Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 05, 1895, Page 6, Image 6

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    6 Muttcr und Kind.
Von Hossmann u. Fallersleben.
> Was eine Kinderseele
Aus jedem Blick verspricht,
So reich ist doch an Hoffnung
Ein ganzer Frühling nicht.
Wie uns den Frühling kündet
Ein Veilchen schon im März,
So v">rd dein Kind ein Frühling
Für dich, o Mutterherz.
Es wird zur Rose werden
In Zucht und Sittsamkeit.
Uns> dir erneu'n auf Erden
Die «igne Frühlingszeit.
Aas erste weihe Haar.
Entsetzlich ein weißes Haar!
So ruft Fräulein Adele von Mad
lung, indem sie den neuen, hochgebau-
und mit Federn, Schleifen und
dem Spiegel aufprobirt. Unmöglich!
Aber da ist es ja. Lang, schön,
wie Silber, und den
lust, eine Verhöhnung aller irdischen
Eitelkeit! Mit leichter, flüchtige»
Hand schreiben Natur und Zeit zu
erst ihre Zeichen, anfangs zart, scho
nend, rücksichtsvoll, werden ihre
Schriftzüge leider Md hart, grob,
gedrängt bis zur Lapidarschrift!
Aber bis dahin ist glücklicherweise
noch eine lange Zeit! Wie alt ist sie
denn? Neunundzwanzig, aufrichtig
gesagt, für gewöhnlich aber sechsund
zwanzig. Nun, vorerst kann sie den
Kampf mit Natur und Zeit noch
aufnehmen. Ob sie es will? Selbst
redend! Wer verzichtet gern auf
einen Thron! Und die Schönheits
krone bleibt die süßeste Erdenlast!
Selbst Grau, die Verlegenheiissarbe,
vermag noch nicht die Frische des
Teints zu tödten. Und dennoch
das fatale weiße Haar! Sie wird
von nun an doch den glatzköpfigen
Rittmeister encouragiren für alle
Fälle! Und auf der nächsten Re
doute wird sie im Rococo-Kostüm er
scheinen, um zu erproben, wie ihr
dereinst der „Alterspuder" zu Gesicht
stehen wird! Natürlich „inmielivs"
dazu, um den Teint zu heben!
„Mit Erlaubniß, der Herr Baron
Pflegen ein paar graue Haare zu be
kommen", sagt der elegante »iiii «Iv
lu t6tk>, indem er mit einigen kraft
genialifchen Bürstenstrlchen die braune
Haarfülle des jüngsten Premiers mit
ten auf dem Kopfe scheitelt. Und
das harmlose Wort klingt in die
Ohren des Lieutenants wie eine
Bußpredigt, ja, wie der Donner des
Weltgerichts! Entsetzt springt er
auf, wirft die blüthenweiße, schützende
Hülle ab, und ruft: „Was reden
Sie da?"
„Eins, zwei, drei ein ganzes
halbes Dutzend! Befehlen der Herr
Lieutenant selbst in Augenschein zu
nehmen?"
Der Angeredete empfindet das
Herausziehen wie Dolchstiche und
betrachtet die zarten aber unumstöß
lichen Beweise der Vergänglichkeit
alles Irdischen mit Galgenhumor.
„Aus Ehre, sie sind schlohweiß, merk
würdig weiß!" sagt er, um nur etwas
zu sagen.
„Wünschen der Herr Lieutenant
vielleicht etwas Nußschalenextract?"
fragt de« Friseur und tritt sehr be
reitwillig zu einem Schranke mit
Toilettencirtilcln. „Das Mittel ist
„Danke", entgegnet der Lieutenant
spröde, und mit noch unüberwunde
nem Groll im Herzen wirft er das
Silbcrstück auf den Tisch, schnallt
den Degen fester und geht rasselnd
und mit martialischem Gesichtsaus
druck ab. Er wollte eigentlich nach
der Münchener Bierhalle, aber dieser
impertinente Friseur hat ihm gründ
lich die Laune verdorben!
