Dir tolle Komteß. (3. Fortsetzung.) „Ich mache ja auch nur Spcch. Du weißt, ich denke gar nicht an's Heira then! Die Männer sollen alle sehr schlimm sein. Wenn ich nur wüßte, ob das wirklich wahr ist. Ich werde ein mal Fräulein Bandemer fragen." Während die beiden Schwestern so lustig fortplauderten, erschien am Ufer der Diener und meldete, daß der Herr Pastor Meusel mit seinen Damen zum Kaffee gekommen sei. Die beiden Komtessen fanden die Kaffeegesellschaft in der Glasveranda versammelt, welche an die linke Seiten wand des Schlosses angebaut wc.r, als ein Anhängsel des sogenannten Huber tussaales, und in der rauhen Jahres zeit zum Wintergarten umgestaltet wurde. Die Frau Gräfin, durch ihren kurzen Schlummer sichtlich erquickt und mit gutsitzendem Gebiß, präsidirte aus dem Nohrfofa der kleinen Tafelrunde. Ihr zur Rechten saß der Pastor loci, einer von der wohlsrisirten dunklen Art, mit kurz gehaltenem Backenbart und glatt ausrasirterMittelpartie. Ihr zur Linken saß Herr Inspektor Keu sche mit ungemein sorgfältig gebürste tem Anzug, sehr hart gewichsten Bart spitzen, feuchten, unruhigen Augen und stark geröthetem Antlitz. Der gute Herr Jnfpettor hatte auch ein« höchst gewalt same Anstrengung hinter sich; denn er hatte den Pastor mit seinen beiden Mädchen von der Pfarre nach dem Schloß begleitet und unterwegs dem Fräulei Beate seine auf den solidesten Absichten beruhende glühende Liebe zu erklären versucht. Fräulein Beate oder vielmehr Be-oäte war noch von der ausgestandenen Freudenangst kaum minder roth, als ihr schüchterner Lu dolf denn der Herr Inspektor Reu sche führte diesen sanften Bornamen. Leider war er mit seiner Erklärung nicht ganz fertig geworden, da er erst beim Parkgitter angesangen hatte! Aber was vorher sein Mund verschwie gen, das schienen nun seine Stiefeln unter dem Tische zum Ausdruck brin gen zu sollen, indem sie mit verliebter Andacht auf Beatens Zehen ruhten, Sonntagsstiefelchen durchaus ittcht Pastors Aelteste war recht schlack, schmalschulterig und dünnarmig. Die Wespenhastigkeit ihrer Taille fiel trotz der allgemeinen Schlankheit dennoch auf, weil das Fräulein doch nicht ganz der Büste entbohrte. Der Kopf mit sei die Formen des Gesichtes angenehm und die Haut zart es störten nur etwas die leicht verklebten Augen und das allzuweichliche Kirschenmündchen. Uebrigens sah Be-oätens Schwester, Fräulein Agnes (sprich Achneß!) Meu sel, ihrer Schwester so ähnlich, daß man sie sür dnen um einige Jahre jün geren Zwilling hätte halten können! Der einzige Unterschied war der, daß Fräulein „Achneß" an einer beständi gen leichten Röthe des linken Nasen flügels litt und daß die Umrisse ihrer Gestalt noch etwas schüchterner wa ren. Fräulein „Achneß" fand im stil len, daß Herr Brinkmann ein sehr lie benswürdiger junger Mann sei, doch >var sie noch nicht so fest entschlossen, ihm ihre Hand zu reichen, wie es zur Zeit ihre Sckwester in Bezug auf den sanften Ludolf war. Als die beiden Komtessen eintraten, erhob sich, natürlich mit Ausn.-bme der Gräfin, die ganze kleine Gesellschaft zur Begrüßung, welche von feiten der ersteren durch kräftige Händedrücke ausgeführt wurde, wobei es Vicki einen ganz besonderen Spaß machte, den Pastorsmädchen ihre scheuen Psötchen mit überraschender Plötzlichkeit vom Körper abzureißen. Auf Wunsch der Mama, welche nicht wollte, daß man ihren Töchtern einen gewöhnlichen Adelsstolz nachsage, sich Vicki noch immer mit den Pastorstöchtern duzen, obgleich ihr die beiden, seit sie in langen Kleidern steckten, so lang weilig geworden waren, daß sie kaum mehr anders mit ihnen zusammenkam, als bei den üblichen vierzehntäqlichen Sonntagsbesuchen. Vicki war es ganz unverständlich, wie die Konfirmation aus den früher doch rrcht munteren Pastorsmädchen solche „Trauerhühn chen" zu machen imstande gewesen war. Vom Vater hatten sie die Duckmäuse rigleit nicht, denn der war ein recht wohlwollender, harmloser Fröhlichkeit Richt abgeneigter Herr, welcher sogar beim traulichen Glase Wein mit dem Grafen allein sich nicht ganz unbewan dert zeigte im klassischen Repertorium altehrwürdiger Schwänklein und Mei- Auch heute wieder gaben sich die beiden jungen Damen des Hauses red lich Mühe, ihre Besucherinncn in's Gespräch zu ziehen, ohne jedoch etwas andres aus ihnen hervorzulocken als das ewige „ach ja" „ach nein." Und so wäre auck dieser „Pastors sonntag" wieder F?nau nach dun Mu