2 I» nehm'«» Ich nehm' es leicht, Ob Schweres auch zu tragen! Halb ist erreicht Ein Ziel durch frohes Wagen. Wer wird erst stehen und zagen, Die Frisch« weicht; Ob Schweres auch zu tragen, Ich nehm' es leicht. Ich nehm' es leicht, Wie auch die Loose fallen! Die Zeit verstreicht Zu rasch ja mit uns A11en.... In Hütten wie in Hallen Die Locke bleicht; Ich nehm' es leicht. < Das Weib des Indianers. schüttelte. „Es war ein« merkwülrdige Ge schichte." «n-dlose Prairie strich und ab und zu die Grundvesten des schmucklosen Kaues zu erschüttern schien. Wir aber, die wir für die Nacht Unterkunst bei dem gastlichen Alten gefunden hatten, schmauchten unsere Trade Pvst-Cigar des heißen schottischen Whiskey-Pun diefes ehrwürdigen Beteranen in einem der gefährlichsten und aufreibendsten Dienste, die es an der äußersten Grenze der Civilisation gibt. Missionär Mc sFadden war damals schon über 4V Jahre unter den Rothhäuten thätig, «nd viele seiner ehemaligen Sonntags schüler waren später in Carlisle, der Jndianerfchule, erzogen und zu nütz lichen Menschen geworden. „Wie ich sagte,"so fuhr er fort, „eine merkwürdige Geschichte. Es war der erste und einzige Fall, daß ein Voll blut-Indianer noch dazu ein Sioux in der Reservation von Coeur Marie als Missionär unter sei nen Stammesgenossen fungirte, und dieser einzige Versuch wird wohl auch nicht sobald wiederholt werden, denn «r fiel unglücklich aus. Mein Vorgän. Ger hatte seinen Vater, einen Unter häuptling des Eitting Bull, in der Schlacht am Littl« Big Horn durch die Kugel eines amerikanischen Drago rierkarabiners verloren. Der Knabe zählte damals nur 3 Jahre und wurdt Anter den Trümmern eines durchlö cherten Tepees gefunden und von Ca pitän Malcom. dessen Compagnie je nen Theil des Jndianerlagers erstürmt hatte, vom Tode errettet und später nach Hampton zur Erziehung geschickt. DasVermächtniß einer alten, frommen Dame in Boston ermöglichte es Augu ftine St. Croix so war der Knabe getaust worden Theologie in An dover zu swdiren und sich auf seinen sclbsterwählten schweren Beruf den eines Missionärs unter den heidni schen Stämmen seines Volkes vor zubereiten. Er studirte eifrig und mit Erfolg, und eines Tages, kaum 23- jährig, hielt der junge Indianer seine Antrittspredigt in einer der fafhiona delsten Kirchen von Boston. Es war Udventszeit und an jenem Sonntag wurde stets zum Besten der inländi schen Mission gepredigt und darauf eine Eollecte veranstaltet, die bei den steinreichen Mitgliedern jener Congre- Sationalisten-Gemeinde immer eine er kleckliche Summe abwarf. Aber an jenem Tage ganz besonders, denn die düstere, zwingende Beredtsamkeit des rothhäutigen Asketen mit den glühen den Augen, dem scharfgeschnittenen Gesicht und den rabenschwarzen Haar strahnen, die ihm wild um die Stirn sielen, hatte ihre Wirkung nicht ver sehlt. Unter den Zuhörern an jenem Sabbathmorgen war Ethel Milbury gewesen, und sie hatte sich sterblich in den jungen Mann verliebt, dessen Per sönlichkeit und seltene Begabung ihre Phantasie nicht minder erregte, wie Vit traurige Geschichte seiner Jugendjahre ihr Herz gerührt hatte. Das junge Mädchen war die einzige Tochter eines reichen Kaufmanns und Sonderlings, von dem sie zweifelsohne den Hang zum Mystischen, Religiösen geerbt hat te. Das Wunderbare geschah, daß dieser alte Herr, anstatt sein zärtlich geliebtes Kind aus das Unnatürliche kel Sam gefallenen Siouxhäuptlings vor'in Altar und gelobte ihm ewige Treue. „Eine sonderbare Geschmacksverir rung das war das Verbiet, welches dieser Nachricht fällte. Allein den «inen Korb gegeben, obwohl er jung, tübick und