Ich werde allmählich grau! sagt
die blasse Erzieherin, da ist schon
wieder ein wehes Haar, das dritte
seit gestern! Aber was thut's?
Die Jugend freilich schwindet mehr
die bittere, harte Jugend!...
Und doch ist das Schicksal nicht
gerechter, als es gewöhnlich den An
schein hat? Wir verlieren nur, was
wir wirklich besessen haben! Was
hilft uns ein Schatz, den wir nicht
verwerthen können? Für mich, die
arme, im Schatten verblühte Er
zieherin, ist die Zeit schmerzlicher
Entsagung nun wobl dahin, für die
tes, friedenvolles Ziel eines arbeiis
vollen Lebens! Es ist ein kleines
Heim, mit einem Gärlchen voll Flie
besteckt, und mit vielen zierlichen
selbstgehäleltzn Deckchen geschmückt.
Dizu hübsche, bequeme Möbel, ein
schönes Piano und ein Bücherbrett
voll klassischer Werke. Und was die
Hauptsache: ein Mütterchen, welches
di>. langentbehrte Tochter liebt und
hätschelt und dei'.i die Tochter dafür
die Hände unterbreiiet. Dann end
lich haben sie auch Zeit, einander zu
sieben, Zeit und Gelegenheit, und sie
werden es nachholen aewiß! Wenn
sich auch die Jugend nicht nachhole,:
läßt, die Liebe thut es bis zu»
Tode!
Mir scheint, daß ich eigentlich
frühzeitig ergraue! sagt der Profes
sor der Chemie, als er, die etwas
Allerdings.... Nun glücklicherweise
weiß man mit Hilfe der Wissenschaft
ganz genau, wie sich solcher Proceß
vollzieht. Die Haare sind Hornge
bilde der Haut, und das Ergrauen
den Haarröhren befindlichen Luft.
Die Farbe wi»d nur bewirkt durch
einen bräunlichen Farbstoff, das
Pigment, das selbst wieder nur ein
Pilanten Auskleidescene der Zerline
In Aubers Fra Diaoolo herab, steht
vor ihrem riesigen Toilettenspiegel
und probirt ein paar neue Gesten.
Plötzlich ruft sie todterschrocken:
Was sehe ich ein weiß-s Haar?
Ist's möglich? Die naseweisen Re
censenten und neidischen Colleginnen
haben mich wirklich so sehr geärgert?
Abscheulich! Aber ich werde mich
rächen! Den jungen und besonders
den alten Kritikern werde ich mit
allerlei liebenswürdigem Zuckerbrot
den Mund stopfen, damit sie vor
Vergnügen mit dem Schweife werem,
wie mein Schoßhündchen, und das
fatale Kritistren ganz vergessen, und
die neidischen Colleginnen weroe ich
durch ein halbes Dutzend raffinirt
entzückender Toiletten zur Verziveif
lung bringen!
Die junge Mutter sitzt auf ter
Veranda, das Nesthälchen auf dem
Schoße, während die zweijährige
Emmy an den Falten ihres Kleioes,
wie auf einer Himmelsleiter, emp.'r
zuklettern bestrebt ist. Die kindliche
Eifersucht gegen das Brüderchen ist
immer noch nicht erstickt, trotzdem sie
Brüderchen neulich als lebendige
Puppe umhertragen durfte.
Aber Herzensmamachen, was d?st
Du denn da? tritt jetzt das fünfjäb
rige Trudchen herzu, mit großen,
hellen Augen um sich schauend. Du
hast Dir ja einen langen, weißen
Zwirnsfaden in das Haar geflochten!
Aber Trudchen, bist Du roch
dumm! sagt der siebenjährige Hans,
das ist ja ein weißes Haar, wie
Großmama einen ganzen Kovs voll
hat, unter ihrer weißen Spitzenhaube!
