Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 05, 1895, Page 6, Image 8

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    6 z!l!piittliU'>chl!cit.
traf mit Spencer Bickham, dem ehema
lige!« Bräutigem des rerzenden Mäd
chens, das er aufgegeben, bald darauf
zusammen. Er sah blaß und traurig
aus. Wie wir zu einander standen,
konntt ich d:e Frage schon wagen, wes
halb er diesen Bande gelöst, wenn ihm
das ersichtlich so schwer gefallen.
„Weil ich mich nicht sür's Leben un
glücklich machen wollte," gab er zur
Antwort.
„Was hätte Sie unglücklich machen
können?"
„Unpünktlichkit, unverbesserliche Un-
Pünktlichkeit!"
Ich lachte ihm in's Gesicht.
„Ihr Engländer habt doch mehr
oder minder den Spleen", entschuldigte
ich mein unhöfliches Benehmen.
Er blieb unerschütterlich ernst. „Sie
sagen du; so, Madame, weil Sie über
die Sache noch wohl niemals ernstlich
Aachgedacht haben. Sie ist das Grund
übel, aus dem alle anderen hervorzu
gehen pflegen. Aus der wenig harmo
nischen Ehe meiner Eltern habe ich mei
ne traurigen Erfahrungen geschöpft, die
lichkeit einen ordnungsliebenden Men
schen zur Verzweiflung bringen kann,
weil sie das erste Glied in einer
Von einem Beamten weiß ich zum
Beispiel, daß die UnpUnttlichteit sei
ner Frau bei den Gesellschasten seiner
war dieselbe Unannehmlichkeit nicht
rur hinderlich in seinem Fortkommen,
sondern man bedeutete ihn zuletzt, daß
und daß man ihm rathe, in einem an
deren Berufe sein Heil zu versuchen.
Bei Lucy habe ich es mit Bitten,
? itter ihre Kinder zu pünktlichem
Inhalten ihrer Pflichten, eine Haus
frau Dienstboten zum Respektiren der
engesetzten Stunden anhalten, «senr, sie
sc.vst nicht das Vorbild gibt? Wie
erzogen würd«, unpünktlich sein? Un
pünttlichkeit ist für mich gleichbedeu
tend mit Unhöflichkeit; sie ist mir ein
Ltiveis, daß derjenige, der sich ihrer
dauernd schuldig macht, ohne Selbst
achtung, lässig in der Erfüllung jeder
Pflicht sein und nichts wirklich ernst
nehmen wird. Lachen Sie mich aus,
wenn ich es Ihnen gestehe, daß der
Wunsch, alle» in mir und um mich
peinlich ordentlich zu sehen, mich vor
dem Wagnliß zurückschrecken ließ, mein
Leben an eine Gefährtin zu knüpfen,
die mit ihrer Zeit nicht Haus zu halten
versteht.
Und nun lassen Sie mich, verehrte
Freundin, nach dieser trübseligen Hec
zählung der Trennungsgründe meiner
eigenen Livbesgefchichte. Ihnen noch
anderen vortragen, die auch aus Un>
Pünktlichkeit hervorging.
Unseren Hausdiener, der sich neulich
eingestellt?
den können. Unterwegs haben wir
schon von wegen dessen uns jezankt, un
als wir uff'n Standesamt ankummen,
schließen sie uns jerade die Dhür vor
die Nase zu.
Das hielt ich vor 'nen Wink des
Himmels un hab ihr uff de Bänke
alleene sitzen lassen un bin nach Hause
jejangen, um nich wieder zu kommen,
denn so 'ne Unpünktlichkeit is aller
Lasier Anfang un macht mich am
Ende mii liederlich davor danke
ich!"
Gedankensplitter. Die
meisten Meineide werden von Verlieb
ten geschworen!
ZNe Entführung.
Hi'rr Butzke war einer von jenen
grämlichen alten Hagestolzen, die mit
der ganzenWelt zerfallen sind, die nicht
recht wissen, was sie wollen, und dies
niemals zugestehen, daß ihre Jungge
sellschaft an dem allem schuld ist.
Er war reich und etwas geizig, sonst
hätte er vielleicht seine Haushälterin,
die Rosaura, noch geheirathet, die schon
in der Mitte der Vierzig, aber doch
noch «ine recht stattliche Erscheinung
war.
