Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 17, 1895, Page 6, Image 6

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    6 Das
Im Traume hab' ich gesehen
Mein Kind, mein liebes Kind,
D.is mir im Alter gestorben
Wo Kinder am liebsten sind.
Mit Augen hab' ich's verschlungen,
Herz gedrückt,
Wie hell hat es g.'lacht.
Der inusikalische Sinn in der
Zamilie.
systematisch««? Pflege zur Entfaltung
gebracht werden. Wie die Erziehung
des Kindes eigentlich gleich mit dem er
inuß d.ie Pflegt des musikalischen Sin
nes, welche in den Begriff der Ge
sammterziehung mit hineinfällt, früh
zeitig einsetzen. In jedem Falle, ob
man Talent bei einem Kinde voraus
setzen darf oder nicht, sollte der ver
nünftige Erzieher aus die Pflege des
musikalischen Sinnes Rücksicht nehmen,
geweckt und gesteigert werden kann;
schließlich ist doch auch diese Empfäng
lichkeit allein an und für sich eine recht
lichkeit und Verständniß für die Musik
vorhanden ist, dort übt auch die Musik
ihre großartig«, bildende und veredelnde
Ü.'!acht auf das innere Leben des Men
schen aus. Das zarteste Kindesalter
berührt sich in dem „Wiegenlied", mit
dem die Mutter ihr Kind in Schlaf
singt, schon mit der Musik. Die Wiege,
welche durch ihre schaukelnden Bewe
gungen allzu sehr geeignet ist, das
kleine Gehirn zu gefährden, haben wir,
Gott sei Dank, abgeschafft. Aber das
Wiegenlied ertönt noch. Möchte es
nimmer verhallen! Aber was gibt sich
alles für ein Wiegenlied aus! So hörte
ich einmal, wie eine jugendlich« Tante
ihren ganz kleinen Neffen mit folgen
dem alten Revolutionsliede aus den
achtundvierziger Jahren in den Schlaf
sang:
„Vierunddreißig Jahre währt die
Knechtschaft schon" u. s. w.
Irgend ein einfaches, hübschesVolls
lied wird sich jedenfalls viel besser zum
„In-den-Schlas-singen" eignen? sein
behalt an reiner, tiefer Empfindung
dürfte bei öfterer Wiederholung sicher
lich nicht ohne Einfluß auf den zu we
ckenden musikalischen Sinn des KindeS
bleiben. Für das Erwachen des musi
kalischen Sinnes eines Kindes wird na
türlich das Verhältniß seiner Umge
bung zur Musik von größter Wichtig
keit sein. In einer musikalischen Fa
milie erschließen sich dem inneren Leben
des Kindes ungeahnte Reichthümer.
Daß es von nicht minder großer Wich
tigkeit ist, welcher Art die musikalische»
Eindrücke sind, die ein Kind empfängt,
I:egt auf der Hand: sie müssen sich dem
Auffassungsvermögen des Kindes an
passen. Eine musikalische Mutter kann
in dieser Beziehung außerordentlich
Gutes thun. Nach und nach wird sie,
soweit die wachsende Einsicht des Kin
des es rechtfertigt, die musilalifche Auf
fassung des Kindes zu schwierigeren
Musilstiicken mit gediegenem Inhalt
hinleiten. Wohl ihr, wenn sie im
Stande ist, auf die besonderen Schön
heiten ernsthafter Compositionen auf
merksam zu machen! Leichtere Musik
stücke mit einfach-melodischem Inhalt,
sowie Tanzstücke (letziere zum Zwecke
des Tanzens) sind durchaus nicht zu
verwerfen. Vor sogen, sentimentaler
Musik muß indessen entschieden ge
warnt werden; Stücke wie z. B. das
früher so beliebte „Gebet einer Jung
frau" sind geradezu Gift. Hier gibt
sich die Mwsik das Ansehen, als wollte
sie etwas Tieferes ausdrücken, und doch
sind es nur leere, triviale Phrasen, die
zum Vorschein kommen. Ein Zug von
Heuchelei geht durch Stücke dieser Art.
Die Musik ist aber eine Dienerin der
Wahrheit: in ihren Meisterwerken steht
ihr die höchst« Logik zur Seite. Ohne
Folgerichtigkeit ist sie kaum denkbar.