Besitzer einer Million war- Dieser verstand die Beweggründe, die daS Herz seiner jungen schönen Cou sine «'nein Indianer überliefert hatten religiöse Schlvärmerei, echt weib liches Bedürfniß, sich zu opfern und «!nen Beruf mit dem Gatten zu thei len, der mühevoll, schlecht lohnend und gefährlich war,aber dafür auch die Palme des religiösen Sieges bedeu tete. Nun, es war geschehen, und das im Schooße des Wohllebens erzogene Mädchen solgte bald darauf heiter und voll Muthes ihrem Mann hierher nach dem fernst«», rohesten Westen, wo wohl kaum je ein so zarter Fuß das haarscharfe Alfalfa-Gras gepreßt hat te. In der Hütte, in der wir uns jetzt befinden in ganz derselben war eZ, wo Ethel Milbury ihr neues Heim fand. Nichts von all dem Luxus, an den sie feit frühester Kind wie vor ihre Lieblingsärien entlockte und die Töne mit dem Gesang ihre», süßen Stimme begleitete. Das war blickte sie ihre Pflicht, ihren Lebens zweck nur darin, die getreue Gattin ihres Mannes, die ihm in Allem erge hen« Gefährtin seines Lebens unter rohen, gewaltthätigen/ dem Trünke mnd allen Ausschweifungen ergebenen Indianern zu fein. Ein Kind wurde geboren, und das junge Mutterglück verklärte noch einmal die schon recht gleichen Züge der jungen Frau. Denn sie hatt« Kummer, schweren Kummer. Nicht «twa nur in Folg« des ihr völ lig ungewohnten, harten und entbeh rungsreichen Lebens, das sie, so weit wie thunlich mit ihrem GattenMtheilte und das sie durch die selbstauferlegte Pflicht der Krankenbesuche unter den auf weiter Strecke verstreut lebenden Indianern, deren Weiber und Kinder, sich noch schwieriger gestaltet hatte. Nein, es war der Gram um das ver änderte Wesen ihres Mannes, der ihr am meisten qn der Seele fraß. „Denn im Gemüth des jungen Jn dianerMissionärs hatte sich eine Wandlung vollzogen. Er war wieder Sioux geworden. Mit jedem Tage, den er unter diesem wilden, heidnischen Volke zubrachte, streifte sich der Fir niß der Cultur mehr und mehr bei ihm ab, verließen ihn di« anerzogenen Anschauungen und Ueberzeugungen ei ner Rasse, die der seinigen stets feind lich gewesen, und er versank abermals in die lichtlose Nacht der Barbarei. Die ersten Anzeichen dieses verhäng nißvollen Wechsels vollzogen sich nur wenige Monate nach der Uebersiede lung des ungleichen Paares auf diese Reservation. Da begann er wieder, in der Sprache seiner Väter, den rau hen, gutturalen Siouxsprache, zu re den, und er nannte diese mißtönende Sprache die s«inige. Sein Christen glaube fing an zu wanken unter der Ueberfülle von heidnischen Gewohnhei- Missionswanderungen auf Schritt und Tritt begegnete. Seine Predigten am Sonntag in der kleinen Cap'lle am Bent Fori hörten auf, glühende Be redtsamkeit zu athmen und wurden wie klingende Schellen, ohne liefen Sinn. Bei der Geburt des Kindes, eines Knötchens, war dies« Wandlung bei Augustin« St. Croix schon soweit vorgeschritten, daß er sich weigerte,das glaubensstarke Missionär hörte allmä lig auf, ein Sendbote deS Christen thums unter den Greueln des Heiden thums zu sein, und wurde wieder ein wilder Sohn einer wilden Natur. Es läßt sich denken, daß diese Wandelung sich nicht vollzog, ohne daß Ethel, sein im Schooße des Christenthums und der Gesittung geborenes Weib, sich mit allen Kräften ihrer Seele dagegen sträubte. Und im Ansang schien auch ihr Mahnen und ihr Bitten noch et was zu fruchten, denn der düsterbli ckende Mann wurde dadurch wieder und wieder auf den alten Pfad her übergezogen. Aber diese Stimmungen währten stets nur noch kurze Zeit dann brach immer wieder mit elemen tarer Gewalt, wie die Lava unter der Schlack«, die