Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 09, 1894, Page 2, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    2 Zlclicnlmliterin.
Professor Hippel liebte seine junge
Frau abgöttisch! aber ihre bei ihm
wohnende Mutter trübte den ehelichen
Himmel nicht selten dadurch, daß sie
immer und überall eine Untreue des
Schwiegersohnes witterte und es sich
angelegen sein ließ, ihre Tochter zur
Eifersucht zu reizen.
In den letzten Tagen hatte der Pro
fessor die ganze Stadt um ein Ge
schenk für Ernestinens Geburtstag, das
sie sich schon lange wünschte, abgelau
fen und es war ihm gelungen, einen
Kaufmann aufzutreiben, der es von
feinem Fabrikanten so rasch als mög-
Schon am nächsten Tage läutete
Mittags ein Dienstmann an der Haus
thiire und sprach hierauf heimlich mit
dem Professor,der sich dann schnell ent
fernte.
die Schwiegermama, welche natürlich
gelauscht hatte, glühend vor Erbitte
rung zu ihrer Tochter. „Unglückliches
Kind!" rief sie. „Nun ist kein Zwei
fel mehr, er betrügt Dich: er hinter
geht uns auf die schändlichste Weise:
Soeben brachte ihm ein Dienstmann
die Botschaft, er solle eine gewisse Rosa
den anderen Namen konnte ich nicht
angekommen sei, abholen!... O der
Schändliche! Jedenfalls ist sie eine frü
here Liebe von ihm,mit der er nun wie
der zusammen kommt!... O Du
Aermste, wie beklage ich Dich!"
In Thränen aufgelöst vernahm
die junge Frau den entsetzlichen Be
richt.
Als der Professor Abends sehr ver
gnügt heimkam, traf er seine Schwie
germutter bleich vor Zorn, seine Frau
aber ganz ermattet von Schmerz und
Thränen.
„Ja, was ist denn los?" rief er und
bemühte sich lange vergeblich, eine Auf
klärung zu erhalten, bis sich endlich die
Zunge der Frauen lösten r,nd nun aller
dings eine Sturmsluth von Anklagen
über ihn hereinbrach.
„Pfui, Du schändlicher Betrüger!"
schluchzte Ernestine.
„Sie erbärmlicher Mensch!" fuhr
ihre Mutter fort, „o wir wissen Alles!
... Versuchen Sie nicht, sich auszure
den!"
„Aber ?" wollte er fragen.
„Schweigen Sie!" rief die Schwic
jetzt Ihre „Rosa" glücklich von de,
Bahn abgeholt und ihr lange genug
Gesellschaft geleistet, daß Sie sich end
unglücklichen Frau erinnern können?''
Da plötzlich begriff der Professo:
und brach in lautes Lachen aus. Dann
«theilt.
St Schtanlc.
A Wirthe Hot letzscht ihren Ma'
Dau sott a Frau net wllatig sei!
Sia stellt gle? ihren Hans zur Red',
„Was send denn de«s für Sacha"!
Doch dear Hot scho' a—n — Ausred
U dth td , chl ch
Ob sia se Hot im Keller g'stärkt!
Ein gefälliger Gauner.
Bertheidiger: Na, Pieske, da waren
Sie ja wieder mal wegen mangelnder
Beweise freigesprochen.' Das hat aber
diesmal eine Heidenarbeit gekostet, Sie
loszueisen. Gauner: Sei'n Sie ganz
ruhig, ich werde mich schon dankbar er
weisen. Wenn es sich nächstens mal
um eine weniger mulwige Sache han
delt. überrasche ich Sie durch ein net
tes kleines Geständniß.
Pünktlicher Wecker. Rei
sender (der im Bett furchtbar von den
Wanzen gestochen wird): 's hat doch
alles sein Gutes! Nun verschlaf' ich
auch den Frühzug nicht!
O weh! Seitdem Freund
Meyer verheiratheiist, ha! er sein, Te
lephon abgeschafft. Aber weshalb
Abends meine zehn Schoppen bringt,
nur fünf Pfennige Trinkgeld geben!
Wichtige Beschäfti
gung. Fremder: Kann ich vielleicht
den Herrn Rath sprechen? Magd:
Jetzt net, er sitzt im Garten und raucht
seine Pfeife, da läßt er sich net ger«
stören!
Variante. Junger Ehe
mann (auf dem Wege zu seiner
Stammkneipe, singend): „Glücklich ist,
wer vergißt, daß er schon verheira
theiist!"
