6 ?ie MeSictn der Aalur Willer. Aus den ersten Blick erscheint die Medicin der Naturvölker als ein wir res Gemisch von Aberglauben und Ge spensterfurcht, von Unverstand und Rohheit, als «in Werk von gewissenlo s«n Betrügern, nicht zur Heilung, son dern zum Verderben der Leidenden er sonnen. Untersucht man sie aufmerksamer, so fällt zunächst ihre Verwandtschaft mit der Heilkunst unserer Volisärzt« in's Auge. Die Wilden haben Be sprechet, Glied«rs«tzer, Streichfrauen, Kräutermänner und Medicinmänner, Wer aber das logische Gerüst« prüft, tionen heranwagt, und daß sie über haupt ihre Therapie und Prophylaxis nach denselben logischen Gesetzen ein richtet wie die heutig« Medicin nur ohne die Kenntnisse derselben zu be sitzen. So wie die heutige Medicin, in The rapie und Prophylaxis, bei der Hei lung und bei der Vorbeugung der Krankheiten, sich nach der Aetiologie, das heißt nach der Erkenntniß der Ur sachen der Krankheiten richtet eben- Ileber die Ursachen der Krankheiten haben die Naturvölker ihre eigenen Jveen: sie halten sie zumeist für das nicht überraschen, wenn wir uns erin nern, daß noch Martin Luther folgen den Ausspruch gethan: „Ueber das ist kein Zweysel, daß Pestilentz und Fiber und ander schwer Krankheyten nichts anders sein, denn des Teufel werthe." Die fruchtbare Phantasie der Naturvölker hat nun jeder Krank heit ihre besondere, menschenähnliche Gestalt gegeben. Der Dämon des Unterleibstyphus heißt bei den Sing halesen Mahakola-Aakscha; er trägt achtzehn abscheuliche Masken, welche die verschiedenen Stadien dieser Krankheit ober Holzsplitter, die in den Körper «indringen und oft lästige Krankheiten hervorrufen, in der Phantasie der Na turvölker die Gestalt von Thierklauen, Stachelschweinen, Erdklumpen und Auch in dem Glauben an „böse Winde" steckt ein gut Theil richtiger Erkenntniß: sie sind die Träger der Schließlich findet man auch bei vie len Naturvölkern das Bewußtsein, daß die Krankheiten mit tiner unzweckmä- und Sermatainseln, sowie die des Ge rvna-Archrxels wissen ,daß der Genutz von spanischem Pfeffer und von gewis sen Fischarten «inen Aussatz hervorru fen kann. Diesen aus Aberglauben und richti gen Beobachtungen zusammengesetz ten Vorstellungen über die Ursachen der Krankheiten entspricht das ge stimmte Heil- und Schutzversahren der Naturvölker. Es ist klar, wenn die Mehrzahl der Krankheiten durch böse Gerster entsteht, muß die Mehrzahl tet sein. Die Medicinmänner wenden zu diesem Zwecke zwei Methoden an: die Geisterbeschwörung und den hypno tischen Schlaf oder die Suggestion. Die erste dieser Proceduren ist so all gemein bekannt, daß wir sie hier nicht näher zu erörtern brauchen. Viel in teressanter ist die Untersuchung des hypnotischen und suggestiven Verfah rens der Medicinmänner. Um das Bett des Kranken herum pflegt der Medicinmann mit seinen Ge hilfen Tänze auszuführen. Hiebei stoßen sie einen gleichförmigen Gesang aus, schütteln ihre Rasseln und schla gen Trommeln? dies alles, in mono toner Weise ausgeführt, muß eine hypnotisiren.de Wirkung ausüben. Der Kranke schläft ein und erwacht gesund. Glaubt der Patient, daß ein Fremd körper die Ursache seiner Leiden ist, so an die schmerzende Stelle, um den Kö rper herauszusaugen. Hierauf holt er o Wunder! aus seinem Munde einen Stein hervor, oder er zieht aus seinem Aermel Thierkrallen, Men schenknochen, ja manchmal ganze Sta dem Kranken. Der Patient hält sich nun für befreit, und dieser Glaube oer hilft ihm zur Heilung. Ein eigenthümliches, auf Suggestion beruhendes Heilversahren ist das Aus stellen des Patienten innerhalb eines Trockcngemäldes, da- auf dem Boden einer Medicinhütte ausgeführt ist. Von mächtiger suggestiver Wirkung müssen auch die Gebete der Naturvölker sein. Dsilhi