Sentimental« Musik gleicht einem co
besitzen. Wem in reiferen Jahren eine
solche alte Melodie aus der Kinderzeit
in der Se«le auftaucht, dem wird wohl
«!>.d wehe um's Herz; wie Geisterhauch
weht es ihn an, und von Neuem^ertö
Ber Wichtig!«!! für die Pfleg« des musi
kalischen Sinnes. Wo sich Klavier
trios und Klavi«rquart«tte mit Streich
instrumenten von klassischer und mo
derner Haltung zum Vortrag bringen
lassen, da stellt sich die Sach« noch gün-
stiger: ein warmer Strom von gemiith
doller Anregung quillt aus diesen Auf
führungen, das ganze Familienleben
veredelnd. Für alle Musikaufführun
gen muß aufmerksames Zuhören und
immer geschieht. Di« bekannte Ge
schichte: „Und ich koche si« mit Zwie
bel," welch' weisheitsvoller Ausspruch
eins! bei dem unerwarteten Eintritt ei-
Im Theater bietet sich der kindlichen
im VorstillungZvermögen' des Kindes
hasten bleibt. Die Kinder sehen sich
hier zudem in eine Welt von Ideen ver-
Zieücrlilumrn.
Die zarte Farbe , der reizenden,
selostgefertigten Papierbiumen erfreut
Zeit, Mühe und Kosten sind vergeb
lich gewesen. Da liegt nun das tast
bare Material: Blätler, Gummi-
und gewiß geht es anderen Damen in
gleicher Weise. Da versuchte ich,
Federblumen zu fertigen, wie sie in
den japanischen Läden meine Auf
merksamkeit erregt hatten. Nach
mancher!«! Bemühungen entstanden
Nachbildungen natürlicher Blumen,
die durch ihre leuchtende Frische und
si- in ihren natürlichen Farben zu hüb
schen, haltbaren Vasensträußen. Aber
die Kunst strebt weiter. Jetzt färbt
fseöern in allen möglichen Blumenfar
ben mit Anilin. Das glänzende Ge
sieder des Schwans, Brustfedern von
Gänsen, Enten, selbst von Tauben lie
sern das Material für unsere Arbeit.
Das Werkzeug dafür besteht aus ei
nem eifernenKugeleisen, wie sie die Ar
beiterinnen für Stoffblumen zum
Krösen der Rosenblätter gebrauchen,
dem dazu nöthigen weißen Kissen, ge
füllt mit Sand und Kleie, einer feinen
Zange und sehr seinem geglühten Blu
mendraht. Da das Federmaterial
ziemlich steif ist, kann man nur be
stimmte einzelne Blumen daraus ma
chen. Es sei mir vergönnt, einige zu
beschreiben, die Ausführung bleibt sich
bei allen ziemlich gleich.
Da ist zuerst die Mohnblume, deren
Ausführung besonders einfach ist und
deren leuchtende rothe Farbe besonders
anziehend wirkt. Wer nicht in der
Laae ist, selbst färben zu können, wen
legt, einige grüne Hüllblättchen ange
klebt und der Stiel mit Watte ui«
Seidenpapier umwickelt. Kleine Fe
dern geben eben erschlossene Blüthen,
Federstückchen schieb! und klebt man
den Knospen ein, noch einige Blätter
Einen graziösen Frühlings strauß
mit dem ganzen Zauber freundlicher
Farben stellt man von bunten Tulpen
zusammen. Sie sehen ganz besonders
natürlich aus. Ein glänzendes Weiß,
Helles und dunkeles Gelb, nach Ge
schmack mit rosa oder rothen Strichen
verziert, und alle Schattirungen vom
hellsten bis dunkelsten Roth sind pas
sende Farben, die zusammengestellt mit
zart grünen, bethauten Blättern ein
Blüthenblätter ist unten breit oder
spitz zulaufend. Mit einer heiß ge
machten Schee» streicht man den Kiel
sogenannte Papageientulpen herstellen,
so träufelt man auch die Federchen mit
der heißen Scheere, bis sie ganz Iraus
sind. Die lebhaft gelbe, rothgestreifte
Blüthe bringt eine hübsche Abwechse
lung in unsern Friihlingsstrauß. Aus
mehreren länglichen Staubfäden ist
der Kelch gebildet, dem die sechs Blät
ter recht schön rund angebunden wer
den. dem Stiel wird einGummischlauch
angeschoben. Die grünen Blätter
schneidet man sich selbst aus Stoff und
bindet sie um den Stiel. In
men. Sechs Blumenblätter, aus klei
nen Kugelfedern geschnitten, reihen sich
um den aus seidenen gelben Fäden ge
wärts gebogen und zu sechsen um ei--
nen fertig gelauften Lilienlelch gebun
den. Ein voller Aliithenzweig davon
Binden voller, runder Blüthen wie die
große schöne Päonie, Pfingstrose ge
nannt, und die vornehme, wachsartige
Kamelie.
