann Rechte für sich als selbst
verständlich in Anspruch nahm, und es
für unpassend hält, daß die Frau es
wagt, für sich die Gleichberechtigung
zu fordern? Und doch ist die darauf
hinzielende Bewegung erstarkt zu einem
Faktor, mit dem in maßgebenden Krei
sen gerechnet werden muß, der Schritt
vor Schritt an Terrain gewinnt.
Wie kommi es, daß anscheinendSelbst
verständliches erst nach so langandau
erndem Ringen aktuell werden konnte?
Es erben sich Gesetz und Rechte
Wie eine ew'ge Krankheit fort.
Aus der Geschichte des Rechts bekom
men wir die Antwort.
Der heutige Rechtszustand ist das
Produkt vieler Jahrhunderte, Jahr
tausende; nicht nur deutsche Rechtsan
schauungen haben sich ungestört ent
wickelt, sondern das römische Recht
Justinians drang im Mittelalter ein in
Deutschland und gewann vielfach die
Alleinherrschaft.
War dies ein Glück für das deutsche
Bolk, daß es nun fortan unter frem
dem Rechte leben mußte? So mancher
deutsche Eiferer flucht dieser Entwicke
lung. Wir werden sehen, daß sie für
die deutschen Frauen segensreich war.
Die Stellung der Frauen bei den
alten Deutschen war sehr untergeord
net. Nur die Wehrfähigen galten als
rechts- und handlungsfähig. Daher
blieben die Frauen ihr ganzes Lebe» in
der „Munt" (Vormundschaft) ihres
nächsten männlichen Verwandten. Der
Muntwalt verwaltete das Vermögen
der Frau, wi« er sie vor Gericht ver
trat. Er verheirathete die Mündel
ganz nach freier Wahl, ursprünglich
sogar auch gegen ihren Willen. Der
Muntwalt, d. h. er zahlte den „Munt
schatz" und gewann dadurch die Munt
>iiber seine Frau. Wie fest eingewur
zelt diese Anschauung war, daß der
sen" gang und gäbe war; und vielleicht
hängt unser Wort „Heirath" (Heurath)
mit „heuern" (gleich vermiethen oder
Die Uebertragung der Munt ge
schah in der Volksversammlung, dem
iniilliil» (daher „Gemahl"). Darauf
trat der Mann seinem Weibe mit dem
Fuße auf den gebeugten Rücken oder
auf den Fuß zum Zeichen ihrer Un
terwürfigkeit und die Frau verbarg
nun das fliegend« Haar, das Zeichen
der Freiheit, ängstlich unter der Haube.
Der Mann hotte nun volle Gewalt über
sie und ihr Vermögen.
Im ältesten Recht konnte er seine
Frau in Fall«» von Noth weiter ver
kaufen. So erzählt uns Tacitus, daß
die Friesen, als sie keine Werthgegen-
mehr gehabt hätten zur Entrich
tuno des den Römern schuldigen Tri-
bu!s, ihre Weiber als Zahlung gegeben
hätten.
Das Züchtigungsrecht stand dem
Manne über seine Frau in unbe
schränltem Maße offen; so zu lesen
noch im Nibelungenlied, wie im lon
gobardischen Recht aus dem Anfang
des achten Jahrhunderls, nach dem
Hamburger Statut von 1270; ja so
gar das noch jetzt in Bayern geltende
Landrecht vsn 1766 räumt dem Man
ne ein Züchtigungsrecht über die Frau
ein.