ster aller früheren verlaufen, wenn nicht der Eintritt des Fräulein Banvemer, welches mit der Kuchenschüssel dem das Kaffeegeschirr tragenden Bedienten voraufschritt, eine unvermuthete Bewe gung in die Gesellschaft gebracht hätte. Es war augenscheinlich, daß die rei zende Erscheinung der jungen Haus dame sowohl auf den Pastor wie auf seine Töchter einen ganz eignen Ein druck machte, besonders aber auf Lu dolf Reusche, welcher das Fräulein dieser Gelegenheit zum erstenmal muth betrossen schien, daß er sogar vergaß, seiner Beate weiter auf den Fuß zu treten. Es mochte sich wohl durch das plötzliche Aufhören jenes Zehendruckes und das dadurch bedingte Zuströmen des Blutes nach dieser Ex tremität physikalisch erklären, daß Friiulein Beate nunmehr ebenso blaß Wurde, wie sie vorher roth gewesen war. Fräulein Agnes schaute kaum min der betroffen drein als ihre Schwester. Bor Erstaunen über den Liebreiz des Fräuleins Sophie vergaß sie sogar ihr wattenweiches Mündchen zu schließen. Das Riesenmaß und die stolze Ueppig keit der Komtessen Psungk hatte sie stets als nothwendige Attribute ihrer Gräflichkeit, und auch die ländlich ge sunden Reize der andern Gutsbesitzers- und Pfarrerstöchter aus der Nachbar schaft neidlos anerkannt; diese junge Dame aber trat wie ein Fremdling aus einer unbekannten Welt in ihren Gesichtskreis, sie erschien ihr als ein höheres, anbetungswerthes Wesen. Ag nes Meusel stand noch mitten in dem Alter, in welchem den jungen Mädchen die Schwärmerei ein Bedürfniß ist; wo sie sich noch ganz selbstlos an der Bewunderung fremder Vorzüge ent zündet und entweder einen alten Herrn oder eine bevorzugte Person des eige nen Geschlechtes zu ihrem Fetisch er kiest. Beate dagegen hatte auf den er sten Blick in der Fremden eine mögli cherweise gefährliche Nebenbuhlerin er kannt und war s'ch sofort bewußt, daß sie sie hasse. Fräulein Bandemer bereitete den Kaffee mit vieler Anmuth und nahm dann zwischen den Pastorsmädchen Platz. Als die Gräfin erzählte, daß Fräulein Bandemer erst kürzlich aus den Bereinigten Staaten zurüclgelehn sei, wurde auch des Pastors Anteil nahme lebendig und er hatte so viel über amerikanische Zustände, beson ders das Seltenwesen, zu fragen, daß das Fräulein bald den Mittelpunkt der Unterhaltung bidete. Der Graf hatte für sich und seinen Oberverwalter den Kaffee auf sein Zimmer bestellt und sich entschuldigen lassen. Als die Rede darauf kam, daß Fräulein Sophie nach ihrer Rückkehr zuerst in Hamburg in Stellung gewe sen sei, wandte sich Pastor Meufel mit der Frage an die Gräfin, wann denn der junge Maler aus Hamburg'eintres fen» werde, der dazu auserfehcn war, für den Ahnenfaal zu „Wir erwarten ihn noch im Laufe dieser Woche," erwiderte die Gräfin. „Denken Sie sich, Herr Pastor, unsere Vicki hat ihm schon einen Spottnamen angehängt: er unterschreibt sich nämlich immer Hans W. Fink, und daraus macht das lose Ding Hans-Wurst- Fink." Ein ganz bescheidenes kleines Ge lächter lohnte diese Erfindung Vickis, von welchem sich nur Fräulein Bande mer ausschloß, weil sie gerade in die sem Augenblick einen leichten Hustiii anfall bekam. Er ging rasch genug vor über, aber das Husten klang hart und trocken und um die Backenknochen bil deten sich wieder jene thalergroßen ro then Flecke. „Nehmen Sie sich nur recht v?r Zug in acht, Fräulein," mahnte die Gräfin. „Heute Abend werden Sie mir ganz Tasse Brustthee trinken „Frau Gräfin sind sehr gütig," ver setzte das Fräulein, „ich denke, die Laiidlust wird mich hier bald Als am Abend die guten Pastors mädchen sich zur Ruhe legten, hatte sich durch die Schwärmerei der jüngeren für und die Empörung der älteren ge gen Fräulein Sophie Bandemer der böse Geist der Zwietracht bereits der artig in diesem jungfräulichen Schlaf gemache eingenistet, daß die beiden Schivestern statt mit einem herzlichen Gutenachtkuß mit verweinten Augen und grollend gerunzelten Stirnen in, ihre Betten stiegen. „Du bist überhaupt noch ein ganz dummes Uez!" rief Beate mit innigem Zorn. „Und Du eine alte, gräßliche Per soiU"dgab Agnes schlagfertig zurück. hitzten Mädchenköpfe in den gewaltigen Federbergen der Kissen. Eine halbe Stunde später betrat auch Komteß Marie das Schlafgemach, das sie mit Vicki gemeinsam inne hatte. Sie glaubt: die Schwester schon schla fend zu finden, da sie noch eine ganze Stunde, nachdem Vicki hinausgegan gen, mit einem Buche aufgesessen war. Zu