Starke Zumuthung.
Arzt: Nun, wo fehlt's? Patient:
Rathen S' emal, Herr Doktor!
Der tolle Welkt.
Es war eine mittelgroße, im Posen
schen gelegene, nach allgemeinem Ur
theil reizlose Stadt, in der ich meine
Kindheit verlebte, und als das „Da
mals" noch ein „Heute" war, erwies
kommen auf einen Ton gestimmt, daß
wir alle Aeußerlichkeiten mit glei
chen Augen ansahen, alle Empsindun
ander voll nachzufühlen vermochten.
Bornberg—ich setzte aus naheliegen
den Gründen einen erfundenen Orts
namen an Stelle des wirklichen
zeichne! sich, wie gesagt, nicht durch
landschaftliche Reize aus, allein es hat
seinen Wald und sein Wasser. Das
genügte uns, und wir fanden immer
neue Schönheiten, immer neue, fesselnde
Eigenthümlichkeiten an der altvertrau
ien Scenerie heraus.
Fehlte die Zeit zu weitern Touren,
so wanderten Mutter und ich gar häu
sig mit unsern Arbeitstaschen am Arm
die Thorner Chaussee, eine von der
Stadt zum nahen Walde führende,von
prächtigen alten Lindenbäumen einge
säumte Fahrstraße, hinunter und lan
deten in dem beliebten, vielbesuchten
„lohannisgarten". Dieser umfang
reiche, altmodische Grasgarten mit sei
nen ländlichen Eigenheiten und Vorzü
gen: dem reichlichen Baumschatten und
der Fülle von Blumen, die man nach
Belieben abpflücken durfte, den langen
Tischen und Bänken von rohen Bret
tern, den großen Spiegelkugeln, in de
nen man sich selbst in lustiger Verzer
rung wiederfand, und den primitiven
Schaukeln, die den Beherzten dem
Himmel so nahe brachten dieser
Garten ist der Schauplatz vieler, un
vergeßlicher Erinnerungen für mich,
von denen die meisten eitel Sonnen
schein, einige aber auch sehr ernster
Natur sind. Unter die letztern ge
hört die Geschichte vom „tollen
Mielke".
Er hatte den Namen nicht von jeher
getragen, und kein leichtfertiges oder
abenteuerliches Leben veranlaßte dessen
Entstehung. Die Mielkes erfreuten
sich allgemeiner Achtung und gehörten
zu den wohlhabendsten Grundbesitzern
im bornberger Kreise. Sehr jung schon
war Ernst durch den frühen Tod sei
ner Eltern zur Selbstständigkeit ge
langt und hatte als Aeltester das schö
ne, schuldenfreie Familiengut Ostrewo
übernommen: sein jüngerer Bruder
stand als Secondelieutenant in einem
Berliner Cavallerieregiment. . Ich er
innere mich, daß die Tüchtigkeit und
der zielbewußte Berufseifer des „jun
gen Miekle" womit immer Ernst
gemeint war, während sein Bruder
„der Lieutenant" hieß von den
Bornbergern rühmend anerkannt wur
de. Wir Kinder pflegten auf unserm
Schulwege stehen zu bleiben und das
schmucke, von spiegelblanken Rappen
gezogene ostrewo'er Gefährt bewun
dernd anzustarren. Ernst kam häufig
nach Bornberg und wirkte bei den zahl
reichen musikalischen Veranstaltungen
unserer kunstliebenden Stadt als her
vorragender Dilettant mit. Kenner
haben schon damals sein Klavierspiel,
das sich durch hohe technische Vollen
dung auszeichnete, besonders aber mit-
Ostrewo. Wirtlich verbreitete sich bald
Mielke's Verlobung mit Wanda
! pariser Toiletten, an denen man nir
gends eine Naht oder eine» Stich sah,
j wie eine Fee erschien.
Gleich einer solchen hatte sie es auch
i Mielke war für gewöhnlich ein ernster,
verschlossener Mersch, in jenen Tagen
! aber lernten seine Augen und Lippen
das Lachen, und es lag beständig ein
! Abglanz der in ihm wohnenden Selig-
leit aus seinem schmalen, wettergc
! bräunten Gesicht.
' Schon zu jener Zeit, in der ein
! buchtender Glücksstern über Ostrewo
zu stehen schien, tauchten dunkle, un-I
heilverkündende Gerüchte über den!
