2 Gessrntlichc Erklärung. Hiermit «rkläre ich öffentlich und feierlich, daß ich mir nicht im Gering sten bewußt bin, an dem großen Wett sahren zu Bitterstadt Theil genommen zu haben, und erkläre alle Geschichten, chie davon erzählt werden, für erbärm iiche Lügen. Ich habe überhaupt nur einmal das Fahrrad bestiegen, das war in meinem Heimathsorte Schlvefelberg, und- selbst damals hätte ich's nicht gethan, wenn -nicht meine Ehre dabei im Spiele ge wesen wäre. Ja, meine Ehre! Ein gewisser Schurke ich will seinen Namen nicht nennen er heißt Emil Älutenpedder fragte mich in Gegen wart sehr ehrenwerther Damen, worun ter auch eine gewisse A. 8., deren Na men ich aus Hochachtung verschweige, weil sie meinem Geiste stets als theures Bild dorschweben wird, fragte mich also, ob ich Rad fahren könne. Wie gesagt, hatte ich noch nie ein Rad bestiegen, konnte diese Frage also micht beantworten. Aber meine Ehre und die Anwesenheit der genannten Dame, des Fräulein Anna Bratenspeck, geboten mir, „Ja" zu sagen. Denn ich hoffte, daß früher oder später einmal sie ebenfalls „Ja" sagen würd«. Um mich in der öffentlichen Meinung herabzusetzen, bestritt der teuflische Klutenpedder, daß ich Rad fahren könne. Er forderte mich auf, sogleich «ine Probe zu geben. Ich sagte sofort zu, und ein Fahrrad wurde gebracht. Ich versuchte mit einem Satze auszu steigen, bemerkte jedoch zu spät, daß der Aufstieg glitschrig war, und so kam es, daß zuerst das Fahrrad auf eine Seite fiel, dann ich darüber. Außerdem —> ich begreife nicht, wo an dem verd — lFahrrad ein Nagel gewesen sein kann, Ida bei näherer Untersuchung doch kei ner zu finden war, jedoch scheint mir «irgend eine ruchlose Bosheit des besag ten pp. Klut«npedd«r schuld zu sein —- außerdem würd« mir ein Stück Z«ug aus d«m unteren^ — alle gegentheiligen öffentlich vor Gericht züchtigen un teren Theile der Beinkleider ausgeris ffen. Fräulein Anna Bratenspeck suchte ihre Thränen durch ein geschicktes La chen zu verbergen, aber diese Thränen sollten einem gewissen E. K. theuer zu stehen kommen. Nachdem mein Bein, Ileid mit Hilfe einiger Stecknadeln re lparirt war, kam ich doch glücklich auf das Fahrrad hinauf, indem ich auf «ine Bank stieg, wobei mir «in Herr, den ich hi«r zu seinem Lobe öffentlich namhaft machen will, zu Hilft kam. Nun wollte ich fahren, jedoch das Fahr rad rührte sich nicht vom Flecke. Spä ter wurde mir in einer anonymen Zu schrift mitgetheilt, daß jener gewisse E. tK. die Naben der Räder mit Zwetfch- Zenmus eingerieben habe, damit sie nicht von der Stelle gingen, und ich halte das wohl für möglich. Jedoch will ich zur Ehre der Menschheit an i>«hmen, daß jener Anonymus gelogen hat. Da das Fahtrad sich nicht rührte, obgleich ich Alles that, um es dazu zu bewegen, wollte ich absteigen. Jedoch Ziel ich herunter, und das Fahrrad fiel auf mich. Das hatte eine Verletzung meiner nach hinten gelegenen Hälfte zur Folg«, und ich glaube, von diesem Anfall schreibt es sich her, daß ich mit unter nicht m«hr ganz klar denken kann, was mich veranlaßt hat, ein phi losophisches Werk zu schreiben, dessen «rstes Kapitel bereits fertig vorliegt. Aber noch einmal hebe ich hervor, daß