2 . Per Bauernfänger. Von Julius Stettenheim. Der Polizei-Präsident von Berlin trat gegen 10 Uhr Morgens in sein Bureau. Es war an einem kalten De eembertage, aber in dem Bureau herrschte eine angenehme Temperatur, der man es sofort anmcrkie, daß hin auf Kosten des Staates geheizt w»r:e Der Polizei-Präsident gab seinen Pelz einem ihn beglnienoe.i i.iufor mirten Beamten, steckte sein Mono>le wieder in's Auge und warf einen Bück auf seinen Schreibtisch, auf welchem die Briefe lagen, welche die erste gebracht hatte, und die nun erledig! sein wollten. Es waren viele solcher Briese eingetroffen, was dem Be schauer nicht angenehm zu sein schien. Der Polizeipräsident war ein Lebe mann trotz seiner Jahre, oie das erste Grau in seinem wohlgepflegten Bart gewissen Abrundung, der man es an sah, daß er mehr Lucull als Don Juan war. Trotzdem war er ein vor trefflicher Beamter, ja, das Modell eines guten Beamten. Er war pflicht treu, fleißig, gewissenhaft und hatte aus der Militärzeit einen schneidigen Ton in sein Amt mitgebracht, welcher dem Ohre des Civilisten mit Recht so unmelodisch klingt, aber in dem Un tergebenen leinen Widerspruch gegen den aufkommen läßt, der an der Spitze eines so wichtigen Verwaltung szweiges steht. Der Selbstbeherrscher ein bischen Zar sein. Er rieb sich die Hände, zündete eine Cigarre an, seufzte und setzte sich an den Schreibtisch vor die angelangten Briefschaften. Zuerst öffnete er die Schreiben, welche er mit kundigemßlick als die von Behörden erkannte. Eines der ersten, in einem mit thalergroßem Siegel verschlossenen Umschlag, veran laßte »hn, die elektrische Klingel in Be wegung zu setzen. Der Beamte, den wir schon gesehen haben und der das Amt eines Polizei- Zammerdieners bekleidet, trat geräusch „Stuppke", sagte der Polizei-Präsi dent zu ihm, während er den eben ge lesenen Brief noch in der Hand hielt, „da wird vom Magistrat in Schwie sen der Bürgermeister bei uns ange meldet. Soll hier Bauernfang studi r«n, weil in letzter Zeit etliche Bauern fänger in Schwiesen aufgetaucht. Wenn der Mann kommt, gleich rein führen, er heißt der Polizei-Prä sident blickte in den Brief Kramer, werde ihm den Criminalschutzmann Schwallow beigeben, der ja Bescheid weiß." gen. ' Der Polizei-Präsident sah ihn we gen dieser Bemerkung fast erschrocken an, dann, in einer Anwandlung von unbeschreiblicher Güte, wie einen gro ßen Verbrecher begnadigend, sagte er mit einer leichten Bewegung des Ko pses: „'s ist gut. Schwallow soll kommen." Stuppke ging mit einer militärisch strammen Wendung ab, froh, wegen seines unbegreiflich kecken „Na ob" noch so gut davongekommen zu sein. Der Polizei-Präsident überflog noch ein mal den Brief des Magistrais der gu ten Stadt Schwiesen und dabei streifte «ine gewisse Heiterkeit seinen strengen Ausdruck. „Nicht übel", sagte er dabei so schroff vor sich hin, daß die Cigarre zwischen seinen Lippen einen Seiten sprung machte. Schwallow trat ein. Schwallow war d« bescheidwissende Criminalschutz mann, dessen hervorragende Kenntnisse auf dem Gebiete des Bauernfanges von den Berichterstattern der Presse oft lobend hervorgehoben und eben noch von Stuppke durch seine zweisil bige Bemerkung in das hellste Licht gedrückt worden waren. Schwallow war allerdings ein bedeutender Spe cialist. Er kannte alle die Schliche des Bauernfanges wie ein gelernter gleich zu finden, doch genau zu bezeich nen. Er spielte das Teufelsfpiel, „Befehlen, Herr Präsident—" wissen, wie mit Kram und Kerls um springen. Heißt Kramer. Ehrsamer Böttchermeister. Werde ihn an Sie weisen, zeigen Sie ihm Schlupfwinkel und