Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 26, 1894, Page 2, Image 2

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    2 „Das sih Ihm haben rausjeschmis
seine Fenster capputt jernacht. davor
bleiben sie jefällichst zwee Dage zu
Hause." Fragment eines
schriftlichen Befehls des alten Blü
cher! Ueber die Veranlassung wird
Folgendes mitgetheilt: „Während der
ersten Ueberschwenunung der „Kosmo
polis" Paris im lBl4 durch d^ie
Kämpfer aus dem Jahre 1870 71
Officier« nahmen als anständige
Leute im Wirthshause die Kopfbede-
Fensterkreuz eine Treppe hoch hinunter
auf die Straße. Herr von Hülsen,
Onkel des jetzigen Flügeladjutanten,
17,160 Mal in einer Stund«, folglich
411,840 Mal in einem Tage, 150,-
321.600 Mal jährlich. B«i sorgfälti
ger Behandlung geht eine Taschenuhr
zuweilen 100 Jahre richtig und in die
sem Falle würde sie 16,032,160,000
Mal ticken. Ein« Uhr ist aus hartem
Metall gemacht; aber «s gibt eine an
dere merkwürdige Maschine, die aus
weichem Stoffe besteht und doch 6000
Mal in einer Stunde schlägt, 120,000
Mal in einem Tag« und 43,800,000
Jahre und würd« dann 4,380,000,000
Herz.
Lieblingsgericht das Milhi. Es besteht
Boar d e r. Tochter: „Bitte, Ma
sten Monats." Mutter: „Wie kommst
Du darauf? Er ist ja ein ganz präch
tiger Mensch." Tochter: „Er ist «in
Betrüger. Ich habe seinen Koffer
durchsucht und Briefe einer Dame
vergeuden! Wir wollen Einen, der nicht
verlobt ist."
Er will quitt werden.
gehcirathet? Wußtest Du nicht, daß sie
Dich seit Jahres bestohlen hat?" Mr.
—D « r gute Ruf. A.: „Glau-
N.: K«nnt «r Sie?" A.: „Nein." B.:
g«b«n!"
DieNoth macht die m«i-
Kameradschaften.
Ackanislult.
Im ganzen Haufe herrschte Aufre
gung, wie bei Herannahen des Fa-
Papa Wallner war ausquartiert wor
den aus seinem stillen Arbeitszimmer
und stand nun rathlos vor einem mit
Büchern und Schriften beladencnTifch,
den man ihm in aller Eile in das Kin
derzimmer geschoben hatte. Die Kin
der selbst waren zur Großmutter ge
schickt worden, man hatte keinen Platz
für sie. In dem kleinen Salon wur
den Verschönerungen vorgenommen,
frische Blumen in die Vasen gethan,
ein paar Palmwedel malerisch über die
obligaten Familienbilder Oelge
modernen Büchern in Papas Vorrath
auftreiben konnte, auf den Tisch ge
breitet so recht genial durcheinander,
als ob man eines oder das andere eben
zufällig aus der Hand gelegt hätte.
Thatsächlich las man sehr wenig bei
Wallner's den Pater samilias etwa
ausgenommen, der als Censor die
höher, nagelt dort einen Kranz von
selhstg«pflUckten Dist«ln an die Wgnd.
steckt mattrothe Kerzen in die leeren
Leuchterarme der Ampel. Die meiste
den sie mit frischen Blumen schmückt.
Sie füllt das Tintenfaß mit frischer
Tinte und über dem Todtenkopf, den
lisch krönt, läßt sie absichtlich ihr muth
der Erde! Weiter selbst, als die im
mer kluge Mutter, die im Neb«nzim
mer über einen aparten Küchenzettel
brütet, der dem an Grütze und Pud
ding Gewöhnten die Wiener Kochkunst
in überirdischem Lichte zeigt.
