Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 20, 1895, Page 2, Image 2

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    2 AuStllickndtrathn«
Von D. Laub.
Die Nebel hingen llber'm Thal.
Ich fragte dich: So ist das schlimme
Berhängniß unabwendbar, sprich?
Ich komme wieder denk' an mich!
Was kann ein Menschenherz nicht tra-
. .gen,
U d Uch G sch ck!
Und mich umweht sein weicher Hauch.
Und ob das letzte Grün verdorrte,
Der letzte goldne Schimmer wich
Das Herz glaubt an die FrühlingS
worte:
Ich komme wieder denk' an mich!
Etwas vom Courmachen.
Plauderei von Richard March.
Das Hof- oder Courmachen ist In
aller Welt, selbst bei den Wilden be
kannt und hat seit jeher darin bestan
den, irgend eine auserwählte Person
weiblichen Geschlechts, sei es in Ge
sellschaft, bei einem Feste oder auf
einem Spaziergang, besonders auszu
zeichnen und so angenehm als möglich
zu unterhalten und durch Geist, Witz,
Humor und die jeweilig als fein gel
tende Sitte für sich einzunehmen. An
fangs ist dabei ohne Zweifel jeder nach
seiner Art vorgegangen und, wie man
chen altdeutschen Schriften zu entneh
men ist, zumeist ein „Schmeichler" ge
nannt worden, das ist ein Mensch,
«der sich liebkosend vor jemandem
schmiegt, windet." Hier und da hieß
man einen solchen um Weibergunst
ringenden Gesellen aber auch einen
.Flechsprecher", einen, dem jederzeit
diel glatte Worte zu Gebote standen,
jn Niedersachsen wohl auch einen
.Glattstrieker", in andern deutschen
Gegenden einen „Glättling", „Flaum
streicher" (von Flaum gleich weiche Fe
vern), ferner einen „Lusnier" (von
losen gleich schmeicheln), endlich auch
einen „Zumacher", also einen, der zu
thunlich zu sein versteht.
Später, als es Sitte wurde, unter
«nderm auch die an den Fürstenhöfen
des Mittelalters im Verkehr'mit Da
men üblichen Umgangsformen getreu
nachzuahmen, wurde dies zuerst „hö>
feln", dann „hofieren", der dessen Be
flissene aber „Hofierer", schließlich
»Hos"- oder „Courmacher" genannt.
Diese Bezeichnungen sind bis heute
Hang und gäbe geblieben, die Fran
zosen aber Pflegen einen Courmacher
seit etwa dreißig Jahren nicht mehr
«eoui tisun", sondern
«lso Jemanden, der durch seine per
sönlichen Eigenschaften und Um
gangsformen bezaubern will. Nun ist
«s gewiß merkwürdig, daß nicht ein
Franzose, sondern ein Deutscher war,
dem obiger Titel verliehen, ja für den
er erfunden wurde. Und zwar ist dies
im Jahre 1866, damals geschehen, als
Fürst Bismarck in seiner Eigenschaft
als beurlaubter preußischer Minister in
Biarritz Erholung von den Mühen
seines Amtes suchte. Bald nach ihm
traf zu demselben Zwecke Kaiser Na
poleon 111. mit seinem Hofe in dem
spanischen Badeorte ein, und nun hatte
man vollauf Gelegenheit, zu bemerken,
>in wie hoher Gunst der ehemalige preu
ßische Gesandte in Paris bei der Da
menwelt stand. Wenn die Kaiserin
Eugenie ihm z. B. irgendwo begegnete,
dann winkte sie ihn an ihre Seite, um
ihn in's Schloß, in den Kreis ihrer
Damen zu führen, in dem er mit welt
männischer Gewandtheit den originell
sten Plauderion anschlug, d. h. allen
Damen in so bezaubernder Weise die
Cour machte, daß ihm die Herzogin
von Alba, ganz entzückt, jene vorher
nrcht üblich gewesene Bezeichnung
Die erste gedruckte Anleitung zum
Hofmachen ist im Jahre 1662 unter
dem Titel „Der deutsche Anführer zu
anmuthigen und zierlichen Conversa
tionsgesprächen von Albertus Som
mer, Bürger und Notar zu Ham
burg", erschienen und hat nebst derlei
Gesprächen auch Winke in Bezug auf
Kleidung und Benehmen, die beim
Hofmachen seit jeher besonders in Be
tracht kamen, enthalten. Muß es nun
sehr komisch gewesen sein, wenn
Jungfrau und Gesell" die im „Deut
schen Anführer" befindlichen, höchst
geschraubten Gespräche etwa wörtlich
nahmen, so war es hingegen höchst be
schwerlich und kostspielig, die im 17.