ihrem Erstaunen aber schallte ihr ein lautes Gelächter entgegen, als sie das Zimmer betrat. Die Lampe brannte noch. Vicki lag im Bett und das Fräulein Sophie saß bei ihr und hatte den Kopf neben der jungen Kom teß in's Kissen gedrückt. „Ach Marie," rief Vicki der Schwe ster entgegen, „Fräulein Sophie hat mir zu komische Geschichten erzählt Das Fräulein gab dem jungen Mäd chen noch einen raschen Kuß auf die Wange und erhob sich dann eilig, um zu gehen. „Also wir sind gute Freun de," rief sie ihr noch lachend zu, und dann verbeugte sie sich leicht vor der älteren Komteß und sagte: „Ich will nicht länger stören öder darf ich Ihnen vielleicht meine Dienste anbie ten, Komteß?" „Ach, Marie," rief Vicki, sich im Bett halb ausrichtend! »sie hat mir das Haar gebürstet und dann so mit allen zehn Fingern den Schädel ge knetet es war prachtvoll! Das mußt Du Dir auch machen lassen!" „Aber geh dock, Vicki," versetzte die ältere mit leichtem Vorwurf, .wie werde ich dem Fräulein so etwas zu muthen! Ja. ja, Fräulein Bande mer, verwöhnen Sie uns unsre Kleine nicht, sie schlief sonst immer so artig ein. Seien Sie ja nicht zu gut zu ihr; fängt man erst so mit ihr an, dann ist mit Vickichen nicht mehr auszukom men!" Sie reichte Sophie gütig die Hand, und diese betrachtete sich als entlassen und zog sich zurück. Gerade wie die kleine Agnes in dei Psarre, so gab auch Komteß Bicki ih rer Begeisterung über die neue Haus genossin in den köstlichsten Superla tiven Ausdruck und war recht ungehal ten darüber, daß die große ihr nur so lau beipflichtete; endlich aber ergriff Marie das liebe junge Ding bei den Schultern, küßte es tüchtig ab und drückte es in die Kissen nieder. „Nun schläfst Du mir aber, Kind!" Und Vicki bewährte sich als gutes Kind und schlief. Komteß Marie war heute unge wöhnlich langsam beim Auskleiden. Sie hatte einen Frisirmantel lose um die entblößten Schultern und Arme ge hängt und kämmte sich das reiche, dun kelblonde Haar wohl eine Viertelstunde lang. Die einzige Kerze auf dem Spie geltisch erhellte nur matt das ziemlich große Zimmer, so daß man die blaß blauen elektrischen Fünkchen knisternd über die Zinken des Kammes hätte springen sehen können. Im unteren Stockwerke hörte man noch einige Thü ren dumpf zuschlagen, Schritte ver hallten in dem entfernten Korridor, die Hinterthür nach dem Hof wurde geöffnet und auf einen Pfiff des Die ners kamen mit einem leichten Gebell die beiden großen Hunde h-rbeige fprungen, um ihre Schlafstelle unter der Treppe einzunehmen. Dann wurde unten der Stiegel vorgeschoben und gleich darauf ward es tostenstill im Hause bis auf die tiefen Athem züge des großen Kindes dort im Bett Und auf das leichte rasche Ticken einer Stauduhr. Die tolle Komteß ließ den Kamm sinken, stiigte ihren rechten Ellenbogen auf den Tisch und dachte nach. Sie hatte wohl bemerkt, welchen überra schenden Eindruck das liebliche Gesicht und die zierliche Weise der neuen Hau sgenossin auf alle Bewohner desSchlos ses und zumal auf die Männer hervor gebracht hatte. Ihre Gedanken wurden durch diese Beobachtung auf einen Weg geführt, den sie wohl noch nie betreten haben mochten. In dem ganzen, aller dings nicht großen Kreise ihrer Be kannten befand sich nicht ein einziges weibliches Wesen, welches so sehr alle die Eigenschaften in sich vereinigt hät te, durch die der Männerwelt der Kopf verdreht wird, wie dieses Fräulein Sophie. In ihren Kreisen wurde gesäet und geerntet, geheiratet und getauft, anständig gelebt und nobel begraben. Und sie selbst, hatte diesen Kreislauf der Dinge bisher wohlzufrieden' als goldene Regel hingenommen. Ihre Schwester Viktoria war trotz ihrer sech zehn Jahr: immer verliebt, und das fand die tolle Komteß ganz natürlich und überaus spaßhaft. Sie selbst hatte nie auch nur eine Anwandlung von sol cher Schwäche aehabt und glaubte an nehmen zu müssen, daß sie eben nicht danach orgaiiisirt sei. Sie meinte wie ein Mann zu fühlen und zu denken, und betrachtete ihre Weiblichkeit ge wissermaßen als ein Versehen des Schöpfers, ohne ihm jedoch allzusehr desivegen zu grollen; denn der Um stand, daß sie Weiberröcke tragen muß te, schützte sie dvch vor mancherlei Un tugenden, welche ihr oft die Männer unangenehm oder lächerlich erscheinen ließen. Sie brauchte ihren Mund nicht zum Schornstein zu machen, sich nie zu betrinken, nicht zu fluchen wie ein Stallknecht und war sicher, niemals