Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1895, Page 7, Image 7

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    Deutsch« L«e»I-»ta»rlq»«»»
Berlin. Von dem großen brau
nen Bär«» im Zoologisch«n Garten er
faßt und sehr üb«l zugevichtet wurde
der Hilfswärter Defder, welcher sich in
den Bärenzwinger begeben hatte, um
Meister Petz in den Nebenkäfig zu
locken. Der zufällig im Garten an
wesende Dr. med. Neuhauß legte dem
Verwundeten Nochverbände an und
sorgt« für f«ine Uebersührung in das
Elisabeth Krankenhaus. Förmlich j
skalpirt wurde die Arbeiterin Johanna
Dyki«rt, die mit «iner großen Anzahl
ond«r«r Mädchen in eintm Gasthof«
d«r Friedrichstraß« beschäftigt war. Sie
b«sand sich auf d«m Wäscheboden, wo
eine Waschmaschw« mit «iner Rolle
durch ein« Transmissionswelle in Ver
bindung steht. Die Maschine war im
Gange und die Dykiert kam mit ihrem !
Kopf der Vplle zu nahe. Die Welle
liegt nicht viel höher, als der Kopf
eines aufrecht stehenden Menschen.
Vielleicht hat das Mädchen den Zopf
hochgeschlagen, so daß er di« in der
Drehung begriffene Welle berührt« und
um dies« herumgewickelt wurde. Auf
diese Weise an die Well« festgebunden, I
wurde das Mädchen mehrere Male mit
herumgeschleudert, so daß schließlich
mit dem Zopf die Kopfhaut abgerissen
wurde, bevor man den Unfall bem«rlt«
und di« Maschine zum St«h«n bringen
konnte. Die Verunglückte wurde be
wußtlos in ein Krankenhaus ge
bracht.
Brandenburg. In Weseram
sind 15 Gebäude ein Raub der Flam
men geworden. Viele kleine Leute, die
nicht versichert sind, haben ihr Hab und
Gut verloren. Der Umstand, daß acht
Tage vorher in dem Nachbardorf? ,
Grüningen Großfeuer war, läßt
Brandstiftung vermuthen.
Spandau. Die hiesige Polizei '
hat einen guten Fang gemacht. Sie
verhaftete den von der Berliner Sicher- l
heitsbehörde seit einigen Wochen ge
suchten Architekten Kotze, der besonders
auf dem G«bi«t« d«s Bau- und Hypo
thkkenschwindels thätig gewesen ist und
zahlreiche P«rsoivn geschädigt haben
soll. In sein« Affaire sind auch ver
schiedene Spekulanten und Unterneh
mer aus Berlin und Charlottenburg
verwickelt, di« ihn b«i ihren Manipula
tionen häusig als vorgeschobene Person
benutzten. Er ist in Untersuchungs
derliegt.
Gerdauen. Im Schifffuß bei
Wandlacken hiesigen Kreises ist ein
Dampfsägewerk eröffnet worden. Das
selbe gehört dem Majoratsbesitzer von
Rauter auf Willkamm bei Skandau.
Königsberg. Zur Vergröße
rung feines Sanatoriums sind von
Dr. med. Paul Schulz aus den Hufen
weitere 5000 qm. von Stadtrath a.
sein fünfzigjähriges Meisterjubiläum.
Der Jubilar erfreut sich der vollen kör
perlichen und geistigen Rüstigkeit und
Dan zig. Eine schauerliche Ueber
raschung wurde den Arbeitern der
Törckler'schen Seifenfabrik in Oliva
drei Wochen der Siedemeister Wilhelm
aus Bautzen angestellt. Plötzlich ver
schwand derselbe und war trotz allen
Suchens in den Fabrikräumen nicht zu
finden. Zufällig trat «in Arbeiter an
den großen Kessel, welcher mit sieden
nem Entsetzen die Kleidungsstücke des
Siedemeisters aus dem Kessel. Nach
und nach wurden die einzelnen Körper-
Durch welchen Umstand der Unglück
liche in den Kessel gestürzt ist, wird
wohl nicht aufgeklärt werden.
Raub der Flammen geworden sind.
Bromberg. Die Schifsbauwerk
stätte d«r Bromberger Dampfschiff
fahrts-Aktiengesellschaft ist abgebrannt.
Gnefen. Bei Mogilno erschluz
der Käthner Eckert mit einer Axt den
Mörder ist verhaftet.
