Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 20, 1895, Page 3, Image 3

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    Erinnerungen
einer Schw cgcrinnttcr.
(7. Fortsetzung.)
„Das ist mein großer neuer Patent-
Selbst -Shampooer," rief er ganz stolz.
>immer damit shampooiren. Er wird
Ich hatte »i« etwas davon gehört,
daß frische Semmel zögen, aber um
ihm die Freud« nicht zu verderben, un
terließ ich «s, ihn darauf aufmerksam
zu machen.
„Komm 'mal her, Maud," fuhr er
fort, „Du mußt mir helfkn; ich werde
jetzt den ersten größeren Versuch oa
mit anstellen."
„Dante schönstens, ich lasse mich
nicht um zehn Uhr Nachts shampooi
ren," entgegnet« Maud.
dem versuche?"
„Nein, mein Lieber," oersetzte
„die würden sich auch weigern. Die
Köchin ist nicht dazu da, um Milien in
der Nacht shampooirt zu werden, und
das Hausmädchen auch nicht. Versuchs
doch an Dir selber."
„Das werde ich auch thun," entgeg
nete er. Nun nahm er sein« Maschine,
steckte ein Schlauchende in's kalte, das
andre in's warm« Wasser, hielt dann
seinen Kopf und die beiden Brausen
über den Napf und fing an mit aller
Macht zu drücken.
Sofort kam ein gewaltiger Schauer
heraus, aber die beiden nicht gehörig
befestigten Brausen fielen in den Napf,
und anstatt über seinen Kopf zu strö
men, ergossen sich zwei Bäche kreuzweise
in's Zimmer, und Maud und ich, di«
»vir »eben dem Erfinder standen, wur
den bis auf >die Haut naß, ehe wir
tinen Laut von uns geben konnten.
Er entschuldigte sich sehr eifrig, aber
was konnte uns da» nützen? Ich war
durch und durch naß, ebenso die lieb«
lich und sagt« ihm ordentlich meine
Minung, und dann ging ich in mein
Zimmer, zog mein« durchnäßten Klei
der aus und legte mich zu Bett.
Kurz darauf klopfte Maud an und
sagte, ich '.verde doch hoffentlich nicht
döse sein, Frank sei ganz unglücklich
über das Vorko-nm.iiß, das nur d«r
xeine Zufall herbeigeführt habe.
„Sieh Dir 'mal „.riiKleid an," ent-
Konstituticm zu Gr.. .de richten, uNd
so ganz jung bin ich doch auch nicht
mehr."
Maud schien sehr unglücklich darüber
zu sein, daß ich so aufgebracht war,
deshalb versicherte ich ihr, daß ich sie
im Falle eines tödtlichen Ausgangs von
schwor sie, wenn sie meiner mütterlichen
Liebe und Obhut so vorzeitig beraubt
werden sollt«, fernere Erfindungen am
häuslichen He«rd« nicht zu dulden.
„Wenn er durchaus erfinden muß,"
sagte ich, .Hann laß ihn in seinem
Komptoir erfind«n.. Diesmal hat er
uns fast ersäuft, das nächste Mal wird
er uns das Haus über dem Kopfe an
zünden. Ich habe ein«n Mann g«kannt,
der wollte ein Vermögen mit etwas
chen und eir.«tti Kamin zu thun hatte.
Es wird wohl ein« ganz großartige
Erfiitdung gewesen sein, aber niemand
ist recht dahinter gekommen, denn ehe
kr ganz fertig damit war, flog sein
cinem Gartcn zwei Häuser >v«iter und
sein« Frau auf d«m Hinterhofe eines in
einer andern Straße gelegenen Hauses
gesunden, und, mein« Liebe, so wind
Dir's auch ergehen, wen Du Deinem
Manne das Erfinden nicht grundlich
austreibst."
Als ich am nächsten Morgen auf
wachte, fand ich glücklicherweise, daß
sich leine bedenklichen Anzeichen bei mir
eingestellt hatten, und mein Kleid, das
Geld verdienen.
Er meinte, die Sache sei doch sehr
gut, er habe sie nur nicht ordentlich
ausgeführt. Wenn alles richtig festge
macht werde, dann wäre es ein« reizen
zu verkaufen.