Jahrhundert übliche Wiener Art, „den
Damen aufzuwarten", d. h. den Hof
zu machen, zu befolgen. Denn wie
Johann Christoph Waginseil, Pro
sessor der Geschichte und d-s Staats
rechtes an der ehemaligen Universität
Altdorf bei Nürnberg, in einer 16g»
daselbst gehaltenen Reihe von Vorle
sungen über seine Reise nach Oester
reich des weiteren auseinandersetzte,
mußte der Hofmacher seiner „Herrin"
allmorgendlich mit Blumen aufwar
ten, sie in die Kirche führen, nach
Hause bringen, bei Tische zum Theil
lnieend bedienen, sie auf all ihren
Ausfahrten begleiten, kurz, in ihrem
.Dienste" gänzlich aufgehen, zu alle
dem mit Geschenken nicht sparsam
sein.
Im 18. Jahrhundert wieder for
derte man, in Frankreich wenigstens,
von den Courmachern mit Geist und
Witz gepaarte Natürlichkeit und Unge
zwungenheit. Z. B. war die berühmte
Salondame Marquise du Dessano
dieselbe, die man ihres Geistes wegen
„Madame Voltaire" nannte in ih
ren jungen Jahren eine solche Freun
din des Hofmachens, daß sie die Schei
dung von ihrem Gatten nur um den
Preis dreimonatlichen „regelrechten"
Hofierens seinerseits rückgängig ma
chen wollte.
In England steht das Hofieren, das
dort durch die strengen Eheverspre
chungsgesetze ganz außer Uebung zu
kommen drohte, heute wieder unter
der Bezeichnung „kliit" in voller Blü
the. Dementsprechend fehlen in Lon
don feit einiger Zeit bei „Garden
genannien „k'lirtation Oorupr«"
(Flirt-Ecken) niemals mehr, und
einige spanische Wände, bestimmt, sie
Ballsaales. In diese Ecken ziehen sich
Töchterlein, während es mit einem
Gentleman flirtet, zu stören. Hat die
Engländerin so einige Jahre hindurch
gefühlvoll geflirtet, so heirathet sie,
zumeist aber einen Mann, mit dem eS
ihr niemals einfiel, zu flirten! Trotz
dem wollen viele das Wort „flirten"
mit „gefallsüchtig sprechen" übersetzen,
allein es stammt wohl von „kwiU'i"
(gleich schmeicheln) ab und läßt somit
Art des Hofmachens erkennen, als de
ren Großmeister Ludwig XIV. be
trachtet werden darf. Mit vollem
Recht übrigens, denn er hat Damen
gegenüber stets den König vergessen
und stets die geringste Kammerjungfer
zuerst gegrüßt.
Der Erfolg beim Courmachen
hängt von dem Alter des „Hofma
chers" keineswegs ab. In Wien trug
in den zwanziger Jahren des
18. Jahrhunderts der achtzig
Jahre alte Don Castillejo den Sieg
über mehrere junge und geistreiche Ca
valiere davon, mit denen er sich auf
einem Balle des Prinzen Eugen mas
tirt um die Gunst einer reizenden
Comtesse bemüht hatte. In London
feierte unter Georg I. der 78jährige
Lord Peterborough durch sein „Jüng
lingsfeuer" beim Courmachen die
um nur noch eines beglaubigten Bei
spieles zu gedenken, Herr von Fran
ceuil noch mit siebzig Jahren für den
würdig, liebevoll und galant bis zu
seiner Todesstunde."
