Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 07, 1894, Page 2, Image 2

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    2 Das Deiralhsalter.
Die verschiedenen Gesetzgebungen ha
ben die Minimalgrenze des heiraths
fähigen Alters verschieden festgesetzt.
Auf Grund der betreffenden Kodifika
tionen «rgibt es sich,daß Heirathen dür-
Oesterreich: Mädchen von 14, Män
ner von 14 Jahren.
Deutschland: Mädchen von 14,
Männer von 18 Jahren.
Belgien: Mädchen von 16, Männer
von 18 Jahren.
Spanien: Mädchen von 12, Män
ner von 14 Jahren.
Frankreich: Mädchen von IS. Män
?>er von 18 Jahren.
Griechenland: Mädchen von 12,
Männer von 14 Jahren.
Ungarn (Katholiken und Ortho
doxe): Mädchen von 12, Männer von
14 Jahren.
Ungarn (Protestanten): Mädchen
von IL, Männer von 18 Jahren.
Italien: Mädchen von 16, Männer
von 18 Jahren.
Portugal: Mädchen von 12, Män
ner von 14 Jahren.
Rußland: Mädchen von 16, Män
ner von 18 Jahren.
Rumänien: Mädchen von 16, Män
ner von 18 Jahren.
Schweiz (je nach den Kantonen):
Mädchen von 12 bis 17, Männer von
14 bis 20 Jahren.
In unserem eigenen Lande bestehen
in dieser Beziehung keine einheitlichen
gesetzlichen Bestimmungen und kann
«in jeder Staat dieselben nach eigenem
Ermessen regeln.
Wie man aus dieser Zusammenstel
lung sieht, bildet in civilisirten Län
dern bei Mädchen das zwölfte, bei
Männern das vierzehnteLebensjahr die
Minimalgrenze des heirathsfähigen
Alters. Diese Gesetzesbestimmungen
«ntsprechen natürlich nur höchst selten
den thatsächlichen Verhältnissen. In
den meisten Ländern wird wohl die
ollersorgsamste Mama ihre 14jährige
Tochter kaum schon für „heirathssä
>hiq" halten, und «in „Mann" von 14
Jahren, der einen eigenen Hausstand
gewiß auch zu den Sel
tenheiten. Im Gegentheil: man hat
in den civilisirtesten Ländern, wie in
'England und Frankreich, besonders
beim MittelMmde und in der Aristo
kratie die Beobachtung gemacht, daß
das thatsächliche Heirathsalter in den
letzten Jahrzehnten gestiegen ist. Mäd
chen, die vor 30 oder 40 Jahren als
.sitzen geblieben" gegolten hätten, sind
beute eine „reife Partie", und daß man
als Junggeselle nahezu ein Großvater
aller erreichen muß, um ganz außer
Combination gelassen zu werden, ist
auch bei uns zu Lande bekannt. Diese
auch von der Statistik bestätigten Ver
hältnisse sind in dem erschwerten
„Kampfe ums Dasein" begründet.
Das Gesetz aber steht mit seinen Be
stimmungen fast überall auf dem
Standpunkt: „Es gibt keine Kinder
mehr" und erklärt z. B. in Spanien
Ehen zwischen 14jährigen „Männern"
und 12jährigen Mädchen für giltig.
Im Orient natürlich hält man sich blos
an thatsächliche Verhältnisse und in
Egypten gehören vollständig abge
blühte und verwelkte Frauen von 14
Jahren nicht zu den Seltenheiten. In
Indien gibt es der 13jährigen Witt
wen eine schwere Menge, denn erst vor
circa zwei Jahren hat sich die englische
Regierung zu einer Reform der indi
schen Ehegesetze entschlossen, durch
welche cs unmöglich gemacht wird, daß
Mädchen von 10 bis 12 Jahren von
ihren Eltern an Gatten verkauft wer
den. die fünfmal so alt sind.
Johanna vo» Vulenthal.
(BollS-Baladcmit sächsischer Chor-
Solo:
Es blinken im frostigen Mondesstrahl
Die alten, verwitterten Zinnen:
Gott grüße dich.Veste von Eulenthal —
Heut' führ' ich die Holde von hin
(Chor: Der Sie das ruft, is Sie
nämlich ä bildhibfches, blondlockiges
Gerlchkn von zweeunzwanzig, ä schnei
diger Graf aus dem Pärn'schen.)
