Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 25, 1894, Page 2, Image 2

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    2 Jndiancrmusik.
Das „Jndianergeheul" ist ein ge
flügeltes Wort geworden, von Jndia
nerinusik hat man kaum etwas gehört.
Und doch haben die Indianer ein«
Menge von Volksliedern, die sogar ur
alt sind. Nur haben Weiße sehr sel
ben Gelegenheit gehabt, die Indianer
, singen zu hören. Die Rothhaut miß
traut jedem Bleichgesicht, und gewiß
nicht mit Unrecht. Um aber die Musik
der Indianer zu verstehen, muß man
sebr tief in ihr Seelenleben eingedrun
gen sein. Ihre Musik und ihr Ge
fühlsleben decken sich so völlig, daß
kern zu belauschen, immer nur zu be
richten wußten, der Gesang der Jndia
m«r bestände in einigen unangenehm
unangenehm klingt, natürlich weil er
«die Worte nicht versteht, und weil die
Stimm« eben kekn Intervall zu halten,
Zalle kommen ihm als besondere Töne
«um Bewußtsem, so daß er seinen
scheinbar so eintönigen, nur in fünf
Ganztönen sich bewegenden Gesang als
jvußerordentlich reich moduliert em
pfinden muß. Aus diesem Grunde auch
prkennt er seine Lieder nicht wieder,
tvenn man sie chm auf dem Klavier
Vorspielt. Einer der besten Kenner
indianischer Gesangskunst, M. John
Gomsort Fellmore, stellt übrigens die
merkwürdig« These auf, daß die Musik
der Indianer sehr viel mit der Musik
jSchuhmanns und WagnerS und über
haupt der deutschen Schule der Ro
mantik um 1839 gemein habe. Dort
wie hier seien die Hauptsache die Ge
stühle, die durch die Musik ausgedrückt
werden sollen. „Die Rhythmen der
Indianer sind oft ebenso complizirt
und ebenso schwer wie die, welchen wir
jn den Werken Schumanns und Cho
pins begegnen. Die Indianer wenden
«lern Synkopen an, und man kann in
Ihren Gesängen bereits den strengen
Rhythmus von Schumanns „Abschied"
»ind der Mendelssohn'schen „Li«d«r
ohne Worte" finden.
Spanisch« Romani«.
Zu der edlen Donna Xanta,
Uls sie saß auf hohen Zinnen, >
Trat der Sänger Don Cervanta,
Mld um ihre Gunst zu minnen.
Und es sprach der edle Sänger
Mit gewaltigen Geberden:
ertrag' es nun nicht länger;
Wollt Ihr nicht die Meine werden?"-
„Ja, ich will!" rief sie voll Freuden,
„Will Euch weih'n mein ganzes Leben,
Aller Sorgen, aller Leiden
«Sollt Ihr mir die Hälfte geben!"
„Also," sprach der Ritter schnelle,
»Da Ihr alle meine Sorgen
Theilen wollt, könnt Ihr zur Stelle
Mir mal gleich zehn Gulden borgen!"
Doch sie rief darauf: „Ach wehe,
kijch hab' selbst nichts zu verlieren,
Und ich glaubte, bei der Ehe
Würde ich was profitiren!
den, wie eine kleine Leiter des 16. bis
Z,7. Jahrhunderts bezeugt, die sich jetzt
im Museum zu Breslau befindet. Der
Äortrinkende einer Zechgesellschaft
steckte sie in ein Trinkgefäß und trank
so unh- so viel Sprossen seinen Kum
jpanen vor. Jeder derselben mußte
ihm das gleiche Quantum nachkom
men, und zur Feststellung, daß dies
auch wirklich geschehen sei, wurde wie
der die Bierleiter benutzt.
EinTrost. Ach, Herr Fritz,
»venn Sie nun wieder in die Stadt zie
hen, werden Sie mich gewiß vergessen,
Herr Fritz! Nein, Kathi das ist
nicht möglich! Ich hab' schon meine
Jagdhündin, die Diana, nach Deinem
Namen umgetauft!
