Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 22, 1895, Page 6, Image 6

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    6 Ich hab' ein kleines Lied gehört,
Das ich noch nie vernommen;
Das hat mir Herz und Sinn bethört,
Weiß nicht, wie es gekommen.
So lkngesucht und schlicht das Wort,
Die Weise auch, die süße
Doch klang's in meinem Herzen fort
Als ob ein Frtund mich grüße.
Mir schien, es wäre aufgewacht,
WaS längst verträumt, entschwunden
Der einst das kleine Lied erdacht,
Hat auch wie ich empfunden.
Die Musik.
Musik mit Talent, zur rechten Zeit
und mit Ernst betrieben, ist ein ange
nehm bel«b«ndes Element für die Fa
milie. auch «in bescheidenes Talent,
eine mitt«lmäßig« Technik vermögen im
Familienkreise erfreulich zu wirken,
wenn si« in w«is«r Selbstbeschränkung
sich nicht höher versteigen, als ihnen zu
beherrschen möglich ist, sei es nun die
menschliche Stimme oder das beliebte,
fast nirgends fehlende Piano, die als
Organ der Kunstllbung dienen und
gern «in Lied oder Tänzch«n zum Be
sten geben, woran Alt und Jung sich
erfreuen. Die Musik ist in der Gegen
wart fast zu einem Gemeingut Aller
geworden. Nur in seltenen Ausnahme
fällen, wo jede Naturanlage in dieser
Beziehung fehlt, sind Ohr und Stim
me nicht bildungsfähig. Durch Uebung
und Aufmerksamkeit lernt das Ohr die
Töne und den Rhythmus unterschei
den, die Stimme den richtigen Ton
treffen, wenn «s auch ohne regelrechte
musikalische Uebung nicht gelingt, sie
festzuhalten und wiederzugeben. Im
mer ist d«r Versuch, selbst bei fehlen
den Stimmmitteln, die Empfänglich
keit des Ohres zu wecken und zu stei
gern, zu empfehlen, d«nn eine Vernach
gend läßt sich durch spätere Bemühun
gen nicht wieder gut machen. Aber auch
«in von Natur musikalisches Gehör be
darf der Ausbildung durch das Hören
und Ueben klassischer Werke, auf daß
schmeichelnden Melodien nicht den Zug
und das Verständniß für die tief in
die Seel« dringenden Harmonien ver
liere, mit welchen die Heroen der Musik
die herrlichsten menschlichen Empfin
dungen in idealer Weife auszudrücken
Lesen sondern vor Allem eine rich
tige Auffassung des geistigen Inhalts
eines Musikstückes, wenn es nicht zu
einem ungenießbaren Gewirr von Tö
nen herabsinken soll. Die einfachste
Melodie, mit richtiger Empfindung
vorgetragen, dringt tiefer zum Herzen,
als die tiefsinnigst« Composition, die
falsch interpretirt wird. Größere Jn
strumentalwerke sind vielfach für das
Piano arrangirt worden, um si« d«m
musikalischen Publikum näher zu brin
gen, und wenn di« Vortrag«nd«n gut
eingespielt sind, finden sie selbst und
andere «ine innig« Befriedigung, in
dem Studium und der Wiedergabe der
herrlichen Symphonien und andere
Tonschöpfungen unserer gottbegabten
Meister, die vielleicht manchem unbe
kannt bleib«» müßten, wenn sie nicht
auf diese Weis«, zwar unvollkommen,
aber doch einigermaßen effektvoll dem
Dilettantismus zugänglich wären. Die
Clavierbegleitung des Gesanges wird
in ihrer Bedeutung oft unterschätzt,
Unterstützung des Eindrucks. Freilich
gehört dazu neben einer genauen
Kenntniß des vorzutragenden Gesang
stückes «in williges Eingehen auf die
Art des Vortrages und ein vollständi
ges Zurücktreten der eigenen Persön
lichkeit. Nur unter diesen Voraus
s>tzungen leisten die begleitenden Hände
dankbar anzuerkennend« Dienste, und
es ist zu bedauern, daß sie nur selten
vereinigt zu finden, die Sängerinnen
vielmehr Häufig gezwungen sind, sich
selbst zu begleiten, was meistens dem
Vollklang der Stimme und der Sicher
heit des Vortrages Eintrag thut. Das
zarte und doch feste Einsetzen, das all
miilige Anschwellen, das klare, vom
Tremoliren freie Ausströmen und das
leise Verklingenlass«n des Tones unter
richtigem Ath«mhol«n sind bei entfpre
ch«nd«n Stimmmitteln di« Grundbe
dingungen «in«s guten Gesanges. Da
neben muß vor Übeln Angewohnheiten,
Gesichterfchneiden, Hüftenschütteln und
allen dramatischen Bewegungen ge
warnt w«rd«n. Man hört oft di« Be
merkung über eine Sängerin, daß sie
recht gut anzuhören, aber durchaus
nicht anzusehen s«i. Je ruhiger und
anspruchsloser dageg«n die Haltung
«in«r Solosängerin ist, um so lieber
hört man ihr zu.