Nerjani: Ragender in den Bergen! Herr der Berge! Junger Mann! Lberhaupt! Ich habe dir ein Opfer geb'acht! Stelle mir meinen Körper wieder her! Stelle alle meine Schönheit wieder her! Weniger erfolgreich werden wohl die bei Epidemien an die Kranlheitsvämo nen gerichteten Ansprachen sein. Auf den Watubelainfeln macht man dein Dämon folgende freundliche Vorstel lung: „Herr Seuche! Hier habt Ihr 'etzt keine Wohnung mehr! Zieht fort mich einem günstigeren Orte!" Auf der Jnstl Buru gibt man der Krankheit zu verstehen, daß di>- Mittel der Bevölkerung bereits erschöpft sind: „Herr Großvater Pocken! Geht gut willig weg! Wir haben Euch Speisen sür die Reise zurechtgelegt! Wir ha ben Euch nichts mehr zu geben!" fellos ist. So verordnen die Meoicin männer der Indianer sehr oft «in künstliches Erbrechen, das im Heilig thum vorgenommen wird und als eine Art ritueller innerlicher Reinigung zu betrachten ist. Die von ganzen Stäm men zu gewissen Zeiten ausgeführten äußerst anstrengenden Medicintänz haben eine profuse Transfpiration zum Zweck. Ja, neben dieser „ver steckten" Schwitzkur ist bei den Natur völkern auch die „offene" Schwitzkur in Form von trockenen und von Dampf bädern im Schivange. Die meisten Jndianerdörfer besitzen Dampfhütten; allerdings dienen dieselben auch als Rathhaus und als Casino. Auch die Massage wurde, lange bevor die Euro päer auf sie verfielen, in Amerika und in Asien betrieben. Sie ist bei den panern jedoch erfreut sich die Massage, genannt, seit jeher allgemei ner Beliebtheit. Zum Schluss« «in Work über l»e Aerzte der Naturvölker. Die Männer, denen die Macht zugeschrieben wird, geben. Um mit Achtung empfangen zu werden, genügt eZ nicht, wie bei uns, eine weiße Halsbinde und goldene mit Schlangen umgürten; die Uhr kette vertreten Krallen und Zähne. Und doch findet man manche verwandte Züge. So heißt es, daß die Medicin männer der Australneger ihren Ein fluß „durch großes Selbstlob, uner- Stirbt ein Patient, so hat der Medi riae' Schicksal verursacht habe. So geht er heil aus und jener wird getöd tet. Die toste Zwergin. Die Kleinste der Kleinen, „Prinzes sin" Pauline, hat in New Aork das Zeitliche gesegnet. Dieses Deminutiv- Menschenkind, welches seit dem 1. De cember v. I. in New Aork auftrat, Prinzessin Pauline. nachdem cs vorher in Europa gebüh rend bewundert worden war, stammte aus der holländischen Stadt Ossen drecht. Paulinchen zählte 19 Jahre, maß aber nur 17 Zoll und wog 8 1-2 Pfund; eine Lungenentzündung hat ihrem Leben ein Ende gemacht. Schlau. Der Hintertuvfer hat furchtbare Angst vor dem Gewitter; aber seitdem er auf die Idee gekommen, einen Blitz ableiter auf seinen Schirm zu tragen, macht er sorglos und veranü-it seine Gänge bei dem schrecklichsten Gewitter. Entschuldigung. Sprechstunde von 2 3 Uhr!" „Entschuldigen Sie, ich will Sie auch gar nicht sprechen, Herr Redak teur! Ich möcht' Sie nur um eine tleine Unterstützung bitten!" Splitter. Es gibt Leute, denen das Wasser bis sie keins. Die stärksten Moralisten sind jene, den seinigen zu krümmen. Leider ist Gewissenlosigkeit ein eben so sanftes Ruhekissen, als ein gut' Ge wissen. Nach Freiheit schreien meist die am dieser, „das sind Halt-Gebirgslbüren di- aehen alle mit einem Juhschr« aus!" Der Haushalt dcs Aultanv. Bon Dr. Os. Wagner. Der Sultan bewohnt den Aildiz iPalast, der auf einem Hügel inmitten eines Parkes von etwa fünfhundert -Morgen liegt und die Aussicht über den Bosporus gewährt. Die Privatwoh nung heißt der Haremlik und ist von d«r officiellen Residenz, dem Selamlik, geschieden. Ersterer besteht aus einer Reihe von prachtvollen Kiosken, deren Gold, Marmor, Porphyr, Teppiche, Spiegel, Tapeten, Schnitzereien, Mo saiken die Reichseinnahme mehrerer Jahre