Ein echter Münchener.
Stammgast: Kathi, jetzt kommt's
zweit'! Kathi: Aber, Herr Trinkhuber
> — 's ist ja scho d' dreizehnte Maaß!
Stammgast: Red' nit so dumm daher
i zähl nit die einzeln' Maaß -- i
Bähl nach 'em Dutzend.
«Us Posten vor ttrkalle.
Von K> vo» Winllewsri.
Vier Uhr Morgens. Ueber den
schneebedeckten Felstriimmern der
Puha-gora lag noch der schwarze Man
tel der Winternacht ausgebreitet. Kein
Sternchen am wolkenbedeckten Himmel
sichtbar. Das ganze wilde Bergland
Umkreise eine Abtheilung Soldaten,
theils liegend, theils sitzend, auf dem
Schnee kauerte. In nächster Nähe des
Lagerfeuers befanden sich drei österrei
dämpster Stimme zu einander.
„Was meinen Sie, Herr Haupt
mann?" der eine derselben den
Der Angeredete schüttelte die Asche
Pletari zusammen und wird mit ihnen
über Ulvbitsch-Planina auf Kikalo und
Mrkalje- losgehen..." Also müßten
sie hier herüber kommen..."
„Sollte man da nicht glauben, Herr
Lieutenant Praunwitz, daß Sie diesel
ben mit Sehnsucht erwarten?" meinte
flüchtig lächelnd der Hauptmann.
„Natürlich!" entgegnete Praunwitz,
„seit zwei Monaten befinden wir uns
im Territorium des Aufstandes; tag
täglich bekommen wir von allerwärts
jene Campagne lieber war. Sie ver
lief regelrechter, mehr wie ein richtiger
Feldzug ... Diese ist mehr zerstückelt,
wie ein Bandenkrieg, also auch grau
samer und entsetzlicher... Es könnte
scheinen, als wären diese Menschen mit
der Zeit erbitterter und wilder gewor
den ..
Es trat eine Pause in der Unterhal
tung «in. Die soeben in's Feuer ge
worfenen, nassen Aeste zischten und
schwelten recht träge; von Osten, von
dem Butschevo-brdo und der Drina her
erhob sich ein leichter Wind als Vorbote
der nahenden Morgenröthe.
„Muth läßt sich diesen Rasenden
nicht absprechen," brummte er, indem
er sich fester in feinen Mantel einhüllte,
„man kann sogar behaupten, daß etwas
vom mittelalterlichen Heldenthum in
diesen Räubern steckt, und daß sie zu
erhabenen Opfern bereit sind; aber es
fehlt auch nicht an gewöhnlichen Gal
genstricken!"
„Wie zum Beispiel jener Topon
Sputitsch, der uns seinen leiblichen
Bruder denunzirt hat!" rief Lieute
nant Praunwitz.
„Ueber dies Thema hat man mir in-
Fotfcha eine ganze Geschichte erzählt,"
sagte der andere Lieutenant, „ich weiß
nur nicht, wie viel Wahres daran ist."
„Meinen Sie das Verhältniß der
Brüder Sputitsch zur Tochter Ko
batsch-beg's?"
„Jawohl; der jüngere, Topon,
sollte sie Heirathen... der Hochzeitstag
war schon bestimmt, da stellte sich der
ältere, Jwon, unversehens ein, gewann
die Eltern des Mädchens für sich und
heirathete die Braut dem Bruder vor
der Nase weg.'.. Auch gab es verschie
dene romanhafte Auftritte: das Mäd
chen wollte fliehen, Topon wollte sich
das Leben nehmen; endlich aber
schwor er, sich entsetzlich am Bruder zu
rächen ... auch soll er seitdem fortwäh
rend hinter ihm her fein und ihn ver
folgen. Jetzt hat er «inen bequemen
Weg gefunden, um zur Ausführung
seines Schwurs zu gelangen; er lie
fert ihn in unsere Hände auS ..."
