Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 20, 1894, Page 2, Image 2

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    2 Schlemmeici in aller Zeit.
Im Juni 1730 hielt August der
Starke von Sachsen bei Zeithayn und
Radewitz in der Gegend von Mühlberg
a. Elbe mit einer Armee von 20,(XX)
Mann Fußvolk und 10,000 Mann
Kavallerie ein Lustlager, zu dem auch
König Friedrich Wilhelm der Erste von
Preußen mit dem Kronprinzen Fried
rich geladen und erschienen war. Die
hierbei von August entwickelte Pracht
war beispiellos. Am 31. Mai begann
dies Lustlager und währte einen gan
zen Monat lang. Ein Vergnügen löste
das andere ab. Das riesige Lager war
mit allem ersinnlichen Prunk angelegt
und glich wegen der vielen Krämerbu
den und des Ab- und Zuströmens der
Besucher einer großen Messe.' Der
Kurfürst ließ auch öffentliche Possen,
Komödien, Feuerwerke, Konzerte und
große Jagden abhalten. Binnen vier
Wochen soll dies Lagervergnügen eine
Million Gulden gekostet haben. Zu
den kolossalen Festen, die einander
gleichsam drängten, gehörte auch die
offene Tafel von 30,000 Gästen, die
am 26. Juni stattfand. Für die Armee
ward an diesem Tage in zwei Angeheil
ter neuen Tischblättern gedeckt. Den
Nachtisch dieser Riesenmahlzeit bildet«
ein 14 Ellen langer, 6 Ellen breiter und
in der Mitte eine halbe Elle dicker Ku-
B2 Schock Eier,
nen Milch, 1 Tonne Hefe und 1 Tonne
Butter verbraucht und einen besonderen
Ofen erbauen müssen. Der Wagen,
auf dem er gefahren wurde, war 10
Ellen breit und wurde von 8 Pferden
gezogen. Unter Direktion des Ober
landbaumeisters zerlegte ein Zimmer
mann das Riefengebäck, indem er zu
erst mit einem drei Ellen langen Messer
«in Loch in den Kuchen machte, in die-
Personen davon ausgetheilt, schließlich
wurde er der Menge preisgegeben, was
dann „eine lustige Tranchirung" gab.
wurde. Jeder Soldat erhielt nämlich
«inen neuen hölzernen Teller mit einge
brannten, auf die Lagerzeit sich bezie
henden Verzierungen und Inschriften.
Alle diese 30,000 Teller aber mußten
allmälig Fortschwammen, ein Sinnbild
der zweckjps vergeudeten Geldsummen.
Der Einfall aber, auf solche Art in
ollen Elbstädien, ja wohl in den fern
sten Gegenden der Erde die Kund« von
dem großen Lustlager bei Mühlberg zu
verbreiten, war in der That neu; es
dürfte sich schwerlich ein ähnlicher histo
risch aufweisen lassen Hier und da
sindet man dergleichen Teller noch heute
in Familien als Rarität aufgehoben,
woraus vielleicht zu schließen, daß nicht
bloß viele aufgefischt, sondern daß auch
Straße Annaburg-Torgau aus dem
Walde, kurz vor dem Dorfe Rosenfeld
gelegen ist. Freilich ist von ihr jetzl
Spuren und Schriftzeichen übrig. Die
ursprüngliche Inschrift wies die Na
men sämmtlicher Jagdtheilnehmer auf.
In einer höheren Koch
schule. Frl. Elli (zum Küchenchef):
„Wie, Herr Direktor, Sie meinen, wir
müssen in der Mehlspeisklasse unsere
bloßen Hände in den Teig hineinste
cken?" Chef: „Natürlich, Fräulein! Wie
denn sonst?" Frl. Elli: „Nun kann ich
kleben!"" Handschuhen
Die Hauptsache. Gattin:
„Unsere Freundin, Frau Gehr, hat
neulich eine traurige Erfahrung ge
macht, sie ifti wegen Ladendiebstahls
verhaftet worden. Natürlich hat sich
die Sache als Mißverständniß heraus
gestellt." Nattt: „Na, da wird sie
schön ärgerlich gewesen sein!" Gattin:
„Nein, garnicht; die Zeitungen sagten
alle, sie wäre eine Person von gewin
nendem Aeußern."
