Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 02, 1895, Page 6, Image 6

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    6 Blücher am Rhtin.
B>>n tropisch.
Tie Heere blieben am Rheine steh'n;
Soll man hinein nach Frankreich geh'n?
Man dachte hin und wieder nach.
Allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte her!
Nach Frankreich geh'n ist nicht so schwer.
Wo steht der Feind?" ...Der Feind?
Dahier!""
„Den Finger d'rauf, den schlagen wir!
Wo liegt Paris?" „„Paris? Da
hier!""
„Ten Finger d'rauf! das nehmen wir!
Nun schlagt die Brücken über'n Rhein,
Ich denke der Champagnerwein
»livtiliuit vx liUlxr.
Curiosa aus dem erfinderleben.
Mitgetheilt von W. v. Schicrbrand.
Im Deutschen sowohl wie im Eng
lischen gibt es verschiedene Sprüchwo»
te, deren Sinn dahin geht, daß Glück
die schönste Gabe für's Leben sei.
rielt"; „ein Quentchen Glück ist mehr
»verth als ein Centner Verstand";
armen Wandersmann vornahmen.
Nachdem ihm Geld in Hülle und Fülle
verliehen, aber ihm dasselbe ohne die
genommen worden war, und der arnn
Kerl schließlich nicht nur ausgeplün
dert, sondern sogar beinahc.todtgeschla
chen Mann werden. Wodurch eben die
größere Macht des Glückes im Ver
gleich zum bloßen Besitz des Geldes be
wiesen war.
An dieses Märchen habe ich schon
oft denken müssen, denn es ist ein ge
treues Spiegelbild des Lebens— we
nigstens des Lebens gar Vieler. Und
nirgendswo, so kann man sagen, spielt
das Glück eine so entscheidende Rolle
wie im Leben des Erfinders. Es ist
überhaupt noch gar nicht so sehr lange
-sind; in einigenHauptculturländern da
tirt dieser Zeitpunkt erst wenige Jahr
zehnte zurück, in denVereinigten Staa
ten allerdings schon länger. Und wie
verhängnißvoll der Mangel an Glück,
auch bei größter Klugheit und aus
dauerndstem Fleiße, oft war und noch
ist, das will ich eben durch diese zwang
gen.
Anfang der Siebziger Jahre lebte
in New Uork ein Uhrmacher, Feilitzsch
mit Namen und ein Rheinländer von
in einem Engrosgeschäft der Maiden
zwischen P4V und HM per Woche
Erfindungen, anbrachte, wodurch die
automatische Regulirung derselben sich
täglich zweimal vollzog und dieses
Kunststück von ihm sollte ihn, wie er
und seine Freunde damals wähnten,
viel Geld und Ruhm einbringen. Aber
das Verhängniß schien über ihm und
allen seinen Erfindungen zu walten.
Selbst die besten und sinnreichsten war
fen ihm nicht viel ab. Thatsächlich hatte
cr zehn Jahre lang sein sämmtliches,
mühsam erspartes Geld und seine ge
sammte Freizeit auf seine Erfindungen
Im Herbst 187 S aber drehte sich das
Die Idee war eine sehr einfache, und
die Ausführung derselben beinahe noch
einfacher. Heutzutage gibt es ja Ci
tronenquetscher jeder Art, aber damals
eben weil sie so einfach und unbedeu
tend aussah, gar keinen Werth beige
messen, und er war deshalb höchlichst
erstaunt, als ihn eines Tages ein Pa
tentanwalt aus Washington im Auf
trag« eines St. Louiser Kapitalisten in
seiner Werkstatt aufsuchte und ihn
frug, was er für das Patent haben
wolle. Feilitzsch kam die Idee, daß Je
seinen complicirten und fein erklügelten
übrigen Patenten wünsche, so komisch
vor, daß er laut auflachte und dem
Anwalt das Patent beinahe „für ein
Butterbrod" verkauft hätte. Zum
Glück mischte sich einer seiner Freundr
in den Handel, und sobald Feilitzsch
um Aufklärung gebeten und solche er.
halten hatte! merkte er doch, daß mehl
er sein Patent für ?20,000 und glaub
te, einen vorzüglichen Handel gemacht
zu haben. Ich will gleich hinzufügen,
daß die Compagnie, die sich nun mit
Anfertigung des patentirten Citronen
quetschers befaßte, innerhalb der näch
sten 7 Jahre circa§4So,ooo Reinprofit
erzielte, denn das Ding kostete nur un
gefähr 3 Cents herzustellen und ver
kaufte sich zu 25 Cents, und später setz
ten sie an Stelle der hölzernen metal
lene Quetscher, vernickelt, oder mit
einer Glashülse versehen, und verkauf
ten sie zu 50 C??°.ts bis PI.2S.