ich an keinem Wettfahr«» theilge «lvinmen habe und daß anders lautende Behauptungen nur der unnatürlichen Bosh«it eines gewissen E. K., den ich hier nicht näher bezeichnen will, ent springen. Jeremias Kolkrabe, Materialwaarenhandlungs - Commis. Mutter <?rde. Was auch aus ihren 'Kindern werde. Ob arm sie, elend oder reich. Die li«b« gute Mutter Erde Liebt alle ihre Kinder gleich. Ob viel uns ward an Weh und Leiden. Ob viel an Glück im Lebenslauf, Sie nimmt uns ohne Unterscheiden In ihr« treuen Arme auf. Ob hoch, ob niedrig ist die Stätte, An der wir wirken ich und du, Sie leat uns in dasselbe Bette ' —Gutes Zeichen. Arzt: Na, wie hat die gnädige Frau denn die Nacht verbracht? Dienstmädchen: Na. ich danke; es geht besser! seute Morgen hat sie zwei Tassen Thee ge trunken und dann hat sie mir gleich die Kanne an den Kopf geschmissen! Ein zärtlicher Gatte. <Eine Frau ist niedergefallen und hat sich den Arm verstaucht; ihr Mann rauft sich die Haare und geberdet sich wie ein Rasender.) Arzt: Aber lieber Herr, beruhigen Sie sich doch! Ich be yreise ja, daß Sie von dem Ihrer Frau zugestoßenen Unfall schmerzlich berührt sind, aber zu einer derartigen Fas sungslosigkeit haben Sie keinen Grund! Gut gesagt. „Wenn ich mich recht erinnere, harmonirte Ihre Krau mit Ihrer Mutter nicht beson ders." „Das war allerdings so Läßt tief blicke». A.: .Ich gratulire!" B.: „Wozu?" kl.: »Sie haben doch vergangene Woche aeheirathet!" B.: „Hätten Sie gleich in den ersten Tagen gra-tuliren müs sen, jetzt haben Sie gar keinen Grund mehr!" AerTyarer Wirty. Äon Carl Wolf. Wie nach einem gedämpften großen Waldbrande das Feuer bald da, bald dort wieder hell auflodert und die er mattete Rettungsmannschaft nicht zu? Ruhe kommen läßt, so war es im Jahre 1809 tm Tiroler Lande. Da und dort entflammte der Auf stand zum Unglück des Landes immer und immer wieder. Fanatische Hetzer, unter ihnen besonders der berüchtigt« Kolb, wußten immer wieder die Lüge zu verbreiten, der abgeschlossen« Wiener Friede sei nur ein von den Feinden er sonnenes Märchen, um das aufgeregte Volk niederzuhalten, und die öster reichischen Fahnen zögen siegreich her an, um den Doppeladler wieder einzu pflanzen in die tirolische Erde. Viel Unglück wurde durch diese Aufreizungen über das Land gebracht. Am längsten währte der ohnmächtige Verzweiflungskampf im Ober- und Unterpusterthal, und es floß viel Blut an der Miihlbacher Klause. In mancher Hütte fehlte d«r Vater, der Bruder und Knecht, und vergebens würde man die kleinen Friedhöfe nach den Erinnerungszeichen absuchen. Sie ruhen ferne d«r Heimath, zusammen mit den erschlagenen Feinden auf dem Schlachtfelde. Erst Mitte December begann e! allenthalben ruhiger zu werden, denn aanz Tirol war unterworfen von dem fränkischen Erorberer. Da wurden sogenannte Militärregie rungen eingesetzt, welche, mit unbe schränkter Vollmacht ausgerüstet, mit unerbittlicher Strenge vorgingen. Im südlichen Tirol herrschte der Baragnay d'Hilliers, dem die rohen Divisionsgenerale Severoli, Vial und General fiisiliren, die Leichen zun/ schreckenden Beispiel aufhängen und von Bauern, ehemaligen Landstürmern, die verschneiten Berge nie wagen