darstellen. Die kaiserliche Resi denz hat drei durch dicke Mauern von einander getrennte Abtheilung«,. In nerhalb der ersten befinden sich die Räumlichkeiten der Kammerherren, der Secretäre u. s. w., die zweite ist mit Gärten, Alleen und Weihern ausgelegt und enthält das militärische Wachthaus des Palastes; die dritte und größte Ab theilung umfaßt die Privatwohnung des Sultans und seinen Harem. Dieser Theil des Parkes umschließt zahlreiche Kioske und Schlösser aus Marmor und Bausteinen verschiedener Art, ferner eine Sternwarte und ein Theater, dessen Zuschauerraum von länglicher Gestalt und durch «in Vesti bül mit dem Harem verbunden ist. Das Orchester befindet sich zu Häupten dcs Sultans, die kaiserliche Loge in der Mitte der einzigen Galerie, rechts und links der ersteren sind zwei vergitterte Logen für den Harem, und das sitzlose Parkett ist mit einem ungeheueren Tep pich bedeckt. Die merkwürdige Einrich tung des ganzen Theaters erklärt sich dadurch, daß Niemand dem Oberhaupte aller Gläubigen den Rücken zukehren darf. Einer der Kioske ist so gebaut, daß der Sultan Alles sehen kann, was in der Umgebung seiner Residenz vor geht, ohne selbst gesehen zu werden. Die erste Ringmauer hat drei Ein gänge. die durch j« vier Schildwachen der regulären Armee bewacht werden! renden Thore stehen unter der Obhut von Tufekdfchis, geheimen Polizisten (Albanesen) in Civilkleidern, die unter ihren langen Röcken Revolver und Dolch tragen. Der Haushalt des Sultans setzt sich aus einer gewaltigen Schaar von Be amten und Bediensteten zusammen, vom Großmarschall des Palastes hinab bis zu den Clowns, Schauspielern und Sängern und Sängerinnen, die den Herrscher unterhalten und belustigen. Der Großeunuch hat Marschallsrang und ist mit dem Großvezier der einzige Vertreter des Sultans mit dem Titel Hoheit. Diesem Würdenträger ist die Bewachung des Eingangs zum kaiser lichen Harem anvertraut. Alle diese hohen Beamten wohnen im Palast oder in einem der Kioske des kaiserlichen Parts. Die jährlichen Kosten für dm Unterhalt der viertausend Personen, die den Haushalt des Sulians bilden, werden aus etwa 120 Millionen Mark veranschlagt. Der kaiserliche Harem ist mit Skla vinnen bevölkert, die aus sremden Län dern stammen und zum türkischen Volke als solchem keine Beziehungen haben. Er ist ganz für sich abgeschlos sen, ist eine Gesellschaft und eine Welt für sich, deren Leben allen äußeren Ein flüssen entrückt bleibt. An der Spitze des weiblichen Elemente» steht des Sultans Mutter; stirbt sie, so nimmt die Pflegemutter ihren Platz ein. Die aus, nicht mi-r im Harem, sondern auch auf ihren Sohn. Die Türken empfin den und bezeigen der kaiserlichen Mut ter eine hohe Achtung, und diese geht auch auf die Amme über, und auch die Söhne und Töchter der Letzteren neh men einen Rang in den Familien der jenige» ein. die sie genährt hat. Die Mutter des Sultans ist das Oberhaupt der Hierarchie des Harems und hat das Recht über Leben und Tod über alle Frauen desselben. Unmittelbar unter ihr steht die Großherrin des Schatzes, dann kommt die Basche - Kadine oder folgen die zweite, dritte und vierte Ka dirre, diesen die Basche-Jkbal, die erste Favoritin des Sultans, ihr die zweite, Sklavinnen, die der Sultan mit einem Wort oder Blick beehrt hat und die da rauf warten, zur Würde der Favori unter sich, so daß z. B. der Hosstaat Dairas sind nicht viel kleiner' Es gibt zwanzig solcher Höfe mit etwa acht unter der allmächtigen Herrschaft der Sultanin - Mutter bilden. Alles, was das Wort zu enheilen." Jede Antwort wird von einer tiefen Verbeugung be- ToUette erscheinen, auch die erste Favo ritin des Sulians. Diese Ehren wer den der Mutter ebenso außerhalb des Palastes erwiesen. Fährt sie aus mit ihrem fürstlichen