Solo:
Was schleicht da im Busche so grausig '
Den Zorn im gespenstischen Blicke?
Den Gürtel hat er, den Harnisch um,
Und es drückt ihm der Helm das
Genicke....
(Chor: Der nu hinzögen is Sie >
der alde Raubridder Bumbo von Ei-
bsiffigts Luder; der hat
Solo:
ünd wie nun der Knabe so jung und
so heiß
Hersprengt aus dem schnaubenden
Pferde,
onnert der gewappnet« .
Und den Handschuh wirst er zur
Erde.
(Chor: Nu geht's los! Ei Herr
Jemersch nee, is Sie das ä serchterli
ches Geinegel!) ,
Solo: '
Todt liegen sie Beide im rauchenden
Blut
Bei'm Stumpf der geborstenen
Wer wink! da vom Söller im Reise-
Hut -?
Beklagenswerthe Johanne!
(Chor: Das is Sie nämlich die !
Ehegemahlin des Bumbo von Eilen- i
dhal, die bpslichtvergess'ne Person, die
der Jingling entsihren wollte. Sichste, I
Du Deibelsmamsell, nun kannste Dei !
Handtosfccchin Widder auspacken!)
Kindernnarteu.
, Eine piidligoglsche Studie von Joh. Peter.
Eine der häufigsten Kmderunarten
ist der Ungehorsam. Bekanntlich ist
, der Befehl eines der wichtigsten und
häufigst gebrauchten Erziehungsmittel,
, der sowohl in psychologischer als auch
in logischer Folge unbedingten Gehor
sam verlangt. Dieser Gehorsam, sei es
der bloß mechanische, odev der Gehor
> sam aus Liebe oder der höchstpotenzirte
Gehorsam aus Einsicht, ist es nun, der
von den wenigsten Kindern geübt wird,
und es ist unbedingt eine bedenkliche
Sache, wenn ein Befehl erst mehrmals
wiederholt werden muß und dann erst
noch nicht fruchtet. Dadurch verliert er
schon seine Wirkung, denn im Wesen
des Befehles ist es schon begründet, daß
derselbe kurz und bestimmt, entschieden
und unwiderruflich, also consequent
und wenn dem Gebot und
Form des Befehls, nicht sofortige Folge
geleistet wird, dann darf der Erzieher
an keine Nachgiebigkeit denken, sondern
muß mit eiserner Eonsequenz bei sei
nem Befehle verharren, und sollte die
ser auch die Gestalt des Zwanges an
nehmen! Der Zwang wird die Straft
vereiteln, sollte aber auch er wirkungs
los bleiben, dann muß dieselbe in ihre
Recht« treten und die Ruthe wird
dann zum Siege des Erziehers führen.
Nur Confequenz gehört dazu, und der
freiwillige Gehorsam wird dann als
bald eine der ersten Tugenden des Kin
des sein, Gehorsam, der zum späteren
Befehlen befähigt.
