Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 14, 1894, Page 2, Image 2

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    2 Zlntcr uns Krauen.
In einer Gesellschaft hörte ich kürz-
Damen dürften jenen sonderbaren
Einfaltspinsel dafür ihrerseits mit
tiefster Verachtung bestrafen, und es
als untrügliches Z«ich«n seiner eigenen
Unbildung betrachten, wenn ein Mann
schauung huldigen könne, daß eine be
schränkte Frau als Lebensgefährtin der
klugen vorzuziehen sei. Und doch kann
ich unseren mit reichen Kenntnissen
ausgestatteten Heirathskandidatinnen
die Versicherung geben, daß jener
Jüngling mit seiner klar ausgespro
chenen Antipathie gegen kluge Frauen
durchaus nicht vereinzelt dasteht, son
dern daß er vielmehr selbst unter den
Männern unseres übermäßig kultur
deleckten neunzehnten Jahrhunderts
gar zahlreiche treue Gesinnungsgenos
sen aufzuweisen hat.
Worin diese Erscheinung ihre Be
gründung findet, wieso der eigen
thümliche Abscheu vor den allzuklugen
Frauen bei der Männerwelt entstanden
sein mag, das können wir nicht mit
Bestimmtheit «ngeben, aber vielleicht
errathen. Wenn der Mann zur Wahl
seiner Lebensgefährtin schreitet, so
treten dabei hauptsächlich die prakti
schen Lebensfragen in den Vorder
grund, und die persönlichen Wünsche
des Mannes kommen m«hr in Betracht
als bei der Frau, welche fast aus
schließlich von ihrer idealen Gemüths
welt beeinflußt wird. Der Mann
erwartet also, daß ihm die Frau nicht
nur eine liebende Gattin, sondern ein
gefügiger, selbstloser Lebens-Gesell
ffchaster sei, daß sie nicht nur seinem
Hause als liebendes Haupt vorstehe,
sondern sich auch als emsige, rührige,
tüchtige Arbeitskraft bethätige, daß sie
nicht nur als hübscher, leuchtender und
erwärmender Stern am ehelichen Him
mel glänze, sondern sich auch als spar
same, praktische, gesandte Haushälte
rin bewähre, daß sie nicht nur selbst
gesund an Körper und Seele ist, son
dern auch im Stande sei, Physisch und
moralisch gesunde Kinder in die Welt
zu setzen.
Jugend an gehört oder gelesen, wenn
dielleicht auch gar nicht selbst erfahren,
daß diejenigen Frauen, welche ihrer
Weiblichkeit zum Hohne die Redner
bllhne besteigen und „Freiheit und
Gleichheit" predigen, die an Universi
tättn studiren und emancipirten Le
sassen, ja selbst solche, die als Aerzte,
Buchhalterin oder Lehrerin mehr dem
öffentlichen Leben angehören, kurz all'
welche einen gewissen Grad von
trachtungen darüber, daß die Begriffe
heit und Gleichheit, von selbstloser Un
lassen.
Und schließlich sind fast alle Ehekan-
't d l tzt W«" d'
zweifelnde Männerwelt den unklugen
beschränktem Weiblein großmüthig zu
überlassen und ruhig ahzuwarten, bis
llvg geworden sind.
Durchdießlume. Sie (in
der Zeitung lesend): Schon wieder
'mal ein Mädchen beim Fensterputzen
abgestürzt. Er (seufzend): Ja, ja,
die verdammte Putzsucht hat schon
viele Opser gefordert.
Nochbesser. A. Finden Sie
nicht, daß Fräulein Lehmann ein rei
zendes Lächeln und wundervolle Zähne
hat? B.: O, ihr Lächeln ist nicht übel,
aber was ihre Zähne anbetrifft, da
müßten Sie erst mal ihr anderes Ge
lbiß sehen, das ist noch viel besser!
Me sie sein soll!
Otto Gelm ging schon seit Jahr und
Tag auf Freiersfiißen. Er war wohl
habend, unabhängig, hatte «in gefälli
ges Aeußere und verbindliches Wesen.
Er war der ersehnte Schwiegersohn
aller mit Töchtern gesegneten Mütter,
nicht begreifen, daß er sich von ihnen
so ferne hielt und nicht um ihre Gunst
warb. Sie wußten ja Alle, daß er
Heirathen wollte so etwas spricht
sich rasch herum, weshalb also schlug
er nicht den zur Heirath «forderlichen
Weg ein?