Gefolge, so präsenti ren alle Schilvwachen, und oft geht der Zug durch eine doppelte Reihe auf dem Boden ausgestreckter Muselmänner, welche die Mutter ihres Padischah an flehen, sich für sie bei ihrem Sohne zu verwenden. Hochgeborene und Reiche bezeigen ihr ebensolche Achtung wie die gewöhnlichen und niedriger! Sterbli chen. Empfangen sie von ihr ein Schreiben, so nehmen sie «s mit den Zeichen tiefster Demuth entgegen, drü cken es an die Stirn, verneigen sich tief und küssen es, bevor sie es öffnen. All- Gesuche müssen an sie gehen, selbst die Wünsche der ersten Frauen des Sul tans, die sie an ihn richten. Als un umschränkte Herrin der Zucht und Verwaltung Harems hat sie auch Kadinen, Sultanas und alle übrigen Bewohnerinnen des Palastes. Ihr Amt, eines der vortheilhaftesten und Ihr Einfluß beschränkt sich nicht aus der Dame spricht, der sein Besuch gilt, fällt vielleicht sein Blick auf die ent zückende Huri, die ihm Kasfee ein „Wer ist die schöne Sklavin? Wie heißt der der Padischah einstmals seineGunst geschenkt hat. Die Kadinen sind nicht im eigentli die Gattin des Padischah war. Auf Nachfolger des Sultans-hat vie Pflicht, reien,'putzen sich Puppen an, mit denen sie wie kleine Mädchen spielen, musici- Vergnügen macht. Daher die große Anzahl von Musikanten, Tänzern und Tänzerinnen und Spaßmachern, die zum Haushalt des Sultans gehören. Die Kadinen sind «s auch, welche die zahllosen Intriguen des ottomanischen Hofes spinnen; sind sie Mütter, so thun sie Alles, was in ihren Kräften steht, um ihren Sohn auf den Thron zu bringen, selbst zum Nachtheil des officiellen Thronfolgers. Kinderlosig keit gilt als Makel. Der Eifersüchte leien zwischen den Damen des Palaste? ist kein Ende. Die Sultanas oder unoermählten Prinzessinnen von Geblüt genießen größere Freiheiten als die übrigen Frauen des Harems. Ihr osficieller Rang verleiht ihnen gewisse Rechte, ob gleich sie nicht ganz unabhängig von dem Einfluß der Sultanin - Mutter Kern des Harems, in dem sie' nach ihrer Verheirathung lebt. Dorthin kommt der Ueberschuß der weiblichen Bevölkerung des Seraglio. Die Katfas oder Herrinnen sind zugleich die Vorgesetzten, die Mütter und Erzieherinnen der Alaiken oder Schülerinnen, Novizen. Mit ihrem eigenen Gilde kaufen sie diese jungen Sklavinnen, die darauf zu Favoritin nen oder Kadinen emporsteigen Hinnen. Sie kleiden ihre Schutzbefohlenen, sor gen für sie in jeder Weise, suchen sie so gut wie möglich zu verheirathen und versehen sie mit einer passenden Mit gift. Katfa und Alaike lieben einan der und trennen sich niemals gänzlich, selbst nachdem eine von ihnen sich ver mählt hat. Die Lehrerin bildet ihre Schülerin nach ihrem Geschmack aus und bringt ihr die Einzelheiten des Dienstes bei, dem sie sich widmen soll, z. B. wie der Kasfee der Herrin der Daira nach dem Hofceremoniell einge schenkt werden muß u. dergl. Die rei chen Thee- und Kaffeeservice sind die sen Frauen anvertraut, und ihr Lohn besteht in Brillanten und anderen kost baren Edelsteinen. Die alten Katfas, die unvermählt bleiben, sind di« Ve wahrerinnen der Ueberlieferungen und Sitten des Harems. Unter ihrer Ob hut stehen die Werthsachen des Pala stes, die Juwelen, das Silbergeschirr, die Pelze, Shawls, Stickereien u. a. m. Bei ihrem Tode beerbt sie der Sultan. Alles in Allem zählt der Palast un gefähr 1500 Frauen, und da deren Bedürfnisse vor allen Dingen befriedigt werden müssen, so sind die häufigen finanziellen Schwierigkeiten der osma nifchen Pforte leicht erklärlich. Der Kuß aus der Büyne. Die ist das Neueste nen Kusses entstanden war. Die Dame hatte verlangt, der Kuß dürfe nur markirt werden, d«r Schauspieler Irene Abendroth (Wien): Jede Lola Beeth (Wien): Küssen Ist Pflicht; ° Küssen Ich stelle