Faulheit und Trägheit sind eben
falls nicht seltene Erscheinungen an un
serer Jugend. Vom sittlichen und ma
teriellen Werth der Arbeit soll das
Kind frühzeitig die richtigen Begriffe
erhalten, und deshalb ist es eine päda
gogische Pflicht, die Kleinen aus den
Banden des Müßigganges in die geseg
neten Bahnen der Beschäftigung zu
führen, sei dieselbe nun körperlicher
oder geistiger Natur. Arbeit schändet
keinen Stand und kein« Bildungsstufe,
und in jeder socialen Schicht« gibt «s
im häuslich«» Kreis« der Verrichtun
gen genug, welche spielend leicht vom
Kinde geübt werden können. Man leite
also frühzeitig das Kind durch den
«hrenden Auftrag zur Arbeitsfrende
und dulde auf keinen Fall den Hang
zum Müßiggang, wenn die Epoche d«s
Spieles überschritten ist; Arbeit erhält
körperlich und geistig gesund und führt
zu Wohlstand. Zufriedenheit, Selbstge
niigen und Selbstschätzung. Sie lehrt
den Werth des Geldes achten und macht
uns mit der Sparsamkeit vertraut
und der zielbewußte Erzieher wird es
leicht zu Stande bringen, den Hang zur
Faulheit zu bannen, indem «r imm«r in
der Form des wohlgemeinten Auftrags
das Kind zu verschiedenen leichten
Beschäftigungen anleitet, die «r durch
sein Lob belohnt und durch sein Wohl
gefallen adelt. Nur dann wird sich das
Sprichwort bewähren: „Jung gewohnt,
Eine sehr häufige Kinderunart ist
auch die Unverträglichkett, der Hang zu
Streit und Zank, der, wenn einmal
«ingebiirg«rt, nur schwer mehr auszu
rotten ist und oft di« größte Kunst des
Erziehers herausfordert. Man muß si«
nur einmal beobachten, die lieben Klei
nen, wie leidenschaftlich sie schon sein
können, wie der Zorn ihre Gesichter ra
thet und die Kampfbegier aus ihren
Augen blitzt! Und das Faustrecht, das
sie bei solcher verwerflich«» Gemiiths
aufwalluog so gerne auszuüben bereit
sind, contrastirt seltsam mit der Naivi
tät unb«sangener Kindlichkeit, die ja
doch immer der schönste Schmuck der
Kindesseele sein soll. Dieser Leiden
schaft mit ganzer Energie und unbeug
samer Strenge entgegenzutreten, ist
pädagogisches Gesetz, denn nicht selten
artet dieselbe in Bosheit und Rachsucht,
Schadenfreude und Berleumdungsfucht
aus, dunkle Flecken im Kindergemllthe,
die die verhängnißvollsten Folgen nach
sich führen können. Sobald sich diese
Laster bis in die Schule fortpflanzen,
hat der Lehrer schon einen schweren
Standpunkt, denn tvenn sich Geschwi
ster nicht vertragen können, wie soll dies
dann unter fremden Kindern möglich
sein? Da hat der Lehrer oft nichts an
deres zu thun, als Streitigkeiten zu
schlichten und «inen steten Untersu
chungsrichter zu spielen, und wie viel
kostbar« Zeit geht dadurch für den Un
terricht verloren!
Verwandt mit diesem Uebel ist die
häßliche Klatschsucht, die einem Kinde
nicht schön ansteht und es dem Lehrer
Individuen, die förmlich mit den Augen
nach Stoff zum Klatschen und Ange
ben suchen und ihre heillose Freude ha
ben, wenn der auf's Korn Genommen«
ftinen Merks bekommt. Der Begriff
wahrer Nächstenliebe und innigen Mit
gefühls muh "'cm in dcr Emilie ge
weckt werden; Eltern sollen es unter
keiner Bedingung dulden, ivenn sich die
Kinder bei jeder kleinsten Gelegenheit
verklatschen, also bestrebt sind, einander
zu schaden. Das ist schon Uebelwollen, '
der pure Gegensatz von Wohlwollen, l
das zu den sittlickn Ideen gerechnet
wird! Es soll den Kindern verwehrt '
werden, Neuigkeiten zu erlauschen und
auszutrommeln, weil eine solche Be
gierd« nur denKlatschtrieb fördert, und
dies ist ein« Leichtigkeit, wenn man !
ihnen kein Gehör schenkt und sie bei
jeder Gelegenheit in die Schranken des '
Wohlwollens und der Menschenliebe 1
Auch das vorlaute Dreinreden kn die !
Gesvräch« Erwachsener ist eine häufig '
vorkommende Kindernnart, die unbe- !
sie den Grund zur Bescheidenheit un
terwiiblt und das Kind zu einem sal- i
sckxn Selbstgefühl verleitet. Das Kind >
soll in Gesellschaft immer Emvfänger l
sein, es soll sich bewußt sein, daß "es '
ein Recht zum Sprechen mir nach er
folgter Aufforderung erhält, und dann
, soll es ab«r auch beherzt, ohn« Ziererei
und Geschämigkeit sein« Meinung sa»
l gen in einer Form, die den guten Ton
t der Erziehung erkennen läßt. Nichts
> steht einem Kind« widriger an, als
, vorlautes oder übertrieben verschämtes
» Benehmen die goldene Mitte wird
- sich auch hier als der beste Weg «r
-i weisen.
