Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1895, Page 3, Image 3

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    Crjnllcrnilgcli
einer SlWiclzmmlttcr.
(13. Fortsetzung »nd Schluß.)
„Du mein« Güt«," rief ich, „w!«
traurig das ist, aber das Mädchen
scheint sich sehr brav benommen zu
haben, und si« hatt« meiner Ansicht
nach ganz recht, 'daß sie den Versuch
machte, ihr«n Herrn zu hindern, fein
„Ja, das war auch Mrs. HeSkeths
für ihr« Pflicht, ihr Möglichstes zu
W«nn ich an Jhr«r Stell« wär«, wür
de ich auch nichts daeion sagen. Da
men, besonders junge Damen, haben
manchmal ein Borur.th«il gegen Leut«,
di« in ein Trau«rspi«l verwickelt ge
wesen sind."
Ich mußt« der Dnme recht geben »nd
entschloß mich, ZHsrion nichts zu sagen.
Das habe ich j/uch nicht gethan, aber
ich nahm mir yor, ich wollte es William
bei erster Gtlegenhcit mittheilen.
Etwa ein« Woche später kamen er
«nd Marian zum Essen zu uns. Dabei
hoffte ich, einen Augenblick zu fin
de», wo ich mit ihm allein reden
sonderbare Geschichte d«r Mary Jones
s erzählen. Si« kamen auch, allein di«
I gewünscht« Zwiesprache unter vier Au
' gen ließ sich nickt herbeiführen, da si«
gegen meine Erwartung nicht über
Nacht blieben, sondern früh wi«der
wegfuhren, um den letzten Zug zu er
reichen, d«r sie noch nach Hause brin
gen konnte.
Zu meiner großen U«b«rraschung
kam«n si« b«id« am folgenden Nachmit
tag um vier wi«d«r und fah«n ganz
krank vor Auflegung und Sorge aus.
„Allmächtiger!" rief ich aus. „Was
ist denn um Gottes willen vorg«fall«n?"
„All«s Möglich«," «ntgegn«te Wil
liam, „etwas Furchtbares ist geschehen,
Mild ich bitte Dich, Marion ein paar
Tage hier zu behalten, si« steht zu
Haus« di« größte Angst aus. Als wir
gestern Abend gegen Mitternacht nach
Hans« kamen, kling«lten und klopften
wir, ab«r «s wollte uns niemand hö
ren."
„Eingebrochen!" rief ich. „Du willst
s>och nicht sagen, daß bei euch einge
brochen worden ist?"
Warum ich das sagte, weiß ich nicht,
«über «s fuhr mir plötzlich durch d«n
Kopf, und ich mußte an Mary Jones
und ihre Geschichte denken.
„Ja, es ist bei uns eingebrochen
worden," sagte er.
„Weiter, loeiter," unterbach ich ihn,
«haben si« viel gefunden?"
„Viel mehr, als wir gern verlieren.
Alles Silber, alle Schmucksachen mei
ner Frau mit Ausnahme d«r paar
Kleinigkeiten, die sie gest«rn trug, nnd
außerdem zwanzig Pfund in Gold, die
sie erspart 'hatt« und m einer Schubla
de ihrer Kommod« aufbewahrte, und
noch ein« Meng« andrer w«rthvoll«r
Dinge. Ab«r das «ntlxckten wir erst
viel später. Was uns am meisten be
unruhigte, war, daß keins ven den
Mädchen ktm. „Sie müssen eing«schla
f«n sein." sprach ich zu Marion und
trommelt« noch lauter an die Thür. Der
Kutscher, d«r uns vom Bahnhof« nach
Hause gebracht hatte, war wieder fort
gefahren, und da standen wir im Dun
keln und Feuchten, denn «s hatte a»g«-
fang«» zu r«gne», und Marion wurde
'sehr bange. Endlich kam mir der Ge
danke, nach d«r Seite d«s Hauses zu
gehen und dort an eins d«r Fe»st«r zu
klopf«», in d«r Hoffnung, daß die
Mädchen das eh«r hör«n würden. Zu
meiner Ueb«rraschung fand ich, daß di«
Läden an d«r Seit« nicht geschlossen
waren, wie si« es hätten sein sollen,
und ein Fenster stand halb offen.