Charakteristisch ist folgender Zug
für die Stellung der Frau im deut
schen Recht: Ursprünglich ging man
von der Idee aus, daß es eine ganz
besondere Rohheit sei, eine wehrlose
Frau zu verletzen oder todtzuschlagen;
daher verlangte man als Buße dafür
im bayerischen und allemannischen
Recht doppelt, im fränkischen und lon
gobardischen Rechte dreifach soviel, als
für dieselbe Strafthat, wenn sie an ei
jedoch finden wir, daß die Frau im
Rechte nur halb so viel gilt, als der
Mann: wer einer Frau ein Auge aus
schlägt oder das Leben raubt, braucht
nach dem Sachsenspiegel (1230 33)
nur die Hälfte der Mannesbuße zu
zahlen! Fügen wir hinzu, daß die
s?rau unfähig war zur Uebernahme der
Schläge günstiger, als das römische
Recht in Deutschland zur Herrschaft
kam. Freilich war im ältesten römi
deutsche Recht geschildert haben. Aber
sehr früh, schon gegen Ende der Repu
blik, emancipirten sich die Frauen von
der Rechtsbeschränktheit, und das ju
stinianische Recht, wie es nach Deutsch
land kam, stellt die Frau in vielen
Fällen günstiger, als sie augenblicklich
in vielen Gegenden unseres Vaterlan
des gestellt ist. Sie ist in jeder Bezie
hung ihre freie Herrin, auch in der
Ehe; sie verwaltet selbstständig ihr
Vermögen, verfügt über dasselbe nach
Belieben, und in nur sehr geringem
Umfange ist ihre Gerichtsfähigkeit be
schränkt. Sie ist fähig, Vormund
schaften zu führen, wenigstens über
ihre Kinder und Enkel, sie ist selbst
ständig erbberechtigt gegen ihre Ver
wandten und hat sogar Anspruch auf
einen Theil des von dem Ehemanne
hinterlassenen Vermögens.
Wenn trotz dieser verhältnißmäßiz
sehr selbstständigen Stellung die ver
heirathete Frau dennoch durch den
Mann zu sehr in ihrer Freiheit be
schränkt wurde, so gab ein außer
ordentlich gefügiges Ehescheidungsrecht
der Frau die Unabhängigkeit zurück:
Galt doch die Ehe für gelöst, wenn die
Frau dem Manne einen einfachen Ab
schiedsbrief schickte! Wir können die
Fälle, in denen die Frau durch das
justinianisch-römische Recht «ine Riick
fetzung hinter den Mann erdulden
muß, unter folgende zwei Gesichts
punkte zusammenfassen: 1. Im öffent
lichen Rechte galt der Satz: mulier
tn>'«'nt i» eeeleiüs, die Frau hat in
Vertretungen zu wählen und gewählt
zu werden, sie konnte keine öffentlichen
Aemter und Würden bekleiden, es war
daher ihr Wirkungskreis auf die
Wirthschaft und die Kinderstube be
schränkt. 2. Im Privatrechte dagegen,
d. h. hauptsächlich da, wo es ihr Ver
mögen und ihre Handlungsfähigkeit
betrifft, war sie selbstständig und un
abhängig, dies namentlich, solange sie
zusteht, frei den Ort des gemeinsamen
Aufenthaltes zu wählen, und daß der
wirlhfchaftliche und häusliche Erwerb
der Frau nicht in ihr Eigenthum fällt,
sondern zur Bestreitung der Ehekosten
dem Manne zufällt.
wanderte. Wie steht es nun heut zu
Tag«? Soviel ist offensichtlich, daß
die deutsche Frau dem fremden Rechte
Lage verdankt. Ihr Recht hat sich zu
der Anschauung bereits durchgerungen,
der das preußische Landrecht in den
Worten Ausdruck verleiht: „Die Rechte
beider Geschlechter sind einander gleich,
soweit nicht durch besondere Gesetze
Ausnahmen bestimmt werden." Vol
triebe ihres Handelsgewerbes.
Feuerwehr - Hymnus.
Es kommt gerasselt die Feuerwehr,
Um zu sehen, wo das Feuer wär'.
Sie eilt, damit sie dem Feuer wehr',
Auf daß nicht zu lange das Feuer
währ';
Denn wer löscht am schnellsten das
Feuer? w«r?
Hoch, dreimal hoch! nur die Feuer
wehr!