ursprünglich« Natur, die Natur des Wilden, hervor. zes heran, der Tag, der vor allen an» dern den Sioux heilig ist, an dem sie sich durch Bräuche, deren grausame Wollust eben nur dem Indianer ver. ständlich und theuer ist, wieder mit den Sitten der Väter verschmelzen. Sonnentanz! Wer hat ihn je geschaut und nicht geschaudert? Ein so gräß licher Brauch des alten, schlimmen Heidenthums wi« nur j« einer im Al terthum, ein Brauch, der eben nur un ter menschlichen Teufeln sich fortpflan zen kann. Nun, der Sonnentanz wurde jenes Jahr mit besonderer Eh rung gefeiert, denn eS galt, den christ lichen Priester, den Vertreter des Got tes des weißen Mannes, wieder dem Cultus seiner Borfahren zu gewinnen. Und es gelang. Als Ethel, der das kleine Kind an der Brust lag und die mitten in der Nacht durch das Geheul und den Flammenschein, die vom Tanzplatz zu ihr in die Blockhütte hin überdrangen,, aufwachte und ihren Mann, der einst zum Diener des all weisen Gottes gesalbt, nicht in der Hütte erblickte, erfaßt- sie eine böse Ahnung. Leise erhob sie sich vom La ger und schaute in die Nacht hinaus. Wüster Lärm schallte ihr aus dem Osten entgegen, und die lang gezoge nen. schrillen Töne der fanatischen Lie der drangen an ihr Ohr. Unwider stehlich trieb sie's fort zu sehen und zu hören, welcher Natur diese Gräuel seien,von denen sie schon so viel ver nommen.Jhr kleineSKind auf dem Arm schlich sie sich vorsichtigen Schrittes nach dem Platze, woher der wüste LLsm ertönte. Unbemerkt kam sie so nahe,daß sie bei d«m blendenden Schei telnden Scheiterhaufens die ganze grause Scen« beobachten konnte. Mit gräßlich bemalten, nackten und vom Schweiße triefenden Leibern drehten sich da die dunklen Söhne der Wild niß um den Flammengott, d:n sie an jungen Tapferen'jetzt so graßlich ver stümmelten. Und mitten unter ihnen - der Wildeste der Wilden er- Gestalt ihres ManneS, des Missionärs. Bei diesem Anblick bemächtigt« sich der sansten.schüchternen Frau, die die Mi ßhandlung selbst klagelos von d«n Fäu sten ihres Gatten geduldet, eine Kühn heit und eine sinnverzehrende Wuth, welche sie die furchtbare Gefahr nicht achten ließ, der sie sich aussetzte. Mit fliegenden Haaren und keuchendem Athem sprang sie schn«ll in die Reihen der wie toll Rasenden und Heulenden hinein, und ehe diese sich gefaßt, hatte sie auch schon Augustine St. Croix gepackt und gerüttelt. Ehrvergessener! Meineidiger! schrie sie ihn an. und die Wuth erstickte fast ihre Stimme. Er ober, nun wieder ganz dem Blute und der ursprünglich«!! Wildheit set ner Stammesangehörigkeit verfallen, schnaubte wie ein angeschossen«! Eber, ergriff f«in eig«n«S Kind an den Haa ren und schleudert« es in die Flammen, die eben wieder hoch emporloderten, zu Ehren des Sonnengottes Manitou. So räche ich meine Abtrünnigkeit von meinem Volke, rief er mit glühen den Augen, und spießte sein eigenes Kind. Ohnmächtig stürzte Ethel nie der. Ein hitziges Fieber warf sie auf's Krankenlager, und di« Kunst d«s Me dizinmannes konnte sie nicht retten. Eine Woche später war sie todt. So endet« diese Dichter des schwärmeri schen Glaubens«if«rs. Ihr Mann aber schloß sich ganz und gar den wilden, ungezähmten Stämmen der Sioux an, und als ein Jahr später «in neuer Krieg mit den Weißen ausbrach wegen angeblich ungenügender Verpflegung von Seiten der Washingtoner Agen ten, da war Augustin« St. Croix oder wi« er jetzt hieß: Wah-na-teh In den vordersten Reih«n der Kämpfer, und am Dellow Peak siel er, wie sein Vater, von der Kugel eines amerikani schen Karabiners. Es war die Stimme der Natur, die ihn wietxr in die Zelte seiner