So nun ist sie fertig, die kleine
Hex«. Bedächtig steigt si« die Leiter
herab, stellt dieselbe sorglich in ihren
Winkel und prüft nun mit einem ein
zigen Rundblick die Wirkung ihrer
Schöpfung. Sie ist zufrieden mit sich,
wirklich zufrieden. Er muß sich an
geheimelt fühlen. Und nun noch ihre
eigene reizende Person dazu, die ihn im
kleidsamsten Hauskostüm an der
Schwelle empfangen wird: das müßte
ja ein Ungethüm sein, wenn er nicht
Feuer finge! Aber freilich, wer sagt
ihr denn, ob er nicht am Ende ein recht
abscheulicher, knurriger Mensch ist, der
von Liebe nickts mehr wissen will!?
Das wäre ja schrecklich! Sie blickt
ganz verzweifelt vor sich hin und über
legt einen Augenblick, ob es nicht recht
thöricht war, sich so zu Plagen, in's Un
gewisse hinein!
Da kommt Papa zur Thüre herein
und hinter ihm Mama mit einer sieg
haft emporgehaltenen Karte.
„Dankwart von Siegen," sagt sie
„Dankwart von Siegen," wiederholt
Fritzi, „das klingt ja wunderschön!" —
„„Na, ob das klingt," sagt die Mutter,
«man glaubt ja rein in der Oper bei
den Nibelungen zu sitzen! Und Pro
fessor i°t er. Du, wenn er Dich nur
geben, Viktor?" fragt Mania
ten wolle, aber Fritzi sagt gerade halb
laut wie zu sich selber: „Professor
Dankwart von Siegen"... da zieht
Papa seine Brieftasche hervor und l->zt
schweigend das Gewünschte in MamaZ
Hand. Innerlich aber sagt er sich:
Dieser verwünschte Naturforschertag!
Und gleich darauf: Was thut man
nicht Alles einem heirathslustigen Mä
del zuliebe!...
Fritzi sah entzückend aus in ihrer
funkelnagelneuen Herbsttoilette. Die
wie über ein« schöne Blume. Aber sie
war nicht die Einzige. Ueber die
Ringstraße wogte es von lebendigen
Blumen, aus allen Fenstern blühte unz
lachte es und die ernsthaften Gelehrten
schauten gar befriedigt aus bebrillten
oder vnbebrillten Augen auf diesen be
wegten Garten nieder, der sich ihret
halben, wie es schien, so anmuthig zwi
schen den herrlichen Prachtbauten, den
steinernen Gedichten der Ringstraße,
hindurchschob.
Fritzi musterte aufmerksam die
Schaar der einziehenden Gäste. So
oft ihre braunen Augen einen stattli
chen, blonden Germanenkopf erspähte,!,
dachte sie sehnsüchtig: „O Gott
wenn er das nur wäre!" Und wenn
ihr prüfender Blick über viele unbedeu
tend« Gestalten, über etliche Schmeer
bäuche oder aufgedunsene, welke Gesich
ter hinglitt, über formlose Hüte, unter
welchen sie kahle Häupter vermuthete,
dann verzog sich ihr lieblicher Mund
und sie seufzte leise: „Das wäre
schrecklich." Aber ihr Trost blieb der
schöne Nam«. Dankwart von Siegen
so konnte ein häßlicher, uninteres
santer Mensch unmöglich heißen das
wäre himmelschreiend!
Und sie hatte sich nicht getäuscht. Als
sie mit «inigem Herzklopfen bei Mama
an dein zierlich gedeckten Jaufentisch
stand die Thüre des kleinen Bal
kons stand weit offen und weiche milde
H«rbstluft fluthete in's Zimmer da
klingelte es draußen, Schritte wurden
Urbar, die sich näherten, die Portiere,
die den kleinen Salon vom Speisezim
mer trennte, ward zurückgeschlagen und
herein trat, von Papa gefolgt, ein schö
ner, großer, blonder Mann, der sich
men, fröhlichen Ton in der Stimme
seine Freude über die liebenswürdige
Aufnahme in diesem Hause aussprach.