ohne Führer. Und wo hätten sie auch Füh rer gefunden in jener Zeit. auch der junge Tharerwirth von Mit ter-Olang. An der Spitze der Olanger Land- Zeit. Durch das Schicksal seiner Genossen gewarnt, hatte er sich auf die Gelter kammern bequemen, denn die Soldaten machten sich in der Gaststube br«it, und di« anstoßenden Kammern wurden für rerwirth. . Alle im Haust wußten den Aufent halt. Die Knechte, die Mägde, der alte Einleger hinten in der finsteren ciers. Da wollte «r es mit der Schlauheit versuchen. Er ließ sich die junge Wir „Also Ihr seid die Frau des jun aen Tharerwirthes und wißt selbst ständlich den Aufenthalt Eures Man nes." „Sell war unnütz zu leugnen," sagte das arme Weib. „Aber damit's Enk a weitere Frag erspart, kein Marter, de's Enk auskopftn könnt, wär im stand, miar lei «in Silb auß«rzulockn, was mein armen, verfolgten Mann an geht." „Ihr seid irriger Meinung, wenn Ihr glaubt, Euerm Mann einen Dienst zu erweisen," sagt« gütig der Officier, „damit, daß Ihr uns nöthiget, densel felben mit aller uns zu Gebote stehen den Gewalt einzuliefern. Und dann aber muß «r als Rebell, als Feind behandelt werden, während wir trach ten, einflußreiche Männer als Freund« für unsere Regierung zu erwerben. Be wegt Euern Mann, daß er sich freiwil lig stellt, und er soll der Gnade des Ge thige Weib. „Von Gnad redet Oes mir ken thät." Erzürnt ließ der Officier das Weib Aufentbatt wisse^De^ ungemein schlau und habe schon man chen verwegenen Streich ausgeführt. „Schmiedadl" s«i s«in Name,und der vielleicht wäre mit Gold zu gewin nen. Dem Officier schien es auch nicht unwahrscheinlich, so einen armen Teu- Versuch wagen. Er ließ sich den Schmiedadl (Schmied Adam) vorfüh ren und behandete ihn zuerst mit ge winnender Freundlichkeit. Der Schmiedadl war ein Mann, vielleicht Mitte der vierziger Jahre, desüblich: „Gelobt sei Jesus Christus." Der Officier gab hierauf keine Ant wort und betrachtete sich stumm den „Mei 's Klüftl (Kleid, Anzug) ist frei' „AlsoJhr seid derSchmiedadl," sagte einandersetzungen mit dem Burschen «inzulassen. „Eure Findigkeit und Eure Schlauheit würd« uns vielfach gerühmt. Ihr habt den Aufständischen oft gut« Dienste geleistet. Schade um Euch." Mann, „o m«i, gar nit schad ist's um mi, gar nit. Nit amal der Strick zahlt si aus, wenn's mi aufhängen laßt." ne, es ist schade, daß ein so findiger Kopf nicht in unseren Diensten steht." „A sell geht nit", sagte lachend de? nimmer bis an mein End." „Wäre ja nicht nöthig, mein lieber Freund. Wir brauchen Leute, die ge nau vertraut sind mit den Einwohnern wären, uns von jeder aufkeimenden Be wegung sofort zu verständigen." „Teusl," sagte lauernd der Tiroler, „ma würd' gut zahlt «erdn für so a Angestellung." „Fürstlich würdet Ihr belohnt wer den und Ihr stündet unter dem die Rede. füllet's mit Goldstücklen, dös reichet I bin a armer Mensch und muß oft und oft zur Mahlzeit lei a hart's Brod in an Brunnentrog einweichn, ober zwei Reiter. Dem ersten soll am Schwanz des Pferdes der Bursche da mit den Händen angebunden werden. bänqen und treibe tüchtig nach. Der Rebell ist sofort dem Capitän Ne in Brunneck abzuliefern." teten Wirthes. „Wo ist Euer