Dann begann er, einen Scherz aus
her Sache zu machen, und sagte, er
wolle eine Posse für's Theater schrei
ben, der er den Titel geben werde: „Die
shampovirte Schwiegermutter."
Aber Mauld, die «in ganz kluges
Mädchen ist, warf ihm «inen Blick zu,
>der ihm sagen sollte, daß er auf ge
fährlichen Boden gerathe, und so' war
Ich erwiderte ihm, ich hofft« vonHer
zen, sein Selbst-Shampooer werd« kei
nen Anklang finden, denn ivenn er oas
thäte, wiutde er die Ursache von viel
Häuslichem Unfrieden werden, ganz zu
Tapeten, den er anrichten wllvde, und
ich glaube, schließlich sah er ein, daß ich
recht hatte. Er hatte nämlich noch einen
Versuch gemacht, wobei ihm Mands
Hündchen unversehens gefolgt war.
Dirsmal likf das Wasser ihm selbst den
Rücken hinunter bis in die Stiefel, und
er sprang wie besessen in der Stube
herum. Dabei trat «r Ixn Hund auf
den Schwanz, und das können die lie
ben Thitrchen bekanntlich nicht vertra
gen. D«r kleine Puck rannte heulend
zur offtnen Thür hinaus «wem Mäd
chen, das gerade mit einem groß«»
Lhrebrett voll frisch gefüllter Einmach
gläser die Treppe herauskam, zwischen
die Füße. Da:- Mädchen siel, Theebrett
»nd Einmachgläser rollten die Trepp«
hinab und gingen in Stücke. Das gan
te Haus war eine einzige Masse von
krdbeermarmelad«; Wände, Fußbod«n,
Vorhänge, alles war damit bedeckt.
Eine sol« schrecklich« Wirthschaft ist hn.
hn.
Schwäche, die mich Mr. Tressioers
obgleich ich «inen etwas romantischeren
Ziainen vorgezogen hätte. Ich weiß sehr
wohl, daß einige berühmte Männer
John heißen, aber man denkt doch bei
Wenn ich im Theater «ine Posse sehe,
finde ich, daß d«r Bedi«nte meist John
gerufen wird. Immer heißt's „John, ist
Zirkus mit, und wunlderbarerweis« be
gleitete uns sogar Mr. Tressider. Da
kam auch so'n albernes Ding vor, sie
hatten's auf dem Zettel „Eine Reit
stun'de" genannt, wo eineDame (natür
lich ein vertleideterMann) hereinkommt
und Reitstunde neyin«n will. Sie hat
einen Bedienten bei sich, einen ganz
schrecklich lächerlichen Menschen in ro
then Plüschhosen und einer rothen Per
rücke, den ein Clown spielt, und der
immer hinter ihr (ihm) herreitet und
John gerufen wird.
Meine Enkel schrieen vor Lachen
über das dumme Zeug, das dieser John
vollführte, und dabei sahen sie immer
ihre» Großpapa an, stießen sich mit
den Ellbogen in die Seite, und einmal
hörte ich, wie sie sich zuflüsterten: „Ge
lade so, wie Großmama immer mit
Großpapa spricht."
Kinder kommen wirklich auf zu son
derbare Gedanken. Ich habe selbstver
ständlich niemals in der albernen Weise
mit Mr. Tressider gesprochen, wi« die
se Zirkusdame (Mann) mit ihrem
(seinem) Reitknecht redet«, aber sie hat
ten sich's in den Kops gesetzt, und als
ich mich einmal während ber Vorstel
lung an ihn wandte, ihn zu bit
ten, aufzustehen und die hinter uns be
findliche Thür zu schließen, da es so
zog, daß unsre Köpfe beinahe in die
Reiübahn flogen, und ich in etwas
scharfem Tone „Jahn" ri«f, weil er ge
rade nach der andern Seit« sah, da
»«inte ich, die Kinder kriegten Lach
krämpfe.