Lieutenant auf. Es hieß, er führe in
der Hauptstadt ein leichtsinniges Le
ben und verthue viel Geld mit Wett
rennen und sonstigen „nobeln Passio
nen". Sein eigenes Vermögen sei be
reits hin, nun gehe es aus Ernst's
Tasche.
Der junge Mielke, der am Todten
bette der Eltern gelobt hatte, Bater
es sehr ernst mit seiner Pflicht! zu
ernst nach der Ansicht vieler. Er
brachte große pecuniäreOpfer! Ostrewo
hen dürfen, selbst um den Preis von
Ostrewo!"
„Dein Schwiegervater wird es nicht
sten.
als Onkel Juschu glücken?"
„verlorenen Söhne" gehört und dann
in der Neuen Welt sein Heil versucht,
mit Erfolg, wie es hieß. Er war
ten.
So ließ sich denn Ernst Mielke eines
Denn just als Ernst Mielke sein Pferd
vrief, dessen Adresse Wanda's Schrift-
Arm?r Ernst! Da zeigte es sich
er das höchste erwartet hatte, auch nur
die „gute Partie", der gesellschaftliche
Concurrenzpreis, dessen Gewinnung
Ehren- oder besser Eitelkeitssache ge
wesen! Ob und wie ihn dieser uner
wartete und härteste Schicksalsschlag
traf, ward zur Stunde offenbar. Sein
alter polnischer Kutscher, der ihn das
Schreiben öffnen sah, äußerte später
hin in seinem gebrochenen Deutsch:
„War sich, als greift aus Brief Hand
heraus und schlagt Panni nieder, so
sein Panni (Herr) zusammengeknickt!
War sich das wie Todtschlag wahr
haftiges!" Der wackere Alte hatte recht.
Es war ein Todtschlag. Und was in
jenen Augenblicken starb, erwachte nie
mals wieder zum Leben.
leben gehofft hatten, nicht stattfinden
würde, daß Ernst Mielke pötzlich ganz
arm und aus Kummer darüber tiessin
„iolle" Mielk«.
Irrenhaus zu sperren, denn die Ge
ftörtheit seines Geistes äußerte sich nie
mals in gewaltthätiger Weife, sondern
von der Welt wissen wollte, niemand,
einschließlich seiner nächsten Bekannten,
mehr zu kennen schien und niemals mit
einem Menschen redete, wenn es sich
nicht Anordnungen
zahlen war. Lieutenannt Stanislas
zog weißgewaschen und mit einem
Nothgroschen in der Tasche gen Ame
rika. Ernst Miclke aber ward, nach
dem er das alles vollbracht und dann
ten Thätigkeitsdrange ergriffen. Er
siedelte als Verwalter nach Rosenau,
der Besitzung eines alten Freundes,
tete vom ersten Tagesgranen bis in die
sinkende Nacht hinein. Rosenau und
sein Besitzer gewannen dadurch nicht
wenig, aber der „tolle Mielke" vielleicht
am meisten. Er hatte so die einzig
berg und Umgegend von Ernst's land
wirtschaftlicher Befähigung und sei
nem eisernen Fleiße zu reden. „Er
wird sich wieder emporarbeiten," hieß
Absicht tollen Mielke zu liegen.
legt, worin es verstauben konnte.
Er braucht« ja so wenig zum Leben
und hatte leine Wünsche mehr. Eins
nur, eins war ihm Daseinsnothwen
digkeit wie Nahrung und Luft: die
den lohannisgarten und das im dor
tigen Gesellschaftszimmer stehende alt
modische Taseltlavier, das denn auch
innerung an Wanda, an das gemein
schaftliche Musiciren im Johannisgar
ten, das ihre Herzen zueinandergefiihrt
Thatsache war es, daß Ernst Mielke
fast allabendlich von Rosenau, das
jenseit des an die Thorner Chaussee
War das Gesellschaftszimmer leer und
unbeleuchtet so setzte er sich regelmäßig
ans Klavier. Ob Leute vom Garten
störte ihm Und nachdem man das in
Erfahrung gebracht hatte, ging man
ihm still aus dem Wege, denn er hatte
keinen einzigen Feind und ward um
seines Klavierspiels willen von vielen
geliebt.
Es schien, als habe sich sein musikali
sches Können im Feuer der Trübsal
noch erweitert und vertieft; seinem Ge
nius waren gleichsam Engelsschwingen
gewachsen.
