Genle der Tlmt. (4. Fortsetzung.) VI. !' Als Marenholz mit Astadas mar- Niorgesthmückte Vestibül des Hauses in oer Königin-Augustastraße betrat, wo h'ln Franz sie geleitet hatte, der nun freilich ans Astas Wunsch draußen 'bleiben mußte, war weder der Portier 'da, noch seine Frau ein kleinesMäd „Wo ist die Dame, die Deine Eltern haben?" fragte Asta. „Joseph, reichen Sie mir den Schlü ssel herunter!" wandte sich Asta zu Ma renholz, der in unbeschreiblicher Ge müthsverfassung dabei stand. Er sah sie nicht an sie sprach eben so, ohne ihm in's Gesicht zu sehen. Schlüssel"^"^ > „Do, Kind!" Asta gab der Kleinen bend. Mnkel!"'" w"-" Stoss stump e Eis-Moll der so edle Schmerz, das Seele, die an Giulia Guicciradi denkt. „Armes Weib! Und ich kenne Dein Leid ich weiß, woran Du starbst!" l „Du liebtest!" ging des Mädchens Äebe?^"^"" „Nein!" sagte sie plötzlch in lautem Flüstertöne. „Joseph, mein Joseph!" Sie wendete sich hastig zu dem harren- Asta, errege Dich nicht so!" der Todten, fast greifte Joseph ihr ihm gezeigt, durch ihn, lind das Anden ken des Schwnrs, den er gestern Abend sich selbst geleistet hatte. iixirs sie sich ihm bereits aufschluchzend in seine Arm«. „AchJoe, ach Joe," raunte sie, „welch fürchterlicher Verdacht hat mich diese letzte Stunde geplagt ich. ich siirch Sie unterbrach sich und richtete sich jäh aus— sie hatte das plötzliche Be ben gefühlt, daS durch seinen Körper gegangen war. Sie sah ihm starr in die Augen, bog ikiren Oberkörper weiter und weiter von ihm ab sein Blick bemühte sich, fest zu bleiben sie aber erkannte dies Bemühen an der Starrheit seiner Lider. Da riß sie sich plötzlich los und schlug die Hände vor's Gesicht. Eine Pause entstand, In der man nur ihr hastiges unterdrücktes Athmen horte, das Zwitschern der kleinen Vögel im Laub draußen und die sanften lei sen Triolen des edlen Schmerzensliedes „Ich will Klarheit haben," sagte da Asta hart und nahm die Hände wieder von ihrem Antlitz, erschrat aber vor dem rücksichtslosen Ton ihrer Stimme und fuhr leiser fort: „Joseph wir habe» uns verlobt, wie sie alle sich verloben. Jedes von uns beiden wollte sich verhei rathen wir wählten einander. Und ich meine, wir beide haben den üblichen Glücksrausch darüber gehabt, daß unsre Wahl zusammenfiel. Meint doch jedes Gleichen und Lieschen, das gaine hei ligt Mysterium der Liebe zu empsnden, wenn es sich oerlobt, und gibt sich wohl selbst einen Stoß, wenn es trotzdem merkt, daß es innerlich eigentlich kühl bleibt. Diese allgemeine Heuchelei will ich nicht mitmachen, ich lüge Dir nicht, ich habe Dich gewählt, weil Du dasAussehen einer schönen, stolzen und vornehmen Natur hattest. Dann aber" - sie schlug die Augen in leichter Ber ihn gleich wieder mit einen tiefen, bren nenden Blick an, „habe ich Dich wirtlich lieben gelernt, habe gelernt, eifersüchtig auf Dich zu sein, Dein Kommen mit Sehnsucht und Herzklopfen zu erwar ten, Dir zu grollen, sprachst Du mit einem andern, nicht mit mir, wenn Du bei uns warst; Joseph, jetzt liebe ich Dich seit gestern, seit heute höre, sage und daß ich nicht das Lieschen und das Gleichen bin! Wenn Du mich jetzt täuschtest. wennDu jetzt, da ich all mein Glück nur auf Dich gesetzt habe, mich verriethest oder verließest Joseph, ich weiß nicht, ob ich nicht" mit einer heftigen Geste wies sie auf die Todte, und ihre großen, feuchten Augen hin gen in slehentlicherAngst an den