Der Name war mir noch nie so lä
cherlich vorgekommen, und noch lange
Zeit nachher, wenn ich meinen Mann
anreden wollte und sein Name mir auf
di« Lipp«« kam, mußte ich an den Zir
kus-John denken, wie er in seinen ro
then Plüschhosen und seiner rothen Pe
rücke auf dem Pferde saß, so daß ich
den „John" nicht herausbringen konnte
und vorzog, „Mr. Tressider" zu sagen.
Ich wünscht« immer, meinem ältesten
Sohne einen hübschen, romantischen
Namen zu geben, einen, der ihn aus
der gemeinen Masse heraushöbe und
d«r sich gedruckt schön ausnähme, für
den Fall, daß «r berühmt werden soll
te. Immer bin ich d«r Ansicht gewe
sen, daß die Eltern ein« große Verant
wortung auf sich nehmen, wenn si« ih
ren Kindern Namen geben, denn sie
müssen sie durch ihr ganzes Leben tra
gen, es ist, als ob sie abgestempelt
würden. Ich hätte mein«» Weitesten
gern Marmaduke genannt, aber Mr.
Wertungen und behauptete, d«r Name
kling«, als ob er «iner der Schauerge
schichten, di« immer im Londoner Jour
nal stehen, entnommen sei. Das mag
nie einen Bedient«» ober Stallknecht ge
sunden, der Marmaduke geheißen hätte.
üblich isi." s»gte Mr. Tressider, und
kcn gab ich nach, und so wurde
kr John gewuft.
Natürlich wertet ihr denken, Mr.
haben, als mein: älteste Tochter ge
tauft würd?, IM) habe z«slatt«t, sie nach
oerstorbenen Schwester zu nennen, und
dann sagte er mir, dies« habe Sabin«
i-heißen.
dann ist es Family Heraldisch, und au
ßerdem klingt es gar nicht englisch."
Wir hatten einen Streit darüber,
»ber schließlich setzte er s«inen Willen
durch. Ich war in j«n«n Tagen wirtlich
zu schwach und gab viel häusiger nach,
els später, und so wurde meine älteste
Tochter Sabin« getauft, was beträcht
liche Verwirrung anrichtete, da die
Dienstboten sich gar nicht an die richtige
Kussprack: des ihnen sreinden Namens
gcwolMn tonnten und sie immer Sa-
Lein«! Mai?d, meine zweite Tochter, er
hielt ihren Nam«n von ihrer Palhin,
von der wir damals etwas erwarteten,
obgleich sie uns schnöd: täuschte und
ihr ganzes Vermögen einer Methodi
stenkapell: in einer Seitengasse vonTot
icnham Court Road vermachte, wo sie
sich in ihrem alten Rollstuhl« immer
hinfahren' ließ, nachdem sie sich mit
uns überworfen hatte. Der Streit kam
nämlich so: Mrs. Marsham war die
iMltw: deS Binders m«in«r Muiier,
ter ihr bei seinem Tod« seinen Hausbe
sitz in London und sehr viel Geld hin
terlassen hatte, aber sie war entschieden
ltwas verdreht, und obgleich ich sie sehr
li«b hatte und ihre Besuche bei uns
gern sah, fand ich doch, daß mit zuneh
menden« Alter ihre Verdrehtheit bedenk
lich wuchs. Eine ihrer Eigenheiten, di«
sich wehr und mehr entwickelte, bestand
darin, daß si« Sachen in bi« Tasche
steckte, Zucker, Kuchen und alles, was sie
unbemerkt, wie sie glaubte, vom Tische
schlug sie auf «nd fing an, mit sich
selbst zu sprechen.
„Hm Roman« schlechtes Zeug
„Was?" rief Tante Marsham.
„Jane Tressiber, sprichst Du mit mir?"
„Ja, Tante Marsham, das thue ich,"
«ntgegntk ich. „Ich habe mir Dein«
„O, wirtlich? Zu Ende, sagst Du?"
verschassen schien, und ging dann so
rasch, als ihr lahmes Bein es gestattete,
die Treppe hinab.
keit, zu antworten. Kurz nach dem
Vorfall trat sie der Kapelle in «iner
Nebenstraße von Tvttenhcmi Court
Road bei, und als sie starb, zeigte sich,
ten daß wir unsre zweite Tochter nach
ihrer Tante und Pathin Marsham
Maud nannten wir erhielten unsern
eigenen Zucker wieder.