Mama Wallner verlor sich in unglaub-
Recht der Wissenschaft, das schöne
deutsche Reich und Gott weiß was
noch. Zum Glück war Papa da, der
in ungesuchter Gemüthlichkeit seinen
Gast behandelte, und Fritzi, die, nach
dem sie anfangs völlig sprachlos über
die Verwirklichung ihrer Träume da
gestanden, nun all' ihre reizende Mun
terkeit wiederfand und lustig plaudernd
den angenehm Ueberrafchten in sein
Zimmer geleitete.
Noch denselben Abend speiste man
zusammen und unterhielt sich famos.
Dankwart von Siegen entpuppte sich
als ein heiterer, zu allen Scherzen auf
gelegter Mensch, er sprach nur sehr we
nig von Wissenschaft und Forschung,
was Papa gewissermaßen enttäuschte,
Mama aber einen Stein vom Herzen
wälzte. Fritzi überzeugte sich mit in
nerstem Wohlgefallen, daß er sie oft
und mit leuchtenden Blicken ansah, und
sie konnte nicht umhin, dies mit einem
vielversprechenden Lächeln zu erwi
dern, das ihren süßen Mund noch mehr
verschönte und ihre weißen Zähne sehen
ließ. Wi« all« Norddeutschen, war er
entzückt von dem schmeichelnden Wohl
laut des Wienir Dialekts, und wenn
Fritzi irgend etwas recht „weanerisch"
vorbrachte, so bat er sie, es zu wieder
holen und versuchte es, denKlang nach
zuahmen, Was ihm nicht gelang und.
was dann jedesmal zu herzlichem Ge
lächter Anlaß gab.
Er empfand auch, ohn« sich darüber
Rechenschaft zu geben, .den wohlthuen
den Freimuth der Oesterreich»!», im
Vergleich« zu dem etwas harten, eckigen
Gesellschaftston draufzen, der erst dvrcki
langjährigen Verkehr abgeschliffen
wird, während er hier vom erste» Au
genblick an so selbstverständlich und
harmlos erscheint. Auch die weiche,
natürliche Rundung der Linien, die
elegante Schmiegsamkeit der Toiletten
alles das fiel ihm angenehm auf
und erhöhte feine ftstliche Stimmung,
so daß er sich gewissermaßen losgelöst
fühlte von allen Banden der Heimath
und nur diesen Tagen der Freude leben
wollte, ohne an Vergangenheit und Zu
kunft zu denken.
Am anderen Morgen ließ Fritzi sich
dabei ertappen, als sie sein Zimmer ab
staubte. Er kam eben von einem opu
lenten. Frühschoppen zurück. Man
hatte vielerlei dort gesprochen. Be
rühmte und Unberühmte hatten über
Wissenschaft und Leben, über das Ver
hältniß der Thiere zu den Menscben,
über Gattungswahl, Pflanzen über
alles Mögliche und Unmöglich« gespro
chen. Jedenfalls warAlles ausgezeich
net klug gewesen, aber er hatte nicht
viel Erinnerung daran, denn er hatte
weidlich getrunken. Der österreichische
Wein konnte wahrhaftig dem Rhein
wein Concurrenz machen. Das war
ein wundervoller Tropfen gewesen,
aber er wollte doch nicht länger bleiben;
um Drei ist das Bankett, da muß ja
wieder getrunken werden und er hat
sogar eine Rede im Kopf. Das
summt und summt von den Frauen
will er sprechen, von den schönen Wie
ner Frauen. Er fühlt es selbst, ob
gleich er nicht gerade eitel ist, von sei
nen Lippen wird das beffkr wirken, als
wenn so irgend ein kahlköpfiger Col
lege nee. das wäre nichts. Er muß
darüber sprechen, er beherrscht seinen
Gegenstand, er weiß sehr viel darüber
zu sagen. Man konnte mit Walther
öon der Vogelweide anfangen, der ja
auch in Wien der schönen Frauen Reiz
besang... aber vor Allem muß er ein
wenig ausruhen sein Kopf ist schwer
- und er hat ja ein so schönes Zim
mer in einem Hause, wo ein so reizen-
des Haustöchterchen da ist. In diesen
Gedanken kommt er heim und findet
Fritzi, wie sie Ordnung macht. In
vollen Halse, dem hiibschfrisirtcn Köpf
chen, sieht sie allerliebst aus. Die klei
nen Füße stecken in schmalen, gelben
Lederschuhen, die hübschen Hände mit
de°r «lwas ausgestreckten Aermeln neh
men Stück für Stück, reinigen es und
Sie erröthet leicht und weigert sich,
ihm die bestaubten Hände zu geben, er
beharrt aber darauf und schüttelt sie
mit Macht in seinen großen Löwenta
tzen. Er erzählt von dem Frühschop
pen und verräth ihr lachend seinen Re
deplan. „Da müssen Sie aber mit
dabei sein, Fräulein," sagt er mit fei
nem tiefen Bariton. „Hier hier
hab« ich Karten für Sie und Ihre
Mutter Sie sollen sehen, was ick da
Alles 'rauskriege aus meiner Seele und
wie ich Ihr schönes Wien feiern will."