Feilitzsch aber, der sich nach Em
pfang jener P 20.000 ein Cröfus dünk
te, gab seine Stelle in dem Geschäft
an Maiden Lane auf, und wurde
professioneller Erfinder, sowie Aus
beuter seiner eigenen Patente. Vor
allem lag ihm eines dieser Patente am
Herzen eine Brütmaschine. Er
kaufte ein Stück Land in New Jersey,
unweit Newark, und legte dort eine
Brütesarm für Hühner im großen
Maßstabe an. Wenn man ihn dann
einmal in New Uork aus der Straße
traf, so strahlte sein feistes Antlitz vor
Wonne, und auf Befragen erzählte er,
wie er an seinen Apparaten jeden Tag
neue Verbesserungen anbringe, und wie
sie „nächstens" in perfectem Zustande
sein sollten. Dann könne er ungefähr
2,50) Eier per Tag damit ausbrüten
und ganz New Uork das Jahr hin
durch mit „«pi-ink <'l>i<'kc>ii!i" ver
sehen. Wie Col. Seilers schloß er sei
jedoch kurz zu machen, will ich nur noch
erzählen, daß der arme Feilitzsch inner,
halb 6 Monate seine §20,000 „ver
stand verlor, im Bloomingdale Asylum
eingesperrt wurde und dort 1884 ge
storben ist.
Ein ähnlicher Fall war der eines ge
wissen Loiseau, eines Franzosen, der
in Philadelphia zuerst den Gedanken,
Fabrik gegründet, aber die Sache ging
nicht und die ersten Kapitalisten zogen
sich zurück. Er fand neues Capital,
das Unternehmen an zu floriren. Doch
erblindete Loiseau, und zur selben Zeit
brannte die Fabrik nieder mit allen
Im Jahre 1882 wurde ich in Chicago
zufällig bekannt mit einem Manne
Namens McSwenie, Canadier von Ge
burt und Schuster seines Zeichens. Del
war in Fall River, Massachusetts,"
„Natürlich nlcht," lächelte Mc»
der mir 580.000 das Jahr abwarf,
wovon er sich, glaube ich, eine Cottage
hat bauen lassen. Er ist seitdem Vor»
mann in derselben Fabrik geworden,
„Und Sie?"
.Nun, ich, wie Sie sehen, verbringt
jetz! meine Zeit auf angenehmere Weise
—namentlich mit dem Abschneiden von
für meine Erfindung."
„Angenehme Beschäftigung", warf
Ich so leicht hin.
„Dante, es geht", lachte Mc«
Eines Tages, es mögen so ungefähr
1V Jahre her sein, wurde ein Mann
im County-Jrrenasyl in Jefferson ein>
geliefert, der den Richter und die Jury
vergeblich davon zu überzeugen versucht
hatte, daß seine Erfindung eine prakw
sche sei. Der Mann hieß Ronald
Curric und war ein alter, sehr herab
gekommener Erfinder, der früher viel
Geld verdient hatte mit einigen fein«r
geisterten Vortrag gehalten, wie viele
Uebelstände mit einem Male durch seine
Erfindung aufgehoben seien lein
lein Schnee, kein Gewitter, kein
Sturm mehr zu fürchten; große Rein--
städtischen Budget, u. s. w. Er hatte
Patente aufSpielsachen zu den einträg.
lichsten zählen, und gerade solcher Pa
tente gibt's in Amerila die schwere
Dienge. Fmlich ist in den meisten
Nachfrage danach war, etwa
die Woche ab. Die Erfinder des
„Puzzles" sind sämmtlich schwerreiche
Leute geworden. Dasselbe gilt von je
nem Teufel in Menschengestalt, der vor
ein besonderer Zweig der Erfinderthä
tigkeit blüht, das versteht sich ja eigent>
lich von selbst. Zu den erfolgreichsten
j Pfund Zucker Platz hat. In Des
Stiefel seit 1887 nicht weniger als 143
Vermögen sich dadurch erworben.