Sohn? det." Siegmair nicht freiwillig stellt, wir werden in dieser Frist nicht das Ge ringste unternehmen, ihn aufzufinden —, so ist an seiner Statt der Vater > abzuführen und i» Brunneck zu er-- ! schießen. Nun kennt Ihr alle den weißn Haar bitt i nehmt's miar nit den guten Glauben an die Tapfer- - liegt an die etlichen Tag, die mir der liebe Herrgott im Himmel schenkt. Dös ist wirkli kuan Opfer, dös i bring, wenn i für mein Kind erschossen werd, steh i ja selbst mit eim Fuß im Grab." Mit zitternden Händen schob er sein Enkelkind vor. „Schau, Lenerl, heb die Handlen auf und bitt die Leut da recht inständig, sie sollen Dein Vater nit verrathen." „Doch fast unwillig schnitt er da seine eigene Rede ab. „Na na, Lenerl, thu's nit. Wenn einer da drunter wär, der Dein Vater verrathen könnt, Dein Vater, der mit ihnen ge kämpft hat, so ist leicht besser, sie er fchießn ihn." „Bin neugierig, ob Eure Herzen so verhärte! sind, daß Ihr den unschuldi gen alten Mann für den schuldige» Sohn leiden lassen werdet", sagte hä misch der Officier. Da wendete sich der blinde Bauer zürnend gegen den Sprecher. „Un schuldig sagt's? O na,mein liaber Herr, «inschuldig bin i n!t. Mit Ergebung und Geduld hab i 's Unglück ertragn, daß es mir nit vergunnt ist, 's Sun nenlicht und die Welt zu schauen. Wi« i aber die Stutzen hab krachn hören, die Schwegler und Trommler und un sern alten Schlachtruf: Mit Gott, für Kaiser und Vaterland, da hab i 's erste Mal gmurrt mit'n lieben Herrgott, daß er mi hat erblinden laßn. Und jetzt, Herr Officier, jetzt dank i ihm mit aufgehobenen Händen, daß es mir «rgunnt ist, meim lieben, armen Tiroler Landl a an Opfer zu bringen. Unschuldig meint's werd i eischoßn? O baleib, da macht's Eni kein Gewißn draus. I glaub nit, daß «iner zu fin den ist, der die Franzosen so haßt wie 5, und, Gott mög mir die Sünd ver zeihen, den Franzosenkaiser, den ver fluch i " „Halt, halt, eine solche Rede darf ich „Mag sein, daß Oes so a Red nit anhörn dürst. Aber den Fluch seid's nit im Stand zu unterdruckn, weil er nit lei aus m«im H«rzn, o na, aus viel tausend Herzn kummt! So, meine lieben Leut, jetz wölln mir in's Haus eim gehn und unablässig zur Himmelsmutter beten, daß mein Suh», Enker Vater, nit heimkummt." So vergingen drei Tage in banger Erwartung. Der alte, blinde Tharer wirth war heiter und froh und wi«d«r „Liebe Himmelsmutter, den großn Gfalln thust mir, und laß Weg und Steg so verschneibn, daß mein Sohn Die Männer im Dorfe gingen finste ren Blickes herum. Einmal hatten sie sich in einem Kellerraum versammelt und berathen, auf welche Weise sie den blinden Wirth befreien könnten. Doch General Broussier hatte ihnen all« Waf ren. „Es ist Euch geiMgend bekannt," sagt« «r, vor sie hintretend, „welches Schicksal Euch erwartet, wenn Ihr nach Brunneck abgeführt werdet und dort die von mir aufgenommenen Protokolle zur Verhandlung kommen. Es wird sich kaum mebr ein so günstiger Augenblick finden, der Euch all« retten kann, wie eben jetzt. Das sind kein« leeren Worte, die ich spreche, handelt sich um Leben Auf diese Rede war es so still in der „Ich begreife," sagte darauf der Of ficier, „keiner von Euch will hier vor