Sehr hübsche, natürliche Nellen
werden aus zwölf kleinen Kugelfedern
hergestellt, deren oberen Rand man ge
rade schneidet und fein auszackt. Jedes
Blättchen wird tütenartig zusammen
gelegt und mit feinem Draht festgebun
den. In die Mitte der Blüthe lommt
eine weiße gekräuselte Nelkenfeder,
dann folgen die abwärts gebogenen
Blättchen in versetzten Reihen, bis die
fertige Blume von einem Gummikelch
umschlossen wird. Der Stiel wird
nur bewickelt. Mehrere buntfarbige
Nelken, fertig gekaufte Knospen und
einige selbstgeschnittene Blätter geben
«in zierliches Sträußchen, welches viel
Beifall finden wird.
Kleber Ki»derer»iil>ning.
Bon Dr, Med. I. Reinhard.
Die Borschriften und Mittheilungen
über die Ernährung der Kinder von
sachverständiger Seite bis zum Ablauf
des ersten Lebensjahres sind in erfreu
licher Fülle vorhanden. Denn so ein
fach die Verhältnisse hier scheinbar lie
gen, so schwierig gestaltet sich in der
That eine allgemeine Schlußfassung,
weil die Abwägung der Einzeleigen
schaften des Kindes für die Diät der
Rolle s/ielt^"'°"^
Ganz anders liegen die Verhältnisse
für das zweite Lebensjahr des Kindes.
Da ist die Aufmerksamkeit diätetischen
Fragen gegenüber nicht mehr in gleicher
Regsamkeit vorhanden, ja nicht selten
fast ganz geschwunden. Die unzutref
fende Annahme, daß nach Ablauf des
zweiten Lebensjahres die Ernährung
des Kindes nicht mehr Fürsorge als in
dem späteren Kindesalter erfordert, be
wirkt, daß diese Boraussetzung häufig
Ursache ernster Stoff,wechfelertrankun
gen wird. Fragen wir eine Mutter,
was sie einem fast zweijährigen Kinde
mit schlecht entwickeltem Knochensystem
zum Essen darzureichen pflegt, so hören
wir zum Theil die Antwort: „Nun Al
les. was wir essen!" zum andern:
„Das Kleine bekommt immer nur noch
seine gute Milch." Die Letzteren hal
wohl für Säuglinge sich als die ent
sprechendste tundgethan hat, aber nicht
mehr für die der Saugflasche oder Mut
lerbrust Entwachsenen, die Ersteren ge
hen zu einer Kosiwahl über, welche den
zarten, in aufstrebender Entwicklung
begriffenen Körper demjenigen der wi
derstandsfähigeren und kraftvolleren
späterer Lebensjahre gleichstellt.