Aehnlich stet's mit dem Mann, der den
patentirten Nadeleinfädler erfand.denn
er bringt ihm jährlich circa .?25.<XX1
ein, und der Drillbohrer hat feinem
Erfinder mehr eingebracht als ob er
lverks wäre. Dagegen verlor die Com»
pagnie, welche das deutsche Patent für
wohlfeile Herstellung von Schaumwei
nen in Amerika verwerthen wollte,gleich
im ersten Jahre ihrer Thätigkeit
nahezu eine Biertelmillion, und erst
ihre Nachfolger schlugen Geld daraus.
Patente sind eben immer unbere
chenbar die reine Lotterig und
leien ihren Eigenthümern schweres
Geld abwerfen.
Aphorismen.
Die glücklichste Liebe ist die Selbst
liebe,
liebe.
„Bloomers." Die Mutter
hört« ihr Söhnchen von „Bloomers"
sprechen. „Was weißt Du von Bloo
mers?" fragte sie ganz erstaunt.
Es sind aufgebauschte Äermel, die an
den Beinen getragen werden."
vilder aus Bosnien und dcr
Herzegowina.
In dem Aufstände, welcher im Herbst
des Jahres IWI in Bosnien und der
Herzegowina gegen die österreichischen
Occupationstruppen ausbrach, erwies
sich der Bau von Eisenbahnen als ein«
gebieterische Forderung der Strategie,
wollte man das Land auf die Dauer
behaupten. Trotz der immensen
Schwierigkeiten, welche das Gebirg«
bot, ging man nach Nied«rw«rfung des
Aufstandes energisch an's Werk und
zwar wurde mit der Erbauung einer
schmalspurigen Eisenbahn im Thal der
Bosna und der Narenta der Anfang
Bosnisch Brod bis nach Seraj«wo und
österreichischen Truppen Straßen ge
baut waren, welche die Bezeichnung
„Kunststraßen" in vollstem Maße ver
dienen. Felsensprengungen, Durchtun
nelungen, Ueberbrückung der Flüsse,
Aufmauerung des Ufers, Errichtung
von gewaltigen Futtermauern, die das
Nachrutschen von Gestein verhindern,
waren nothwendig, um diese Wege her-
VosnischesPferd mit Reiter
zustellen. Mit welcher Energie man
dabei vorging, zeigt das Stück der
Kunststraße dicht bei d«r alten türki
schen Feste Branduk. Dort wurde der
ganze Ort mitsammt d«m Castell un
in Abschnitten erbauten und damit ein
Werk schufen, welches sich mindestens
der Semmeringbahn an die Seite stel
es gibt Curven von kaum 30 Uards
Radius, die wie die Ringelung einer
Schlange dicht auf einander folgen.
War die Erbauung der Kunststraße
eine großartig« Leistung, so war der
Bau dieser Eisenbahn geradezu ein
Meisterstück der Technik.
Bald hinter Serajewo in der Rich
tung auf Mostar bei Station Rastelica
beginnt die Zahnstangenbahn System
Roman Abt und fast acht englisch«
Meilen weit fährt die Bahn immerfort
mit der Zahnstange bergauf bis zum
Hohen Iwan. Dieser Berg bildet die
Wasserscheide und die Grenze zwischen
Bosnien und der Herzegowina. Vom
auf kühnen Brücken überschritten wer
den. und die Passage ist hier so schwie
rig, daß Eisenbahnzüg« hier nur am
Tage verkehren können. Will man
Nachtbetrieb einrichten, so wird man
die ganze Strecke auf Meilen weit elek
trisch beleuchten müssen. An dieser
Strecke findet man auch überall stehend«
Patrouillen der Jägertruppe. Würde
doch ein in die Zahnstange geklemmter
Stein eventuell genügen, um eine Ka
tastrophe für den Zug herbeizuführen.
Magarazm > t Reiter.
Grandioser noch ist die Auffahrt,
wenn man von Mostar kommt, nach
dem Hohen Iwan zu. Dort bekommt
man erst einen Begriff von der Schwie
rigkeit, die nicht nur beim Bahnbau zu
besiegen war, sondern die jedesmal auch
der Zug zu überwinden hat, bevor er
nach der Station Iwan kommt. Man
denke sich einen Reifen, schräg an die
Wand gestellt! Dann denke msn sich
diesen Reifen senkrecht halbirt, und der
zur Rechten des Beschauers liegende
Halbkteis gibt ihm dann gewisserma
ßen ein« Darstellung der Eisenbahn
strecke, die den Hohen Iwan hinauf
führt, im kleinen Modell. Betrachtet
Steigung, die noch durch Curven und
Tunnels erschwert wird, wirklich über
wunden hat.
