Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1895, Page 6, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    6 Tprüch«.
Bon Eaieta» Cerrl.
> yn den Stürmen dieser Zeit
Ohne Glauben, ohne Frieden,
Ohne Herz und Freudigkeit,
Ist, o Seele, dir beschieden
Durch der Dichtkunst Zaubermacht,
, Was «Hein nur lohnt das Leben:
Still beglückt und still ergeben,
Wie ein Traum dahin zu schweben
Ueber ird'sche Pein und Nacht.
Und ob dein guter Engel noch so ferne,
Er fiüstert dir im Rauschen der Cy-
O! l ' >
sen
Geduld, Geduld! Einst glüh'n auch
So lang' ist Alles gut.
Und sei dies Hoffen, -Sehnen
Auch nur «in schöner Traum,
Zu trocknen dein« Thränen
Gib ihm im Herzen Raum.
Wie könnt' leicht den Menschen werden
Das ersehnte volle Glück,
Wollte nur der Mensch auf Erden
Größer sein, als sein Geschick!
Heut' iraurig, morgen munter,
Das ist der Dinge Lauf;
Sinkt auch die Sonne unter,
So geh'n die Sterne auf!
Ans der Werkstatt des Email-
Künstlers.
Wenn von meisterlichen Schmelz«?-
beiten die Rede ist, so richtet der j?k«-
ner seinen Blick sofort gen Jndieii,
denn die Krone aller Leistungen bildet
die Kunst aus Jeypore oder auch kurz
weg „Jeypore-Kunst" genannt. Es
ist ein klarer grüner, blauer und roth«
Schmelz auf Gold mit eingelegt«
Zeichnung von Goldblättchen. Von
wunderbarer Reinheit und seltenem
Feuer ist dieser farbige Schmelz, und
nicht minder bewundernswcrth ist d!»
ausgeführte Ornamentik eingelegt ist.
Gewöhnlich wird kostbarer Arm- und
Halsschmuck in dieser Technik ausge»
fiihrt. Insbesondere werden Arm
ringe bevorzugt, und zwar werven
auf Silber aus Surat und der köst
liche Silberschmuck mit Grubenschmelz
aus Multan. Daß auch aus den
Werkstätten des Abendlandes vortreff
licher Schmuck mit Email hervorgeht,
muß gleichfalls betont werden. Die
bezüglichen Arbeiten aus Hanau und
Pforzheim sind weltbekannt. Auch
München, Frankfurt a. M., Köln und
Wien sind ungemein leistungsfähig.
In Berlin schaffen Bastanier, der Vor
steher der Lehrwerkstatt für Email an
der königlichen Kunstgswerbe-Schul-,
und Fräulein Luthmer, die Schwester
des Frankfurter Kunstgewerbedirek
tors, vorzugsweise auf dem Gebiet» der
Schmelzmalerei in limousiner Ma
nier Ausgezeichnetes. Speziell für
Schmucksachen verdient noch Paris
hervorgehoben zu werden. Auch in
Rußland blüht die Schmelzarbeit, wie
denn überhaupt g«rade dort die Farbe
im Schmuck und Zierrath aus Edel
metall «in« hervorragende Rolle spielt.
Leider muß betont werden, daß sich
viele Damen für den Emailschmuck
nicht so recht erwärmen, weil er angeb
lich undauerhaft ist. Sie meinen, daß
der Glanz des Emails stumpf werde,
und daß -das Email absplittere. Diese
Furcht ist unbegründet, denn das
Hmail hält sich Jahrhunderte hindurch
in fleckenloser Reinheit, und was das
absplittern anbetrifft, so ist es unmög
lich, wenn der Emailschmuck wie jeder
andere Schmuck nur vorsichtig behan
delt wird. Die Herstellung des
Emails ist nun nicht so einfach, wie di»
Laien gewöhnlich denken. Das Ein
schmelzen undurchsichtigen Schmelze!
