Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 29, 1895, Page 3, Image 3

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    Die tolle Komteß.
(I. Fortsetzung.)
.Das verdanke ich meinen liebens
würdigen Verwandten!" erwiderte je
ner mit einiger Bitterkeit: „Sie hatten
Hypotheken auf dem Gute stehen. Es
waren kleinliche, kurzsichtige Menschen,
ohn« Sinn für meine reformatorischen
Bestrebungen. Sie kündigten mir zu
ungelegenster Zeit, Mißernten kamen
hinzu und so "
Der Diener trat ein und meldete,
Thee bitten lass«.
Sie erhoben sich gleichzeitig. Der
Di«n«r trug die große chinesische Por
mit Holzpanelen und holzähnlicher
Tapete. Zwischen den beiden Fenstern
stand auf einem Sockel die Figur des
Fliegen geschützt.
Komteß Marie goß eben den Thee
auf. Die Gräfin, welche in einem gro-
Runddivan an der innern Fensternische
gesessen hatte, legte rasch ihre Brille
ab, und kam dann mit merkwürdig
zu beitragen, diesen Eindruck zu ver
stärken.
Sie kam also, wie gesagt, einem
Missionspredigt von Pastor Bullerich
kundigte sich Komteß Marie ganz ru
hig vom Theetisch her.
„Vermuthlich wohl," antwortete die
der Hand, bereit, sich zu setzen. Da
aber die gnädige Gräfin nicht dasSig
nal dazu gab, so zögerte man noch
und blickte einander erwartungsvoll
an. Die Frau Gräfin warf «inen be
deutungsvollen Blick auf ihre älteste
Tochter welche leicht errötheud zur
Seite sah. d ll d
dann wandte sie sich mit einer stren
gen Miene an den Gast und sagte
würdevoll: „In unserm Hause gilt das
Beten noch nicht für unschicklich, Herr
von Norwig!"
stumm und faltete erwartungsvoll die
Hände auf seiner Stuhllehne.
' Die Frau Gräfin legte das Haupt
auf die linke Schulter, hob die gefalte
ten Hände an den Busen und mur
melte: „Alle gute und alle volltomme
dem Vater des Lichts."
aus und Komteß Vicki kam, die Arme
nachlässig schlenlernd, herein.
„Meine Tochter Viktoria Herr
von Norwig!"
teren Schwester nur wenig nachgab.
Man setzte sich und aß gut und
reichlich, wie überall in dem gesegneten
Obotritenlande.
' „Sie sind Wittwer, Herr von Nor
wig?" wandte sich die Gräfin an ihren
Gast.«
„Nein, fast möchte ich sagen:
Gott sei Dank. nein. Ich hätte sie ja
doch.nur zu Erben des unglückseligen
babe schon manch« betrübte' Seele
gerichtet! Die Menschen gehen nur oft
so blind durchs Leven und finden den
Der stets, aufmerksame Norwig be?
merkte, daß die Augen der Gräsin wäh
rend dieser kleinen Rede mit eigen
thümlichem Ausdruck auf ihrer jüng
sten Tochter ruhten. Und während nun
der Graf das Gespräch wieder vom
geistlichen aus das weltliche Gebiet zu
lenken sich bestrebte, bemühte sich seine
Gattin, durch lebhaftes Zwinkern
Komteß Viktoria auf etwas aufmerk
sam zu machen. Herr von Norwig wei
dete sich inzwischen an der reizenden
Verlegenheit des lieblich drallen Mäd
chens, das gar nicht wußte, was die
Mutter von ihm wolle, bis jene endlich
wi« unabsichtlich, aber mit bedeutungs
vollem Augenwink «im Hand leicht auf
die Brust legte.
Da bemerkte endlich Komteß Vicki,
indem sie ängstlich an sich hinunter
blickte, daß sie eine beträchtliche Strecke
ihrer schwarzen Trikotblouse zuzuknö
pfen vergessen hatte. Das Mädchen
war zu reizend in seiner Verlegenheit!