Auch die kleinen Locomotiven. welche
auf dieser Strecke verwendet werden,
sind Meisterwerke der Technik. Sechs
unddreißig Hebel hat der Locomotiv
führer während der Bergfahrt beständig
zu bedienen, und die letzte Stunde des
Dienstes „pumpt" ihn gewöhnlich so
aus, daß er kaum von der Locomotive
steigen kann, um der Ablösung Platz zu
machen.
Einer der interessantesten und wich
tigsten Plätze ist das .Rama-Wacht-
sauS" an der Einmündung der Rama
!n die Narenta. Die Rama kommt von
rechts unter der Eisenbahnbrücke hin
durch. Links überquert die Chaussee
pie Narenta und rechts ist die Eisen
bahn, welcht über die Rama und dann
unter der Chausseebrücke hindurchgeht.
Tragthier- Colonne.
Oben liegt das sortificirte Rama-
Wachthaus, Zwischen den beiden Brü
cken unten sieht man dieCasematten mit
den Schießscharten. Auch der Laie
wird begreifen, daß es sich hier bei den
beiden Brücken um einen strategisch
wichtigen Punkt handelt, und die Be
satzung des Rama - Wachtbauses hat
tie Bestimmung, die beiden Brücken zu
schützen. Ein Ober - Lieutenant mit
zwei Dutzend Jägern liegt immer drei
Nonate lang, abgeschnitten von aller
Welt, in diesem Wachthauf«, das eben
falls zur Vertheidigung eingerichtet ist
und Vorräthe von Munition und Pa
tronen selbst für eine längere Belage
rung besitzt. Patrouillen gehen bestän
dig von diesem Wachthause aus auf der
Chaussee und an derEifenbahn entlang;
der Wachtofsicier selbst darf das Haus
rie verlassen.
Außer diesen Hauptstrecken der Ei
senbahn und derKunststraßi im Bosna-
und Narentathal werden aber ununter
brochen Straßen und Eisenbahnen wei
ter in Bosnien und der Herzegowina
gebaut. Fast jedes Jahr bringt die
Eröffnung neuer Anschlußlinien.
Das Ra m a - Wa ch tha us.
Ueberaus attractiv sind die Bilder,
welche die Bahnhöfe bieten. Man sieht
dort serbische, das heißt griechisch-ka
tholische, und mohamedanische Bosnia
kn in ihren bunten Costümen; ver
schleierte Mohammedanerinnen, Katho
ten und vollständig verschiedenen Trac
hten; Radfahrer in halb türkischen Co
stümen; Türken in rothen Pluderhosen
und safrangelben Röcken; schnurrbär
tige Franziskaner, Osficiere aller Waf
fengattungen, Eisenbahn- und Postbe
amte; Damen in feschen Toiletten, wie
man sie nur in Wien und Budapest
sieht; Derwische, Händler mit Obst,
Wein und Wasser. Und neben dem
Perron fehlen nicht die Fiaker nach
Wiener Muster, bosnische Tragthiere,
schreiende Esel, die Militärdiligence
fahrt.
Es gibt in Bosnien „Militärdili-
Auf dem Vordersitz befindet sich d«r
ten hocken drei Soldaten mit geladenem
Gewehr als Bedeckung. Der Bosniake
selbst benutzt für alle Transporte das
kleine Bergpferd, das große Lasten
Pferd, bei längeren Colonnen auch noch
Station Rastelica.
ein Pferd in der Mitte, trägt Kuhglo
cken wie das Alpenvieh. Diese Glocke
zeigt ihre Ankunft in Hohlwegen oder
weiter kümmert.
K«lln«rwitz. „Sie, Kell
ner, ich möchte zum Braten was Sau
res!" „Bitte sehr hi«r ist die
Weinkart«!"
Uebertrieben. Geselle:
„Was, Ihre Tochter soll ich Heirathen?
Die ist ja ganz schief!" Buchbinder
meister: „A was schief! Verzogen hat
sie sich a' bisl!"
Die MilitSr-Akademie in
Weftpoint.