Neustadt durch zahlreiche Messerstiche
wundet hatte, zum Tode und zu 10
Jahren Zuchthaus. Kokot hat die Ver--
Übung der That bestritten.
Schubin. Die dem Apotheker
, Peter Zlotowski gehörige Apo
theke hierselbst ist vom 1. Oct.
lii d. I. ab durch Kaus in den Belitz des
'»Apothekers Karl Maliski, langjähri-
gem Verwalter der Kugler'fchen Apo
theke in Gnesen, übergegangen.
Bütow. Da sich die Kreuzottern
kn den letzten Jahren in starkem Grade
vermehrt haben, daß sie «ine Gefahr
für Feld- und Waldarbetter, beson
ders für die barfuß geh«nden Kinder
beim Beerensuchen geworden sind, hat
der Herr Regierungsrach zu Köslin
einstw«il«n «ine Prämie von 26 Pfen
nig«» aus Staatsmittrln für die Tod
tung derselben ausgesetzt.
Stettin. In dem Dorf Schwe
n«nz bei Grambow, im Manöverge
lände, das mit maroden Soldaten be
legt war, entstand Feuer, das durch
brennend« Tabaksblätter weiter ver
breitet wurde. Sieben Gebäude, dar
unter das Schulhaus, sind niederge
brannt. Die gefährdete Kirche ist ge
reift.
Swinemünde. Dieser Tage
beging d«r Lokomotivführer Emil
Schade Hierselbst die Feier seines 25-
jährigen Ditnstjubiläums und hatten
es sich sein« Freund« und Collegen
nicht nehmen lassen, ihn an diesem
Breslau. Der Wurst-Fabri-
Mari« Schneider betrasen, nach deren
Verurthcilung wegen Meineids freige
sprochen. Von der wegen dieser Fälle
Strafthaten gegen ihn erkannten zwei
jährigen Zuchthausstrafe hat Giefch«
jetzt noch sechs Monate abzubüßen.
der Kurgäste betrug bisher 1622 Per
g!«bt. ld b D's T
kj Uhr an. Mit Böller-
Magd« bürg. In d«r Nacht
ist «s gelungen, den Dieb in der Per
son des Stahlgießers Martin Krauß
in Buckau zu ermitteln. Di« sogleich
zusammengestohlen.
Halle a. S. Ein Zeichen d«r
Zeit dürst« di« Art der iy unserer
klagen beziehen sich 13, also 50 Pro
n«n.
Naumburg. Auf Kosten des
Gustav Adolf-Vereins ist an der Real
worden, die folgende Inschrift trägt:
„Hier wohnte König Gustav Adolf vor
seinem H«ldentod« bei Lützen vom 2.
bis zum 5. November 1632."
Altona. Di« hiesige Stadtver
waltung hat den Bau eines neuen
Rathhauses mit einem Kostenaus
wande von 1H Millionen Mark be
schlossen.
Flensburg. Nachdem die Re
gierung sür den Bau eines Gewerbe
museums 170,(XX) Mark in Aussicht
schlössen, 160,(XX) Mark für diesen
Neustadt. Im Dorfe Barnitz
in Mecklenburg, wohnhaft seit 1814 in
Barnitz, seinen hundertsten Geburts
tag. In Anlaß dieses seltenen Falles
ließ der Kaiser ein Geldgeschenk von
3(X> Mark überreichen, die Gemeinde
j schenkte einen Sessel und mehrere Fla
' schen Wein. Der Jubilar ist körper
, lich wie geistig noch sehr rüstig und
die 1888 zu Ehren der Kaiser Ml
helm des Ersten und Friedrich des
Dritten gepflanzt wurden.
Othfresen. Der Neubau un
serer Kirche geht seiner Vollendung
! entgegen, so daß im Herbste noch die
> Einweihung stattfinden wird. Soviel
ist schon jetzt zu schen, daß unser Got
teshaus eines der schönsten weit und
breit wird.
Bocholt. Der Viehschmuggel hat
hier sein Opfer gefordert. Eine Vier
ttlstund« von der hiesigen Stadt ent
fernt kam es zu «inem Zusammenstoß
zwischen d«n Führern «in«S Viehtrans
ports und Grenzaussehirn, wobei der
Treiber BanhauS erschossen würd«.
Zsoei Kühe sind gleichfalls beschlag
nahmt worden.