Als mein: dritte Tochter geboren
wurde, glaubte ich, es sei Zeit, ein os
rsden.
„Jcchn", sagt« ich daher, „diesesKinb
heißt Jane." Ich sprach diese Worte in
einem Tone, der nicht gerade zum Wi
derspruch einlud, >md alles, was John
antworte, war: „Schon, meine Liebe,"
und sie wurde Jane getauft, obschon ich
sie, seit sie mit Mr. Gutzeit verheira
thet ist, häufig „Schäne" habe nenn«n
Jane machte Mr. Gutzeits Bekannt
sje wohnen. In dieser wimmelt es von
Deutschen, meist Geschäftsleute, Kauf
leuten und so was Ähnliches, und wir
ten. Die Misses Braun und di« Miss«s
Kroll gehörten zu Sadin«s, Mauds
uns Jan«s besten Freundinnen, denn
sie waren zusammen in die Schule ge
gangen.
Jane ist «in sehr liebenswürdiges
Mädchen, still und sanft, und sie hat in
ihrer Werse sehr viel Anziehendes. Sie
ist immer die Flechige der Familie ge
wesen. Schon als Kind verrieth sie gro
ße Anlage zum Zeichnen, und außerdem
hatte sie eine merkwürdige Begabung
für fremde Sprachen. Mit fechzehn
Jahren sprach sie ausgezeichnet Fran
zösisch und Deutsch, und da sie so viel
Umgang mit deutschen Mädchen hatte,
leistet« sie in dieser Sprache ganz Her-
Di« Mädchen trafen also Mr. Gut
zeit sehr häufig bei Brauns, deren Vet
ter er war, als sie einmal zu «inem klei
brachten fi« ihn mit, worüber wir uns
sehr freuten, denn er walzte r«izend,
imd jung: Herren, die tanzen, werden;
die Mädchen sich solch: Mühe ga
ben, daß der deutsche Zahnarzt mir ge
fallen solle, aber mir ging ein Licht
auf, als ich merkte, daß er Jane liebte
und daß diese s«in« Gefühl« erwiderte.
Ich will euch mit d?nEinzelheiten der
Werbung nicht langweilen. Ihr könnt
euch darauf oerlassen, daß wir uns, ehe
wir unsre Einwilligung zur Verolbung
gaben, vergewisserten, ob Mr. Gutzeit
sich in guten Verhältnissen befinde, und
ich muß zugeben, in dieser Hinsicht war
alles sehr Er besaß ein
„Das glückliche Paar" macht sein«
Hochzeitsreise nach Deutschland na
türlich zuerst den Rbein hinauf was,
wi: ich höre, ein« feststehende Sitte in
Deutschland ist. M«in Sohn John, der
viel gereist ist, sagt mir, daß in d«r gu
ten Jahreszeit die Gasthöf« und Dam
pfer mit jungen Ehepaaren überfüllt
sind und daß si« sich in ein«r Weis« vor
alkr Welt liebkost«?,, sich an den Hän
den halten, einander verzückt in die Au-
Tochter lehr herzlich, und Karls Mutter
nen, und ich bin auch d«r Ansicht, daß
di« Männer die Zubereitung d«s Essens
nicht von ihren Frau«» verlangen soll
ten. Wenn sie das sür deren erste
Pflicht halten, dann sollten sie ihr« Kö
chin heirath«n.
Ms Jan« mir zuerst von Berlin
schrieb, bat sie mich, meine Briefe an
sie: „Frau Doktor Gutzeit" zu über
schreiben, aber das konnte ich nicht. Auf
dem ersten Umschlag habe ich es ver
sucht, allein ich habe ihn nicht abge
schickt. Der Gebanke, daß eins meiner
Kinder „Frau" genannt wurde, war an
sich schon schlimm genug, aber sie auch
noch „Doktor" zu nennen, weil ihr
Mann den Leuten Zähne auszog, war
denn boch zu lächerlich, und ich sprach
das in meinem Briefe auch offen aus
und überschrieb ihn: „Mrs. Karl Gut
zeit."