seinen. Er sah, wie ihre Brust von verhalte nem Schluchzen zuckte. Nasch trat er auf sie zu rasch, aber aus den Zehenspitzen und wollte sie diesem Augenblick, und eine stolze, in nige Rührung schimmerte in seinen Augen. Todten. „Eben nun, wie ich Dir gestand, wel ches Phantom mich seit Nachmittag quält und Dir dabei in die Augen sah, zugut, ich—" Ein Schluchzen trat in ihre Kehle und hinderte sie am Weitersprechen. Dann mit einemmal ward sie ganz kalt und still. „Nein, Klarheit vor al deckte leise das Taschentuch vom Ange sicht der Todten „Joseph, meinVer tobter, mein Liebster, sieh diese Frau „Liebte sie Dich?" seln. ner Verlobten in die Augen. „Hast Du sie geliebt?" fragte sie wei ter, leise und zögernd. ängstlich und bittend von ihren Lippen. „Ich bin ein so thörichtes Mädchen. Geliebter, aber mich quält nun einmal deutlich, Du nein, nein, das kann ja nicht sein. Aber doch, willst Du al len Sput mit einem Schlage aus mei geben, daß kein Schatten zwischen uns steht, daß ich keine Furcht vor der Zu kunft zu haben brauche, daß ich bei Dir das Glück, die Liebe, die Treue finden werde dann versiche" mir auf Deine Ehre, daß zwischen Dir m:>> der Aermsten hier nichts bestanden Du erschrickst, Joseph?" und heftig. „Kannst Du mir das versichern?" „Ich versickere Dir's," „Auf Deine Ehre?" six m seinen Armen mit sie drückte ihr Antlitz vor Freude wei nend gegen seine Vrust, sie preßte sich so fest und innig an ihn, daß er nahezu am Athmen gehindert war. Und daneben lag stumm und re gungslos die Todte. Zlm Spätnachmittag desselben Ta ges erhielt Astadas Abendblatt der vkn dem sensationellen Selbstmorde der Frau von W,... veröffentlicht worden Asta «s auseinanderfaltete, von dem, aus dem Fritzi vorgelesen hatte, durch «inen kleinen Zusatz. Neben den Worten: „In ihrem Zim mer soll sich von Papieren nichts vorge funden haben, als ein umfangreiches Briefkouvert mit der Adresse eines Hie sigen jungen hatte jemand schnitten und hier aufgeklebt, daneben in gleicher Weise die Buchstaben .I. v. M." Asta sah befreisdet auf diese ano nyme Denunziation. er sich nie durch seine Handschrift ver rathen, wenn sich jemand die Mühe gä be, ihm nachzuforschen!" Sendung sie doch; dann sie war in «iner ganz besonders glücklichen Stim mung tneseni Spätnachmittag Vorsetzer, trat auch einmal mit dem Fuß in die verfallende Asche. habe sein Ehrenwort!" sagte sie sich. „Das ist etwa», wogegen alle kommen, mögen sie nun schreiben uttd schicken, was sie wollen." und sich bald entfernt. In unbeschreiblicher Stimmung schlenderte er durch den Thiergarten nach der Stadt. „Es War nicht zu vermeiden war nicht zu vermeiden!" sagte er sich wie der und wieder, glaubte sich aber selbst nicht. Er begegnete seinem alten Oberst lieutenant von Ostley, einem Freunde seines Vaters. Seltsam es war ihm geradezu unangenehm, mit dem biede ren Grauba'.t zu gehen, Kameraden zu grüßen, Honneurs anzunehmen w'e er nach Hause kam, hatte er nichts Ei ligeres zu thun, als die Uniform aus zuziehen. Dann stand er lange stumm am Fenster, sah auf die wenigen Passanten der stillen Straße hinunter, bis die La ternen angezündet wurden. Als er sich wieder in's Zimmer wen dete, hatte er ein eigenthümlich steiner nes Gesicht. „Ich habe ihrem Glück meine Ehre zum Opfer gebracht!" sagte er tonlos vor sich hin. „Ich wollte lieber, ich hät te mit ihr gebrochen hätte alles ge standen, auf