Die Erbitterung der Mütter wuchs
mit jedem Tage und manches Töchter
chen meinte schmollend:
„Ich bin überzeugt, wenn Mama
nicht wäre, Herr Gelm hätte längst um
Und es war etwas Wahres daran.
Kein Wunder daher, daß er Unfrieden
in den Familien stiftete und die hei
rathslustigen Töchtir ihre Mütter am
lieb"«n verleugnet hätten.
„Treib's nicht zu arg, mein lieber
Junge!" sagte einst ein Freund. „Jetzt
würden Dich die Mütter noch in Gna
den aufnehmen, aber benimmst Du
Di>s au>s ferner so ungezogen gegen
sie, dann könnte es Dir Passiren, daß
Du verlckilossene Thüren fändest!"
Otto lachte ungläubig und meinte:
aber durchaus nicht haben, denn ich
will eine Ehe zu zweien, nicht eine zu
dreien führen. Im besten Falle werde
ich immer der Shawlträg«r meiner
verehrten Schwiegermutter sein, im
schlimmsten der Sündenbock, an
dem sie ihre böse Laune ausläßt."
„Dazu hat sie doch ihren Mann."
„Ach, der ist im Lauft der Jahre
meist ein unbrauchbares Möbel gewor
den. w"s-",terien beansprucht sie nicht
mehr von ihm, und der ehelich« Streit
nen häuslichen Geschäfte geh«n mit
der Pünktlichkeit einer Maschine, da
gibt es keine Ucberraschung, keine
ftn!"
Kaum ein viertel Jahr später er
blickte G«lm zum ersten Mal das eben
aus einem Schweizer Pensionat ent-
Ballfaal und ließ sich vorstellen.
Otto verneigte sich höflich und kalt.
Mutter und Tochter also schon wie
der «ine Hoffnung weniger, denn in
Schrecklich! Und doch konnte Otto
„Ist Ihr Herr Gemahl ebenfalls auf
wittwet," antwortete Frau Brandow.
Also Wittwe auch noch das hatte
gerade gefehlt! Otto beschloß, den
Ball schleunigst zu verlassen. Aber
Elly lächelte ihn strahlend an.
mit Elly, und es war ihm förmlich,
als erwache er aus einem Traume, als
Frau Brandow ihm beim Abschiede
die Hand reichte und sagte:
„Es wird unS freuen, wenn Sie uns
besuchen wollen, wir leben zwar sehr
still und zurückgezogen, aber jeden
Sonntag Nachmittag sehen wir, doch
Otto Gelm seinen ersten Besuch; Elly
für Familienverkehr nicht zu haben,
mutterfurcht besessen sei. Und nun
war er doch gekommen.
Otto fand den kleinen Kreis ganz
behaglich, nur ein Herr mit einer küh
nen Adlernase und blitzenden, dunklen
Augen, ein gewisser Freiherr von Bor
nim, mißfiel ihm gründlich. Er hatte
daß Otto das Blut siedend heiß zu
Kopfe stieg.
„So?"
Kreis war diesmal noch kleiner als
das erste Mal, aber Herr von Bornim
saß wieder zwischen Mutter und Toch
einmal, als er mit Gelm zufällig allein
war.
„Allerdings," versetzte Otto scharf,
„Da ist noch die Mutter —"
„Aha, die schreckliche Mutter, ich
verstehe," griff Otto lebhaft auf.
„Ueber Elly! Ich finde Bezeich
wissen Sie nicht. Jedenfalls
von Ihnen geschulmeistert zu werden.
Ob ich Fräulein Elly Heirathe oder
nicht, ist allein meine Sach«, in die Sie
gegen.
„Wieso?" murmelte Otto bestürzt.
„Ich habe, wie gesagt, alles Interesse
Elly?" n.ch.
„Nein, nicht Elly —"
Die Männer sahen sieb lachend In
die Aug«n.
„Schwiegerpapa!" rief endlich Otto
Eelm in Hellem Entzücken aus und
reichte dem Freiherrn beid« Hände.
Dann stellte er sich in feierliche Posi
tur und sagte:
„Hiermit habe ich die Ehre, Sie um
die Hand Ihrer Stieftochter, Fräulein
Ell» Brandow, zu bitten."