Rasse geführt, und sein Beispiel hat mir wenigstens bewiesen, daß In dianerblut nicht durch die Taufe we sentlich anders wird." Der alte Missioär schwieg. Drau ßen brauste noch immer der winterliche Sturm, und die Schneeflocken knister ten gegen die Wände des Blockhau ses. „Ja, Blut ist dicker als Wasser", murmelte der Post Trader, sein letztes Glas Punsch schlürfend, „und ich blei be dabei Sherman hat Recht: Der einzige gute Indianer ist der todte In dianer." Di« «unst st» zu kleid«n. Eine Frau, die diese Kunst inne hat, wird manchen Sieg über eine an dere, mit regelmäßig schönen Zügen davontragen, die ihre Kleidung nicht versteht, dazu gehören Chic und Ge schmack. Einhaltung der Harmonie in Linien und Farben. Da verticale Li nien die Gestalt schlank und groß, ho rizontale dagegen dieselbe breit und klein erscheinen lassen, empfehlen sich daher für starke Frauen vertical ge - streift« Stoff«, Gilets an der Taille, welche die Breite des Körpers durch drei senkrechte Linien theilen, keilför mige Einsätze am Rücken, dagegen tra gen Schlanke quergestreifte Gewebe, Leithen und Revers. Bezüglich der Farbe muß die Toilette mit der Farbe der Haare und dem Teint Einklang gebracht werden. Schwarzen sind gel be, rothe, cerife und dunkelvoileite Harbenfcalen vorgeschrieben, Braunen stehen weiß, rosa, goldgelb, violett, grün, dunkelblau und braun zur Ver ! Stimmung der Trägerin im Einklang !sein soll, keine excentrische Form für eine ernste Dame, kein knabenhaft über müthiger Hut für ein Gesichi, das Milde und Sanftmuth ausstrahlt. Handschuhe, passender Schmuck und eine Reihe von schönen Perlen. Vorschriftsmäßig aus gerichtet. Bursche: Eine Empfeh lung von dem Herrn Lieutenant, der Herr Lieutenant lassen den Herrn i Lieutenant bitten, der Herr Lieutenan! "möchten dem Herrn Lieutenant das Buch, das der Herr Lieutenant dem Herrn Lieutenant kürzlich geliehen, zu —ln der Schule. Lehrer: „Nun, Jimmie, wenn Du drei Aepse? zu zwei Cents essen würdest und dank vier Aepsel zu einen Cent das Stück was würden also die Kosten sein?" Jimmie: „O, ungefähr zwölf Dollar Unser Doktor ist sehr theuer!" Eine Plauderei vom Wein. Der Speisesaal des vornehmen Gasthofes erglänzt im Hauber des elektrischen Lichtes. ES ist sieben Uhr. Die l'itble <Z'kote hat begonnen. Von draußen schleicht sich, bisweilen durch die dicht verhängten Fenster einStrahl der abendlichen Sonne herein. Zwi schen dem Klappern und Klirren der Teller, Gläser und Geräthe hört man das Zwittern der Vögel im Garten und das Rauschen des Windes in den Platanen. Dann aber wird die Un terhaltung der versammelten auserlese nen Badegesellfchast immer lebhafter, sodaß endlich das Durcheinander des Gespräches und das Hin und Her der Reden alles übertönt. Die Gesellschaft ist kosmopolitisch, aus Mitgliedern der meisten civilisirten Nationen zusammengesetzt. Deutsche, Engländer, Franzosen und Russen sind besonders zahlreich vertreten. Die Unterhaltung wird in den Hauptspra chen Europas geführt; das Französisch« aber ist vorherrschend. Und auch die prüfend ein volles Glas goloigen Wei nes gegen das Licht hält. Ja, ja, erwiderte der Angeredete zer streut. Dann setzte er hinzu: Ich trink« heute einmal den Rheinwein, meinen Landsmann. Er regt mich an wie kein anderer Wein zumal bei dieser sirokkanischen Südostwindhitze. Finden Sie die Luft nicht erschlaffend? Wir hatten heut« 32 Grad Celsius im Schatten. Ich liebe die Wärm«, erklärte der andere ein russischer Diplomat. Auch ist es für mich ziemlich gleichgil tig, ob die Luft schwül oder leicht ist, wenn nur die Temperatur eine gewisse Höhe