mag noch angehen, aber schwierig ist
das Auftragen des klaren Schmelzes
ms Gold. Erscheinen die durchsichti
,-en Glasflüsse, für welche das schönste
Naterial vornehmlich aus Paris be
zogen wird, auf Silber, dessen Farbe
sein reinen Weiß ziemlich nahe steht,
Goldes, je nach der Färbendes Glas
zuschmelzen. Für blau wählt er eben
falls weißes Gold oder lieber noch
Silber. Für klares Grün oder Roth
nimmt er «ine Platte von feinem,
zwanzig- bis zweiundzwanzigkaräti
aem, also von gelbem Golde, für leb
hafte Fleischfarbe hingegen eine solche
»on rothem Golde. Kurz, die Farben
der regulinischen Metalle müssen beim
Emailliren mit klaren Schmelzflüssen
in peinlichst«: Weise beachtet werden,
wenn ein« schöne Wirkung erzielt wer
den soll. Dem Golde die zum
Schmelzfluß passende Farbe zu geben,
geschieht entw«!v »mrch Lezirung oder
durch Kochen und Beizen, zwar
dieses vorzugSweis« in Indien. Eine
blasse, fast weiße Farbe «rhält das
ber zugleich l«girt wird, «in« blau«
oder richtiger grwue Farbe, wenn es
mit Eisen, eine mehr röthliche, wenn
es mit Kupfer, und «in« mehr grün
liche, w«nn es mit Silber legirt wird.
Auf diesem Legirungsverfahren beruht
auch der vielfarbige Goldschmuck, der
unter dem Namen „<>n s>uittr<? eou-
Ivurs" bei den Damen s«hr beliebt ist.
In neuerer Zeit ist der Kunst des
Emaillirens ein« Bereicherung zu theil
geworden durch Wiederausnahme eines
bereits im Mittelalter geübten Verfah
rens, nämlich klar« Schmelzflüsse ohne
Unterlage in Gold- oder Siiberfassung
h'rzuftellen, so daß sie, von welcher der
beiden Seiten sie auch betrachtet wer
den vollkommen transparent sind. Die
Pariser?)chmuckindustrie st«llt in solch
transparentem« Schmelz vorzugsweise
farbenschillernde Libellen und Falter
her, die jedoch so getragen werden müs
sen, daß das Licht durch sie hindurch
fällt, denn sonst gelangt die Trans
parenz nicht zur ln Ruß
immer unter strenger Beachtung des
Zwecks. Nur wenn vas Licht hin
durchsallen kann, leuchtet .das trans
parsümirte Zriichte.
Die Farbenpracht der Blumen ist
unerschöpflich, und doch ist der Mensch
von Anilinfarben stellte. Die Pariser
„grün? Nelken" auf den Markt brach
ten, sollen kein schlechtes Geschäft ge
macht haben. In ähnlicher Weise ver
zuschreiben, das sich bei vollendeter
Reife in ihnen entwickelt. Der Züch
ter ist darum bestrebt, nicht nur süße,
ten Menschheit ist allerdings der Ge
verschlossene Gefäße legt. In Eng-
Auf diese Weife lassen sich verschiedene
Eine Frucht, die zu großem Ver
druß der Gärtner in der Entwicklung
des Duftes sich äußerst unzuverlässig
erweist, ist die Melone. Man hat da
warme Olfen, die anderen brachten sie
in kalte Räume und die Extreme der
Temperatur sollen in der That die
Melone bei der Nachreif« zur Aroma
entwicklung gebracht haben. In »»-
in ein Trinkglas hineingesteckt, welche
zum Theil mit Portwein oder Sherry
gefüllt ist. In drei Tagen saugt dir
dazu noch Frücht«, die «wer Nachlese
bedürfen. Jedenfalls- dürften fir
Obstliebhaber weitere Virfuche diel»
Art nicht uninte'esant f«in. Die
die Düfte der VnsNlle, des Waldmei
sters und des Heli.-ttop, ja selbst die
Quintessenz des Fliederduftes werden
in der Retorte des Chemikers künstlich
schon den aromalosen Früchten aufhel
fen. Jedenfalls kann man durch ein
geschicktes Parfiimiren des Obstes die
in Staunen über die .neue" Oöstvarii
iiit versetzen.
Unser Tadel für Jemand klei>
det ftch oft in das Lob eines Anderen.
Die Zuckerkd'nigs-Dynastie.
Die Leser sind mit den Oel- und an
deren „Königen" unseres Landes zur
Genüge bekannt gemacht worden und
dürften sich auch für eine deutschameri
kanische MonopolMillionärssamilie,
welche jedenfalls zu den bemerkens
werthesten ihrer Art gehört, etwas inte
refsiren.