—Gutes Geschäft. A.: „Na.
wie geht es Ahnen denn?" B.: „Ach,
ich danke, ganz gut, ich bin jetzt Ge
sängnißwürier und hab« einen »einen
Nebenverdienst, indem ich den Gefange
nen Eßwaaren verlaufe." A.: „Sie
sind ja wohl auch verheirathet, hat
bracht?" B.: „Das nicht, aber all?
ihre Verwandten gehören zu meinen
Kunden!"
Kindlich« Auffassung.
„So? Bon der Erschaffung der Welt
hat Euch der Lehrer erzählt? Nun,
wer war Adam?" „Aber Groß
mutter, das weiß ich? Adam war der
Bräuticiam von der Eva!"
England und Venezuela.
Sehr alt ist der Streit zwischen
England und Venezuela, brennend ist
der>elbe aber erst geworden, als die
Goldsucher in größerer Anzahl in^s
«ine spanisch« Colon.e und hat sich,
nachdem es im Jahre 1810 das spani
sche Joch abgeschüttelt, mit den beiden
angrenzenden spanischen Provinzen
staaten von Columbia" constituirt.
1831 trennten sie sich wieder und Vene
zu«la wurde selbstständig. Im Jahr«
1345 erkannt« Spanien Venezuela als
setzt. An Venezuela grenzten im Osten
Holländisch Guyana, das 1814 von
den Niederlanden an England abge
bestimmt, auch galt sowohl nach dem
Vertrage von Aranjuez (1791), sowie
anderen Vereinbarungen zwischen
Spanien und Holland der Fluß Ess«-
quibo als Grenze zwischen den hollän
dischen und spanischen Besitzungen im
Präsident Crespo.
Mündungsgebiete des Orinoco. Dar
nach wäre also auch England als
Rechtsnachfolgerin der Niederlande
verpflichtet gewesen, jene Grenze zu re
fpektiren. Dagegen wird nun von
englischer Seite geltend gemacht, daß
Gebietstheil« westlich vom Essequibo
von holländischen Ansiedlern in Besitz
genommen und deshalb auch im Ver
trag von 1814 an England abgetreten
worden seien. Außerdem habe Eng
land das Eigenthumsrecht an Weit
läufligen Minenländern im Innern
auf Grund von Verträgen mit Jndia
nerstämmen erhalten, auch habe Vene
zuela nach der Revolution von 1810
von diesen Gebietstheilen nicht thal
sächlich Besitz ergriffen.