So zog denn das abendliche Klavier
spiel des tollen Mielke Schaaren von
heimlichen Zuhörern aus allen Kreisen
in den Johannisgarten. Nicht nur
Bornberg und dessen nächsteUmgebung,
sondern auch die Nachbarstädte stellten
schließlich ihr Contigent. Der Gar
ten mußte nach der rückwärts anstoßen
den Wiese hin erweitert werden, und
zwei schön srisirte städtische Kellner
flogen mit wedelnden Frackschößen und
tolle Mielke war sein geschätztester Gast.
erwarteten ihn allabendlich, und. das
Gesellschaftszimmer hatte er in jenen
Abendstunden immer für sich allein.
namhafteste Künstler. Die Wirklichkeit
l'ächtniß; den größten Erfolg erzielten
ind.'ß jedesmal seine selbstgeschaffenen
Stimmungsbilder und Tonarabesken.
Diese reihten sich in immer wechselndem
Ausdruck und Colorit wie bunte phan
tastische Träume aneinander und offen
barten, von der Minute geboren und
thum einer edeln, vom heiligen Feuer
«chter Kunstlerschaft durchglühtenMen
fchenseele, der es bestimmt war, für
immer ein un«rsch!ossenes Sesam zu
bleiben.
Mielke wiederholte sich fast niemals.
Nichts eigenes gab er zum zweiten
artigen Weife, die von besonderer
Schönheit war und ihre besondere Ge
schichte hatte. Der Besitzer von Rosenau
behauptete nämlich, Mielke habe das
Lied in der Nacht nach der Auslösung
seines Verlöbnisses componirt. Er, der
Berichterstatter, sei durch den beunru
higenden Gemllthszustand seines jun-
Ebschied vom
Stanislas kam erfreuliche Kunde her
über. Er hatte Onkel Juschu als den
Eigenthümer der Papierfabrik, in der
Backfisch mit himmelblau durchflochte
nem Mozartzopf, meinen Heine oder
Lenau im Arbeitsbeutel, an Mütter
chens Seite zum lohannisgarten
eines Tages kehrte er selber ganz un
erwartet in die Heimath zurück und
lenkte seine Schritte sogleich nach Ro
senau, wo er den Gutsherrn allein
fand. „Ernst bringt seine Abende re
gelmäßig im lohannisgarten zu, da
findest du ihn bestimmt auch heute",
sagte der. „Aber du mußt dich darauf
gefaßt machen, von ihm nicht wieder
erkannt zu werden. Er kennt niemand
mehr."
meinte Stanislas zuversichtlich. „Mein
ganzes, ferneres Leben soll der Aus
gabe gewidmet sein, ihn die um mei
netwillen erduldeten Leiden vergessen
zu lassen. Und er soll Ostrewo wieder
haben! Die Riickkaufsverhandlungen
sind bereits eingeleitet. Ich bin näm
lich heute nicht mehr der Thunichtgut
und Habenichts von anno dazumal,
mein Lieber. Onkel Juschu, der sich
meiner in Amerika wahrhaft väterlich
angenommen, hat vor einigen Monaten
das Zeitliche gesegnet und mich zu sei
nem Erben eingesetzt. Für die Fabri
ken habe ich schon einen guten Käufer
Geschäfts dauernd in der Heimath an
zusiedeln. Meinst du nicht, daß es mir
gelingen wird, mit all diesen guten
Neuigkeiten günstig auf Ernst einzu
wirken und ihn schließlich dem Leben
zurückzugewinnen?"
Der Rosenauer.murmelte etwas un
verständliches, das Stanislas für eine
Bejahung nehmen konnte, und dann
gingen sie beide, um Ernst auszu
suchen. An jenem Abend war der lo
hannisgarten zufällig nur schwach be
sucht, woran der Gewitterregen des
Spätnachmittags die Schuld tragen
mochte. Als Stanislas und der Ro
senauer eintrafen, war schon wieder
das schönste Wetter, und die erfrischte
Natur stand neubelebt, und Thränen
lächelnd, da, rosig übergliiht von den
letzten Strahlen der Abendsonne. Wie
ein Lauffeuer verbreitete es sich unter
den wenigen Gartenbefuchern, zu denen
auch wir gehörten: jener fremdländisch
aussehvde H.'rr mit dem englisch ver
nun heimgekehrt sei, um Ostrewo wie
derzukausen und die Famile zu neuen
Ehren zu bringen.