Individuen und sagen ihm, wie damit umzuspringen. Wird ja nicht ja Behörde. Wissen also Bescheid, Polizei-Präsidenten gegenüber, der immer Alles sagte, was zu sagen «rar. Kaum war Schwallow abgetreten, so meldete Stuppke den Bürgermeister von Schwiesen, den Böttchermeister Kramer. „Konnt' wohl nicht früher kommen. Besucht bei tagschlafender Zeit", mur melte der Chef. Dann sage er: „Ein gang vom Bauer zum Bürger charak terisirt.' Man sah ihm die kleine Provinzialstadt an. Er machte den Eindruck eines ernsten Mannes, der regelmäßig zu Mittag aß und minde stens zehn Stunden schlief außer dem halben Stündchen nach Tisch. Er verbeugte sich breit und würdevoll, mit dem Stolze, den eine hervorragende Stellung in der Stadt Schwiesen ein flößt, und mit der Ungeschicklichkeit, welche er seiner Erziehung und seinem Umgange verdankte. „'Morgen", sagte der Polizei-Prä dent, der sich ein ganz klein wenig er hoben hatte. Dann wies er aus einen Stuhl und setzte hinzu: „Bitte". Der Gast setzte sich bescheiden nie dein er verkehren sollte, schienen ihn mit einem heillosen Respekt zu ersiil len. dent. „Ich bitte deshalb um Enischuldi nützlich wie möglich verwenden, damit ich in längstens zwei Tagen wieder davonreisen kann. Schwiesen ist klein, muß aber trotzdem verwaltet werden. Glauben Sie, Excellenz, daß es so Werde Ihnen einen Beamten mitge ben, Schwallow, Criminalschutzmann Schwallow, kennt die Bauernfängerei gründlich, wird Ihnen alles Nöthige zeigen und mittheilen, daß Sie in Uns!" blüfft der Mann aus Schwiesen, als hätte ihm der Polizei-Präsident er zählt, der Kölner Dom se! gestohlen worden. Mit diesem Worte deutete dessen Augenblicke kostbar sind. Aber das Also Hatte keine Wirkung. Der Gast blieb sitzen. der , „Nanu!" rief der Polizei-Präsident. „Was passirt? Heraus damit!" Und verlieren, während ein vielsagendes Lächeln die Strenge seines Ausdruckes verscheuchte. war ein wirklich liebenswürdiger Mann, der viel zu erzählen wußte, und ich war sehr froh, als er mich auffor- Abend zu essen." „Wurde da nicht Klavier gespielt und gesungen?" unterbrach ihn der ren spielten ein merkwürdiges Spiel, das eigentlich gar kein Spiel war, son dern ein Kunststück. Der Spieler hatte in der linken Hand den Pique- Pique-Bube —" Ein Gelächter des Polizei-Präsi fischt und gewonnen, dann sind Sic selbst in Falle gegangen und haben richtig Alles verloren. Weiß Alles, den Leim gegangen, brauchen sich gar nicht weiter in Berlin zu bemühen." Und der Polizei-Präsident lachte aus vollem Halse, wählend der unglückse lige Besucher dasaß und schier ver zweifelte. „Wie viel haben Ihnen die Bandt- Mark." «dreihundert „Freuen Sie sich, daß es nicht mehr ist," war die ganze Antwort, die den Armen trösten sollte. „Werde Ihnen gleich die Summe überweisen lassen." Der Polizei-Chef klingelte, gab dem Bürgermeister eine Anweisung und ließ ihn von dem eintretenden Stuppke zur Kasse führ?». Dann gab er ihm die Hand zum Abschied und Gehen Sie in Ihr Hotel, schlafen Aer ger aus, gehen Abends nicht mit lie benswürdigem älteren Herrn zumEssen mit Musik und fahren morgen nach Schwiesen. Grüßen Sie Schwiesen. 