So oft in der neueren Zeit von den
politischen Wirren der Hawaii-Inseln
die Rede war, und besonders in Ver
bindung mit der letzten verunglückten
Revolution daselbst, wurde auch der
Name Spreckels genannt. Damit war
jedoch nicht der biedere alte Platt
deutsch - Amerikaner selber gemeint,
welcher, obwohl er nicht zu den Freun
der der jetzigen Ordnung txr Dinge in
Hawaii zu rechnen ist, mit den Putsch-
Unternehmungen gegen dieselbe nichts
zu thun hatte, sondern sein wagelusti
ger schmucker Sohn Rudolph, mit wel
chem der „Alte" nicht besonders zufrie
den ist.
Claus Spreckels selbst bildet eine ge
lungene Verbindung deutscher Charak
terzüge mit praktisch-pfiffigem Ameri
kanerthum. Es sind 4V Jahre her,
daß er nach Amerika gekommen ist;
nes Englisch, das ihn jedoch noch nie
mals für geschäftliche Zwecke im Stich
gelassen hat!
Claus Spreckels.
Als er in New Dork als Zwischen
decks-Passagier landete, hatte er §3 in
der Tasche; sonst nannte er nichts
Nennenswertes sein eigen. Er war
gekommen, sein Glück zu suchen, und er
fand es bald genug, ohne sich in „wil
den" Spekulationen zu versuchen. Das
Wagen kam für ihn erst späterhin, aber
auch dann war dasselbe von ziemlich
solider Art, und er wußte stets genau,
wieweit er gehen durfte. Darum ist
ihm auch fast niemals etwas mißglückt,
bildung genossen und war des Engli
schen ganz und gar unkundig, als er
seinen Fuß in die neue Welt setzte.
Auf, ein besonderes Fach verstand er
sich auch nicht, aber er sprühte von Ar
beits- und Unternehmungslust. Bald
genug hatte er ein Groceriegeschäft an
einer Ecke in's Leben gerufen, und in
müdlich thätig, dasselbe hoch zu brin
gen. Was er von der Landessprache
unmittelbar bedurfte, eignete er sich
mit der Raschheit an, welche den aller
meisten Plattdeutschen eigen ist. Sei
nen Unterhalt erwarb er ganz erträg
lich, aber damit war er noch lange nicht
zufrieden; die Geschichte ging ihm viel
zu matt, und die Kunden zahlten nicht
immer prompt. Er kaufte einen Gro
cerieladen in Louisville; auch dort
hielt es ihn nicht auf die Dauer, und
wir sehen ihn in der Halbmond-Stadt
In New Orleans hörte er von den
Gold - Entdeckungen in Kalifornien,
und er brach ohne Weiteres nach der
Küste des Stillen Oceans auf. Aber er
überließ es Anderen, auf den Goldfel
dern zu abenteuern und sich um den
„gelben Dreck" zu katzbalgen; denn das
paßte wiederum seiner deutschen Vor
sichtigkeit nicht. So band er sich denn
wieder die weiße Schürze um und er
öffnete ein Groceriegeschäft in San
Francisco. Heisa, das ging lebhaft.
Claus sah sein Bankconto von Tag zu
Tag mehr anschwellen; denn in der
„Argonautenzeit" steckte ein ganz ge
höriger Profit in solchen Dingen.
Bald ließ Claus seine Brüder aus
Deutschland kommen.
Adolph Spreckels.
als aber Claus §75,000 für seinen An
erbieten ohne langes Zögern an und
steckte das Geld in eine Zuckerraffine
rie. In dieser Sphäre erst vollendete
er seine irdische Bestimmung, die er
schnell genug erkannte!
Die Zuckerraffinerie machte ein gro
ßes Geschäft, und Claus faßte ein leb
haftes Verlangen, ihr alleiniger Be
sitzer zu sein. Ein Streit mit den Ac
tionären, denen seine Geschäftsmetho
de nicht recht behagte, war bald im
Gange, worauf Spreckels die Herr-
fchaften „auskaufte." Er hatte ei
schon weit gebracht in seinen Holzschu
hen. Jetzt nahm er sich auch ein Weib,
ein deutsches Arbeitsmädchen, das bis
heute eine einfache deutsche Hausfrau
zwar schnell genug reich; aber es wa
ren noch drei andere in San Fran
cisco. Claus kriegte sie jedoch alle,
Weise. Den Besitzern der größten
von §500,000 dafür, daß sie sich auf
fünf Jahre dem Geschäft fernhielten.