Aus dem Gerichtssaal.
Balle «ine Uhr gestohlen zu haben! Ge
steh«n Sie dies zu?" Gauner: „Ich
bitte, Herr Richter, das ist nicht wahr;
ich bin nur zum Vergnügen dort gewe
sen ich dachte gar nicht an's Ge
schäft!"
Ein guter Kern. „Der
junge Schulze soll einen sehr reichen
Onkel haben!" „Sehen Sie, ich sagt'
es ja immer: trotz seiner Bummel« ist
Die Halligen.
Ehemals war das Gebiet des heuti
gen Wattenmeeres 'durch ein« tertiäre
Vormauer, welche mit Helgoland zu
sammenhing, vor den Angriffen der
offenen Nordsee geschützt; seitdem aber
jene zerbröckelte und in Dünensand
oder in Sandbänke verwandelt wurde,
lagen die Marschebenen der Friesen
offen gegen das Meer, welches die
Morsch einst, stellenweise das tertiäre
Bollwerk überschreitend, aufgebaut
hatte. Di« gewöhnlichen Fluthen er
reichten d«n Uferrand d«r Marschen,
gegen den sie aufschlagend das eigen«
Bauwerl zerstörten, während Sturm
fluthen ihr Gewoge hinein-rollten in die
grasreichen Gefilde. Dann suchten di«
Bewohner der Marschen wohl Schutz
hinter den Wällen der Bauernburgen,
von denen heute noch auf Sylt und
Föhr zwei vorhanden sind, oder sie
warfen Erdhügel auf, wo sie fluthsichere
Wohnungen aufführten. Auf solchen
Erdhügeln, die manchmal auch See
tang enthalten, stehen heute noch die
Hallighäuser und die Häuser der Fest
landsmarschen, die später umdeicht
worden sind. Die zahlreichen Fluthen
aber zerfetzten nach und nach das ur- l
sprünglich zusammenhämgendei frucht
bare Marschland und verivandelten es
zum weitaus größten Theile in ödeS
Watt, das gegenwärtig zur Ebbezeit in
der Umgebung der zwölf, zusammen
etwa 4400 Acres großen Halligen den
schlüpfrigen Pfad bildet für den
Die Peterswerft.
Schlickläufer und den r«ichgcdeckt«n
Tisch für Reiher, Möven, Seeschwal
bsn, Strandläuser und Enten.
Das alte Nordstrand, welches in der
Octoberfwth 1634 unterging, hatte
vorher über 60,000 Acres Fläche, von
welcher jetzt ca. 20,000 Acres als
Nordstrand und Pelworm umdeicht
sind. Nach der Fluth gab es 23 Hal
ligen, davon 18 bewohnte, d. h. im
Gebiet der jetzigen Halligen. Heute
gibt es nur noch zehn bewohnte Halli
gen, fünf haben je eine
Werfte, drei je ein Haus. Auf 38
Werften stehen insgesammt 122 Häu
ser, die von 600 Menschen bewohnt
sind. Hooge allein hatte 1768 16
Werften mit 164 Häusern und 600
Bewohnern. 1794 standen dort noch
14 Werften, deren einzelne 20 Häuser
hatten; jetzt sind 9 Werften mit 47
Häusern und 160 Menschen übrig.
Die dortige Hanswerft mit 17 Wohn
häusern ist nun di« größte Halligwerst.
Die Nachbarhallig Nordmarsch hatte
1749 in 93 Wohnhäusern auf 10
Werften 400 Bewohner; jetzt leben in
14 Häusern 70 Menschen auf 6 Werf
ten, von denen die Peterswerft am 12.
Februar v. I. zur Ruine wurde.
Tracht alter Franc n.