'Morgen!" Der Bürgermeister von Schwiesen war fast zu Thränen gerührt, als er dem Polizei-Präsidenten von Berlin die Hand drückte. Dann blickte er ihn bewundernd an und sagte: „Sie wird kein Bauernfänger über's Ohr Der Präsident lächelte geschmeichelt mit amtlicher Freundlichkeit und ließ sich, als der Bürgermeister fortgegan gen war, seinen Schwallow kommen, um ihm das tragikomische Abenteuer des armen Schwiesener Bürgermeisters zu erzählen. Beide lachten herzlich dabei. Ein paar Stunden später saß der Polizei-Präsident in voller Arbeit, als Stuppke eintrat und meldete: „Der Bürgermeister von Schwiesen." „Schon wieder? Ist ja heute gar nicht todt zu kriegen!" rief der Polizei- Präsident ungeduldig. „Zu Befehl, Herr Präsident, es ist ein Anderer." „Ein anderer Bürgermeister von Schwiesen?" rief mit weit aufgesperr ten Augen der Polizei-Präsident, und sah Stuppke an, als ob er ihn auf seine Nüchternheit hin untersuchen wollte. „Vielleicht hat Schwiesen zwei Bürgermeister wie Berlin. Schwie sen wird Weltstadt!" sagte Stuppke. „Ruhe!" schrie der schon sehr nervös gewordene Polizei-Präsident. „Soll eintreten." Der Bürgermeister von Schwiesen, Böttchermeister Krämer, trat ein, ein älterer, freundlicher und etwas dumm aussehender Herr, der mit künstlicher Gewandtheit auf den Polizei-Präsi denten zuschritt, von dem er scharf an geblickt wurde, und sehr viel Worte machte, als er mittheilte, er sei der dem hochlöblichen Polizei-Präsidium vom Magistrat in Schwiesen angekün digte Bürgermeister, der zu dem in dem Schreiben angedeuteten Zwecke nach Berlin gekommen und dem sör derndenWohlwollen der hohen Behörde empfohlen sei. „Der war schon heute Morgen da!" rief der Polizei-Präsident, der über zeugt war, daß er einen Betrüger vor sich habe. Der Bürgermeister von Schwiesen konnte nicht mißverstanden haben und traute doch seinen Ohren nicht. Der Polizei-Präsident klingelte. Stuppke erschien. Schwallow sollte kommen. Schwallow kam sofort. „Kennen Sie den Mann, Schwal low?" rief der Polizei-Präsident die sem entgegen. Schwallow sah den Bürgermeister von Schwiesen genau an. Nein, er das Verbrecher-Album genau. Er wollte es aber nochmals durchsehen, vielleicht fand sich ein Porträt darin, das auf die Spur führte. Er ging wieder fort, um sich an die Arbeit zu machen. Der Polizei-Präsident blieb mit dem Bürgermeister allein und nahm diesen in ein scharfes Verhör. Der Bürgermeister war gestern Abend von wie der Andere. Er wäre schon in der Frühe auf das Polizei-Präsidium ge kommen, wenn ihm nicht ein vertrau enerweckender Mann, der auf der letzten Station in seine Coup<? gestie gen und mit dem er in's Gespräch ge kommen war, gesagt hätte, daß der Herr Polizei-Präsident sich in den Vormittagsstunden nicht sprechen ließe und vor dem zweiten Frühstück nicht recht genießbar sei. Das habe ihm der Mann wie Jemand gesagt, der es genau wisse, und der Mann habe überhaupt einen so guten Eindruck auf ihn gemacht, daß er ihm seinen Na men genannt und mitgetheilt habe, zu welchem Zwecke er nach Berlin fahre. Er habe ihm einfach eine Copie des Briefes des Magistrats gezeigt, welche er als Legitimalion mitgebracht habe. Der Bürgermeister von Schwiesen hatte bereits diese Copie aus einer co lossalen Brieftasche herausgesucht und hielt nun das Dokument in der zittern den Hand. „Ist ja unglaublich!" sagte der Po lizei-Präsident außer sich. „Mir dürfen Sie Alles glauben," versicherte treuherzig der Bürgermei ster, „ich lüge nicht." Der Polizei-Präsident sah den Mann an, der wirklich den Eindruck der Ehrlichkeit machte. »Ist e» denn möglich!" rief der Po- lizei-Präsident. „Was soll denn unmöglich sein?" fragte der Bürgermeister und fuhr dann fort: „Mein neuerFreund kannte und schloß mich wieder dem Manne an, der vor dem Hotel auf mich war tete. Nun bummelten wir in der „Weiß schon", fiel der Pvlizei-Prä wurde Klavier gespielt und gesungen, und da saßen an Ihrem Tisch noch einige Landsleute Ihres Freundes, die ein Spiel spielten, das eigentlich kein Spiel war, sondern ein Kunststück mit dem