Ueberhaupt haben die älteren und
alten Herren aus dem Gebiete des
Hofmachens seit jeher mehr geleistet
unbefangen gegenüberstanden und die
Kunst, „über alles zu sprechen, über
nichts etwas und über etwas so viel
wie nichts sagen zu können," worin
das Courmachen besteht, im kleinen
Finger hatten.
Das schwärmerische Courmachen
wird seit etwa 12t1 Jahren auch „Süß
holzraspeln" genannt. Und zwar mit
Rücksicht darauf, daß es seinerzeit An
stalten gab, in denen allerlei Verbre
cher zur Strafe gemeinsam hartes
Hol, raspeln (seilen) mußten, offenbar
boshafterweise, um das Hofmachen
gewissermaßen als eine „süße Straf
arbeit" hinzustellen.
Das Hofmachen hat natürlich in
den verschiedenen Ländern im Laufe
der Zeit andere Formen angenommen.
Eine recht eigenthümliche amerikani
sche Form ist die sogenannte „Cour
des Winkels", wie sie in den zwanzi
ger Jahren in den New Aorker Sa
lons aufkam. Sie besteht darin, daß
ein Kreis von Herren eine Dame um
ringt und sie allmiilig nach einer Ecke
des Saales zu drängen sucht. Natür
lich wird das Gespräch angenehm, fes
selnd, interessant sein müssen und
zwar sowohl von Seiten der Herren
als der Dame selbst. Ist die Dame
unzufrieden, so wird sie mit einer
leichten Wendung den Kreis durchbre
chen; sind es die Herren, so wird sich
ihr Ring allmiilig Auslösen.
Leicht und amüsant ist das Hofma
chen im Norden Hollands, wo es „die
Pfeife anzünden" heißt, weil es mit
der Bitte des Galans um Feuer für
feine Pfeife beginnt. Wird diese
Bitte gewährt, so darf der junge
Mann ohne Weiteres bei seiner Schö
nen „fensterln" und auf künftige Zu
neigung hoffen. Das Fensterln ist
übrigens eine uralte, keineswegs bloß
in Europa beliebte Art, den Hof zu
machen. Selbst einige Negerstämme
kennen und üben sie, wenn sie Frauen
raub im Sinne haben. Ueberhaupt
rangiren die Schwarzen zu den zu
dringlichsten Courmachern.
Böses Beispiel., „Wenn
ich nur wüßte, was ich meinem
Manne zum Geburtstag bescheere?"
„Schenken Sie ihm doch einen Ka
narienhahn!" „Nicht wahr, daß er
sich von dem auch noch's Schlagen
angewöhnt«?!"
Diplomatische Aus
kunft. Familienvater (der nach
einem Schwiegersohn Ausschau hält):
„Wissen Sie vielleicht, hat Doctor
Ritzel Miitel?" „O, er verschreibt
Aus Wunsch. „Herr Com
merzienrath, ich —" „Ja, ich ver
stehe schon. Ihre Gläubiger
wünschen, daß Sie meine Tochter hei
rathee."
Frankreichs Cotoniatarmee.
D'i französische Expedition ans Ma
dagaskar dürste geeigne! sein, das In
teresse weiterer Kreise aus die Zusam
mensetzung und Stärk« der französi
schen Colonialarmee zu lenken. )n dcm
Rahmen der Colonialarmee befinden
sich Infanterie-, Casallerie- und Ar
tillerie - Truppentheil«, von denen die
ersteren drei Kategorien enthalten: 1)
Truppen des Mutterlandes, 2) Frem
dentruppen und 3) Eingeborenentrup
pen. Zu den ersteren gehören zwölf
Regimenter Marine - Infanterie, zu
16, 14, 12 und mehr Compagnien.