Als dieser Contrakt erlosch, wollten
Jene ih« erneuern, doch davon wollte
Claus nichts wissen. Sie drohten,
ihr Geschäft wieder anzunehmen.
„Man tau," antwortete er, „ist mir
ganz schnuppe." Sie gingen nach ih
rer müßig stehenden Raffinerie, ent
deckten aber, daß der Nichtgebrauch sie
sogut wie ruinirt hatte; namentlich die
Maschinerie war ganz werthlos gewor
den.
Vor ungefähr zwanzig Jahren ging
Spreckels zum ersten Mal nach Hono
erst recht eine „Goldgrube." Anfangs
kam sie ihm freilich gar nicht als solche
vor. Es kostet viel Geld, eine Zucker
plantage auf den Sandwich-Inseln
frisch zu begründen; denn jeder Fuß
Landes muß bewässert werden. Die
anderen Zuckerpflanzer aber auszukau
fen, von denen viele ebenfalls sehr ge
schäftseifrige Deutsche waren, das er
forderte doch eine zu horrende Summe.
Indeß fiel der Blick des Plattdeutschen
auf 10,000 Acres Sandlandes, das
als völlig werthlos galt.
Er pachtete dasselbe vom König
Kalakau» für eine Kleinigkeit. In
den Gebirgen, 20 engl. Meilen von
dieser „Wüste," gab es Wasser genug.
Spreckels legte einen Canal an, ließ
30 Tunnels durch Feldgestein hin
durchsprengen und ließ es sich an die
§600,000 kosten, Wasser auf sein Land
zu bekommen! Auch legte er ein
Städtchen mit gepflasterten Straßen,
Bibliothek, Kirche u. s. w. für sein
Angestellten-Heer an. Er riskirte
diesmal viel, aber er gewann! Die
zendste im Laufe der Zeit. Wie „all-
Rudolpch Spreckels.
Mit der Zeit machte sich Claus da
ren." Er wurde ein dicker Freund des
Königs Kalakaua, borgte demselben
«ine Million zu 6 Procent, und bald
beherrschte er so ziemlich überall die
Situation. Wenn der kleine, fette
blauäugige Deutsche im Palast er
schien, nahm der Premierminister den
Hut ab und verbeugte sich, und die
Königin lächelte, denn Claus war
stets ihre Hoffnung, wenn sie einen
neuen Ring u. dergl. „brauchte," und
der König knapp bei Kasse war.
Als Claus nach den Ver. Staaten
zurückkam, focht er einen neuen Strauß
mit fein«n Concurrenten im Osten
aus; er baute eine große Raffi
nerie in Philadelphia, bepflanzte
Hundert« von Acres im südlichen Cali
sornien mit Zuckerrüben, kurzum,
er nutzte jei>e erdenkliche Gelegenheit
aus und hat sich denn auch glücklich
zum ungekrönten Zuckerkönig der Welt
gemacht.
Glück. Nur John D., fein ältester, ist
jedenfalls sein Werk fortsetzen. Die
beiden Anderen, Rudolph und Adolph,
sind charmante Jungens in ihrer Art,
aber viel zu sehr „Strudelköpfe."
Neue Rollengattung.
„Wer ist der Schauspieler, der dort
vorübergeht?" „Das ist der erste
Pantoffelheld unseres Theaters!"
Gedanke. Richter (auf das Ehe-
Munde): „Leider!"
Scherzfrage. Welcher Un
terschied ist zwisch«n einem Wucherer
und einem Schneider? Der Schnei-
Sie, ich bin in Stiefeln aus die Welt
gekommen?!
Anzüglich. Frau eines
Bauunternehmers: Wir w«rd«n diesen
Sommer nach der Schweiz gehen, wir
haben «s ja dazu, aber auf di« Berge
darf mein Mann nicht mit seinem
Schwindel. Besucher: Na, in den
Alpen kennt ihn ja Niemand.
Pie Ausstellung in LiilM.
