Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 14, 1894, Page 6, Image 6

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    6 Ballet.
Die Welt der Bretter hat für den
Laien immer etwas Anziehendes. Und
zwar ist es nicht nur der auf derßühne
dargestellte Vorgang, der auf Ken Zu
schauer einwirkt, theils erhebend, theils
erheiternd oder belehrend u. f. w., es
paart sich mit diesen Gefühlen ein ei
genthümlicher Reiz, das Technische der
Sache zu ergründen. Wie wird der
Feuerzauber erzeugt? Auf welche
Weise kommen die Schwimmbewegun
gen der Rheintöchter zu Stande? Aber
nicht das Entstehen eines Schauspiels
oder einer Oper wollen wir studiren,
sondern zusehen, wie man ein Ballet
aufführt. Ballet was ist ein Bal
let? Die einfachste Erklärung ist wohl
die: das Ballet ist ein getanztes Dra
ma. Freilich steht dem Ballet nicht der
ganze Stoffreichthum des Schauspiels
und der Oper zur Beifügung. Der
Tanz als Kunstwerk kann nicht eigent
lich eine abgeschlossene poetische Hand
lung im Sinne des Dramas, am aller
wenigsten aber eine tragische Handlung
darstellen, sondern e: kann nur Ge
fühle, Neigungen und Situationen zu
«iner sinnlich wahrnehmbaren Hand
lung zusammenreihen, deren Einheit
dann mehr in der Einheit der Wahr
nehmung und des Gefühls besteht. Zu
dein Tanz, d. h. den Bewegungen der
ssüße, tritt im Ballet als Hilfsmittel
die Mimik, also der wechselnde Aus
druck des Gesichtes, und entsprechende
Geberden der Arme und Hände. Ge
yenstand der Handlung eines Ballets
werden daher nieist idyllische, lyrische,
komische und historische Stoffe sein.
Die Anfänge des Ballets sind wie die
Opfertänzen des klassischen Alter
thums zu suche». Das moderne Ballet
entstand im Ik. Jahrhundert an den
gezogen, davor gähnt der Raum, der
am Abend das vielköpfige Ungeheuer
Publikum ausnehmen soll, in schauer
licher Leere. Drei Herren treten zur
Begrüßung auf uns zu: der Dichter,
der, Eomponist und der Balletmeister.
Diese Drei haben die „geistige Arbeit"
gesunden, ein Märchen mit den obliga
ten Feen, Rittern, Elfen und Gnomen,
und hat ihn mit dem Eomponisten
durchgesprochen. Dem gefiel die Idee,
und er machte sich sofort an's Werk.
Er hat einen großen Solotanz für die
Prima Ballerina angebracht und ein
graciöses Pas de deur für dieselbe und
den ersten Tänzer Prinz und Prin
zessin im Märchen. Er hat es verstan
den. das Waldweben in seiner Musik
wiederzugeben.als die Elsen im Mond
licht ihren Reigen tanzen, und er wußte
durch ein heiteres Scherzo die Gnomen
einzuführen. Nun kommt der Ballet
meister als Dritter in den „hohen
Rath". Er ist begeistert für den Stoff,
er sieht im Geiste schon die Gruppen,
und nun beginnt seine Arbeit, und die
sertigkeit, das sein Corps de Ballet
leisten kann, will er entfalten. Am
Text, d. h. am Arrangement des Stof
fes. und an der Musik ist schon Man
ches geändert worden, um noch irgend
nieister haben wochenlang Tag für Tag
zusanunengesessen. Jeder Schritt aus
der Bühne ist genau berechnet, jede Pi
rouette muß auf den Takt stimmen,
wenig. Endlich „steht" das Ballet.
teil". Welch' bunte Gesellschaft! Von
zur unbesorgt, icy nenne keine Zah
len! bis zur stark angejahrten Tän
zerin. Meistens in den jüngeren und
mittleren Jahrgängen hübsche Ge
sichter. durchweg auch gute Figuren.
Die Diva der Oper hat das Gold in
der Kehle, die Prima Ballerina in de:
Fußspitze. hl
geneigten Bühne festen Fuß fassen
..So! Erstes Bild. Waldwiese,
Mondschein! Elfen! Meine Damen.
basSchlasen konnten Sie zu Hause be
sorgen, ich bitte mir hier Ausmer'sam
keit aus. Hier ist ein Sumpf, hier, wo
ich den Kreidestrich ziehe, da steigen
nachher die Irrlichter aus. Daß mir
der Strich beobachtet wird! Herr Ka
pellmeister, darf, ich bitten?! Eins,
zwei, drei eins, zwei, drei halt!