„Nein, ab«r wie nachlässig!" sagte
ich zu mir selbst. „Was kann denn aber
den Mädchen nur zugestoßen sein?'
„Ich stieg durch das Fenster ein und
bem«rkte sofort, daß etivas Außerge
wöhnlich«s vorgefallen war. Nun lief
ich ins Eßzimmer und fand es voll
ständig in Unordnung. Alles, was auf
dem Büffett gestanden hatt«, war ver
schwund«n. Rasch ösfn«t« ich die Haus
thür und ließ Marion «in.
tue Küche hinunterging.
„Mary!" rief ich. „Mary, wo sind
i Si«?" Nur «in Stöhn«n antwortete
schwach« Stimm«, di« ich als die der
Köchin erkannte.
„Sie schien mir im Kohlenkeller zu
sein. Ick, eilte hin, fand ihn von außen
verschlossen, und als ich den Schlüssel
umgedreht hatte, kam die Köchin blaß
und zitternd zum Vorschein.
»Ach, sind sie fort?"
„Fort? Wer?"
„Die Spitzhuben! Ach, Herr Tressi-
Ider, diese Mary Jones! Di« hat si«
eingelassen. Sie haben mich in den
Kohlenkeller gesp«rrt, w«il ich anfing,
zu schreien, und ich glaub«, si« hab«n
.Was sag«n Sie da? Mary Jziies
hat si« eingelassen?"
„Ich weiß nicht, Herr Tressider, aber
heute Abend, gerade als es dunkel ge
worden war, kamen drei Männer auf
einem Landtagen angefahren. Mary
und ging zurück" Gerade als ich an di«
Thür kam, ließ sie die fremden Män
ner ein, und aus der Art, wie sie mit
ihr sprachen, sah ich, daß sie sich kann
ten, aber sie bemerkten mich, und als
ich ansing zu schreien, stießen sie mich
in den Kohlenkeller und schlössen mich
darin ein. Dann hörte ich, wie sie im
Hause u-inhergiiigen. Ach, Herr Tressi
der, haben sie viel gestohlen?"
„DaZ war die Erzählung der Kö»
chin, lkbe Mutter," schloß William,
„und sie hat sich als wahr herausge
stellt. Das Haus ist geplündert, und
Mary Jones, di« mit den Leuten im
Bunde gewesen sein muß, hat gemerkt,
di>ß die Köcyin ihr Geheimniß entdeckt
hat, und ist unter Mitnahme ihres Kof
fers, unsres Silberzeuges und Ma
rions Schmucksachen mit den Männern
davongefahren. Wer hätte das wohl
gedacht, daß das Mädchen mit Einbre
chern im Bunde stehe!"
Nachdem sie mir noch einige Einzel
heiten erzählt hatten, theilt« ich ihnen
die Geschichte mit, die ich von der mit
Mrs. Hesketh bekannten Dame gehört
hatte, und wir waren alle d«r An
sicht, daß das so nett und fein ausse
hende Dienstmädchen schon damals mit
den Dieben in Verbindung gestanden,
sie «ingelassen und ihnen gesagt habe,
wo alles zu finden war.
„Meine Lieben," sagte ich, „ich durch
schau« jetzt die ganze Geschichte. Als der
alte Pfarrer sie auf der Treppe fand,
stand sie Wache für di« Diebe, und sie
versuchte ihn zu verhindern, hinunter
zugehen, und dabei hat sie absichtlich so
daß die Diebe gewarnt
„Esschrecklich, Ma
kann nie im Leben wieder jemand
trauen und werde mich fürchten, auf
dem Lande zu leben. Ohne Zweifel hat
Mary «den Menschen auf irgend eine
Weise mitgetheilt, daß wir bis spät
Nachts in ld«r Stadt sein würden, si«
wußte es ja schon seit einer Woche, daß
wir gestern bei euch essen wollten."