Noch während Benezuela um seine
Unabhängigkeit gegen Spanien kämpf
te, überschritten britische Colonisten
von Demarara aus dm Essequibo-
Fluß und errichteten Handelsfaktoreien
an der atlantischen Küste, westlich vom
Essequibo. Im Jahre 1827 waren die
britischen Ansiedelungen bereits bis
zum Morocco-Fluß vorgedrungen. Ve
nezuela hatte in der nächsten Zeit mit
sich selbst genug zu thun, als aber die
«nglische Regierung (unter Lord Pal
merston) Ende 1846 den Ingenieur
Sir R. H. Schomburgt beauftragte,
die Grenze Britisch-Guyana's durch
Vermessungen festzustellen, «rhob Ve
nezuela Protest, jedoch erst, nachdem
Schomburgk an den Mündungen des
Barima- und Amacura-Flusses im
Orinocco Delta angelangt war, Schil-
M i n i st e r P. E. R o j a Z.
derhäuschen errichtet und di« «nglische
Flagge ausgepflanzt hatte. So «nt
j stand die sogenannte Schomburgk-Li
! nie, welche Anfangs nur die Ansprüche
! Englands markir«n soll!«, später aber
! von London aus als Rechtstitel be
! nutzt wurde. Die Negierung von Ve
! nezuela sandte einen diplomatischen
Agenten, Fortique, nach London, und
dieser bewog denn auch den damaligen
Premier, Lord Aberdeen, die Oberho
heit Venezuela's über den Küstenstrich
zwischen dem Orinoco und Morocco-
Fluß anzuerkenn«n. Der «nglische
Minister schlug dann eine Grenzlinie
vor, welche an der Küste beträchtlich
hinter der Schomburgl'schen zurück
bleibt. Im Jahre 18S7 gestattete Ve
nezuela, das durch beständige Unruhen
' im Innern geschwächt war, den Eng
ländern eine „wissenschaftliche Expedi
tion" zur Erforschung «twaiger Gold
lager zu entsenden und das Ergebniß
nerstämmen". Erst im Jahr« 1876
noch im November 1882 damit, ein
Schiedsgericht zu empfehlen. Auf Ro
jas folgt« als Unterhändler Venezue
las Guzman Blanco und dieser verein-
karte mit Lord Granville die Berufung
eines Schiedsgerichts, allem Lord Sa
liSbury, der bald darauf zur R«gie-
Schiff auf dem Orinoko,
rung kam, desavouirte in einer Not«
vom 27. Juli 1885 feinen Borgänger
im Amte. Lord Rofebery, der Nach
folger Salisburys.war zu einem Corn
aus Marineofficieren und Civilisten
bestehend« englische Expedition am
Orinocco, welche an Punkten, die nie
mals vorher von England als Gebiets
theile Britisch-Guayanas beansprucht
waren, Plakate mit der Unterschrift
des britischen Gouverneurs von De-
marara anbrachten, des Inhalts, daß
dort die britischen Gesetze in Kraft!
seien, auch wurden englische Beamte an
Stelle der venezuelisch«n ernannt.
Guzman Blanco protestirt« und ver
langt« di« Wiederherstellung des Zu
standes von 1856, es wurden eine An
zahl Noten genxchselt, jedoch ohn« Er>>
folg, so daß Venezuela am 2V. Februar
1887 die diplomatischen Beziehungen
zu England abbrach. Darauf «rließ
der Gouverneur von Guyana «in« Pro
clamation, in welcher er das ganze Ge
biet bis zum Garoni-Fluß für briti
sches Eigenthum erklärte. Nun mischte
sich auch die Regierung in Washington
wieder «in, allein Lord Rosebery gab
Jndianerausßri t.-G uiana
nicht einmal Erklärungen ab. Alle
späteren Versuche der offiziösen Agen
ten Venezuelas in London und der
Washingtoner Regierung, das Londo-
Schiedsgerichts zu bewegen,sind an der
Bedingung Englands gescheitert, daß
nur das Gebiet westlich von derSchom
burgklinie dabei in Betracht kommen
dürfe.
Wie aus der vorstehenden Darstel
lung der bisherigen Entwicklung des
Grenzstreites zu ersehen ist, sind die
Ansprüche Englands sthr zweifelhafte
und da andererseits auch Venezuela
nicht in der Lage ist, sein« Behaup
tung, daß der Essequibo die Grenze
bild«, zu begründen, so liegt hier sicher
ein Fall vor, wo ein Schiedsgericht an.
besten wirken könnte. Vermuthlich be
fürchten aber die Engländer selbst,
daß das Urtheil eines solchen ungün
stig für England ausfallen werd« und
so versucht Lord Salisbury den schwä
cheren Staat «inzuschiichtern.