erreicht. Wir Russen sind im Allgemeinen mit Bezug auf die At mosphäre keine Feinschmecker: durch die Extreme von Hitze und Kälte der ver schiedenen Klimate unseres Landes sind wir für die atmosphärischenFines- Sinn." Ach, wirft der Deutsche ein, und die ser Dichter sprach wie der Blinde von Klima kennen gelernt. Thut nichts zur Sache. Sein durch Sachkenntniß nicht getrübtes Urtheil war dennoch das Richtige. es nicht! Der Gelehrte wird lebhaft. Ist etwa der Bewohner der klimatisch glücklichsten Gegenden deS südlichen Spaniens, Griechenlands, der Riviera in jeder Hinsicht durch feinen Sinn Feinschmecker zumal der Grieche; ich weiß es nicht; ich bezweifle es trotz allen lch denke an die ! spartanische Suppe. Sie war «ine Art Schildkrötensuppe ! für unartige Kinder, wirft heiter der - Russe ein. dalusiens? fährt der Gelehrte fort. ner jener Länder nicht noch jetzt die " „Verfeinerten", wenn das Klima auf die Verfeinerung der Sinne einen ent scheidenden Einfluß äußert? Ich rede nicht von Italien, dessen Malaria- Klima übrigens mit Ausnahme der Riviera-Zone durchaus kein so aristo kratisches ist, wie man gewöhnlich an nimmt. Der Nordländer ist freilich nun einmal in das italienische Klima vernarrt. Ich muß Ihnen schließlich recht ge ben, versetzte der Rusie. Die heutigen Bewohner des südlichen Spaniens, Portugals, Griechenlands sind sicherlich keine Feinschmecker. Und die Italiener sind übrigens auch nicht. Sollte schläfst sind? Und mit der Erschlaf fung hört ja zuletzt jede Genußfähigkeit auf. Es tritt ein Zustand der Gleich giltigkeit und Apathie ein. Das ist ja «ine verwickelte Unterhal tung, meint eine ältere Dame, deren fast weißes Haupthaar zu den lebhaf ten, jugendlichen Gesichtszügen einen eigenartigen Gegensatz bildet. In der That, Frau Gräfin, bestä tigt der Diplomat. Es handelt sich darum, totzustellen, wo heutzutage in mitten der modernen Brutalität der verfeinerte Sinn für die Genüsse der Küche und des Kellers noch gefunden wird. schließlich in Frankreich, erklärt die österreichische Gräfin mit Entschieden heit. Nicht wahr, Herr Marquis? Sie wendet sich mit dieser Frage an Herrn, der trotz seiner Körperfülle eine erstaunliche Lebhaftigkeit des Geistes und Körpers zeigt. ' Auch Sie, bemerkt der russische Di plomat, sich an den Marquis wendend, erwähnen der Tafelfreuden des alten Roms; sollten nicht gerade in der üp pigsten Zeit die Römer allerdings überaus seltene und theure Speisen auf ihre Tafel gebracht, dabei aber Kunst des Essens und Trinkens bildet, zerstört? Den höchsten Ansprüchen des Kop gerecht zu werd-n. ergänzt lachend der Ja. so ist es! bestätigte der Mar bemerkt nur noch in der französi schen Familie. Denn die Küche der Restaurants und Hotels ist heutzutage in Frankreich meist «in« recht mittel- Wir sind wie gesagt ernst«r und schwerfälliger als ehemals. Anderer seils hat ja die Natur in wunderbarer Weise unser Land mit den wichtigsten und edelsten Erzeugnissen für Küche und Keller beschenkt. Wo fände man Weine wie die unfrigen? Oh! ruft der deutsche Gelehrte. Sind nicht die Hochgewächse des Rheins die König« unter den Weinen? Ihr Feuer, ihre Kraft vor allem ihre Blume und ihre Wirkung auf Gemüth, Herz, Seele.... Ich schätze die Rheinweine sehr hoch, erklärt der russische Diplomat. Es sind unten ihnen sicherlich vornehme Weine ersten Ranges vielleicht un erreicht mit Bezug auf Kraft und Saft. Das wird wohl kaum Jemand bestreiten. Dennoch meide ich sie und muß sie meiden. Wie so denn das? fragt der deutsche Gelehrte verwundert und fast verletzt. Kein anderer Wein der Welt, er widert der Russe, hat für