Sie lacht und nimmt die Karten
und trägt sie zu Mama und kommt
wieder, um ihr vergessenes Staubtuch
zu holen. Da liegt Herr Dankwart
aber auch schon in einem Fanteuil und
macht kleine Aug«n. Er springt aus,
aber sie entwischt lachend und er wirft
sich von Neuem in den Faut«uil und
schlummert ein und träumt von sehr
verrückten und mit der ernsten Wissen
schaft in keinerlei Zusammenhang ste
henden Dingen.
Das Bankett ist vorüber, Dankwarj
von Siegen hat seine Rede geredet in
mitten von tollem Gläserklingen, und
das war sozusagen ein Glück für ihn,
denn sie war nicht sorgsam zusammen
gedrechselt, sondern Inehr srei gehalten,
durchsetzt mit einer, über das Ziel «in
wenig hinausschweifendenßegeisterung,
die vielleicht bedenklich erschienen wäre,
wenn man die Worte genau verstanden
hätte. Aber so in all' dem Tumult ei
ner schon durch reichlichen Champagner
erhöhten Stimmung sah man nur den
schönen, blonden Germanen mit dem
«rhobenen Kelchglas, man hört«, daß
er von den Frauen Wiens sprach, Ein
zelnes, wie ein mittelhochdeutscher Vers
Walthers von der Vogelweide, ein paar
launige, schalkhafte Wendungen wur
den verstanden und man empfand all
gemein, daß er diese schönen Wiener
Frauen pries und ehrte das genügte.
Die anwesenden Damen lächelten sich
erröthend an, die Männer schrieen:
„Hoch, Hoch, Bravo, der weiß, was er
lobt, Hoch die Frauen Wiens!" und so
war denn Alles zu ein«m glücklichen
Fritzi und ihre Mutier sprachen mit
mhreren Bekannten und Frau Wallner
konnt« sich nicht enthalten, mit einigem
Selbstgefühl den anderen Müttern zu
zuflüstern: Er wohnt bei uns! Fritzi
war eitel Seligkeit, und als Dankwar:
nach seiner Rede auf sie losgestürzt
kam und ihre beitxn Gläser sich lieb
kosten, da sah sie durch allen Glanz
hindurch immer nur ein Bild: sich und
ihn, Arm in Arm, einander zugeneigt
Geflüster ihrer Freundinnen. Dies
Bild verfolgte sie den ganzen Tag und
als sie spät des Abends einschlief, nach-
Ausfahrt in die schöne Umgebung
Wiens unternommen hatte, umgaukelte
sie beständig im Traum eine große
mattweiße, goldgeränd«rt« Kart«, auf
der unter einem kunstvoll verschlunge
nen Monogramm zu lesen war:
Fritzi Wallner,
Professor Dankwart von Siegen,
Verlobte.