Her na. Neulich Nachts würd«
auf der Friedrichsstraße Hierselbst der
Stallknecht Figg« im Streite durch ei
nen Messerstich in den Hals getödtet.
Mehrere bei der Sache Betheiligt« sind
Büderich. In der hiesigen Ge
gend herrscht zur Zeit die tückische
Diphtheritis und trotz der Kunst der
Aerzte und der gepriesenen Heilkraft
des Heilserums fordert sie unausgesetzt
ihre Todesopfer.
Düsseldorf. In der ZUnd-
Meister der Fabrik, A. Schöneberg,
zwei Kinder.
Köln. Die Verhaftung des 'in
Radfahrerkreisen bestens bekannten
Oberhaus« n. Unter Hinterlas
sung bedeutender Schulden ist ein hie
siger Zimmermeister flüchtig geworden.
Sein Eigenthum, sowie verschiedene
für einen Neubau bestimmte Bauma
terialien sind vor einigen Tagen ge
pfändet worden, so daß wenigstens ein
Theil seiner Schulden gedeckt werden
kann und seine Arbeiter zu ihrem Lohn
kommen werden. Verschiedene hiesige
Kaufleute sind ganz erheblich herein
gefallen.
Kassel. Allseitige Theilnahme er
regt der Selbstmord des Gerichtsschrei
ber-Assistenten Plügge von derStaatS
anwaltschast des hies. Landgerichts.
Plügge hatte einen Postzustellungs
schein verlegt. Durch die ihm deswe
gen gemachten Vorhalte wurde er der-
Aktenzimmer an der Thürklinke er
hängte. Er hinterläßt Frau und zwei
Kinder.
Hoch heim a. M. Gegenwärtig
schweben Unterhandlungen, die darauf
schein Lichte zu versehen. Die Firma,
die in Kassel das elektrische Licht ein
gerichtet, hat der hiesigen Gemeinde
wurde der Standesbeamte und Bür
germeister zu Schrecksbach verurtheilt,
weil er sich durch die Bitten derßraut
leute bewegen ließ, das Datum eines
Aufgebots zu ändern, um die Trau
zu ermöglichen.
Schmalkalden. In dem Orte
Floh, zwischen Schmalkalden und
abgebrannt.
Tann a. R. Hier hat sich unter
Borsitz des Herrn Stadtvorstehers
eines Denkmals für den aus dem
Kriege 1870 71 rühmlichst bekann
ten General Ludwig von der Tann-
Rathsamhausen thun will.
Hamburg. Der Kaisertag in
Hamburg (19. Juni) hat, wie der
ben" mittheilte, 605,000 Mark geko
der früheren Angabe von 1j Millio
nen Mark zurückbleibt. Ein Detek
tiv brachte einen in London Verhafte
wesenheit des deutschen Kaisers in
Hamburg einem Lübecker 32,(XX1 Mark
gestohlen hatte. In Veilsdorf wur
den in Berghöhlungen spielende Kin
der durch den Einsturz einer oberen
Bewußtsein zurückgebracht.
Lübeck. Die hiesige nordische
Handels- und Industrie-Ausstellung
schließt mit einem Deficit von ca.
300,000 Mark ab. Die Zeichner des
der Kutscher Martin Friedr. Perlitz,
1868 geboren, eine ISjährige Zucht
hausstrafe zu verbüßen hatte. Sein
Gefährte ist ein, äußerst gefährlicher
Einbrecher, der kaum Mjjjirige Stew
ard Fahrenholz auS Bremen, der nach
Verbüßung seiner Strafe die Ham
burger und Bremer Zuchthäuser zu
wandern hat. Bis jetzt fehlt jede
Spur.
Alienburg. Nicht weniger als
45 Wechsel über Beträge bis zu 2000
Mark hat der Knopfhändler Ernst
Enke auS Schmölln gefälscht. Außer
dem hat er sich der Unterschlagung, der
Untreue und des Betruges schuldig ge
macht. Das hiesige Landgericht ver
urtheilte ihn jetzt zu drei Jahren Ge
fängniß und vier Jahren Ehrverlust.
Coburg. In einer Schöffenge
richtsverhandlung dahier kam dieser
Tage der in unserem aufgeklärten
Jahrhundert kaum glaubliche Fall vor,
daß eine Frau von einem Oekonomen
der „Hexerei" beschuldigt worden ist.
Hieraus entspann sich eine Beleidi
gungsklage. In Neustadt ist zum
fünftenmal innerhalb vier Wochen
Großseuer ausgebrochen. Drei Wohn
häuser standen i» Flammen.