Herrn von Norwig brachte es kaum
über's Herz, seine Blicke eine Weile
von ihr abzuwenden, um ihr mehr
Zeit zur Vervollständigung ihrer Toi
lette zu gewähren. Er bemerkte aber
sehr wohl, wie Komteß Marie sich das
Lachen verbiß und wie die alte Grä
fin mißmuthig den Kopf schüttelte und
dabei immer: „Tetete, tetete!"
machte.
Komteß Marie wußte das Gespräch
bald auf ihren Lieblingsgegenstand,
die Pferde, zu bringen, und Herr von
Norwig folgte gern ihrer Aufforde
rung, ihr etwas von den berühmten
Pferdeherden in den brasilischen Pam-
Bild des kühnen Pfadfinders der Zi
liche Familie. Selbst Komteß Marie,
von seinem Bortrag angezogen, und
Komteß Vicki saß gar mit offenem
Munde da und kam sich vor wie etwa
Graf Pfungk pflegte solche Buchred-
Pslicht des Adels, für das Reich Got
tes auf Erden zu kämpfen, so wie er
früher sür seine weltlichen Kaiser und
Himmel einen Sohn versagt hat, so
werde ich dafür sorgen, daß wenigstens
eine von meinen Töchtern dem Herrn
mit Werken der Liebe dienen soll.
Vicki, das liebe Kind, gedenkt nämlich
Diakonissin zu werden!"
Weich darauf wurde die Tafel
Unterhaltung. „Du, Marie," flüsterte
„Das wäre gräßlich! Uebrigens
ein sehr netter Mann! Findest Du
nicht?"
„Mir schwatzt er etwas zu viel.
Wir wolle» erst einmal sehen, wie er
zu Pferde sitzt," sagte Marie.
„Sieh nur, er guckt immerzu hier
te Vicki.
Allerdings kehrte Norwigs Blick im-
mer wieder zu den beiden Riesenmäd
chen zurück. Sein Auge hatte ihn vor
hin nicht betrogen, die Gestalt der äl
letzt ausschließlich aus der jüngeren
haften. Jetzt erst, wie sie da stand, be
merkte er, daß diese überaus stattlich«
junge Dame wohl kaum mehr als
fünfzehn oder sechzehn Jahre zählen
mochte. Denn der kindliche Ausdruck
zu offenbarem Widerspruch mit der
sonstigen Reife ihrer Gestalt. Herr von
Norwig bemerkte einen auffallenden
hätte.
Gräfin trank hastig ein volles Glas
ergriff der Diener die große chinesische
hend der Gesellschaft die Treppe hin
unter.
Tisch in der Milte des Saales. Die
dann ordnete sie ihren BUcherhaufen.
Der Graf saß rechts hinter ihr, ihm
zur Seite Komteß Marie. Links hinter
BraMmrst.
Gilead? Oder ist kein Arzt nicht da?
Volles nicht geheilet? Jeremia 8, 22."
des berühmten württembergischen
Pfarrers Grolmus und endlich das
Hauptstück des Abends- die Predigt
die Epistel des folgenden Sonntags zu
lesen pflege, da der Pastor in diesem
Jahre nur die Evangelien vornehme.
Herr von Norwig verbeugte sich höf-
Vickis Profil so eingehend studiren zu
können. Das große Mädchen schaute so
fromm in seinen Schooß, empfand
aber trotzdem den Blick seines Nach
bars sehr wohl, und eine zarte Röthe
bedeckte sein Gesicht wie seinen Hals.
Bemerkte es doch sehr wohl, daß Nor
wigs Blick wieder von seinen
immer noch lose auf dem starken Knö
chel lagerte. Freilich trug Komteß Vi
cki Sorge, das Unglücksbändchen mit
dem darüber gelegten andern Fuße zu
einmal, das half alles nichts.
