Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 10, 1894, Page 3, Image 3

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    MiMMkW.
<B. Fortsetzung und Schluß.)
In diese», Augenblick kamen meh
die Allee entlang.
„Hierher, Leuie, hierher!" riesEber
hard ihnen entgegen.
Als sie aber den Baron auf dem
Johann knien sahen, wurden sie stu
tzig unv blieben stehen. Sie glaubten
Was sollten sie thun?
Leute, helft ihm!"
Die Männer prallten zurück die
Frau Baronin? Aber die Frau Baro
nin war ja todt?
Anna begriff ihr Zaudern und
Stutzen.
„Es ist nicht wahr, was euch der
Johann gesagt hat! Ich bin nicht
todt; der Johann ist wahnsinnig, nicht
der Baron, nicht der Baron!"
Noch einen Augenblick standen die
Männer wie besinnungslos; ihre
Dann aber kamen sie im Sturm
heran; im nächsten Augenblick war der
Alte von zehn kräftigen Hände ge
packt, weggerissen und unschädlich ge
inacht.
der Küche, mit den Eisengittern vor
dem Fenster. Heute Nachmittag fahre
ich selbst mit ihm nach Breslau und
bringe ihn in's Irrenhaus."
is gutt," kam es zur Antwort. Wer so
sprechen und befehlen konnte, war
vernünftig, das war ihnen klar.
die Thränen aus den Augen, unauf
haltsam, wie ein Strom. Ja er
hatte sie zum Leben errettet; und sie
wußte es und hatte es ihm gesagt.
Dann legte er die Arme um sie und
sie schlugen den Weg zum Schlosse ein.
„Siehst Du nun," sagte er, „wie es
Tag, da ich lebe. Siehst Du, es^ ist
Wann gebrochen gewesen, der mich
dreißig ?!ahre lang gehalten hat. Der
Alte, siehst Du, war mir gewisserma
wie an etwas Unfehlbares an ihn ge
glaubt. Und weil er sich vom ersten
Tage an eingebildet hat, daß er zum
Wärter eines Wahnsinnigen bestellt
und nichts andres sein dürste."
Von der schrecklichen Vorstellung
überwältigt, schwieg er. Dann preßte
er sie leise mit dem Arin.
qenblick klar geworden. Kannst Du es
Dir vorstellen?"
An seine Schulter gelehnt, mit ihm
dahinschreitend, drückte Anna seine
k 'd. st
die die sich wider die
Krankheit wehrte, die man ihr auf
zwingen wollte. Du warst, vernünftig
leben!"
Es war, als wenn ein frischer Le
bensquell in ihr ausgesprungen wäre,
in der Stunde, da sie ans der Schwelle
des Todes gestanden und ihr Gatte sie
in's Leben zurückgerissen hatte, war sie
zur Lebensgefährtin ihres Mannes
gereift.
Sie betraten das Schloß.
An den Wänden hingen die zer
schmetterten Spiegel, das Glas bedeckte
noch jetzt den Fußboden, AnnasSchlaf
qcniach stand noch in der Unordnung,
siung.
Anna blieb stehen und faßte ihren
Gatten an beiden Häliden.
„Eberhard," sagte sie, „wir müssen
zu einem E-Uschluß kommen. Dein
Vater hat Dir den alte» Diener ver
macht; er hat geglaubt, Dir einen Se
gen damit zu bereiten Du hast er
fahren, was es gewesen ist. Siehst Du,
wie soll ich Dir's sagen, ich meine, man
kann nur leben, wenn sein Leben ei
nem gehört; und Dein Leben hat Dir
bis heute nicht gehört. Du hast es wie
ein Erbtheil empfunden, das zurHLlfte
Dir, zur andern Hälfte Deinen Vor
fahren gehörte. Komm und laß uns
überlegen, wie wir's anfangen, daß
wir nun wirklich unser eigens Leben
leben."
Er sah sie mit strahlenden Augen
an.
„Den Anfang dazu weiß ich," ver
setzte er. „Diese Ahnengalerie, die hier
seit Jahrhunderten gehangen hat und
jetzt als eine Sammlung Abgeschiede
ner immer noch mitten in unseren
Wohnräumen hängt, lass' ich hinauf
fchaffen in de» oberen Stock. Da mö
gen sie hängen, als das, waS sie sind,
als Historik? Neliquien. Denn die Er
innerung, scheint mir, ist schließlich
wie ein Leichnam im lebendigen
Dasein, und darum ist mir immer zu
Muthe gewesen, als lebte ich fortwäh
rend in der Gesellschaft von Todten."