Lügenhaftigkeit ist nicht nur eine
! der meist vorkommenden, sondern auch
- der gefährlichsten Kinderunarten, der
, mit ganzer Wachsamkeit und eiserner
! Strenge zu begegnen ist. Der Geist der
. Wahrhaftigkeit soll das Kind in jeder
Lebenslage beseelen, die Wahrheit soll
) es freimüthig bekennen, wenn es auch
, gefehlt und demnach Strafe zu gewär-
tigen hat, und sobald es einmal sein«
Zuflucht zur so oft entschuldigenden
Nothlüg« nimmt, nistet sich in seiner
Seele auch gar bald die Gewohnheits
lüge «in, und nun sucht es Alles mit
dem Deckmantel der Lüge zu verbergen.
Aus dem jungen Liigser wird aber nur
zu oft ein alterDieb und oft noch mehr,
und schon deshalb, wie auch aus allge
mein sittlichen Gründen, ist die Lüge
mit der strengsten Strafe zu bedenken.
Hier erweisen sich Lehr« und Beispiel
als die besten Erziehungsmittel und
insbesondere ist der Umgang des Kin
des mit seinesgleichen streng im Auge
zu behalten und sorgfältig zu controlli
ren.
Auch die Thierquälerei ist eine oft
zu beobachtende Kinderunart, die nicht
selten in blindwüthende Mordlust aus
artet und jeglichen Keim von Mitge
fühl erstickt. Die Erfahrung hat ge
lehrt, daß die herzlosesten Menschen in
ihrer Jugend grausame Thierquäler
gewesen, und weil im Kinde der Zer-,
störungstrieb im besonderen Maße aus-'
geprägt erscheint, so hat di» Erziehung
ihre ganze Kraft aufzubieten, diesem
wilden Triebe Einhalt zu gebieten,
wenn er zur Thierquälerei ausartet.
W«cken wir in dem kindlichen Gemüth«
das innigste Mitgefühl für die von uns
abhängig« Thierwelt mit dem Hinweis,
daß auch die hilflose Creatur demselben
Schöpfer fein Dasein verdankt, d«n
wir uns«rn Vat«r nennen, und daß es
ein Recht auf sein kurzes L«ben hat,
das zu schmälern eine große Sünde ist.
Und sollt« diese Belehrung nichts nü
tzen, dann vergelte man einmal Leid
mit Leid, Schmerz mit Schmerz, und
wir sind überzeugt, daß dieses letzte
Mittel gewiß nicht seinen beabsichtigten,
Zweck v«rf«hlen wird.
Zu den Kinderunarten gehört auch
di« Unordentlichkeit, die der zarten
Menschenpflanze nicht schön ansteht.
Schon das deutsch« Sprichwort und so
manches gewichtige Dichterwort bringen
uns den sittlichen Werth der Ordnung
sliebe so recht «indringlich zu Gemüth«.
Die Erziehung zur Ordnungsliebe ist
im Eniebungswerke ein Capitel für sich
alkin. „Halte Ordnung, übe sie, Ord
nung spart dir Zeit MUH'!" sagt
das Sprichwort ein K«rnsatz, d«r
unserer Jugend nicht genug «ingeprägt
werden kann. Mit gutem Beispiel heißt >
es da vorangehen und die Controlle
über des Kindes Bewegung im Hause
muß eine stete sein. Ordnungsliebende
Kinder werden früh zu Bett« gehen und
früh aufstehen, weil diese Lebensord
nung am meisten der Natur entspricht.
Die Kleidung wird auf den bestimmten
Platz zu legen sein, Bücher und Schrif
ten sind hübsch beisammen zu halten;
man wird kein Loch im Aermel, keinen
fehlenden Knopf an Kleidung und
Scknbwerk dulden, zur Schule dürfen
die Kleinen nicht zu früh und nicht zu
spät geschickt werden, und was im
Wege liegt, muß ausgeräumt werden.
Nur so gewöhnt man sich ein« sittlich«
Leb«nsordnung an, und deshalb darf
der Hang zur Unordentlichkeit auf kei
nen Fall geduldet werden.