jede Gefahr hin! Nun, es ist gethan! Was nun kommen wird, wer weiß?" Dann setzte er sich hin und kam um seinen Abschied ein. VII. Graf Breying war des Gewinns sei ner Wette noch nicht völlig sicher. Vier zehn Tage waren bereits verflossen noch standen ihm die Thüren seines Schwiegervaters, vielmehr des ah nungslosen Mannes und Hausbesitzers, den er dazu ausertoren, keineswegs offen. Er war ohne eine Einladung ab zuwarten, wieder dagewesen, an der Thür empfangen und von der bie deren Therese mit einem so geläufigen „der Herr ist nicht zu sprechen ist ge rade stark beschäftigt" abgewiesen wor den, daß ihm Ilar ward, das Mädchen sei so angewiesen. Klugerweise hatte er da seinen Rück zug vor der Vorserthür angetreten und war durch den Schornstein eingestiegen. Nicht er persönlich da möchte Herr Graaf noch erstauntere Augen gemacht haben, als bei dem „Antrittsbesuch" er hatte einen geflügelten Genius ge sendet, den kleinen, aus der Moze ge gelälik'" ist. Dieser l)atte es auch wohl gefügt, daß er bei dem Kommerziellrath Annie geiststraße, das so brav und stteng^ er zogene Mädchen, hatte nun ihren klei nen Roman. Mit lieblich «rrötlimden Wangen war sie an dem Schalter gewesen, rechts im Hauptpostgebinke, 'Königsstraße, wo die postlagernden Sachen ausgelie fert werden nicht ohne an der Schwelle dieses verfänglichen Dienst raumes, ihre Musikmappe in der Hand, schüchtern gebangt und gezögert zu ha ben und hatte schließlich von dem dienstthuenden Beamten den unter „A. B. C. 225" eingelaufenen Br!< zu geschoben betommeu. Ihr Herz klopfte gegen den bra ven Briefmarlenschwindler an ihrer Seite, der ein Inserat mit eingefor derten Zeugnißabschriften und „beige fügter Rückmarke" gemacht, begte sie ein entschiedenes Mißtrauen, ob er nicht etwas wie ein Spion wäre scheu und Brief ihres Grafen, als ihr Bruder Jo und, so unbefangen er von Natur war. an ihrem betretenen Wesen, der Eile, womit sie das Schreiben zu verstecken trachtete, alsbald n.erkte, daß da Ver dächtiges vorging. Mit brüderlicher Unzartheit nahm ihr dieser „Kandidat der Architektur" ihren Brief fort und Asmodi hatte seine Sache schlecht gemacht. „Mein theures, gnädiges Fräulein!" las der jungt B«rletzer des Briefge heimnisses. „Gnädiges Fräulein ist gut!" bemerkt« er. .Das sollst Du wohl sein Annie?" Allein sein Ton wurde bald ernster, als er fortfuhr: „Da ich im Halbst Ih rer liebenswürdigen Verwandten nicht Gelegenheit fand, es auszusprechen, was in mir seit jenem Tage, da ich Sie zuerst sah, nachgebt, da ich diese niederschreiben, für Sie niederschrei ben, damit Sie darum wissen wollen und über den Gang meines Lebens ent scheiden. „So rein und schön in Ihrer Ju gendbliithe schritten Sie an jenem glückseligen Tage an meiner Seite wir beide mächtig durchpulst, gleich er regt vom Rauschen und Brausen des Genius der Poesie meiner Poesie die andern konnten uns nicht folgen, Leidenschaft, reine Leidenschaft für das Schöne und Wahre beflügelte un sere Füße. Da kam es üb«r m«ine Lip pen. ich weiß nicht, wie ich d«n Muth dazu gewann, und wußte erst darum, als ich's gesprochen: Annie, wollen wir immer so voran schreiten, weit allen andern vorauf, in Sturm und Begeisterung, ein ganzes seliges, stolzes Leben hindurch, den höchsten Zielen entgegen, geflügelt, stark, unaufhaltsam? Ich' fühlte Ihren weichen Ann in dem meinen be ben ich sah Ihre schönen Augen feu rig aufleuchten zu mir ich ver- Mann der Feder und ein wenig Poet so mußte ich Ihnen dies schon mit jener meiner Zunge, der Feder, sagen: ?!