„So ist's recht," erwiderte sie, „und
nun noch eins. Wir können über die
Erinnerung an jenen bewußten bösen
Abend nicht so hinweg, und wenn
wir's mit Gewalt versuchen, werden
wir wieder krank. Du hast mich ein
wir wiederkommen, bringen wir die
große weite Welt in unseren Seelen
mit und schließen uns nicht mehr, wie
lein?"
'schh's^
als Mai des Jcihres der
was gehemmt, und auf ihrem freund
lichen Gesichte lag eine leise schamhaste
Rothe.
als wohlbestallte Verwalterin eingesetzt
war, „nu sa" mir. Mit unserer Frau
Baronin hm?"
unter dem Siegel der Verschwiegen
heit anvertraut hatten, kam im Juni
an's Licht, als in dem Schlafgemache,
zu dessen geöffneten Fenstern dieFriih
lingsluft hereinströmte und der Sang
siger, kleiner Fahrenwald neben der
blassen, glückseligen jungen Mutter
lag.
„Das; Du doch das Schenken nicht
lassen kannst, Du Unverbesserlicher,"
saate^ sie lächelnden dem Manne, der
bundenen Blumenstrauß auf ihr Bett
„Seit einem Jahr das erste Mal
wieder," entgegnete erfindender sein
! - . (Ende.)
vi»
NllßieilkzLklii'iiz.
> i.
Der von Bremen kommende Post
dampfer hatte die vierwöchige Fahrt
über den Ozean beendet
in Empfang genommen zu'werden. Zu
diesen gehörten auch zweiDamen, Mut
ter und Tochter, welche, auf dem Hin
terdeck am Railing stellend, Über die im
mernde blaue Fluih der stolzen Riobai
hinaussahen, ob das Boot mit dem
Sohn und Bruder noch immer nicht
auftauchen wollte, vergebens; und als
endlich die letzten Mitreisenden ver
schwunden und bereits eine halbe
Stund- seit der Ankunft im Hafen
vergangen war, wurden die Wartenden
von sichtlicher Bestürzung ergriffen.
„Ich bin sicher, daß etwas vorgefal
len ist," sagte jetzt Frau Doklor Nom
beck eine aristokratisch aussehende
ältere Dame, die um das magere,
scharf geschnittene Gesicht graue Schlä
fenlocken trug zu ihrem Sohne Leo
pold, der unterdessen nähergetreten.
„Zweifellos ist Ewald ein Unfall zu
gestoßen," fügte sie mit ihrer klagenden,
verdrießlichen Stimme hinzu; „denn es
liegt nicht in seiner Art, uns hier ver
geblich warten zu lassen. Ach, diese un
selige Reise! Ich habe das Elend vor
ausgesehen und hätte mich niemals be
stimmen lassen sollen, aus meine alten
Tage noch eine solche abenteuerliche
men."
Die älteste Tochter Konstanze, eben
falls eine schlanke, vornehme Erschei
nung, deren edles, blasses Antlitz einen
bemerkenswerthen Zug stiller Erge-
Hinschauten, als blickten sie in eine an
dere Welt, fragend auf den Bruder,
ihre eigene Belorgniß verschweigend,
grWr».
aus dem zwei tiefblaue Augen lachten,
„Bist Du endlich fertig? Das währt
immer eine Ewigkeit mit DeinemAn
beck vorwurfsvoll.
„Aber Mutterchen," erwiderte Ka?
milla heiter, indem sie ihre beidenHäw
„Datin ist es das beste, Du fährst
halten."
„Ich bestand darauf, Mama?" frag
te Konstanze im Tone leisen Erstau
zeih', aber das ist doch ein Irrthum.
Du vergißt, daß Ewald den Wunsch
zuerst geäußert hat und Du darauf
des Bankhauses verloren ging."
„Jawohl, Mama," stimmte Kamills
entschieden bei, die sich der Mutter ge-
Heims behilflich zu sein und Du be
hauptetest oft, daß es Dir höchst pein
lich sei, von den Freunden und Be
werben, weil wir arm geworden; erin
nerst Du Dich nicht? Denke nur mal
ordentlich nach," setzte sie in gutmüthi
ger Dringlichkeit hinzu.