Gera. In Köpsen brannte neu
lich das Wohnhaus des Schuhmachers
Scheller vollständig nieder. Nur n.it
großer Anstrengung gelang es, eine
Wöchnerin aus dem brennenden Hause
zu retten. Di« Frau war kurz vorher
von zwei todten Söhnchen entbunden
worden, beide Leichen verbrannten.
Gotha. Hier prügelte dieser Tage
ein Ebemann sein Weib, das darauf
im Mühlgraben dem Dasein ein Ende
zu machen suchte. Fremd« Leute aber
> retteten die Frau, wobei der Ehemann
> ruhig zusah, und sodann die vom
Wasser Triefende auf seine Schulter
nahm und sie unter dem Gesang des
Liedes: „Du bist verrückt, mein Kind"
nach Hause trug.
Dresden. Der Fleischverbrauch
in Sachsen hat sich in den letzten 40
Jahr«n durchschnittlich von 7,3 auf
13,8 Kilogr. beim Rindfleisch und von
7,6 auf 21,8 Kilogr. beim Schweift
verbrauch erhöht. Der Gefammtver
brauch an Rindfleisch stieg in dieser
Zeit von 14,808,100 Kg. auf 51.-
068,300 Kg., beim Schweinefleisch
von 15,491.700 Kg. auf 80,630,000
Di- Uebersiede'ung
der hiesigen Post in ihr neues Gebäude
vor der alten Post die Postkapelle auf
dem Güterpostwage/ Platz nahm und
a 112 ihm unter den Klängen des „Muß
i denn, muß i denn zum Städtele hin
aus" nach der Bahnhofstraß« fuhr.
Die Postunterbeamtin marfchirten hin
terher. Um 8 Uhr Vorm. begann die
Stadtkapelle ein mit «inem Choral er
öffnetes Ständchen zu spielen, wäh
rend gleichzeitig ein Groom in Gala
schen Ansicht des Gebäudes bestand.
Liebertwolkwitz. Die hiesi
ge Gemeinde begeht in diesem Jahre
«in Jubiläum eig«n«r Art, wie es wohl
nur sehr wenige Gemeinden je begehen.
Es vollenden sich nämlich jetzt zwanzig
Jahre, seitdem die Bewohner dieses
Ortes keine Gemeindesteuern bezahlen.
Es sind hier weder Kirchen-, noch Ar
men- und Schulsteuern, noch Auflagen
für die politische Gemeinde zu entrich
ten. Dieses günstige Verhältniß ist
den guten Erträgen der Sparkasse zu
danken, die bei vortrefflicher Leitung
auch ferner Steuerfreiheit für die Ort
sbewohner gewährleistet.
Meißen. Der Vofsirer Adolf
Marx in Cölln a. d. E. feiert« den 50.
Jahrestag seines Eintritts in die Kö
nig!. Porzellan-Manufaktur zu Mei
ßen. Vorgesetzte und Mitarbeiter wa
ren bemüht, diesen Erinnerungstag
dem Jubilar zu «inem «cht freundli
ch«n zu gestalten.
Darmstadt. Der Inspektor der
hiesigen G«mäld«gallerie, Professor
Hofmann, ist in Heidelberg gestorben.
Bechtheim. Durch ein« ver
heerende Feuersbrunst wurden hier elf
Gebäulichkeiten vernichtet. Dießrand
befchädigten sind die Mttwe Heinrich
Bertz und die Herren Philipp Schnell,
Karl Baas, Franz Brand und Adam
Eller.
Mainz. D»il frühere Oberbür
germeister Dr. Oechsner ist im Alter
von 73 Jahren gestorben.
Worin s. Zu dem Bau derßhein
brücken sind die Vorboten bereits ein
getroffen. Seit einigen Wochen wei
len mehrere von der Regierung ent
sandte Ingenieure hier, welche an der
Rheincorrektion beschäftigt sind und
ihren Aufenthalt in Worms auf einige
Jahre bemessen.
München. Das Octoberfest auf
Sonnenschein glänzend verlaufen.
Sonntags um 2 Uhr erschien der
Prinzregent Luitpold unter den Hoch
rufen der nach vielen Tausenden zäh
lenden Meng« auf dem Festplatze; au
sämmtliche in München anwesend«
Prinzen und Prinzessinnen des könig
lichen Hauses, die Staatsminister, das
sämmtlicher staatlichen und städtischen
Behörden.