Weißt Du denn das gar nicht,
Trudchen? bestätigt die zehnjiihnze
Agnes mit weisheitsvoller Uedcrle
genheit.
Ich wollte, es wäre ein ganzes
Bündel, dann könnte ich .neincm
Schimmel doch einen neuen Schweis
daraus machen! meint der vierjährige
Gustav bedauernd.
Aber Mama, bist Du schon alt!
ruft Trudchen erschreckt.
Nun gehst Du wohl niemals wie
der auf den Ball? fragte Agnes.
Nein, mit weißen Haaren bleibt
man immer zu Haufe, wie Aroß
mama, bescheidet die Fünfjährige.
Was solch ein kleines, rosiges
Kindermäulchen doch für große Wah
rheit reden kann! Das einfache Wort
trifft die junge Frau wie eine ernste,
tiefe Mahnung. Sie hatte es wäh
rend der Wintersaison ganz rer
gessen, daß sie schon die dreißig vor
bei hatte. - Und ihr Spiegel ist bei
nahe ebenso galant wie die Welt, die
sie noch zu den Schönheiten zählt.
Nur bei Tageslicht zeigt er die
Krähensüßchen wie ein aufrichtiger
Freund, Abends bei Kerzenlicht ist er
noch verliebt wie ein Liebhaber. Und
erst die letzte. Vollreife Schönheit ist
es, die wir bewußt und vollbeglvckt
genießen! Da schreckt sie das Kin
derwort auf. und d>e Kleinen werden
zu Bußprediaern! Aber weshalb
sollte sie nicht alt werden? Bringt
sie nicht jeder Tag, den ihr das Le
ben von der Jugend abzieht, der Zeit
näher, wo sie neu in ihren Kindern
erblühen wird? Dazu die Liebe des
Gatten! Sie isi so reich an dem
besten, rein menschlichen Glücke, daß
sie das biscken trügerischen Jugend
schimmer wohl entbehren kann! Das
Weib, das sein Haupt an die Brust
des treuen, erprobten Mannes lehnen
kann und nur die Arme zu össnen
braucht, um in ihren Kindern das
höchste Erdenglück zu umschließen,
bleibt jung noch im Herbste des Le
bens und reich auch am Bettelstab?
An einen Preisgekrönten.
Nimm hin den Distelkranz
Für das, was Du vollbracht;
Du hast gesiegt mit Glanz
I.! einer Eselsschlacht.
— Mißtrauisch. Der Fürst
durch seinen Adjutanten. Der Fürst
schüttelt das Haupt: „Auch wiUi'ch
wahr?" „Jawohl, Hoheit Valien
ihn ja gestern amSterbebette beuicht."
„Gewiß; ist aber niemals zu
trauen! Hat uns schon oftmals iilcr
rafcht. Ich habe mich di- Nacht
gefragt, was der Minister sür ein
Interesse haben könme, gerade
jetzt zu sterben."
Gutmüthig. Herr (auf dem
Äahichof): „Entschuldigen Sie, mein«
Schwiegermutter hat mir geschrieben,
daß sie um 9 Uhr hier eintreffen will.
Kommt der Zug noch nicht?" Vor
steher: „Nein, heute kommt überhaupt
kein Zug mehr, da lönn«n Sie ganz
ruhig sein!"
Der Zlord-Vststt-Canal.
Unter Entfaltung großartigen Pom
pes und unter der Betheiligung von
Vertretern allerVölker hat die feierliche
Eröffnung des Nord-Ostsee-Canals
stattgefunden. Der Plan, die Nordsee
und Ostsee durch «inen Canal zu ver
binden, der deii langen und gefahrvol
len Umweg durch das Slager Rak und
über Kopenhagen erspart, ist uralt.