Marion blieb einige Tage bei uns,
während William in St. Albans mit
der Polizei zu thun hatte, die Versuch
bruch mit Marion (die jetzt in der
Stadt wohnt, daWilliam sich entschlos
sen hat, das Landleben aufzugeben),
aber ich konnte doch eines Tages der
Versuchnng nicht widerstehen, sie zu
fragen, ob sie die Pfauenfederfächer noch
18. und letzte Erinnerung.
Bei Durchsicht der Aufzeichnungen,
die ich feit einer Reche von Jahren in
Literatur behandelt werden.
Offen seine Meinung sagen, ist ganz
leicht, solang« man innerhalb seiner
ken.
Daß Mr. Tressider behauptete, ich
überraschen. Wtr ich will nicht ixrsil
chen, in Abrede zu stellen, daß ich wirk
lich betrübt und verletzt war, als mir
Augustus Walkinfhaw einen langen
Brief schrieb und erklärte, ich hätte ihm
das Leben unerträglich gemacht, weil,
wo «r sich auch blicken ließe, seit diese
Erinnerungen zu erscheinen begonnen
haben, sem« Freunde boshaft« Bemer
kungen auf scineKosten machten. Meine
eigene Tochter Sabine ist sogar soweit
gegangen, ihre Augen funkeln zu las
sen, als sie mir sagte, sie halte es für
sehr unfreundlich von mir, daß ich ver
sucht hätt«, sie so Hinzustellen, als ob
sie sich fürchtete, ihren Dienstboten zu
kündigen, und als ob sie die Sklavin
ihrer Kin>d«r sei.
Diese Erinnerungen haben wie eine
inmitten unsres häuslichen Kreises ein
schlagende Bombe gewirkt, und Mauds
Mann hat sich sogar unterfangen, an
zudeuten, er wolle „Erinnerungen «!-
n«s Schwiegersohnes" schreiben und sich
so rächen.
Wie schrecklich ist es doch, daß ein
bischen ung«fchminkt«, gesunde Wahr
heit oft so unverdaulich erscheint!
Natürlich haben sich unsre Ausein
andersetzungen darüber in den meisten
Fällen auf einige Wort« beschränkt; nur
mein deutscher Schwiegersohn hat sich
Sehr «ntrüstet über diesen Brief und
txr Ansicht, daß er es mir wenigstens
in höflicher und freundlicher Weis« hat
te sagen können, wenn er an meinen
?Joh» Tressider," sagte ich, „siehst
Du, das kommt davon, wenn man ei
nen Fremden an den Busen nimmt."
John Tressider sah mich verständ
nißlos an.
„Ich oersichre Dich," sprach er, „ich
hab« nie ein«n Fremden an den Busen
genommen. Was meinst Du eigent
lich?"
fertig war, fragte ich: „Nun, was sagst
Du dazu?"
Er macht« in seiner gewöhnlichen
er könne nicht sagen, daß er sehr über
rascht sei.
„Aha, ich sehe schon," «rwiderte ich,
sehen, wie ein armes, schwaches Weib
mit Füßen getreten wird. Wärest Du
ein Mann, mit auch nur einem Körn
des Bri«s«s anerkenntest, ihn als ver
zeihlichen Ausbruch des Aergers Deines
Schwiegersohnes behandeltest und ihn
versichertest, es fei nicht Deine Absicht
gewesen, ihn zu verletzen."
„Was," rief ich entrüstet, „meinst Du
etwa, ich solle ihn um Verzeihung bit
ten?"
„Nun, Du brauchst nicht gerade um
Verzeihung zu bitten. Suche ihn zu
besänftigen, mein« Liebe, suche ihn zu
besänftigen."
„Ihn besänftigen? Was Du nicht
sagst!" versetzte ich. „Bilde Dir doch
keine Schwachheiten ein, ich denke ja
nicht im Traume daran. Ich werd«
noch heute zu ihm gehen und ihm sa
ge», ivas ich von ihm halt«, und ihm
klar machen, daß statt über das belei
digt zu sein, was ich über ihn geschrie
ben habe, er alle Ursache hat, mir für
schreiben, di« sich ausschließlich mit
ihm beschäftigen soll."