Abgefertigt. Die beiden
Börsianer Smith und Brown sind in
«inen heftigen Streit mit einander ge
rathen. Schließlich ruft Smith:
„Ihre Bücher würden manchem Staat
sanwalt manches Neue erzählen kön
nen!" „Na und Ihre", entgegnet
Vrown, „Ihre jedem Spitzbuben noch
viel, viel mehr!"
Grund zum Zerwllrs«
ni ß. A.: Weshalb sind Sie eigentlich
mit Schulze böse? B.: Sehen Sie, ich
bewarb mich früher um seine jetzige
Frau. A.: Aha, da wurden Sie
böse, weil er sie Ihnen wegschnappte?
B.: Nein, er ist auf mich böse, weil
Ausreichend. „Spricht Ihr
Sprachen Ja sagen."
—Zu vitl verlangt. Dieb
(vor Gericht): „Nich stehle soll ma??
melde thuet?!"
—Zu spät. A.: Wie lange ha
ben Sie denn Ihre Frau gekannt, ehe
Sie sie heiratheten, lieber Braun? B.
(sehr betrübt): Ach ich habe Sie gar
nicht gekannt ehe ich sie heirathete, und
sie leider erst später kennen gelernt!
In den Pampas.
«cn Gustav Friedrich Goed«l.
Hinter uns sinken in der Ferne die
Thürme von Buenos-Ayres hinab in
die weiten Gewässer des La Plata.
An Bord des Dampfers „Jupiter"
steuern wir dem Uruguay zu. Unsere
Reis«ftisellschaft jst zusammenge
würfelt. Es herrscht eine babyloni
sche Sprachverwirrung. Schon haben
wir uns auf Spanisch eingerichtet.
Aber da findet sich unter Larven die
fühlende Brust eines Stewards, der
uns mit Stolz in gebrochenem Deutsch
anredet. Er hat's als Kriegsgefange
ner anno 1870 in Stettin gelernt.
Schon in der ersten Nacht kommt uns
die. Freundschaft unseres ehemaligen
Erbfeindes zu gute. Wir werden
plötzlich aus tiefem Schlafe geweckt.
Ringsumher helle Feuersgluth. Gewiß
brennt das Schiff! Mit diesem tröst
lichen Gedanken und einen? hörbaren
Ruck springen wir aus der Koje. Aber
schon läßt sich draußen vor der Thür
die wohlwollende, aufklärende Stimme
unseres Slettiners hören: „Land
brennt Wiese!"—Das herrlicheSchau
spiel eines Prairiebrandes bietet sich
uns dar. Eine ungeheure Fläche ho
hen, dürren Grases steht, so weit das
erstaunte Auge reicht, in hellen Flam
men, das ganze rechte Ufer des Uru
guay ein gewaltiges Feuermeer! Ein
großartiger, ergreifender, unvergeßli
cher Anblick! Und dabei dürfen wir
uns noch dem für einigermaßen mit
fühlende Gemüther so beruhigenden
Gedanken hingeben, daß dieses Feuers
Macht wohlthätig ist, es verzehrt ja
altes, hartes, ungenießbares Gras,
und aus den Ruinen wird neues Le
ben erblühen, frischer, junger, zarter
Trieb wachsen, an dem bald sich zahl
reiches Gethier schadlos halten darf
für die bei dem Brande ausgestandene
Angst.
Je weiter wir den Fluß hinaufkom
men, desto deutlicher prägt sich der
Pampascharakter der Landschaft auS.
Ungeheuer weit ausgedehnte, leicht
hügelige, mit niederem Gras bestan
dene Flächen, ohne Baum, ohne
Strauch, ohne irgend etwas Schatten
svendendes, es müßte denn der Reichs
postmeister von Uruguay den Fluß
entlang hin und wieder eine Telegra
phenstange postirt haben. Aber bald
bort auch diese letzte Erinnerung an
die Kultur auf, und großartige Ein
samkeit umgibt uns. Denn wir ha
ben nun den Bord des Dampfers mit
dem Rücken eines jener tresflichenPaß
gänger der Pampas vertauscht, der
uns weit hinaustragen soll in die
Ebene. Herrlich reitet es sich auf
muthigem Roß an thaufrischem Früh
lingsmorgen es ist November!
