Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 08, 1895, Page 3, Image 3

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    Genie der Tkat.
(10. Fortsetzung.)
„H'-st Du noch etwa- mit dem In
spektor zu besprechen?" fragte sie
plötzlich ~i»' muß inir jetzt einmal
meine Küche gründli-b ansehen und für
morgen alles anordnen!"
Er gab die.Hand frei und trat z/rück.
„Niemand vermag einen andern in
so liebenswürdiger Weise a» seine
Pflichten zu erinnern als Du, guter
Genius!" sagte er artig. „Indem Du
Dich selbst thätig zeigst, erziehst Du
uns nach der angenebmsten Methode:
Man bewundert Dich und bemüht sich,
Dir nachzueifern! Im übrigen will ich
nun einmal sehen, ob ich mit meiner
jungen Landwirthschaftsweisheit gegen
unfern braven Inspektor einigermaßen
aufkomme, mir wenigstens keine Blö
ßen gebe. Ich habe es Dir noch nicht
gesagt, Asta, daß ich während der letz
ten Zeit unsrer Verlobung den ganzen
Tag über Kirchbach, Setiegast, Kraft,
Wagner, Koppe und Block gebrütet.
Wenn ich nun erst Hopfen und Gerste,
Lupinen und Klee mit eigenen Augen
führte.
Er stand und blickte ihr nach, stille,
aber nicht unfroh.
begab sich in sein Zimmer.
Herr Luther, der Inspektor, den ihr
Vertrauensmann ihnen ausgesucht,
blickten aus seinem Gesicht, das sonst
«twas ausgesprochen Mittelalterliches
hatte, wie aus einem eingedunkelten
Prügel in Aussicht zu stellen scheint.
Hunderten Mordlust genannt hätte.
„Nein, Luther! Nehmen Sie die
Büchse mit?"
„Büchsflinte, Herr Baron, mit Vo
geldunst. Ich thue den Holzdieben nichts
male ihnen höchstens ein paar Po
ckennarben in's Sitzfleisch, wenn sie
ausrücken das genirt einen Bauern
burschen nicht weiter bloß: er
kommt nicht wieder zu uns und be
zieht sein Holz anderswo!"
Da Marenholz nicht antwortete,
wartete Herr Luther noch einen Au
genblick, dann wünschte er „eine gehor
same gute Nacht!" und ging.
„Fixer, kleiner Kerl!" dachte Joseph,
„man hat gleich Vertrauen zu ihm!"
Dann setzte er sich mit einem Seuf
zer herum und begann ein Brieflein
an Asta.
was sie sollte.
„Ich muß selbst zu ihr gehen! So
etwas läßt sich nicht schreiben!"
Wie er hinüberkam in das Speise
„Bist Du es, liebe Asta?" fragte er.
„Ja. Joe!"
Sie löste sich aus der tiefen Fenster
nische, in der sie stumm gestanden und
hatte,
ihr Halt.
er nun sprach: „Meine liebe Asta, ich
was Du thust und wie Du es thust!
fig Dein zweiter Inspektor, nichts an
dres, als Dein zweiter Jnspeltor ist,
will mit ihm gehen —"
„Gehe, mein Joe," erwiderte sie, und
nur am leisen Vibriren ihres tiefen
Organs merkte er, daß sie erregt war.
»Gehe und wisse," sie sprach mit einem
mal ganz leise, „daß ich Dir ebenso
dankbar bin, wie ich gut und freundlich
gegen Dich fühle!"
Sie standen einen Augenblick stumm
in der Dunkelheit.
„Dein Antlitz heute Abend," begann
dann der jung« Gatte auf's neue, „nach
dem Thee, als Du es mir botest, war
sehr gut und sehr lieb und hatte doch
nichts Bräutliches, meine liebe Asta?
und ich durfte es auch nicht anders
erwarten. Doch bin ich voll Höffens
uwd voll stiller Zuversicht auf eine
freundliche Zukunft und will es schon
merken, wenn Dein gütiges Angesicht
mir vielleicht einmal bräutlich schim
mern wird —"
„Es wird kommen," flüsterte sie, „es
wird kommen! ich bin Dir ewig dank
bar, Lieber, daß Du mir Zeit läßt!"
Sie streckte ihm beide Hände hin,
die er trotz der Finsterniß sofort ge
wahrte. Er ergiff sie und zog seine
junge Frau sanft zu sich heran, was sie
willig geschehen ließ. Als er das Beben
ihres Körpers fühlte, küßte er sie leise
Es war für ihn nicht mehr eigentlich
dunkel feine Auge» hatten sich auf
der nächtlichen Streife an die Finster
niß gewöhnt und er fand sich in den
fremden Wegen des großen, parkarti
gen Gartens gut zurecht.