Und das hätte ich auch ganz bestimmt
gethan, wäre nicht Jane am Nachmit
tag Heruber gekommen und hätte mir
gesagt, sie mack>e sich ernstliche Sorge
über ihren jüngste» Sohn, der, erst
fünf Jahre alt, bereits einen ganz un
ge. Es sei ihm «ine Kleinigkeit, seine
Milch und sein Brot an die Wand zu
iversen, wenn ihm etwas nicht gefalle;
ja er wäre bereits so weit gegangen,
fein« SpielfackM zum offenen Fenster
der Kinderstube hinauszuwerfen, weil
„Liebe Zane," entgegnete ich, „das
Kind artet feinem Vater nach; es ist
das deutsche Blut, das in ihm steckt."
Und dann machte ich meinen Gefühlen
über Karls Brief Luft.
Sie behauptete, Karl habe nur «inen
Scherz gemacht, er habe die größte
Hochachtung vor mir und sage bestän
dig, er sei der Ansicht, meine Kinder
hätten alle ihr« Klugheit und ihre
häuslich?» Tugenden von mir, und um
si« zu beruhigen, erklärte ich mich
schließlich bereit, nicht mehr üb«r di«
Sach« zu r«den. Erst unmittelbar bevor
sie fortging, bat si« mich, ihr zu ver
sprechen, kern« besondere Erinnerung
über Karl mehr zu schreiben, und ich
war schivach genug, ihr den Willen zu
thun.
Einig« Tage später ging ich auS,
uin Sabine und ihr« Kinder zu besu
chen, di« ich längere Zeit nicht gesehen
hatte, da sie ziemlich weit von uns
wohnten. Ms ich hinkam, bemerkte ich
an Augnstus, des jüngeren, Benehmen,
daß etwas in der Luft lag. Seine Be
grüßung war alles andre, als herzlich,
wie ich sie von einem Enkel zu erwar
ten das Nicht hatt«; er steckte di« Hän
de in die Taschen mid verließ protzig
„Was hat denn der Junge?" fragte
ich.
„Ich fürcht«, «r hat etwas übel ge
noimnen," antwortet« Sabin«. .Er ist
sehr empfindlich, und die Jungen in
der Schule haben ihn mit seiner Mama
und seinem Teleskop geneckt. Ich hosse,
liebe Mama, Du wirst «s entschuldi
g«n, wenn ich es ausspreche, aber ich
m«in«, Du hättest die lieben Kinder
aus Deinen Erinnerungen weglassen
können. Die eigen« Familie sollte einem
doch heilig fem."
„Sabine," versetzt« ich, erhob mich
vom Sofa und ging im Zimmer um
te» Mich« meine Ruhe bewahr«», „un
terfängst Du Dich, mich m«in« Pflich
ten als Mutter lehren zu wollen?"
Ich habe nur selbst als Mutter ge
aber "
„Nicht weiter, Sabin«! Mein« eige
nen Kinder haben mich nie zu wllrdi
über si« geschrieben wird, dann braucht
sich Musje Augustus Waltinshaw auch
nicht zu beklagen, sollte ich meinen."
„Liebe Mama, Du darfst nicht zu
«rnst nehmen, was ich gesagt habe."
nie."
Natürlich war ich durch das Ge
spräch ein bische» erregt, allein ich hielt
verletzen. Aber, Undank ist der Welt
sagt, sie „bloßgestellt."
Rathe zu ziehen. Es ist leicht gesagt,
machen und behaupten, ich gäbe sie der
> Lächerlichkeit preis.
Die Folgen, daß mein Sohn John '
ein Haus miethete, das nicht zu neh-
Als er mir das Haus nannte, das
er zu miethen beabsichtigte, sagt« ich
ihm „John, nimm Dich in acht, das
Haus steht aus Lehmgrund, das!» so
gut, wie in einem Sumpfe. Du wirst
Dir Rheumatismus für den Rest Dei
nes Lebens holen, wenn Du es nimmst,
und wirst es bitter bereuen."