>ii',v Annie ich liebe Sie!" „Was ist denn das!" rief Johannes Graaf über alle Maßen erstaunt, als er diesen Bries gelesen, erst laut in der Absicht, ihn in's Komische zu ziehen, dann leiser, ernster, zuletzt ganz für sich - und reichte unwillkürlich Annie den kleinen Bogen sie begann zu le sen schien des Bruders Gegenwart zu vergessen Ivendete sich, als sie zu Ende gelesen, stille wieder zu ihm um und sagte leise, aber mit heißen Wan gen vor sich hin: „Was dies ist., Jo hannes? Das ist die Liebe!" „Aber Annie!" sagte er mit offenem Munde. „Kind, wss fällt Dir ein? Welcher Unsinn!" seines Vaters tüchtige Art geerbt, liebte es aber nicht, sich auszusprechen, und war auch etwas zu schwerfällig dazu. „Wo wohnt dieser Graf Breying?" fragte er nach einer Pause. „Das weiß ich nicht!" betanute Annie. Er sah sie scharf an „dieses Schäfchen sie weiß es wirklich nicht, „Es ist gut!" erklärte er und ging. „Ich habe den Kops voller Examen arbeiten," fügte er barsch hinzu, als sie später mit Blcigummi wieder weg- Am nächsten Morgen erhielt Graf Breymg ein kurzes, sehr höfliches, aber Breying empfing dies Schreiben auf seiner Redaltion, wo «zur Zeit gerade Feme auf vierzehn Tage zusammenge schrumpften Lehrjahre abmachte. „Welch ein positiver junger Herr!" dachte er und ersuchte Herrn Graaf ju nior in einem sehr höflichen Antwort schreiben, in nicht unter die Klasse der dunklen Ehrenmänner zu zählen, die daß er niemals erlauben dürfte, sie in Zweifel zu ziehen. Nur der Eigen art ihres Papas sei es zuzuschreiben, daß er genöthigt gewesen sei, demGliicke ren Umstände, die hier vorlägen, recht fertigen oder wenigstens in den Augen großer und freier Denkender entschul digen könnten. Er verpfände ihm sein Ehrenwort, daß u. s. w. Zuletzt bat er den junqen Herrn Graaf dringend, ihm dringend und endgiltig ersuchen, jeden Briefwechsel mit seiner Schwester ein zustellen. Der junge Architekt glaabte damit die Sache erledigt. Doch kam es anders. Friedlich und ahnungslos saß er am Abend nach dem letzten Briese im Pfungstädterbräu, einen Krug Bock- Ale vor sich, das er je und je sür die Krone aller Biere erklärte. Er hatte einen Tag redlicher Arbeit 'am Nreit hinter sich und pflog nun im Behagen des besten Gewissens der Ruhe. Der Kellner hatte ihm eine Zeitung gebracht, allein Herr Johannes ließ diese achtlos neben sich liegzn. Er liebte es nicht, viel« Zeitungen zu lesen daheim die „Vossische", die der Pap» hielt, sonst keine und seine Augen waren infolgedessen besser, seine Ileber- stätiger, als die der meisten, seiner Altersgenossen. Nach und nach füllte sich d«r Saal. Da setzte sich ein junger, sehr elegan ter Herr an seinen Tisch, ein Mann vr« vielleicht sechs- bis siebenundzwanzig Jahren, wcchlfrisirt, einen blonden, schön aufgewirbelten Schnurrbart auf der Oberlippe, mit tadelloser leichter Verbeugung, dir Züge weich, voll, ro sig, der Mund rund, etwas sinnlich, Johannes Graaf konnte nicht sagen, daß die Art des Fremden ihm mißfiel ja, wie es in seiner ruhigen Natur lag, beobachtete er ihn. Dieser mochte wohl Johannes Blick auf sich fühlen zwei-, dreimal sah er rasch aus, und ihre Augen begegne ten sich, bis der junge Architekt die Em pfiitdlmg hatte, er müsse nun entweder aufstehen, oder aber ein leichtes