„Sachte, sachte vorläufig hat nur
die Mutter darüber zu entscheiden."
Und Ottos Arm durch den seinen
ziehend, führte er feinen einstigen ver
meintlichen Nebenbuhler zu Ellys
Mutter.
sein« Verlobüngsanzeigen.
„Was hab' ich Dir gesagt?" meinte
der Freund, der Otto seiner Zeit von
Alpen): „Halt! Junger Mann, Sie
Sepp: „Allerdings. Ich kann die
sich nicht stürzen in das Abgrund."
Sepp: „Sie sind sehr freundlich,
Mylord, aber Sie werden mich nicht
zurückhalten können."
Lord: „Nix freundlick! Wenn Sie
wollen nehmen sich die Leben, geb' ich
Ihnen meinen Revolver, was sich
schießt sehr gut!"
Sepp: „Ich könnte vorbeischießen.'
jäger?"
Sepp: „Gemsen treffe ich, aber
Selbstmordschüsse habe ich noch nicht
probirt."
Lord: „Junger Mann, Sie macken
schlechten Witzen, aber mir sein die
Sack very ernst yes? Wollen Sie
sich erschieß oder nicht?"
Sepp: „No!"
Lord: „Well, gutt, dann werden Sie
sich erhäng. Wollen Sie sich mit die
ser Tasch«ntuck anknüpfen an nächstes
Baum?"
Sepp: „Nein. Ueberhaupt, My-
Lord: „Nix grob, junger Mann.
Ich will jetzt macken poch poch an Ih
rem gutten Herz. Wissen Sie, wer
sich vor drei Jahre hat gestürzt in dies
Abgrund?"
Sepp: „Ich weiß. Auch so ein ver
rückter Engländer hm! hm!"
Lord: „Junger Mann,dies English
man war mein Vater. Und wissen
Sie. was jenes Kreuz von Holz be
deutet?"
Sepp: „Da hat sich auch mal einer
heruntergestürzt, aber das«ist minde
stens zwanzig Jahr her."
Lord: „All right, das sein gewesen
mein Großvater. Also werden Sie
sich nicht stürzen in dies Abgrund.'"
Sepp: „Und weshalb nicht?"
Sepp: mir Wurscht."
Sepp: „Hundert Pfund? Dann
kann ich ja mein R«si Heirathen. Hur
rah!"
Nurdarum. Doktor: Bitt«,
ten, bis ich das Recept zu Ende ge
— „Was! Ich denke, Du bist verheira
ran!?" „Ja, heute ist mein Äe-
Das Zjindernih.
Am Privall, der sonst so stillen, klei
nen Halbinsel bei Travemünde, war
lautes Leben. Das alljährliche Ren
nen fand neuerdings statt und die Tri
bünen waren zum Brechen voll. Ueber
die große, kurzgrasige Haide hin schrit
ten feinbeschuhte Damensüße, langge
streckte, gelbe, schnabelartig gebogene
Schuhe von Gigerln, knappe, feste Of
siciersstiefel, hier und dort auch ganz
gewöhnliche Schuhe von ganz gewöhn
lichen Menschen. Die Sonne brannte
erbarmungslos, als erklärte sie sich in
ihrer Urweltskraft als Freundin all'
des spielenden Sports, auf die zum
Theil recht aparten, zum Theil recht
der überstandenen Anstrengung, wurde
umringt und mit Liebkosungen über
schüttet.
Sein Jockey, eines jener charakteri
stischen Zwittergeschöpfe von Mann
und Puppe, mit den scharfgeschnitte
nen, alten Knabenzügen, im blaugel
ben Costüm, das die magere Gestalt
umschloß, hatte die Mütze abgenommen
und trocknete die Schweißperlen auf
der Stirne mit dem blaugelbgeränder
ten Taschentuch, in dessen Ecken Sport
insignien flach gestickt waren. Andere
Jockeys in roth-weiß, blau und grün,
gingen hin und wieder. Die Pferde
für das nächste Rennen ein Hin
dernißrennen wurden mit prüfenden
Blicken betrachtet, beim Totalisateur
staute sich beständig eine wogende Men
schenwelle.
Kurgäste aus den umliegenden Ost
seebädern, Sportsmänner aus Berlin
und Hamburg, Familien aus Lübeck—
ja sogar plattsprechende Bauern, die
sich einen Sitz geleistet hatten. Ein
buntes Chaos von Eleganz und Spie
ßbürgerlichkeit.