„Nun, und hatte ich darin imGrunde
nicht vollständig recht?" entgegnete
Frau Doktor Rombeck, die sich niemals
für besiegt erklärt haben würde und
der Berarmteii, Geduldeten zu spie
len? Was blieb uns wohl übrig, als
Ewalds Borschlag anzunehmen, wenn
wir uns nicht dadurch, daß Ihr in den
Dienst zu fremden Leuten gezogen,
der Spottlnst und Geringschätzung der
Gesellschaft preisgeben wollten? That
ich nicht recht darn, Ewalds Wunsch
zu befürworten? Aber Ihr seid immer
undankbar, Euch k«nn man es nie recht
Konstanze antwortete nicht, nur der
müde Zug um ihren Mund trat in die
sem Augenblick besonders deutlich her
vor; sie legte die schmale weiße Hand
auf die Railing und sah gedankenvoll
über das Meer hinaus nach dem
Punkte, wo jetzt das Boot mit Leopold
anlegte.
„Hast recht, Mutterchen, wie im
mer," sagte Kamilla, die Aussichtslo-
der Vertheidigung einsehend, in
lerliebste Stumpfnäschen nach oben ge
richtet, mit der Miene komischer Erge
bung auf dem Verdecke hin und her
stapfte.
Plötzlich näherte sie sich der Schwe
ster.
„Stanzi, ängstigst Du Dich?" fragte
älteren Schwester aufschlagend.
„Ja, Kamilla; die Zollbeamten sag
ten, das gelbe Fieber herrsche start in
Rio, obgleich wir jetzt September, al
„Mein Gott, mein Gott, es wäre
»ungsvolle Bangigkeit von etwas
furchtbarem fchyiirte ihr das Herz zu
sammen; im Geiste folgte sie dem Bru
„Ja; es ist so, Mutter, fasse Dich,
worden und schon seit vierzehn Tagen
ständniß a». „Ewald ist todt! Ist es
denn wirklich wahr? Allmächtiger
mit Erfolg die leidenschaftlich« Trauer
um den einzigen, stets so liebevoll gewe
senen Bruder, beherrschen. Er erzählte
die näheren Umstände bei dem Ende
des früh Dahingeschiedenen, wie sie
ihm von der Wirthin Ewalds mitge
theilt worden, und sprach mit dem
Konimandanten, der sich genähert hat
te, um den hart Betroffenen seineTheil
nahme auszudrucken, und aus Leopolds
Mann, der den Eindruck eines Gelehr
ten hervorrief: eine nur mittelgroße,
etwas unbedeutende Figur mit einem
gelblichen, schmalen Antlitz, desiinßeiz
nur in einem Hauch durchgeistigten
Güte bestand.
„Habe ich die Ehre, vor Frau Dok
tor Rombeck zu stehen?" fragte er,
höflich den Hut ziehend, etwas befan
gen, in fremdartigem, doch ziemlich
reinem Deutsch. Auf die bejahende
Antwort fuhr der junge Arzt fort:
„Ich bin Doktor Montsanto, ein
Nachdem «r hierauf manches trösten
de aus den letzlen Stunden des Ver
storbenen, de» er behandelt, erzählt
hatte, fragte Leopold nach der Adresse
eines kleineren Hotels, wo man vorläu
„Dessen bedarf es nicht," erwiderte
Doktor Montsanto. „So lange bis
wagen, der sie bis znm Fuße des ma
lerischen Hügels von Santa Theresa
bringen sollte, auf welchem die ge
schmackvolle Villa Doktor Montfantos
zwischen den Wohnungen der Reichen
und Angesehenen der Stadt lag. „Es
ist Ihne» allen vielleicht noch unbe
kannt," nahm er kurz vor dem Ausstei
gen noch einmal das Wort, „daß
Senhor Ewald sich etwa vor einem
Berte Konstanze fassungslos.
„Leider, es ist Dona Daniela Rikar
do, die Pflegetochter des Obersten Karl
ständlich für unsere Pflicht, selbstthätig
„Ich bin Daniela, die Braut Ihres
guan mitgemacht, wo er wiederholt
verwundet worden und zum Oberst
cmporgerückt se-
zu früh."
„Graf Romano? Wer ist das?"
Montsanto."
Er ist nämlich krank," setzte sie erklä
rend hinzu. „In der letzten, entschei
denden Schlacht bei Dpiranga traf ihn
Papa seinen Lehnstuhl kaum verlassen
kann, sieht «r doch sehr gern Gesell
schaft und er forderte mich ausdrücklich
lich in der Wlindastraße der Vorstadt
werden.