Zoologisches.
„Da sehen Sie den jungen Rempel
maier mit seiner Braut... er kaum die
Universität bezogen und sie eine alte
Jungfer und hat nicht 'mal 'was
können Sie solche Handlungsweise lo
gisch finden."
„O, sogar interessant zoo-logisch!"
„Wieso?"
„Nun, es haben sich da ein junger
Fuchs und eine alte Gans zu einem
Paar« zusammengefunden!"
Hinausgegeben. Kunde:
~'Naus nichts wie 'naus! Ich kauf'
Ihnen nichts ab!" Reisender: „Sie
edler Mensch! Wollen meinem Hause
wohl unnütze Advocatenkosten er
sparen?!"
Nach den Flitterwochen.
Sie: „Albert, was sinnst Du eben?
Du bist ja so nachdenklich!" Er:
„Liebes Kind, das interessirt Dich
nicht, woran ich gerade dachte!"
Sie (schmollend): „Aber, Albert, wie
kannst Du an etwas denken, was mich
, nicht interess'it?!"
Weinlese.
Mit leichter Hand erhebt her Zecher
den Römer mit flüssigem Rheingold
und singt aus froh gestimmter Kehle
ein Lied zum Preise des Weines; allein
des wackeren Winzers gedenkt er nicht,
der in einem Dasein voll Mühen, den
Wein bereitet hat. Gar viele Schweiß
tropfen stecken in dem Rebenblute.
Sehen wir ab von all' den besonderen
Umständen, welche di« Neuanlage eines
Weinberges, die Veredelung und Ver
mehrung der Rebstöcke «rford«rt, über
schauen wir nur die nothwendigen re
gelmäßigen Verrichtungen, die der
Weinberg von fein«m Psleg«r verlangt,
so kommt schon ein vollgerüttelt' Ar
beitSmaß zu Stande, das um so schwe
rer wiegt, als diese Arbeit meist gethan
werden muß in «inem abschüssigen Ge
lände, in stetem Auf- und Absteigen
über oft geradezu halsbrecherische Staf
felpfade. Da kommt im Frühjahr das
Aufräumen, der erste Schnitt der Re
ben, dann das Einschlagen der Pfähle,
das Aufbinden der Ranken.
Mindestens zwei-, womöglich drei
schnitt, das Ausbrechen, das Gipfeln
besorgt und leider auch der Kamps ge
gen allerhand Ungeziefer und Feinde
des Rebstocks geführt sein. Nach der
Lese geht es an das Ausziehen der
Pfähle, das „Verlegen" (Eingraben)
an die beschwerliche Düngung.
Einmaischen.
Am höchsten steigert sich natürlich die
Thätigkeit zur Zeit der Ernte, und ist
der Jahrgang gut gerothen, dann wird
ja auch alle Last und Mühsal von
Herrschaft und Gesinde willig ertragen,
dann wird die Weinlese zu einer im
werden die Weinberge am Rhein ge
mit Rätfche, Pistole und Knotenstock
bewacht, eine Maßregel, die sich gegen
allerhand gefräßige Traubendiebe,
zweifüßige, vierfüßige und geflügelte,
richtet. Der Beginn der allgemeinen
Weinlese wird alsdann in der Regel
dauern, auch die unerfahrenen und un
geduldigen, zu einem möglichst ratio
nellen Zeitpunkt der Lese und damit
zu ihrem eigenen Vortheil zwingen, an
dererseits Grenzverletzungen der zuerst
Erntenden auf Kosten der später Nach
folgenden vermeiden will. Glockenge
läute und Böllerschüsse verkünden, daß
der Bann gelöst, die Ernte freigegeben
ist, und hinaus strömt es in der würzi
gen Frische des Herbstmorgens mit
Wagen und Eimern und Bütten und
Körben, und wenn die Octobersonn«
mit ihrem Strahl die Gipfel der Hü
gel grüßt, lebt und webt es schon an
den Hängen von emsigen Gestalten.