„Uns zum Nutzen ist das aller
dings.," unterbrach ihn der Haupt
mann, „denn Jwon Sputitsch hat uns
schon manchmal viel blutig zu schaffen
gemacht... auf jeden Fall aber ist die
ser Topon ein Galgenstrick!"
Im selben Augenblicke wurde der
Ruf «ines entfernten Vorpostens ge
hört: „Halt! Wer da!"
Die Offiziere sprangen auf, die Sol
daten griffen an die Gewehre und tra
ten in Reih' und Glied.
Alle waren voll Erwartung, als der
Unteroffizier mit einem Gemeinen in
der Richtung des laut gewordenen Bor-
Anfänglich hörten sie das Knirschen
des Schnees unter den Tritten der bei
den Soldaten rech! deutlich, dann im
mer schwächer, bis es endlich ganz
stille wurde. Mit gespannter Auf
merksamkeit horchten jetzt Offiziere und
Soldaten und waren darauf gefaßt,
daß sie im nächsten Augenblicke das
Geschrei der Angreifenden und das
Knallen von Schüssen hören werden.
Doch statt dessen vernahmen sie nach
nahender Tritte und das Knistern des
Schnees, und endlich sahen sie aus der
Dunkelheit dl: beiden Soldaten her
vortreten.
niake, dem die Hände gebunden waren.
Er schritt recht unerschrocken einher,
und als er vor dem Hauptmann an
langte, konnten alle Anwesenden beim
Widerschein des Wachtfeuers sein?
schlanke, schöne Gestalt sowohl, wie die
für einen gewöhnlichen Bauernburschen
ungewöhnlich reiche Tracht desselben
bewundern. Sein kurzer Kastan war
mit Wolfspelz gefüttert, der rothe
Gürtel mit Gold durchwirkt und der
Griff des dahinter steckenden Hand
schars und der Pistolen war mit Edel
steinen besetzt. Er sah aus wie der
Sohn eines reichen Begs und hätte
überhaupt einen sehr vortheilhaften
Eindruck auf die Anwesenden gemacht,
wenn er nicht durch den düstern Aus
druck seines fahlen Gesichtes und durch
den unheimlichen Ausdruck der tief lie
genden Augen, die unablässig zur Erde
blickten, abgestoßen hätte.
„Wer bist Du?" fragte der Haupt
mann, indem er den Ankömmling mit
strengen Blicken maß.
Der Angeredete sah nun endlich auf
und blickte dem Offizier fest in die Au
gen.
„Ich bin Topon Sputitsch, antwor-
' Be>
gung, als der Name ertönte; die Mie
nen der Offiziere aber drückten Neugier
und Verachtung aus.
„Hast Du etwas bei Dir, wodutch
Du nachweisen könntest, daß Du der
jenige wirtlich bist, für den Du Dich
ausgibst?" fragte der Hauptmann
weiter, ohne eine innere Bewegung zu
verrathen.
Die Lippen des Bosniaken verzogen
sich etwas zum Lächeln.
„Ja, Herr! ich habe... neu« An
zeigen über die Aufständischen!"
„Rede!" b ' S .
„Wie? so viele Leute hätte Dein
Bruder unter sich?"
Der Bosniak schüttelte sich und
nahm eine wüthende Haltung an.
„Mein Bruder? Nein, Herr! Er
gen!?.."
Bei diesen Worten zog sich sein
längliches Gesicht zusammen, die Au
bei einem Wolfe, zwei Reihen weißer,
scharfer Zähne. Doch hatte sich diese
Frage:
aber das wird nur ein Scheinangriff
sein, und Ihr sollt «s nur mit einer
ganz unbedeutenden Abtheilung zu
thun haben. In demselben Augen
blicke aber, in dem Ihr Euch gegen ihn
wendet, wird Jwon mit der ganzen
sh / SP ch
cken, „wirst Du unier einen Baum ge
stellt und bekommst eine Kugel vor den
Kopf!"