Aber er wollte nicht hören, sondern
nahm es, und es hat ihm ein hübsches
Stück Geld gekostet. Von außen sah es
ja sehr hübsch aus, auch waren die
Zimmer schön groß. Der Besitzer hatte
ein« Mass« neue Tapete dran gewen
det, von der Sorte, die man stilvoll
nennt. Na, das kennt man ja> Die
Neutaxierung sollte die Feuchtigkeit
der Wände verbergen. Es ist erstaun
lich, wi« ein bischen bübsch« Tapete und
eine „altenglffche" Hausthür ein jun
ges Ehepaar, das eine Wohnung sucht,
„auZ der Zeit der Königin Anna" au
ßen unio einer stilvollen Tapete im In
nern ködert, dann beißen sie sicher an.
Ihr sollt«! nur 'mal wissen, wi« manche
von den stilvollen Tap«ten nach sechs
Monaten aussehen, w«nn die Stockfle
cken durchkommen, aber ist's zu
größten Theil ihres Einkommens.
Das ist. meist das letzte, was sich ein
junges Ehepaar ansieht, es ist aber
dos erste, was ihr« Aufmerksamkeit
nach d«m Einzug gewöhnlich in An
einem taugt«! es ersetzte ein Douchebad
im Hause.
Einer meiner Schwiegersöhne wäre,
migc Rosen im Vorgarten, und unter
den Fenstern des Oberstocks lief ein
billiger hölzerner Altan hin.
„Es ficht so malerisch aus, weißt
Du," sagte er, „so stilvoll", und trotz
daß das Haus tief liege, auf Lehm
grund stehe und augenscheinlich sehr
übereilt gebaut sei, nahm er
kein Ueberfluß, sondern geradezu ein«
Nothwendigkeit ist, zogen sie ein.
Sie hatten viel Geld für Tapekn,
hohe Wandverkleidungen und gelb-grü
ne Vorhänge ausgegeben, und das
Haus sah wirklich reizend aus, als al
les fertig war. M«r es dauerte nicht
lange. Die ersten Unannehmlichkeiten
kamen vom Dache, und als das Wasser
durch die Decken drang, an den Wän
den h«rablies und die Tapeten sich ab
lösten, ließ er einen Banmeister kom
men und nachsehen, woran es lag. Die
ser sagte, es seien ein paar Ziegel lose,
und brachte sie in Ordnung. Ein paar
Tage später kam der Regen an einer
andern Stelle durch, er ließ den Mann,
wieder kommen und auch diese ausbes
sern. Als es aber immer noch durchreg
nete und der Schaden an Decken und
Wänden immer größer wurde, gerieth
inein Schwiegersohn in Verzweiflung
und sagt« d«m Baumeister, er sei ein
PPascher, und er werde ihm seine Rech
nung nicht bezahlen.
„Ich bin ganz »»schuldig an der
Sache," entgegnet« dieser. „Sie haben
mir den Auftrag gegeben, zu flicken,
»in ganz offen, flicken kann hier gar
nichts helfen. Das ganz« Dach ist alt
und zerfällt, «s ist fast kein heiler Zie
gel darauf. Sie müssen das ganze Dach
Und es wurde vollständig neu ge
sechs Monate im Hause war. Nach Be
endigung d«r Arbeit meinte er: „Gott
nun sind wir auch in Ordnung."
Das Dach machte ihnen allerdings
kein« Schwierigkeiten mehr, wber meine
alle im Haus« wurden karnk und muß
ten sich zu Bett legen, mit Ausnahme
nieines Schwi«gersohn«s.
telte d«n Kopf.
„Mein verehrter Herr," sagte er, ,ich
fürchte, Sie werde» in diesem Hause
nicht gesund werden, wenn Sie die Ab
zugskanäle nicht vollständig umbauen
lassen. Die letzte Famili«, die hier g«-
wohnt hat, war fortwährend krank.
Der arme Junge! Als «r «s mir er
zählte, war sein Gesicht weiß vor Wuth,
und «r sagt«, wenn er dem Mann«, drr
g«n g«habt.
Als die Arbeit vollendet und die
Rechnung bezahlt war und «s war
Erve alles in Ordnung; nun müßt«n
di« Widerwärtigkeiten wohl ein Ende
hoben."