Eine andere Unart ist die Unreinlich
keit. Di« äußer« Reinheit ist der inne
ren Unterpfand, und rein soll die Kin
desseel« sein wie die Lilie. Bon der
Reinheit hängt die Selbstschätzung nicht
wenig ab, deshalb soll durch die Me
thode der Gewöhnung das Kind früh
zeitig zur Reinlichkeit geführt werden.
Alles an ihm und seine Schulsachen
soll blank und sauber sein, und das
häusliche Beispiel muß derart beschaf
fen sein, daß es zur Nachahmung dient.
Das Haus muß die beste Schule der
Reinlichkeit sein.
Manches andere ließe sich noch an
führen, doch beherzigen wir diese kurze
Darlegung wärmstens. Im Keime
begriffene Unarten sind noch leicht zu
ersticken, sie sind die Steine, welch« der
Sittlichkeit im Wege liegen, und weil
die Sittlichkeit die Krone aller Erzie
huna ist, so müssen dieselben hinwegge
räumt werden mit dem Aufgebote der
ganzen moralischen Kraft, so daß sich
auch hier Schillers Wort bewährt:
„Kannst du nicht sck>ön empfinden, dir
bleibt doch, vernünftig zu wollen
Und als «in Geist zu thun, was du als
Mensch nicht vermagst!"
Jenachdem. Mann: „Ich
werde heute Abend den jungen Doctor
mitbringen!" Frau (die mehrere hei
rathsfähige Töchter hat): „Ist schon
recht! (Klingelt: Köchin erscheint):
Marie, wir bekommen heute Abend Be
such, machen Sie eine fein« Bowle!"
Mann: „Er ist ein äußerst netter
Mann, den Jeder sofort lieb gewinnt!"
- Frau (klingelt): „Marie, machen
Si« für heute Abend auch einige Tor
ten!" Mann: „Ebenso nett und lie- '
benswürdig soll auch seine junge Frau '
sein!" Frau (klingelt): „Marie, las-
sen Sie das mit der Bowle und den
Torten und serviren Sie Heute Abend
nur Bier!"
Kasernhofbliithe. Un
terofficier: „Lümmelt sich der Mensch .
wieder am Ouerbaum herum wie ein
Zebra, das sich di« Streifen am Gum-
inibaum Herausradiren will!"
- ein Königreich in Miniatur.
> „Königin Anna von Trinidad"
' dürfte wohl der stolzeste Titel sein,
> welchen «in reiches Vankeemädel je
mals erstrebt hat. An amerikanischen
Goldkäfern, denen die millionenreichen
> Papas europäische Marquis, Baron«,
> Grasen, Lords, Herzöge und Fürsten
' gekauft haben, ist bekanntlich kein
Mangel, allein zur veritabeln Königin
' hat es noch keine Tochter der amerika
> nischen G«ldaristokratie gebracht.
Diese Ehre nun soll der Tochter des
Oel-Millionärs John H. Flagler,
welche die Gattin des französischen
Barons Harden-Hickey ist, zu Theil
werden. Dieser Baron scheint das
> Prototyp eines französischen Edel
' manns der alten Schule zu sein, wie
sie Dumas der Aeltere in seinem be
rühmtenNoman „Die drei Musketiere"
so anziehend geschildert hat. Voller
Muth und Verwegenheit, mit Muskeln
von Stahl und scharfem Verstand be
gabt, hat der 4(1 Jahre alte Baron, der
aus einer alten irischen, zur Zeit der
Verbannung der Stuarts gus
England nach Frankreich geflüchteten
Familie stammt, die ganze Welt durch
wandert. Er war Jesuitenzögling in
Namur und flotter Student in Leip
zig? er besuchte die Militär-Akademie
von St. Cyr und war mit Erfolg als
Literat wie als Journalist thätig. Als
Herausgeber des Journals „Tribou
let" in Paris gerieth er in Tribulatio
nen? 114 Male wurde er vor das Ge
richt citirt und die ihm auferlegten
König James der Erste.
Strafen beliesen sich auf mindestens
300, cxX) Frs. Gewandt mit der
Feder, führte er eme gute Klinge, wie
er in einem Dutzend Duellen be
wies.