Ehe sie heiratheten, hotte ich Karl
angedeutet, es s«i besser, wenn seine
Schwester nicht bei ihm bleibe, denn ich
wollt« nicht, daß m«in Kind «ine andre
Herrin in seinem Hause finden sollte.
Das thut auf die Dauer nie gut, und
Mutter, Schwester oder Tante eines
Ehemannes vertrag«» sich mit s«in«r
Frau viel bess«r. wenn sie nicht unter
demselben Dache leben, und mit den
Verwandt«» txr Frau ist «s ebenso. Ich
habe mich niemals in ungehöriger Wei
se in die häuslichen Angelegenheiten ei
nes m«in«r Kinder gemischt, denn ich
weiß, was für ein Borurtheil gegen
Schwiegermütter besteht. Karl erwi
derte mir, «r hab« mit s«in«r Schwester
bereits abgemacht, daß sie zu einem
andern Bruder gehen solle, der ein Ge
schäft inManch«st«r hatte, und als mein
liebes Kind von der Hochzeitsreise zu
rückkam, zog sie als Herrin in ihr
Haus «in, und ich freue mich, ausspre
chen zu können, daß sie, obgleich ihr
Mann Ausländer war, ausländisches
Wesen hatte und sonderbare Gerichte
liebte, den Haushalt ausgezeichnet
führt« und daß sie im ganzen sehr gut
miteinander fertig wurden.
Ich wäre nie mit ihm ausgekommen,
selbst >venn ich seine Sprache hätte re
den können; ich wäre nie imstande ge
wesen, den Anblick der vor seinem
Hause vorfahrend«» Leute auszuhal
ten, die das Gesicht verbunden hatten,
vor Zahnweh stöhnten und sich nachher
beim Fortgehen die Kinnbacken hiel
ten.
Als ich sie zum erstenmal besuchte,
kamen gleichzeitig mit mir noch drei
andre Leute, von denen zwei ächzten,
während der dritte, ein Herr, mit den
Füßen stampst«.
Ich bekam sofort ebenfalls Zahn
weh, und als ich «ingetreteu und in's
ich Jan«, ein Bild des Glücks, fand,
da konnte ich di« Bein«rkung nicht un
terdrücken: „Aber, liebes Kind, wi,
kannst Du lächeln, wenn ein halbes
Dutzend armer Geschöpfe oben in Dei
nes Mannes Wartezimmer sitzt, bei
nahe wahnsinnig vor Zahnweh?"
Jane lächelte weiter und sagt«, si:
bekümmere sich nicht darum, aber sie
gab doch zu, baß es ihr anfänglich
unangenehm gewesen sei, wenn sie ih
nen im Hause begegnete, allein sie sei
Ich tonnt« mich nicht daran gewöh
nen. Ni« bin ich in's Haus gegangen,
ohn« mir einzubilden, ich hätte
Zähnen gab, und einmal, als ich an
der offenstehenden Thüre des Opera
tionszimm«rs vorbeiging, sah ich -die
g«b«n.
Ein groß«r Theil von Karl Gutzeits
Geschäft, und zwar der einträglichste,
destanb in der Anfertigung künstlicher
Zähne, worin er eine Berühmtheit war.
Ich habe oft gelacht, wenn er mir er
uns gegenüber war er der liebnswür
digste Mensch, den man sich denken
kann, aber mit seinen Nachbarn konn
nnerwarteten Charakterzuge
nen Fola«n w«rd« ich indeß bei einer
and«cn Gelegenheit berichte». Um mei
nes Kindes willen war dieser Umstand
fchaft sehr unbeliebt, besonders bei ei
ner Anzahl von Kutschern und Stall
jungen, die in einem seinem Hause ge
rade gegenüberliegenden Hofe wohnten.
Zwischen diesen Leuten und Karl
herrschte ein ewiger Kriegszustand.
Allein ich werde seiner Zeit »och
davoin sprechen müssen; ich kam nämlich
«rst dahinter nach einem Ereigniß, das
mich zur Großmutter eines deutschen
Enkels machte.