Aber si« hatten noch kein Ende. Als
vi« Fmu mit den Mäldchm Mit« Ok-
tober zurückkehrten, war die Zeit zum
Heizen gekommen. Nun stellte sich her
wus, daß nicht ein Schornstein im
Haus« war, der nicht die Geduld eines
Hiob auf die Probe gestellt hätte.
sich zum zweit«» Frühstück niederzuse
tzen. Meine Tochter hatte ihr«n Hut
auf, eine Pelzjacke an, und eine große
eine R«isemütze tief über die Ohren ge
zogen. Ich war natürlich etwas erstaunt
über diesen Aufzug.
„Du meine Güte!" sagt« ich, „seid
ihr denn g«rad« im Begriff, zu ver
reisen?"
„Verreisen?" rief mein Schwieger
sohn, „nein, so müssen wir den ganzen
Tag sitzen, wenn wir heizen wollen.
Das Fenster muß sperrangelweit ossen
stehen, sonst ersticken wir im Rauche!"
Der arme Mann! Er that sein Mög
lichstes, um de» Schornsteinen das
Rauchen abzugewöhnen. Er ließ die
ih»«n machte, und sie überredete ihren
Mann, zu versuchen, sie in Aftermiethe
zu geben. Allein das ist auch leichter
gesagt, als Es kamen zwar
Abschlusses des Mietvertrages zu
Sie doch gleich 'mal herunter. Die
Wand in der Küche tritt ganz nach in
nen, und die Köchin glaubt, das Havs
Schließlich ließ der Besitzer sich Her-
Wirth gar kein schlechtes Geschäft,
hat. Dasselbe gilt von der Wahl der
Wenn es sich darum handelt, Be
kannten ein schönes Hochzeitsgesch«nk zu
machen, ist man immer >n großer Ver
legenheit,. und viele versagen auf den
selben Gegenstand. Ich hab junge Ehe
paare gekannt, die mit zehn Punsch
heimnisses angesehen werden könnte,
allein jedes Wort, das ich geschrieben
habe, ist wahr und auf wirkliche Er
fahrung«» gegründet. Ich habe Thatsa
chen berichtet, und in keinem einzigen
n« Feder zu lenken.
Dadurch habe ich ohn« Zweifel die
Wirkung beeinträchtigt, aber, wie ich
schon ganz zu Anfang dieser Erinne
rungen hervorgehoben habe, ich bin
kein« SchrifSskll«rm von Berus. Ich
bin weiter nichts, <rlS «in« Schwieger
mutter, und als Schwiegermutter,, die
ein« umfassende Erfahrung besitzt nn!d
wicht auf den Mund gefallen ist, habe
ich in aller Bescheidenheit aus diesen
Blättern versucht, gewisse Serben des
Familienlebens zu beleuchten, die von
von den Romanschriftstellern in einem
gänzlich falschen Lichte dargestellt wer
den.
Mit dieser Erklärung hab« ich die
Ehre, zu zeichnen, als der freundlichen
Leserin und des geehrte» Lesers erge
benste und gehorsamste
Jane Tressider.
(Ende.)
Von 1000 heirathend«n Männern
nahmen 332 jünger« Ehehälften, 379
gleichaltrig-, und 89 heiraten älter«
Weiibvl. -
Mr die KSche.'
JSger-Supp«. Man M
schneitet «inen Kops Weißkohl in viev
Theile, entfernt den Strunk und setzt
den Kohl mit zw« Quart Waffer,
Unzen Speck, zwei zerschnitten«»
Mohrrüben, zwei Zwiebeln, ein««
Bündchen P«tersilie und Thynnmr, dem
nöthigen Salz und einigen Pfefferkör
nern, sowi« mit einem in mehrere
Brühe 'durch und gibt sie über g«rösteten:
Weißbrotschnitten und mit dem Fleisch
auf den Tisch.
Taubenfrikassee. Mehrere
fleischige junge Tauben bereitet man in
der bekannten Weis« vor„ dämpft si« in:
einer Kasserolle mit Fleischbrühe, Salz,
einem Stückchen Butter, Würzeiwerk
tronenfaft und richtet sie üb« dem Fri
kassee mr.