Pique-Buben, der nie da lag, wo man ihn sicher vermuthete p dieser Pique-Bube hat es in sich und nachdem Ihr neuer Freund mehrmals zes Geld los! Weiß Alles! Und nun nissen disßauernfanges bekannt macht, sondern auch Credit in Anspruch neh men." „So ist es freilich", sagte der Bür germeister, obschon er eigentlich sprach los vor Staunen hätte sein müssen, daß der Polizei-Präsident dies Alles so genau wußte. Der Polizei-Präsident ging um sei nen Schreibtisch herum. Er war hereingefallen, das war ihm klar. Er fagte also zu dem Bürgermeister, in dem er vor diesem stillstand: „Lieber Ihnen I<X) Mark für Rechnung des se^" Der Bürgermeister war in einen Stuhl gesunken, und der Polizei-Prä sident hatte seine Fassung wiederge- Schliche dieser Gauner!" Der eintre tende Schwallow sah denßUrgermeister wieder scharf an wie vorhin und mel dete, er habe in dem ganzen Verbre cher-Album keine unter all den Gal senden Der Polizei-Präsident ließ ihn nicht ausreden. „Es ist gut, Schwallow", unterbrach er ihn. „Führen Sie den Herrn zur Kasse und lassen Sie ihm gegen seine Quittung IVO Mark aus zahlen." Dann setzte er leise hinzu: „Wie die Dreihundert, die der heute Morgen bekommen hat, zu buchen sind, Schwallow sah den Polizei-Präsi denten an und sagte: „Zu Befehl!" Ein feines Ohr mußte so etwas wie ein „Ach so!" heraushören. Der Polizei-Präsident drückte nun dem sich verabschiedenden Bürgermei- Se so?!" Erster Herr: „Wir brüllen ter: „Un Sie, was machen Se da un ten uff der Straße?" Dritter Herr (grunzend): „J-i-ich sing« den dritten ru-runterkommen, sagt unser Direk tor." Nachtwächter: „Na, dees is was annersch, scheen guden Abend ooch!" Geschäft. Commis: „Herr Prinzipal, ich möchte Sie für morgen schäftsrllcksichten?" Commis: „Aus werd' i halt doch net! Umschrieben. Klara: Aber liebe Else, Du machst ja solch ver zweifeltes Gesicht; was ist Dir denn passirt? We: Ach, denke Dir nur, dem Junggesellen klub bei getreten! Aha! A.: Woher wissen Sie, Allerdings. Frau A.: ein! Tschi-fu. An einer der tief in's Land ein schneidenden Buchten des Golfs von Petschili liegt die Stadt Tschi-fu Englisch: Cheesoo, chinesisch: Aen- Tai genannt), in der der Friedensver trag zwischen Japan und China unter zeichnet wurde. Tschi-fu ist «twa 30 Meilen von dem seinerzeit oft erwähn ten Wei-Hai-Wei entfernt und liegt den gewaltigen, von den Japanern erst nach blutigem Kampfe eingenommenen Befestigungen von Port Arthur gegen über. Ein Thor von Tschi-fu. Die Stadt mit ihrem Hafen wurde im Jahre 187 K in Folge eines zwischen England und China getroffenen Ueber einkommens dem auswärtigen, Handel erschlossen. Die gesammte Einwoh nerzahl beläust sich auf ca. 120.!,(X) Köpfe, darunter «twa 2<X> Euiopäer und Amerikaner. Semaphore-Point. Die eigentliche und nur von Chine sen bewohnt« Stadt dehnt sich etwa 2 Meilen vom Meerufer aus und ist in ihrem ganzen Umfangt von einer ho hen, mit Aussichtsthürmen gekrönten Mauer eingeschlossen. Auf sie paßt ebenfalls das Bild, das Reisend« stets von chinesischen Städten ent/versen; alles starrt daselbst von Schmitz, eng und angefüllt mit allem Unrath und Abfall sind die Straßen, niedrig und halb im Schlamm versunken die Woh nungen. Haupt st raße. Anders sieht «s am Strand« der hin, die hauptsächlich in den Sommer monaten bis auf den letzten Platz ge füllt sind. Denn was Trouvill« für Frankreich, Brighton für England ist, das ist Tschi-fu für das „Reich der Mitte". Nicht nur di« Vornehmen der zopftragenden Welt, sondern auch di« in diesem Theile China's leben den Europäer suchen mit Vor liebe diesen Ort in d«r hei ßen