Verwirklicht wurde er in kleinstem
Maße schon vor 800 Jahren durch den
Stecknitz-Canal. der die Stecknitz.einen
Nebenfluß der Trave, mit der bei Lau
enburg in die Elbe mündenden Del
venau verbindet; der Canal, von 1391
bis 1398 ausgeführt, ist nur für ganz
kleine Schiffe fahrbar. Im Laufe der
Jahrhunderte wurden theils von Deut
schen, theils von Dänen, viele Pläne
gemacht zur Herstellung eines größeren
Canals, und endlich konnte 1784 der
Eider-Canal eröffnet werden. Er ist
172 Kilometer lang und wurde zuletzt
von durchschnittlich 4600 Schiffen
jährlich benützt. Aber er ist nur
Meter tief und im Durchschnitt oben
In der Schleuse von Holte»
nur 31 Meter breit, so daß er dem Be
dürfniß der großen Schiffahrt nicht ge
nügte. Dazu kam Deutschlands wach
sende Seemacht, die ebensowohl wie
der Handel eine directe große Verbin
dung zwischen beiden Meeren immer
wünschenswerther machte. Aus dem
Bedürfniß wuchs endlich die Thas.
Der vom Hamburger Rheder Dahl
ström 1878 entworfene Plan wurde
von der Reichsregierung zur Grund
dieser in den Jahren 1886 und 1886
Provinz Schleswig-Holstein 60 Mil
-106 Millionen schoß das Reich vor.
die Elbe, im Osten bei Holtenau in den
Kieler Busen. Der Canal ist auf
'Neereshöye angelegt, hat alsn keine
Kaiseryacht Hohenzollern.
bequem an einander vorbeifahren kön
nen. Die Tiefe des Canals beträgt 9
Meter mehr als der Tiefgang der
größten Schiffe; die Breite des Canals
beträgt an der Sohle mindestens 22
67 Meter. Zum Theil wurden beste
hende Anlagen, Seen, die Eider u. s.
w. benützt; zu durchschneiden war der
26 Meter hohe Heiderücken, und im
Ganzen mußten 78 Millionen Kubik
meter Erde ausgehoben und fortge
schafft werden. Das gibt schon einen
Begriff von der ungeheuren Arbeit, die
denen alle Fortschritte der modernen
Wissenschaft verwendet wurden. Die
Canalarbeiten sind daher in den letzten
Jahren in steigendem Maße das Wan
derziel von Technikern aller Länder
gewesen. Eisenbahnen und Straßen
führen theils auf festen, theils auf
Drehbrücken über den Canal; erstere
Marble h e a d.
Der Werth des Canals für die deut-
Hand. Er ermöglicht es, die im Nor
den und Osten getrennt liegenden See
! kräste innerhalb weniger Stunden auf
einem einzigen Punkte zu vereinigen.
Nicht minder klar sind die Vortheil?
des Canals für Schifffahrt und Han
del.
Brücke von Levesau.
DerHandelsverlehr zwischen Nordsee
und Ostsee wurde von 1871 bis 1880
auf 12j Millionen Registertonnen ge
schätzt; in den Jahren 1880 bis 1887
stieg er auf 16t Millionen, für 1834
betrug er etwa 18t Millionen. Die
Zahl der Schiffe, die er beschäftigte,
beträgt jetzt 32,000; 1882 waren es
36,000. Diese Abnahme rührt davon
baut und die kleineren ausrangirt wer
den. Die amtliche Statistik weist nach,
daß die Mehrzahl der Schiffe aus der
Ostsee nach den Elbehäfen, Weserhä
fen, Emshäfen, Amsterdam, Rotter
dam, Belgien, Aermelcanal (Amerika),
London, Grimsby, Hull, Ncwcastle
und Ostschottland geht; sie alle nehmen
an der Wegverlürzung durch den Ca
nal Theil;' nur für die Schiffe nach
Nord- und Westschottland fällt eine
Verkürzung weg. Das Nämliche gilt
für die Schiffe, die aus der Nordsee
nach der Ostsee fahren. Im Einzelnen
ist die Zeitersparniß aus folgender Ta
belle zu ersehen:
Außer W Schiff«! der
und 3407 Mann entfalteten 13 an-
Kriegsschiffen mit 12 Admiralen, 780
Ossicieren und 16,000 Mann Be
satzung ihre Flaggen auf der Kieler
Föhrde. Die fremden Länder waren
wie folgt repräfentirt:
England: Gischtvader-Chefs, Bice-
Admiral Lord Kerr, Contre-Admiral
Alington. Thurmschiffe Royal So
vereign, Cmpreß of Jndia, Resolution
und Repulse, Panzerkreuzer Blen
heim und Endymion, Kreuzer 111.