Bei der Deutsch-Nordischen Ausstel
lung in Lübeck kam es wesentlich da
rauf an, ein möglichst umfassendes
Bild von dem AuS- und Einfuhrhan
del Mischen Deutschland und den nor
dischen R«ich«n zu bieten, mit denen ja
Lübeck als einer der bedeutendsten Ost
seehäfen stets rege Beziehungen unter
halten hatte; daneben galt es aber
auch, einen Begriff von dem Handel
und Wandel des gewaltigen Hinter
landes der alten Hansestadt zu geben,
und dieses Hinterland, mit d«m Lü
beck bald noch viel enger durch den in
Canal verbunden sein wird, umfaßt
fast das gefammte Elbegebiet und
dehnt sich bis zu Westfalen und den
Von der Stadt ganz abgeschlossen,
erstreckt die Ausstellung sich mit ihrem
parkartigen, waldigen Hindergrunde
unmittelbar an d«n blauen Gewässern
der Wakenitz, eines lieblichen Neben
flusses der Trav«. Und wie farben
froh und abwechslungsvoll ist sie aus
gebaut, in ihrem äußeren Gewände die
früheren Zeiten mit den heutigen ver
schmelzend, denn während ein Theil der
Gebäude ganz im mittelalterlichen
Stile gehalten ist, ist der andere in
der heiter-gefälligen schwedischen Holz
bauart errichtet, die so liebenswür
paßt.
Eingangsthor.
Schon das HaupteingangSportal
dem 1577 erbauten und 1851 abge
brochenen Mühlenchore. Zwei etagen
förmig mit einander verbundene
weißen Herzschilde weit seine Fänge
entfaltet. Zu beiden Seiden der
Thürme erstrecken sich noch Vefesti
des Portals breitet sich die Ausstel-
Hand die große Maschinenhalle und
noch mehr nach der Waknitz zu di«
weiße Tembe, daS afrikanische Gouver
hend, namentlich das Nürnberger
Glöckla, dann das Hauptrestaurant
mit seinem hochemporstrebenden Thur
me, von welchem man eine herrliche
Aussicht hat, und das gemüthliche
Niederwaldlokal mit einem hübschen
Rheinlandpanorama vom National-
Halle für Gartenbau- und Landwirth
schaft, hinter ihr die zweite Haupthalle
mit der Marineausstellung, diese schon
durch die bis in die geringste Einzelheit
getreue Nachbildung d«s Rothensander
Leuchtthurmes (zwischen Cuxhaven und
Helgoland) kenntlich, und endlich das
Ausstellungstheater. -
Was nun den Inhalt der Ausficl
derungen Schneeschuhe und Rennwölfe.
In der Maschinenhalle finden wir
den Wettstreit zwischen Dampfkraft
heißer Kampf, denn der ältere Gegner
sucht sein Gebiet gegen den jüngeren
mit nur allen denkbaren Mitteln zu
vertheidigen. Txr jüngere „elektrische"
aber schreitet von Sieg zu Sieg, mit
seinen kleineren beweglichen Motoren
unterstützt er sördersam das Hand
werk, welches unter der Massenproduk
tion der Großindustrie schwer zu lei
den hat, und er dringt auch mit aller
hand nützlichen Erfindungen schon in
das Reich der Küche und Toilettenstube
ein, ganz zu schweigen von -seinen grö
beren und bedeutsameren Erfolgen im
Verkehrswesen (mit Straßenbahnen
und Motorbooten) und auf dein Be
leuchtungsgebiet«.
Zum Nürnberger Glöckla.
Vertritt di«se maschinelle Abtheilung
die Kraft des stärkeren, so jene des
HauSfleißes und der Frauenarbeit die
Anmuth und Kunst d«s schöneren Ge
schlechtes. Mehr wie zweihundert über
ganz Deutschland zerstreut wohmnde
Damen haben sich zusammengefunden,
um zu zeigen, was zarte Hand« auf
"künstlerischem unld kunstgewerblichem
Feld« zu leisten vermögen und wie sie
in den meisten Fällen s«hr gut im
Stande sind, ihren Besitzerinnen «ine
gesichert« EOstenz in d«m immer schwe
rer werdenden Daseinskampf« zu schaf
fen. Man weiß nicht, wohin man in
dieser Abcheilung zuerst di« Bliu« be
wundernd richten soll: hier trefflich-
Werke der Oel- und Aquarellmalerei,
zum Theil unter Verwendung von
Ofen- und Wandschirmen, Porzellan,
Krügen, Möbeln, Körben und so wei
ter, dann hunderte kunstvoller Hand
arbeiten, wie zartester Stickereien,
Webereien, Anfertigung von Teppichen,
Vorhängen, Möbelbezügen und so
fort, ferner zahllos« Schnitzarbeiten in
Holz und Leder, geeignet, selbst die
luxuriöseste Wohnungsausstattung zu
zieren. Wer sie noch nicht hatte, der
wird hier hohe Achtung vor d«n „Feen
händ«n" bekommen, die nicht nur nach
dem Dichterworte himmlisch« Ros«n
in's irdische Dasein zu flechten verst«-
hen, sondern die auch so Kunstvoll«s
zu schaffen und damit ihre Inhaberin
nen vor den Sorgen des LobenS zu
schützen.