Der Bosniak zuckte verächtlich mit
den Achseln.
„Wenn Ihr mir nicht glaubt, so seid
Ihr morgen gewesen!"
Lautlose Stille. Der Hauptmann
stand eine Weile unentschlossen, dann
winkte er die Offiziere herbei und gab
die entsprechenden Befehle, indem er ih
nen in kurzen Worten den Plan zum
Handeln auseinandersetzte. Es war
einfach und bot allein die Aussichten
auf günstigen Erfolg. Fünfzig Sol
daten sollten unter dem Befehl des
um den Fiind zu täuschen, der Rest der
Kompagnie sollte sich vorläufig aus
Sniesniza-Planina zurückziehen und
im gegebenen Augenblicke unversehens
aus den angreifenden Jwon Sputitsch
von der Seit« losschlagen.
Bevor an die Ausführung der gege
benen Befehle gegangen wurde, rief der
vor sich.
Höre!" sagte er zu ihm, „sage mir
mal aufrichtig, was Dich dazu bewogen
hat, hierher zu kommen, um uns zu
warnen?"
„Wenn Jwon Sputitsch heute siegte,
müßte ich lange auf eine Gelegenheit
warten, mich an ihm zu rächen," ant
wortete Topon freimüthig.
Der Hauptmann schüttelte den Kopf,
ohne jedoch etwas zu erwidern; er gab
Praunwitz nur noch die Ordre, den
Bosniaken bis auf Weiteres als Ge
fangenen bei seiner Abtheilung zu be
halten; alsdann marschirte er mit fei
nsten Bergrücken ab.
Lieutenant Praunwitz aber führte
unverzüglich die Aufstellung seiner
Mannschaft aus.
Von Wutschewo-brdo trennten ihn
«in tiefer Abgrund und ein schmaler
FelSgrat und außerdem noch ein Fels
hang. so daß er, von dieser Seite gegen
dedurfte, um diese Flanke zu schützen;
sein Hauptaugenmerk «Octe er auf
die rechte Flanke und aklf die Front.
Die Soldaten nahmen tk aufgelöster
Ordnung ihre Stellungen ein, indem
sie sich bei Zeiten solche Plätze aussuch
ten, wo sie bei möglichst guter Deckung
den Feind mit Erfolg bsjchießen konn
ten. Bald hatten sich die Schützen
theils an ringsumher zerstreute Fels
stücke gelehnt, theils in Vertiefungen
und Felsspalten eingezwängt, und so
hoben sie sich auf dei: vom Nebel und
Schnee bedeckten Fläche gls eine aus
gedehnte, krumme Linie ab, die sich aus
einzelnen grauen Flecken zusammen
setzte.
Der Nebel wurde endlich dünner und
durchsichtiger, auch bekam er im Osten
eine rosige Färbung, und hierauf er
schienen die Gipfel von Wutschewo-brdo
mit goldigen Säumen an den höchsten
Spitzen.
Allmälig kam die Sonne herauf.
Mit verhaltenem Athem wendeten
die Soldaten ihte Blicke auf das Ta
gesgestirn; es erschien, wie sie sich sag
ten, wohl für so manchen von ihnen
zum letzten Noch immer jedoch
störte kein Laut die Stille, keine Be
wegung konnte auf den nahen Berghö
hen wahrgenommen werden.
Plötzlich erhob sich Topon Sputitsch,
der aus Befehl Praunwitz', von einem
Soldaten bewacht, in unmittelbarer
Nähe war, von dem Felsstiick, auf dem
er bisher gesessen, und schien mit vor
gestrecktem Halse zu lauschen.
„Wo erblickst Du denn dort Je
mand?" fragte Praunwitz leise, es ist
ja Niemand da!"
Bvsniake, indem er sich in die Laute,
die nur Ihm vernehmbar sein mochten,
beharrlich vertiefte.
