Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 17, 1895, Page 3, Image 3

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    Die tolle Komteß.
(3. Fortsetzung.)
Wolf Dietrichs von der Maltitz Le
benslauf glich auf ein Haar dem so
vieler Gutsbesitzer, welche sich nicht ei
gens für die Landwirthschaft vorbe
reitet, sondern ihre besten Jahre in
einem Kavallerieregiment ausgetobt
haben. Wolf Dietrichs Vater war ein
recht wohlhabender Herr gewesen, aber
den vereinten Kräften seiner talentvol
len Herren Söhne es waren drei an
der Zahl hatte sein Geldbeutel auf
die Dauer nicht widerstehen können.
Zwar waren sie alle drei recht gute
Jun-gens und wußten eine importirte
Kellnerin zu heirathen! Aber Wolf
ständen willkommener fein, als der
Antrag des Grasen Pfungk, seinMoor
land in Pacht zu nehmen? Dennoch
schein zu geben, als ob er nur sehr un
gern auf seinen großartigen Torfstich
verzichte, und sowohl eine etwas höhere
Pachtforderung als auch die Bedingung
zu stellen, daß der Kontrakt auf zehn
Jahre abgeschlossen werden müßte. Der
Gras war wenig geneigt, diesen For
dennoch, nach einer längeren Bera
thung mit Norwig, zur Nachgiebigkeit
bestimmt, so daß, als die Herren sich
verabschiedeten, das Geschäft als abge
schlossen betrachtet werden konnte. Mit
Vergnügen erklärte Herr von der Mal
titz sich bereit, der dringenden Auffor
derung, sich bald in Räfendorf sehen
zu lassen, nachzukommen.
Gras dem Inspektor Reusche Mitthei
nöthigen Vorarbeiten, besonders brü
cken-, Wege- und Pserdebahnbau ohne
Zeitverlust in Angriff zu nehmen. Zu
des Grafen Aerger zeigte sich der brave
Ludolf nicht eben entzückt von den
großartigen Plänen seines neuen Vor
gesetzten. Er machte sogar allerlei Be
denken bezüglich des wahrscheinlichen
Ertrages dieser neumodischen Moor
kultur geltend, die aber, ebenso wie der
Hinweis auf das abschreckende Beispiel
eines jüngst verkrachten Nachbarn, auch
so eines gelehrten „Mistikers", von
dem Grafen mit Geringschätzung zu
rückgewiesen wurden, denn er wollte
um leinen Preis vor seinem Freunde
!»id Rathgeber als ein durch kleinlich«
Bedenklichteiten leicht einzuschüchtern
der alter Herr dastehen.
nen Verlangen, die Gunst des berücken
schmack des drohenden Verluste-- seiner
kriegte!" Ludolf Renfche hatte noch nie
die Knechte und Mägde so schlecht be
handelt wie heute.
Da der Hausherr sowieNorwig durch
den Aufenthalt in Senthin sich heute
sehr verspätet hatten, so fand sich erst
kurz vor dem Abendessen die ganze
seilten.
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„Ja, seit Vicki mit den Klavierstun-
„Fertig? Was heißt das?" fragte
„O, das schon," erwiderte Vicki lä
chelnd: „Wissen Sie, ich hatte bei un
serm Kantor Unterricht und das ging
selber nicht recht Bescheid."
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zu geben. Nur, fügte sie hinzu, sei es
doch wohl geboten, daß der Herr
Tan Meister, ehe ihm seine Schülerin
nachher aber eine Liebescrtlärung mach
te. Der Allerweltskünstler entledigte
sich seiner Ausgabe mit großem Geschick
rin um die Hüfte uns tanzte, einen ech
ten Jodler singend, mit ihr im Saal
herum.
vorüberwirbelten, trat Fräulein So
phie herein, um der. Gräfin melden,
daß der Thee bereit sei. Sie war na
türlich wenig erbaut davon, daß das
den Herrschaften seine Auswartung zu
„Was tausend! Zu so später Stun
de?" rief der Gras. „Sollte das viel
stinguirt aussehender Herr mit wunder
lächelnd vor der Gesellschaft.
Zufällig stand das Fräulein Sophie
dem Fräulein zu: „So wabr ich lebe,
das ist ja Bencken! Nun hast Du Deine
Komödie ausgespielt."
Und ebenso leise flüsterte sie zurück:
.Frohlocke nicht zu früh! Wenn Du
nur ein Wort sagst, so bist Du auch
verloren!"