den Leuten offen sprechen. trete Da trat der Bauer Leitgeb vor und sagte: „'s ist schad um di« Müh, die 's Eni gebt. Schaut, nit sraan thu sagte: „Vergelt's Gott, Leut, in Him mel ausi vergelt's Gott!" In diesem Augenblick« würd« die Thüre aufgerissen und bleich, mit wir ren Haaren stand der junge Peter Sieg dan» stürzte er mit dem Rufe „Gott sei Danl, i limm nit zu spät!" zu den Fü ßen seines blinden Vaters. seiner Familie. Mutier und liebevoll an sich ziehend, sagte er: „Kein Macht der Welt könnt mi aufhalten, Cchmiedadl, der seinen Wächtern durchbrennt ist, heut hinterbracht hat. Da ist mein Platz, Vater, und wenn i a den sichern Tod entgegn geh, so kann i nit änderst handeln. Und für mein letzn Weg bitt i um Enkern Segen, Va ter, so wie i a meine Kinder segn«." und ehre," sagte nun der Officier, „ich muß meiner Pflicht nachkommen. Pe ter Siegmair, Ihr seid mein Gefange ner!" Als nun der blinde Großvater hörte, wie Mutter und Kinder laut aufwein ten, als man den Vater.mit Ketten fes selte, da tröstete er: „Meine lieben Kinder, die Ketten, mit denen man den Vater fesselt, sunst a Zeichn der Schmach, sein Ehrenzeichn, viel herrli cher, als a goldene Kaiserkro». Und Oes, wenn's der Meinung seid, mit an köstliche Pflanz!, Kaisertreu, Das ist die Geschichte eines Tir»ler Helden! in schlichter Lodenjoppe und edel wie Gold. Zieht auch sein Dust ihm in's Gesicht, Es ist ihm einerlei! Ein Mägdlein, traut und wonnig, Bleibt vor dem Blümlcin lsteh'n; Sie bückt sich rksch und pflückt's voll Lust, Steckt's sorgsam d'raus an ihre Brust, Um's Veilchen ist's gescheh'n! Der Jäger kommt zurück» Vom grünen Waldrevier, Er spricht zum Mägdlein: „Küsse mich!" Das Veilchen ruft: „Du, hüte Dich! Sonst geht Dir's so wie mir!' „Vergeblich ist Dein Warnen," Das Mägdlein lächelnd spricht, „Und soll mir's so wie Dir ergeh'n, W chd s h -Hj.» riittl! » Unterossicier Brinkmann war der Verzweiflung nahe. „Dieser Po schinski, dieser Poschinski bringt mich um meinen guten Ruf als Turnleh rer," ächzte er. Morgen war Rekrutenvorstellung. Sämmtliche Grenadiere von der Cor poralfchaft Brinkmanns verstanden ihre Sachs tadellos, bis auf Po schinski. Im Gewehrexerzieren gings ja allenfalls, aber das Turnen, das Turnen! „Der Kerl kriegt ja nicht den ein fachsten Klimmzug fertig!" wetterte der geängstigte Corporal. Und er wußte ganz genau, daß der infpizi rende Officier gerade auf Klimmzüge großen Werth legte. Aber Brinkmann war ein Genie so schnell gab er seine Sache nicht ver loren. Eine Stunde vor Beginn der Vor stellung entfaltete der Corporal unter Assistenz einiger Grenadiere in der Turnhalle eine geheimnißvolle Geschäf tigkeit. Darauf nahm er den unge schickten Polaken zur Seite. „Also Poschinski, wenn's heißt „Klimmzug!" dann schaust Du scharf an die Turnhallendecke. genau über Deiner Reckstange und alles wird gut gehen." „Zu Befehl, Herr Unterofficier!" Der kritische Moment war gekom men, allseitige Spannung. Herzhaft packten Pofchinskis Rie fcnfäuste die Stange starr heftete sich sein Blick auf die Decke wie in heißem Verlangen erweiterte sich das Auge und ein freudiges Schmunzeln verklärte sein Gesicht. Jetzt das Commando mit