Von diesen stehen die vier letzten Regi
menter, zwei mit je zwölf Compagnien,
in Tonkin und Annam, eins zu zwölf
Compagnien in Cochin - China und
das letzte zu 2S Compagnien in Neu-
Caledonien u. f. w. Außerdem sind
aber von den ach! in Cherbourg, Brest,
Rochefort und Toulon stehenden Regi
sollen die in den Colonien verwandten
ausschließlich durch sreiwilligenEiiniritt
auf drei, vier oder fünf Jahre, ferner
falle sogar durch Aufforderung zur
Verpflichtung an freiwillig sich Mel
dende der Landarmee vollzählig erhal-
Sappeur und Füsilier.
Die zweite Kategorie bildet die
Fremdenlegion, die in ihrer Gesammt
stärke jetzt 174 Officiere, 10,444 Unter
officier« und Soldaten zählt. Die Er
gänzung der Fremd«nl«gion erfolgt
durch Anwerbung Fr«md«r auf die
Dauer von fünf Jahren; französische
Staatsangehörige dürfen nur aus
nahmsweise und in jedem Falle nur mit
besonderer Genehmigung des Kriegs
ministers eingestellt werden, wenn sie
keine Dienswerpslichtung mehr in der
Armee haben.
Gebirgsartillerie.
Die Eingeborenentruppen bestehen
aus: 1) drei Regimentern tonkinesischer
Schützen zu vier Bataillonen, 2) einem
Regiment Sckützen zu
drei 3) einem Regiment
Schützen vom Senegal zu drei Batail
lonen. 4) einem Regiment sudanesischer
Schützen zu vier Bataillonen, 6) einem
Bataillon Haussa - Schützen, 6) einem
Bataillon Schützen von Diego Suar<
(Madagaskar) und 7) einer Compagil?«
indischer Sipoys (Französisch-Jndien).
Doch besitzt der Sudan in neuester Zeit
S u a h:.
nisirte Artillerie, wohl nach englischem
Borbilde, in Stärke von zwei Regi
mentern Marine - Artillerie zu drei
fahrenden, drei Gebirgs- und dreiFuß
batterien, bezw. drei fahrenden, einer
Gebirgs- und fünf Fußbatterien, von
denen 16 Batterien sich in den Colonien
befinden, ausschließlich vom Mutter
land« gestellt. Hierzu gibt nur der Se
negal «ine Compagnie Fahrtanoniere.
Die Gesammtstärke der Colonialar
mee mit den Marine- und Fremden
iruppen wird im Kriege auf 60- bis
70,0V0 Mann veranschlagt.
Gaskar" der von Kennern des Landes
auf IS.cXX) Mann veranschlagt worden
ist, decken zu können, zumal die politi
sche und innere Lage weder in Ostasien
noch in Afrika die Abcommandirung
thunlich erscheinen ließ. Es erübrigte
daher nur, neben drei Gebirgsbatterien
der Colonialartillerie noch eine Anzahl
von Neuformationen aufzustellen, den
Mehrbedarf aber den afrikanischen
Truppen zu entnehmen.
Der Palmcndieb.
Der zu den Einsiedlerkrebsen gehö
rende Palmendieb l»ti<>)
Kokosnüsse allerdings einen Haupt
theil der Nahrung dieser Krebse, die
deswegen auch Kokoskrebse genannt
eine Kokosnuß zur Hand nimmt, so
sollte man es gar nicht sür möglich
res einzudringen vermöchte, und doch
bringt er das thatsächlich fertig. Er
entfernt zunächst, beim Ende der Nuß
beginnend, wo sich die drei Keimlöcher
befinden, Faser für Faser die äußere
Haut und hämmert dann mit seinen
Hilfe der schmalen Hinteren Scheeren
stückweise den weißen Kern der Nuß
hervor, um ihn zu verzehren. Die Fa
sern dagegen schleppen die Palmen
diebe in ihre Erdhöhlen und polstern
diese damit aus.