Als si« erwachte, war sie beinah« be
trübt, daß dieser schöne Traum noch
nicht zur Wirklichkeit geworden—noch
nicht, denn Fritzi in ihrem achtzehnjäh
rigen Optimismus zweifelte keinen Au-
Lebhafter noch als ihre eigene Glück
seligkeit malte sie sich den bewundern
den Neid ihrer Freundinnen aus, ivenn
es heißen würde: Fritzi hat sich mit
einem der Naturforscher verlobt! Und
wie hübsch würden sie sich auf der
Straße nebeneinander ausnehmen, er
Und wenn sie dann hinauskäme in's
deutsche Reich als blutjunge Professors
frau da würden ihr die Studenten
am Ende alle zu Füßen liegen, wie
weiland der Pfalzgräfin im „Trompe
ter", und vielleicht wäre er dann so
recht, recht eifersüchtig! Das wäre so
hübsch ihn dann wieder gut zu ma
chen, ihm ein kleines Wienerlied vor
zusingen, „er mag es ja so gerne lei
den", wenn sie singt. Nein, sie ertappt
sich wahrhaftig schon auf einer hoch
deutschen Wendung und er hat noch
immer nichts vom profi
tirt, der Schlimme!
Heute Nachmittag hat er sich freige
macht von seinen Genossen, er hat Fritzi
versprechen müssen, mit ihr und Papa
in den Prater zu fahren. Sie will
ihm ihr lustiges Wien zeigen, daZ
Wien des Wurstelpraters, das er aus
allerlei Schilderungen kennt und gerne
genommen, einen flotten Fiaker, und in
schnellstem Tempo geht es hinab nach
dem Prater. Fritzi ergötzt sich an
Dankwarts staunender Anerkennung
und läßt sich mit heimlichem Behagen
von den Droschken erster und zweiter
Güte in Tübingen erzählen, die so
langsam fahren, daß ein Fußzängn
immer zehn Minuten früher anlangt,
als der Wage».
Papa versucht das Gespräch auf die
Wissenschaft zu lenken, aber Dankwart
antwortet zerstreut, iveil Fritzi ihm
jeden Augenblick etwas zu zeigen hat.
Wien sich i/skiner ganzen archi-1
tektonischen Schönheit, von ftner sinn
lich weichen Luft erfüllt, die bald Le
benslust, bald melancholische Träume
rei in dem Wandelnden weckt.
Dankwart von Siegen ist ganz er
füllt von aufrichtigem Entzücken. Da
zu die Nähe Fritzi's, die in unbewußter
Koketterie voll anschmiegender Grazie
war er konnte gar nicht anders, als
mit dem Vollklang seiner germanischen
Natur auf so viel Schönheit reagiren,
Während Fritzi in solchen Gedanken
lächelnd zu ihm aufblickte, bedachte Pa
pa, was ein Professor draußen wohl
für ein Gehalt haben möge, und da er
zu dem befriedigenden Resultat ge
langte, daß so ein tüchtiger Gelehrter
Immerhin eine recht r«spektable Partie
sei, ging er geduldig mit, vom Wurstel
theater zum Ringelspiel und von da
wi«der nach einer Rundreise durch Me
nagerien und Schießbuden hinüber zum
Sacher.
Mama saß inzwischen zu Hause und
b«reit«te im Berein mit Mizi ein gedie
genes Wiener Nachtessen, das dem Gasts
zeitlebens in Erinnerung bleiben sollte.