Aber nicht nur mit den Lebenden
kämpft hier das Meer! Als vor 160
Jahren Pastor Lorenzen von Nord
marsch hart am Westrande der Hallig
die alte Kirchwerfte aufsuchte, wo seine
Wiege gestanden, hatte das rastlos« und
Feld, d«n Seelsorger wehmüthig erin
nernd an das Todtenfeld Efekiels,
Mitten im Sturingebraus kamen ähn-
Bon 123 welche 1889
33 plattdeutsch und 3 hochdeutsch; von
86 Schulkindern sprachen 66 friesisch,
27 plattdeutsch und 3 hochdeutsch in
ihrer Familie. Man findet hi«r vor
blond« Haar, die charakteristisch! Wohl
gestalt der Friesen, einen scharfen Blick
und ernste Züge. Wie oft haben in
Sturm und Noth die Halligbewohner
ihnen in ihrer Heimath, die sie nicht
verlassen wollen.
In früheren Zeiten ging fast die
ganze männliche Bevölkerung zur See.
Von 480 Bewohnern 'der Hallig Hooge
waren 1793 96 Seefahrer, 1836 von
300 nur mehr 20. Die S«efahrt
brachte Wohlstand, reiche Erfahrung
und «ine ungeschminkte Bildung. Noch
heute ist vieles auf den Halligen, was
an diese Beschäftigung erinnert; finden
wir doch das Schiff im Hause, im Got-
teshause und auf dem Kirchhofe der
HaMg. Hier war -das Schiff schon
Kinderspielzeug, das Leben eine Meer-
Hallig Gröde.
Die Sorg« um Haus und Feld war
dem weiblichen Theile der Bevölkerung
und den Kindern überlassen. Beson
ders viel macht die Heuernte zu schassen.
Da die Bewohner einer Werfte das
derselben gehörige Heuiland gemein
schaftlich, aber nicht zu gleichen Theilen
besitzen und außerdem die Fläche all
jährlich kleiner wich, so wechseln sie mit
der Benutzung einzelner FeldabtHeilun
gen und Parzellen ab, so «daß derselb«
Besitz«? erst nach vier bis acht oder mrhr
Jahren dieselbe Parzelle benutzt. Vor
jeder Ernte muß daher ein« Theilung
geschehen, die schon 1749 zu d«m Ur
theile Anlaß gab, daß die das Feld
mit Rechenstielen abmessenden Weiber
nicht wenig Geometrie wissen müßten.
Bunt wird erst die Sache, wenn mitten
w der Heuernte der Sturm kommt, der
mit seiner Fluth das lose Heu durch
einander mengt oder dasselbe gar, wie
(Stöcke genannt), welche die einzelnen,
von der Fluch zerrissenen Theile der
Hallig verbinden. Das zusammenge
sammen, nachdem sie es in die Laken
gefüllt haben. Pferd und Wagen feh
len, wie Pflug und Egge. Vereinzelt
wird bei der Heuernte «in Pferd vom
Abbrüchiges Halligufer.
Festlande geholt; nur auf Süderoog,
welches einem Besitzer gehört, werden
Pferde gehalten. Das Heulaken wird
entweder auf dem Kopfe in's Hau? oder
in das Heuschiff getragen, welches in
der nahen Wehle liegend, mit der
Fluth zur Werfte geführt wird.
Wer den Halligbewohner in seinem
Daheim aufsucht, ist willkommen. Auf
der etwa vier Meter hohen Werfte lie»
gen die Wohnungen mit ihren Nebenge»
fem für Regemvasser bestimmten ge
meinsamen Teich hat jedes Haus unter
der Dachtraufe einen aus Mauerstei-
Schlimm ist es, wenn hier die Fluth
eindringt. Der Abhang der Werft« ist
zu Plinius' Zeiten, bereitet wird, findet
man hier zum Trocknen ausgestellt.
Ein kleiner Gemüsegarten mit einigen
Sträuchern und einzelnen Obstbäumen
ist vorhanden. Mit der Front nach
Süden gekehrt, Mgen die Wohnräume
des aufStändern innerhalb der Außen
durch die horizontal in Ober- und Un
tertheil getheilte Hausthür eintritt.