Und nun begleiten wir einmal die
strotzenden Früchte auf ihrem weiteren
Gange. Das erste Schicksal, das ihnen
widerfährt, ist das Einmaischen, ein
Verfahren, welches die Aufgabe hat,
die Traubenbeeren zunächst einmal
leicht zu zerdrücken. Es geschieht dies,
je nach Lage der Verhältnisse, entweder
Rebbeln.
vernommen, gewiß ist, daß d«r berühm
teste Jahrgang unseres Jahrhunderts,
der Elfer, zweifellos in seiner Haupt
masse, wie die Blllmlein unter den Fü
ßen der Geliebten, unter den natürli
chen Sohlen wackerer Nheinlandsföhn«
hervorgesproßt ist, und er hat trotzdem
Kaiser und Könige, Dichter und ge
l meine Menschen entzückt. Wichtig ist,
! daß beim Emmaischen die härteren un
reifen Beeren. fern«r die Kämme und
! di« in den Beeren vorhandenen Kern-
chen nicht mit zerquetscht werden, denn
das verschlechtert den Most. Maschinen
sind aber nicht so zartfühlend, wie «in
Menfchenfuß. .
' An der Press«.
Wir baben nun also die Massen d«r
ausgedrückten Beeren vor uns. Noch
aber sind diese nicht fertig für die
Presse, denn sie hängen an den Käm
men, und diese mitzupressen wäre aber
mals, bei guten Sorten wenigstens, auf
das Ergebniß von schädlichem Einfluß.
Es gilt also, die Kämtne von den Bee
ren zu scheiden, wobei wir bemerken,
daß das hier und da auch schon vor dem
Maischen geschieht, wie es andererseits
bei geringen Lagen wohl auch ganz un
terlassen wird. Die Trauben kommen
auf ein Sieb, das von einem viereckigen
Kasten umschlossen ist; es ruht auf
ken. Ist die Maische aufgeschüttet, so
wird das Sieb so lange hin und her ge
schüttelt und gerüttelt bis di« Beeren
durch di« Maschen gefallen sind und die
leeren Kämme abgehoben werden kön
nen. Man benennt dieses Verfahren
mit dem Wort „Rebbeln" oder auch
„Rappsen".
Jetzt erst ist der feierliche Augenblick
Maische in den „Preßkorb", die Deck
angefaßt an den vier weitausgreifenden
Speichen! Und jetzt geht es in lustigem,
bald aber schwer und schwerer werden
bcl und des Schraubensystems senkt
sich die Preßdecke tiefer und tiefer, un
ten aber entströmt der köstliche Saft,
d«r sich, zur Fernhaltung von unreinen
Bestandtheilen, noch einmal durch einen
Bastkorb siltrirt. Der Weinmost ist
gewonnen.
Noch ist es ein weiter, kaum weniger
mühe- und sorgenvoller Weg, bis der
trübbraune Most als goldene Fluth im
Glase funkelt. Mit der Berfüllung d«s
Mostes in die Gärbütte oder in das
Faß ist aber die Arbeit der Weinlese
vorüber, die Kellerwirthschaft beginnt.
Schlecht belohnt« Miitmüthigktit.
/
wär, so leicht würde man dann doch
nicht umfallen, wie auf einer Kugel."
Tiefsinnige Betrach
tung. „Meine Frau ist die Tochter
eines Schnapsbrenners!" „Ja, ja;
Unheil in die Welt gekommen!"
Berechtigter Anspruch.
Gräfin: „Weshalb grüßtDu denn Dei
nen Papa nicht?" Sohn: „Was
wollen Sie, Mama, er hat 16, ich habe
17 Ahnen; also hat er zuerst zu grü
ßen!"
Scherzfrage. „Welcher Un
terschied ist zwischen einem Brieffchrei
ber und einem Weintrinker?" Ant
wort: ,Z)er Erster« feuchtet seineMark«
mit der Zunge an, der Letztere die
Zunge mit der „Marke"."