durch diese weite, freie Gottesnatur,
ohne Weg, ohne Steg, immerfort auf
grünem Teppich, durch leicht gewelltes
Gelände. Manchmal ist weit und
breit kein lebendes Wesen zu erblicken,
kaum eine Spur menschlicher Thätig
keit zu sehen. Dann grüßt uns aber
auf einmal tausendstimmig das alte,
liebe, vertraute, heimische Muh! Wir
sind von einer Herde Rindvieh umge
ben. die nie im Leben einen Stall sah;
oder ein Rudel Pferde wiehert uns an,
die keinen Herrn kennen; oder einige
taufend Schafe ziehen an uns vorüber,
die einen solchen nur zu sehen bekom
men, wenn er sie durch die Gauchos
zusammentreiben läßt.
Was die Gauchos betrifft, so haben
wir das Glück, sie unterwegs in ihrer
vollen Glorie zu sehen, beim Trinken,
Spielen, Reiten! Wir treffen auf
ein Lager, in dem sie zu einem Wett
rennen zusammengekommen sind. Das
Rennen soll bald beginnen. Wir ha
ben gerade noch Zeit, einen Blick in
die von einer Art Würfelspiel erhitzten
Gesichter zu werfen und in pein
liche Verlegenheit zu gerathen. Indem
ich nämlich an einen Kreis spielender
Gauchos herantrete, öffnet sich der
selbe, und ein stattlicher, wild ausse
hender Bursche tritt feierlich auf mich
zu, ladet mich zum Sitzen ein und
prSsentirt mir mit tadellosem Anstand
seine Mate-Kalabcisse und seine Bom
billa. Mate ist ein Aufguß auf
Herba Uruguayana, ein Thee, der be
sonders zuträglich sein soll zur Ver
dauung der ewigen Fleischnahrung.
Bombilla heißt die an einem Ende mit
einem Mundstück, am anderen Ende
mit einem kleinen Siebe versehene
Röhre, durch welche der Thee aus der
Kalabasse gesogen wird. Das wäre
nun weiter keine Verlegenheit gewesen,
aber, aber, der Mann hatte die
Röhre aus seinem ziemlich ungewa
schenen Munde genommen und sie mir
unabgewischt überreicht! Was thun?
Abwischen? Das verschafft uns un
fehlbar einen recht scharfen und spitzen
Dolch zwischen die Nippen. Den» so
sehr der Gaucho Kavalier ist, wenn
man ihn „cavalierement" behandelt, so
hitzig braust er auf, wenn er sich miß
achtet glaubt. Also was bleibt uns
übria? Wir bedanken uns aus das
höflichste, nehmen die Bombilla unab
gewischt in den Mund und saugen mit
verbindlichstem Lächeln den Mate ein.
Nun haben wir diese Leute aber
auch zu Freunden und dürfen uns ru
! hig unter ihnen niederlassen. Präch-
tige. wilde, trotzige, kraftvolle, ge
! schnlkidige, wettergebräunte Gestalten!
Der breite Sombrero sitzt kühn und
! schief auf dem wilden, dunkeln Locken
haupte. der Poncho weht malerisch um
' die Schultern, der Leib ist bei einzel
nen phantastisch in Thierfelle gekleidet,
als Reitstiefel dient die Haut eines
Pferdebeins, aus welchem freilich die
Zehen recht offenherzig hervorschauen.
Auf den ersten Blick sieht man, daß
diese Männer keinen anderen Zweck
und Gedanken ihres Lebens kennen,
als: „Laßt mich nur, laßt mich nur
aus meinem Sattel gelten!" Der aus
vielen einzelnen Theilen bestehend«
l Sattel ist das wcrthvollste Besitzthum
des Gauchos. Sein Pferd verspielt er
zuweilen, seinen Sattel nie. Ein Pferd
ist ja bald wieder erlangt, und wenn s
gestohlen werden müßte. Seltsa
mes Blut fließt in den Adern der
Gauchos; halb gezähmtes Jndianer
blut. halb verwildertes Spanierblut,
nicht träumen ließ, daß seine kavalle
ristische Karriere hier endigen würde.
Eine bunt zusammengewürfelte
Reiten!