Jahreszeit auf, wo sie sich nicht nur eines «frischenden Bades und der Folge d«s regen fremdländischen Ver kehrs Gelegenheit haben, mit Lands leuten in Berührung zu kommen. In mitten dieses Villenviertels erhebt sich weithin sichtbar die S«maphor«-Sig» Beach Hotel. Strande in einer kleinen Matr,sen kneipe, die den stolzen Namen „Besch Hotel" führte, von den Bevollmächtig ruhmvoll verlausen« Feldzüg zum Ab schluß gebracht wurde. Consequenz. Gestern wagte Vetter Fritz mich hier vor dem Parithor zu küssen! Ich nie mehr an diese Stätte zurück kehren! Wo er heut» nur bleibt?! Eine litrüymte Burschenschaft lerin. Die deutsche Burschenschaft zählte unter ihren zahlreichen Mitgliedern auch eine interessante Verbinvungs schwester, eine hervorragende, unver gleichliche Künstlerin „Jenny Lind", deren Bild heute noch, unter vielen an deren Philistern, die Wände des Kneiplokals der fröhlichen Göttinger „Hannovera" ziert. Jenny Lind, die im Winter des Jahres 18S0, vor Beendigung ihrer Laufbahn als Opernsängerin, sowohl auf der Bühne wie im Concertsaal zu London und Berlin Triumphe gefeiert hatte, be suchte auf ihrer Rückreise nach Schwe den das Königspaar Georg und Ma rie von Hannover, welches ihr schon von früher her die lebhaftesten Sym- Marie erzählt, daß Jenny Lind nach Göttingen reiste, dann späterhin aber noch einmal wiederkehrte um der Für stin von dem übergroßen Enthusias mus zu berichten, mit welchem sie die dortige Universitätsjugend begrüßt hatte. Am 4. Februar 1860 fand zu Göttingen ein zweites Concert statt, der Reinertrag desselben war sür die Armen bestimmt. Zauberhaft muß der Eindruck gewesen, welchen dieSän gcrin durch den Vortrag schwedischer Lieder und des Mendelssohn'schen Ge sanges: Rheinisches Volkslied, auf die Anwesenden hervorbrachte. Nament lich di« letzte Strophe: „O Jugend, o schöne Rosenzeit", in welcher die Künstlerin deiij ganzen persönlichen Zauber ihrer gewinnenden Art voll entfalten/ konnte, dies Herausschmet tern des hohen Fis, erzeugt« wahrhaft elementare Beifallsstürme, es war kein Wunder, heißt es, wenn die Göttinge, Studenten den Kopf verloren. So wurde sie denn nach diesem denkwürdi gen Abend zum Mitglied der Bur schenschaft „Hannovera" erwählt, das Band ward ihr verehrt, fortan durste sie die grün-weiß-rothen Farben der Burschenschaft trage». Bei ihrer Ab reise von Göttingen, am 6. Februar, fand ein Auszug der Burschenschaft vier Stunden weit statt, bis nach Nordheim hinaus, wo im „Wirths haus zur Krone" begeisterte Anspra chen gehalten wurden. Nach dem Vor trage etlicher Volkslieder für ihre Ver ehrer und Freunde, schickte sie in einen Laden der Stadt, ließ dort grünes und weißes Band kaufen, welches sie in kleine Stücke zerriß und an die Brü der vertheilte. Etliche Tage später erhielt sie ein seidenes Band in den Verbindungsfarben, auf welchem dtd 32 Namen der Burschenschafter stan den. . Charakteristisch ist das Dank schreiben der Künstlerin an die drei Chargirten der Hannovera von 13. Februar 1860, datirt aus Hannover. Es heißt darin, daß sie, Jenny Lind, das Band mit Freude und Stolz an nahm, indem sie bedächte, welch« Ehre ihr dadurch zu Theil würde. Ost erlebe der Mensch nicht solche Momen te! Dann fährt sie fort: „Lassen Sie ten, auch dann, wenn die äußere Ju gend schon längst «ntfloh«n. Als eine liebende Schwester reich« ich Ihnen beschütze Sie Alle, dies erficht die dankbare, tiefgerührte Jenny Lind". Nach ihrem Dahinscheiden fand man das vielgeliebte Band in ihrem Nach- Pflichi thun. Wo di« Glocke der Verleumdung läutet, ist schnell eine gläubige- Ge meinde