Titus von Fork, Großgrundbesitzer
im Mecklenburgischen,einer jener Land
aristokraten, die halb Bauer, halb
Gentleman sind, hatte den Platz neben
seiner Frau, der schönen Ilona, ver
lassen, um nach dem Startplatz zu ge
hen und sah noch, sich halb umwen
dend, wie Wolf, sein Freund, den lee
ren Stuhl einnahm und sich lächelnd
über Frau Ilona's Hand beugte. Er
sah es mit dem ruhig freundlichen Blick
eines vertrauenden Mannes, der keine
Eifersucht kennt.
Ilona, ein feuriges Ungarkind, das
dem kühleren Nordländer auf einer
Schweizerreise begegnet war und ihm
das Herz entwendet hatte, galt für
eine sehr reizende, sehr kluge, aber et
was gefährliche Frau. Sie zwang alle
Männer in den Bann ihrer fammt
schwarzen Augen und zog sich dadurch
die unversöhnliche Feindschaft aller
Frauen und Mädchen zu. Auch Wolf,
der lebensfrohe, brave Wolf, der in der
glücklichen Lage war, so hübsch als
klug und so liebenswürdig als reich zu
fem, konnte nicht umhin, der Schön
heit Ilona's, die er vor wenigen Mo
naten erst kennen gelernt, seine Huldi
gungen darzubringen. Er war erst
kürzlich von seiner Orientseite heimge
kehrt und hatte nicht ohne Ueberra
schung seinen Freund Titus, den er
für einen heimlichen Weiberfeind hielt,
im Besitze dieser schönsten Frau vorge
funden. Wolf's Anerkennung für
Brüderlichkeit legte.
Das eben war es, was Ilona's In
teresse stachelte und sie verlockte, die
Thorheitist.
Als Wolf nun zu ihr trat und ihre
unbehandschuhten Finger mit seinen
ja, Ilona (Titus hatte ausdrücklich
ertlärt: Lass' doch die Baronin weg.
Du bist kein Fremder für ans!), Sie
wissen, meine „Lola" ist an dem Ren-
Mann!"
schmalen Rand ihres entzückenden Hu
tes hervor schelmisch an.
„Dann muß sie siegen!" gibt er
rie.
„Ich habe schon ein Festmahl be-
stellt daheim zu Ehren des Sieges",
sagte sie fröhlich. „Alle Ihre Lieb
lingsspeisen: Rehsrikassee und Fla
mingotorte!"
„Ach, wie Sie gut sind, Sie ver
wöhnen mich, Ilona! Ich muß wahr
haftig Titus bitten, mich in die Ver
bannung zu schicken!"
Er sagte das halb im Scherz, halb
klang doch die Ueberzeugung hindurch,
daß diese Güte eine Gefahr sei.
„Möchten Sie das?" fragte sie vor
wurfsvoll. „Ich werde es müssen,"
flüstert er halblaut, fast um etwas zu
sagen. Sie erröthet und wendet den
Kopf nach dem Äartplatz, wo die
Pferde schon in einer Reihe stehen, mit
nervös zuckender Ungeduld,wie sie Ren
nern zu Eigen ist. Die bunte Reihe
der Jockeys mit dem schon zum Ritt
gebogenen runden Rücken hob sich ma
lerisch ab von den dunklen Pferden, die
den Boden der Haide mit bebenden
Füßen stampften.
Wolf folgte Ilonas Blicken, aber
seine Augen blieben an den feinen,
hellen Haaren hängen, die auf Ilonas
Nacken sich duftig kräuselten. Sie
trug ein röthliches Kleid, das den Hals
frei ließ, auf dem koketten Hütchen
«ine Touffe von Haidekraut. In ihrer
Toilette lag ein entzückender Chic, wie
ihn Wolf nur auf den Boulevards von
Paris und in den Straßen Wiens ge
sunden hatte. Als fühle sie diesen auf
ihr ruhenden Blick, stieg ihr eine Blut
welle zu Kopf und verbreitete sich lang
sam auf dem schönen, festen Halse...
Auch den vollen Haarknoten, der unter
dem Hütchen hervorsah, betrachtete
Wolf und unwillkürlich, mit der Phan
tasie eines sechsundzwanzigjiihrigen
Herzens, dachte er sich diese vollen Haa
rwellen aufgelöst, niederrieselnd über
herrliche Schultern.