Donauworth. Dieser Tage
sand unter Anwesenheit einer Regie
dahier enthaupteten Herzogin Maria
von Brabant statt, deren sterbliche
Ueb«rreste im hiesigen Cassianeum in
ein«r Gruftkapelle beigesetzt waren.
Der Ausgrabung wohnten auch meh
rere Geschichts- und Alt«rthumssor
scher bei.
Eichstätt. In der Nähe d«r
blieb sofort todt.
Negensburcl. Der GeschästS
mit dem Messer verletzt«, daß dieselben
in Folge davon in kurzer Zeit verstar
ben, wurde nunmehr wieder auS der
Haft entlassen, da, wie vorauszusehen
war, angenommen wird, daß Klein im
Stande der Nothwehr gehandelt hatte.
Würzburg. Die Enthüllung
des von deutschen Sängern dem be
kannten Liederkomponisten Valentin
Ed. Becker errichteten Denkmals nahm
den erhebendsten Verlauf. Dem Ent
hüllungsakte, zu welchem die hiesigen!
Gesangvereine mit Fahnen und Musik s
erschienen waren, wohnten auch eine
Tochter und zwei Söhne Becker's, der
Ausschuß des Denkmal-Comites, Ver
treter der k. Musikschule und der son
stigen hiesigen Bildungsanstalten, sol
che des Ausschusses des fränkischen und
deutschen Sängerbundes, die beiden
Bürgermeister der Stadt und Mitglie- >
der des Magistrat und Gemeindekol» >
legs und eine nach Taufenden zählende
Menschenmenge bei.
Gerolsheim. Erhängt hat sich
auf dem Karlbacherweg Frau Hens
von hier, deren Mann sich vor wenigen
Tagen gleichfalls erhängt hat. Die
Bermögensverhältnifse der Verlebten
waren günstig.
Lindenberg. Der bis jetzt be
kannte Verlust der Westallgäuer Ge
werbebant Lindenberg, infolge der
des nun inhaftirten
früheren Direktors Hofmeister (Spe
kulationsgeschäfte in Wertpapieren),
sich auf nicht weniger als
131,000 Mark, wozu noch sicher zu er
wartende weitere Ausfälle kommen.
Pirmasens. Dieser Tage ye
rieth der Tagner Johann Weber hier
mit seiner Familie in Streit, wob«!
seine Söhne denselben mit Prügeln
und Messern derart traktirten, daß er
lebensgefährlich verletzt in das Svital
verbracht w«rden mußte. Die Thäter
wurden verhaftet.
Zweibrücken. Wegen fahrläs
sigem Falscheid wurde der 28 Jahre
alte Gutsbesitzer und Reserveofficier
Carl Wolf aus Mußbach vom hiesigen
zu «inem Jahr Gefäng
niß verurthrilt.
Stuttgart. Prof. Dr. Wil
helm aus Graz ist seinen schweren
Verletzungen, die er sich durch einen
Fall aus dem ersten Stock in das Sou
terrain des Stuttgarter Landesge
werbemussum - Neubaues zugezogen
hatte, erlegen. Seine Leiche wird nach
Graz gebracht. Der 19 Jahre alte
Kaufmann Oskar Leupold wollte in
der unteren Neckarstraße gegenüber der
K. Thierärztlichen Hochschule auf einen
nach Stuttgart fahrenden Motorwa- l
gen der elektrischen Straßenbahn trotz
Warnungsrufen aufsteigen, verfehlte
den Tritt und gerieth unter den An
hängewagen, wobei ihm beide Füße
überfahren wurden. Der bedauerns
werthe Mann ist im Karl-Olga-Kran
kenhaus gestorben.
Balingen. Die seit den Tagen
der Überschwemmung anhaltende
trockene Witterung war für die Bau
thätigkeit äußerst günstig; in der Wie
derherstellung des durch Hochwasser
angerichteten Schadens wurden ganz!
bedeutende Fortschritte gemacht. Die
wärtig abgebrochen und durch ein«
eiserne ersetzt; die sog. schwarze Brücke !
wird neu hergestellt.
Oberdischingen, O. A. Ebin-'
gen. Dieser Tage wurde der Gast
sich des besten Wohlseins erfreuen. Der
genannte Gastwirth ist jetzt glücklicher
Vater von zehn Knaben.