Ja, was heißt denn das? Das nennen
Sie 'ne Attitüde? Alles durcheinan
der! Es ist zum Rasendwerden! Noch
einmal! Bitte! Eins, zwei, drei
Sie stehen ja mitten im Sumpf! Die
reinen Sumpfpflanzen!" So geht es
weiter. Endlich erscheint die Fee. Die
noch eben so bewegten Massen d:r El
sen theilen sich, an beiden Seiten der
Bühne Gruppe» bildend, die Mitte des
Hintergrundes nimmt die Fee ein. Ein
schönes Bild —in der Theorie. In
der Probe siebt cs gräßlich aus. Von
Gruppe zu Gruppe geht der Ballet
meister. Hier biegt er einen Rumpf,
dort richtet er einen Kopf.
„Na, was haben denn Sie h:ute mit
Ihren Beinen gemacht? Ich glaube, die
haben Sie verkehrt eingeschraubt,
was? Das rechte Bein vor, das linke
mehr zurück wie oft soll ich das sa
gen?"
Endlich ist's überstanden. Nun
schnell in die Garderobe und nach
Hause. Schon auf der Treppe lösen
die flinken Hände da! Mieder, oder be
ginnen die Frisur anders zu ordnen.
„Heut war er wieder gräßlich, der
Alte." Der arme Balletineister. Ab
gespannt bis auf's Aeußerste ist er,aber
es ging ja schließlich, es wird ein Er
folg werden, und das ist die Haupt
sache.
Die körperlichen Anforderungen, die
das Ballet an Tänzer und Tänzerin
stellt, sind außerordentlich hohe. Die
graciösen Pas erfordern Kraft, Ge
duld, stete Uebung. Von früh auf wer
den die jungen Glieder in der Vallet
schule an die „Arbeit" gewöhnt. In
den Uebungssälen ziehen sich eiserne
Stangen an den Wänden entlang.
Diese dienen den Händen als Halte
punkt beim Biegen und Drehen des
Rumpfes und des Kopfes, beim Stre
cken und Heben der Beine. Das nimmt
nicht nur alle Kräfte in Anspruch, son
dern ist auch oft mit Schmerzen ver
knüpft. Es ist keine seltene Erschei
nung, daß bejahrte Tänzer es noch mit
jungen Leuten aufnehmen, weil sie
durch tägliche Uebung die Glieder ge
schmeidig erhalten haben. Es hieße ein
ganzes Balletlexikon schreiben, wollte
ich alle die technischen Ausdrücke wie
dergeben, die in den Uebungssälen das
Ohr umschwirren. Mich erinnerten sie
immer an die Manege. Hier wie dort
finden wir Pirouetten und Galoppa
den: wir hören von vier verschiedenen
„Positionen" der Beine. Hier zankt
der Balletineister, daß der kleinen Mizi
die „Elevation" nicht gelingt, dort
auält sich Elle mit einer „Arabeske".
Es geht streng zu in dem Saal, und
oft genug fließen bittere Thränen. Die
größte Schwierigkeit bereitet den An
fängern das Stehen und Tanzen auf
de» Fußspitzen. Es ist also ein muh
selig Brot, das die Balletdamen eisen.
Im Schweiße ihres Angesichts müssen
sie ihre kärgliche Gage verdienen. Trotz
dem giebt es Familien, in denen sich die
Tanzkunst, fast möchte ich sagen, ver
erbt: Bater und Mutter haben sich beim
Ballet kennen gelernt und die Binder
l werden ebenfalls von Jugend auf für
das Ballet gedrillt. Aber wie viel
junge Mädchen drängen sich zum Bal
let ohne das nöthige Talent. Wirklich
ciute Tänzerinnen sind selten. Diese
werden natürlich glänzend bezahlt, für
die Mittelmäßigen aber ist das Ballet
IM lahren machte das Berliner Kam
mergericht alljährlich bekannt, daß „de
nen bei der Oper und Komöoie stehen
den Personen weder an Geld noch an
oder zu leihen ist". Ob tsich in
den Verhältnissen viel geändert bat, ist
zu bezweifeln. Es ist und bleibt ein
leichtlebig Völkchen beim Ballet!