In der Kaserne.
„Sie melden sich krank? Was fehlt
Ihnen denn?"
„Ich hab' ein Herzleiden, Herr Feld
webel!"
„Unsinn! Im Dienste brauchen Sie
gar kein Herz!"
Er weiß schon.
Frau (zu ihrem heimkommenden
Manne): „Männchen, gut, daß Du
kommst, denke Dir nur, heute —"
.Herrgott, dann nimm Dir doch ein
anderes Dienstmädchen!"
Einseitig. „Es geht hier
ein Gerücht um,Du beabsichtigtest Dich
zu verloben!" „Ich schon aber
er nicht!"
Kleines Mißverständ
nis Militärarzt: Wo sühlcn Sie
sich denn am schlechtesten? Rekrut:
In der Kaserne, Herr Doktor!
Unnöthige Warnung.
Liqueur; Du wirst sofort davon be
rauscht!" „Ach, gnädiger Herr, ich
halt schon 'was aus!"
Ein Mitleidiger. „War
um wollen Sie denn nun absolut nicht
Heirathen, Herr Doktor?" „Weil
ich's nicht übers Herz bringen kann,
so sielen hübschen, jungen Damen die
Hoffnung »u rauben!"
Der offene Mund.
Die meisten- Naturvölker gewöhnen
ihren Kindern mit ebenso weisem wie
instinktivem Vorbedacht an, den nicht
beschäftigten Mund stets geschlossen zu
halten. So wichtig ein geschlossener
Mund zweifellos ist, so wenig bleibt es
aufmerksamen Beobachtern verborgen,
daß mit dem civilifaiorischen Fort
schreiten einer Nation die Würdigung
Gebildete die Wichtigkeit des geschlosse
nen Mundes so wenig zu schätzen wis
sen. Ost sicherlich nur aus purer
Glelchgiltigkeit lassen sie die Unterlippe
hängen, sitzen mit offenem Munde da
Interesse wohl der Mühe lohnt, dieses
Allem voran wird bei dem Athmen
mit offenem Munde die Luft direct in
die Lungen geleitet. Aeußerst schädliche
Weil ferner das Blut in diesem Falle
wird, erhalten die Kinder mit offenem
Munde meist ein blasses, kränkliches
Aussehen. Die gebeugte Haltung vie
ler Kinder ist gewöhnlich ebenfalls nur
ren; denn würden diese Kinder den
Mund schließen und durch die Nase
athmen, so wären sie nothgedrungen zu
einer ausrechten Haltung gezwungen.
Das Schnarchen ist oft wohl auch nur
die Folge eines offenen Mundes. Würde
der Betreffende im wachenZustande den
Mund stets geschlossen halten, so wäre
der Mund naturgemäß auch beim
Schlafen zu, und das Schnarchen
würde vermieden werden. Leute, die
wachen gewöhnlich über «inen trockenen
Mund. Das verhält sich auch so: die
Luft trocknet die Mundschleimhäute
gänzlich aus, ebenso auch die Stimni
nun diese durch gewaltmäßiges Athmen
(bei verstopfter Nase) in Schwingungen
versetzt, so tönen sie natürlich in des
Basses gewaltigster Tiefe; ein Klang,
dem Sägen von Eichenholzknorren nicht
so unähnlich.
Die beiden inneren Ohren sind mit
dem Munde verbunden. Wird der
Mund offen gelassen, so gehen Schall
wellen verloren, anstatt daß alle Schall
mittelt werden, um dort ein schnelles
und klares Bild zu erzeugen. Wenn
man mit Anderen spricht oder sonst et
was hört (Musik, Vorträg« u. s. w.),
so darf leine Schallwelle verloren ge
hen, um genau zu hören und zu ver
stehen, und damit das Gehörte so rasch
als möglich im Gehirn registrirt wird.