Er faß eine Zeitlang auf der Holz
bau! unt»r einer mächtigen, alten
breite Wiese blickt, horchte guf dasßa
scheln der Nachtinsekten im Laub, folgte
«inem Glühwürmchen, das bald sicht
bar, bald verschwunden seinen be
schwerlichen Marsch durch den Urwald
des dichten Wiesengrases machte, sah
auf das langsame Steigen und Wallen
des Nebelschleiers gegen das anstoßen
de, tiefschwarze Wäldchen hin, hörte
leise die Linde über sich im unmerkli
dringt und uns, wenn sie uns wieder
verläßt, ein Weihegefühl, Kraft und
ein Glück zurückläßt, das jedes andre
k l's scht
schend mit sich davonzutragen in die
Ferne, in die Nacht, daß er tief auf
athmete, als sei, was ihn drückte, von
Der alte Joseph Marenholz starb
schluchzte.
Asta schluchzte.
nen in ikrer Hochzeitsnacht sitzen sah
und schluchzen. Welcher Abstand ge>
gen die Hoffensfreudc, die Friedens
um die Zeit, da der erste graue Schein,
kalt und fahl, der Morgenröthe fernes
Nahen ankündigt.
gehört? Sie öffnete und stieß den
Laden auf fuhr zurück erkannte
ihn sofort und rief ihm leise zu: „Jo
seph Du? Komm her, mein Joe!"
Da stand er auch schon am Fenster,
sein Gesicht fiel.
Asta erschrak, als sie die! Gesicht sah.
„Joe, wie siehst Du aus welche
feierlichen Augen!" sagte sie leise, denn
in seinen Augen stand der tiefe, war
me Abglanz allen Ernstes und aller
Reine, tvelche die Nacht unter der
Linde in ihm wiederhergestellt, stand
die tiefe, warme Liebe, die er für sein
Weib empfunden, als er sie da drinnen.
in dem Holzstuhl schluchzen gesehen.
Sie sprach nichts sie neigte sich
wieder zu ihm sah ihn mit Augen
voll Rührung und Glückshofsen an,
nahm feinen Kopf in beide Hände, zog
Pen mit einem langen und inmgenKuß.
Dann ließ sie ihn wieder fahren:
„Gute Nacht jetzt, mein Joe!" Etwas
wie Jubel war in ihrer Stimme. „Gehe
nun endlich schlafen und wisse, daß ich
froh und voll inniger Zuversicht bin!"
Wenige Minuten später schritt er
zum Dorfe hinaus auf die Straße, die
nach Osten führt. Es wurde hell. Ro
entgegensah und in feinem Innern den
gleichen rosenrothen Morgen mit sich
trug.
lind daß er sich nicht lieber verständi
gerweise zu Bett legte allein er
konnte nicht anders er hätte auf sei
den.
Und wie schön die junge, thaufrische
Welt war, das hatte er vor diesem
sich fühlen könnet das hatte er unter
dem Drucke der letzten Monate gar
nicht zu glauben und zu hoffen ge
lleine Gabe fallen mußte.
„Mles wie ein verliebter Knabe von
siebzehn Jahren!" dachte er, als er
auf den Zehen von Astas Thür fort
ging, hinter der er in der tiefen Mvr
hatte. Aber er freute sich darüber und
warf sich still-froh-müde auf sein Bett,
nachdem er die Hände getrocknet und
XVI.
dem alten Herrn mit einer ernsten Wer
bung auf entschlossenen Widerstand zu
stoßen.
Damit aber sür alle Fälle das Mäd
chen sich für ihn und gegen seinen Va
ter entscheid«, fühlte er, daß es noth
wendig war, einen Schnitt durch ihre
Kindesgefühle zu thun, sie innerlich von
den Ihren loszulösen.
meinte er. „In ganz lurzer Zeit wird
unser Papa in einer Geinüthslage sein,
in der er kapitulirt!"
„Doch! Aber freilich nur flüchtig,
'oas Blatt meist für sich behalten!"
«Dann weißt Dil auch nicht, welche
Infamie nichtswürdige Menschen gegen
unsern guten Papa in's Werk gesetzt
„Nein, Leonhard! Welche?"
„Ja, da man Dir offenbar die
Kenntniß dieser Abscheulichkeiten in
sorglicher Absicht vorenthalten ha?,
möchte ich auch nicht derjenige sein, der
Dich auZ Deiner Harmlosigkeit reißt/
Anme ging stumm weiter und moch
als wenn man ihm den Vorwurf einer
unehrenhaften Handlung machte!"