Als die französische Regierung ihm
den Boden zu heiß machte, ging er
nach England und von dort aus trat
er auf dem' Kauffahrer „Astoria",!
Eapt. Jackson, eine Reise um das Cap!
Horn an. Durch einen furchtbaren
Sturm verschlagen, kam die Barke an
das Gestade der Insel Trinidad, zu
dessen König Baron Harden-Hickey sich
jetzt machen will. Dieses Eiland ist
nicht mit der britischen Antilleninsel
gleichen Namens zu verwechseln. Un
seres Franzmannes Insel liegt unter
2V Grad 30 Minuten südlicher Breite
> und 23 Grad 22 Minuten westlicher
Länge, ca. 700 Meilen von der brasi
lianischen KUstenstadt Victoria im at
lantischen Ocean, und ist bei einer
Breite von drei Meilen ungefähr fünf
Meilen lang, sie ist felsig und mit einer
Warze auf dem Antlitz der Mutter
Erde vergleichbar. Menschen leben auf
dem Eiland nicht,dagegen habenMyria- j
den von Seevögeln und ungezählte
Riesen-Schildkröten dort ihre Bau- !
Plätze! Is ist also gewissermaßen eine
Entbindungsanstalt für das wilde Ge
thier.
Das Wappen von Trinidad.
Dort hat Baron Harden-Hicky seine
Flagge ausgehißt und dort will er als
James der Erste seinen Thron aus
richten. Seine zukünftigen Untertha
nen will er sich selbst auswählen, damit
dem Embryoreiche von Anfang an
alle antagonistischen Elemente fernge
halten werden. König James' des
Ersten Unternehmen hat einen starken
Operettenbeigeschmack, allein was ist
in dieser närrischen Welt nicht Alles
möglich, wenn man die ungezählten
Millionen eines Krösus dcr Standard
Oil Company, wie Papa Flagler einer
ist, zur Verfügung hat?
Auf der Bühne oder: Ver
fehlte Wirkung.
Volk: „Brod, Brod, gieb uns, o
König! Wir sind dem Hungertode
nahe! Betrachte unsere abgezehrten
Gestalten!"
Eine Ueberraschung.
Wittwer (zu seiner 16jährigen Toch
ter): „Essie, weißt Du schon, daß un- ! "
sere Haushälterin, sich verheira-then !
wird?" Essie: „Wirklich? Na, '
Gottlob, daß wir dieses abscheuliche, >
häßliche Ding los werden. Wen hei- >
rathet sie denn?" Wittwer: „Mich!" >
Japanische Kriegsschiffe.
, „Auf dem Felde der Ehre" in dem
- fernen Ostasien krachen die Kanonen,
» daß es nur so seine Art hat. Es ist
i offenbar, daß die „Japs" bei den
, Preußen nicht umsonst in die Schule
i gegangen sind, denn sie vermöbeln die
i schlitzäugigen Chinesen nach allen Re
l geln der modernen Kriegskunst. Ob
- auch schon ein japanischer „Kutschke"
. erstanden ist,um Li-Hung-Tschang,den
j chinesischen „Napolium", zu besingen,
, wie dies im Jahre 1870 Napoleon dem
Drittengeschah?
> Nan! wa.
> In unseren Illustrationen bringen
wir naturgetreue Darstellungen der
japanischen Marine. Dieselben sind
nach photographischen Aufnahmen,
welche sich in der Sammlung des
Lieutenants Miyaoka, des Marine-
Attaches der japanischen Gesandtschaft
in Washington befinden, angefertigt.
Der Kreuzer „Naniwa", welcher die
bedeutende Fahrgeschwindigkeit von 19
Knoten hat und mit allen modernen
Einrichtungen versehen ist, hat in dem
jetzigen Kriege mit der Vernichtung des
chinesischen Schiffes „Kow Shing"
einen bedeutenden Erfolg errungen.
Matrosen der Naniva.
Grunde des Meeres.
Eine Gruppe von Theerjacken des
„Naniwa" stellt die zweite Illustration
dar. Es sind offenbar kernige Gesel
' len, deren untersetzte Gestalten
i schweren Dienst an Bord eines Kriegs
l schifses wie geschaffen erscheinen. Die
Vorbereitungen zu einem Torpedo-
Exercitium veranschaulicht die dritte
Torpedo-Uebung.