spie lender Leichtigkeit hob sich die vier schrötige Gestalt an der Reckstange em por. „Brav, mein Sohn, der Klimmzug war gut!" lobte der Officier. „Und mit rechter Freudigkeit wurde die Uebung vollführt, so gefällt mir's." Wie hätte sich Poschinski aber auch der magnetischen Anziehungskraft der großen, schönen Wurst dort oben an der Decke entziehen können! und zwei Jungschweinen, ein. Der Gcrichtsfchreiver flüchtet entsetzt auf den Schreibtisch und donnert die Frau rei?" „lessas," saat die Bäuerin ganz ver blüfft, „Oes Haben's doch g'fagt, t soll mei Zeigen mitbringen, und dös da san die einzigen Zeigen, die gehört h.iben, was mir der Malefix-Viehhändler ver sprochen un nicht g'hallen hat!" Der Unverstand deiner Freunde schadet dir mehr, als der Ver stand deiner Feinde. M q r t h e n. Manche Sitten und Gebräuche er scheinen uralt, weil sie allgemein und weit verbreitet sind. Forscht man ih nen aher nach, so ist man bisweilen merkwürdig enttäuscht, wenn man fin det, wie jung sie noch sind. Eine jungfräuliche Braut ohne Myrthen kranz, das ist in Deutschland etwas so Undenkbares, daß man wirklich daraus schließen könnte, diese Sitte sei uralt in Deutschland. Und doch sind es kaum dreihundert Jahre her, seit die erste deutsche Braut den Myrthenkranz trug. Noch vor etwa 130 Jahren war der Myrthenkranz etwas Vornehmes, missen. Aber wenn die Myrthe auch in Deutschland erst eine kurze Geschichte hat, so kann sie doch in den südlicheren Ländern auf ein« Jahrtausende alte Legende zurückblicken. Bekannt ist es, welche Rolle die Myrthe Aboth in Israel spielte, und noch heutigen Ta ges spielt. Argan minim, d. h. Citro nenbaum, Dattelpalme, Myrthe und Thränenweide, bildete das Symbol der Vereinigung der Gottheit mit >«,. Creatur. Doch nicht unsere gewöhn liche zweiblätterige Myrthe, sondern «ine dreiblättrige Form ist Aboth, der Himmel und sein System. So ist die Myrthe auch das Symbol des Frie dens, des Todes im alten Testament. Mehr dem Jdeengange der neueren fert, wie die Myrthe entstand. Daß sie nicht nur der Venus, sondern auch der Ceres, der Proserpina und dem den Schriften der Alten. Myrthen kranz« spielten eine große Rolle im griechischen Volksleben. Eine der ei genthümlichsten Sitten war es. daß rona ovalis, den Myrthenkranz. Die Muse Erato und Hymenaeus, der Gott der Ehe, trugen Myrthenkränze, doch durfte auf den Altar der „guten Göt tin". bei deren Gottesdienst die Männer ausgeschlossen waren, leine Myrthe nie dergelegt werden. Jugend und Schönheit brachte die Myrthe und bringt sie in Italien noch heute. Myrthenessenz oder Engelwasser („Eau d'ange") ist ein wichtiges Kos metikum der italienischen Damen. Der Wohlgeruch der Myrthenblätter ist all bekannt. Er rührt von einem Oele her, welches sich in kleinen Drüsen der Blätter befindet, die man deutlich sieht, wenn man ein Blatt gegen das Licht hält. Nach altgriechischer Sag« haben dies« feinen Pünktchen eine besondere Geschichte. Phädra, die unglückliche Gattin des Theseus, beobachtete unter einem Myrthenbciume bei Trözene, in Träumen versunken, Hippolyt, als er seinen zweirädrigen Wagen bestieg und, vom Geheul der Meute begleitet, zur Jagd