Verblümt. Elise: „Liebste
Stella, vier Monate habe ich Dich nicht
gesehen! Wie geht es Deinem Karl?"
Stella: „O, mein Karl hat sich seit
dem sehr verändert er heißt jetzt
Robert!'
Der Steg d«r «ntisemtt«» i« wie«.
Aach'eincr'Dauer von IZ lahten ist
das Regiment d«r Lib«ral«n in Wien
zu Ende gegangen und d«r Antisemi
ten-Führer Dr. Lueger ist zum Bür
germeister der Kaiferstadt an der Do
nau gewählt worden. B«i der Wahl
Dr. Lueger.
wurden 93 Stimmen für Dr. Lueger
abgegeben, während 44 Zettel unbe
schrieben blieben. Wien ist damit die
erste unter den europäischen Haupt
der principielle Wid«rwill« gegen das
Judenthum zur Herrschaft gelangt.
Burg Kochem.
Die Moselufer sind nicht nur be
rühmt durch die Crescenzen ihrer
' Weinberge,unter denen sich der Braun
berger, Pisporter, Zeltinger, Jo
sephshöfer und der Bernkastler Doktor
des bedeutendsten Namens erfreuen,
sind auch von zahlreichen Burgen ge
krönt, unter denen die meisten freilich
Ruinen und' trümmerhafte Gemäuer
sind. Doch gibt «s auch Ausnahmen,
besonders das noch wohlerhaltene, echt
feudale Stammschloß der Edlen v. Eltz
bei Moselkern und die prächtige Burg
Kochem, di«, neuerdings mit großem
Kostenaufwand und hervorragendem
Kunstverständniß restaurirt, dem Be
sucher das getreue Bild einer mittel
alterlichen Burg mit allen Einzelheiten
m der inneren Ausstattung wie der
äußeren Erscheinung vor Augen stellt.
An ficht der Burg.
Wir bringen eine Ansicht des prächtigen
Bauwerkes, das sich über der gleich
namigen Kreisstadt im Regierungsbe
zirk Coblenz erhebt. Das Städtchen,
welches als das Schöppenstedt der Mo
sel gilt, und die Burg liegen unmittel
bar an der Mosel und an der Linie
Perl-Eoblenz der preußischen Staats
bahn, die hier durch einen 4100 Met«r
lang«n Tunnel geführt ist. Kochem
war zunächst als Reichslehen im Besitz
der Pfalzgrafen von Aachen und wurde
nach deren Aussterben von König Kon
rad 111. eingezogen. Bis zum Ende
des 13. Jahrhunderts saßen dort
Burggrafen, dann aber verpfändete
König Adolph 1254 diesen Besitz an
Kurtrier, und Albrecht I. überließ Ko
chem im Jahre 1298 dem Kurstisl voll
ständig. Die Franzosen verbrannten
1689 einen großen Theil der Stadt
und die Burg. Der verstorbene Com
merzienrath Ravens in Berlin kauft«
die Ruinen an und ließ die Restaura
tion ausführen, welche die Burg Ko
chem zu einer Sehenswürdigkeit ersten
Ranges im Rheinland gemacht hat.
Sie weiß Bescheid.
„Du, Frau, ich habe mein Porte
monnaie verloren, ich kann es nirgends
finden!" „Ach, Gott bewahre, das
Portemonnaie liegt da, wo Du es im
mer hinlegst, aber Du brauchst nicht
erst nachzusehen, es ist doch nichts
drin!"
Nur nicht überhasten.
Chef: Allans, fix, fix, die Sache ist
der hier sein! Lausdi«ner (ge
müthlich): Na nu, ick kann doch nich
jleich niesen, wenn Sie Prost sagen!
Der nervöse Zuhörer.
Fräulein Krähhahn (am Gesellschafts-
Abend singend): „Ich möcht' am lieb
sten sterben, Da wär's auf einmal
still." Herr (für sich): „Wenn sie's
nur thät'!"