Sowohl die zu konservative Form,
eilende Art der Ernährung ist eine
schwere hygienische Sünde. Wenn schon
die Päppelkinder den Brustkindern ge
genüber sich in dem großen Nachtheile
salzärmerer Nahrung befinden und an
sich bereits zur englischen Krankheit
disponirt sind, so ist es erstes gesund
heitliches Gesetz, daß möglichst rasch
und möglichst logisch die einseitige Kuh-
mischte Kost darzubieten. Aber nur
ganz schrittweise. Ist es doch auch für
langen eigenen Beobachtungen dürfen
wir es als Resultat sorgfältigster Be
obachtung aussprechen: auch das
«inmal am Tage meist um die Mittags
zeit e!nfüg«n lassen. Nach «twa vier
zehn Tagen der allmäligen Gewöhnung
ders Apfelmus und gekochte und ge
quetschte Birn«n, an die Reihe. Zu
gleicher Zeit wird täglich ein ganzes,
eine Minute lang gekochtes Ei verab
folgt. Die Brotfrucht wird in Gestalt
von weißem Gebäck, das in die mor
gendliche und abendliche Milch gebrockt
wird, gegeben. Wir räumen also im
Anfang unter den neu hinzugekomme
nen Nahrungsmitteln! der pflanzlich«»
Nahrung das Uebergewicht ein. Und
das ist wohl überlegt. Gerade in den
Vegetabilien sind die für den Aufbau
des Knochengerüstes nothwendigen
Salze in vorzüglicher Weise vorhanden,
während Milch und Ei das thierisch«
Eiweiß und Fe!! zunächst in ausrei
chender Weise gewähren. Wenn aber
das Kind sich dem dritten halben Jahre
seines Lebens nähert, bedarf es auch
directer Fleischgaben. Feingehackter,
salzarmer und mäßig geräucherter, ro
her Schinken, weißes Fleisch, feinzer
theiltes zartes Filet und Roastbeef sol
len nunmehr auf der Mittagstafel des
Kindes erscheinen. Doch kann man
auch des Guten zu viel thun, und bei
den von der Natur gegebenen War
nungszeichen, daß der Fleischgenuß die
zuträgliche Grenze überschritten hat,
muß sofortige Aenderung der Kost ein
nismus nicht im Gleichgewicht gehalten
wird. Bester Beweis sind sowohl die
schwächlichen und rhachitischen Prole
dieses Alters anbetrifft, so ist solch«
Was mich freut.
Mich freut der Sonn« goldner Strahl,
Das üppig frische Grün im Thal,
Das Rauschen, das den Wald durch-
D l V" l' s L'ed
Der Biene Summen und ihr Fleiß
Und jede Blume, jedes Reis,
Das Bächlein, wie der mächtige
Strom
Und über mir der blaue Dom;
Doch mehr freut mich ein Angesicht
Aus dem der Geist zum Geiste spricht.
Wunderbares Zusam
mentreffen. Häuschen: „Sag'
mal, Papa, ich bin doch in Berlin ge
boren?"— Vater: „Ja. mein Junge."
„Und Muttchen in Magdeburg?"—
„Ja wohl." „Und Du, wo bist Du
denn geboren?" „In Breslau.
(Da der Junge nachdenkend vor sich
hinblickt.) Nun, was schein! Dir da
bei so wunderbar?" „Daß wir Drei
uns so zusammgesunden haben."
Verlockend. .A.: „Was
haben Sie denn hie: für ein Husches
Buch?" B,: „Da trage ich alle
meine Verbindlichkeiten ein ... Wenn
Sie mir sllnfzig Mark pumpen
kommen Sie auch hinein!"
Bescheidene Anregung.
Dichter (zu seiner Gattin): „Eula
lia. stell' den Schnittlauchstock auf nie!-
Aas Alter
Himmel, Herrgott jetzi
wurde ihm die Sache aber bald zu
bunt! !
In fünf Wochen sollten sie Heira
then, und sie hatte ihm noch immer
nicht di« Papiere für das Standes
amt gegeben! Wenigstens fehlte die
Hauptsache noch der Geburtsschein!
Denn wenn man auch leibhaftig an ih
rem kleinen, zierlichen Perfönchen
sah, daß sie geboren war, geboren sein
mußte die hochwohllöbliche Behörde
verlangte doch noch ganz extra eine
amtliche Bestätigung darüber, denn es
soll ja Individuen geben, die aus den
Wolken und aus allen Himmeln fallen,
sogar bis in ihr spätestes Alter Hin
tin!
Käthe mit einer wahren Aufopferung
täglich und stündlich, bei ihren Liebko
sungen und Sireitereiei' beim Spa
zierengehen und Besuchemachen immer
und immer wieder darum bat. Es
war rein, als wollte sie ihm mit aller
Gewalt den Schein vorenthalten.
Da hatte sich denn Richard Wer
ner am Abend vorher endlich einmal
ein Herz gefaßt und etwas aufge
trumpft!
Sie hatte ihm nämlich wieder ein
— er hatte den Arm um ihre Schul
tern gelegt „Käl'hchen, sieh das
sagst Du nun schon seit Wochen so!
Was ist denn nur eigentlich los? Wa
„Ach Gott, Richardchen," schmeichelte
„Wieso denn blos, Kind? Du
muß immer so lang- warten, ick„wllt«
„Na dann werde ich ihn Dir ho
len!"
„Nein, nein laß man!" wehrte sie
schnell ab.