Er erschrak beinahe. Solche Be
trachtung schickte sich schlecht für den
Freund von Titus.
Einen Augenblick später ertönte die
Startglocke und in wildem Lauf jag
ten die Pferde dahin. Auf dem Renn
platze herrschte athemlose Stille k°r
Erwartung, unterbrochen von einzel
nen Rufen, von zischelnden verworre
nen Flüstertönen, von den heiseren, an
spornenden Naturlauten des Jockeys
und dem weich verklingenden Hufschlag
der Pferde.
Wolf und Ilona verfolgten aufmerk
sam nebeneinander sitzend, so daß ihre
Arme sich fast berührten, den Verlauf
des Rennens. „Lola", die zuerst zu
rückgeblieben war, schoß mit einmal an
den andenen vorbei und sauste über
das erste Hinderniß hinweg. Wolf
tonnte einen Ausruf der Freude nicht
unterdrücken und unwillkürlich berühr
te er Ilonas Hand mit der seinen,
um sie auf die Wendung von „Lolas"
Absichten aufmerksam zu machen. Sie
blickte auf und Beider Augen flamm
ten ineinander, von gemeinsamer
Sportlust erfüllt, dieselbe gleichsam
übertragend auf ihre unausgesprochene
Neigung.
Titus von einer unsichtbaren
Hand gewissermaßen herumgezwungen,
wandte den Kopf nach der Tribüne
und nickte lächelnd hinauf nach den
beiden Menschen, die er am meisten
liebte.
Dann verfolgte er wieder mit der
Gewissenhaftigkeit des Preisrichters
das Rennen, das seinem Ende nahte.
„Lola" hatte sich in der vordesten
Reihe gehalten, ja sie war den anderen
um Kopfeslänge voraus, es schien zwei
fellos, daß sie siegen werde. Da machte
„Barbarossa", ein englischer Rothfuchs,
gewaltige Anstrengungen, um „Lola"
zu überholen. Nebeneinander sausten
die Pferde hin, nebeneinander nahmen
sie das zweite Hinderniß, schon hatte
„Barbarossa" einen kleinen Vorsprung
gewonnen, da flog „Lola" über ihn
freiter Aufregung durchwogte den
Rennplatz. Wolf war von Ilonas
Seite aufgesprungen und führte sie am
Arm zum Sattelplatz. Fast hätte sich
rend Ilona „Lolas" Hals streichelte.
Leib, ich gratulire Dir, Wolf!" Sie
„Was Du heute schön bist, Ilona
Du hast doch Wolf zum Essen gela
den?!"
„Ja, ja, natürlich," sagte sie ha
stig, in einem Ausluge von Unbehag
lichkeit.
trauen, fing an, sie nervös zu ma-
chen. Sie hätte ihn lieber eifersüchtig
gesehen, um ihn ein bischen quälen zu
können.
Als der Abend kam, überlegte Wolf
einen Augenblick, ob er nicht lieber Un
wohlsein vorschützen und bei Fork ab
sagen lassen solle. Seine brüderliche
Zuneigung für Ilona hatte heute bei
Färbung angenommen. Das beunru
higte ihn. Er sagte sich, daß Ilona
ihn zu lieben beginne, in ihrer kapri
ziösen, leidenschaftlichen, zu allen
Aber dennoch, er konnte unmöglich
heute Nein sagen. Heute, wo man
ihm und seiner „Lola" zu Ehren ta
felte! Und Ilona hatte seine Lieb
lingsspeisen bestellt! Er freute sich halb
Rehfrikassee und Flamingotorte wa
ren verzehrt und der kühle Champag
ner erhöhte die lebhafte Tischstimmung.
Titus hob sein Glas und leerte es auf
die braune „Lola". Ein kleiner Guts
nachbar ließ die Frau des Hauses le
ben und Wolf, dem nun eigentlich keine
Wahl blieb, hielt eine kleine Ansprache
auf Titus und hob sein Glas auf dau
ernde Freundschaft. Er erzählte ber
diesem Anlasse eine Anekdote aus ihrer
Knabenzeit und wie Titus und er seit
jenem Tage einander gut geblieben
seien, bis auf diese Stunde.