Das stellt euch 'mal vor! Wenn es
bin ich «ine, aber die Zeit kam, wo ich
das lieb«, kleine, rosige Bündel Mensch
heit in den Armen hielt und hörte, wie
hastesten Versuche machte, die Namen
Karl Gottfried Wolfgang auszuspre
chen. Ich bin wirklich der Ansicht, den
Wolf hätten sie weglassen können.
«es sei «in ganz christlicher Name und
Goethe, der größteDichter, den Deutsch
land und vielleicht die Welt je besessen
hätte, ebenso wie Mozart, «iner der
größten Komponisten, hätten Wolsgang
Menschenlind Wolf nennt.
Brille erscheinen werde.
Der alte Gutzeit und seine Frau
lam«n kurz vor d«r Taufe zum Besuche
Frühstück zugegen. Ich wurde ihnen
selbstverständlich vorgestellt, aber da sie
kein Wort Englisch und ich k«in Deutsch
verstand, war die Sache etwas peinlich.
Ich sprach so laut, als ich tonnte,
aber sie schüttelten nur die Köpfe und
s«hr hübsche Artigkeit übersetzte.
Mode ist; allein ich «rhob Einspruch.
„Jane," sagte ich, „Dein Kind mag
ein Deutscher sein. Du aber bist Eng
wiederholt, daß einem vom bloßen Hö
ren schon der Hals trocken wird: das
ist wahrlich keine angnehme Art, einen
empfahlen, aber ich mußte ihnen durch
Jones Mund versprechen, daß ich sie
vor ihrer Abreise noch einmal in Karls
Haus« besuchen wollte. Sie waren in
der That ganz reizende alte Leute, aber
warum in aller Welt haben sie nicht
Englisch gelernt, ehe sie eine Reise nach
London unternahm«»?
Kurz nach der Taufe besuchte ich den
Kleinen und wollte meiner Tochter ein
Verspr«ch«n ablocken, ihn so englisch
als möglich aufzuziehen, aber sie ent
gegnete mir, sein Vater wünsche ebenso
dringend, ihn so deutsch als möglich
zu erziehen. Gott sei Dank! Der ar
me Wurm ist als britischer Unterthan
geboren und wird nicht in jugendlichem
Alter aus seiner Mutter Arm gerissen,
um in der Schlacht hingeopfert zu n»r
ihm gemacht wird.
Der Gedanke, daß eins meiner En
kelkinder jemals ein deutscher Soldat
werden, Kommißbrot essen und sich mit
den Franzosen herumschlagen müßt«,
hat mich viel« Nächte nicht schlafen laf-
Hochachtung vor dem deutschen Heere,
aber ass getreue britische Unterthanin
würde ich mich nie entschließen können,
aus freien Stücken die Großmutter ei
nes deutschen Soldaten zu werden.
(Fortsetzung folgt.)
Ein Quadratzoll Hautsläche auf
dem Kopf soll 293 Haare enthalten,
dieselbe Fläche auf dem Kinn 39 Haa
re, auf dem Vorderarm 23 und auf
dem Handrücken 19 Haare.
In P«rsien wurden im Laufe
der letzten Jahre angeblich 461 S Ton
nen Pferdefleisch verzehrt.
Ausgrabungen in Babylon brach
ten Ziegelsteine zu Tage, die nach ben
auf ihnen befindlichen Stempeln zu
urtheilen mindestens 4(XXI Jahre alt
sind.
Di« Hand ist am besten entwickelt
beim M«nschen. Kein anderes Wesen
hat eine vollkommene Hand. Verschie
dene Gruppen der Augen-, Ohren- und
Nasenmuskeln, die bei Vierfüßlern sehr
stark entwickelt sind, sind bei dem Men
schen nur in «rtümmerkr Form zu
finden. . —— ' --
Zur die Küche.
Gurkenfuppe. Drei große
Gurken werden geschält, der Läng« nach
durchgeschnitten und das weich« Innere
gründlich entfernt. Dann sticht man
mit «i»«m kleinen, runden Ausstecher
Scheid«» aus den Gurk«», die man ei
nig« Minuten in Salzwasser beinahe
weich kocht und dann abtropfen läßt.