Im Hinteren Theile des Hauses sind
Küche, Keller und Viehställ«.
Heuernte auf der Hallig.
Das Holzwerk der den Schiffskajü
ten ähnlichen Wohnstube ist mit
Schnitzereien und Malereien versehen.
Das aus mehreren Platten zusammen
gefügte Schiff hat meist seinen Platz
über dem eisernen Beilegeofen, auf dem
die Stulpe, eine aus getriebenem Mef-
Warmhalten der Speisen, neben den
Messinglnöpfen der Stangen, welche
d« mit biblischen Bildern im Relief ge
schmückten Osenplatten zusammenhal
ten, eine beliebte Verzierung ist. An
den Wänden hängen die in Oel aus
geführten Bilder von den Schiffen, die
der einstige Besitzer des Hauses als
Handelsschiffer durch alle Meere
führte. Alles ist bequem und solide
eingerichtet. In dem Staatszimmer,
galt 1 Holl. Dukaten die Elle. Werth
voller wurden dies« Anzüge der Hallig
bewohnerinnen noch durch den reichen
Silberschmuck, der ihre Brust zierte;
an 12 Futz war die Kette lang, die
Münzen, schwerer noch als diese, tru
gen sinnreiche Jnschrisje?: »Siehe, als»
wirb gesegnet, wer den Herrn fürchtet".
„Ein vernünftig Weib erfrischet des
Mannes Hertz" Syr. 26. Die Truhen
schmückt. Alte Leute kleiden sich, wie
Vereinzelt findet man noch die ge
schnitzte Wiege, aus der das Kind zur
Taufe getragen wird. Außer den
Taufgeschenken gaben Eltern und Pa
then den Kindern gute Ermahnungen.
Der Vater ivar früher abwesend, die
Mutter Erzieherin. Wenn sie den Sohn
zur See entließ, Hieß es: „Mein lieber
Sohn! Fürchte Gott und sei getreu!
Rede die Wahrheit, lüge und stehle
nicht! Gott sei mit Dir!" Kehrte der
junge Seemann heim, so suchte «r sich
auf der Nachbarwerfte oder der Nach
barhallig eine Lebensgefährtin. Von
althergebrachten interessanten Bräuchen
(Kampf um die Braut etc.) war die
Hochzeit begleitet. Mit Gliicksgülern
beladen heimgekehrt, beschloß er, der
die Welt gesehen, sein Dasein auf der
selben Scholle, wo er es einst empfan
gen; neben dem Kirchlein seiner be
drohten Hallig bettete man ihn zur l«tz»
ten Ruh«. Nicht überall stimmt etne
Glocke die Toidtenklage an, da sie auf
manchen Halligen fehlt. Lebende zu
rusen, tritt die Schiffsflagge dann an
ihre Stelle. Zur sonntäglichen Andacht
versammeln sich alle Halligleute. Als
das Kind im Schlafe den ersten Gang
seines Lebens begann, winkte «hm daS
Abzeichen d«S Schiffes, und wenn es
heimzog, den letzten Gang, von dem hier
kein Wiederkommen, dann fuhr es ent
weder unter der Flagg« auf 'der hohen
See, oder daheim pilgerten die Ange
hörigen und Freunde dem Signal der
Fahne nach ii?si Gotteshaus. In der
Halligkirche ober hängt das Modell ei
nes stolzen Schiffes; gleichen die Hal
ligleute doch selbst Schiffbrüchigen,
welch« di« Wahrheit d«s Wortes in
Sturm und Noth tausendfältig bestä
tigt gefund«n haben: „Wer nicht beten
kann, werde nur «in Schiffersmann!"
Mit der untergehenden Halligwekt
sinkt ein Stück deutscher Cultur hinab
in den Meeresschooß.
Vorlaut.
Mann (von seiner sehr „nervösen"
Frau Abschied nehmend): „Leb' also
wohl, Amalie!"