Und im selben Augenblicke begann
sich's auch jenseits der Schlucht zwi
schen den Wachholdersträuchern zu re
gen, als hutschten jetzt undeutliche
Schatten von einer Eiche zur andern
dahin; in der Luft jedoch herrschte so
vollkommene Ruhe, daß man hätte mei
nen dürfen, es habe das Spiel von Ne
bel und Licht dem Auge die Wahrneh
mung von Phantomen vorgeführt...
Da auf einmal flog es entlang dem
Kamme jenes Bergrückens wie eine
feurige Schlange dahin, und unmittel
bar darauf kam das Dröhnen einer
Gewehrsalve heriibergerollt.
Praunwitz zweifelte nun nicht län
ger. Die Anzeigen Topons bestätigten
sich. Es hatte Stanko Srdjewitfch
den Angriff begonnen.
„Feuer!" kommandirte Praunwitz
den Soldaten, die den linken Flügel
bildeten.
Von beiden Seiten dröhnten jetzt die
Schüsse hinüber, herüber; anfänglich
erfolgten sie seltener, dann aber schnel
ler hinter einander, und mit jedem Au
genblicke massenhafter und weniger re
gelmäßig. Sehr bald war die Luft
von einem bläulichgrauen Pulverdampf
gesättigt, und dieser bildete in Verbin
dung mit dem noch immer nicht ganz
verflogenen Nebel eine Masse, durch
welche die, die gegenüberliegendenVerg
höhen trennende Schlucht überbrückt
war, so daß es das Ansehen gewann,
als würden die Bosniaken geradeaus
vorwärts stürmen und mit einem
Schlage den an Zahl schwächeren Feind
erdrücken. Sie dachten aber nicht da
ran, sondern schössen beständig und er
hoben von Zeit zu Zeit die langgedehn
ten Rufe: „Weh, weh! Üdri go
frorenen Schnees den Soldaten auf die
Köpf« und Gesichter. Praunwitz schlich
in gebückter Haltung von einer Stelle
zu verlieren. So bemerkte er auch, daß
die Feinde ganz unvermuthet eine sehr
lebhafte Bewegung machten, und er
glaubte einen Augenblick lang, daß sie
in ihrer Unachtsamkeit «inen Sturm
angriff ausführen wollten.
„Die Rasenden!" murmelte er, doch
im selben Augenblicke belehrte ihn schon
eine gewaltige Gewehrsalve auf dem
rechten Flügel über die Veranlassung
zu jener lebhaften Bewegung.
„Jwon Sputitsch tritt mit der
Hauptmacht auf!" sagte sich Praun
witz.
kurzes, abgebrochenes Schreien machte
er seinen Leuten Muth und Lust zum
Kampfe.
Auf den ersten Blick war in ihm der
Anführer zu erkennen.
Die Soldaten nahmen ihn auf's
Korn, doch die Kugeln thaten ihm
nichts an.
„Das ist Jwon Sputitsch," sagte
sich Praunwitz, „der muh fallen, oder
wir werden fallen!"
Und indem er sich, auf den Ellbogen
„Korporal Marko, heran zu mir!"
Der Korporal, der beste Schütze im
Regiment, kroch auf allen Vieren an
ihn Heran.
„Sie sehen dort den im Bart," rief
Praunwitz, „wenn Sie den treffen,
gibt's einen Dukaten und Avancement!
Doch beeilen Sie sich!"
Der Korporal kniete hinter einem
Felsstück nieder und legte den Gewehr
kolben an die Schulter; in demselben
Augenblicke aber bekam er eine Kugel
in die Stirne und stürzte rücklings
nieder, wobei der Offizier mit seinem
Blute besvritzt wurde.
Praunwitz ergriff nun selber das
Gewehr, da er ebenfalls ein guter
Schütze war? doch als er eben anlegen
wollte, zerrte ihn Jemand mit den
Zähnen am Aermel. Topon Spulitsch
war es.
„Herr!" sagte er mit verzerrtem Ge
sichte und unheimlich leuchtenden Au
gen, „zerschneiden Sie mir die Stricke,
ich .... ich werde ihn schon treffen..