Vorher hat man aus Kalb-, Rindfleisch
und rohem, magerem Schinken eine
kräftige Fleischbrühe gelocht, «ntftttet
und durchgeseiht. Di« Gurkenstückchen,
vier Löffel Mehl dazu gerührt und
nun die Fleischbrühe n«bst «twas Peter
sili«, Kerbel und Estragon darüber ge
füllt. Man kocht die Suppe «ine
Stunde langsam, während Schaum
und Fett sorgfältig «ntf«r»t w«rden,
streicht sie, nachdem di«Kräuter entfernt
sind, durch ein Sieb, thut nun die aus
gestochenen Gurkknscheitxn hinein, läßt
si: mit d«r Suppe durchkochen, bis sie
freit« Rinderzunge wäscht man gut,
setzt sie mit warmem Wasser auf's
Feuer, läßt sie eine Biertelstunde ko-
Wurzelweri, eine Schalotte, N«lk«n,
Pseff«rkörn«r, Thymian und Basilikum
nebst wenig Salz dazu, gießt eine Fla-
Citronensaft weich, auch brät man
dreißig klein«, geschälte Zwiebeln in
Butter bräunlich. Beide Theile, ohne
ihre Brühe oder Butt«r, gibt man in die
her!^
Wasser, hält ein glühendes Eisen hin
ein, deckt das G«säß zu, läßt die Hum
mern auskochen und dann in 3t) —W
Minuten leise garziehen. Man stimmt
sie aus der Brühe, trocknet sie av und«
löst nun alles Fleisch aus d«n Schalen.
Dies« zerstampft man. indeß man eine
braune, kräftige Coulis bereitet, thut sie
in diese hinein, gibt «in halbes Pint
Tomatenbrei und ein Achtel Pint
Weißwein od«r kxsser noch Sherry an
und kocht Alles in «iner halben Stunde.
Zwanzig Champignons dünstet man mit
Butter und Citronensaft, vier in Scheic
hen geschnittene Trüffeln in Rothwein
gar. beides gibt man nebst mehreren
Eßlöffeln gewiegter Kräuter und zwei
rieben« Sauce, erhitzt rasch das Hum
mersleisch in ihr, das aber nicht kochen
darf, weil es sonst zäh und hart wird,
gibt zuletzt einige Löffel Cognac an diy
Sauce und richtet dies ausgezeichnete
Eingangsgericht in einem silberne»
Rand rasch an. Es darf nicht stehen.
Russischer Geflügelsa
la t. Mehrere fleischige, junge Hühner
brät man saftig, zieht nach ihrem Er
kalten die Haut ab und zerlegt sie ir,
zierliche Stücke. Man legt sie in kirr
Porzellangeschirr, gibt feingeschnittenen
Schnittlauch, gewikgte Petersilie und
Estragon, sauber gewässerte, von dkl»
Gräten gelöste und in Streifen ge
schnittene Sardellen, ausgewässert« und
dann in Würfel geschnittene und in
Wasser weich gekochte Cilronenschale,
etwas Essig, wenia Cadenn«, etwas
Salz und einige Löffel feinstes Oliven
öl dazu, vermischt Alles durch gutes
Schwingen miteinander und läßt «s ei
nige Stunden durchziehen. Mehrere
harte Eigelb wiegt man gröblich, auch
hackt man Pökel,unge fein, wie man
ans bekann!« W«ife ein gutes, hellet
Aspik schon vorher bereitet und erstar
ren lassen hat, das man jetzt in Wür»
felsorm aussticht. Die durchgezogenen
Sachen werden hoch «häuft auf «inev
Krystallschüssel angehäuft, mit Eigelb
und Zunge bestreut und mit den Gal
lertwürseln garnirt. Trotz der
fremden, eigenartigen Zusammenstel
lung außerordentlich wohlschmeckend
und eines Versuches werth.
Fortschritte. A.: Wi«
weit ist denn Ihr Herr Sohn mit fei
nen Clavierstunden, macht er Fort
schritte? B.: Ja, er wird nächstens
feine Lehrerin Heirathen!
Bescheiden. Alma:
! ist die Emma eitel! Klara: Wies»
! denn? Alma : Neulich hörte ich, wie
l sie sagte, sie hätte Ähnlichkeit mit
au»! 3