„Ganz allein," bestätigte Daniela
traurig und verlegen. „Von meinen
Eltern weiß ich nichts; denn Papa
spricht nicht darüber; sie sind jedenfalls
längst gestorben."
Während der Unterhaltung zwischen
den Damen stand Leopold den Rücken
gegen die Fensterbank gelehnt; er ver
hielt sich einsilbig, betrachtete hinge
gen voll regem Interesse dieses zarte,
ätherische Wesen, die Braut seines
wohl ein gutes Gehalt bezogen, doch
Vermögen besaß er nicht; zweifellos
aber würde der Oberst von Weddingen
Pflicht, seine Mutter und Schwestern
Lose, welche ihn seit lange schon bela
stet und in hohem Grade entmuthigt
hatte.
„Em entzückendes Geschöpf, diese
Daniela Ricardo," äußerte Kamills,
aber was sie öon ihren Verhältnissen
Keine Verwandte, keine Eltern! Alles
dunkel; wer weiß, welcher Sphäre sie
hielt.
Kamill« aber, die ihre Mutter se
kundenlang starr angesehen hatte, sagte
solche veraltete Vorurtheile hättest Du
besser drüben gelassen, die passen nicht
wir es immerhin für eine Ehre halten,
res Pflegevaters, des Oberst von Wed
dingen, eingeladen zu werden. Das
„Und Deine Ansicht pflegt stets die
— für mich würde es wirtlich das bist«
sein, da unten ungestört zu schlafen."
(Fortsetzung solgt>
Etwas vom Haar.
Zu allen Zeiten und bei allen Völ
kern war das Haar ein Gegenstand der
größten Aufmerksamkeit, daneben war
es aber auch mehr als alles andere ein
Mode, und ebenso hielt man daS Haar
für wichtig genug, darüber vielfache,
oft drakonische Gesetze zu erlassen.
Bei den alten Juden war es fast
eine religiöse Satzung, das Haar der
Männer kutz zu tragen, während
Mädchen und Frauen die größteSorg
salt auf ihr langes Haar verwendeten
und dasselbe mit Golddraht durchfloch
ten. Die alten Aegypter fanden sogar
die Scheere nicht genügend, sondern
rasirten den Kopf, und an Stelle der
natürlichen Kopfbedeckung trat die
Perrücke. Im britischen Museum in
London befindet sich eine solche aus
einem der Gräber in Theben, die in
allem den Perrücken gleicht, wie sie bei
uns in den letztverflossenen Jahrhun
derten getragen wurden.
den letzteren brachte es später dieMode
mit sich, fremdes Haar mit dem natür
lichen zu verflechten und den ganzen
Kopfschmuck mit Ocker oder selbst mit
Goldstaub einzupudern. Blondes Haar
wurde als größte Schönheit betrachtet,
eine große Anzahl von Färbemitteln
waren im Gebrauch, und von Deutfch-
Die Götter Griechenlands hatten
zerzaust/
land eroberte, zwang er die besieaten
Sachsen, es ebenfalls zu kürzen. Die
Mädchen der Sachsen ließen ihr Haar
der' Rang das Haar tragen durfte
Die christliche Geistlichkeit eiferte
mit aller Macht gegen langes Haar,
aber die Geistlichkeit selbst war durch
aus nicht so willig, die Scheere zu ge
brauchen, und die durch Papst Anice
tus im Jahre 168 dekretirte Tonsur
fand den heftigsten Widerstand. Die
Tonsur sollte das äußere Zeichen sein,
daß der Betreffende der Sklave Got
tes sei.
Abends 10 Uhr, mit Sack und Pack, in
meine Herren, aber es ist sa)on Alles
besetzt ich kann Ihnen kein einziges
Bett mehr-geben." Sprecher: „Dees
braucht's au net mir gehet halt in
d' Wei'kart!" Zweiter Schwabe:
„und au glei en Würfelbecher."
Kiiff e. A.: „Du, was ifcht denn
der Bräutigam von der Thurabäck's
Anna?" B.: „So viel i woiß, a
Mechanikus und Optikus." A.:
Der Grund. „Was, Deine
Frau hat sich den Finger verbrannt
und Du Dir den Magen verdorben,
wie ist denn das gekommen?" «Sel
ber gekocht hat sie!" 3