S. Kapitel.
Die allgemeine Lustigkeit, welche
Hanswurstsinks Vorstellung verbreitet
hatte, bewirkte auch, daß der Vetter
Emich mit lautem Jubel begrüßt wur
de. Er erzählte, daß er auf einer Reise
durch Mecklenburg begriffen sei, um sich
verschiedene verkäufliche Güter anzuse
hen, und da er einmal so nahe gewe
sen, habe er sich das Vergnügen, die
lieben Verwanzten unversehens zu
„Sag mal, das wievielte Gut hast
Du denn da bereits in Augenschein ge
nommen?" frug Komteß Marie lä
chelnd den blonden Vetter. „Es sind ja
wohl schon fünf Jahre her, daß Du mit
der Absicht umgehst, Dich anzukaufen?"
„Ja, allerdings, so lange ist es her,"
der Ecke stehenden Paares ansichtig
werdend, „ihr habt Gäste? Darf ich
bitten, mich vorzustellen."
trage jetzt freilich Vollbart, aber....'^
„In der That ja," näselte der
lange blonde Kavalier, zog die Augen
ter machte und rückte hochmüthig sein
Haupt in dem steifen Kragen zurecht.
„Sehr merkwürdiger Zufall fin
den Sie nicht auch? Ah da ist ja
auch Ihre Frau Gemahlin! Gnädige
Hand und sagte äußerst erstaunt: „Herr
Graf irren sich wohl, ich habe nicht die
Ehre...."
Graf Pfungk und seineGattin beeil
ten sich gleichzeitig, ihren Herrn Neffen
fallende Aebnlichteit mit dem eines
scheuen Pferdes besaß, das geziert lä
chelnde Fräulein anstarrte: „Die Aehn
werden mir zugeben, Herr von Norwig,
daß man das Gesicht Ihrer Frau Ge
mahlin nicht so leicht vergessen kann,
hat!"
Norwig mit niedergeschlagenen Augen.
„O, Sie habe» Ihre Frau Gemahlin
verloren?" schnarrte der Graf mit ei
so schön! Ich zuletzt, Jh
„Ganz recht," versetzte Norlviz, „dort
ist sie auch gestorben." Er sah auf, um
dem Grafen anzudeuten, daß er das
der Komteß Marie, vor dem er in Vei,
wirrung den seinen niederschlagen
mußte.
durch die Vorstellung des Ma-,
!ers seinem Neffen zu Hilfe gekommen
wäre. Einen einfachen Finken begrüßte
Graf er war nämlich einem im Aus
sterben begriffenen souveränen Fürsten-
Hause verwandt und es standen nur
noch ein knappes Dutzend Augen zwi
schen ihm und jenem allerliebsten
Dhrönchen nur mit einem leichten
Kopfnicken.
„Sehr angenehm! Sie sind Maler?"
sagte er wohlwollend mit hochgezogenen
„Nein, ich nehme die Frau Gräfin
auf, wenn Sie gestatten, Herr...." Fink
that, als suche er nruh dem Namen.
Um sein« Mundwinkel zuckte es schalk
haft.
„Graf Bencken," ergänzte jener, ge
kränkt. daß man seinen erlauchten Na
men überhört hatte.
Und Vicki rief laut und feierlich im
Heroldstone: „Karl Egon Emich, Graf
und edler Herr zur Bencken-Büsterloh,
Erlaucht."
„Bitte, bitte." winkte der junge Graf
dauerte ich sehr, selbst keine Karte bei
mir zu haben und stelle mich einfach als
Leutencmt Bencken vor ha ha ha!
genheit nicht rauben!"
Vicki versteckte sich hinter den Rücken
ihrer Schwester, da sie vor den Frem
keit zu unterdrücken, besonders als die
alte Gräfin ganz ernsthaft sagte: „Das
war mal wieder ein schöner Zug von
Dir, Emich!"
Und zu Norwig und Fink gewendet,
setzte sie hinzu: „Ja, unser Neffe ist
immer so rücksichtsvoll den armen
Guido Müller hätte doch gleich der
Schlag treffen können, nicht wahr?"
Karl Egon Emich schien nicht ganz
Namen und seine Aussichten auf das
bewußte Thrönchen zu allerlei Scher
zen zu benutzen, so daß der Träger aller
dieser Würden schließlich nicht mehr
Spott und Ernst unterscheiden konn-
Stammbaum und sein schilderreiches,
durch eine Fürstentrone glänzendes
Wappen, war ja genau genommen das
einzig: geistige Besitzthuni, dessen er sich
bewußt war. Seiner geringen Fähig
keiten wegen hatte man ihm in seinem
Regiment? den väterlichen Rath ertheilt,
seinen Abschied zu nehmen, ehe er zum
Rittmeister übergangen werden würde.