wegen eines dummen Mädels in Un gelegenheiten zu kommen! °?m Genusse so vieler eigenthümlicher Vorzüge war sie bis auf den heutigen Tag glücklich ohne Ueberschwang, zufrieden ohne Einfalt gewesen. Bis zum heutigen Tage! Ja wie sie da so saß und fa-irn, übersiel sie zum erstenmal in ihrem Leben jene Ban gigkeit, lvelche garstigen und doch liebe bedürftigen Frauen so grausam die Jugendjahre zu verbittern pflegt. Und dies Gefühl war über sie gekommen »urch die Beobachtung des mächtigen Zaubers, welchen Sophie Bandemer ausübte auf alle Männer des Hauses, oon ihrem alten Papa angefangen Dr unter bis zu dem windigen Brinkmann, ja bis zu Friedrich dem Bedienten; ! Venn auch diesen hatte sie dabei er tappt, wie er heimlich das Fräulein mit großen verliebten Augen anstarrte. Das alles hätte sie aber sehr kalt ge- lassen, wär» nicht Herr von Norwigs Benehmen dieser Dame gegenüber so auffallend gewesen. Nicht nur bei der ersten Begegnung im Walde, sondern zuch während'des Mittagsessens, wo :r, der Gesprächige, kaum drei Worte zur Unterhaltung beigesteuert hatte. Der tolle, herrliche Morgenritt hatte sie diesem Manne so nah: gebracht, sei ne Reden hatten ihr die frohe Hoffnung erweckt, daß im Umgange mit diesem Äielerfahrenen ihr Leben an Inhalt, ihr Denken an Tiefe gewinnen würde und nun erfaßte sie plötzlich die Furcht, daß die Reize jener hübschen Person ihn gleichfalls bestricken und bewirten würden, daß er ihr auch den Antheil entzöge den er ihrer schönen Verwegenheit und ihren, Hunger nach geistiger Speise zu scheuten so bereit schien. Komteß Marie war immer so tlar über sich selbst gewesen: sie mußte sich zu ihrem eigenen Schrecken ein gestehen. daß diese plötzliche Angst vor dem drohenden Berluste dessen, was sie noch gar nicht besessen, nur ein Be weis sei, daß sie nach dem Besitze ae trachtet vielleicht sogar als Weib darnach getrachtet habe! Ein flüchtiger Blick traf den Sviegel und ein bit teres Lächeln trug nicht dazu bei, den breiten Mund zu verschönen. Sie sprang vom Stuhl auf und schlang ha stig das üppige Haar zu einem leich ten Knoten für die Nacht zusammen. Dabei glitten die weiten Aermel des Frisirmant-ls hinauf und gaben ihre starken, prächtig modellirten Arme bis zu den schwellenden Muskeln hinaus srei. Und als sie die Hiarnadeln befe stigt hatte, da wand sie diese nackt,'», rosigen Arme ineinander und reckte sie gerade vor sich aus. Ein leichterSchauer überlief sie, sie stand mitten Im Zim mer, tief athmend, und blickte auf ihre Arme hinab. Da drang durch die Stille der Nacht ein Geräusch an ihr Ohr, welches sie zusammenfahren ließ wie einen Dieb aus nächtlichem Schleichwege. In dem Zimmer ihr zu Häupten war ein Stuhl gerückt worden. Nun erklangen einige feste Männertritte, dann ein Klap pern und Schurren, welches leicht da hin zu deuten war, daß da oben sich je mand die Stiefel auszog. Es war Nor wigs Zimmer, welches über dem der jungen Gräfinnen lag. Sie wußte das und sie sagte sich, daß der Oberverwal ter jetzt erst sein Lager aufsuche, nach dem er bisher Briefe geschrieben habe oder dergleichen. Einen Augenblick horcht: sie noch hinauf mit jener Ge spanntheit, womit man in stiller Nacht jedes Geräusch zu verfolgen pflegt, und dann, als alles ruhig war, warf sie rasch ihre Kleidung von sich und war eben im Begriff, sich niederzulegen, als ein neues Geräusch mm da oben sie stutzen machte. Das batte geklüngen wie ein gedämpfter Schnckensrus sie glaubte plötzlich zwei Stimmen xu hö ren! Aber das währte nur wenige Au genblicke, dann war wieder alles still und dann begann es da oben hin und her zu wandern rmt schweren Schritten auf weichen Sohlen, ivelche aber doch die Decke so erschütterten, daß die Ampel ganz leise davon erzitterte und klirrte. Konnte sie recht gehört haben? War wirklich jemand Herrn von Norwig 'in das Zimmer getreten? Oben im zweiten Stockwerk war auch Fräulein Bandemer untergebracht, allerdings durch mehrere unbewohnte Räume von dem Oberverwalter getrennt. Sollte sie aber nein, das war ja ein unsinni ger Verdacht! Komteß Marie schlüpfte hastig in ihren Morgenrock, löschte das Licht, tappte im Dunkeln nach demjenigen Fenster, welches gerade unter dem der kleinen Stube da oben lag und öffnete es vorsichtig. Aus dem oberen Fenster siel ein matter Lichtschein auf die dunk len Tannenwipfel im Pari. Die Kom teß beugte sich weit hinaus' die übri gen Fenster da oben