„Siehst Du, wie Dich die dumme
Sache erregt! Ach, ich wollt?, ich th'ö
slimmt"
„Nein, nein, nicht drängtest," rief er
und zog ihre behandschuhte Linke zärt
lich an seine Lippen. „Zürne mir nicht,
ich bin nervös und ungeschickt eben
unsres Papas Handel mit seinen Wi
dersachern geht mir peinlich nahe!"
„Was ist es also?" fragte sie ener
gisch. „Siehst Du, ich habe ein Recht,
es zu wissen, da es mit unsremSchick
„Also siehst Du—es heißt in der
„Aber," fuhr er fort, „die Klugheit
'' lbe K' d dd' L I
Seite.
„Ach, Herzenskind," trösteteßreying,
„nimm doch die Sache nicht tragisch.
keitsära. Ein Gewaltstr«ich war's
kein Diebstahl. Und er hat der Stadt
den Stein obenein nachträglich noch
Hätte er apvellirt. wäre ihm "das Be
sitzrecht vielleicht zugesprochen worden
aber er that es nicht, er hat nie
gern mit den Gerichten zu thun gehabt
so war der Stein nach dem ersten
Erkenntniß thatsächlich das Eigen
der Stadt, und er durste ihn
nicht nehmen!"
.Und da» beutet man jetzt gegen
ihn aus?"
„Ja. mein Kind, Regungen derarti
ger Selbsthilfe versteht unsre Zeit eben
sein!"
Braut.
Die Zeit, die sie von Haus fortblei
ben konnte, war um sie schieden. Es
Tl^rs.
Aber es war eiwas andres. Es war
ihr Gewissen, das sie getreten, und das
ihr Iveh that.
mit einemmal Breyings Schritt hinter
sich, den leichten, festen, siegesgewissen.
Wie von einem Alp erlöst, wendete sie
sich um. Er war's --- er hatte heute,
was ihm noch nie begegnet war, ver
gessen, die Zeit des Wiedersehens zu
verabreden, war ihr deshalb nachge
gangen. Ach, welch strablendes, tief
glückliches Lächeln in des Mädchens Ge
sicht aufging, da sie ihn erblickte, wie
feurig sie ihm die Hand entgegenstreckte.
„Leonhard," sagte sie in leisen, be
benden Lauten voll stürmischer Innig
keit, „wie froh bin ich, daß Du noch
einmal da bist ich war so unglück
lich ach, wäre» wir doch hier allein,
daß ich mich an Deine Brust werfen
könnte. Du Lieber, Du Starker, Du
Treuer. Ach. Leonhard, versprich mir
noch einmal, daß Du mich nicht verlas
sen willst meines Vaters wegen!"
Und ein seliges Lächeln ging auch in
seinem Antlitz auf. Das hatte er ja
gar nicht berechnet, gar nicht erwartet,
- . d'
Neugier der Zuhörerschaft bitter ge
täuscht. Der Vertheidiger trat den Be
weis der Wahrheit an. Es wurde durch
gen, „Butterhändler" Herr Guthmann
und „Butterhändler" Herr Lapinsky,
festgestellt, daß Herr Graas den frag
lichen Stein eines Abends zwischen zehn
und «in Viertel elf Uhr aus der Bude,
di« während der Kanalisationsarbeiten
,n der Straße vor dem Hause zur Auf
bewahrung von allerlei Geriithschasten
errichtet war, herausgeholt! in eigener
Person in sein Haus getragen habe,
Standort auf dem Hof des Privattlä
gers gefunden. Das hatten jene beiden,
da das nächtliche Treiben ihres Haus
wirthes ihnen auffiel, von dem Keller
fenster der damals noch Gukhmann'-
schen Butterhandlung aus beobachtet.
Herr Lapinsky „>var gerade bei seinem
Freunde zu Besuch" anwesend und
verließ das Haus e?st. nachdem er dem
in Rede stehenden Vorgänge mit ange
wohnt.
„Was sagen Sie dazu?" fragte der
Vorsitzende Assessor Heern Graaf, nach
dem er die Zeugen hrtte wegtreten
lassen.
Jetzt kam der alte Herr zu Wort.
Er sah feierlich aus, ein Mann aus
„Alt-Berlin", mit langem schwarzen
Rock angethan, ein dickes "schwarzseide
nes Halstuch unter dem spitz hochste
henden, sogenannten Vatermörderkra
gen, die Hände in schwarzen Zwirn
handl>buhen, den altmodischem Zylinder
in der Rechten. „
Mit einem festen Blick, so finster wie
furchtlos faßte er den Vorsitzenden in's
Auge und erklärte: „2er Stein war
mein. Mein Vater hatte ihn von seinem
Gelde errichten lassen. Freilich hatte
die Stadt einen Rechtsstreit gegen mich
zuerkannt wurde. Doch hat das für
mich nichts zu besagen. Als ich mein
mir aberkanntes Eigenthum wieler an
zu lassen. Am 13. Oktober jenes Jah
res habe ich dafür M Mark an die
Stadthaupttasse mittelsPostanweisung
werfen des Kopfes.