Ge spräch beginnen denn er fühlte sich «in wenig im Unrecht. Dem andren schien es ebenso zu ge hen er kam ihm zuvor. Eine höflich« Frage eine ebensol che Antwort; und mit einemmal saßen Johannes Graaf und Leonhard Brey ing plaudernd beim Kruge Bier ein ander gegenüber, zunächst ohne sich zu kennen, wie es schien. Das Gespräch gerieth trotz aller Vorsicht auf das politische Gebiet. Wo jemand in Deutschland den Deckel des zweiten Schoppens unvorsichtig einmal offen stehen läßt, entsteigt sicher dem braunen Naß unmerklich das Ge spenst politischer Diskussion. Breying schlug mit Kraft und gutem Bedacht den schönen, vollen Akkord „deutsch-national" an, und es zeigte sich, daß sein Tischgenosse dabei bald warm wurde. Und das Gespräch steigerte sich und steigerte sich vielmehr that Breying sein Bestes, es in die Höhe zu führen? er war sich bald bewußt geworden, daß er diesen jungen tüchtigen Menschen sich nur zum Bundesgenossen um den Preis aller großen Worte kaufen könne, die er je von Besseren über jenes The ma sich angeeignet hatte. „Unsre ganze deutsche Welt hat mit einemmal durch dies starke vaterländi sche Empfinden einen neuen Lebensin halt, eine neu« Liebe, eint neue Reli gion erhalten. Die verdorrenden Adern haben sich mit jungem, schäumendem Blut gefüllt. Ich habe es an Tausen der nichts kannten, als Pferde, Hunde, Weiber, die keiner Begeisterung mehr fähig schienen— die sind plötzlich andre Menschen geworden, setzen ihr Leben, ihre Arbeit, alles freudig ein für die neue Geliebte: Baterland. Wie matt schlugen die Pulse unsre? Volkes vor dem großen Gewitter und wie voll und warm jetzt! Die Stimmen, die uns eine altgewordene Nation nannten und meinten, unsre Rasse sei am Aus blühen die sind verstummt; denn je der mußte fühlen, daß wir noch ein manneskräftiges Volk sind, das seine großen Tage erst erleben wird. Es ist auch keinWiederaufsla«kern,wi« es selbst das kaiserliche Rom noch einigemal ge habt, denn zu mächtig und mühelos, zu gesund und besonnen sind alle diese Regungen unsrer Volksseele, die wir miterleben, die in uns als das beste, was erfüllt, mitvibriren!" glückliche Redewendung?" Breying sah ihn einen Augenblick »ersländnißlos an. Dann fiel ihm ein „Ge wiß," erwiderte er, „es sollte keine Phrase sein! Sehen Sie, alles, was erstens den Menschen in eine enge Ge müthsbeziehung zu etwas Uebersinnli-' ch«m setzt, ihn zweitens zu Thaten sre^ diger Selbstaufopferung bringt, kqnn man eine Religion nennen. In diesem die Idee „Deutschland über Alles" füllt sie, die sonst vielleicht keine bessere Re gung haben und hätten, ganz aus, läu tert und erhebt sie in Begeiste rung, führt sie zu fruchtbringender Ar beit, ja zum Tode für die Ehre unserer Flagge, die sie gerne über alle Inseln der Ferne als Kulturträgerin erhöhen möchten." Herr Johanne? saß stumm nnd blickte aus klaren Augen forschend auf de» andern. „Eine merkwürdige Begegnung," dachte er. „Wir sitzen hier seit einer knappen Stunde, und der Fremde spricht zu mir von Dingen, die ihn —- wie mich tief und ernsthaft bewegen, wie zu einem Freunde!" Er selbst hätte das nicht gethan. Wurde er auch leicht innerlich war..., zumal wenn die Saite Deutschland er klang. so verschloß er das doch stille in sich so war es Sitte zu Haus. Gerade deswegen aber hatte er jedes mal,, wenn ein andrer zu ih n auZ begei stertem Herzen sprach, die Empfindung, als trete ihm da