Abgesehen davon, hatte er sich im
Kriege wie ein Held geschlagen und im
möcht hätten, sein Herz und sein« Ta
schen fester zu verschließen. Er war noch
sehr gewesen, als sein Vater starb,
cm» Vereines., ehen^li'ge:' Offiziere
, unterbrochen wurde. Diese Abende bil
. deten die bescheidenen Höhepunkte sei
; nes Daseins; und wenn er gar Gele
> und mit der seidenen' Bartbinde be-
waffnet in das Prachtbett seiner Ah
nen. Aber der Tage, an welchem es ihm
schluß gefaßt, sich irgendwo eine kleine
Besitzung zu taufen, wo er in Frieden
seinen Hafer pflanzen und mit einigen
blau/ilütigen Nachbarn über Pferde re
den könnte. Der Gedanke, auf seinen
glänzenden Namen hin reiche Hei
ke war ilmi unheimlich. Gegeir das An
sinnen, seine Krone für eine jüdische
Million einzutauschen, welches ihnh
schon wiederholt nahe getreten war,
sträubte sich sein echt aristokratisches
Empfinden sehr entschieden, da er
«r hatte den Satz nie beendigt!
Kein Wunder, daß ihn der plötzliche
Anblick dieser Doppelgängerin der einst
llvincs Handicap reiten."
„Du träumst wvhl, Emich," flüsterte
sie ihm zu, „kannst Dich wohl smmer
Frau von Norwig?"
~Ja> ! Wie wir alle. Das
heißt ich war speziell in ihren Fuß
„Anständig?" warf die Komteß ein.
„Aber selbstredend! Wie würd« ich
mir sonst erlauben...." versetzte Karl
traut/' flüsterte Base Maries „Wie hast
„O sehr einfach: Ihre Zofe hatte im»
nicht die gute Gelegenheit verssumen
dürfen, durch «zse geschickte Erfindung
als Don Juan zu glänzen.
.Ist diese kostbare Eroberung noch
in Deinem Besitze?" fragte die Base
„Gewiß. Ich führe sie sogar nebst ei
nigen anderen theuren Souvenirs im
mer rn meinem Handkoffer bei mir."
In den grauen Augen der tollen
Kqmtch blitzte es schalkhaft auf; sie
Du. Emich, da könnten irür ja eine
richtige Pnnzessinnen-Prob« ü, I»
Aschenbröle! aufführen! Eine kostbare
Geist und Witz zusammen das rann
Dir ja nicht schwer werden! Mache
Dick niedlich um Fräulein Sophie und
„Was habt ihr denn da immer 51»
tuscheln?" rief die Gräfin-Muttc?
laut. Und das allgemeine Gespräch,
gelenkt hatte, schwieg sür einen Augen-
Graf Bencken schaut? erröthmd und
verlegen auf seinen Tell« und führte
lein ihn noch einmal zurückrief.
„Wie ist es draußen heute. Abend?"
fragte sie. „Ich möchte gern noch ein
„Ah, Herr Inspektor,, da: siid Sie
ten?"
M leicht."
„Finden Sie wirtlich?! In Ihrer
zug spazieren gehen müßte!"
„Aber Herr Inspektor, wie. können
Sie so. etwas sage»!"
Er errötheje tief und verfiel wieder
oisnen, «<e es ihr hier n Ha».li ge
„O, sie sind ja alle j«hr gut gegen
mich," antwortete Sophie. „A'.s armes,
traurig« Erfahrunze» über die Lieblo»
siMt der Menschen, daß einem ordent
lich das Herz aufgeht, wenn man es
einmal so gut trifft, wie ich hier un
folgt.)
Für die tuiüit.
Käsestangen. 7 Unzen Par
'mesaükäse, feingeriebea, 5 3-4 Unzen
Mehl, 4 1-4 llnz-nßutter, «twaS saure
Sahne »nd da- nöthige Salz nebst et
n«r Priie Cayenne-Pseffe? werden zu
tinem festen Teige geknetci, nicht zu
bünn ausgerollt, in Streifer? gefchnik-
Speckschwarte abgeriebenen Blecke in
nicht zu heißem Ofen zu schöner Farbe
gebackn. Mau muß beim Backen
gleich dabei stehen bleiben, da di.
Tisch"
Englischer Reis. Man wa»
Form, gieße gut gesüßte lalte Milch
voll ist, stelle die Mehlfpeisenform
Mehrere Stunden in ein nicht zu hei
lst besonders zu solchen Zeiten emifeh
len-werth, wo im Hanse viel zu thun
Ist und etwa zu einer nicht ganz be
fein« Scheiben, schwitzt sie mit einem
Stück Butter gut durch, ohne daß sie
aber braun werden,, mischt einige Lös
sel Mehl dazu, füllt nun unter fort
währendem Rühren die' Bouillon auf,
läßt das Wurzelwirk in derselben
weich kochen und streicht sie durch ein
feines Sieb. Die Suppe wird nun
noch eine halbe Stunde an der- Seite
des Feuers langsam klar gekocht, in
dem man den Schaum und das Fett
sorgfältig abschöpft, mit Salz und ei
tlem Stückchen Zucker abgeschmeckt und
auf in Bouillon recht körnig gekochtem
Neis angerichtet.