„Aber warum denn?" Ihn reizte
' Sie nicht minder! „Na ja, ja —-
Du sollst ihn ja haben! Brauchst mich
deshalb gar nicht gleich so anzu
ken.
Er schimpfte sie schimpfte!
Er wie ein Rohrspatz, sie wie eine
kleine Elster!
Herr werden konnte, da ergriff er
plötzlich feine Sachen, die neben ihm
lagen, stülpte sich seinen Hut auf den
Kopf und rannte wie in einer plötzli
chen Eingebung wüthend davon, Käth
chen mit ihrem Kummer und ihren
Thränen allein zurücklassend.
s>
Zum Glück wohnte sie noch bei ih
ren Eltern. Als diese dann später
nach Hause kamen, fanden sie ein trost
loses Menschenkind in hoffnungslosem
Grame vor. Nur schwer gelang es
ihnen, Käthchen zu Ruhe zu bringen.
Doch als sie es dann endlich wieder
war, konnte sie es sich nicht versagen,
noch «inen bitterbösen Bri«s an ihren
Bräutigam zu richten. Sie schrieb
ihm alles mögliche. Von Liebe,
vom Unrecht, vom Anschreien und
Grobsein, vom Mißtrauen
denn das war doch eigentlich das
Schrecklichste von allem!
Und es war doch ganz klar, daß es
nur Mißtrauen war, das fortwährende
Fragen nach dem ... Geburts.
schein! Nicht wahr, das fllhlt doch Je
/M
Am anderen Morgen erhielt er den
Brief. Er lag noch im Bett, als er
ihn las, und tonnte sich anfangs gar
nicht recht auf den Abend vorher besin
nen. Aber dann fiel ihm alles wieder
«in, und er las von Neuem aufmerk
sam den Brief.
Anfangs war «r da ganz erstaunt
über ihre Vorwürfe, aber dann faßte
er sich. Das war doch eigentlich etwas
stark! Na er sprang aus dem B«tt
„er wollte ihr 'mal ordentlich den
Standpunkt klar machen." Damit
Andere in Ordnung bringen, dann
würde er kein Mißtrauen haben, nicht
grob zu ihr sein, sie nicht anschreien,
und sie ganz genau so lieb haben wie
früher, vor allen diesen dummen
Sachen, viklleicht sogar noch ein gan
zes, ganzes Theilchen mehr, denn sie
sollte doch nun sehr bald seine
den!
schung... '
„Mein geliebter, guter Richard!
Deine so lieben Zeilen geben mir den
Muth, Dir endlich einmal die Wahr
heit zu sagen. Mein lieber, guter Ri
chard, sei mir deshalb nicht allzu böse!
in alle Ewigkeit", na u. s. w. u. s. w.
Unterzeichnet „Deine tosestraurige
Käthe". W< D '
gerade nur aus der Hand gelegt hatte,
und fuhr schleunigst zu ihr. Er wußte,
'daß er sie jetzt treffen würde.
Er klingelte.
Sie öffnete selbst.
I!
/WÄ
Wie unrecht das alles von ihr gewe
sen röäre, wie schlecht! Daß sie es auch
nur gethan hätte, weil sie ihn doch so
sagte immer die Wahrheit, nur hier
hier...
Und auf's Neue begann sie zu
er hätte ja längst schon ihr richtiges
Alter gewußt.
Da richtete sie plötzlich ihr Köpfchen,
das vorher an seiner Schulter ruhte,
rasch auf.
„Du hast das schon gewußt?"
„Ja, Mauschen; schon lange."
„Aber woher denn?"
„Na a, ich bin 'mal auf's Mel
deamt gegangen und habe gefragt."
„Auf's Meldeamt?! Und Du hast
da nach meinem Alier gefragt?!" Ihr
Auge füllte sich wieder mit Thränen.
„Siehst Du, Du hast doch kein Ver
trauen gehabt! Sonst wärst Du nicht
dahin gegangen. Und wenn ich Dir
auch schon 'mal nicht die Wahrheit ge
sagt habe, das war doch nicht - nö-
T> aber legte er seinen Arm um sie
und küßte sie und erzählte ihr, daß das
alles ja schon viel früher gewesen wäre.
kleine kleine... na sie wußte schon
was, gesagt hatte, sondern ganz zuerst,
als er 'mal gerne ihren Geburtstag
wissen wollte.
