Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 18, 1894, Page 6, Image 6

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    6 MiNlUngSdüftt.
Ton Dr. Ludwig Karell.
Es sind ebenso leichte als eigensin
nige Gesellen, dle der erwärmend«
empor. In den bald weiß, bald rosig
angehauchten Blüthen des Geißblattes
schlummert der «in«, in den offenen
und sternförmig ausgebreiteten des
Da beginnt nun das übermüthige
Spiel der zarten Hauchgebilde. Ge
tragen von den Schwingen
mächtigen, wenn er sie in seinen eigen
artig gestalteten Apparaten festhalten
will, um zu sehen, was an ihnen kör
densiren kann, dann jagen sie pfeil
schnell dahin in rastloser Flucht.
Man tann ihnen dieses Vorurtheil
nicht verargen, es ist eben angenehmer,
sich frei und ungebunden in der Natur
heAimzutummeln, Liebende zu belau
schen, keimende Verse zu umschweben,
als sich über Gasflammen als De
stillat behandeln und mit Aether oder
Alkohol extrahiren zu lassen.
Daher ist es gekommen, daß wir
noch kein« Kompendien über das che
mische Verhalten dieser leichten Kum
pane besitz«», wo mit prosaischer Pe
danterie verzeichnet ist: ob der Mai
glöckchenduft sich zu einer farblosen
oder gefärbten öligen Flüssigkeit ver
dichten läßt, deren spezifisches Gewicht
1),2S beträgs, oder ob demHyacinthen-
Grunde liegt, der bei-24.S Grad Cel-.
Die Blumen selbst mußten Stand
halten, als Gelehrte kamen, um sie zu
messen und zu zerlegen, sie mußten sich
bis in ihr Innerstes, bis auf
kern" prüfen lassen, sie mußten sich in
gewöhnlichem und in polarisirtem
Lichte zeigen, sie, die gewohnt wa
ren, sich nur in dem goldenen Strahle
der Sonne auf grünem, sammtenen
Teppich sehen zu lassen. Die Düfte
aber, die ihnen innewohnen, konnten
größtentheils bisher nicht gezwungen
werden, ihr Jncognito zu lüften.
Heute sind die Botaniker meist erst
so weit, daß sie muthmaßlich aus den
Düften auf die Natur ihres Trägers
schließen könne». Nur bei wenigen
Pflanzen kennt man die Zusammen
setzung des Duftstoffes, so weiß man,
daß der kräftige, würzige Nelkenduft
dem Eugenol, der Duft des Waldmei
sters dem Cumarin, und der des He
liotrop dem Vanillin ihre Entstehung
verdanken.
Man tann nun muthmaßen, daß
alle ähnlich duftenden unter den bun
ten Kindern unserer Auen aus eben so
zusammengesetzten Stoffen ihren sinn
berückenden Athem entströmen lassen.
Gerade die meisten der Frühlings
düste gehören hierher, so der des Flie
ders, der Reseda, derAurikel, der Aka
zie, des Veilchens, des Cyclamens, des
Maiglöckchens und des Jasmins.
Weil die oben genannten Stoffe
Eugenol, Cumarin etc.) in dießenzol
reihe der organischen Chemie gehören,
nennt der bekannte Botaniker Kern in
Wien die angeführten Düfte: „ben
-wloide."
Wenn die Frühlingssonne die re
benbekränzten Hügel mit dem Mor
genkusse der erwachenden Natur be
grüßt, dann sprießen an dem Wein
stock die kleinen grünlichgelben Blü
then, di.- aber trotz ihrer Unscheinbar
keit köstlichen Wohlgeruch in sich ber
gen. Es ist dasselbe Aroma, wie das
jenige, welches das evle Naß aus
haucht, wenn es als schäumender Bur
gunder oder als feuriger Tokayer kre
denzt wird, und sinnig bezeichnen es
die Feinschmecker als: „Vouquet" des
Weines. Seiner sind Chemiker schon
vor längerer Zeit habhaft geworden,
„parasfinoide."
Der .Athem der großen weißen
Magnolienblüthe dünkt uns ähnlich
am Boden dahinkriechende Lavendel
den Lüften mittheilt. Derselben Duft
art liegen bei den Orangen- und Ci-
Blllthe schmückt. In dem sablei,
Mondeslicht leuchtet sie über die still?