Während si« den kalten Aufschnitt ver
ziert« und einen Blick auf die mit Fett
gefüllte, prasselnde Pfanne warf, die
dazu bestimmt war, „Jackhendeln" auf
zunehmen, überlegte sie, ob er wohl
Verwandte inTübingen habe oder sonst
wo in Deutschland draußen. Eine
Mutter hatte «r sicherlich noch er
war ja gar nicht alt das war also
ein wunder Punkt gewissermaßen. Na,
aber ihre Fritzi war ja famos erzogen,
im Kochen war ihr nicht leicht Eine
über, da konnte also wohl auch eine
Schwiegermutter zufrieden sein. Aus
gestattet wird sie auch nett o ja,
was das anbelangt, da sollen sie sich
Wundern, na, und ein wenig Vermö
gen hat sie auch die beiden Buben,
die sollen sich nur selbst einmal durch
schlagen. Also das ist alles in der
Ordnung, ich muß ihn nur heute ein
bißl ausfragen wegen der Verwandten
und so dergleichen... von wem nur
der große Brief sein mochte, der heute
auS Berlin gekommen war? ES sah
aus, als ob eine Photographie darin
steckt«. Na, wir Werden's schon her
ausbekommen «r gehört ja ohnedies
bald zur Familie. Mit dieser Schluß
folgerung, di« in Frau Wallner's Herz
eine angenehme Erregung hervorrief,
ging sie nach dem kleinen Balkon, um
auszuspähen, ob die Erwarteten nicht
bald kämen. Ja, da fuhr der Fiaker
um die Ecke und hielt vor dem Haufe.
Frau Wallner konnte ganz deutlich hö
ren, daß der Professor zu Fritzi sagte:
Es war zu schön! Und sie sah auch,
wie die Nachbarin und deren Tochter
vorübergingen und sich mit verständ
nißvollem Blick nach dem schön«n, jun
gen Paar umsahen. Ein stolzes Hoch
gefühl kam über die Schwiegermutter
in fp«.
Das kleine Souper war bis zum
Dessert mit Klosterneuburger Stroh
wein fröhlich vorgeschritten. Die Back-
Hendl halten nicht verfehlt auf den
Professor den gewünschten Eindruck zu
marlon und er verstieg sich in seiner
Anerkennung so weit, sich von Mutter
Wallner erklären zu lassen, wie man
si« bereite. Diese kulinarische Wißbe
gierde bestärkte die Frau des Hauses
in .der Ueberzeugung, daß er Mutter
und Schwestern hab«. Sie wollte nur
eine passende Gelegenheit abwarten,
um ihn danach zu frage». Die ergab
sich bald. Dankwart von Siegen
hatte sich erhoben und hielt eine kleine
Ansprache. Er pries das Familien
leben an sich und betonte, daß es ihn
wahrhaft beglücke, auch hier in Wien
ein so schönes Zusammenleben gefun
d«n zu haben, ein Heim, wie es sein
soll, durchstrahlt von dem Zauber hol
der Weiblichkeit. Er habe in Wien
mehr gefunden, als er gehofft habe zu
finden er werd: sich nur schwer von
dieser schönen Stadt, von diesen l'eben
Menschen trennen und er trinke auf das
Wohl diese« vortrefflichen Mensch«»,
seiner lieben, hochverehrten Gastgeber
und auf den Stern dieses Hauses, ihre
reizende Tochter. Fritzi erglühte über
und über und ihre Augen schimmerten
von Thränen, als Dankwart von Sie
gen mit ihr anstieß, das Glas dann
wegstellte, ihre Hände faßt- und diesel
ben abwechselnd drückte und lüßte...
Da hielt Mutter Wall.ier sich nicht
„Ach Gott ja," ruft er lebhaft und
fühlt, stürmt wieder hinaus, setzt sich
zwischen Fritzi und ihre Mutter und
Sehnsucht ein paar Bilder hervor, die
er schweigend mit einem erwartungs
vollen Lächeln vor sie hinbreitet.
„Ah," sagt Frau Wallner, „Ihre
derhübsche Erscheinung! Und die al
lerliebsten Kinder! Sieh' nur, Fritzi!"