Sie war s:'?r energisch, hatte ein
kleinesSchnurrbärtchen und beherrschte
den Herrn Butzke fast ebenso, als wenn
sie sein leiblich Ehegespons gewesen
wäre.
Sie hatte d!« Hoffnung noch nicht
aufgegeben, Herrn Butzke, der schon in
den Sechszigern war, zum faktischen
Mann zu bekommen, oder ihn dereinst
H
ftz ÄM
'
Eine Nichte des alten Herrn Buhkc
erschien auf der Bildfläche, die Tochter
chen, blond, rosig und blauäugig und
von üppigen Formen, Grund genug für
den griesgramigen Oheim zu dem fe
leider noch keine besonderen Aussichten
und es erst bis zum einfachen Buchhal
ter gebracht hatte.
„Nur Muth!" sagte sie. „Man muß
ist der beste Weg."
„Nun," sagte Rosaura, „Ihr Ver
empfangen.
„Solch' ein Habenichts, solch' ein ar
mer Schlucker!" tobte Butzke zu der
Nichte. „Nun, wenn er sich noch ein
mal blicken läßt, so werfe ich ihn die
Treppe hinab!"
Lieschen schloß sich weinend in ihr
Zimmer ein; da klopfte es l«ife.
Nosaura erschien.
„Nur ruhig," meinte sie, „noch ist
hatte ich mehr Courage."
„Aber was sollen wir denn thun?"
„Lassen Sie sich von Herrn Neu
mann entführen!"
„Abscheulich!" sagt« Lieschen. „Sie
„Muth muß man dazu haben. Sie
lassen sich «ntsühren, ersuch«n dann
Herrn Butzke um seine Einwilligung,
und er wird sie geben, um den öffent
lichen Skandal, der sich an seinen gu
ten Namen hängen könnte, zu vermei
wohl, daß siili Herr Butzke niemals
durch eine solche Entführung zu feiner
Einwilligung zwingen lassen werde.
Aber auf diesem Wege konnte sie die
lästige Concurrentin in Bezug aus die
Crbschaft los werden. Wenn Lieschen
entfloh, dann war es für Nosaura -in
Reiches, «ine Aussöhnung zu verhin
dern. Lieschen, ein argloses Kind, ging
in die Falle.
Form allein schon ihn unwiderstehlich
anzog.
Rosaura vermittelte geschäftig, und
so ward denn beschlossen, die Flucht der
Liebend«n zu b:werksi«lligen, und zwar
an einem Abende, da Herr Vntzke mit
Nichte und Haushälterin das Theater
zu besuchen pflegte. Lieschen sollte sich
bis zur erlangten Einwilligung bei
Bekannten ihres Geliebten aufhalten.
Nach Schluß der Vorstellung sollte
das junge Mädchen in «ine ihr näher
zu bezeichnende Droschke steigen, wo sie
„ihr Hugo" erwarten sollte. Dann
sollte es im Galopp zur Bahn gehen
und von dort mit dem nächsten Zuge in
die Welt hinaus.
Das war Alles schön angelegt und
für das von dem Onkel streng bewachte
Lieschen eine der schönsten Gelegenheit
ten. zu entkommen. Nosaura hatte
dafür zu sorgen, daß der Onkel zurück
blieb. während Lieschen sich wie ab
tue Droschke eilen sollte.
Aber der Herr Butzke hatte scharfe
Augen.
Er sah, wie Lieschen und Neumann,
der in der Nähe saß, zärtliche Blicke
wechselten, und er witterte, daß «twas
Draußen standen zwei Droschken,
und Herr Butzke stieg in die ein« einst
weilen hinein, um von dort besser beob
mann bestellt hatte.
Der schläfrige Kutscher sah einen
Herrn einsteigen, den er im Halbschlafe
z sich
Drinnen aber warf sich das junge
Mädchen voll Gluth über den vermeint
lichen Liebsten und erstickte ihn schier
„Nun hab' ich für Dich Alles ge
wagt!" stöhnte sie; alle Versuche des
Herrn Butzke. zu Worte zu kommen,
erstarben im Geräusch des Wagens und
in den wilden Küssen Lieschens. Er
gab endlich die Versuche zum Wider
stand? auf, ja er ertappte sich sogar auf
dem Gedanken, daß ihm Lieschens
Zärtlichkeiten gar nicht so unangenehm
waren. Da hielt der Wagen.