Wied«ruim «inen ganz andern Ein
druck «mpfangen wir in d«r Marine
halle, deren Heller, ebenso hoher wie
weiter Raum einen lustigen Flaggen-
und WimMschmuck «rhalten hat.
Machtgebietend, Respekt h«isch«nd, lliit
uns hier unsere junge deutsche Marine
entgegen: wir werden «ingew«iht in
das Leben auf d«n Kri«gBfchiffen, wie
es in den Manmschafts- und Officiers
räumen unter D«ck ausschaut, und wel
che eherne Sprache die zwöls und mehr
Meter langen Geschütze im Ernstfalle
zu sprechen wissen, di« wir hier neben
den glänzenden, fpitzförmigen Torpe
dos erblicken. In zahllosen Modellen
wird uns unsere Kriegsflotte früher
und jetzt vor Augen geführt; welch ein
Unterschied zwischen dem hölzernen
Admiralschiffe von 1738 und dem mo
dernen schwimmenden Eisencoloß, nicht
minder groß wie zwischen den Kauf
fahrern der «hemaligen und den pa
lastähnkichen Handels- und Passagier
schiffen der jetzigen Zeit.
Das große Faß.
Wenige Minuten genügen, um d«n
Besuch«! in «ine völlig andere Umge
bung zu versetzen: dreiblätterige Pal
men dehnen sich über nieder«,auS Schilf
und Rohr geflochten« Hütten aus, an
deren Pfosten Panther-, Antilopen-
und Zebrafelle, fowi« allerhand fremd
artige Waffen hängen. Darüber hin
weg schweift der Blick zu üppigen
Triften, starren Felshängen und den
schmegekrönten Gipfeln des Kilima-
Ndscharo, dessen Panorama, von Ru
dolf Hellgrewes Meisterhand gemalt,
den Mittelpunkt der Colonialausstel
lung bildet, die neben vielen ethnogra
phischen Seltenheiten auch interessante
Collectionen von den Landesproducten
der deutschen Cvlonien enthält.
Nurinder Narkose.
„Du. unser! Freund Süffel muß
eine Wasserkur durchmachen!" „Der
trinkt aber doch kein Wasser!" > — „Er
wird auch vorher immer erst narkoti
sirt!"
Verrathen. Herr: „Zah
len denn die Damen kein Strafgeld,
die einmal auf einem Kaffeekränzchen
fehlen?" Dam«: „Ach Gott, n«in ...
wer fehlt, ist schon bestraft!"
—>Neu« Nuance. „Sehen
Sie mal, was der Herr Baron für eine
schöne Nase hat, die glänzt ja wie Ko
pallak." „Sie irren, das ist Pokal
lsck!"
Unpa s-s-e «, d. Hauslehrer:
„So, Lilly, jetzt kommen wir zum
Slorch." Mutter (ihn unterbre
chend): „Pardon, Herr Doktor ich
bitte, meiner Tochter nur über anstän
dige Thiere vorzutragen."
Der kommende Mann.
Bei den Herbftiibungen dieses Jah
res fand Kaiser Wilhelm sämmtliche
Truppentheile des 9. preußischen Ar
meekorps in einem so musterhaften Zu
stande der Ausbildung und Haltung,
daß der Monarch den verdienten Füh
rer dieses Armeecorps, den Grafen
Alfred v. Walderfe«, durch ein aus
Stettin vom 12. Sept. datirtes Cabi
netSschreiben zum Generaloberst der
Cavallerie mit dem Range eines Gene
ralfeldmarschalls ernannte. Damit ist
die Zahl der deutschen Generalfeld
marfchäll« und Generalobersten wieder
um auf acht gestiegen.
Der neu« Generaloberst entstammt
schen Adelsgeschlecht, das dem preußi
schen Heere manchen hervorragenden
Officier gegeben hat; er wurde am 3.