Titus schüttelte ihm gerührt die
Hand und Wolf übersah deshalb, daß
Ilonas Augen einen starren Blick an
nahmen und ihre Hände nervös an
dem Rosenstrauß zerrten, der neben ih
rem Teller lag. Wolf hatte ihn in
Eil« binden lassen und ihren Platz da
mit geschmückt. Er sah jetzt, daß sie
ihn achtlos beiseite schob und aus der
großen Vase, die den Mittelraum des
Tisches zierte, ein paar andere Rosen
nahm und sie an ihrer Brust befestigte.
Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
Einen jener Blicke, denen ein tieferes,
wenn auch unausgesprochenes Einver
ständniß zu Grund« liegt. Sie warf
wieder trotzig die schönen Lippen auf
und blickte an ihm vorbei nach dem
Gatten, der'voll jovialen Lebensmuthes
das stockende Gespräch weiterführte und
nichts von alledem bemerkte. Er gerieth
allmälig mit den anderen Gästen
auf landwirtschaftliches Gebiet unt>
bemerkte in seinem lauten Eifer über
Pflugmaschinen und Reblaus auch
nicht, daß Ilona aus dem Speisesaal
in den Garten getreten und Wolf ihr
gefolgt war.
Sie ging lässig quer den Wiesen
pfad und fühlte, daß Wolf's Augen
ihrem nachschleppenden maisgelben
Kleide folgten, wie einem voraustan
zenden Sonnenstrahl. Dann betrat
sie den kleinen Jagdpavillon, in wel
chem Titus seine Waidmannssiege ver
ewigt hatte. Mitten unter Hirschsän
gern, Flinten und Geweihen hing sein
Bild in flotter Jägertracht, mit dem
vertrauenden Ausdruck feines lächeln
den Gesichtes, das ihn so angenehm
kleidete. Ilona wandte halb den Kopf
nach der Thür, sie wußte daß Wolf
eintreten werde. Was sie von diesem
Zusammensein wollte, erwartete, das.
wußte sie eigentlich nicht recht. Sie
scheute sich, darüber nachzudenken und
sie bereut« fast, hierhergekommen zu
sein. Aber als Wolf eintrat, zögernd,
leise, mit suchenden Augen, da ging sie
ihm entgegen und ließ, wie selbstver
ständlich, in einem Aufruhr ihres Her
zens das Haupt an seine Brust sinken,
willenlos seiner Leidenschaft oder sei
ner Vernunft anheimgegeben...
Einen Augenblick, voll seliger Be
stürzung, erglühend von der Nähe der
schönen Frau, schloß er die Arme um
das gesenkte Haupt und küßte die ge
kräuselten Haare ihres Nackens. Da,
mit einem Mal, gewahrte er Titus
Bild, das lächelnd inmitten der Jagd
trophäen auf ihn niederblickte, als ob
es sagen wollte: „Wolf, Wolf, du wirst
doch deinen Freund nicht bestehlen..."
So hatte Titus auch heute gelächelt,als
Wolf auf die Freundschaft fein Glas
erhoben hatte. Freundschaft! Das
Wort machte ihn plötzlich wach und
zeigte ihm den Abgrund, an welchem er
stand.
Er gab Ilona frei und trat zurück.
„Ich reife morgen nach England," sagte
er weich und leise, „und ich möchte
nicht, daß Sie Ursache hätten, mir eine
Sie an mir gewännen, ist nichts im
Vergleich zu dem, was Sie an ihm
verlieren würden. Si« fühlen das
»ich! so in diesem Augenblick, aber
Sie werden es noch einsehen lernen.
Leben Sie wohl, Ilona, der Freund-
Ihres Mannes darf nicht anders han-
""""
streifte..
—Er weißes. Mama: Fritz
chen, weshalb zieh'n denn im Winter
die Störche nach dem Süden weißt
Du es schon? Fritzchen: Ja, Mama.
Mama: Nun, weshalb denn? Fritz
chen: Weil die Leute da auch Kinder
wirklich das erste Mädchen, dem Dit
Deine Liebe geschenkt?" „Gewiß,
mein Herz." „Ach, man kann euch
Männern so schwer glauben! Kannst
Du es beschwören?" „Das heißt, ich
habe schon einmal ein Verhältniß mit
einer Wittwe gehabt."
Prompte Bedienung.
Gast: Ich möchte ein belegtes Brödchen