„Du bist etwas merkwürdig heute,"
sagt« Lieschen, als der Wagen still
hielt, der Kutscher ösfnete und man
stieg hastig aus, erst Lieschen, dann
der gestrenge Onkel. Welche Ent
deckung wurde jetzt seitens Lieschens
mit Entsetzen gemacht!
Rosaura mußte wohl oder übel Lies
chens Mantel anziehen und stieg eben
in die noch dastehende andere Droschke,
als der feurige Liebhaber und Entfüh
rer heran kam. Als er den grauen
Mantel sah, rief er dem ebenfalls halb
schlafendenKutfcher leise zu: „Schnell!"
Dann stieg er ein und schnell ging's
von dannen. Nun faßte er seine Dame
und überdeckte sie so mit Küssen, daß
sie kaum mehr athmen konnte. Es ging
wie bei Herrn Butzke; auch die brave
Rosaura leistete im Widerstand nicht
viel, und Neumann sah in seinem
Feuer nicht, wohin man fuhr. Da hielt
der Wagen, man stieg aus und befand
sich vor Herrn Butzkes Hause. Welch'
eine Ueberraschung, welch' «in gegensei
tiges Staunen!
fahren, und als er Neumann mit Ro
saura verdutzt dastehen sah, ahnte er
den Zusammenhang, die Anderen auch.
soeben beginnen, aber die Stimme ver
sagte ihm eine Art Lachkrampf be
fiel den alten Herrn. Die Anderen
lachten mit. und Lieschen fand es für
gut. aus der Ohnmacht zu erwachen
und nüizukachen.
Der Kutscher sah verblüfft d'rein!
Kurz und gut, der alte Butzke ward
an diesem Tage einmal vernünftig;
der Spaß gefiel ihm. Er gab feine
Einwilligung zur Verlobung Lieschen»
mii Ncumann; er selbst heirathete Ro
saura, s:ine Wirthfchafterm.
S e l b st v e r r a t h. „Nun, Herr
los?" „Ich hab' mich erkältet, und
da wirft sich, seit ich den Beinbruch
hatte, halt jede Erkältung sofort da
hin." „Ja, das ist 'ne alte Erfah
rung; die Erkältungen werfen sich im
mer auf den schwächsten Theil; wenn
ich 'mal 'ne Erkältung hab', so hab' ich
oft wochenlang die gräßlichsten Kopf
schmerzen."
Aus der Hcima'l, der Poppen.
Wo heute Kinderherzen schlagen
und helle Kinderaugen in die Welt son
nig lachen, da ist auch die Thüringer
Puppe zu Hause. Von den tannen
umrauschten Bergen ihrer lieblichen
Heimath hat sie ibren Weg genommen
über alle Meere, in alle Länder. In
Ballen und Kisten wohl verpackt, wan
dern alljährlich viele Millionen Pup
pen hinaus, Glück und Frohsinn zu
verbreiten, in den lindlichen Herzen die
ersten Empfindungen mütterlicher Für
zu schmücken, den Zauber des Weih
nachtsfestes zu erhöhen.
Die Puppenstadt Walter s-
Hausen.
In der Herstellung der Puppen
scheint man nun bald auf dem Gipfel
der Vollendung angekommen zu sein.
Wenigstens wäre kaum noch etwas zu
ersinnm, um diese lleinen Wesen noch
menschenähnlicher zu machen. Konnte
man ihnen das letzte noch geben, ihnen
Lebensodem einblasen, dann dürften
sie aufstehen und sich unbemerkt unter
das Menschengeschlecht mischen. Eine
moderne, gute und theure Puppe
kann einfach fast alles. Hände, Füße,
Oberleib, Hals und Kopf bewegt sie in
natürlich ungezwungener Weise. Sie
kann stehen, sitzen, sich beuge», umdre
hen, die Hände ringen, die Augen
schließen und wieder schalkhaft öffnen
und immer verklärt ein heiteres
Lächeln ihr rundlich gesundes Gesicht
chen.