Man wird deshalb finden, daß Kinder
mit offenem Munde gewöhnlich nicht
gut und fließend sprechen, weil sie nicht
genügend hören und es zu lange währt,
bis sie begreisen.
Kinder mit offenem Munde werden
auch oft als Dummköpfe angesehen, da
der Gesichtsausdruck bej oAnem
Munde sehr leidet. Die meisten Mus
keln, die dem Gesicht den Ausdruck ver
leihen, sind an d«r oberen Lippe befe
stigt und können sich nur bewegen,
wenn die obere Lippe auf der unteren
aufliegt, das heißt, wenn der Mund ge
schlossen ist.
Der Mund gehört deshalb zu. Er
darf nur zu einem Zwecke, wie Essen,
Sprechen und Singen etc. 'geöffnet
werden, sonst bleibt er verschlossen.
Ist man daran gewöhnt, so kann man
es ja gar nicht anders, denn die Natur
verlangt, daß man den Mund ge
schlossen halte und durch die Nas«
athm«. Erwachsene Leute mit offenem
Mund« werden sich diese Unsitte bald
abgewöhnt haben. Bei Kindern wi.'d
es schon schwerer halten. Sie werden
gewöhnlich entgegnen: ..Ich hab: den
Schnupfen und kann nicht," anstatt et
was Willenskraft zu entfalten und zu
Probiren. Ist die Nase wirklich ver
stopft. so leistet das Hinaufziehen von
Salzwasser (ein halber Kaffeelöffel voll
Kochsalz auf ein Glas schwach lauwar
men Wassers) durch die Nase gute
Dienste. Sollt« dos Kind b«! aller
Energie nicht durch die Nase zu athmen
vermögen, so müßte ein praktischer Arzt
oder Specialist für Nasen-, Hals- und
Ohrenkrankkeiten zu Rath« gezogen
werden, durch dessen Hilfe dann etwai
gen Hemmnissen leicht und bald abge
holfen sein dürfte.
Stallmagd: Weil i den Säustall pu
tzen muß bis zum Sonntag!
Das Gewissen.
Da liegt das Grab eines Klndet,
verlassen, ungepflegt! Seit die un
glückliche Kleine einst die Augen ge
schlossen und in die Gruft versenkt
ward, hat Niemand mehr den Rasen
blühenden Rosen mit dem Thau der
Thränen genetzt. Kalt verzeichnet der
Grabstein mit goldenen Buchstaben
ihren Namen und die sieben Jahre, die
sie auf Erven gewandelt war.
Hatte das Mädchen keine Mutter
Ja, eine Mutter hatte sie aber
bisher mußte man glauben, daß sie
ohne Mutier war! Die Sonne der
großen Welt, rauschende Feste, prun
kende Bälle, hielten das Herz der Mut
ter wie im Taumel umfangen. Da
kam der Augenblick, wo sie sich von die
sen schalen Freuden lossagen, wo sie
einsam in ihrem Schmerz vergehen
mußte!
Sie stand eines Tages verarmt, ver
lassen da.
Plötzlich gedachte sie ihres verstorbe
nen Kindes, das auf dem Friedhof
schlummerte.
Und sie kniete vor dem Grabe und
stützte ihr thränenfeuchtes Haupt auf
die marmorne Platte.
„... Ich weiß, wer mich ruft, es
kann Niemand anders sein, als meine
Mutter!"
Die Frau hörte eine leise Stimme
sprechen und erkannte sie wieder: es
war die Stimme ihrer Tochter.
Die Mutter lauschte und erbebte.
„...Ich war ja immer so allein!
Wie ich auf der Welt nur Dich kannte,
so hatte ich auch hier keinen Freund.