Oberndorf. Auf Grund der
hiesigen Rathhaus zuerst alsStadt
schullheißen-Afsisient, dann alsßaths-
und seit 20 Jahren als Stad-
Freiburg. Der in Zwickau ver-
sammelte Gesammtvorstand des evan
gelischen Bundes bewilligte eine Gabe
von 20,000 Mark zum Bau eines
ses in Freiburg i. Br. für Baden und
Elsatz-Äothringen.
Karlsruhe. Hier starb nach
längerem Leiden im Alter von 75
Jahren Herr Priv. Georg Heimbur
ger. Der Verewigte, langjähriger
Präsident der Handelskammer Lahr,
wird in weiten Kreisen das Andenken
eines liebenswürdigen Mannes und
so gut, daß vier Häuser in Flammen
aufgingen. Es sind niedergebrannt:
Gemeindehaus, die Häuser des Herrn
Theodor Brugger und Reinhard Ste
den beträgt etwa 25,000 Mark.
Petersthal. Verschwunden ist
seit einigen Tagen der verheirathete
Maurermeister Wilhelm Roth von
hier.
Phi l>i ppsb u r g. Fabrikschlos
ser Pius D. wurde wegen schweren
Vergehens an seiner eigenen 11l Jahre
alten Tochter verhaftet.
Rastatt. Dieser Tage ist gegen
Nachschreibe? H. Untersuchung einge
leitet worden wegen Unterschlagung
im Amte. Es soll bis jetzt ein Deficit
von etwa 800 Mark aufgedeckt sein.
H. war früher Rathschreiber in Brö
tzingen.
Rhein Weiler. Letzthin brach
in dem dem Bahnwart Wilhelm Bas- j
ler in KleinkemS gehörigen, einstöcki
gen Wohn- und Oekonomiegebäude
Feuer aus, welches dasselbe vollständig
zerstörte. Das Haus war z. Z. nur
von Friseur Rünzl bewohnt.
Zell-Weierbuch. Der 71
Jahre alte Landwirth Jak. Bieser
stürzte beim Dungabladen von dem in
Bewegung gekommenen Wagen und
starb andern Tags.
Genthal erlitten zwei Dragoner und
zwei Guiden zum Theil sehr schwere
Verletzungen. Als Stadtpräsident
von Bern wurde der freisinnige Ge
nie nderath Lind! mit 1518 von 2877
in Marseille abgefaßt worden.
Genf. Nach amtlicher Untersu
chung trifft die Mannschaft des Dam
pfers „Aigle" keine Schuld bei der
neulichen Katastrophe. Dagegen er
rerer Einzelheiten den Vorwurf, die
Rettungseinrichtungen seien ungenü
gend gewesen.
Obwalden. In Kern ist Land-
Solot hurn. Die Passionsspiele
Winterthur beträgt 14y"<XX) Francs,
Herr Wyßling, Direktor der Elektri-
Wien. Aus dem historischen
Museum der Stadt Wien sind mehrere
werthvolle Stücke gestohlen worden,
darunter ein Ring, den Friedrich von
Schiller Theodor Körner geschenkt hat.
Der Dieb, Sohn eines Museumsbe
amten, ist verhaftet. Bei einer Auf
führung des Mitado im Theater an
der Wien brach gegen Schluß der Vor
stellung der Schauspieler Lindau, wel
cher die Titelrolle gab, beim Abgang
von der Bühne zusammen und mußte
schwer krank weggetragen werden.
Unter dem Publikum entstand über
diesen Vorfall eine große Aufregung.
Graz. Hier erschoß sich der geach
tete Advokat Grögor. Er war sehr
wohlhabend und lebte in glücklichen
Familienverhältnissen. Ursache der
That ist Verfolgungswahn.
K a s ch a u. Der gewesene Reserve
offizier Maximilian Filicsko, der als
Praktikant des Kaschauer Eisenbahn-
Postamts neunmal, zusammen 1317
Gulden, desraudirt hatte, wurde vom
hiesigen Gerichtshofe zu ILjähriger
Linz. Neulich früh stieß der Jä
ger Visier im Hattingbergergraben
(Gemeinde Pyhrn) mit zwei im Ge
sichte geschwärzten Wilderern zusam
men, die einen Rehbock
wollte dem Jäger seinen mit einer
scharfen Spitze versehenen Bergstock in
den Leib stoßen, Bister schoß daher
und der Wilderer stürzte todt nieder.