Welcher Beliebtheit sich das Ballet
der Dreizehnte von Frankreichs ranzte
selbst mit. Sein Nachfolger Ludwig
der Vierzehnte betrat 1699 im Ballet
Flora die Bühne. Seit dieser Zeit erst
treten Frauen im Ballet auf, vorher
nur Männer. Au den Ballettoryphäen
der Neuzeit gehören die Familien Ve
stris und Taglioni, die Tänzerinnen
Fanny Elßler.die Grisi und dieGrahn.
Wenn auch jetzt nicht mehr Fürsten und
Herren selbst als Acteure die Bühne
betreten, so wenden sie doch oft ihr Jn
tereye ganz besonders dem Ballet zu.
Die Sprache der Beine ist internatio
nal und es läßt sich ein verschwenderi-
Auffiihrung.
Heute gehört ein Corps de Ballet zu
den Erfordernissen jeder größeren
Bühne. Besondere Pflege wird dem
Ballet noch in Petersburg und an der
Als selbstständig? Kunst ist die
> !Iock:n: Jo, jo, Herr Doktor ich
- glaub' schon, : stirb'. - Doktor: I
war auch noch so lustig und zur
'.Kirmes hatt' sie doch daran glauben
' j müssen!
' ! Unmöglich. Vater (auf das b'.ickendl:
b'.ickendl: „Heute sind
! Boshaft. „Ist denn Fräu-
I lcin Jduna wirtlich so alt?" „Na,
> ich sage Ihnen, der ihr Taufschein hat
' , sogar antiquarischen Werth."
Indianerpolljti in Canada.
Die kanadische Regierung hat den
Indianern gegenüber stets eine andere
Politik verfolgt, als die Vereinigt«!
Staaten. Recht »underlich wer schon
zunächst die Anschauung unser» Re
gierung, daß man in den vielen Krie
gen, die „Poor Lo" gegen die Blaßze
sichter führte und in d«nen er s-inen
wilden Trieben und seiner Zerstö
rungsgier die Zügel schießen ließ, den
Rothhäuten die Rechte einer kriegfüh
renden Nation zuerkannte. Man
wußte sehr wohl, daß der Indianer,
wenn einmal die Bestie in chm erwacht
war. an Grausamkeit und 7lZi'.dh:it
Alles übertraf. Man wußte, daß jene
sogen. Kriege in den meisten Fällen
auf vrganisirte Raubzüge hinausliefen,
in denen unerhörte Verbrechen an wehr
losen Ansiedlern und ihren Familien
auch nur allzu genau, daß die feierli
chen Verträge, welche man mit den In
dianern schloß, gewöhnlich nur auf
dem Papier standen, daß sie, kaum ab
geschlossen, auch schon wieder gebrochen
wurden. Diese Wortbrüchigst der
Weißen reizt- die Indianer zu immer
neuen Feindseligkeiten, und namentlich
waren es die schuftigen Jndianeragen
oanz offene Verletzung der bestehenden
Gesetze und Verträge die Regierung in
Verruf brachten. Namentlich war es der
niß und Corruption Thor un>) Thür
öffnete.
Man kann also kaum sagen, daß
unsere Regierung mit der Lösung der
Indianersrage besonderes Glück gehabt
hat. Sie hätte sich an den Canadiern
den Ver. Staaten. Lag hier auch die
Versuchung zum Stehlen und .stauben
nicht so nahe, wie in den Ver. Staa-
Verbrechen verleiteten, mußte zunächst
der Garaus gemacht werden. In diese
kritische Zeit siil die Schaffung der be
rittenen Jndianerpolizei in Canada.
Es ist nicht zuviel gesagt, daß dieses
kleine Corps die Jndianerpolizei
zählt kaum dreihundert Köpfe ein
Gebiet, welches das Areal von Frank
reich und Deutschland umfaßt, civili
sirt und der Ansiedlung erschlossen hat.
Wir meinen jenes fruchtbare Gebiet,
has im Nordwesten sich von Manitoba
llus bis an den gewaltigen Binnensee
Winnipeg erstreckt. Diese Riesenauf
aabe ist gelöst; binnen wenigen Jahren
hat die Polizei, ohne viel Geräusch und
Aufhebens zu machen, jenes Gebiet ge
säubert. Wie Spreu vor dem Winde
zerstob das leichteGesindel der Schwin
dler und Whiskeyverkäufer auf Nim
merwiedersehen, vielleicht um in den
weiten Regionen Onkel Sams ihr Glück
mit besserem Erfolge zu versuchen.