Der tolle Mielke saß im dämmeri
gen Zimmer und musicirle. Stanis
tet hatte, nur niit Mühe bemeistern.
Auch unser: Herzen schlugen voll ban
ger Der Ruhigste von
lose aneindergereihte Phantasien in den
wunderbarsten Gefühlsaccenten zu
uns sprach. „ES ist wie eine Autobio
terchen. „Ich sehe Erna's ganzes ver-
Augi vorüberziehen!" Und wie zur Be-
stätigung ihrer Worte, vernahmen wir
jetzt die sanft klagenden Mollaccorde,
die den „Abschied vom Glück" einleite
ten.
Athemlos, fast andächtig lauschten
wir alle. Wie sprechend deutlich, wie
rührend schön waren Schmerz und
Kampf, war der endliche Sieg eines
edlen Herzens über sich selbst zum Aus
druck gebracht! Ein Chor lieblicher,
aus Wolken niedertönender Engelstim
men schien diesen Triumph des Lich
tes über die Finsterniß von fernher zu
geleiten. Leise und abgebrochen, wie
in einem sehnsuchtsvollen Abschieds
gruß an das scheidende Glück, erstarb
die Melodie. Kein Auge war trocken
geblieben. Und als es nun still im
Zimmer geworden war, stürzte Sta
nislals vorwärts! Wir drängten,
ohne es selbst recht zu wissen, nach.
Uns allen gehörte ja der tolle Mielke,
also auch das lichte Schlußkapitel sei
nes dunkeln Lebensromans!... Ein
weißer Schmetterling war zum Fenster
hereingekommen und hatte sich auf den
Tasten niedergelassen. Ernst saß zu
rückgelehnt im Klavierstuhl und schien
Antlitz sah in der blassen Mondbe-
und legte die Hand auf seine Schulter.
„Ernst! Bruderherz!" sagte er mit be
bender Stimme.
deckt. Den tollen Mielke kümmerte
auch dieses nicht. Der tolle Mielke war
todt.
sloh'n,
Spürst du die Teuflein, die listigen
schon;
Flüstern und raunen dem andern in's
Ohr,
Machen die Worte so bös und so
schwer.
Keines versteht dann das andere mehr,
Huschen vom Ohr nach dem Herzen zu
letzt
gehetzt,
Wird in den Ädern das Blut erhitzt,
Bis eS voll Zorn aus den Augen blitzt!
Machen so groß und so schwer die
Schuld,
Machen so so kurz die
Bis jedes Wort ein Verbrechen scheint
Und aus dem Liebsten ist worden ein
Feind
Was ist »ic vicbc?
die Liebe, erbarmt sich ein Franzose,
Gaston Dauville, der rathlosenMensch-
Die Liebe," sagt dieser moderne Phi
losoph, ist eine emotive, spezifische En
tität, bestehend aus einer mehr oder
gleitet." Besten Dank, Herr Dauville!
Nun wissen wir doch ein- für allemal
und ganz genau, was die Liebe ist.
Eingegangen.
Der Herr Lehrer, der Förster, der
Flößertoni und der Hannes sitzen am
Wort hat, wie immer, der Flößertoni,
dessen Redeseligkeit in der ganzen Ge
gend bekannt ist.
Plötzlich sagt der Förster zu ihm:
„Hör', Toni, wenn D' jetzt a' ganze
zig's Wörtl sagst, hernach zahl' i' Dir
all' dös Bier, was D' in dera Zeit
trinkst!"
stummem Wink der Kellnerin hin. Da
sagt der Förster: „Leni, jetzt bringst
D' nur noch Halbe!"
„Na a' Maß!" schreit wüthend
einmal eine Stunde Rnhe gehabt.
Das artige Fritzchen.
Tante: „Hier, Fritzchen, hast Du ein
Stück Kuchen. Nun, was muß man
sagen?" Fritzchen: „Ich bitte noch
uni eins."
Mehr Sicht!