Der Offizier wankte einen Augen
blick; trotz der entsetzlichen Lage, in
der er sich mit seinen Leuten befand,
empfand er doch einen instinktiven Wi
derwillen dagegen, dem Bruder gegen
den Bruder dieMordwasfe in die Hand
zu geben; aber er überwand sich schnell,
legte das Gewehr nieder, und zerschnitt
mit seinem Degen die Fesseln des Bos
niaken.
„Schieße, wenn Du willst.... aber
triff!"
Topon ergriff fieberhaft das auf
der Erde liegende Gewehr, und nach
dem er sich auf den Bauch gelegt, fing
er an.langfain und bedächtig zu zielen.
und führte es wiederum in die Schuß
linie. Er zielte lange Zeit, schließlich
fing er an, am ganzen Körper zu
sich. Sein Gesicht war bleich, und die
Lippen bebten ihm wie vor Angst.
„Herr!" rief er mit dumpfer Stim
sich zusammen und gerieth ins Wan
ten, wie eine Eiche, die am Fuße fast
durchgehauen, ebenfalls zu wanken an
stiirzt.
Der plötzliche Angriff von einer
Seite, von der sie keinen Ueberfall be
fürchtet hatten, setzte sie in Verwir
rung und erzeugte die Vorstellung, sie
könnten von so überlegenen Streitkräf
ten umzingelt sein, daß sie weder Wi
derstand zu leisten, geschweige denn als
Sieger hervorzugehen im Stande wä
ren. Von zwei Seiten mörderisch be
schossen, nahmen sie also den Rückzug,
ja, schon in der nächsten Minute stoben
Vergeblich hatte Jwon Sputitsch
versucht, sie mit Donnerstimme zu sich
zu rufen, nichts vermochte sie zum Ste
hen zu bringen.
Die Soldaten folgten ihnen auf den
Fersen, schössen unaufhörlich und
gönnten sich keinen Augenblick Ruhe.
Von einem Kampf» konnte keine Rede
mehr sein.
Die Abtheilung Jwon Sputitsch
hatte aufgehört zu exiftiren.
Eine halbe Stunde später wurde auf
der Puha-gora kein einzige Schuß
noch von Kampfeswuth erfüllt und sie
gestrunken, singen wieder an, in Reih
und Glied zusammen zu treten. Ohne
Ende aber schien ihr Qivairufen, La
chen, herzliches Umarmen und Singen.
Der Hauptmann stand mit den bei
den Offizieren am Rande der Schlucht
und schaute mit dem Fernrohre nach
nicht wieder erkannt hätte. Eine ge
beugte, geknickte Gestalt, die kraftlos
die Füße nachschleppte. Dem Gesicht
hatten Seelenschmerz und Reue ihren
düstern Stempel aufgedrückt.
er ist entkommen!"
Bei diesen Worten fiel sein Blick zu
fällig auf einige gefangene Bosniaken,
die von den Soldaten mit Kolben ge
stoßen und gefesselt vor den Haupt
mann geführt wurden. An ihrer
Spitze ging jener Heißsporn im
schwarzen Bart, der Anführer der In
surgenten. Seine Hände waren auf
in der Wange klaffte eine von einem
Bajonettstich herrührende Wunde, aus
der ein breitesßand gerinnenden Blu
trotzig erhoben, und aus den Augen
zuckten Blitze von Haß und Stolz.
„Ah!" brüllte Topon, „endlich ha
ben sie ihn doch erwischt! Er ist
„Dobro utro, bratschie!" redete ihn
Jwon mit ruhiger und scheinbar küh
ler Stimme an.
dern wendete sich zum Hauptmann.
„Herr!" schrie er mit Leidenschast,
„das ist Jwon Sputitsch, das ist der
Anführer der Rebellen!"
Solch grimmer Haß erregte in dem
deutlich genug vor sich hin murrte:
„Kanaille!"