eine edlere und freiere Was ihm Breying sagte, war gut vorgetragen die Erziehung ans edle Darstellung seiner selbst ist ein Theil vornehmer Erziehung, deren der Graf nicht ermingelte und die ihm, sobald er wollte, zu Gebote stand. So sah An nies Bruder eine warme, edle Natur vor sich, die ihm einen bedeutenden Ein druck machte, da alles, was sie vor brachte, aus den besten fremden Gärten gepflückte Blumen waren. Bescheiden ordnete er sich dem Fremden innerlich unter. Eine leise Stimme der Kritik war in ihm allein diese brachte er mit gutem Worte zur Ruhe: „Er ist eben nicht so wie Du man muß auch fremde Art gelten lassen können!" Als sie aufbrechen wollten, versicherte Breyings, ihre Unterhaltung sei ihm «ine große Freude gewesen, und nannte seinen Namen. Johannes trat einen Schritt zuriiik und fragte betreten lächelnd: „Herr Graf Leanhaidßreying? Ich heiße Jo hannes Grrras habe ich nicht —?" Auf Breyings Zügen malte sich ein Staunen, gemischt mit dem Ausdrucke eines leisen Bedauerns. Er las dem Andern den Gedanken vom Gesicht ad, den dieser nicht aussprechen mochte. „O," beeilte er sich zu sage, sehr ich sonst gewünscht hätte, Sie kennen zu lernen jetzt muß ich beinahe dem freundlichen Zufalle grollen, der unsre- Bekanntschast vermittelt hat. Denn nun werden Sie vielleicht glauben, ich hätte nun wohl, ich hätte dies Zu sammentreffen herbeigeführt!" Johannes, nicht gewöhnt, höflich zu lügen, sagte nichts, sondern lächelte nur einigermaßen, gezwungen. „Mein verehrter Herr Graaf!" fuhr da Breying fort, ein wenige kühl und den Oberkörper leicht zurückleh nend, „ich bitte, thun Sie mir nicht Unrecht! Ich versichere Sie auf meine- Ehre, ich habe in keiner Weise , es ist mir ungemein peinlich, daß Sie annehmen, nnser Zusammentreffen sei vorbereitet gewesen!" „Auf meine Ehre" Graf Breying versicherte „auf seine Ehre" „er habe in keiner Weise" und „es sei ihm peinlich." Das letztere wäre zweifellos richtig. Es war ihm peinlich. Und das erstere „er hätte in keiner Weise " das war eine geschickte Apokope da mit hatte er auf seine Ehre gar nichts versichert, und der andre konnte doch glauben, es sei etwas versichert worden. Für den gut studentisch gewöhnten fungen Architekten war eine Streitfrage ebenso endgiltig geklärt, wenn ein Eh renwort abgegeben war, wie wenn dos Reichsgericht sie entschieden gegen ein Ehrenwort gab es für ihn kein „sn- In dem Augenblicke, da BretMg mit diesem heiligen Beweismittel aus den Plan trat, war Johannes, der ein guter Architekt, aber kein Dialektiker war, davon überzeugt, der Zufall spiele bisweilen besonders, ganz besonders. Ja, mehr noch. Er war ein schlichtes, fast frommes Gemüth. Griff einmal in Geleises, so Überschlich ihwdie Empfin dung, hier liege nicht Zufall, sondern Fügung vor. Der Zufall, dieseVerkrüp dentliche Kobold und Affe des Lenkers Ferne?" HerrGraaf!" begann Breying auf's neue. „Ich bitte Sie herzlich, lassen Sie mich nicht entgelten, was ein guterZu „?kch bin fest überzeugt. Sie werden wünschen, mich in Beziehungen zu versetzen, die ich meinem Vater verheim lichen müßte die mein Vater nicht billigen würde." „Aber Sie sind doch mündig!" sagte Breying heftig. .Haben einen weiteren Gesichtskreis, als Ihr Herr Vater und werden nicht das LebensMck zweier Menden unberechtigten Vorurtheilen zum Opfer bringen wollen!" „Herr Graf," gab Johannes ruhig zurück, „freilich theile