Schon geht auch das Wettrennen
los. Und was für eins! Das hätte
auch den Schah von Persien interefsirt.
Es begann ohne viel Umstände, ohne
Starten, Handicap oder dergleichen,
indem immer zwei und zwei zusammen
losritten. Welch gewaltiges Einsetzen
aller Kräfte, welch ungeheure Anspan
nung aller Muskeln und Sehnen,welch
stürmisches Dahinsausen! Vom blo
ßen Zusehen verging einem schier der
Athem. Und dabei gab's unterwegs
nock allerlei Reiterkunststücke. So
versuchte wohl einer, den andern in
vollem Laufe anzurennen und mit
dem Knie vom Pferde zu stoßen. Das
gab einen wuchtigen Zusammenprall,
Pferd gegen Pferd, Mann gegen
Mann; einen Augenblick waren sie ein
wirrer Knäuel, dann beide wieder auf
und davon! Ein Beifallssturm, dessen
nur solche wilde Leidenschaft sähig ist,
belohnte den Sieger. Geborene
Reiter, diese Gauchos, aber, wiewohl
ritterlich, doch keine Ritter, sondern
Pferdeknechte. Ihre Beschäftigung
werden wir näher kennen lernen.
Einstweilen verabschieden wir uns von
ihnen, indem wir uns vor diesen kriti
schen Augen - mit möglichster Grazie
wieder in den Sattel schwingen, und
fort geht es, weiter und weiter hinein
in die Pampas.
Endlich winkt uns in der Ferne ein
einfaches, aber geräumiges hölzernes
Landhaus. Hier werden wir mit
deutschem Ruf und Handschlag em
pfangen. Unser Besuch ist ein Ereig
niß, denn wir kommen geradewegs
aus der alten Heimath. Es scheint
auch wirklich noch etwas von dem
Hauch und Duft derselben auf uns zu
ruhen, denn bei der Bewillkommnung
zuckt es unserm Gastfreund so eigen
thümlich um die Augen, und er ist
doch gewiß keiner von den ganz weich
herzigen, sonst wohnte er nicht hier,wo
der Mensch ganz auf sich und seinen
Gott gestellt ist. Als wir nun ge
müthlich beisammen saßen und ein
Wort das andere gab vom Vaterland
und vom großen Krieg und vom neu
erstandenen Reich, da sagte er plötzlich:
„Ist einer der Herren wohl so gut,mir
einmal die Wacht am Rhein zu sin
gen?" Wir waren selbdrei gekommen.
Der eine wohnte aber schon seit vielen
Jahren in Montevideo und mußte ab
lehnen. Der andere sagte, er habe nur
einen Ton in der Kehle, und der sei
falsch. So blieb das Singen auf mir
hängen. Ich sang auch, so gut ich
falls nicht. Was thun? Nun wir
scharfen Messer vor Mund und Nase
dern würde, wenn bei diesem Anblick
zum erstenmale das geflügelte Wort
gefallen wäre: „Daß Du die Nase in
das Gesicht behältst!" Indessen, es
lernt sich alles, und, was die Haupt
sache ist, wir wurden schließlich satt.
Darum ordnete nun unser liebens
würdiger Wirth einige Arbeiten an,
bei denen die Gauchos in Thätigkeit
treten mußten, und richtete es so ein,
daß wir in kurzer Zeit einen Begriff
voy ihrer ganzen Wirksamkeit beka
men.
Große Schafschur war ohnehin ge
rade. Und das ist eine Haupt- und
Gauchos ziehen aus. machen es ähn
lich wie be: den Schalen bllMen
durch geschicktes Reiten bald die ge
wünschte Zahl zur Stelle. Oder
wir setzen voraus, man brauche in
Buenos Ayres oder Montevideo einige
muthige Stiere zum Stiergesecht.