Aber gleichzeitig sich die Po
aewordcnen Befehle führte er pünktlich
aus: selten ließ er sich zu Versprechun
gen herbei, aber sein gegebenes Wort
trach er nie. Der Indianer fühlte Ach
tung undßefpekt vor den Leuten,welche
namentlich nach den gemachten Erfah
rungen mit der Schwindler- und
Schelmenbande, die nun zum Tempel
binausgeworfen waren, sich fast zur
Verehrung steigerten. Oft genug frei
lich hatte die berittene Polizei einen
schweren Stand, namentlich dann,
wenn es zu Grenzconslikten mit den
luvferfarbigen Schutzbefohlenen des
mächtigen Nachbar» kam. Denn zft ge-
Ein» besonders schwierige Aufgabe
erwuchs der Polizei, als im Jahre
1877 nach der Niederlage des General
Custer'fchen Corps am Little Big
Horn etwa sechstausend Siouxkrieger
aus den Ver. Staaten über die Grenze
nach Canada zu entkommen versuchten.
„Sitting-Bull" mußte sich überzeugen,
daß an eine dauernde Niederlassung
seiner Krieger aus canadischem Gebiet
nicht zu denken sei, und er mußte sich
schließlich dazu verstehen, der amerika
nischen Bundesregierung seine Unter-
Außerordentlich nützliche Dienst« lei
stete die Polizei während des Baues
der Northern Pacisicbahn, welche zu
gleich auch der Ansiedelung und Ein
wanderung ganz ungeahnte Aussichten
eröffnete. Schaaren von Glücksrittern,
Spielhöllenunternebmern, Schwindlern
und zweifelhaften Existenzen aller Art
katten sich eingefunden, in der sicheren
Voraussetzung, eine gute Ernte zu
machen und im Trüben zu fischen.
Ihre Zuversicht dauerte nicht lange. Die
berittene Polizei griff energisch ein und
bald war die lustige Schaar vor ihnen
wie Spreu vor dem Winde zerstoben.
Die Indianer waren übrigens beson
ders widerspenstig . Namentlich die
Unbekanntschast der neuen Ansiedler
mit dem hervorstechenden Charakier
jwae der Indianer Stolz und
Nachsucht —veranlaßt: manche Schwie
zu einem allgemeinen Aufslande unter
den Indianern wegen einer wahrhaft
lächerlichen Veranlassung. Ein Wei
ßer hatte einen Indianer geschlagen,
und als dieser Genugthuung ver
langte, wurde solche verweigert. Der
redete seine Stammesgenos
sen in eine solche Wuth hinein, daß
etwa fünfhundert Krieger auszogen
und Haus und Hof des Schuldigen
zerstörten. Das war aber noch nicht
Alles. Es wäre zu einer allgemeinen
Erhebung der Indianer gegen alle
Weißen des Gebietes gekommen, wenn
nicht Colone! Jrvine, der Befehlshaber
der berittenen Polizei, mit seinem Ad
jutanten Hauptmann Cotton muthig
mitten in die Reihen der wüthenden
und mit geladenen Büchsen bewaffne
ten Indianer geritten wäre. Trotz
dem sich Tausende von Gewehrläufen
auf beide Officiere richteten, verloren
sie nicht ihre kühle Geistesgegenwart.
Ruhig und bestimmt, als ob gar nichts
weiter geschehen, gab Cvl. Jrvine den
Befehl, sich augenblicklich zu zerstreuen.
Diese vornebme Ueberlegenheit impo
nirte den Indianern; sie schlichen sich
fort ohne ein Wort des Widerspruchs
und der Aufruhr war im Keim erstickt.
Hätten die Officiere nur einen Augen
blick gezaudert oder Unentfchlossenheit
gezeigt, ihr Leben wäre nicht einen
Schuß Pulver werth gewesen.
Ungalar. ter Gatte.
Recha: „Aaron.wie sindstDu mich in
„Häng' noch 'n Dutzend
über's G'sicht!"
Kasernenhofblütbe.