Jene Puppe, welche ihr Svrachver
mögen nur durch ein halb schnarrend,
halb singendes „Mama" und „Papa"
beweisen konnte, gehört bald in die
Rumpelkammer. Erfindung und
Wissenschaft hat man sich zu Nutzen
gemacht und wem es auf einige Gold
stücke nicht ankommt, der kann sich
heute eine Puppe für seine Kinder er
stehen, welche mit deutlicher Stimme
ihr Mittag- und Abendgebet herstam
melt, Fabeln und Kinderreime della
mirt und zuletzt noch, wenn bereits die
Papa!" und „Gute Nacht, Mama!"
den kindlichen Eltern wünscht. Was
will man noch mehr?
Einsetzen der Augen.
An der Herstellung der Puppen ar
beitet ein großer Theil der Thüringer
Waldbevölkerung mit. Im Süden ist
es das Meininger Oberland, dessen
Dörfer sich um das stattlich aufblü
hende Sonneberg schaaren; am andern
Ende des Gebirgszugs sind es die
Waldnester de? nördlichen Abdachung,
deren Einwohner für die Puppenstadt
l Waltershausen die Hände regen.
Sonneberg und Wallershausen theilen
sich in den Ruhm, die ganze Welt mit
Puppen zu versorgen. Von beiden
Städten liefert Sonneberg freilich noch
immer die meisten. An Güte, Wohl
seilheit und äußerer Schönheit aber
gibt Waltershausen in seinen Erzeug
nissen nichts nach, an Erfindungsgabe
ist es sogar der ersten Stadt noch
„über". Aber auch sonst deutet vieles
darauf hin, daß sich hinsichtlich der
ziffermäßigen Herstellung ein allmäli
ges Steigen durch Gründung neuer
Fabriken vollzieht.
Alt und Jung, Groß und Klein,
Männer und Frauen, sind dabei thä
tig. In den Fabriken der beiden
Theile dazu strömen von allen Seiten
herbei. Manches Dorf schnitzelt nur
Beine oder Arme, formt Köpfe, Kör
per oder dreht Gelenkkugeln. Das geht
Zusammensetzen der Ge
le n k p u p p e.
vom Morgen bis in die Nacht. Haus
für Haus-, nach Vollendung der Schul
arbeiten müssen auch die Kinder wacker
mit angreifen. Da gibt es Bälge aus
zustopfen, umzudrehen, das Dutzend
oft nur für ein paar Pfennige. Aber
wo eben alles hilft, da kommt denn
eines zum andern und schafft zusam
men. Wo ein Maler wohnt, da sieht
man an den Fenstern längs des Hee
ses und Gartenzaunes Holzzeslell ne
ben Holzgestell mit frisch bemalten
Puppenköpsen. Der eine ist Meister
und Specialist in rothen Lippen und
Wangengrübchen, der anders hat auf
Augen und mandelförmig geschwun
gene Brauen „gelernt". Eine Reihe
änderer Maler sind nicht weiter in der
Kunst gediehen, als die Einzelglieder
nur in eine dickflüssige, fleifchfalbene
Masse zu tauchen. Sonnabends Mor
gen wird dann alles auf Schiebkarren
geladen und dann geht's hinab in die
Stadt, abzurechnen und neue Auf
träge in Empfang zu nehmen.
Vielseitiger ist dann noch die Be
schäftigung des Volkes in der Stadt
selbst, wo überall außer der Fabrikar
beit noch die Hausindustrie blüht. Wer
da langsam durch die Gassen schlen
dert und durch die niedrigen gardinen
losen Fenster in die Stuben schaut, der
wird eineßeihe interessanter und eigen
artiger Wandelbilder in sich ausneh
men. Zu den „Künstlerinnen" zählen
auch noch außer den Malern die
Frauen und Mädchen, welche mit ge
übter Hand alljährlich den langwallen
den Haaren der Puppen eine neue
Form zu geben haben. Auch hier
spricht die Mode ein gewichtiges Wort
mit. Es ist daher natürlich, daß dann
gewöhnlich diese meist hübschen Kinder
an ihrem eigenen Kopfe die Mode zur
Schau tragen, welche ihre Fabrik für
dieses Jahr als maßgebend anerkannt
hat, so daß man an den Frisuren leicht
erkennen kann, welchen Geschäftsfir
men die einzelnen lebenden „Puppen
köpfe" angehören. Ist die Puppe zu
sammengesetzt, lackirt, bemalt, frisirt,
Hausindustrie,
glänzt der „Täufling" voll frischem
Liebreiz wie ein junger Frühlings
morgen, dann gehts an seine Ausstat
tung und Verpackung. Das setzt wie
der eine Reihe Hände in Bewegung.