Classe Bellona, Torpedojäger Speedy
und Halcyon, Admiraliläts--Uacht En
chantreß. Frankreich: Schlachtschiff
Hoche, Panzerkreuzer Dupuy de Lome,
Torpedokreuzer Surcous. Portu
— Rumänien: Panzerdeckschiff Elisa
beta, Schraubenbrigg Mircea.
Schweden und Norwegen: Geschwader-
Chef: Contre-Admiral v. Klinleberg.
Schweden: Panzerschiffe Gota und
Thüle, Kanonenboot I. Classe Edda.
Norwegen: Kanonenboote I. Classe Bi
king und Sleipner. Vereinigte
der-Chef Admiral Kirkland. Panzer
kreuzer New Uork, Kreuzer Columbia,
San »Francisco uno Marblehead.
den fremden Kriegsschiffen, welche
zu der officiellen Fahrt durch
den Canal zugelassen waren.
Schlachtschiffe I. Classe'Re Umberto,
Andrea Doria, Sardegria und Rüg
gero di Lauria, Kreuzer 11. Classe
Stromboli, Kreuzer IN. Classe Etru
ria, Torpedokreuzer Aretusa und Par
tenope. Rußland: GeschwaderMhef
Contre-Admiral Skrydlow. Schlacht
schiff I. Classe Kaiser Alexander 11..
Gepanzerter Kreuzer Rurik, Panzer
kanonenboot Grosjaschtschi. Oester
reich-Ungarn: Geschwader-iChes, Can-
Schleuse der Brunsbüttel.
tre-Admiral Erzher-og Karl Stephan.
Panzerdeckskreuzer K. u. K. Maria
Theresia, K. Franz Joseph I. und Eli
sabeth, Torpedosahrzeug Trabant.
! Spanien: Panzerschiff Pelayo, Kreu-
I. Classe Jnsantin Maria Teresa,
Kreuzer 111. Classe Marquis de la
Ensenada. Dänemark: Geschwader-
Chef, Commodore Gad. Kreuzer 111.
Classe Hella »nd Geiser, Torpedoboote
Havhesten, Narhvalen, Sölöven und
Stören. Niederlande: Kreuzer 11.
Classe Atjeh, Kreuzer 111. Classe Alk
maar. ' >
Ein Ticht«r-E»mponist.
In Baden bei Wien ist der Dichter
und Componist Richard ge
storben. Am 7. Februar 1823 in
Danzig geboren, war der Verstorbene
«ls Operndirigent an den Bühnen
von Reval, Riga, Köln, Aachen,
Düsseldorf, Danzig, Mainz, Schwe
rin, Prag und seit 1863 in Wien
thätig. Seit 1878 lebte er auf fei
ler Besitzung in Preßbaum bei Wien
und in letzter Zeit in Baden bei
Richard Gen6e.
Wien. componirte zahlreiche
Lieder, Duette, Terzette und Chöre,
meist humoristischen Inhalts, zu de
nen er in der Regel selbst die Texte
verfaßte. Hauptsächlich ist er als
Operettencomponist bekannt gewor
den, von denen „Der Seekadett"
(1876) die weiteste Verbreitung ge-
Strauß, Suppö, Millöcier u. A. ist
Gens« thätig gewesen.