Jedesmal, wenn die Gräfin ein
neues Blatt umschlug, machte der Graf
einen langen Hals und spähte'über
> ihre Schulter hinweg, ob nicht die
Predigt auf der nächsten S«ite endlich
zu Ende ginge; aber sie währte reich
lich eine halbe Stunde und vermochte
trotz ihrer Eindringlichkeit und treff
lichen Fassung nicht zu verhindern, daß
auf der Seite desDienstpersonals meh
rere Häupter bedenklich in's Schwan
ken geriethen, auch gewisse Laute ver
nehmbar wurden, welche dem gedämpf
ten Geräusch einer Säge nicht unähn
lich klangen. Als die Gräfin den drit
ten und letzten Theil der Predigt in
Angriff nahm, trat ein Ereigniß ein,
welches sämmtliche Zuhörer erschrocken
zusammenfahren machte: Der alte
Hinrich, überwältigt von dem Schlafe
des Gerechten, verlor nämlich das
Gleichgewicht und rutschte mit gewalti
gem Gepolter von seinem Stubl. Er
raffte sich langsam empor und starrte,
noch halb abwesend, mit seinem greu
lichen Meerkatergrinsen um sich.
Mit einem vernichtenden Blick durch
ihre runden Brillengläser wartete die
Gräfin, bis er wieder sicher auf sei
nem Stuhle saß und sagte dann:
„Wenn Sie sich noch ein einzigesmal
erlauben, während der Andacht vom
Stuhle zu fallen, Hinrich, so sind Sie
sofort entlassen!" Ein zweiter vernich
tender Blick traf Brinkmann, den
zweiten Wirthschafter, welcher vergeb
lich« Anstrengungen machte, hinter sei-
Einige weitere Gesangbuchverse be
schlossen endlich die Abendandacht. Das
Personal wünschte einstimmig gute
Nacht, und unter Borantritt des Die
ners mit der bewußten Lampe stiegen
die Herrschaften wieder in den ersten
Stock hinauf. Komteß Bicki hatte un
terwegs Gelegenheit gefunden, ihr
Strumpfband in die Tasche zu
Herr von Norwig sah es nebst dem
Taschentuch daraus hervorlugen, als
er den Damen „Wohl zu schlafen"
wünschte.
Der Graf bat ihn, noch ein Glas
auf seinem Zimmer mit ihm zu trinken
und eine Zigarre zu rauchen. Es wur
de ein reizender Abend, der sich bis ge
gen Mitternacht ausdehnte. Als Herr
von Norwig endlich sein Schlafgemach
aufsuchte, va hatte er den unterschrie
benen Kontrakt in der Tasche.
Der Graf aber fuhr um zwei Uhr
Nachts aus dem Traume empor, setzte
sich im Bett auf und lachte wohl eine
Viertelstunde lang, bis er ganz außer
Athem war. Die Geschichte von dem
Levi, der sich wegen Frechheit scheiden
lassen wollte, war doch zu brillant ge
wesen!
3. Kapitel. > l
Die Alpenlandschaft auf den Roll
vorhängen des kleinen Fremdenzim
mers leuchtete in hellen Farben, als
Herr von Norwig am andern Morgen
Minuten später das Fenster weit
nete, da strömte ihm mit thaufrischem,
wonnig belebendem Hauche die licht
durchsluthete Herbstluft entgegen.
Die bunten Wipfel des Parkes
rauschten so leise und friedlich, wie die
Kleider der Frauen in der Kirche, ehe
die Predigt beginnt. Norwig sah eine
lange Allee von dunklen Tannen hin
unter, welche hügelab einem kleinen
Teich zuführte, dessen Wasserspiegel
fast ganz bodeckt war von den großen
sterten Teppich überdeckt.
Es war für ländliche Verhältnisse
schon etwas spät geworden, und Herr
die gräfliche Familie ihren Kaffee be
reits getrunken, nur Komteß Vicki,
welche immer und überall zu spät kam,
saß noch am Frllhstückstische, stippte
ihren Zwieback in den kalten Kaffee
sen, Komteß?" eröffnete Norwig das
Gespräch.