Dazu müssen die stärksten und wilde
sten einzeln ausgesucht werden, und
wir müssen mit hinaus, wenn wir das
Einsangen sehen wollen. „Den da!"
ruft unser Freund einem Gaucho zu,
ähnlich wie die Damen auf Reisen in
der Gepäckexpedition, wenn sie ihren
Koffer haben wollen. Und kaum ist
der Ruf über seine Lippen, so hat das
Thier auch schon den Lasso um die
Hörner. Dieses Lassowerfen ist eine
Leistung, die man gesehen haben muß,
um sie zu glauben, beschreiben läßt sie
sich nicht, diese Sicherheit, diese Ge
wandtheit, diese Anmuth der Bewe
gung von Reiter und Pferd. Es ist
eine Freude zu sehen. Und sie ist dies
mal um so größer, als der Stier ja
wieder losgelassen wird. Er ist ja nur
zu unsern Ehren eingefangen worden
und entgeht noch einmal dem trauri
gen Schicksal, in der Arena der blut
gierigen Schaulust gebildeten und un
gebildeten Pöbels zum Opfer zu fal
len. Der Versuchung zur Beschrei
bung eines solchen grausamen Schau
spiels widerstehe ich. Ein anderes
Bild. Wir setzen voraus, ein Pferd
habe lange genug Her Freiheit genos
sen und solle zum erstenmale in sei
nem Leben geritten werden. Da soll
es also, wie der Gaucho sagt, seinen
Gott erkennen lernen, nämlich den
Gauchy. Ihrer drei fassen das aus
gewählte Thier auf's Korn, trennen
es durch geschicktes Reiten von den Ge
fährten, n«hm«n es gewandt in die
Mitte und bald ist es, wie jene
Hammelherde, unversehens in der Um
zäunung. deren Gatter sich alsbald
hinter ihm schließt, es auf immer von
Raum'leider verbietet, wird dasPferd
gefesselt, eingeschüchtert, zittern ge
macht, gezäumt, gesattelt und dann
nicket. Vielleicht entfliehen? Versuch
es/ edles Thier, der Ausgang steht
jetzt offen, man wartet ja nur darauf,
daß du hinausrennen sollst. Ein kur
zer Augenblick der Stille, wie um zu
überlegen, ein Entschluß und mit
gewaltigem Sprung setzt der Renner
ein. Mit Sturmeseile geht es über
die Steppe dahin. Das ist's, was der
Reiter haben will. Er bleibt fest und
ruhig in feinem Sattel sitzen, bis das
Pferd sich athemlos gelaufen hat und
erschöpft stille steht. Dann steigt er
ab. Er hat gewonnen, ein für alle
mal.
Am Nachmittag Uetz unser Gast
spannen. Wir sollten das Reh. das
uns zum Abendbrot zugedacht war,
! selbst erlegen, fanden aber bei demsel
ben durchaus kein Entgegenkommen.
Diese Thiere sind sonst in den Pam
pas gar nicht so scheu, aber wenn man
so wie wir zu Wagen ankommt, dann
schöpfen sie doch Verdacht. Gehen
konnten wir aber wegen der Folgen
des langen Rittes nicht doch davon
schweigt des Sängers Höflichkeit. Ge
nug, wir lehrten unvrrrichteter Sache
um. Unterwegs sahen wir eine ganze
Anzahl neugeborener Lämmer jäm
merlich blökend und hilflos umherir
ren. Wir kamen durch die Gegend, in
welcher am Morgen die Schafherde
zusammengetrieben war. Die ganz
jungen Thiere hatten nicht so schnell
mitlaufen können, waren zurückgeblie
ben und dem sicheren Untergang ge
weiht, da sie ganz aus die Mutter an
gewiesen waren, weil sie noch kein Gras
fressen konnten. Eines versuchte un
serem Wagen nachzulaufen. Ich
hätte es gerne mitgenommen. „Da
mit können wir uns nicht aufhalten!"
sagte der Wirth, und ein mitleidiger
Schuß aus seinem Gewehr machte dem,
jungen Leben ein Ende. Aus Lucas
lorenen Schaf. Als wir nach Hause
kamen, schickte der Hausherr einen
Gaucho mit der Bola aus, der kam in
Glück. Wohl turnten sie da anschei
nend ganz sorglos herum, ließen unS
auch auf einen halben Kilometer nahe
kommen, zuweilen noch näher, aber
dann flogen sie Plötzlich, als ob sie ge
stohlen hätten, davon. Nachdem sich
dieses Schauspiel etliche Male wieder
holt hatte, und unsere Hoffnung auf
Straußenfedern merklich gesunken.
tes Thier mit dunkelglänzendem Pelz
vor mir auf. „Schießen Sie. es ist
ein Waschbär!" rief mir mein Strau
ßenjagdgenosse zu. Ich schoß, und
das Thier überschlug sich. Nun eilte
jener hinzu und lvollte es. da es noch
Eau de Cologne entfernt war, daß ich
mich vergeblich auf einen Vergleich be
sinne, diese Entfernung auch nur von
ferne anzudeuten. Wir waren an ein
Sorino, an ein Stinkthier gerathen.