Der erste Gedank«, durch Gründung
«in«r Militärbildungsanstalt das Of
ficiermaterial der Union zu verbessern,
ging von General George Washington
in eigener Person aus. Schon bei Be
ginn des Revolutionskrieges hatte er
zu seinem Leidwesen einsehen müssen,
wie mangelhaft es in den m«ist«n Fäl
len stand mit dem Wissen und dem
Führen seiner Officiere; nicht daß es
d«nselbtn an gut«m Willen gefehlt
hätte, im Gegentheil, in ihrem Ei
fer, der ihnen die Erfahrung ersetzen
sollte, ließen sie sich oft zu Thaten hin
reißen, die durch ihren Mißerfolg nur
der Sache des Ganzen schadeten,
was ihnen abging, war der für ihren
Beruf unumgänglich nothwendige mi
litärische Blick und die Kunst des Be
fehlens.
Cadettenofficiere.
Gerade zu der Zeit betrat «in jun
ger fr«iheitsliebender Pole, Thaddäus
Kosciußo, der auf der Warschauer
Militärschule ein« gründliche Bildung
genossen, den Boden Amerikas, um un
serem. um die Freiheit ringenden Volke
sein Schwert und seine militärischen
Erfahrungen zur Verfügung zu stellen.
Ihm fiel es sofort auf, wie schlecht die
Unterführer ausgebildet waren, und
gab er Washington, mit dem er eng be
freundet war, und der ihm das höchst
wichtige Commando über die bei West
point errichteten Befestigungen ertheilt
hatte, d«n Rath, daselbst die geplante
Militärschule zu errichten.
Das Jahr 1801 sah jedoch erst die
Ausführung dieses Planes; die ganz«
Anlage erwies sich leider in ihrer Art
als ein Fehlgriff; einerseits 'begnügte
man sich damit, die jungen Leute nur
so weit auszubilden, daß sie im Stande
waren, die Miliztruppen ihres Staa
tes ein wenig zu drillen, andererseits
fehlte es an den richtigen Lehrkräften,
die es verstanden hätten, den Schülern
den Begriff strammer Disciplin bei
zubringen. Die Mehrzahl der nach
Westpoint gehenden jungen Leute sah
die dort zuzubringende Zeit als eine
Gelegenheit an, sich unter gleichaltrigen
Genossen einmal ordentlich austoben
zu können; es wurden Pferde und
Hunde mitgebracht, Rennen und Jag
den veranstaltet, und gar mancher der
angehenden Marssöhn« kam sogar mit
Weib und Kind angezogen. Daß unter
solchen Umständen von einem ernsten
Studium nicht viel die Rede sein
konnte, ist nicht schwer einzusehen.
Mehr und mehr verschlechterte sich der
Ruf der Schule und die Folge davon
war, daß die besseren Elemente
sich von «in«m Besuche derselben fern
hielten.
Erst dem Obersten Thayer, der in
Frankreich mehrere Jahre hindurch sich
dem militärischen Studium gewidmet
hatte, war es vergönnt, die Grundlage
zu schaffen, auf der das heute sich des
besten Rufes erfreuende Institut er
richtet worden ist. Nicht mit Unrecht
heißt er in den militärischen Kreisen
„der Vater der Akademie".
Gebundenheit und Freiheit eine strenge
militärische Disciplin Platz ergriff.
Um ungeeignete Elemente von der An
stalt möglichst fernzuhalten, setzte er
es durch, daß es jed-m Congreßdistrikt
zustand, einen Cadetten nach Westpoint
zu schicke».
Die Bewerber müssen mindestens
sechzehn Jahre und dürfen reicht über
zwanzig Jahre alt sein, das Körper
maß hat über fünf Fuß xu betragen,
ferner werden kernige Gesundheit und
mentarkenntnissen des Candrdaten
überzeugen will; es wird hierbei we
niger auf die Vielseitigkeit dÄ Wis
sens, als auf die Gründlichkeit dessel
ben Werth gelegt. Wird das Examen
bestanden, so wird der Bewerber als
Cadett auf die Liste gesetzt und in die
Anstalt, mit einer monatlichen Löh
nung von 45 Dollars aufgenommen.
Von dieser Summe hat der Cadett all«
seine Ausgaben zu bestreiten, sich seine
Uniform anzuschaffen, und auch die
Kosten seines Unterhalts während des
ihm alljährlich zusiehenden Urlaubs
von drei Monaten zu zahlen.