April 1832 zu Potsdam geboren und
trat 1850 aus dem CadettencorpS w
das Beg
lichen Fähigkeiten des jungen Officiers
lenkten bald die Augen seiner Vorge
setzten auf sich. In den Jahren 1868
bis 1823 war er Adjutant der 1. Ar»
tillerie-Jnspection IM2 Hauptmann,
1865 Adiutgnt deß Generalfeldzeug
meisters Prinzen Karl von Preußen.
Im Jahre 1866 wurde Gras Walder»
fee als Major zum Großen General
slab versetzt. Den Sommerfeldzug
desselben Jahrei in Böhmen machte er
im Großen Hauptquartier mit. Nach
beendetem Kriege kam er als General
ftabs-Officier zum Commando d«S
neugebildeten S. Armeecorps in Han
nover.
Anfang 1870 erfolgte die Ernen
nung Walderfee's zum Fliigeladjutan
ten desKönigs und zum Militärattachö
bei der Gesandtschaft des Norddeut
schen Bundes am kaiserlichen Hofe zu
Paris. Die sechs Monate bis zum
Ausbruch des Deutsch-Französischen
Krieges genügten dem scharfblickenden,
Officier, ein völlig geklärtes Urtheil
über die Taktik der Armee des Geg
ners zu gewinnen. Das Chassepotge
wehr würdigte er sofort in richtiger
Weise. Leider erwies sich die Zeit als
zu kurz, um noch den vom König Wil
helm sehr günstig aufgenommenen Be
richt für dirTaitik der deutschen Trup
pen auszunutzen.
Bei der Mobilmachung im Juli
1870 wurde Waldersee dem Großen
Hauptquartier zugetheilt und während
Gras Waldersee.
des Kampfes gegen die Heere der Re
publick mit einer sehr schwierigen S«n
dung zur Armee des Prinzen Friedrich
Karl betraut. Nach Beendigung dieser
Mission trat Waldersee als Chef an
die Spitze des Generalstabes d«s Groß
herzogs Friedrich Franz 11. von Meck
lenburg-Schwerin. Von März bis
September 1871 vertrat er das Deut
sche Reich als Geschäftsträger bei der
Regierung des Hrn. Thiers. Im
Herbst dieses Jahres übernahm er als
Oberst den Befehl über da« 13. (jetzige
Königs-) Ulanenregiment zu Hanno
ver, wurde aber schon 1873 zum Chef
des Generalstabs des 10. Armeecorps
ernannt, das damals Prinz Albrecht
von Preußen commandirte; in dieser
Stellung wurde er 1876 zum General
major befördert.
Vier Jahre später erfolgte seine Be
förderung zum General-Quartiermei
ster und zum Vertreter des Chefs des
Generalstabs der Armee.
Als Moltke von der Leitung des
Großen Generalstabs zurücktrat (13.
August 1888). wurde der bisherige
General-Quartiermeister, seit 11. Juni
1882 Generallieutenant, im April
1888 von Kaiser Friedrich Hl. zum
General der Cavallerie ernannt, der
Nachfolger in diesem verantwortungs
vollen Amte. Nur zwei Jahre stand
Graf Waldersee an der Spitze d«S
Großen Generalstabs ; diese Zeit hatte
jedoch ausgereicht, um, vereint mit
dem Kriegsminister Verdy du Vernois.
ein« nicht geringe Anzahl von Neuor
ganisationen nicht nur anzubahnen,
sondern auch durchzuführen. Als
Gras Wolders«« im Jahre 1890 zum
commandirenden General des 9. Ar
meecorps (Alwna) ernannt wurde,
wurde von dem Kaiser in der betref»
senden Ccrbinetsordr« ausdrücklich her»
vorgchoben, daß ihm im Kriegsfalle
die selbstständige Führung einer Ar
mee zugedacht sei. Unausgesetzt war
Waldersee thätig, das 9. Corps zu den
höchsten Leistungen fähig zu machen.
Das Ergebniß seiner Wirksamkeit hat
bei den letzten Kaisermanövern den
höchsten Anforderungen entsprochen.
Moltke selbst hielt den Grasm für sei
nen berufensten Nachfolger. Graf
Waldersee ist nicht nur als Soldat her-
Mann" auf politischem Gebiete.
Gemüthlich. Staatsan
walt: „Und somit beantrag« ich da»
für diesen Fall höchst« zulässig« Straf
msh vs« 3 Jahren." Angeklagter
(Unterbrechened): „Oho, Herr Staats
anwalt, ? so mit a'm guaten «lten Be-
KnNn umzugih'n!"