waren alle dunkel; sie hätte den schwächsten Lichtschein be merken müssen. Sie lauschte mit ange haltenem Athem hinaus, vernahm aber nur das ferne Rauschen des künstlichen Wasserfalls weit lnnten im Park, das Flüstern der leicht bewegten Wipfel und hin ui?o wieder den Pfiff einer Fle dermaus oder das Lachen eines Käuz chens. In dem Augenblick aber, wo sie sich wieder in's Zimmer zurückwandte, meinte sie da oben Vie Thür gehen zu hören. Sie lehnte sich wieder zum Fen ster hinaus, so weit sie vermochte und siehe da! nach wenigen Sekunden erhellte sich das erste Fenster der Reihe droben, das Fenster von Fräulein Ban demers Schlafzimmer. Sie saß auf dem Fensterbrett, spähte und lauschte hinaus, bis in den beiden Zimmern da oben die Lichter gelöscht wurden und ste fröstelnd der kühlen Nachtluft gewahr ward. Da endlich begab sie sich zur Ruhe. Sie saß noch eine Weile aufrecht im Bett und sann nach. Und dann ballte sie imFin stern die schlanken Hände und flüsterte vor sich hin: „Schlange! Schlange! Wenn ich Dich fasse!" Komteß Vicki lachte in diesem Au genblick laut auf, indem sie sich auf die andre Seite wälzte. Sie mochte wohl von der lustigen Geschichte träumen, die ihr das reizende neue Fräulein heute Abend erzählt hatte. L. Kapitel. Mit wahrer Augustgluth zitterte am andern Morgen hellster Sonnenschein über den Wiesen und Feldern und sluthete in breitem Strome durch den dunklen Tannengang des Parkes, als Fräulein Sophie ihr Fenster öffnete. Sie zog die Nadeln aus ihrem leicht gelockten dunklen Haar und ließ mit Behagen den inorgenfrifchen und doch warmen Lufthauch mit den weichen Ringeln spielen, und die blendende Weiße ihres Halses, ihrer zarten, run den Schultern, ihrer bloßen Arm« Da sah sie den Grafen um die rechte Ecke des Schlosses in den Kiesweg ein biegen, der an ihrem Fenster vorbei und dann in den Tannengang führte. Rasch wandte sie den zierlichen Kopf zur Seite und begann mit lässiger An muth mit ihrem Haar zu spielen. Des alten Herrn erster Blick aber galt ihrem Fenster und als er die holde Fee dort oben gewahrte, trat er rasch vom Wege auf das Gras, des Morgenthaues nicht achtend, schritt unhörbar vor wärts und blieb, nachdem er sich durch iinen raschen Umblick überzeugt hatte, daß er unbeobachtet sei, in möglichster Nahe des Fensters stehen. Die kleine Here da oben gönnte seinen, hellen Jä geraugen reichlich Zeit, sich an ihrem Anblick zu weiden, ehe sie, den Späher scheinbar jetzt erst gewahrend, mit ei nem ganz leisen Schreckensruf und die Hände züchtig über den Busen deckend, 'iasch Zimmer zarUckwich. Eine kleine halbe Stunde später be trat Fräulein Bandemsr bereits das Frükstückszrmmer ur.d küßt« der Frau Gräsin mit einer tiefen Verbeugung die Hand. Die ungewöhnliche Wärme des Tages rechtfertigte die Wahl eines leichten Kattunkleidvi von sehr Hellem, geldlichem Tone, das zwar sehr einfach gefältelt und aus'zeputzt war, abe>r sich ihrem Körper mit tadelloser Eleganz ""schmiegte. Komkch Marie, welche gleichfalls, mit den Vorbereitungen zum Frühstück beschäftigt, anwesend war, erwiderte ihren Gruß ziemlich kühl, richtete aber ihren festen, klaren Blick forschend auf das Fräulein, als sie sie fragte, wie sie mit ihrem Zimmer und ihrem Lager zufrieden. ob sie gut ge schlafen und nicht zu früh von der zu dringlichen Sonne geweckt worden sei, . v!e m d:n oberen Zimmern des Ostflil ; gels durch die dünnen Vorhänge aller dings etwas gar zu leichten Zutritj ! »Komteß sind zu gütig,' versetzt« > Fräulein Sophie mit eineiü dankba- ren Ausblick. „Ich fühle mich in mei- nein Zimnier sehr gut aufgehoben mit bin es von jeher gewohnt, mit dn Sonne aufzustehen." ~M so besser! Ich mmit« üur, Sie hätten vielleicht nach der ge strigen Reises, die Ihnen auch einen Theil der Nacht gekostet hat, die noth wendige Nuhe nickt gefunden, weil ich noch recht spitt Licht bei Ihnen sah." Die junge Gräfin legte absichtlich ei nen gewissen Nachdruck aus ihre letzten Worte und ließ ihnen ein leichtesNäu spern folgen, welches so viel Heiben sollte, wie: ja, hcrche nur auf! Du bist Aber das Fräulein verrieth durch wußtfem, fondern erröthete nur ganz leicht und erwiderte, der Hausfrau zu geioandt: „Als ich meine toenigm Hab seligkeiten in die Schubfächer einord nete, fand ich darin ein Büchern vor, das mir schon so manches Mas in den schwersten Stunden meines Lebens der liebste Freund und Tröster gewesen ist: das theure Neue Testament! Ich irre gewiß nicht, wenn ich Ihnen, gnädigste Frau Gräfin, für diese geist liche Fürsorge meinen innigsten Dank ausspreche. Ein armes, schutzloses Mädchen, wie ich, betritt wohl, oft mit Zittern und Zagen ein neues, fremdes Haus: weiß es doch nie, was seiner darin wartet ach! Hier aber, in die sem kleinen schwarzen Buche, sah ich gleichsam die Hand des Höchsten selbst sich mir entgegenstrecken, um mich zu leiten und zu schirmen. Ich habe mnh in meiner Herzensfreude über die gute Vorbedeutung noch in die Lektüre ei niger Weblingskapitel vertieft und darüber eine Zeitlang selbst meiner Müdigkeit vergessen." „Mein gutes Kind!" rief die Grä fin, indem sie aus ihrer Fensternische,, wo sie mit dem Einordnen der Lese zeichen in ihre Andachtsbücher be schäftigt gewesen war, mit froher-Hast auf die Bandemer zusteuerte und dann, ihren Lockenkopf energisch mit beiden Hängen umschließend, ihr einen ver nehmlichen Kuß auf die Stirn drückte: „Mein gutes Kind, an mir soll es wirk lich nicht liegen, ivenn Sie in meinem Hause Schutz und Schirm vermissen. Der Herr segne Ihren Ausgang und Eingang das heißt natürlich, vor läufig nur den Eingang: mikdemAus gang hat es hoffentlich noch gut« Wege! Es fei denn, daß Sie uns jemand ent führt, der der potztausend ja! Ich kann mich nicht so gewählt und schnurrdiburr ausdrücken wie Sie. Sie verstehe» schon: so ein Epoufeur von Gottes Gnaden." „Ach was! Ein Mädchen muß im mer daran denken, wie es einen Mann bekömmt," brauste die Gräfin gutmü thig "auf. „Die Männer taugen zwar meistens nicht viel aber dafür steht eben geschrieben: nimm' Dein Kreuz auf Dich! Meine Marie ist auch im mer so von oben herunter auf die Herren zu sprechen und thut's ihnen ja auch wirklich in manchen Stücken gleich; aber dafür heißt sie auch bei den Leuten „die tolle Komteß" und wenn sie keinen findet, wird sie's schon bereuen " „Aber Mama! Bitte...."' „Na, schön, schön Sh sage ja nichts weiter. Du hast ja auch Deine guten Seiten und (zu Sophien ge wendet) —der Graf behauptet immer, sie wäre ihm mehr werth als zwei, drei, vier Jungens. Aber mit Ihnen, mein Kind, da ist das doch etwas ganz an dres! Sie sind doch nun einmal Mäd chen, nichts als Mädchen. und noch dazu so nüt und Was wollen Sie also Bessres thun als Heirathen? Wenn ich ein Mannsbild wäre hol' mich....! Ach ne, watdenn! (sie ver setzte sich selber einen leichten Ermcih nungsschlag auf 'den Mund) solch süße kleine Dirn sollte nicht lang aus mich zu warten haben! Uebrigens: un ser Herr Pastor - Sie haben ihn ja gestern gesehen ist Wittwer. Ein hübscher, lieber Mann und in den allerbesten Jahren! Er hat sich so um ständlich nach Ihnen erkundigt, es war ordentlich auffallend! Na freilich, die großen Töchter im Hause das mag ja wohl solchem Herrn etwas störend sein für die Frühlingsgefühle. Aber sehen Sie, die Beate, die soll dochschon so gut wie verlobt sein mit unserm Inspektor natürlich weiter ist ja nicht recht was in der Nähe! und die Agnes: ja, die hätte freilich noch Zeit; aber man kann ja nicht wissen: sie Kriegen ja wohl auch ein bischen mancher solch' kleines GöM ganz „Aber kiebe Mama," sagte die Kom teß, während sie die erste Tasse heißen Kaffees aus der kleinen Maschine ein goß. „Hat Dir denn der Pastor jemals irgend welche Neigung veurathen, sich noch einmal m den heiliam Ehestand hineinzuwagen.? AuM speltor Reusche mit seinen verliebte» Fischaugen wüßte ich wirklich keinen, der hier in unsrer unmiÄelbaren Nähe für eine heirathslustige Jungfrau in Betracht käme. Und unfern neue» Hausgenossen. Herrn von Nosivig, be trifft, der scheint mi« alle Ursache zu haben, von uns Weibern ebenso gering zu denken, wie ich vsn den Männern." „Ach ja, Herr v«> Norwig," siel die Grafin ein. und tkvt drei Stücke Zucker in ihren Kaffee. „Was man sagt, ein interessanter Mann! Ich taxire ihn auf eine bewegte Vergangenheit. Kin derloser Wiltwer, Vermögen verloren, halbe Welt durchstreift. Denken S.te, zuletzt ist er gar bei den Bambams ge tvejen schrecklich!" „Mama meint die Pampas." .Ach was. Bamhams oder Pampas, elende Schlampampen und Heiden wer den es doch sein, womöglich Kanniba len. Die Geographie ist schon ganz schön, wenn nur die fremden Namen nicht alle wären. Schon allein die Mrs sionsberichte Wimniel» nur so davon. Ich bringe sie nicht mehr alle in meinen Kopf hinein, die Haniepampels und wie die Kerls alle