Ein kleiner Tropfen des verhängniß
vollen Saftes war an meines Beglei
ters Gewehrkolben gekommen, und
kaum brachte ich ihn wieder in das
gastfreundliche Haus, so übel ward
ihm davon. Und als hernach ein Die
ner des Hauses in die Stube trat, wo
das Gewehr stand, prallte er ordentlich
zurück, und er war ein stämmiger Ne
ger, die doch in dieser Richtung nicht
allzu empfindlich sind.
Zum Glück erholten wir uns bald
von diesem wenig ruhmvollen Aben
teuer, denn auf einmal kam ein Gau
cho auf schäumendem Pferde angeflo
gen mit einer Depesche aus Paysandu
an den dritten Mann unter uns, den
Kaufmann: „Häute 12 Procent gefal
len, Krieg in Sicht." Von diesem echt
kaufmännischen Telegramm erst die
Häute, dann der Krieg! interessir
ten uns weniger die 12 Procent, als
die, kriegerischen Aussichten. Wir
warfen uns also schleunigst aus unsere
Pferde, machten, daß wir aus den
Pampas herauskamen, fuhren den
Uruguay hinab, nach Buenos Ayres
hinunter, nach Montevideo zurück, in
die wogende See hinaus. Und die
wogte gerade recht sehr, so daß wir
„beiliegen" mußten. Desto mehr hat
ten wir Zeit, über unsern Ritt nach
zudenken. Mit dem Kriegssturm war
es nichts, wenigstens für uns nichts,
gewesen. Nun spielte der Atlantische
Ocean Sturm mit uns und schuf uns
einen stimmungsvollen Gegensatz.
Hier das Brausen und Tosen empör
ter Meereswogen, dort die ruhigen,
sanften, stillen Wiesenwellen der Pa
mpas!
Ei» lustiges Drama.
gewaltigen Leistungen während der er
sten vier Akte des Dramas hin. Im
fünften Akte aber begegnete ihm ein
Thräne floß im Zuschauerraum über
schöne Wangen, als das Gesicht des
Schauspielers plötzlich einen ganz an
litzes war verschwunden, und der Küns
tler hatte offenbar alle Mühe, die ihm
unwiderstehlich nahende Lachlust nieder
zukämpfen. In diesem Augenblick er
schienen die Edelleute, wie es der Gang
des Stückes vorschreibt; aber auch sie
hatten, nachdem sie kaum eingetreten
waren, mit demselben Uebel zu käm
pfen, so daß die Scene zum Erstaunen
des Publikums eine Unterbrechung er
litt. Da öffnete die todte Cordelia
der Störung kennen zu lernen, aber
plötzlich schien sie von einer Art Lach
krampf befallen zu sein, denn sie
sprang auf und eilte, nicht mehr im
Stande, sich zu beherrschen, lachend da
von, gefolgt von dem greisen Lear,
dem wackeren, ehrenfesten Kent und den
übrigen Edelleuten, welche, durch das
Beispiel angesteckt, eiligst in den Coulis
sen verschwanden. Das Publikum
verharrte in stummer Verwunderung,
bis es endlich die Ursache der allgemei
nen Heiterkeit entdeckte und nun eben
falls in ein unauslöschliches Gelächter
ausbrach. Im Parterre hatte ein dicker
was damals in London noch gestattet
wurde, seinen Hund mit in das Theater
gebracht. Das mächtige Thier saß ne
ben seinem Herrn, hatte die Vorderpfo
ten auf die vor ihm befindliche Bar
riere gelegt und schaute verständnißvoll
auf die Bühne, als habe es die Kritik
zu schreiben. Der Dicke aber hatte un
ter der im Hause herrschenden Hitze au
ßerordentlich zu leiden; um sich zu er
be! zu denken, seinem Hunde auf den
Kops. Dieser Anblick war zu komisch,
als daß die Schauspieler hätten ernst
an Selbstbeherrschung gewöhnten
Künstler zu viel. Das tiefernste Drama
endete auf die heiterste Weife; Garrick
aber erklärte später oft, daß er an je-
wenn nicht, dann ist ei schlimm, dann
UeberseineKräfte. „Der
Herr, der dort wie geistesgestört herum-
Experte Smith." „Was ist denn los
sucht."