Schlau.
Ella: „Ah, endlich kommst Du,
Mama! Denke Dir, Alfred wird um
meine Hand anhalten."
wird er denn kommen?"
Ella: „Er ist. schon da! Ich habe
ihn zur Vorsicht gleich in da» Neben»
Zechpreller: »Wie die Kerls zögern,
mir das bestellte Diner zu serviren
Vor Gericht.
Richter? „Angeklagter, hatten Sie,
-ls Sie den Einbruch ausführten, ei
nen Genossen?"
Angeklagter: „Nein, Herr Gerichts
hof, ick war janz nüchtern."
D o ppe l s i n n i A. A.: „Möch
test Du mir nicht mit zehn Dollars un
ter die Anne greifen?" B.: „Du,
das ist eine kitzliche Sache!"
Lumpen-Monolog. „Jetzt
hab' ich aber schon Schulden wie Heu!
Beim Wirth, beim Schuster, beim
Schneider, beim Schnappsbrenner
anpump'!"
Moderne Dienstboten.
Hausfrau (zum neuenKindermädckien):
„Es ist gut, ich Werve Ihnen den Lohn
geben, den Sie fordern, aber Sie müs
gen."
Bei der Zeugen - Ver
nehmung. „Warum weinen Sie
denn so, Fräulein?" „Es ist halt
gar so arg, so vor aller Welt seine
Aussagen machen zu müssen!" „Wie
alt sind Sie?" (Schluchzt noch är
ger.) „O, o vierunddreißig Jahre!"
„So. jetzt beruhigen Sie sich aber:
das Schwerste haben Sie schon über
standen!"
ZZilder aus Ingolstadt.
Im bayrischen Regierungsbezirk
Oberbayern am Einflüsse der Schüt
ter in die Donau liegt die alt« bedeu
tend« Festung Ingolstadt. Schon zu
Karls des Großen Zeiten stand hier
tin kaiserlicher Meierhof, um den sich
lm Laufe der Jahre immer mehr und
mehr Ansiedler niederließen, so daß der
Ort 1260 durch Ludwig den Stren
gen Mauern und Graben und 1312
durch Ludwig den Bayern Wappen
und allerlei Privilegien und Freihei
ten erhielt, die unter dem "Namen der
Handveste bekannt sind. Bon Ludwig
dem Strengen oder von seinem Vater
Otto dem Erlauchten soll auch das
Eingangsth»r des neuen
Schlosses,
alte, an der Donau gelegene Schloß
erbaut worden sein, welches später die
ständige Residenz der Herzoge wurde.
Namentlich unter Ludwig oem Bärti
gen entwickelte sich in seinen Räumen
ein reiches Leben. Der Herzog war ein
großer Freund und Beschützer der
Künste und an seinem Hofe fanden die
Maler, Bildhauer und Mmnesänger
jederzeit gastfreundlich« Aufnahme.
Ein reges und lustiges Treiben
herrschte damals in Jngolstadt'sMau
«rn, und Ringelstechen, Schauessen,
Trinkgelage, Turniere, Falkenbeizen
und Schifffahrten folgten einander in
bunter Abwechslung. In der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde
dann von Georg dem Reichen, das neue
Schloß erbaut, welches außer dem ori
ginellen Eingangsthor nichts Besonde
res bietet. Jetzt dient der guuzi
Schloßcomplex als Zeughaus und
Monturdepot der Garnison. Nachdem
dann Ingolstadt seit 1392 eine Zeit
' WD
Das alte Schloß,
lang Residenz der Herzoge von Bay
ern-Ingolstadt gewesen war, nach be
ten Dichter Konrad Eeltus, Jakob
bald als Lazareth, bald als Magaziit,
Das Kreuzt hoz.