Der zweite Wilderer erhielt einen
Schuß in die Achselgegend, der Jäger
Schüsse in den Schenkel. Der Erschos
sene ist Gasthaus- und Oekonomiebe
sitzer in Ordning (Bezirk Liezen) und
wohlhabend. Derselbe besaß ein
Jagdrevier und war auch Jagdpächter.
Der zweite verwundeteWilderer ist aus
der gleichen Gegend und Bauer. Er
stellte sich bereits dem Gerichte. Beide
sind Familienväter. Der Jäger ist auch
bedenklich oerletzt.
— Ein gewisser Thomas
> .Hartland, der im Mai als geheilt aus
! der Burutwooder Irrenanstalt entlas
sen worden war, war vor ungefähr
W Wochen mit Frau und Kind nach
OÜWsley, einem Dorf bei Worcester,
gekomnüi, um sich dort als Gast seiner
Mutter zu erholen. Hartland, ein
, Mann von vierzig Jahren, schien voll
kommen normal, und seine Angehöri
gen gratulirlen sich bereits zu seiner
völligen Wiederherstellung. Kürzlich
war Hartland ausgefahren und ging
Nachmittags im Garten spazieren.
Plötzlich unterbrach er den Spazier
gang, lief in's Haus, zog, ohne ein
Wort zu sprechen, einen Revolver und
I schoß einem achtzigjährigen Einmie
ther, Namens Davier, eine Kugel durch
den Kops. Als seine Mutter auf den
Knall hin herbeistürzt« und entsetzt
fragte, was er gethan habe, antwortete
er: „Oh, es ist nur das dumme Ding
da!" und deutete dabei auf den Revol
ver. Er verließ dann das Haus, sah
an der Straße einen Handwerksbur
schen schlafend daliegen und schoß auch
diesen ohne Weiteres durch den Kopf.
Dann ging er zur „Rose", wo er
freundliche Worte an die Wirthin
richtete, aber über Schmerzen im Kopfe
klagte. Er schüttelte dem Wirth die
Hand und bat um einen frischen Kohl
kopf. Die Wirthin wollte diesen aus
len." Dieser ging dann nach dem
Garten, gefolgt von Hartland. Als
er sich naib dem Kohlkopf bückte, schoß
ihn der Wahnsinnige gleichfalls nieder,
verwundete ihn aber nur. Während der
Wirth noch Kraft fand, in's Haus zu
rückzurennen, schoß sich der Irrsinnig«
selbst todt.
Der Hexen glaube steh!
im Elsaß, zumal unt.r der ländlichen
Bevölkerung immer noch in hoher
Blüthe. Das wissen sich schlaue Per
sonen zu Nutzen zu ziehen und sie fah
ren sehr wohl dabei, denn gar viele
solche „Zauberer" sind nach einer un
endlichen Reihe von Betrügereien zu
Reichthum gelangt. Mit Genugthu
ung darf aber auch vermerkt werden,
daß ihrer Biel« nach einem vermeint
lich besonders schlau ausgetüftelten
Ausbeutungsstreich vom Uebertölpelten
aus Rache dem Gericht überantwortet
werden. Und da pflegt man mit die
kammer des LandesgerichtS Straß
burg abgespielt. Angeklagt war die
Wittwe Ottilie Stehli von Straßburg,
die weithin im Ruf einer unübertreff
lichen Kartenfchliigerin und Besitzerin
besonderer Geheimnisse steht. Ihr
Hairptmittel war ein sogenannter
„Liebeszwanz", den sie namentl ch bei
Kellnerinnen' zur Wiedergewinnung
untreu gewordener Liebhaber zu ver
werthen öfters in die Lage kam. Ge
wöhnlich gab sie den unglücklichen Ver
liebten den Rath, Kerzen mit Nadeln
zu brennen, drei Stück Brot iib«r'Z
Kreuz zu legen, dasselbe mit „Armen
sünderschmalz" zu schmieren, Salz auf
Kohlen zu brennen und dergleichen
handgreiflichen Unsinn mehr. Diese
Zaubermedicin kam auf 60 M. und
darüber zu stehen. Auch krankes Vieh
heilte sie mit Sympathieinitteln; öfters
gab sie an. der vorliegende schwierige
Fall bedürfe der Rathserholung von
Baseler Zauberern, was natürlich die
Kurkosten bedeutend erhöhte. Die
Zahl der Hineingefallen«» ist Legion.