Das gelobte Land. Gatte
(wüthend): „Wieder ein neues Kleid!
O, ich wollte, Du wärst in Kamerun!"
Gattin: „Warum denn?" Gatte: „Da
nichts anzuziehen hätten!"
Der geeignetste Sport.
Ellh: „Denke Dir nur, wie abscheulich
mein Papa ist: ich bat ihn, mir zum
Geburtstag ein Rad zu schenken. —"
(schluchzt) Emma: „Und nun—hat"
er Dir keines bescheert?" Elly: ,O doch
pflegt und Ernährung dcs
Siinglings.
So oft junge Mütter einander be
gegnen, wird nach den ersten Begrü
tzungssormeln das Gespräch allsogleich
auf die diversen Babies übergehen,
und die lieben Frauen werden sich ge
genseitig gar gewissenhaft berichten,
wie Jede es mit ihrem Kinde zu hal
ten pflegt, und dabei der festen Ueber
zeugung huldigen, daß ihre eigene
Methode als die einzige wahrhaft rich
tige und seligmachende zu betrachten
ist. Wenn man solchen Gesprächen,
wie sie eben von den Pflegerinnen der
Kleinen während des Ergehens m den
angeniesten, nun, wo die heiße Jahres
zeit uns bereits mit ihrer Anwesenheit
recht sehr erfreut und die Kleinen also
ganz besonders aufmerksamer Pflege
bedürfen, in Nachfolgendem manch'
bewährte Rathschläge, welche eine tüch
von mangelnder Nahrung verursacht
werden. Deshalb soll jede Mutter
von Anfang an eine bestimmte Zeitein
theilung für die Mahlzeiten des Kin
des festhalten. Der weibliche Doktor
empfiehlt folgenden Plan: man fiit-
Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens, son-
Mutter. Wenn man dies in den ersten
dann wird das Kind des Nachts schla
fen und dabei wunderbar gedeihen.
Die Mutter nähre also ihr Kind, ehe
sie selbst sich zu Bette begibt, und
Wenige Mütter sind im Stande,
ihr Baby ausschließlich selbst zu stil
len. sondern in den meisten Fällen
muß die Flasche zu Hilft genommen
werden, und da ist dringend anzuem-
Statist-ische Nachweise aus Hospitä
daß während des starken Erhitzens in
geschlossenen Flaschen alle schädlichen
Stosse, welche die Milch etwa enthal
ten könnte, vernichtet werden, und man
dann diese Milch dem Kinde unbesorgt
geben kann. Es ist noch zu bemerken,
daß die Säuglinge, während man ih-
Wenn die Mutter ihr Kind selbst
Ersatz dafür jedenfalls ein« Amme,
doch mutz bei der Wahl derselben ihr
Gesundheitszustand jedenfalls erst von
der oben erwähnten sterilisirten Weise.
Je nach dem Alter des Kindes wird
von halb Milch, halb Wasser (mit Ju
das des Wassers verringert. Die Fla
gesiebtem Weizenmehl, hat sich als äu
ßerst nahrhaftes Mittel erwiesen.
Dasselbe wird bereitet, indem .nan
Mehles in einem Quart Wasser durch
drei Viertelstunden kochen läßt. Dann
läßt man es durch ein Sieb laufen,
gibt etwas Zucker und Salz daran,
muß es aber so dünn hallen, daß e8
mit der Saugflafche gereicht werd«»
kann. Nahrhafkr wird das Getränk,
wenn man etwas reine Milch hinzu
fügt, und wo man etwa Auszehrung
befürchtet, noch ein pulverisirtes ha?s
gekochtes Ei. Ist das Kind Ho weit,
daß es schon mit dem Löffel esseiZ
kann, dann wird dieses Nahrungsmit
tel auch in Form eines Brei gereicht»
mit etwas Zucker und „Cream" ver
bessert.