Gebratene Küchlein auf
Polnische Art. Junge Küchleiir, die
etwa die Größe einer guten Taube ha
ben, richtet man vor, füllt sie mit einem
Teig, den man aus den gewiegten Her.
zen und Lebern der Thierchen, schau»
mig gerührter Butter, einigen Eigelb,
Salz, wenig gewiegter Petersilie und
'und geriebener weißer Semmel bereitet
hat und behandelt die Küchlein wie
gewöhnlich. Man legt sie nebeneinan
der in eine passende Pfanne, begießt sie
'rasch mehreremal mit kochender Butter,
bestreut sie mit Salz und stellt sie in.
den heißen Ofen, um sie dort unter:
'fleißigem Beträufeln mit der Butter in
zwanzig bis fünfundzivrinzig Minutin
garzubraten. Ist dies fast geschehen,
'bestreicht man sie rasch mit einem Pin»
sel mit einer Mischung von zerlassener
Butter und Eigelb, bestreut sie mit ge
riebener Semmel und stellt sie noch so
lange in den Ofen, bis di« Kruste ein»
'lichtbraune Farbe zeigt und'die Küch
lein vollends gar sind. Man richte»
sie auf heißer Schüssel an, begießt sie
mit etwas Jus, entfettet die Sauce,
verkocht sie mit wenigMaismehl.Bouil--
lon und Sahne zu richtiger Beschaffen
heit und gibt sie nebenher.
Kalbsbrust mit Ehipo-la»
tagarnitur. Man nimmt «ine schöne
Kalbsbrust, aus der' man sich vom
Fleischer alle Rippen lösen läßt, blan
chirt sie, damit sie schön weiß wird,
trocknet sie gut und umschnürt nun die
' Brust so mit Bindfaden, daß sie eine
gewölbte Form erhält. In «in« pas
sende, mit Butter ausgestrichene-Kasse--
rolle legt man allerlei zerschnittenes
Wurzelwerk, Zwiel-llscheiben, einige-
Gewürznelken und Pfefferkörner, auch:
'ein Lorbeerblatt, lgt die Btust da
rauf, salzt sie, überzieht sie mit etwas!
kochender fetter Fleischbrühe und'
dämpft sie auf gelindem Feuer vec
"deckt einige Stunden, bis sie gar ist,
und stellt sie dan.» offen so lange in
°den Ofen, bis sie unter fleißigem Be
sten eine goldbraune Färsung zeigt.
'ln uer Bratzeit d«r Kalbsbrust bereitet
maa- die Zu ihr:
'schalt man dreißig klein Zwiebeln,,
brät sie in Butte? röthlich braun, .gießt?
Has Fett ab, thi t etwas .S klein« vie»
eckige Scheibche? geschnittenen, vorher:
i?«ich gekochte:? Bciuciqpeck, dreißig
kleine, in Butter mit E'itonensrft gar>
g: dämpfte Champignons, einige in
Misser garge'.v-chte B.oiwürs?chen, die
llr zolllange Stücke gechnitteir werd-m.
und dreißig geschälte, in Bouillon mit
wenig Butter: Zucker und Tölz weich
et! UN stete iAlstanien . sowie einig«- in
"Scheiben geschnittene, in Rinhwei.» ge
dämpfte Trüffeln dazu. Hat man
alles miteimmder so bereitet
man aus t.taunem Sutiernchl «t der
'Brühe des verschieden Ingredienzien
eine dicke, Sraun« Sauce. di: nmn mit
etwas Ettronenscit unt? einen Glas
Madeira? würzt snd in der man die
Zuthaten erhitzt. Diel.« ivirv- crus ein«
lange Scküssel Man. die Kalbsbrust
aus de? Brüke genommen, zerschnitten
auf Ns Ragout aÄegt; kleine, geriz»
'stete- Kartoff? N werden, nebenher ye
reicht
Au? dem Terichtsssa!.
, Richter: „Wenn Sie doch selbst zuge
be«, daß ?s total finster war, nz» kör.--
nen Sie dann ohne Weiteres beruften,
daß die furittbare Ohrfeige, irvlche Sis
erhielten, gerade von Ihre.« Meiste?
w?c?* Geselle: „Ja, st« 8 nur halt
sa bereun! vorgekommen!* 3