Das Gericht verdonnerte die Hexenmei
sterin zu drei Jahren Zuchthaus und
1800 Mark Geldstrafe. Ihr Helfers-
Helfer kam mit sechs Monaten Gefäng
niß davon.
DieTagedesbalti schen
Polytechnikums in seiner deutschen
Gestalt sind nun jed«nsalls gezählt.
Die Anstalt, welche fast ausschließlich
aus Mitteln der Ritterschaften und
der auch der frühere, Curator Kapus
tin, d«r jetzt d«n Petersburger Lehrbe
zirk verwaltet, gehört, schon s«it Mo
naten damit beschäftigt, ein neues
sammte geistige Grundlage d«r Anstalt
umzugestalten. Praktische Verwer
thung hatten ihre Arbeiten bisher in
deß nicht gefunden. Wie jetzt glaub
haft verlautet, ist die Thätigkeit der
Commission beend«! und schon in näch
ster Zeit dürste die Umformung des
Polytechnikums vor sich gehen. Auch
die für den Vortrag in russischer
Sprache bestimmten Lehrkräfte sind
bereits ernannt. Somit würde dann
auch die letzte deutsch« Lehranstalt in
den Ostsceprovinzin bald zu Grabe ge
tragen werden. Die Universität Dor
pat und die klassischen Gymnasien sind
längst der Russifinrung anheimgefal
len, jetzt kommt die Anstalt an die
Reihe, welche daS reale Wissen geför
dert hat.
Auf Schweizer Boden,
bei Chiasso, fand dieser Tage zwischen
Emilio Faelli, dem Director der libe
ralen „Provincia di Brescia" und
„Groß-Dimitritsch" des Römischen
„Tolstoi-Clubs" (eine Art „Eulenspie
gel") und Sobrero, dem Chesredacteur
der conservativen „Sentinella", einPi
stolenduell statt. Die Forderung lau
tete auf dreimaligen Kugelwechfel auf
fünfzehn Schritt Distanz. Nachdem
beim zweiten Kugelwechsel Faelli einen
Schuß durch's Ohr erhalten, sollten
eben die Pistolen zum dritten Male
geladen werden, als d:ei Schweizer
Gendarmen, gefolgt von «iner Menge
mit Heugabeln, Dreschflegeln u. s. w.
bewaffn«!«! Bauern, auf der Bildfläche
erschienen. Paukanten. Aerzte und
Zeugen ergriffen schleunigst die Flucht
der Grenze zu, wobei Faelli und der
eine der Aerzte in einen tiefen Wasser
graben plumpsten. Von den Verfol
gern mit Mühe gerettet, sollten sie erst
nach dem nächsten Gericht transportirt
werden, schließlich hatten die hraven
Eidgenossen aber ein Einsehen und lie
ßen d!« Gefangenen frei.
Dem Burgtheater in
Wien wurde im abgelaufenen Jahre
252 neue Stücke eingereicht, in diesem
Jahr« bis jetzt 96. Fünf von den
348 Arbeiten fanden Gnade vor der
Prüfungscommission. Bei der« dor
tigen Privatbühnen vergrößern sich die
Zahlen noch bedeutend. Dem Deut
schen Volkstheater lagen bisher 2467
entfielen 400 auf die vergangene
Spielperiode, während in der lausen
den Saison bis jetzt 48 einliefen. Das
Raimund-Theater hatte im Ganzen
1602 Stücke zu beurtheilen. Seit
Juni sind 106 Stücke übergeben wor
den. Arg nommen wurden allcs in
allem 33 Schauspiele.
Derßappedesehemali
cen Bulgarensürsteii Alexander, der
seinen Herrn in der Schlacht bei Sliv
nitza trug, ist gegenwärtig noch am
Leben und erhält das Gnadenbrod in
einer Fabrik zu Jugenheim. Die Fir
ma muthet ihm nur ganz leichte Ar
beit zu, eine Bedingung erfüllend, die
ihr bei Erwerbung des Rosses gesetzt
worden „Phönix", so heißt der
Rappe, ha! bereits das zwanzigste
Lebensjahr erreicht.
Jüngst starb in dem
s'aiise seines Bruders zu Lindau der
Schmiedemeister Breyer im Alter von
70 Jahren. Der Verstorbene hatte
einen Bart, dessen abnorme Länge 1
Meter 75 Centimeter betrug. Sein
Bruder bewahrt 'Viesen Bart, eine
merkwürdige Reliquie, zum Andenken 7