Jedes Baby soll Früh und Abends-'
einer gründlichen Abreibung. Wer es
durchführen kann, der thut seinem
Kinde nur Gutes, wenn es dasselbe,
vom zweiten Halbjahr« angefangen,
gleich eine kalte Abwaschung folgt.
Die Kleinen iverden dadurch gekräf
tigt und gegen Erkältungen geschützt.
Bei gutem Welter soll das Baby
womöglich im Freien essen, schlafen
und spielen. Nur muß das Köpfchen
natürlich vor den direkten Sonnen
tem Sprechen.
Ferner ist es selbstverständlich, daß.
der Reinlichkeit die größte Ausmerk
die Flaschen und die Saugpfropfen
halte man mit gewissenhafter Pein
lichkeit in Ordnung. Die ersteren sol
len gleich nach der Benutzung ausge
spült und dann mit Wasser, in wel
chem Küchen-Soda aufgelöst würd«,
gründlich in warmem fodahaltigen
Wasser mit Zuhilfenahme von Vogel
sand, Schrotkörner od«r Golddust, j«
nach Belieben, tüchtig gewaschen und
dann in kaltem Wasser gespült und
umgestülpt werden. Was die Saug
pfropfen anbetrifft, sollen dieselben
täglich mit kaltem Wasser aufgesetzt
und zwanzig Minuten lang gekocht
erkalteten Wasser gefüllt ist. Selbst
Kindermädchen zu halten, so ist es
jedenfalls rathsamer, wenn sie persön
lich diese Dinge besorgen, welche eben
selbst an solche „langweilige" und
überflüssig erscheinende Arbeiten wen
det.
Es ist ferner selbstverständlich, daß
nasse oder beschmutzte Wäsche des
Kleinen augenblicklich aus dem Rau
me, wo das Kind sich aufhält, ent
fernt und womöglich auch nicht in
einem anstoßenden Zimmer getrocknet
werden, weil dies natürlich die Luft
verdirbt. Am besten ist es, die feuch
ten Windeln gleich in einer. Pell mit
Wasser gefüllt zu thun und sie dann,
je nachdem die Zeit es erlaubt, zu spü
len und im Freien zu trocknen.
Gegen Kolik, die viel gefürchtete
Sonimerkrankheit der Babies, leg«
man äußerlich ein mit heißem Salz
gefülltes Säckchen oder einen, heißes
Wasser enthaltenden Gummibeutel auf
den Magen und Leib des kleinen Pa
tienten. Ferner füge man der Milch
in der Flasche etwas in Wasser ge
kochtes Reismehl bei, dann sind ein
Theelöffel Chalkmixture eingegeben
oder eine Injektion von Eornstarch be
währte Hausmittel. In ernsten Fäl
len zöger« man aber keinen Moment,
die Hilf« d«s Arztes in Anspruch zu
Tie zehn Gebote fllr Bräutigam und
Ehemann.
1. Ein gutes Weib, das merke fein,
Will mit Bernunft behandelt sein.
Weil schwaches Werkzeug leicht
3. Sanft sei Dein Will' und Dein
Gebot;
Der Mann sei Haupt, doch nicht
Despot.
4. Macht irgend was den Kopf Dir
kraus,
Frau?
Dein Weib zu lieben sei Dein Ziel.
7. Wenn Dich die Frau um Geld cn-
U dsi s k cht
stets aus,
Hast Zeitvertreib genug zu Haus.
10. Für Weib und Kind leg' was zu-
Sorg' auch im Tode für ihr Glückk
Modern. Denke Dir nur,
meine gestern gegründete Zeitung hat
heute bereits MV Abonnenten?
Nein, Mitarbeiter, Abonnenten hat
sie noch keinen!
Heirath s 112 ä h i g. A.: Hal
ten Sie denn die Kleine fllr schon h«i
rathsfähig? B.: Gewiß, sie hat ja
Erbtheil!
Ballgespräch. Tänzerin:
Ich glaube, Sie haben in Ihrem Le
ben auch noch nicht vi«l gebetet, Herr
Baron. Baron: Umsomehr angebe»
scböni Olaa!