Auweilen, wenn des Mondes Silber
licht durch das nächtlich« Dunkel schim
merte, kamen Knaben mit goldenen
Flügeln, um bei mir zu sein. Ach,
dann spielten wir und nippten die
Thautropfen aus den Kelchen der Vio
len. Wir küßten uns auf die Stirn
und jauchzten! ... Aber wenn dann
der Morgen graute, eilten sie davon,
ich weiß nicht wohin dort in die
Lüfte empor, hoch, sehr hoch, bis über
die Wollen, der erwachenden Sonne
zu!... Auch mich wollten sie mitneh
men, aber sie konnten mich nicht heben,
ich war ihnen zu schwer. So blieb
ich hier immer allein. Wie war es
traurig, so allein!..."
Die Mutier hörte es, erbleichend,
vernichtet.
„... Erzähle mir doch" sprach
weiter das Kind „sage mir, ob der
Vater Dich immer noch so lieb hat,
wie damals, da ich noch bei Euch
war... Jeden Augenblick schloß er
Dich in seine Arme. Was Du auch
thatest, er küßte Deine Hand in über
strömender Zärtlichkeit. Er nannte
Dich heilig und schön ... O Gott, ich
weiß sehr wohl, mich Aermste hat Nie
mand geliebt, nicht Du, noch der Va
ter oder die Schwester... Ach, wie
habe ich schweigend gelitten! Aber ich
klagte nicht und liebte Euch!...
Ich wartete nur darauf, groß zu wer
den. Sage mir doch, warum habt
Ihr mich hier so lange eingeschlossen?
Was that ich denn, daß Ihr mich so
viele Nächte allein hier schlafen lie
ßet?" ...
Die Stimme des Kindes klang im
mer wehmuthsvoller, während es diese
Fragen stellte und die Erinnerungen
heraufbeschwor. Athemlos verschlang
die Mukier jedes Wort, jede Silbe;
unsägliche Pein ergriff sie bei den vor
wurfsvollen Klagen. Ihre Lippen
össneien sich, eine Antwort zu geben.
Schon wollte sie dem Kinde Alles
enthüllen, die Auflösung des Hauses,
die Flucht der Schwester, die Rohhei
ten des Vaters; mit einem Wort: ihr
ganzes Elend! Aber die Worte er
stickten in der Kehle.
„....Liegt denn die Puppe mit
dem rosigen Kleidchen noch in der
Wiege? Sie war mein kleiner Lieb
ling. diese Puppe mit ihrem Locken
haar, den wunderblauen, stets offe
nen Augen... Sie war zu mir wie
eine Schwester. Sie lachte über
Alles, was ich erzählte, wir verstanden
uns so gut! Nur ihr klagte ich mein
geheimes Leid sie war so verschwie
gen! Ach bring' mir die liebe Puppe,
Mama, bring' sie mir, wenn Du
wiederkommst.
Die Mutter ahnte nicht, daß jene
Stimme, die aus dem Grabe tönte,
die Stimme ihres eigenen Gewissens
war! Sie glaubte ihr Kind zu hö
ren; sie wollte schreien, nach Hülfe
rufen da flüsterte leise, fast laut
los die Stimme noch einmal ihr zu:
„Ach ick> möchte mit Dir gehen
Aber ich fürchte. Du wirst mich schel
ten. Und ich liege so ruhig hier. Nie
mand sagt mir ein Wort... Nun
werde ich schlummern, aber morgen
mich weckt. Ja morgen werden wir
uns wiedersehen, liebe Mama!"
Es klang wie Frohlocken, wie Ju
bel
„Meine Tochter lebt " schrie die
Mutter auf und lief hastig von dan
der zum Leben zu wecken: die Mutter
war heimgegangen zu ihrem Kinde.
Drohung. Frau (eines
Schriftstellers zu ihren lärmenden
Kindern): Wenn Ihr nickt sofort ar
tig seid, lese ich Euch Papas Gedichte
vor!