Unteroffizier (nachdem er: „Richt't
Euch" kommandirt und kurz darauf be
merkt. daß die Front «ine mehrfach ge
krümmte Linie bildet): „Wat! Det
soll «ine grade Linie sind? Det siebt
ja aus wie 'ns Ringelnatter, wenn sie
Wadenkrämpfe hat!"
MalitiöZ. Anna: „Nun,
Lisb:th, hast Tu d:n Baron gefragt,
nett findet?" - Lisbeth: „Nein,
das war gerade' als Du sangst. Da
hielt ich's für besser, lieber nicht zu fra
gen!"
Präcise Antwort. ..Ha
ben Sie «twas verloren, gnädiges
Fräulein?" „Ja, ich such; ein: Näh
i r.adel wie eine Stecknadel."
Klau» Groth.
Oft, wenn ein großes nationales
Gut gefährdet ist. steht, gerade im ent
scheidenden Augenblick, im Volke ein
Genius auf, der, von zwingendem
Drange getrieben und mitunter sich sei
ner Sendung kaum dunkel bewußt, für
dieses große Gut eintritt und allen, die
da hören wollen, sagt, was auf dem
Spiele steht. In den vierziger Jah
ren schlug an Deutschlands Nordgrenze
der Däne immer auf's Neue drohend
an den Heerfchild; nicht nur die politi
sche Zugehörigkeit zum deutschen Va
terlande, noch ein anderes angestamm
tes Besitzthum war sür Schleswig-Hol
stein gefährdet: die altehrwürdige Mut
tersprache. Da, als hätte ein Gott ihn
geweckt, rüstete sich gerade in einer jener
bedrohten Provinzen, in der kleinen
holsteinischen Landschaft Dithmarschen,
ein schlichter Mann aus dem Volke zu
einer nationalen That auf dem Ge
biete der Sprache: unserem Deutsch
land wurde sein erster plattdeut
scher Dichter neuer Zeit ge
schenkt: Klaus Groth. Einsam und
krank schrieb der Mädchenschullehrer
von Heide damals auf der Insel Feh
marn seine Gedichts im Dialekte der
Dithmarschen, als wollte er sagen:
„Seht, wie herrlich, wie weich und doch
wie mannhaft die Sprache unserer Va
ter ist! Und die will der „Danske"
Der Dichter des „Quickborn" ist ein
Selfmademan im vollsten Sinne des
Wortes. Am 24. April 1819 in Hei
schen, als Sohn eines Windmühlenbe
sitzers und Ackerwirths geboren, verlebte
«r feine Jugend in engen und be
schränkten Verhältnissen. Sein Ge
burtsort, zur Zeit, da der Quickborn
entstand, ein Marktflecken von fünf
nen der zehnte Mann ein Schuster war,
konnte dem werdenden Poeten nur An
regungen kleinbürgerlicher Art bieten,
und die so beschaffenen Keime, welche
damals in sein empfängliches Gemüth
gelegt wurden, sind in der That reich
lich aufgegangen: sie haben ihn zum
Jdyllendichter gemacht.
Gerade als er sich genügend vorberei
tet suhlte, um zu seiner Ausbildung
zum höheren Lehrfach die Universität
Kiel zu besuchen, befiel ihn ein schweres
Nervenleiden. Das zwang ihn, mit
der Ausführung aller wissenschaftlichen
Pläne zu brechen. Bei seinem Freunde
Celle, dem späteren Eomponisten seiner
Lieder, lebte er auf der Insel Feh
marn jahrelang der Wiederherstellung
seiner Gesundheit, und hier, in der er
hebenden Stille, bei Wellenrauschen
und Möwenschrei, entstanden zu einem
Lieder des Quickborn, die seinen Na
men zu hohen Ehren brachten. Lange
blieb er unbekannt, aber endlich drang
Titel: „Quickborn. Volksleben in
plattdeutschen Gedichten Dithmarscher
Mundart" erschien. Der neue Ton
keristisch ist.
Was Groth neben dem Quickborn,
von dem später(l37o) ein zweiter Theil
erschien, Schönes und Anmuthiges ge
schaffen, kann hier des beschränkten
Raumes wegen nur kurz registrirt wer
den. So genüge es denn zu sagen:
Blätter" (1854), seine ..Verteiln" (2
Theile 1856 bis 1860). seine Kinder
reime „Voer de Goern" (1858), seine
Idylle „Rothgetermeister Lamp un sin
Tochter (1862), seine „Fif nie Leeder"
>1874), seine Erinnerungen „Ut min
Hungsparadies" (1876) alle diese
schönen und edlen Kundgebungen eines
eigenartigen Dichiergeistes sind vollsaf
tiae Blätter im Ebrenlranze des holstei
nischen Sängers, wenngleich sie nach
Gehalt und Gestalt dem unvergleichli
chen Quickborn nicht an die Seite ge
stellt werden können.