Auch hier tritt die Hausindustrie hin
zu. Die eine Familie fertigt bunt
schillernde Lackschuhe an, die andere
näht zierliche Hemdchen; hier werden
die Kartons zusammengeklebt, dort in
einem Saal wird der „Täufling", mit
blauen Schleifen kreuzweise umwun
den, eingesargt. Karton neben Kar
ton kommt dann in mächtige, blechge
fütterte Kisten.
Noch vor Ostern, der Schnee liegt
auf den Bergen noch immer und Son
nenschein und Schneewehen wechseln
noch fröhlich tagüber, da wird es rege
in den Mustersälen der Fabriken. Da
kommen die Einkäufer aus England,
Amerika und noch weiter her. ihre Auf
träge für das nächste Weihnachtsfest
zu ertheilen. Das ist die eigentliche
Malen und Anstreichen,
goldene Zeit für die Fabrikherren. Die
bis zum Weihnachtsfeste wächst. Erst
Stillstand ein, ein Ausruhen, ehe es
zu neuem Kampf und Sieg geht.
Denn die Thüringer Puppe bat bis
seld behauptet.
Ein intelligenter Bursche.
Bursche (dem das Thermometer zu
Boden siel): „Gott sei Dank, der Me
ter ist ganz, ab«r das Thermo ist leider
kaput!"
Treffend. Er: „Ab«r Emi
lie, Dein fortwährendes Singen macht
mich schon nervös!" Sie: „Ich singe,
wie der Vogel singt Er: "Gut,
so nimm Dir ein Beispiel am Cana
rienvogel —" Sie (enlfallend):
„Aber Närrchen, der singt ja »och den
ganzen Tag!" Er: „Bitte, laß mich
Vorfichti g. A.: „Wie, Du
hinauswirft?!" B.: „O, ich habe
mich natürlich schon nach einer neuen
Stelle umgesehen!"
Im Alter von 6Z Jahren 6 Mona
rchen Adels von Deutschland, Burg
hard Freiherr v. Schorlemer-Alst, aus
dem Leben geschieden. Als Sohn einer
der ältesten Familien Westfalens gebo
ren, diente er 12 Jahr« im 8. Ulanen-
Regiment und widmete sich dann der
landwirtschaftlichen Thätigkeit. Er
erwarb sich auf diesem Gebiet bald durch
praktische Reformen so großes Ansehen,
daß er vom Jahre 1863 in seiner Hei
mathsprovinz eine leitende Rolle
spielte. Seit 1370 gehörte er dem
preußischen Landtag und dem deutschen
Reichstag an. Als Parlamentarier
war er einer der schneidigsten und
schlagfertigsten Redner des Centrums
und wurde er, in Anerkennung seiner
regen Thätigkeit für die katholischen
Interessen, vom Papste zum Geheim
uber wirthschaftliche Fragen seine
Mandate nieder. Aristokrat vom
Scheitel bis zur Sohle war Freiherr v.
aus dem parlamentarischen Leben zu
rückgezogen, ging seine ganze Thatkraft
in den Bemühungen auf, dem Nieder
gaug der Landwirthschaft zu steuern.
Er gründete den „Westfälischen Bau
ernbund", deren Vorsitzer er bis zu fei-
Dr. I. B. Pioda.
den Gesandten Dr. jur. I. B. Pioda
Lande; der erst« war Oberst Emil
Frey und der zweite Alfred de Clapa
röde. Dr. Pioda ist in Locarno, Can
ton Tefsin, als ein Sohn des Alt
in Florenz, Pioda, geboren und war
seit 1884 Legationsrath bei der schwei
zerischen Gesandtschaft in Rom.
Kolibri und stalte.
(Zur Mode.)
Allseitige Ueberra
schung. A.: „Was hast Du denn
Deinen Kindern geschenkt?" B.:
„Der Walli ein Klavier, dem Pepi eine
Violine und dem Schani «ine Kinder
trompete." A.: „Und was hast denn
Du bekommen?" B.: „Vom Haus
herrn die Kündigung!"
bleibt das Kind stehen.« — Plötzlich
läuft ein Storch auf Hänschen zu.