mich zum Kusse auf der Bllh diefer Welt des Scheines stelle. „Man A. dell' Era (Berlin): Eine Kunst- Liebe. Nach meiner Ansicht sollte jede Art des Kusses auf der Bühne lediglich daß er trotz der abschreckenden häßlichen Theaterschminkt alle gut Vorsätze Traume erweckt, zurückfährt und da durch nicht selten die ganze Wirkung einer Scene verdirbt. Unsere Partner sollten deshalb in gegebenen Fällen im Interesse der Ausführung nicht über die Schnur hauen. Marie Goetze (Berlin): Ein Kuß auf der Bühne ist ein Requisit. Friederike Goßmann (Gräfin Pro kefch-Osten, Gmunden): Da die Vor gäng« auf der Bühne dem Publikum ein volles getreues Bild der Wirklich keit geben sollen, bin ich für den Kuß, und zwar dafür, daß «r gegeben werdt, wie die Situation es verlangt. Väter, Onkel, auch Freundinnen mögen im merhin Scheinküss« mit der gewissen Kopfdrehung bekommen. Aber nichts ist unwahrer und die Illusion stören der. als: zwei Köpfe oder zivei Achseln sich leicht berühren zu sehen, nachdem Acte lang von der Sehnsucht zweier Liebenden gesprochen worden ist. Da ist der Kuß auf den-Mund geradezu nothwendig und wirkt wie ein erlösen-- des befreiendes Wort, auf das man ge» wartet hat. Uebrigens kann ein nicht wirklich gegebener Kuß den Erfolg ei ner Scene stören, wie ich in meinem Bühnenleben selbst erfahren habe. Jenny Groß (Berlin): Ich bin aus der Scene im weitestenSinne iluilavi« Wenn mich der Autox zum Küssen verdammt, so küsse ich und zwar nicht blos zum Scheine. Wrangel in „Wallenstein's Tod" sage ich als Künstlerin: Ich hab' hier blos «in Amt und kein« M«inung. Philomena Hartl-Mitius (Mün chen): Ich lasse mich küssen und küsse selbst, wie es die Situation erfordert und wie es der Autor vorschreibt: wei nend, lachend, kühl, leidenschaftlich, mädchenhaft, mütterlich, ohn«, wem» die Komödi« beendet ist, auch nur die leiseste Erinnerung an den Bühnenkuß mit hinwegzunehmen. Wo bliebe denn die Wahrheit, nach der wir heute doch Alle an großen und kleinenßühnen stre ben,wenn wir unser Publikum nach erschütternden Scene durch «inen kirten Kuß aus allen Himmeln rissen! Das hieße ja, die Leute gewaltsam auf die Fäde>. aufmerksam machen, an de nen die Marionetten tanzen. Ich erin nere an Hamlet, der verwundert über Was ist ihm Hekuba, Was ist er ihr, daß er um sie soll wtl» ! AN? . Damit, meine ich, beantwort« ich die von Ihnen gestellte Frage am besten, l Was ist mir College .V oder U? Nichts Hekuba! Sein Kuß kann mich nicht entweihen, denn ich empfang« ihn im Dienste der Kunst. Klara Meyer: J«d«r nur «iniger maßen geschickte Schauspieler wird das Helene Odilon: Ich halt« es für der Situation und das Publikum aus der Illusion reißt. Rosa Poppe: Ich glaub's, daß Mancher gerne wüßt'. Wie auf der Bühn« wird g«kiißt. Mir scheint di« Neugierde übertrieben. Der Bühnenkuß ist nach Belieben. Nur ist es nöthig, daß d«r Kuß Auch «in«m Kusse gleichen muß. Maria Reisenhvftr: Auf der Bühne lüss«n? Nie! Wer wird das erlauben! Doch es gibt Kollegen, die Uns die Küsse rauben. Muß dann nicht mit Willenskraft Ich die Illusionen Ach, di« Rücksicht auf's Park«t Charlotte Wolter: Der Kuß ist eine Gefllhlsangilegenheit, die sich nicht Klara Ziegler: Der Kuß auf de» Mund ist auf der Bühne aus ästheti schen und besonders aus hygienischen Kuß gegeben worden, halte ich es für unmoralisch, die Schauspieler zu einer Handlung zwingen zu Wol das ästhetisch« Gefüh>. des Weibes "und des Mannes zu oerletzen geeignet ist. Den ganzen Tag lang hat er gesucht, Zwölf Pfeifen geraucht und mächtig geflucht Bis Abends um sieben er endlich fand Einen Reim, den Keiner noch ange- Dann Hai er so zwisch«n si«b«n und acht Um den Reim herum ein Gedicht ge macht.
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