aufbrach. In ihrem Liebes schmerz zerstach die Verschmähte die Blätter der Myrthe mit den goldenen' Haarnadeln und erhängte sich dann selbst an einem Aste des Baumes. Die deutsch« Myrthe ist die einzige Art ihrer Familie in Europa. Von den etwa 1800 Verwandten sind fast die Hälfte in Südamerika und eine an nähernd ebenso große Anzahl in Au stralien heimisch. Unter den letzteren befinden sich die höchsten überhaupt be kannten, Eucalyptus-Aricn nämlich, welche mit fünfhundert Fuß Höhe selbst noch die nordamerikanischen Mam ! muthbäume übertreffen. Einige Ver ! wandte der Myrthe erfreuen sich «ines besonderen Ansehens bei den Haus sraum. Hierher gehören zum Beispiel die „Gewürznelken", der Pimentpsef ser, auch englisches Gewürz genannt, ! und die dreieckige Paranuß. Andere Verwandte sind in ihrer Heimath be ! liebte Obstpflanzen, wie zum Beispiel ! die Jambosen oder Rosenäpfel, die Guajaven, der Topffrucht- und der Ka nonenkugelbaum. Das Cajaput-Oel stammt ebenfalls von einer Verwandten der Myrthe. Besonders werthvoll sind aber viele Myrthengewächse wegen ihres kostba ren, oft farbigen Holzes, das nicht sehr fest ist und sich in Folge dessen zu mancherlei Dingen verwerthen läßt. So ist der Kupferholzbaum ein naher Verwandter der Jambofe, der echte Ei senholzbaum und der Ratabaum ver wandt mit dem Cajapetbaum, der neu- Eisenveilchenbaum ein Eucalyptus. Manche dieser Hölzer könnnen nur in frischem Zustande bearbeitet werden, weil sie später ein« solch« Härte erlan gen, daß gkwöhnliche Werkzeuge daran abprallen. Außer der deutschen Myr the sind einzelne Arten beliebte Zier pflanzen, die sich theils durch ihr glän zendes, schönes, immer grünes Laub deros-Arten. Moderne Ehe. Helene:„Dein Gatte war ein Mann von ausgezeichne reinen." Schlau. Madame (zum Diens tmädchen): „Minnch loaschen Sie mal den Fisch." Dienstmädchen: „Aber, M adame, warum soll ich den denn waschen, der ist doch sein ganzes Lebenlang im Wasser gewesen." Hochjtitsbriiuche. Bräuche und Sitten schaffende Vclks cher Ebene sie weithin gesehen werden. In den Hannover'schen Elbmarschen, besonders imLande Hadeln und in dem zu Hamburg gehörenden kleinen Amt Ritzebüttel knüpft sich an die Mühlen ein merkwürdiger Hochzeitsbrauch, der »och bis auf den heutigen Tag ausge übt wird. Inmitten Cuxhavens, auf seinem schönsten Platz, erhob sich ein! große Windmühle, ein altes Wahrzei chen Cuxhavens, das früher auch als Seemarke eine Rolle gespielt hat, und drehte bis vor kurzer Zeit unbeküm mert um die vornehme Nachbarschaft ihre gewaltigen Flügel in der frischen Seebrise. Aber schließlich hat diese Nachbarschaft, der er nicht mehr paßte, den Riesen doch überwältigt; er wurde auf Abbruch verkauft. Als es so weit war, wurde im Ort eine Hochzeit ge feiert. Da erschien plötzlich aus der Dachöffnung der Mühle eine große Stange mit lustig flatternder Fahne. Die dem Untergang geweihte Mühle wünschte so sagten die Zuschauer — zum letzten Mal Glück zu einer Hoch zeit. Die Flaggenhissung stand aller dings im Widerspruch zu dem ur sprünglichen Brauch des „Mühlen- Glückwunsches": Aus dem Hinweg zur Kirche und auf dem Rückweg von dort, so sagt ein alter Glaube, dürfen