Ba u erna uffafsung.
Herr: „Wie stark ist Ihre Fami
lie, Herr Pächter?" Bauer: „W a n
ma z'fammahalta, hau'n
ma'S ganze Dorf z'samm!"
Das rechte Morl.
Ihr kennt es alle; es ist: das rechte
Wort zur rechten Zeit! Wer hätte die
segnenden Wirkungen dieses Binde
gliedes menschlicher Liebe nicht an sich
selbst schon erfahren und denjenigen
dankbar gepriesen, der sich das gol
dene Kleinod zu eigen gemacht und
mit heiligem Erbarmen ausgetheilt?
Finstere, trotzige Gemüther wurden
hell beim rechten Wort; sie thaten sich
weit, weii auf dem Lichte der besseren
Erkenntniß und genoffen mit Freude
wieder das Gute und Schöne. Die
graue Sorge, die ständige Begleiterin
des Menschenlebens, verliert ihre größ
ten Schrecken, wenn das stärkende, er
hebende, rechte Wort ihre Macht bricht
los, blind, an Menschenelend vorüber,
viele wollen nicht sehen, und andere,
die so gern helfen, trösten, lindern
möchten, bewirken durch ungeschicktes
Angreifen gerade das Gegentheil. Ihre
gut gemeinten Worte säen oft Bitter
keit, selbst Haß in's leidende Herz.
Das rechte Wort findet nur, wer iir
anderen lebt, d. h. ihr Leid zu seinem
Leid, ihre Freude, zu seiner Freude
macht. Wir dürfen nicht an uns, wir
müssen an die anderen denken, müssen
mit schonender Hand dem Uebel auf
den Grund gehen, müssen vor allem die
Gemüthsanlagen des zu Helfenden be
rücksichtigen. Wie ja fast jede Pflanze
einer anderen Behandlung bedarf, s»
mag es zu leugnen, daß gerade die
Frau sich am besten eignet, Spenderin
des rechten Wortes zu sein? Ihre sen
sitive Natur, ihr entwickeltes Ge
volle Förderer zum Finden des »rechter»
Wortes. Ist sie dazu noch begabt mit
einem gesunden, offenen, praktischer»
Sinn, schlägt ihr Herz in warmer
Menschenliebe, so ist ihr das Zauber
mittel in die Hand gegeben, den
schmerzlich zuckenden Mund lächeln,
das thränende Auge leuchten zu ma
chen.
«ine erfahren« Hau»frau.
„Sie wollen bei mir als Köchin ein
treten? Haben Sie ein Verhältniß?"
„Nein, gnädige Frau!" „Hatten
Sie schon einmal ein solches?"
„Nie!" „Ich frage Sie nicht des
nicht gern sehen würde. Sie dürfen
mir also rückhaltlos die Wahrheit sa
ihrem Gatten, „die können wir nicht
brauchen. Wenn sie ordentlich kochen
könnte, so hätte sie bei dem vielen Mi
litär, das wir hier haben, gewiß einen
Liebhaber!"
Guter Rath.
zwanzig Jahr,
In Fried' und Freundschaft dich ver
tragen,
ger war.
Und sprich ihr nicht von künst'gen alten
Tagen.
Widerlegt. Lieutenant:
„Bei unsern gänzlich verschiedenen
Verhältnissen muß leider der Gedanke
an eine eheliche Vereinigung ausge
„Ungleiche Verhältnisse? Ich bin mit
Gemüthlich. Fürst: Ich
danke Euch, lieben Leute, und werde
Euer Anliegen in Erwägung ziehen.
Jetzt will ich Euch nicht länger aus
halten. Sprecher der Bauerndepu
selbst! Fräulein (vom Lande): Ach,
ten?
schuld? """""""
Monolog. Schauspieler:
„Man sagt, Leute mit entgegengesetz
ten Eigenschaften geben die glücklich
em Mädchen mit Geld!"