ich manche An- und streckte ihm mit seinem gewinnend sten Lächeln die Hand entgegen. (Fortsetzung folgt.) Ein Mummtraum. Der Herr Bureauchef hat von fein«? Frau Urlaub «rhalten, das heißt, er darf heute im Kreise der alten Freunde speisen, im traulichen Club angenehme Stunden verbracht. ES geht lustig zu, die Becher kreisen, die Pfeifen dampfen, manch altes Lied er klingt, es wird Mitternacht, die ver heiratheten Mitglieder der Tafelrunde werden an die harrenden Lebensge» wärts. Der Herr Bnreauches kommt glück lich nach Hause. Als rücksichtsvoller Ehemann löscht er das Wachskerzchen, Socken leise wie das Verhängniß in das Schlasgiinach. Es ist hell er achtet, seine Frau liest bei der Gruß. „Es ist halb 1 sagte der Bu quet geschickt?" ..Ich?' „Ja,. Dirk Du leugnest noch? Dil hast Sonntag, am Earolinentaak, ein Bouguet kaufen lassen, und zwar ein sehr schönes, and hast es für eine Ca» „Aber Mauserl! Du hast ge- lch weiß es ganz' gewiß, und wenn' Dir willst, stelle ich Dir die Blumenhändlerin! gegenüber. Also ich bin auch betrogen!" fährt sie schluch zend fort. „Du falscher Mensch, Du! Der Engel des Friedens war aus dem Hause gewichen. Die Frau aß. ohn« mit dem Manne ein Wort zn sprechen, sie brachte den Abend nicht in seine n Zimmer zu, der Bureauchcf war nahe daran, lebensüberdriissig zu werden. Zwei Tage waren so oer strichen, als der alte Diener, der Wil helm, auf ihir zutrut und recht freund lich und gemüthlich sich an den Tisch leimte: „Herr Bureauchef, i ihätt' Jhna was zv sag'n! Es is wol. »ix Unrecht's, aber m'r kann do' aet wiss'n "' Der Bureauchef hörte mit halbem Ohre. „Na, was giebt's?" meinte er mürrisch. „Na, wissen'?,, am Samstag hat mei' Schwester ihr'n Namenstag a'habt und damit r a recht a schön's Bouquet krieg-, bin i zu Jhnerer Blu menhändlerin 'gangen, Wissen's, die Bekannte von der Gnädigen, und hab' g'sagt, das Bouquet g'hört für Ih nen! Es is do nix Unrechts!" „Mensch! Unseliger! Was hast Tu gethan?" braust der Bureauchef auf. „Ja, i bitt"!' Es is do nix Un rechts!" vertheidigt sich der Alte er schreckt. „Du bist der Mörder meines Faini lienfri«dens!" rief der Andere dein , entsetzten Diener zu, der noch immer nicht begreifen konnte. Endlich er zählte der Chef dem Altin die Ge , schichte, die der Bouquetkauf zu Hause im Gefolge gehabt hat, und nun be «M er. 112 st d W'l Frau lachte und sie lachte noch am Abend, als der Herr Gemahl nach Hause kam, und dann lachten sie zu sammen über die lustige Geschichte. Praktischer Wink für Damen «Sescllkchaftei». Kuchen und sonstigem Gebäck, mit Obstg«lees u. dgl., die Hände der Da men ganz intakt geblieben sein, und daS Abwischen derselben» an den klei nen Theefervietten sieht unschön auS und nutzt auch wenig, da das anhaf tend« Klebrige dadurch nicht beseitigt wird. Um nun diesem kleinen lästigen Uebel abzuhelfen, würde sich folgende einfache Einrichtung empfehlen' Nach dem der Kaffee mit Zubehör abgetra gen worden ist prasentirt das aufwar tende Mädchen jeder Dame, der Reihe nach, ein Tablett, auf welchem sich «in kleines, niedliches, mit lauem Wasser gefülltes Becken und zwei kleine, etwa 10 Zoll lange Tiich-lch-n mitSpitze am unteren Saum befinden. Jede der Damen benutzt die dargebotene kleine > Finger-Waschtoilette, und behaglich, flink und rein können die gesäuberte,» ! nun weiter arbeiten. 3
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