EhelicheSc«n«. Sie: „Ich
sage Dir, Du betrügst mich, und noch
dazu mit meinen Freundinnen!" —Er:
,Ack. Unisinn, mit welcher glaubst Du
d«nn?" Sie: „Na, z. B. mit meiner
Freundin Agathe." Er: „Agathe?
Das ist die einzige, an di« ich nicht ge
dacht habe!"
Iliaschennyf«.
Hie tiWschen Bauern sind arm,
brauchen wenig, wohn«n schlecht in
elenden Hütten und oerbringen ihr
Dasein in harter Arbeit und bei kärg
licher Nahrung. Dennoch lebt «im ge
wiss« Poesie in dem russischen Bauern
stand«; si« sind musikliebend, tanzen
gern, singen viel, w«nn auch ihr« Lie
d«r meist melancholisch sind wie das
einförmig« Land, das sie bewohnen;
auch viele «igenartig« hübsch« Ge
bräuche hat das russische Bauernvolk
sich bewahrt. Einen solchen veran
schaulicht unser Bild. Er gehört zur
Feier einer Hochzeit und hat den Na
men Riaffch>>nnyj«. Di« Hochzeit ÜM
einem russischen Dorfeist immer «in
Fest, das mehrere Tage andauert und
b?i welchem viel gegessen und noch mehr
Schnaps von Mann und Weib getrun
ken wird. Ein« große Lustigkeit b«-
mächtigt sich hierbei der ganzen G«-
meind«, und schon am Vorabend« der
Ein Hochzeitszug.
eig«ntlich«n Hochzeit g«ht «s in dem be
treffenden Dorfe lustig zu. Am Vor
mittage der Hochzeit wird gewöhnlich
eine sonderbare Prozession veranstaltet.
Die jungen Leute des Dorfes verklei
den sich, besonders die Mävchen legen
Männerkleider an, weit« Hemden, Ho
sen, MLnnerstiesel; sie stellen Greis«
mit langen Bärten und Sandalen,
Zigeuner, Araber mit rußgeschwärzten
Gesichtern nud Aehnliches mehr vor, in
der Mitte dieses Trupps reitet die
Braut umringt von ihren Bekannten
und Freundinnen in den seltsamsten
Trachten. So läuft und tanzt der
Zug lustig durch das Dorf, begleitet
vom Klang« der Balalajken und den
Tönen der Harmonikas, zu denen das
junge Volt Lieder singt. Durch das
Dorf und um das Dorf geht dieser
Zug, bis er endlich wieder zum Hause
der Braut heimkehrt, wo ein ordent
liches Frühstück eingenommen wird.
Et» Morgen und Adcnd in Lo««-
(16 Uhr Vormittags.)
Herr Suburban (aus Lonesome
hurst, zu seinem Freund Flat aus New
Jork): Sehen Sie, lieber Flat, so 'waS
von famoser Herbstlandschaft gibt's in
New Dork doch nicht! Was? Ist das
Was?!
(10 Uhr Abends.)
Herr Suburban: Es schneit! Weiß
Gott, es schneit! Ach, wie mir daS
leid thut, lieber Flat, daß ich Sie nicht
immer vor Tramps, wenn ich sie
Abends allein lasse. Gehen Sie nur
immer der Nase nach! In einem hal
ben Stündchen können Sie an der St
a wohl beim Ticket-Agenten zurück.
Pritik. »Nun, wie fanden
Sie die Stimme der Primadonna?"
„Je nun: früher hatte sie eine herr
>! liche Alt-Stimme, jetzt aber hat sie eine
! alte Herr'n-Stimme!"
Zweideutigeßeplik.
„Herr Professor, wäre es denn nicht
möglich, daß doch einmal ein Patient
mit dieser Krankheit fortkäme?"
„Nach meiner Theorie nicht an der
stirbt Jeder!"
Einguter Mensch. Arzt:
Also der Dr. Neuntödter hat Ihne»
hundert Mark für die Amputation
Ihres rechten Armes gerechnet?
Herr: Jawohl! Arzt: Na, wissen
Sie. für das Geld hätte ich Ihnen
beide Arme und beide Beine amputirt.