mich Eigen schaften, die so erhitzend wirken, die Arbeit des Blutes, des Magens, der Leber so beeinflussen, alle Organe in so fieberhafte Erregung versetzen mich so zu Allem fähig machen.... Der deutsche Gelehrte zuckt die Ach seln: Individuell ganz individuell! Ich trinke Rheinwein seit einem halben Jahrhundert, und er ist mir imm«r vorzüglich b«kommen. Und wie denken Sie denn über den Mosel wein? Ah! erwidert der Russe. Das ist mein ganz besonderer Freund! Sein Charakter ist in jeder Hinsicht dem des Rheinweins entgegengesetzt. Er ist mild, versöhnend; er befördert und er leichtert den Blutumlauf, wirkt küh lend und beruhigend. Er ist der ein zige Wein, dem man sich furchtlos an vertrauen darf. Und ist seine Blume nicht von entzückender Feinheit? Das ist sie, bestätigt der Deutsche. Gewiß, das ist sie. Indeß ich ver lange gerade vom Wein, daß er mich errege, erheitere; daß er mein Blut ra scher laufen mache und in Wallung bringe, alle Kräfte deS Geistes und Leibes in erhöhte Thätigkeit versetze. Nero. Der Russe lächelt still vor sich hin. Dann sagt er: Anregung und Abre gung wenn man sich so ausdrücken darf im rechtzeitigen Wechsel bilden ja das Entscheidende der ganzen Ge- Alle deutschen Weine schmecken nach dem Kork! erklärt Mr. King, ein Eng lander, mit großer Bestimmtheit und stürzt hastig ein GlaS Sherry hin unter. Die Gesellschaft bricht in «in herzli ches Gelächter aus. Und der Sherry, Mr. King? fragt ihn? Kraft und Gluth erhalten hat und zu flüssigem Nektar geworden ist! Und rasch leert Mr. King, in sich Und Alles lacht und lacht. Wie schön und poetisch Sie das sagen, Mr. King! spottet die Gräfin. Und der Portwein? Wie denken Sie über den Portwein? Er hat viele Freunde. Ich aber liebe ihn nicht. Er ist mir zu klebrig. Burgunder sagen, Mr. King! O, der Burgunder! Der ist ein Mischmasch von Rheinwein und Bor deaux. Ich trinke ihn niemals. Er verursacht mir Zahnschmerzen, Jucken und Ohrensausen! AlsoCongestionen, erklärt der Russe. DaS ist bedenklich! Und ungarische, italienische, serbische, russische Weine wie beurtheilen Sie diese? Davon verstehe ich nichts! gibt Mr. Kinq vorsichtig zu. Ach, Mr. King, bittet die Gräfin, haben Sie doch die Güte, uns noch zu sagen, wie Sie über den lustigsten und qeistreichsten aller Weine den Cham pagner denken? Aber das ist ja gar kein Wein! brummt Mr. King. Das ist ja Brauselimonade mit Zucker und Brandy und Gott weiß was! Und das Schlimmste ist: dieser soge nannte Wein ist der Moral im höchsten Grade nachtheilig. Er untergräbt das Gewissen und läßt die Seele hüpfen und springen wie ein Balletmädchen! Da haben wirs! lachte die Gräfin. Die moralisch« Wirkung der verschiede nen Weine! Das Thema wäre durchaus zeitge mäß! meint Mr. King sehr ernst, in dem er dem Sherry eifrig zuspricht. sel, und es ist, als zähle er etwas. In Ver That: er zählt die Weinflaschen des langen Tisches. Dann sagt er: Ich mache hier soeben eine Beobachtung, die für unser Gespräch höchst charakte ristisch ist: es trinken von den hier an — in einem deutschen Badeorte! Wie ist daS zu erklären? Der Marquis blickt triumphirend um sich. Sehen Sie, sagt er dann, kein Wein ist so international so geeignet für jedes Klima so zuträglich jeder Ge- Gironde der Bordeaux! Er schafft Eisen in's Blut, ohne zu erhitzen! Er kräftigt die Nerven und belebt die Functionen der Organ«! Er verbin det Kraft mit Zartheit Männliches mit Weiblichem! Er besitzt ein sonst unerreichtes Bouquet! Wenn ein Ge tränk dießezeichnung „geistig" im höch sten Sinne des Wortes verdient, so ist es der Bordeauxwein! Er ist flüssige Intelligenz —flüssiger Geistig Ist er deaux neue geistige Kraft und edle Be geisterung zu verschaffen gewußt von Karl dem Großen bis auf Vol taire und Göthe und Bismarck! Aber man muß ihn zu genießen ver stehen den Bordeaux! Man muß ihn nicht trinken wie die Deutschen, di« ihn zum „Kneipen" verwenden und chen. Dieses Rauchen beim Weinge nuh ist nicht nur ein Zeichen schlechten Geschmackes, sondern auch überaus schädlich. Alles zu seiner Zeit: die Ci garre nach dem Genuß' von Speise und Trank wenigstens von Wein ist an ihrem Platze. So verlangt es das hygienische Gesetz. Und der Geist des Weines geht über in den menschlichen Geist. Durch diesen nur und nur durch dessen Arbeit kann jener wirklich ver arbeitet, verdaut werden nicht aber durch körperlich« Anstrengung. Der Geist strebt zum Geiste. Das ist cha rakteristisch. Der richtige Weingenuß ist eine Wissenschaft. In ihm versöh nen sich wahrhaft Geist und Materie ebenso wie Thierwelt und Pflan zenwelt. Wie doch das Blut der Pfanzenfrucht der Traube sich mit dem Blut des Menschen vermischt, dieses belebt, veredelt und kräftigt! Und geht nicht der natürliche Alkohol des Weines in j«ne ätherischen Oele üb«r, die wir Blum« nennen? Ist es nicht ganz so wie beim Menschen, des sen physische Kraft allmälig in Geist Gesetz der Natur? Wer aber den Wein nicht liebt, ist entweder ein Mensch ohne Geist oder ein Wilder. Gewiß: der Bordeauxwein ist ein internationa ler Wein und in jedem Klima dem Menschen zuträglich; dennoch gewährt er wie alle Weine in seiner Hsi math den vollkommensten Genuß, weil alle menschlichen Organe durch das Klima zu seinen Gunsten beeinflußt werden und auch seine Entwicklung dort die vollendetste ist. Sie unterhielten Klima ist es, welches Gaumen und Magen verfeinert; es ist eine glückliche Mischung von Feuchtigkeit und Tro ckenheit von Regen und Sonne. Und diese glückliche Mischung bietet das Klima Frankreichs vor Allem das milde Klima der Gironde. Es ist der Verfeinerung der Nerven außeror- Alles, was den verfeinerten Gaumen reizt und befriedigt, ist dort vorhan den, und mit größtem Recht darf ge sagt werden: Man muß nach Bordeaux tritt eine Pause in d«r Unterhaltung ein. Dann sagt der deutsche Gelehrte: Ich lobe mir den Solrates; war er doch im Stande, alle Anderen unter den Tisch zu trinken! In dieser Hinsicht war er ein guter Deutscher, spottet der Marquis. Aber Sotrates bewahrte dabei die Klarheit Trinken? Das Mahl war beendet. Die Da men ziehen sich zurück. Auch die Gräfin verschwind«!. Di« Herren aber bleiben noch vereint, und es wird weiter gezecht. Die Unterhaltung wird schließlich eine überlaute, hier und da so?s« eine gereizt«, und es fallen ein zelne bittere Aeußerungen. Der Bordeauxwein ist der gefähr lichste von allen, erklärt plötzlich Mr. King im Tone d«r Unfehlbarkeit. S«ine Wirkung ist «in« ganz besonders un moralische unmoralischer noch als Alles blickt den Engländer an. Die ser fährt fort: Durch keinen Wein wird di: Phantasie so auf Abwege gelenkt, wie durch den Claret den Bordeaux. Er macht die Menschen leichtsinnig, oberflächlich, flunkerhaft, prahlerisch, und Würde. Der Bordeauxwein ist ein Farceur und Blagueur. Sie Des Marquis Mien« verdllsterte sich. Er will eine heftige Antwort ertheilen. Aber er bezwingt sich. Er erwidert: Mr. King, die Leute, die sich von ir« gend einem Wein beherrschen lassen, anstatt sich seiner guten, Eigenschaften zu freuen und aus ihnen Nutzen zu zie hen, sind Schwächlinge und geistig im» potent. Ich fürchte, daß wenn der Bordeaux wirklich den Leichtsinn der Menschen w«ckt und fördert, der Sherry zum Beispiel sie