Der Hauptmann gewann sofort die
„Du bist Jwon Sputitsch?"
„Ich bin's."
„Weißt Du, was Deiner wartet?"
„Ich weiß es."
machte er Kehrt und ertheilte den Of
sizierenßesehle mit Bezug auf das Be
graben der Todten und die Versor
gung der Verwundeten. Die leicht
Verwundeten sollten der Abtheilung
zu Fuß folgen, und für schwer Ver
wundete wurden Frohnfuhren aus
Mrkalje reguirirt.
Es war beller Tag geworden. Die
Nebel hatten sich verzogen, und die
Sonne, die nun über Rujewatsch-
Planina stand, goß ihre Ströme gol
denen Lichtes auf die schneebedeckten
Berghöhen aus. Die Soldaten be
mühten sich um die Gefallenen. Die
Verwundeten bekamen einen Nothver
band, die Todten wurden bei Seite
gezogen und in zwei Haufen gelegt,
getrennt die Soldaten und getrennt
die Bosniaken; die Bauern aus
Mrkalje, nach denen man Boten ge
schickt hatte, sollten die erforderlichen
zwei Gruben graben. Der Haupt
mann hatte soeben die Gefangenen der
Reihe nach in's Verhör genommen
und wollte sich wieder von ihnen ab
wenden, als Jwon Sputitsch einen
Schritt vortrat.
„Kospoda!" sagte er, „bevor ich von
hier abgeführt werde, erlaubt mir noch
mit meinem Bruder einige Worte so
unter vier Augen zu reden. Boga-mi!"
fügte er schnell hinzu, als er auf dem
Antlitze des Offiziers ein Schwanken
wahrnahm, „ich habe ihm nichts Ver
dächtiges zu sagen, nur einige Worte
von unserm Vater, erlaubt doch,
molim-was!"
Der Hauptmann machte Topon ein
Zeichen, heranzukommen, und trat
hierauf mit den Soldaten etwas ab
seits.
Die Brüder standen auf einige
Schritte einander gegenüber.
Topon am Rande der Felskluft
und Jwon an der Wand des überhän
genden Felsens.
Schweigend blickten sie einander mit
forschenden Blicken an, und erst nach
einiger Zeit ergriff Jwon das Wort:
„Topon, Du hast uns zweimal ver
rathen!"
„Ich habe Dich verrathen, denn ich
wollte, Du solltest unter den Händen
der Schwaben sterben!"
Wiederum Schweigen. Abermals
unterbrach es Jwon.
„Denkst Du noch, Topon, an Ba
nim-han im Eichenhaine auf dem
Tfcherni-verch Dort wurden wir
Beide geboren. Vorgestern war ich
ausgesetzt, also brächte ich durch die
Reise dahin mein Leben in Gefahr.
' Der alte Vater lag im Sterben, so
Armen gestorben und befahl mir noch,
Dir zu sagen, Topon, daß e: als
Schritte lenkst, und daß er in den
Nächten Dir das lebendige Blut aus
saugen
fuhr Jwon „daß Topon nicht
fein Sohn ist! Kein rechter Bosniake
hätte das getl-an, was er, sagte er.
Wenn er durch seinen Bruder sich ge
tränkt fiihlte, daß ihm dieser das
Mädchen weggehascht hat, so tonnte er
ja verwegene Burschen anwerben und
mit Gewalt ihm die Frau entfuhren!
Er hätte ihn sogar zum Zweikampf
aus Rache ein Schwabendiener zu
werden! Und deshalb soll er ver
flucht kein für ewige Zeiten, sollen ver
flucht sein feine Kinder und Enkelkin
der, soll er elend wie ein Hund um
kommen, denn um eines Mädchens
willen verkauft man nicht Treu und
Glauben! Hörst Du, Topon, das hat
Dir der Vater sagen lassen!"
Topon schwieg, den Kopf auf die
Brust geneigt.