„Ach, es ist «in reizendes Buch
heißt."
Er nahm ihr den schmutzigen, abge
griffenen Band aus der Hand und sah
„Ab«r Mama sagt doch, es wäre so
christlich!" gab das große Mädchen
kleinlaut zurück.
„Dieses Exemplar wenigstens,"
lachte H«rr von Norwig, „steht schon
seiner Nase. „O, Wissen Sie
von Bacillen greulichster Sorte' Sie
gegen sich selber loslassen, indem Sie
in solchem Buche blättern? Leihbiblio
thelsschmöker halten sich erfahrungs
mäßig in Krankenstuben am liebsten
tzige Scharteke nur anfassen."
Das gescholtene Komteßchen machte
ein ängstlich betrübtes Gesicht. „Aber
die Bücher aus der Leihbibliothek in
doch irgend ein schmutziger gar
tränier Mensch g-tragen kann.
lAber Ihre Lektüre beziehn Sie unbe-
Komteß!" tröstete Norwig. „Vielleicht
und trug die Schleppe ihres dunkelgrü
nen Reitkleides über den linken Arm
geschlagen. N r i !" ief
„Ja, wissen Sie, wir steh'n hier höl
lisch früh auf. Langes Toilettemachen
und andern solchen Frauenzimmer
kram kennen wir hier nicht. Wissen Sie
auch, daß Sie den Morgensegen ver
säumt haben? Mama zieht sich schon
zur Kircke an. Ich war heute schon zu
Stündchen mit Ihnen zu reiten. Wis
sen Sie, es schläft sich danach besser in
der Predigt."
„Ach! Du!" rief Komteß Vicki mit
drollig entsetztem Blick. „Na, ich habe
nichts gehört!" Und dann drehte sie sich
Komteß Marie lachte und klopfte
den Kopf traurig hängen. Von Zeit
zu Zeit stieß es ein todesbanges, kurz
athmiges Gestöhn aus.
D«r Graf nahm «den seine Mütze ab
und trocknete sich mit seinem großen
rothseidenen Tuche die Stirn. „Ent
schuldigen Sie, daß ich Sie nicht er
wartet habe," redete er Norwig an.
„Man rief mich hierher. Da sehen Sie
das Malheur! Mein schönster Ochse ist
den Klee gelassen worden und na
türlich frißt sich das dumme Biest
todt; er tann jeden Augenblick platzen."
„Ist denn kein Thierarzt in der
Nähe zu beschaffen?" versetzte Norwig
ziemlich rathlos. „Das Thier müßte
trokarirt >Verden."
die Zwinge seines derben
Krückstockes gegen den Asphalt: „De?
Brinkmann, der der ja
redeten, hatte sich Komteß Mari« die
Handschuhe ausgezogen und mit ihrer
schönen großen Hand vorsichtig die
Flanken des kranken Thieres befühlt.
Jetzt hielt sie inne, drückte den Daumen
auf eine destimmte Stcile und rief ei
nen der Knechte an: .Jochen, hol mi
mal dat Kleed up!"
Und während der iunze Geselle mit
verlegenem Grinse« ihrem Befehl nach
kam und die Shv'.'pe ih:es Reitlle'ides
so ungeschickt und ängstlich in seinen
Fäusten hieli, wie e!w.i ein alter Jung
geselle Täufling in der Kirche
hantirt, rief Komt:ß Mari:! „Hat
nicht jemand ein scharfes Taschenmes
ser bei sich?"
fuhr allen.
„Na, hör' mal, Marie?, sagte der
Graf und legte die Hand auf ihre
bischen zu viel riskirt."
„Wenn er daran verendet, kannst Du
mir den Ochsen von meinem Nadel
gelde abziehen!"
Herr von Norwig reichte ihr sein
noch ziemlich neues Taschenmesser hin.
Es war ein sogenannter Genickfänger,
zum Feststellen, mit Hirschhorngriff.
„Komteß wollten es wirtlich wagen?"