Kartoffelplä tzche «. Zu die
sem kl«inen vorzüglichen Backwerk ge
cker, feines M«hl, Butt«r, edr Ei und
M«hl und die Kartoffeln nebst der Ei
es schnell in nicht zu heißem Ösen hoch
gelb. Besonders vortrefflich find diese
Plätzchen, wenn si« nicht zu lange vor
dem Gebrauch gebacken werden,
l Aepfelsch«ib«n mrt Co»
rinth«>n. Man fchn«idet die ge
gohackt. Hierzu etwas saure Sahne,
ein Löffel Bouillon, gewiegte Petersi
lie, Pfeffer und so viÄ geriebenes
Weißbrot, daß es eine gute Farce gibt;
Se>!nm«lsch«iben darin geweicht, die
Farce darauf gestrichen, das Ganze in
geriebenem Weißbrot gewälzt und dann
in Butter auf beiden Seiten lichtbraun
gebacken.
Pa pri ka ka r-toffeln. Sechs
große Zwiebeln werden in gutem Fett
gedünstet, bis sie lichtbraun loerden,
Paprika hin«in und dann nng«fahr
zwei Pfu-nd Kartoffeln, in ziemlich
dick Scheiben geschnitten. Nachdem
man Alles gut umgerührt 'hat, falzt
man di« Kartoff«ln, stäubt über das
Ganz« «in ,w«nig Mehl und gießt dann
so viel heißes Wasser hinzu, daß die
Kartoffeln völlig bedeckt werden.
Nachher dürfen dieselben aber blos im
mer umgeschiittelt werden, bis si« weich
find. Si« müssen ziemlich vi«l Brühe
behalten.
Abg«rührte Mehl k ö ß e
oder Schwammklöß«. Ein halb«»
Quart Milch bringe man mit 4j Un
qen Butt«r zu F«uer und rühr« «in hal
bes PfundWeiz«nmehk darin ab. Dann
rühr« man in die heiße Masse drei bis
vier Eier hinein und nehme etwas
Salz dazu. Sind die Klöße für
Fleisch su-ppe bestimmt, fo reibe man
etwas Muskatnuß daran. Sollen sie, -
in «in« Fruchtfuppe gegeben werden,
nehme m<n^ —° Zucker in die Klöße,
Zu in Fleischflrppe sollen,
kann man statt Butter sehr gutes, rei
nes Suppenfett nehmen.
Gute» Essig erhält man.
wenn man 6 Quart Wasser mit
Pfund Farinzucker eine halbe Stunde
kockit und gut schäumt. Man gießt die
Flüssigkeit in «in offenes Faß, gibt
bestrichene Schnitte Weißbrot und ein
Stück Essigmutter dazu »nd läßt di«S
zwei Tage gähre». Dan» wird der
Essig in ein anderes Faß gethan, dies
> mit «inem durchlöcherten kosen Leintuch
am Spundloch beixckt und an einei»
warm«n Ort gelegt.
Schta». Am Ende
Unmöglich, ich hab«, btvor ich vom
Hause weg ging, ihr Gebiß vorsichti
ger Weis« verst«ckt.
V«rschnappt. Gast (eilig):
„Ich möchte ein Be«fst«ak «ssen, Kell
ner, habe aber nur fünf Minuten
Zeit!" Kellner: „O, in fünf Minuten
steaks"essen^"
Der rechte Mann. H«i
rathsv«mlittler (der einer Dame ver
schied«n« Photographien zeigt): Dies««
Herr ist hoh«r Fünfziger, besitzt aber
dr«i schuldenfreie Häuser in der Stadt!
Dame: Den nehm' ich, ich bin nämlich
sehr fiir's Häusliche!
Nur nobel. Silberstein
(zum neugead«lt«n Goldstein): „Dir
willst sein « nobler Baron und borgst
Geld gegen Zinfen?" Baron Gold
stein: „Was willst«, borg' ich nur gege»
höh« Zins«»!" 3