„Mama, Mama!" ruft der Kleine, „der
Storch will mich wieder holen!"
Vom Kasernenhofe.
Hauptmann: „Das geht heut wieder
unter aller Kanone! Kommt natürlich
vom Löhnungs-Appell: derEine steckt's
Geld in die linke, der Andere in die
richte Hosentasche da klappt nie der
Parademarsch!"
zwischen Europa und Amerita durch
queren, gibt es im Stillen Ocean noch
nicht eine einzige durchgebende Kabel»
Regierung mit der Kabellegung den
Anfang gemacht durch Linien, welche
von Sidney in Australien bis nach
nach den Fidji - Inseln. Es ist di«
Absicht der Engländer, das Kabel von
Fidji nach Samoa und von dort nach
nie den britischen militärischen Inter
essen dienen, welche bekanntlich mit den
Interessen, welche die Ver. Staaten im
pacififchen Ocean haben, scharf colli
diren.
Es ist nun in der letzten Congreß
sitzung der Versuch gemacht worden',
das Geld zum Bau einer Kabelverbin
dung zwischen San Francisco und Ho
nolulu zu. verwilligen, oder vielmehr
die erste Rat« davon, nämlich HSIXZ,-
000. Gegen diesen Plan erhebt sich
eine mächtig« Opposition. Es Wirt»
geltend gemacht, daß damit ein bedenk
licher Präcedenzfall geschaffen würde,
daß es der erste Schritt sei zur Ver
staatlichung des Telegraphenwesens
Seitens der Ver. Staaten. Dies« Be
denken sind in der That nicht unberech
tigt, aber so langt keine Privatgesell
schaft das Risiko übernehmen will, steht
kein anderer Weg zur Schaffung eines
von Amerikanern controllirten Kabels
im Pacific - Ocean offen.
Die beigefügte Karte ist selbstver
ständlich Zukunftsmusik. Bei dem ra
schen Aufstreben Japans und bei der -
berechtigten Erwartung, daß China
nach dein jetzigen Kriege dem Beispiele
Japans wenigstens einigermaßen fol
gen wird, dürfte jedoch die Zukunft, in
welcher die auf oer Karte angedeutete
„Musik" gespielt wird, nicht in allzu
nebelhafter Ferne liegen. Die Ver.
Staaten haben bereits alle Vermessun
gen beendet, welche sich auf die Legung
des Kabels San Francisco-Honolulu,
beziehen. Der Kostenanschlag stellt sich >.
für diese Linie auf P2.F2B,<XX). ES
hat sich bei den Vermessungen heraus
gestellt, daß die unterseeischen Vulkane,
welche man auf dieser Strecke antrifft,
ganz sicher umgangen werden können;
auch gegen einen der schlimmsten
Feind« der Kabel, die Korallenthier
chen, glaubt man sich schützen zu kön
nen, indem man das Kabel bei der
Landungsstelle inHonolulu durch einen
Stalilpanzer zu schützen gedenkt.
Eine Depesche von San Francisco
nach Dokohama kostet gegenwärtig
H2.BS per Wort. Die Route geht über
das atlantische Kabel, dann über
Suez, Aden, Bombay. Singapore etc.
Durch das pacifische Kabel würd« der
Preis für amerikanische Depeschen nach
China, Japan und auch nach den
Straits - Settlements und Indien
wesentlich herabgesetzt werden und der
Verkehr ungemein erhöht werde» kön
nen.
Im Vertrauen.
„Eine schöne Empfehlung von mei
nem Chef und er läßt um sofortige Be
gleichung der Rechnung ersuchen!"
„Wie? Glaubt denn Ihr Herr etwa,
daß ich ihm durchgehe!" „Das nicht
....aber im Vertrauen gesagt
Ahnenstolz.
A.: gehen Sie mir mit Ihre»
Ahnen! Ich z- V. stamm« in gerader
Linie von Adam ab!"
v. B.: „Adam? Adam? das Wirt»
Fatal. Verleger (zum Re
dacteur): Die erste Nummer unserer
Zeitung sieht so weit ganz gut aus,
nur eins gefällt mir nicht. Redacteur:
So, was denn? Verleger: In dem
Briefkasten ist eine Bemerkung mit
„Ein langjähriger Abonnent" untere
zeichnet!