Illustration. Das Faß wird in See
gelassen dient als Ziel für d^ie
die Instructionen ihrer Ossiciere auf
fruchtbaren Boden gefallen sind, erhellt
aus der Promptheit und Accuratesse,
mit welcher das chinesische Schiff „Kow
Shing" in den Grund gebohrt wurde.
N a g a u r a.
In dem Schulschiff „Nagaura" be
sitzen die „Japs" ein Fahrzeug, dessen
moderne Einrichtungen es ermöglichen,
denen kürzlich von Eingeborenen ein
Kreuzer von 4600 Tons Deplacement
vollendet wurde, gewiß eine respektable
Leistung.
Behobener Zweifel. !
„Andreas, wirst du morgen kom
men?"
„Ich bin noch im Zweifel —"
„Es gibt Spanferkeln, Andreas."
„Ich komme bestimmt." >
Doppelt reißt nicht.
Sie: „Unsere Hochzeit bis Octob«r
verschieben? Unmöglich! Wenn ich Dich ,
im August nicht Heirathe, kann ich es '
überhaupt nicht!" Er: „Warum '
nicht?" Sie: „O Mr. Simmons
bat mich, ihn im September zu heira- '
then, und icj v>'!',sprach cs ihm."
Meine erste Lustsahrt.
' 5 !
> WaS ich nie geglaubt hatte, war ge
t scheh'n! Ich hatte ein lenkbares Luft
> schiff erfunden! Da sah ich cs vor
° mir in schönster Deutlichkeit dcr
e Ballon, dem ich wieder die alte reelle
' Kugelgestalt gegeben hatte und unten
an dem Ballonreif hängend mein lenk
bares Luftschiff von weitem nicht
> unähnlich einem riesiger Bogel mit
. Schwung- und Schwanzfedern. Nur,
> daß die Federn aus dem seinstgeschla
genen Aluminium und der Leib deZ
Bogelkörpers mit seinem spitzen
Schnabel aus demselben Stoff bestan
den, also ungeheuer leicht waren und
dennoch sich von einer ungeheuren Fe
stigkeit erwiesen.
Und indem meine Angm vollcr
Freude auf dem glänzenden Chaos von
mattgelber, vom einströmenden Gas
bereits strass gespannter Seide, von
weißglänzenden Flügeln, Rädern unZ
von scharf sich abzeichnensem dunklem
Strickwerk hafteten, fühlte ich mein
> Herz von einem Hochgefühl geschwellt,
' wie ich es nie zuvor empfunden hatte.
> Die unzählige Menge, die ringS um
, den Ballon-Füllplatz meines Äufstei
> gens harrte, war voller Spannung
und mit einigermaßen begreiflicher
l fieberhafter Erregung ging auch ich
an die letzten Vorbereitungen. Meine
! Hände schienen Zauberkraft zu besitzen
' im Handumdrehen waren die letz
tcN'Schwirigkeiten beseitigt, ich sprang
in den metallenen Logelleib, der die
Gondel darstellte uns schon sauste ich
empor in die stille, reine Abendluft,
immer höher, immer höher im Nu
verschwand die Erde, die jubelnde
Menge unter mir. nichts hörte, nichts
vernahm ich mehr in lautloser
Stille segelte ich meinem Gefühl nach
du.ch ein Nichts dahin, selbst ein
Nichts, ohne Willen, ohne Gefühl,ohue
Denkkrast, nur erfüllt von einem ru
higen, seligen Gefühl des Glücks.
Endlich kam ich zu mir selbst zu
rück! Es war schon dunkier geworden,
aber das mattschimmernde Metc>l!
meiner Flugmaschinerie stand deutlich
vor meinen Auzen. Ich ergriff die
Kurbel und fetzt: die Flügel in Bewe
gung. Prächtig meine Erfindung
Luftschiff vorwärts.