Fritzchen: „Und komm' recht bald
Mann: „Halt'S Maul dummer
Junge!"
, . Deutlich.
Herr (zu einem Fräulein, welches
eine am Wege gefundene Gänseblum«
zerpflückt): „Nun, was sagt das Ora
kel; liebt Sie der Glücklich«, an den
Sie denken?"
Fräulein: „Wie soll ich es wissen,
wenn Sie noch fragen?"
Sprüche.
Ihr habt ja recht, Ihr klugen Leute,
Dem soviel Weisheit nicht geschenkt.
—Auch e i n e Au s rede. Rich-
Gebot?" Angeklagter: „Ach, da
steht): „Wie alt sind Sie, mein Herr?"
B.: „34 Jahre!" A.: „Und mit
34 Jahren löimen Sie noch nicht auf
eigenen Füßen stehen?"
Einfacher. „Mein« Freun
din Hedwig Müller hat fünf Jahre stu-
Viren müssen, ehe sie den Doctortitel
geheirachet hätte?!"^
Todtenpaläsie.
Protzen im Leben, sind die meisten
Krösusse unseres Landes es auch noch
nach dem Tode und selbst jene weiten,
stillen Stätten des Todes, die New
viertel. Meistentheils schon bei Leb
zeiten haben hier die Vertreter der
„Shoddy"-Aristokratie sich selbst ihre
Grabdenkmäler gesetzt, um dessen sicher
zu sein, nicht dereinst zusammen mit
den hundert und tausend kleiner Exi
zu ihren Reichthümern legten, im
Schooße der Erde gebettet zu werden.
Je mehr es zum vornehmen Tone
anzulegen, um so mehr wird natürlich
auch bei Errichtung und Ausstattung
dieser Todtenpaläste extravagirt, da
kein Protz hinter dem andern zurück
stehen will. Aber nicht allein die Sucht
zu glänzen, veranlaßt die meisten, für
zu zwingen.
Schiff' Mausoleum.
Da die Geldkönige sich ihre Mauso
leen gewaltige Summen kosten lassen,
mit den Mitteln zu knausern braucht.
Selbstverständlich ist auch hier viel
Fades il/id Geschmackloses zu Tage ge
fördert worden, aber es fehlen doch
nicht Bauten, die das Auge der Be
sucher durch ihre vornehme Einfachheit
und schön«n Styl wieder, und wieder
auf sich lenken. In den meisten Fällen
hat der Architekt bei seinen Plänen
das klassische Alterthum zum Modell
genommen, dessen Formen sich in ihrer
hehren Einfachheit am besten sür solche
Schiff errichtet.
wände von PlBO,OOO hergestellt, zeigt
40,000 Pfund wiegt. Dies Mauso
in dem einst der große Denker Dr.
Chauncey Depew zur letzten Ruhe ge
bracht werden wird, bereits einen stil
len Bewohner; di« Frau des Philoso
phen schläft hier ihren ewigen Schlaf.
Depew Mausoleum.
Dieses Grabdenkmal fällt weniger
durch seine Bauart aus.wird aber trotz
dem wohl am meisten von Touristen
aufgesucht, weil die Aussicht von dem
Platze, wo es errichtet ist, eine wahr
haft entzückende ist. Bei seinem Bau
hat hauptsächlich Granit und im In
dem Grabe Henry Ward Beecher's ent
fernt, erhebt sich der Todtenpalast des
Chicagoer Kabelbahnkönigs Charles
T. Uerkes. Das Bauwerk ist aus fein
körnigem, hellgetöntem Granit erbaut,
20 Fuß. Der Parthenon hat beim
Ueber demselben ist der Name „C. T.
Uerkes" eingemeißelt.