die Pferde vor dem Wagen, auf dem das> Brautpaar sitzt, nicht scheuen, denn ein Unglück aus diesem Wege würde eine unglückliche Ehe nach sich ziehen. Führt nun der Weg an einer Windmühle vor über, so müssen die herumsausenden Flügel still stehen und wehte auch der beste Wind, weil sie die Pferde erschre j cken könnten. Am Morgen der Hoch zeit erkundigt sich deshalb der Altge selle der Mühle nach dem an dem der Hochzeitszug vorüber kommt; zu dieser Zeit läßt er dann die Flügel stillstehen, und zwar „in der > Scheere", d. h. in der Gestalt eines lie , aenden Kreuzes, denn ein stehendes Kreuz würde wiederum Tod und Un , glück bedeuten. Zwischen die unteren beiden Flügel aber tritt der Geselle, den. > Zug begrüßend, und der Bräutigam wirft ihm für sein« Gefälligkeit wäh rend der meist in . «rinnert in seinem Ursprung an schwere Zeiten, in welcher die Ungarn unter türkischer Herrschaft standen und harte Kämpfe durchzumachen hatten. Die Kirchen waren damals alle mit festen Mauern umgeben,und stieg die Drang sal der Bevölkerung allzuhoch, so flüch teten die Greise, Frauen und Kinder mit ihren Habseligkeiten in die mauer umgebenen Kirchen, um dort Sicherheit zu finden und zu beten, während die Männer draußen in heißem Kampfe mit den Türken lagen. Der Weg von einem Orte zum anderen war mit , schweren Gefahren verknüpft, und traf es sich, daß ein Brautpaar aus zwei verschiedenen Ortschaften stammte, so mußte der Mann die Braut oft mit dem Säbel in der Hand einholen. Da ran will der noch übliche Gebrauch ge mahnen. In der Nähe der Kirche Wirt» der Weg durch ein Strohseil versperrt, und kommt der Hochzeitswagen heran, so muß der Bräutigam vom Wagen springen und mit einem Holzsäbel sich freie Bahn schaffen. Schlägt er das Strohseil auf den ersten Hieb durch, 112» kann er ohne Lösegeld pafsiren; für jeden vergeblichen Hieb aber muß er ein nach dem Brauch des Ortes und dem Reichthum des Ortes bemessenes Löse geld entrichten, und erst nach dem Siege „führt er die Braut heim". Novcmbcrrcgcl« für „Ihn" und Für „Ih n". Der Ostwind pfeift durch alle Gassen Und treibt die Blättlein durch die Es wendet sich der Mensch und geht. Wo er ein freundlich Heim erspäht. So geht es auch im Lebenau, Die Stürme, die am ärgsten Die können nimmer lange Hausen, Bald folgt nach ihnen stille Ruh. Trifft dich ein Sturm, so stehe fest. Ein gesunder Baum nicht entwurzeln sich läßt! Für „Sie". Wenn es draußen stürmt und bläst, ! Mach beschaulich . Und recht traulich „Ihm" daheim das warme Nest. So sollst, wenn des Schicksals Stürme „Ihn" entblättern Und umWettern Du nach wildem Sturmgebraus In den Herzen ihm ein Haus Fein erbauen! Edle Frauen Sind's, die uns in Sturmeszeiten Zur ersehnten Ruh geleiten! Mißverstanden. Dam«- (im Gespräch): „Kennen Sie die Sekte der Mormonen?" Lieutenant: „Gnädi ges Fräulein setzen mich wirklich inVer legenheit, bilde mir ein so ziemlich alle besseren Sektsortm zu kennen; von den Sekten der Mormonen habe ich aber, Die dritte Partei. Tom: , Demokrat sein." Bob: „Und ich ein Re dublikan«r." Will: „Ich werd« keines vc» beiden, sondern ein Politiker sein."
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