Ueber Jwons Gesicht zogen nun,
wie schwarz« Wolken, wohl schwere
Anschläge ein« nach dem andern da
hin.
„Bete," sagte er endlich zum Bru
der, „bete und bereue Deine Sünden!"
Topon erhob seinen Kopf und blickte
den Bruder verwegen an.
„Bete Du nur selber! Du wirst
früher aus dieser Welt scheiden!
Uebermorgen wirst Du in Fotscha auf
dem Galgen hängen ich aber werde
und es laut ausrufen, daß sich mein
Herz erfreut!"
„Niemand ist seines Tages und sei
ner Stunde gewiß!" entgegnete Jwon
düster. „Die Gerechtigkeit wandelt
auf verschiedenen Wegen, und Nie
mand vermag, vor ihr zu entschlüp
fen! Topon, höre! Der Vater befahl
imir, Dir ferner zu sagen, daß er in
der Stunde Deines Todes von Banim
han her Dir sichtbar erscheinen und
vor Dich hintreten werde, um Dich zu
verwünschen! Ha, sieh doch, sieh doch
hin, ich sehe ihn! Blicke doch nur hin
ter Dich, sieh doch, da steigt er von den
Wolken herab und kommt hieher..?."
Tiefe.
Die Soldaten sprangen zur Ret
tung hinzu, aber es war schon zu spät!
aus, nur Jwons letzte Worte, die an
dem felsigen Gipfel widergehallt wa
ren, rauschten noch einmal in undeut-
Leichen bedeckte Puha-gora dahin.
Bektnninift «iucs Hagestolze«.
Bei 1 da lieb ich der Locken Pracht,
Bei 2 den Mund wie Rubine,
Bei 3 die Augen wieStern« der Nacht,
Bei 4 die reizende Miene.
Bei 6 die Zähne wiePerlengeschmeid',
Bei 6 die griechische Nase,
Bei 8 die ernste Extase.
Bei 9 das schelmische Grübchen im
Kinn,
Bei 10 die liebliche Hülle,
Bei 12 ihres Geistes Fülle.
Bei 13 den Wuchs, wie die Tanne so
schlank,
Bei 14 ihre Talente,
Bei 16 Füßchen und Hände.
Bei 17 daß sie zu kochen versteht.
Bei 18 daß sie verständig,
Bei 19 daß sie ein wenig verdreht,
Bei 20 daß sie unbändig.
Bei 21 ein Herze wie Gold,
Bei allen von ihnen, daß sie mir hold.
Zu schildern, was sonst noch das Herze
mir schwellt,
Ist leider zu schwach meine Feder,
Denn Reize hat Jede,sei's selbst schnö
des Geld,
Kurz Etwas gefällt mir an Jeder.
Wenn Alles bei einer gefunden ich
hätt'.
Dann glaub' ich, die würd' mir ge
fallen,
Dem Hagestolzthum sagt' ich schleu
nigst Valet
Inzwischen huldige ich Allen!
Herausgeplatzt. Schwie
germutter: „Sehr liebenswürdig von
Dir, lieber Schwiegersohn, daß Du
mich zur Bahn begleiten willst, aber
ich will es durchaus nicht leiden, daß
Du Dir meinetwegen Mühe machst."
Schwiegersohn: „Was, das nennst
Du Mühe? Das ist mir doch nur ein
Vergnügen."
New UorierDienstbo
te n. Mrs. Hightone: „Nehmen Sie
Ihre Dienstboten mit auf's Land?"—
Mrs. Westside: „Nein, ich lasse sie in
der Stadt, damit während meiner Ab
wesenheit nichts im Hause gestohlen
wird." Mrs. Hightone: „Das ist
just der Grund, weswegen ich die mei
nigen mit auf's Land nehme."
Erste: „Mrs. Jenks sagte mir gestern,
sie sei das unglücklichste Geschöpf auf
der ganzen Erde." Die Zweite:
„Das sieht ihr wieder ähnlich. Sie
muß immer etwas vor ihren Nachba
rinnen voraus haben."