„Als ich Dir also damals das
sagte, da wußtest Du schon... Ach,
Du bist doch wirtlich ein zu lieber
Mensch!" Und sie küßte ihn herzhaft
ab. Doch dann sagte sie ihm ganz
leise in's Ohr: „Meinst Du nicht, daß
Frau?"
ner Liebling, man ist doch nur so alt,
als man scheint. Und eine Frau
noch mehr als alle andere! Sei Du
also ewig jung in Deinem Wesen, so
wirst Du's auch an Jahren scheinen!
Nicht war?"
.Ja, mein Schatz, ja...
Ki» weiblicher Toctor der Recht«.
Fräulein Labriola ist d!« Tochter des
unter den wissenschaftlichen Vertretern
kte Stellung einnehmenden Professors
der Philosophie, Geschichte und Päda
gogik, an der Universität Rom, Antonio
Labriola. und Ist am 17. Februar 1874
zu Neapel geboren, Mutter ent
den Unterricht der alten Sprichen auf
sich nahm.
Frl. Labriola.
Die glänzenden Fortschritte Tereff
nas werden dadurch bewiesen, daß sie
mit 17 Jahren das Abiturientenexameir
vorzüglich bestand und demnächst in deir
besten Eensuren davontrug. Als Ge
genstand der Promotionsschrift wählte
Teresina „Die Ehre im Recht", ein
Thema, das sie zum «rsi«n Male in
Italien vom Standpunkte d«r verglei
chenden Rechtsgeschichte unter Voraus
schickung ethisch - psychologischer Be
trachtungen behandelte. Die Arbeit
wurde von der Prufungscommissiorr
günstig aufgenommen, vor der sie auch
in einer Disputation rühmlich verthei
digt wurde, ebenso wie zwei andere
Thesen, die die Commission ihrerseits
den Doctoranden vorlegt.
Teresina Labriola ist die erste Dame,
die in Rom den Doctorgrad errungen
bat. Da in Italien der ZutHtt zum
Richteramt und der Advocatur d«m
weiblichen Geschlecht nicht gestattet ist,
so wird sie sich muthmaßlich der wis
senschaftlichen Beschäftigung zuwenden.
Daß dies« ihr einziger Beruf bleiben
werde, kann schwer glauben, wer der
allen weiblichen Reiz bewahrenden Doc
torin in die lachenden schwarzen Auge»
sieht.
Das deis cht.
Da watschelt dorch s eenea
So was Schwarz-uir-weiß-un-graue»
Da gingk Sie spaziren ewensalls
Der Storch mit bedächdigen Sinne,
Ae Weidenkerbchen hatt' «r um HalZ,
Vier Beenchen strambelden drinne.
„Nee", ri«f ich, „das allerliebste Zeig!
Die Guckelchen un die Häärchen!
Sagt, Meester Klabberstorch, nur
gleich.
Wer krigt denn das Zwillingksbäär
ch«n?"
„Ei," sagd« der Storch in belehrenden
Don,
„Das deischt; denn ich kann Sie's he
dheiern:
Das eene das is Sie ä Grafensahn,
Und das andre das bring' ich der
Meyern."
M ii a ß i g.
Hansjörg ka' net mllaßig sein!
Trinkt er net, so schenkt er ein,
Ißt er net, so schöpft er —
Aber is das Essa aus,
Muaß er uf d'r Stell' in's Bett
Mllaßig sei dös ka' er net!
Stoßseufzer eines jun
gen Ehemannes. „Ja. geschmack
voll kleiden kann sich ja meine Frau,
wenn sie nur auch geschmackvoll kochen
könnte!"
>. — Zugedeckt. Ein ganz junger
Gigerl hat sich bei einem Friseur rasire»
lassen und sich dabei sehr arrogant be
nommen. Di« Kunden und noch mehr
der Eh«f d«s Geschäftes sind auf's
Höchste entrüstet. Der Letztere denkt
Gigerl seinem Mutterwitze Gelegenheit
gibt, ihm das ungezogene Benehmen
heimzuzahlen. .Was Donnerwetter,"
schreit nämlich der Gigerl am Schlüsse
d«r genannten Procedur d«n Fristur
lehrling an, „das soll abgetrocknet fein?
Wollen Sie mal das gleich ordentlich
machen?" Der Friseur tritt hierauf
Schiveigen der Kundschaft zum Lehr
jungen: „Der Herr hat ganz recht!
Trocknen Sie nochmal nach beson
ders hinter den Ohren!" .