„Ne«," sagt der Professor, mit einem
Alles verstummt. Frau Wallner ließ
iiber sich selbst. Was sollte er nun
ihm «in rettender Gedanke! Er neigte
sich zu Fritzi hinüber und ihre Hand
erfassend, sagte er feierlich:
„Fräulein Fritzi, ich habe auch einen
Bruder, einen sehr slotten, braven
Mann, der mir sehr ähnlich sieht, er ist
jünger als ich, Doktor der Medizin,
und möchte sich gerne »erheirathen; er
hat mich gebeten, in dem an schönen
Mädchen so reichen Wien für ihn «in
wenig Umschau zu halten, und ich
glaube, gefunden zu haben, was ihn
beglücken könnte darf ich ihm schrei
ben, daß er «ine freundliche Aufnahme
erhoffen kann?"
Da lächelte Fritzi unter Thrän«n,
Mama Wallner's Miene fänftigte sich,
Frau. Was doch so ein Congreß für
anmuthige Folgen hat! Und zu Fritzi
geneigt, sagte er: „Mein Bruder heißt
Hellmuth!"
„Hellmuth," flüsterte sie erfreut zu
rück. „was für ein schöner Name! So
hat ja Moltke auch geheißen!"
Diplomatisch. Madam«:
Sie waren auf Ihrer letzten Stelle
dieselbe denn verlassen? Dienstmäd
chen: Meine letzte Herrschaft war solch
unangenehmes, altes Weib. Madame:
Nun, ich könnte doch auch solch unan
genehmes, altes Weib sein. Dienst
könnten Si« allerdings sein, aber alt
ni«. Madame: Es ist gut; ich werde es
mit Ihnen versuchen.
UnsereFrau.cn. Europäi
scher Tourist (zu seinem» an-erikanilchen
Gastgeber): „Ich habe noch nirgends in
der Welt so wunderschön« Mädchen ge
sehen, als gerade hier bei Ihnen in
Amerika; aber die verheirathetenFrauen
sehen dafür um so vergrämter und ab
gearbeiteter aus." Gastgeber: „Ja,
sehen Sie: ein Th»»l der Frauen hier
bei uns ist so abgearbeitet, weil sie sich
Reingefallen. Gatte:
terworte sich getroffen fühlen sollte,
meint: „Es ist doch nur «in« Fabel!"
Gliver Wendet! Dölmes.
Der berühmte amerikanische Dichter
und Gelehrte Oliver Wendel! HolmeS
ist in dtm hohen Alter von nahezu 85
Jahren in seiner Wohnung zu Boston
aus dem Leben geschieden. Wie sein
Leben friedvoll, war sein Tod, welchem
Theilnahme hervorruft, sanft. Ein
sehr starker Ansall von Asthma, an
welchem Leiden er seit längerer Zeit
ters ein Ende gemacht. Am 29. Okto
ber 1809 in Cambridge, Mass., g:bo-
Oliver Wendel! Holmes.
Jahre 1836 ließ er sich in Boston als-
Fächern an der Massachusetts Medical
Jäher 1882 nieder. Schon im Jahre
gemeine Äusnxrksamkeit auf sich, und
sein Ruf als Dichter wurde durch den
Vortrag eines selbstverfaßten Gedichtes
DaS kleinste Baby.
Die Gattin des Straßenbahn-Ange
stellten From in New Orleans hat ei
nem Knäblein das Leben geschenkt,
welches das kleinste Baby sein dürfte,
welches jemals das Licht der Welt er-
LLnge; sein Fuß ist nur 2 1-2 Zoll
beträgt 11 Zoll. Bei seiner Geburt
schenkt. Einige der Größeren sind ge
storben. Ihr ältester Sohn, Frank
mit Namen, zählt jetzt 18 Jahre; ist
Frank Harris als der kleinste Athlet
als drei Fuß. Die Mutler dieser
Gesundheit, 185 Pfund wiegt.
Er hat Recht.
ten?"
„Warum? Was kann denn das arme
Thier dafür, daß ich Dich vor 2S Jah
—'Beste Zeit. Reisender (zu
zeit in ein Geschäft treten will): „Bist
Du aber fleißig, jetzt um zwölf Uhr
Mittags besuchst Du gar Kund«»?!"
College: „Was soll man machen, es
ist jetzt die beste Zeit, der Hausknecht ist
beim Essen!"