beisammen. Bluliicnstruhe. ~St«ll' auf d«n Tisch die duften den Reseden —" Di«ser Vers erweckt stalteten Gesäß auf dem Tische des Kinder der Wiese und des Waldes sten unserer Vasen sind leider so be schaffen, als hätte der Verfertiger nie daran gedacht, daß sie Blumen so be herbergen sollen, daß viele Stiele Raum haben und reichlich Wasser trinken und ihre Blüthen und Blätter graziös ausbreiten können. Von den Ackersträuße in ihren reinen bunten Tuschkastenfarben. Ein großevStrauß, nur von rothem Mohn und violettem Rittersporn sieht bezaubernd aus. Mein« besondere Freude ist es, Mohn knospen in durchsichtig« Basen zu st«ll«n, daß auch die hllsch«n b«haarten Sti«lch«n sichtbar bleiben. Jed«, auch di« kleinste Knospe, blüht im Wasser auf und breitet den zerknüllten glü hendrothen Seidentaft ihrer Blättchen glatt und sorglich aus. Bis spät in den Herbst muß ich allwöchontlich mei nen wilden Strauß auf dem Tische haben, je später im Jahr, je feinsarvi ger wird die Zusammenstellung; ver färbtes, verblichenes Laub, blutrohte Wiesenkräuter, kümmerliche Blüthen und bunte Beeren geben auch im Ok tober wunderschöne Zusammenstellun gen. Meine Freunde sind außer den wilden Blumensträußen auch noch die richtig bunten lebhaften Garten sträuße, denen man es ansieht, daß sie aus Gärten kommen, wo es richtig und tüchtig blüht. Bandgras und Eisenhut, Feuerlilien, Kressen, Lev kojen, Kaisernelken, Studentenblu men, Mädchenaugen und Braut im Haar, die weiße Buschrose >nd die richtige alt« C«ntisolie geben Sommer sträuß«, von denen ich meine Augen gar nicht wegwenden mag. Edle Ro sen sehe ich gern« «inzeln in hohen durchsichtigen, röhrenförmigen, mit reinem Wasser gefüllten Gläsern, in denen die starken Stiele wie im Kry stall stehen. Resede und alle Blumen mit sehr saftigen, das Wasser rasch färbenden Stielen sind in Porzellan oder Majolikavasen besser ausgehoben. Weiße Lilien sehen am schönsten aus, wenn sie für sich allein wirken, zwei oder drei Zweige in einem schönen Krug oder einer großen Base. V!«le Blumenfreunde lieben es nicht, ikire Lieblinge abzuschneiden und im Zim mer verwelken zu lassen. Ich bin an derer Ansicht, ich sind«, daß schöne, große, freudige Blumensträuße das ganze Haus erhellen. Nur wenn ich nicht weiß, ob ich mein« Sträuße auch sicher heil und unverwelkt nach Hause bringe, bin ich enthaltsam im Blu menpfliicken. Auf solche Schonung der Blumen sollten die Kinder r:«l mehr aufmerksam gemacht werden. Es ist mir immer unbegreiflich, daß Kin der unter den Aug«n °d«r Eltern Blu men pflücken und dann wegwerfen dürfen. Wa« König« esst«. Königin Biktoria ißt am gekochtes Rindfleisch und trinkt am liebsten ein tleines Gläschen Whisky. Des Deutschen Kaisers Lieblings speise Zitronenauflauf, sein Lieblings getränk: Bier. Der Papst liebi nichts so sehr, als seine „kriw", sei nen Eierluchen. Lieblingsgetränk: Milch. König Humbert ißt ein „miu< »trän«'", d. h. ihm geht eine dick eingekochte Suppe mit viel Parme san über Alles, ein guter „>loow iniwiano" dazu vervollständigt das Ideal. Der Kaiser von Oesterreich zieht jeder anderen Speise oas Wien« Schnitzel, jedem anderen Wein den Tokayer vor. Echt kindlich. „Kinder, Ihr habt doch die Aepfel geschält, be vor Ihr sie gegessen habt?" „Ja wohl, Mama!" „Wo habt Ihr d?nn die Schalen?" „Ja, die ha ben wir nachher gegessen!" Vorsorglich. „Aber, Pau line, Dein Zeugniß ist voll schlechter Noten! Nur im Italienischen hast Du einen Einser... Wi« kommt das?" „Das ist w«g«n der Hoch zeitsreise, die ich einmal nach Italien machen werde!" -
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