Küstenbatterie.
In vergangenen Tagen war es den
Zöglingen gestattet, di« von ihnen be
wohnten Zimmer nach eigenem Ge
schmack einzurichten; die Gegensätze
verschärften sich in dieser Hinsicht mit
der Zeit zusehends, daß diese Vergün
stigung wieder zurückgezogen wurde;
denn während sich z. B. der Sohn eines
reichen Pflanzers, der von seinem Va
ter bedeutenden Zuschuß erhielt, mit
allem möglichen Luxus umgab, war
der Sohn armer Eltern nur auf das
von der Anstalt gelieferte Mobiliar an
gewiesen. Da hierdurch Neid und
Mißgunst einriß, so mußte sich dann
«in Jever mit dem begnügen, was er
vom Staate empfing. So herrscht nun
in allen Räumen eine gleichmäßige, fast
puritanische Einfachheit, selbst Fami
lienbild«! dürfen die Wände nicht
und von Angehörigen der Graduirten
Elasse beaufsichtigt und geleitet wird.
Wenn die Zöglinge nach einem vier
jährigen Curfus ihr Examen bestan
den haben, werden sie je nach ihren An»
tungen vertheilt; diejenigen, welche mit
ten besten Zeugnissen die Anstalt ver
lassen, werden bei eintretenden Bakan-
Trophy Point,
chen, welcher Waffe sie zugetheilt wer
t>en möchten. Selbstverständlich ist das
Examen nicht maßgebend für die spä
tere Carriere, in derselben hängt es
lediglich von des Einzelnen Leistung
ab; so standen sowohl Grant wie She
ridan ziemlich am Ende der Liste der
Graduirten.
Westpoint und seine Umgebung ist
reich an Erinnerungszeichen ruhmvol
ler Vergangenheit. Noch erheben sich
die Horts aus der Revolutionszeit, in
denen «inst Kosciußo den Befehl
führte, wenn auch ihre Wälle zerfallen
und überwachsen sind. An Kosciußo
selbst und seine unserem Lande gelei
steten Verdienst« erinnert ein Denkmal,
das im Jahre 1828 von den Eadetten
errichtet ward, und das die Forts, die
ehemalige Wirkungsstätte des Frei
heitskämpfers, überblickt. Vor dem
„Gymnasium" steht lebensgroß inMar
mor gehauen die Statue „des Vaters
der Akademie".
Auf einer steil zum Wasser herab
fallenden Landspitze, oberhalb der ma
lerischen Küstenbatterie, befindet sich
der sog. „Trophy Point", von dem sich
eine prachtvolle Aussicht dem Auge bie
tet. Hier lagern die alten Geschütze,
die in den von den Ver. Staaten ge
führten Kriegen erbeutet wurden. Der
größte Theil derselben zeigt das Wap
pen Alt-Englands, andere aus Bronze
gegossen, jetzt aber grün und verwit
tert, tragen die «chlachtennamen aus!
dem mexicanischen Feldzuge; 88 wur
den m demselben den Mexikanern ab»
gerungen. Mit einer gewaltigen Kette
ist ebendaselbst ein Kreis gezogen; mit
derselben wurde 17T3 die Flußsperre
ausgeführt. Hier hat auch ein kürzlich
errichtetes Denkmal seinen Platz gefun
den. welches das Andenken an die in
den verschiedenen Kriegen gefallenen
Soldaten und Seeleute ehren soll.
Ebenso ist di« Capelle, in der sich
allsonntäglich die Tadelten zur An
dacht versammeln, mit einer Anzahl
Kriege gegen Mexico gekämpft haben.
So werden d« Zöglinge der Mili
tärakad«mit M Westpoint auf Schritt
bestem ThiM und Können nachzueifern.
Gut« Vertheidigung.
„Ew. Ehren, Herr Richter." sagte Tun
der Tiamp, „ich habe diesen Einbruch
nicht begangen. Die Beweise sind
zwar gegen mich, aber ich kann einAlibi
nachweisen." „Haben Sie Zeu
dann die Thüre zum Bibliothekzimmer
in Kleinholz oerwandelte. Das ist
mein Alibi, Herr Richter. Sehe ich
etwa wie «in Mann aus, der durch ir
gend eine Summ« dazu »«ranlaßt «Ver
den könnte, soviel Arbeil zu verrich
ten?" - -