Das vor Kurzem erst vollendete
Grabd«nkmal des Bankiers Giovanni
P. Morosini liegt im Mittelpunkt des
Friedhofes von Woodlawn. Es ist in
Form eines griechischen Kreuzes erbaut
und zeigt in seinem Aeußeren die Bau
art der Byzantinischen Schule. Zwei
Löwen auf hohen granitenen Pudksta
len flantiren den Eingang.
Mit einem Aufwände von 51<X),<XX>
hat sich Dr. Clark W, Dunlap feine
Grabstätte errichtet. Das Mausoleum
UerkeS'Mausoleum,
ist octagonal erbaut und im maurischen
Styl gehalten. Das Innere besteht aus
Marmor von verschiedener Farbentö
nung und zeigt einen Mosaikboden
mit prachtvollen orientalischen Mu
stern. Medaillonbilder von Herrn und
Frau Dunlap schmücken die Front.
Eigen in seiner Art ist das Grabge
wölbe des reichen Schisssbauers Webb
im Innern ausgestaltet. Dasselbe ent
hält eine lange Reihe von Bronzebil
dern, die den Entwickelungsgang des
Schiffsbaues darstellen; außerdem ge
langten eben dort bronzene Modelle
der großen Kriegsschiffe, die auf
Webb's Werft vom Stapel gelassen
wurden, zur Aufstellung.
Von ornamentaler Schönheit sind
auch die von William P. Foster. D. O.
Ehills und William C. Whitney auf
geführten Mausoleen.
Alles bis jetzt dagewesene wird aber
der Silberkönig John W. Mackay mit
dem Grabdenkmal überbieten, das er
mit einem Kostenaufwande von über
einer halben Million Dollars zur Auf-
Paris durch den Sturz von einem
Pferde getödteten Sohnes errichten
läßt.
Morosini Mausoleum.
Doch es würde zu weit führen, die
Liste noch ferner fortzusetzen. Es sei
nur noch bemerkt, daß eine Anzahl der
renommirtesten Architekten zur Zeit
vollauf beschäftigt sind, um allen Wün
schen der Millionäre gerecht zu werden,
die der „Fashion" folgend, schon jetzt
bei Lebzeiten sich in dieser Weise auf
den Tod vorbereiten.
Vor 5,0 Jahr««.
Die „neue Frau" mit ihren Blco
mers ist zum Gegenstand vieler ernsten
und scherzhaften Discussionen gewor
den, auch haben sich ihrer die Carrica
turisten in besonderer Weise gewidmet.
Aber auch in dieser Hinsicht gilt das
Wort „Es ist schon Alles dagewesen",
denn schon zur Zeit unserer Großväter
hat das Gemisch von männlicher und
In Blooiners. V
weiblicher Kleidung, das gewisse
cipirte Weiber damals anzulegen be- "H
liebten, in Wort und Bild verspottet
worden. Unsere Illustration ist ein«
Reproduktion einer Carncatur, die in
dem berühmten Londoner Witzblatt
„Punch" im Jahre 1861 erschien und
welche damals viel belacht wurde. Man
ersieht aus derselben, daß die Bloomers
schon recht alt sind.
Ersatz.
WMMk
Man«: „Du hättest aber doch über
den Braten ein« Sauce machen sollen!" >
Frau: „Ach, er lag gar so schön da, !
und da hab' ich ein Gedicht d'rüber ge
macht!"
Bei de» Kannibalen.
Mission»?: „Du warst also schon drei
Mal verheirathet, Wanda?" Emge
mich immer wieder ledig gefressen!" -.
Aus Lumpen macht man
Schreibpapier. Zerlumpter: „Weeß
der Teibel »ich', was das is! So aö
ick an 'dieser Papiermühle vorbei
zieht'S mir ordentlich in sie hinein."
—Zu gütig. Reisender: „Bitte,
ein Billet nach Hamburg! Ich komm«
doch noch rechtzeitig zum Zuge?" H
Billeteur: „Ist in diesem Augenblick <ck
gegangen! Wenn Die sich beeilen, kö«»
neu Si« ihn noch fahren