heißen." „Aber liebe Mama, die Pampas sind ja die großen Steppenläiider in Süd amerika, wo die berühmten! Heerde» ge i züchtet werden." ! „Also dort war Herr v,n Norwig , zuletzt?" bemerkte Sophie. Was sollte j sie auch anders sagen? Den,roch fühlte ! sie wohl, daß diese garstige, unbequeme Komteß jedem Wirrte, das sie sprach, mit Argwohn lauschte, jeden.'' ihrer Bücke nachspähte. Sie konnte einen lei ser Zug übermüthigen Spottes -:m H re.n reizenden Mund nicht ganz un° als Gräsiir Marie nun mtt absichtlich übertriebener Wärme Nor wigS ausierordentlich»' Reitkunst zu rühnren begann. Dies piumpe, pferde tolle' Landedelfräulein wollte sie über listen' — sie! Ja, wenn sie eine Ahnung' gehab! hätte, gegen wen sie kämpfen wollte. Sie schien ja fast die Absicht zu haben, ihr- Eifersucht zu erwecken, um - sie au« ihrem Hinterhalt'berauSzutrei bm! Haha! Eifersucht auf dies Ge-, sicht! Der rkt.- Graf erschien Nim auch am Frühslllcrstisch und anmiltelbar hin terdrein polterte Vicki in'Z Zimmer, sehr b-ttübt, daß sie es nun doch nicht ganz erreicht hatte, endlich einmal schon vor dem Papa beim Kaffee zu sitzen. Aber auch schon diese Leistung im Frühciufstehen erregte das Erstau nen der beiden Eltern. Es stellte sich heraus, ddß es Fräulein Sophie durch liebenswüedige Neckerei gelungen war, das große Mädchen aus seinem gelieb ten Bett herauszubekommen. Der Graf verfehlte natürlich nicht, daraufhin der Artigkeit zu sagen, stellte sich jedoch dann sogleich wieder ganz vertieft in ! seine Morgenzeitung. Das weitere Ge spräch der Damen vermochte auch nicht, seinen Antheil zu erwecken, da es sich meist um Wirthschaftsangelegenheiten drehte. Nur: als Sophie sich die Er laubniß erbat, die Blumen und das Obst für die Tafel selbst pflücken und anordnen M dürfen, während Vicki mit ihrer englischen Uebersetzung be schäftigt sei, horchte der alte Herr hin ter seiner großen und langweiligen Kreuzzeitung heimlich auf. Als man sich vom Tische erhob, ge sellte sich Komteß Marie zu ihrem Va ter und erkundigte sich, was Herr von Norwig für den Morgen unternommen habe. „Er ist nach den Senthiner Grenzsel vrrn hinausgeritten. Sie fangen heute mit dem Dampfpflug an. Wenn Du hinllberreiten. willst, soll es mir sehr angenehm sem. Du kannst ihm ja eben so gut Bescheid sagen wie ich und meine Korrespondenz wird mich heute wo!?! ziemlich lange aufhalten." Die Komteß wußte freilich nicht, daß die Frühpost dem Grafen nichts gebracht hatt«, als eine Einladung zur Hamburger Lotterie, mehrere Empfeh lungen von dzutschem Schaumwein und einen Bettelbrief eines Verschämten von guter Familie. Er erledigte denn auch dies« dringende Korrespondenz in sehr eigenartiger Weise, indem er sich mit seiner Zeitung an das offene Fenster seines Arbeitszimmers setzte und über den Rand des Blattes hinweg etwa fünfmal in. der Minute hinaushorchte und lugte.. Nachdem er so eine halbe Stunde lang vergeblich gewartet hatte,, vernahm er endlich draußen auf dem. Kies einen leichten Tritt. Sie war es,, die Reizende, Berückende. Der Gras' zögerte noch ein paar Minuten, dann, griff er nach seinem flauschigen Jäger- Hütchen uns eilte mit jugendlich raschem Schritten hinaus. Der Otist-, Gemüse- und Blumen garten bildete die nordwestliche Ecke des großen gräflichen Parklandes.Da? hinter dehnte sich, am Fuße eines sanft ansteigenden Hügels entlang, das Dorf aus, und die ziemlich hohe Mauer;, an. welcher Wein und Pfirsiche gezogen wurden,, bildete zugleich einen Theil.' der Einfriedigung des Pfarrgartens Es befanv sich auch eine Thür in, dieser Mauer, welche vor wenigen Jahren 'wch, als die lleine Komteß noch sler- Hig! mit den Predigertöchtern zu spie len ging, viel benutzt worden wa-r. Seither aber hatte der Wein sich so tief darüber hingerankt, daß sie iricht ''o leicht zu össnen gewesen wäre, selbst wenn das verrostete? Schloß noch. d«m Tchlüssil nachgegeben hätte. Der Gras hatte das qute Glücks auf deinem Schleichwege zum OWHrrten unbemerkt zu bleiben. Der: Mrtner sein Bursch« waren zufällig gerade 'ieub: mit der Rasenschur im Park He ichäftigt. Der verebte alte Herr durfte aus ein ungestörtes Schäferstünd ein mit der holden Stütze,'tiner Frau H«mahlin hofkxn. Sein scharfes Auge schon vca sern« ih>? Helles Kleid lort an der 'Äeinmauev srspäht; jetzt eilte er zunächst nach dan kleinen Ro imhag vor dem Treibhaus«, wählt» «ine wundcüllolle, nur jaib erschlossen