Kalo als Kaserne benutzt. Daher ver.
stungsstadt di« erster« 1800 n«h
Landshut und von da 1826 nach
M inchen. Das alte, denkwürdige
herbergt jetzt die Volks- und Real
schule. Daß Ingolstadt so viel in
Kriegszeiten zu leiden hatte, verdankt
es seiner Wichtigkeit als
Platz. Der eigentliche Feswngsbau
wurde im Jahre 1639 durch den Gra
sen Reinhard von Solins-Munzenburg
.begonnen und später von Daniel
Speckle fortgesetzt. Von früheren Be-
festigungew steht heutzutage noch daS
in seiner Art einzige Kreuzthor im
Westen derStadt.ncrhe der Liebsrauen
kirche; es wurde, wie die über dem
Thorbogen eingelassene Tafel besagt,
im Jahre 1380 vom Herzog Stephan,
dem Bruder des Markgraftn Ludwig
von Brandenburg, erbaut. Während
der Franzosenkriege im Anfang unse
res Jahrhunderts wurden die Fe
stungsmauern von den Franzosen ge
schleift. König Ludwig l. von Bay
ern ließ sie jedoch 1827 wieder herstel
len. Der Bau, der 21 Jahre währte,
ist in der großartigsten Weise ausge
führt. Seit 1872 begannen dann die
Erweiterungen des Festungsgürtels
mit Anlegung bedeutender Forts, da
Ingolstadt nach Beschluß der Reichs
regierung zur Festung ersten Ranges
bestimmt ist. Wir haben nun noch
zwei hervorragende Gebäude der Stadt
Das Rath h aus.
Haus" und das Rathhaus. Das er
stere war ursprünglich das von einem
bayrischen Prinzenerzieher, dem Jesui
ten Leonius, im Jahre 1600 gestiftet«
ses Haus wurde der berühmte kaiser
liche Feldherr Graf Tilly nach seiner
Verwundung am 15. April 1632 bei
Rain am Lech gebracht und verschied
am 30. Aprii im Eckzimmer des ersten
Stockes. Das Rathhaus, am Gouver
worden.
Originelle Bezahlung.
Kassier: „Sie haben drei Mark zu
zahlen!" Michel: „Möchten S'
net meinen Pepi dab'halten... der
bat heut' a' Zehnmarkstück! g'schluckt!
Da krieget' i' halt nacha sieben. Mark
Herausgeholfen.
Sie: „Du sagtest mir, Du wolltest
mich stets auf Händen tragen und nun
willst Du mir nicht mal ein seidenes
Kleid kaufen!"
Er: „Aber mein Kind, ich kann Dich
doch auch in einem wollenen Kleide auf
Händen tragen!"
K a ser rsenhofblüth«.
Sergeant (zu den Rekruten): „Kerls»
Ihr müßt beim Parademarsch Eure
Beine werfen, daß die Primaballerina
aus Neid schamroth in Pension geht!"
Ausgleich. Tochter (zu ihrer
Mutter): „Ich würde den Assessor ja
genirt mich! Wenn er nur
„von Zaunlackil" hieße!"
—M» de rn. „Ich lese jetzt einen
man« lesen kann sie ja jede Köchin!"
Erklärung. Erste? Lieute
nant: „Seh'n Sie ma.l, wie ausfallend,
der junge Berg geht ganz in weißem
Flavell!" Zweiter Lieutenant: „Na,
mein Gott, um aufzufalleu, hilft sich
so'n Civilist, wie er kann!^
Ausrede. Onkel: „Ich hatte
Du doch durchgefallen!"—Nesse: „Die
unverschämten Kerls verdienen's auch
nicht, Onkel!"
VorschlagzurGiite. Ball
mutler: „Entsetzlich- wie viel' junge
Mädchen und wie w«nig Tänzer da
sind!" Backsisch: „Es wäre doch
richtiger, man ließe die vielen Herren
vom Orchester mittanzen und dafür
«in« Damenlapelle spielen!"