Und nun setzte ich daS Gegenrad in
Bewegung ein plötzlicher Ruck wie
das Anhalten eines Wagens, wenn
man die Pferde zurückreißt das
Luftschiff stand und bewegte sich cuf
weiteres Drehen dcr Kurbel so gehor
sam zurück, wie ein rückwärts gesteuer
ter Nachen.
gelöst!
die gefiederten Bewohner der blauen
Luft riesige Ungeheuer mit Metallflil
geln und -Schwänzen unter ihn^n
Menschheit schenkte.
nur das Licht der Sterne über mir
zeigte eine sanfte Helle, unter mir, die
Welt, lag in finsterer Nacht.
Gesagt gethan! Ich ließ das
senschnellt entwich das Gas, die
ungeheure Kugel legte sich auf die
Seite und der nächste Augenblick
mußte meinen jähen Absturz in die
Tiefe unter mir bringen, mich und
mein Luftschiff unrettbar in Atome
zerschmetternd.
Instinktiv machte ich einen Satz aus
meiner Gondel auf die metallene
Spitze, die von einem starken runden !
Knopf ausging.zu und klammerte nuch
daran fest, während mein Luftschiff
lautlos hinabglitt und in dem Duntel
unter mir verschwand. Und jetzt er- >
kenne ich die Situation. Bei meinem
Dahinstreichen über die Dächer bin- '
n,.'g. habe ich nicht an die Kirchtbiirme >
gedacht und bin mit meinem Ballon '
recta via in den Blitzableiter cincs
Kirchthurms hineingesegelt. !
Da hing ich nun in fürchterlicher i
Pein hoch oben auf dem Knopf, mit j
letzter Anstrengung mich s-stzuhalien >
trachtend. Unter mir die gähnende
Tiefe, über mir die Sterne, zu tan- i
,en schienen und der höh- j
nisch mich anzulächeln schien, als
wollte er sagen: Alter Freund, mit oem i
Luftfahren ist das nun vorbek
wärst nit auffi g'stiegen, wärst nit abi
g'fallen —!
! Ich will schreien, «der kein T>m
. dringt aus meiner Kehl«. ,';ch suhle,
r die den Knopf umklammert haben, ab
e rutschen. Noch einen Moment und
, alles ist vorüber meine Hände gl«:»
t i Nii
x „Um Gotteswillen, was haben Sie
i „Mein Luftschiff vom Kirch
, ihurm!" ächzte ich.
i „Was Luftschiff und Kirchthurm
. Bett Ich hebe
! nem Bettrand Platz. Golt sei Dank!
i Also kein Luftschiff, kein Kirchthurm,
l zimmers.
, Nichtig gestern Abend hatt; ich
l «in Werk über Luftschifffahrt geleftn
Nothwendigkeit erweisen, die Kirch
thurmspitzen mit Laternen zu verse
hen ! ,
Ter Gipfel der Bequemlichkeit.
Für alle Diejenigen, welche dem
Wahlspruch huldigen „Bequemlichk«it
ist das-halbe Reisen", dürste ein« Er
findung von Interesse sein, welche ein
Willibald.
Gestern Kuhstall, Hitze stramm!» —
Heute Prebischthor;
Gruß
i Dein Theodor. !
Von der herrlichen Koppe, bedeckt mit
Schnee,
Euer Sohn M. W.
Mit innigem Gruß
Deine Wanda.
Bei sechsundzwanzig Reaumur
Mit Gruß Dein stets fideler
Fritze. >
ten dürfte. Praktischer ist die sür Fe
lautet nämlich:
Hier sitz' ich an der Ostsee Strand
Und buddle froh im Dünensand.
Spitz. Concertsängerin: „Den
ken Sie sich, die eine Arie mußte ich
gestern dreimal wiederholen!" Freun
din: „Wahrscheinlich war das Publi
kum der Ansicht, es wäre ganz gut,
wenn Sie die Arie noch ein paarmal
„Vom Finger? Wie ist das möglich?"'
„Wie das möglich ist? Natürlich
Guterßath. Baron Pump
in Deinem Leben Niemandem etwas
schuldig wirst. Bist Du es aber ein
mal, dann bleibe es!"
Schlimmer Trost. 'Toch
ter (weinend): „Ach, Papa, heute birr
ich schon dreißig Jahre all!" Bater:
„Sei ruhiq, mein Kind, das wird auch
vcrübergehen!"