Sie ergriff rasch das Messer, rich
tete, ohne ihm zu antworten, die Auf
forderung an die Umstehenden, wohl
achtzugeben, daß das Thier nicht um
sich schlage, und dann setzte sich vor
sichtig die Spitze des Messers auf die
Stelle, welche sie mit dem Damnen
festgehalten hatte, und trieb es durch
einen wuchtigen Schlag mit geballter
Faust dem Thier in die Seite.
Das Blut bespritzte ihre weiße
Hand und besudelte auch ihr Kleid.
Der Ochse brüllte auf und machte den
haltenden Männern gewaltig zu
schaffen aber sie hatte die richtige
Stelle getroffen. Das Gas entwich
und das werthvolle Thier war gerettet.
Man hielt sich noch eine ganze Zeit
lang im Stalle auf, bis es den verein
ten Bemühungen der Leute gelungen
war, das Thier zu beruhigen und die
Geschwulst vollends wegzustreichen.
Dann erst verließ der Graf mit seiner
Tochter und Norwig den Stall.
An der Pumpe wusch sie das Blut
von der Hand und dann trocknete der
Vater sie ihr mit seinein seidenen Tuche
und führte sie galant an seine Lippen.
„Ich verdanke dieser, kühnen Hand
ein theures Leben," scherzte er und
streichelte sie zärtlich.
Wie ihre kleinen unbedeutenden Au
gen in Heller Freude blitzten, und wie
das lebhafte Roth ihren rauhen Wan
gen plötzlich einen fo> weichen Sammt
ton zu verleihen wußte! Norwig blickte
sie mit seltsamem Gefühl von der
Seite an. Ja, dies Gesicht war und
blieb häßlich, durchaus reizlos! und
darüber ausbreiten können? Unwill
kürlich drängte sich ihm die Frage auf:
.Was müßte das für ein Mann sein,
um den die „tolle Komteß" sich in ein
liebendes Weib verwandelte!" Er selbst
hatte keine geringe Meinung von sich.
Seine Gefährlichkeit für die Frauen
war für ihn durch zahlreiche Abenteuer
bewiesen aber noch nie im Leben
hatte er einem Menschen gegenüberge
neben dieser derben, unschönen, weder
geistreichen uoch gefallsüchtigen, jungen
Gräfin.
Bei ihrem weiteren Rundgang durch
die Wirthschaftsgebäude gesellte' sich ih
nen Inspektor Reusche zu, welcher sich
schon für den Kirchenbesuch in kleine
wig begrüßte seinen ersten Untergebe
nen mit großer Höflichkeit aber auch
Herablassung, welche jenem guten
Mann zu verstimmen schien.,
„Ach, hören Sie, lieber Herr Reu
sche," sagte Komteß Marie, „es wäre
wirklich sehr nett von Ihnen, wenn
Sie heute für uns drei mit andächtig
sein wollten. Ich habe die größte Lust,
heute die Kirche zu schwänzen und un
auch, Papa?"
Der Graf krchte gutlaunig und gab,
gern zu, daß er kein übermäßiges Ver
langen nach der Predigt des guten Pa»
stors Meuset trüge.
„Und Sie, Herr von Norwig?"
wandte die Komteß sich an jenen.
so frommer Geineinschaft ein Gottes»
Haus zu betreten, nachdem ich so viele
Jahre hindurch kcmm mehr das Innere
einer Kirche gesehen haben."
Der Gras bemühte sich, ein möglichst
ernsthaftes Gesicht aufzusetzen und
sagte: „Ich will nicht hoffen, Herr von,
Norwig, daß Sie auch einer von dir
einen Sohn hätte, und er käme mir
von der Hochschule zurück mit diesen
gottlosen neuen Ideen, dann würde
ich d«n Jungen bei Wasser und. Brot
einsperren, bis er giaubt oder ihn
Frau zu sagen pflegt."