Ii I>>»ii>'<saus, und schlenderte dan«, Ne Blums hinter d«n Rücken verbn s-end, anff Fräulein. Bandemer zu. Er Nnd sie damit beschäftigt, die der iionme IM meiste» ausgesetzten Trau- ! s:n auf ihre Reife zu "prüfen. „N»n, mein liebe! Fräulein," redete d« sich lächelnd Verneigende an, .Sie scheinen vergebens zu suchen. Tn »'eptcmber ist bisher recht kühl gewe s.'N." „Ich sollte doch meinen, die letzten Normen Tage müßten wenigstens «in- j -.lne Trauben zur Reife gebracht ha- , den." „Aber wobl nur die zuhöchst hän- lch werde Ihnen wohl helfen ! müssen, wenn es Ihnen nicht ergehen ! soll wie dem Fuchs in der Fabel!" (Fortsetzung folgt.) Mr die Küche. > ssclschgelchla»tek«z Fleisch > mürbe zu machen. Welche Hausfrau > auf dem Lande ist nicht schon in die . größte Verlegenheit gekommen, wenn sich zu« nächsten oder zum selben ' Abend Besuch anmeldet und man kei len passe-Äen Braten im Hause hat? Sehr oft muß man dann »in Stück Fleisch 'bratm, das n,«ch viel zu „frisch geschlachtet" and dahes noch nicht zart ist. Oder eS wird Federvieh geschlach tet, das dann auch n.rr kaum einen» Tag liegt, stiNt zwei Ks drei Tage. So srksches Fleuch kann ,«an aber doch» Abend geschlachtet ist. Das Federvieh- Pr e ll lz e. Zunächst kocht und einigen Schweineschwarten in Wasser mil Salz, Zwiebeln und Wur zelwert weich, löst dann sämmtliches gezackten Eitronenscheiben darauf,danc die vom Kopf abgelöste Schwarte und: in. diese dann das geschnittene Fleisch Pfeffer, gehackter Eitronenschale und ein wenig gestoßeneil Nelken, gewürzt wird. Zuletzt bedeckd man das Fleisch wieder mit Schwarten, nimmt das legt die Sülze in die- wieder zum Ko chen gebrachte Brühe, Aßt sie eine Vier telstunde darin kochen, nimmt sie her aus. preßt sie zwifch.« zwei beschwer ten Brettern und gibt sie nach dem Er kalten in Scheiben geschnitten mit Es sig und Oel, Remoüladensauce oder Braisirtes Rindfleisch mit Bouillon-Kartoffeln. Dies ein fachste aller Gerichte, das neuerdingZ bei den feinsten Diners. servirt wird, gehört auch mit zu den besten, voraus gesetzt, daß es sorglich bereitet wird. M«> nehme fünf Pfund Mittel schwanzstück von einem jungen Ochsen, das einige Tage in kühler Lust gehan gen hat, wasche es leicht, umnetze es rnit Bindfaden, lege es in einen sauber , emaillirteni oder verzinnten Bouillon topf, fülle soviel kochendes Wasser über, dich «s gerade davon bedeckt ist, gebe etwas Salz hinein, schließe den Topf fest und lasse das Fleisch dr«i Stunden gelinde kochen. Nach Verlauf dieser Zeit gibt man das Wiirzelwerk hinein, läßt das Fleisch abermals drei Viertel stunden an heißer Stelle ziehen, nimmt es dann heraus, löst den Bindfaden, l!gt es auf eine Schüssel, füllt zunächst bon dem Bouillonfett über, bedeckt eS mit einem Bogen Papier und stellt es in die warme Röhre. Inzwischen hat :nan die Brühe durch ein Haarsieb ge gossen und geklärt, sie in eine reine Kasserolle gefüllt, mit dem Zusatz'eines halben Theelöffels voll Flerschexlract - oersehen und mit Salz abgeschmeckt. Nachdem sie kurz eingedampft ist, wird - sie über das Fleisch gegeben, das vor dem Anrichten in Scheiben geschnitten, vollkommen weich und saftig fein muß.. gewiegter Petersilie geschwenkten Kar toffeln, denen man ebenfalls «inen Zu- . satz von Fleischeztract gab. Mandeltorte. Zwei Pfunds Zucker werdenimiS elf Eiern und etwys >x abgeriebener Eitronenschale eine halbe Stunde ZU' Schaum gerührt, zwei Pfund süße-Z.'kandeln, die gemahlen oder gestoßen imirden, wirft man nun hinzu und riihck dies einz Viertelstun de, dann giebt man zwei Unzen Sem melbrösel darin, rührt ijieder noch Minuten und sügt zul«zt den Schnee der elf EKp Hinzu. Man streicht die Masse ir -ejn.'mit Butter ausgestrichene- und nut Zwiebackb'üseln bestreute- Stunde backen. B l k o ch t« r>H ech t. Nach->> dem unter »ein Ko>f einge-, an der Seite » viel /edendes Salz-, wa-sser dazu, Saß die Fliissizleit sin» xprhoch über Fische steht. Hierauf gedeckt man iie Fisckxvanne mit einem ziit Butter !k'striche>«n Bogen Parier. Hibt den Dackel darüber luid läßt den yecht eine Stunde stehen, wahrend sah herausgenommen, abgebunden und vorsichtig auf die Schüssel gelegl, die man mit Citronenschalen und Peter silie garuirt. Der Hecht wird mit But ter Hestrichen und dazu zerlassene But» tn oder Holländer Sauce servirt. Der Muth der Fr»ueq ist der Wanlclmuth. 3
Significant historical Pennsylvania newspapers