Geist der Forscher können wir die
künstliche Beleuchtung im Hause nach
unserem Belieben und Geschmack zweck-
Wohnung der weniger Bemiitelten
heute die Lichtfülle auf dem Arbeits
tische herrschen, welche die Gesundheits
lehre verlangt. Die gr?ße Lampe, die
tagsüber am Himmel leuchtet, ist uns
unerreichbar, an ihr können wir nicht
nach unserem Wunsche herummodeln:
wir müssen uns nach ihr richten; wir
können des Sonnenlichtes zum Leben
nicht entbehren, und der Sonnenschein
muß bei der Wahl der Wohnung, ber
der Wahl der einzelnen Zimmer unser
Führer sein. Wer ein freistehendes
Haus besitzt oder miethet, der bat das
Glück, daß ihm Licht und Schatten
gleichmäßig zugetheilt find. Dieses
Glückes sind die Neichen in den Villen
vierteln der Großstädte und die große
Masse der Leute auf dem Lande theil
haftig. Sie können die Wahl ihrer
Zimmer nach der Sonne einrichten.
Für sie möge die Nordseite des Hauses
als die wahre Schattenseit,.», die üble
Seite gelten. Sie werden sich vielleicht
an ein paar glühend heißen Sominer
tagen in dieselbe „retten"; aber für
den dauernden Aufenthalt ist sie nicht
geeignet. Hier können je nach Mitteln
und Bedürfnissen die Parlors sich be
finden, die Bibliothek oder das Ar
beitszimmer, die Speisezimmer gehö
ren auf die Sonnenseite. Wer so glück
lich ist, daß er über viele Räume verfü
gen kann, der kann das Schlafzimmer
nach Osten verlegen! die Sonne wirl»
ihn mahnen, früh aufzustehen, und er
wird sich gewöhnen, frühzeitig die
Nachtruhe aufzusuchen. Die Westseite
eignet sich weniger für das Schlafzim
mer, da sie im Sommer durch die
Strahlen der Abendsonne zu sehr er
hitzt wird. Aber es gibt «ine Masse
von Menschen, die üben Einzelhäuser
nicht verfügen können, die sich in dem
weiten Straßenflüchten der Großstädte
einmiethen müssen. Soweit es irgend
möglich ist, sei auch für sie bei der
Wahl der Wohnung die Sonne der
Leitstern.
Sie werden allerdings nicht von ei
ner Wahl der Zimmer viel sprechen kön
nen, denn wenn sie nicht gerade in ei
nem Eckhause wohnen, so werden sie
nur über eine Nord- und Südseite oder
eine Ost» und Westseite und dergl. ver
fügen können, wobei die bewohnbaren
Räume in der überwiegenden Mehrzahl
nach der Straßenfront zu gelegen sein
werden. Für sie mag bei der Wahl der
Wohnung der Grundsatz gelten, daß
eine nach Norden gerichtete Front, in
welche niemals der Sonnenschein
dringt, zu meiden ist; sie mögen den
Ausspruch eines Gesundheitslehrers
beachten, daß sie beim Miethen einer
solchen Wohnung außer dem Miethzins
noch ein« Abgabe an Gesundheit und
Apoihekerrechnung wegen Katarrh,
Rheumatismus und Blutarmuth zu
zahlen haben werden. In solchen Woh
nungen herrscht ein ewiger Winter, vom
keinem Sonnenschein verklärt; die Blu
men am Fenster siechen in ihnen dahin
und auch die Menschen können in ihnen
nicht gut gedeihen. Fassen wir Alles
zusammen, was wir bis jetzt gesagt ha
ben, so sehen wir, daß das Licht in ge
sundheitlichem Sinne unser bester
Freund ist. Dort, wo es uns durch
Uebermaß schädigen könnte, läßt es
sich leicht abblenden, aber wo es gänzlich
unsere Gesundheit; darum ist auch auf
unserem Gebiete/ der Ruf berechtigt:
Mehr Licht.
Eine Geburtstagsüberraschung.
Der Geburtstag der Frau Sarah
Kohn brach an. Das Geburtstagskind
war schon außerordentlich auf das Ge
schenk ihres Gemahls gespannt, denn
der sonst so sparsame Herr Salo Kohn
gedeutet, er werde ihr diesmal ein«
große Freude bereiten. Sie wartete
und wartete, allein Salo that nichts
Endlich wurde sie ungeduldig und
sagte: „Salo, weißt Du nix, heut' is
mei' Geburtstag?"
hast geredet?"
Brache."
Broche.
Schreibtisch!"
Befangener Stand
punkt. Rentier Maulwurf (liest in
der Zeitung): „Die Hebung der Lust
schifssahrt betreffend" sinnend):
„Mein Gott, noch höher? Man sieht