„Entspricht denn das Ihren Le
bensgewohnhciten, daß Sie selbst hin
„Ebenso wie ich selbst mit Axt und
träfe!"
„Man sieht, Sie waren Ihres Rech
„Nein!"
.Nein!"
führen?"
.Nein!"
Graaf trat zurück.
Der Richter beschloh, die Sacke zu
veetagen, um sich Einsicht in die Akten
„Von Tag: ist Ihre- Post»
Bleistiftnotiz m die Akten.
„Ha wen S« auf den» Abschnitt der
merkt?"
„Meinen Namen aicht «irr die
Worte: „Obige: Beinah für die Be
sitzansprüche, welche die Stadt an d«
Prellstein Heiligegeiststuiße Nr. 7»- zu
Unrecht erKoben hat!" Ich da
mit blieb über die Persönlichkeit des
Absenders lein Zweifel!" >
(Fortsetzuig folgt.)
Die Mädchen, welche sich schnü
ren. thun dies einzig und allein „der
Form wegen".
Bedingtes Lob. Mädchen:
Mit Ihnen tonnte ich die ganze Nacht
tanzen, wenn " Junger Mann
Wenn was, wein
Engel?" Mädchen: , Wenn Sie so
z' i tanzen könnten wie der Fritz Wir
belschlag."
Zur die Küche.
Marin irier Karpfen.
Ei»? Zwiebel wird sehr fein geschnit
ten und (10-nn man den Geschmack von
ckene kalte Karvferrsiücke geglbei und so
eine Stunde stehen gelassen. Kurz
vor dem Serviren gießt man Oel und
noch etwas Essig darüber.
Aal in Sülze. Man kocht vier
Kalbsfüße drei Stunden, schöpft alles
Feto von der Brühe ab >uld gießt diesx
sehr vorsichtig durch em Tuch. Von
zwei abgezogenen Aalen schneidet man
die Flossen ab, macht Sttiae, legt sie
in eine Kasserolle mit eilZgen Chalot-
Weinessig und die Brühe Äer Kalbs-
Üiemouladcnsaull'dazu.
Kraft bräche für Kranke.
Ein Viertelpfunv saftiges Ochsenfleisch
Theil Wasser und einer Messerspitze
Pfanne Wasser, stellt sie auf das Fsuec
Wasser m, d« Pfanne siedet, hebt das
Glas heraus und schüttet die Kraft
brühe in eine, bersitgehaltene wsrme
Tasse.
Gefüllte- Kartoffeln.
fette Schweinsdratenrefte mit einer-
Chalotte und etwas N-t-i-üsie f«n,
verrührt sie mit saurer Sahne, einigen
Füllsel und füllt dieses in die Kartof-
Thee »Tiscuits. Man gibt
Pfund Mehl, eine halb: Unze fernes
Biscurts wird mit frischer Milrb b«<-
Beir7 Äus Mehl, eiir Viertel Psunl»
Butte?, sechs Eiern;, drei Löffeln Heft
Vierecke davon, ltPt sie auf einer mit
Msöl bestreuten- Serviette gut- gehe«.
Wt einePsanne'nrit siedendem Schmalz
kommt. Dir die FastnachtslüchKin sehr
aufgeben itr heißem Schnalz, so darf
man nicht sie viel auf Mma,!, einlegen.
« > t e r S st » 112 o ».
Auf lck Frage, w«s jeder Mensch in
verschiedenem Alter am meisten lieb»,
ertheilt ein Philof.Hch die folgende T- .i,
wort:
Mt einem Jahr: Seine Amme.
Mit fünf Jahren: Sein Mütterchen.
Mit zehn Jahren: Die schulfreie,»
Tage.
Mit sechzehn Jahren: Die Freiheit.
Mit zwanzig Jahren: Sein Schätz
chen.
Mit dreißig Jahren: Seine Frau.
Mit vierzig Jahren: Kinder.
Mit ftchzig Jahren: Se'.ne Ruh«
In jedem Alter: Sich selbst!
Unglaublich. Unterofficieri
„Nan kann der Mensch den Griff noch
nicht, und dabei haben wir ihn zesten»
ein halbes Jahr lang geübt!" , 3