Klaus Groth. sei: 1837 Privatdo
,ient. seit 1866 Professor der deutschen
sitö! zu Kiel, ist der lyrisch? Fritz Reu
ter, der epische Hauptrevräsentant der
! neuen plattdeutschen Dichtung.
Im Reiche der Dode.
Für Besuche, Concerte und Theater
dienen die eleganten Kleider, die wir in
den ersten drei Illustrationen zur An
schauung bringen.
Das hübsche Klekd (Figur No. 1)
besteh, aus karmesinrothem Velvet, zu
dem der silbergraue, flaumige Chin
chilla des Besatzes und der silbergraue
Atlas des gefalteten Gürtels und der
traft bilden. Der Rock des Kleides !st
stark gebauschten Aermel bestehen aus
Chinchilla.
//"!>»> ! ?> iV
VMAW
/'// >
Cvstllm aus Velvet.
Zu Fig. 2 ist steingraues Tuch ver
wendet. Dein auf Seide gearbeiteten
Nock sind an den Seiten zwei scharf ge
kniffte Falten eingefügt, die 16Zoll ab
wärts vom Taillenabschluß beginnen.
Die obere Naht deckend und bis auf den
Anfang der Falten hinabreichend, be
finden sich 1 1-2 Zoll breite Tuchleisten,
sind. Die vorn mit kurzer Schnebbe
gearbeitete Taille hat hinten lange,
breite Frackschöße, die seitwärts ein
halten: Falten zeigen. Die Taille öff
,:et sich mit breiten, sich als Umlegekra
gen fortsetzenden Doppelrevers, von de
salteilr Seidengaze mit gleichen vollen
Rosetten.
/ k
Kleid aus Tuch.
Von großer Eleganz ist das Kleid
jfig. 3 aus lavendelblauem, gesticktem
keinen Stahlpailletten benäht ist. Der
Kragen schließt ein Plastron aus gelb
«eißer Seidengaze ein, das seitwärts
MM
Drittel Zoll breit doppelt übereinander
aesteppt und bilden so zugleich einen
Schmuck des Kl::des. Am Saume
gibt der Überschlagens carrirte Stoff
dabei einen Besatz für die dunkelblaue
des Kleides, und mit diesem
rirte. Die Abnäher des' Rockes, der
in jeder Form gefertigt werden^tann,
find cwas gerundet und iinitiren vorn
Taschen. In sehr praktischer Weise ist
das Anbringen der Tasche erreicht: sie
ist hinten dem Schlitz an dem oberen
und unteren Ende der Oessnung mit
Bortenenden festgesteppt, so daß diese
einen Zwischenraum von einem Zoll
an Rock und Tasche bilden, wodurch
sich die letztere leicht und unsichtbar nach
beiden Seiten umlegen läßt. Peinliche
Akkuratesse ist bei der Herstellung des
zweiseitigen KleideZ die erste Bedin
«ung.
Zweiseitiges Kleid.
Stoff des Kleides, in weiter Tüten-
Sicherheitshaken am Gürtel angehakt.
Das Wcdderfräschchcu.
Draußen, an des Glases Rande,
dich"
Ja! das w:dd' ich, holde Läs'rin
Mit Dir um ä duzend Fliegen!"
Falsch verstanden.
Tourist: „Sonderbar! All: Ge
birgsbewohner haben blaue Augen—
Führer: „Ja, Haben's denn bei Ihn»
z' Haus loa Kirchweih?"
Passendes Wetter.
Wind!""
Wo Lieutenant draußen!"
Spröde.
Und endlich lag, nach heißem Müh'n,
Jbr sprödes Herz mir offen,
Da hab' ich zu meinem Schrecken
All' meine Freunde getroffen!
Vorsichtig. Frau (zu dem
ohnmächtigen Güttin): Schlage nur
um's Himmels Willen Deine li-b«n
Augen wieder aus, guter Paul, ich will
Er: mit geschlossenen Augen):
Darf ich von jetzt ab drei Mal auszeheir
in der Woche?!