unlieb«nswürdig und boshaft macht. Oder haben Sie viel leicht am Sherryhandel ein geschäftli ches Interesse, das Sie so über alle Maßen diesen Wein loben und preisen läßt? Mr. fährt kaltblütig fort: Der träumerisch, sentimental und schließlich überspannt. Der Mos«l lähmt ihre Thatkraft. D«r Burgunder erzeugt bensten Gedanken. Don Quixote! murmelte der Mar quis mit einem Blick aus den Engliin falls auch Falstasf! Ja. ja, Sancho oder Falstaff! ent gegnet Mr. King, den Blick des wohl beleibten Franzosen mit unv«rkennba» Oho, Mr. King! Oho, oho, oho! ruft der deutsche Gelehrte. Das sind ja überaus gewagte Ansichten und Be hauptungen! kkb bleibe dabei: der König aller Weine der Welt ist der Rheinwein! Er allein vereinigt sämmt liche hervorragenden Eigenschaften in Körper und Blume. Und keineswegs ruft er im Genießenden weichlich« Sen timentalität oder krankhaft« Ueber fpannth«it hervor, wie Mr. King be hauptet; wohl aber wirkt er, wie schon gesagt, auf das Gemüth des Menschen, während olle anderen Weine nur daS Hirn oder die Sinne erregen. Deshalb ist die Wirkung des Rheinweins die edelste. Durch ihn wird di« menschliche Seele wahrhaft erhoben und mit himmlischer Lust und Freude erfüllt. Und nun entsteht die Frage: Wenn die Eigenschaften und Wirkungen «der Weine mit dem Wesen und Charakter der menschlichen Bevölkerung ihrer Hei math mehr oder weniger zusammen hangen ist es der Wein, der die na- beeinflußt, od«r ist es im Gegentheil ver Hauch des Geistes der Menschen, der sein? Rückwirkung äußert auf di« das gei stige Getränk erzeugend« Frucht? Will man doch beobachtet haben, daß eine und dieselbe Rebe, deren Pflege ande ren Händen übergeben wurde, ein dem bisherigen ungleiches Erzeugniß'lie ferte, ohne daß di« geringste Verände rung in der Art d«r Behandlung ein trat. Welch ein weites neues Gebiet für unsere Forschung! Humbug! murmelt der Mann des- Sherrys. Der deutsch» Gelehrte schweigt einen Augenblick. Dann schlägt er vor: Meine Herren, lassen Sie uns doch die verschiedenen Weine, die hier getrunken werden: Bordeaux, Rheinwein, Masels Champagner, Sherry, einmal vereini gen zusammengießen zu einer gro ßen, internationalen Versöhnungs- Bowle! So «erden alle diese Weine harmonisch zusammenwirken. Es wer den sich alle Gegensätze ausgleichen.unb es wird wieder Friede sein unter deir Geistern auf Erden. Aber es wird ein Krieg in unserm Leibe toben! lachte der Marquis. Bowle! Dieses Sammelsurium! Ist das nicht «in« Geschmacksverwirrunz sondergleichen! Wie kann man die In dividualität der Weine in dieser Weise' vernichten wollen! Dieses verbrecheri sche Mixtum! Ist es nicht ganz deutsch? Je verwickelter, desto besser! Der deutsche Gelehrte runzelte die Stirn. Sie wollen als Franzose na türlich ausschließlich die Welt beherr- Des Gelehrten Vorschlag findet trotz allem Beifall. Kellner, die große Bowle! Und in übermüthiger Laune gießen deutsche Gelehrte der Wissenschaft das Feld und empfiehlt sich franzo- Durch die jetzt weit geöffneten Fen ster dringt die schwüle Nachtlust her ein. Jnsecten umflattern das Licht tigt, berauscht in die Bowle. Die Ze cher aber übermannt einen nach dem schwanken und wanken aus dem Saale. Es.tritt eine tiefe Still« ein. Wo sind denn heute alle die Herren? fragt am nächste» Tage die Gräfin, an der Gasttafel so manchen vermis send. Der Marquis zuckt die Achseln und lächelt schelmisch. Wie geht es Ihnen, Mr. King, fragt die Gräfin weiter. > .V» i ljllit, erwidert der Engländer g'reo't! Was frag' ich nach der Sonn iagsruh't Werktagsruh' müssen wir haben!"
Significant historical Pennsylvania newspapers