»isem leichten Lächeln und erwiderte
„Ich gebe Ihnen, volltommezr recht,
Herr Graf: XokI«-««» Aber
Steppe umheraewairdert ist. dann hat
man sich dem Schöpfer weit näher ge
fühlt, als jcn.i-ls in der dumpfen Kel
lerluft einer Kirche. Die ehrfürchtige
Bewunderung der Natu» ist auch ein
Gebet, Her? Graf!"
„Allerdings, allerdings!" gab der
Graf zu, indem er die Augenbraue:-
kritisch i'« die Höhe zog, .aber ach
lieber Reusche, bitte, theilen Sie deich
der Gräfin mit, daß wir zu unseMi
Gottesdienste beizuwohnen."
Ter Inspektor nahm militärisch die
Hscken zusammen, grüßte und'ging.
Sc hatte der Auseinandersetzung seines
reuen Vorgesetzten mit dem Ausdruck
maßlosen Staunens zugebSrt. Ja,
dem beobachtenden Blicke der Komteß
war es so vorgetoinmen, als hät
ten sich keine steifen, aufgewichsten
Schnuerbartspitzen unter dem Eindruck
jener volltönenden Worte demüthig
M Erde gesenkt.
(Fortsetzung folgt.)
Mr die Küche.
deckt es mit Beize und Wasser, läßt «S
auf jähem Feuer aussieden und dann
bei 3 Stunden langsam dünsten. In
zwischen bereitet man von Butter, et
was Zucker, Mehl und geriebenem
Weißbrot lichtbraune Schwitze, ver
gießt sie mit der Brühe des Fleisches
und «w>a ein Pint Wein, gibt Rosinen
und ein Stück Zimmt mit Limonien
schalen zusammengebunden, damit
man es leicht entfernen kann wie
etwas Rum oder Cognac dazu, ver
dünnt die Sauce nach Bedarf, läßt sie
in Stücke, bedeckt «s auf der Schüssel
(russisches Gericht). Ein halbes Pint
steife,, saure Sahne wird mit 4 Eidot
tern, 4 Eßlöffeln Mehl und ein wenig
Salz gut durchgerührt. Zuletzt fügt
jedes mit «inigen Löffeln nachstehend
beschriebener Fülle belegt, gut zusam
mengeschlagen (daß die Fülle nirgends
Apscl k l ö ß che n. Dieselben «ig
suppen. Man bereitet dieselben, in
dem man 12 —IS gute Aepsel brät
und durch ein Sieb treibt, 2 1-2 Un
der Masse kleine Klößchen aussticht.
12 Eiweiß geschlagen und hineinge
rührtzi wenn der Schaum verkocht ist.
gießt man die Masse in Formen, die
zuerst mit Milch ausgeschwenkt wer
den, stellt sie auf Eis und giebt sie,'mit
«inem kalten Beiguß.,
Verfahren, Rindfleisch
zu räuchern. Man bringt das
Rindfleisch von frisch geschlachtetem
Vieh, wenn es noch warm ist, in eine
Salpeter und 32 Theilen Kochsalz,
durcharbeitet die Mischung gehörig
mit dem Fleische und bestreut schließ
lich das Fleisch mit so viel Roggen-
Bestandtheile drs Rauches ab und
mäßigt so die zu starte Austrocknung
des Fleisches, wodurch dasselbe einen
Wt" geräucherten Lachses er
Kohlsuppe. Ein Kops Welsch
lich« Senf häck sich in der Regel nicht
lange, auch feM er vielfach verschieden
aus: wer dc:yer immer gleich guten
kräftigen Senf haben will, thut am
bssten, ihn M selbst zu berekten, zu
'nal er nach' folgender Vorschrift nicht
erhäl>. Mau füllt den Senf in kleine
»er gerArt werden. Zu empfehlen ist
es. den Senf erst etwa al,t Tc:gc stehen
zu lllssen, bevor man ihn braucht.
Ein Schlanke!. „...Ach,
Fräulein, Sie haben eimm so reizenden
Kirschenmund und ich bin ein lei»
deuschastlicher Vegktamiur!'' 3