Ebene, daher sie der Volksmund „die
Nachtkerze" (Oenoth.-ra) benannt hat.
Wahrscheinlich um ihrem Namen noch
m«hr gerecht zu werden, entringt sich
ihrer gelben, trichterförmigen Krone
«in Duft, d«r keineswegs als balsa
misch bezeichnet werden kann, ebenso
wenig wie der von den unansehnlichen
Blüthen des sich weithin rankenden
'Epheus, sie erinnern damit an den
der Virnbaumblüthen, sowie an den
der Bogelbeere, des rothen Hartrie
gels, des Schneeballes, der Mispel
und anderer.
Riechen wir einige dieser „aminoi
den" Düfte schon mit gemischten Ge
fühlen, so ist dies noch mehr der Fall
bei den sogenannten „indoloiden"
Düften, die wohl nicht so heißen, weil
sie sich unserem Geruchsorgane ge
genüber „indolent" benehmen, son
dern weil ihnen das „Jndol" zu
Grunde liegt. Solche zweifelhafte
Düfte hauchen die Riesen unter den
Blumen, die „Aristolochia Gigas",
mehrere Rasflesiaceen und andere aus.
Sie sind auf den Besuch von Aasflie
gen und Aaskäfern angewiesen, da
rum haben sie mit dem faulenden
Fleische nicht nur den Geruch, sondern
auch das Aussehen gemeinschaftlich.
Die Natur gleicht einer vornehmen
Dame, welche ihr Parfümfläschchen
nicht so vor aller Welt stehen läßt,
damit Jedermann wisse, was es ent
hält, sie will auch hierin, sowie in
ihren Herzensangelegenheiten ein
Räthsel sein. Nur langjährigen,
konsequenten nnd zähen Verehrern ge
lingt es manchmal, bis zur Etiquette
des Parfümfläschchens vorzudringen.
Eine solche Begllnstegung gewährte die
trotz ihres Alters immer noch eitle
Mutter Natur vor ungefähr einem
Jahrzehnt den Chemikern, die ja am
hartnäckigsten den Geheimnissen der
unergründlichen Dame nachspüren.
Es gelang ihnen nämlich, von dem
Toilettentischchen der Natur das
Fläschchen mit dem Vanillendufte zu
stehlen.
Einmal in ihren Alles analysiren
den Händen, war auch das Räthsel
dieses Duftes gelöst. Sie fanden,
daß der würzige Hauch, den unsere
Fichten und Tannen ausathmen, eine
ähnliche Wirkung auf unsere Sinne
ausübe, wie jener, und thatsächlich
preßten sie den Holzriesen einen Saft,
das „Coniferin", aus, das zurGrund
fubstanz des Vanillenduftes, zum Va
nillin, in enger Beziehung steht, in
Folge dessen kann man heute dieses
letztere fabriksmäßig darstellen.
Die Untersuchung ähnlich zusam
mengesetzter Verbindungen aus der
Gruppe der sogenannten „Ketone"
führte vor Kurzem auf die Enthüllung
eines weiteren Parfümgeheimnisses
und zwar des Veilchenduftes. Auch
dieser wird seit wenigen Monaten zu
Holzminden in Deutschland und in
Paris künstlich bereitet.
Ebenso complicirt, wie die Herstel
lung des Trägers eines solchen Aro
mas ist, ist auch sein wissenschaftli
cher, das heißt chemischer Name; ein
solcher lehrt den Kundigen, woraus
der betreffende Stoff besteht, so ist das
Vanillin .Qrthooxybenzaldehydme
thyläther" oder „der Methyläther" des
„Protokatechnaldehyd". Um der Zunge
des Lesers keine Verlegenheiten zu be
reiten, will ich nicht den chemischen
Namen des jüngsten Retortengebore
nen des Veilchenduftes hier an
führen, sondern bemerke nur, daß
seine Entdecker (Haarmann und Krü
ger) ihn der Kürze halber auch „Jo
nen" nennen. Er steht nämlich in
«nger genetischer Beziehung zu dem
Dufte der sogenannten „Veilchenwur
-8el", die aber mit dem Veilchen nichts
gemein hat, sondern der Wurzelstock
der Schwertlilie ist; weil letztere Iris
heißt, führt der daraus dargestellte
Stoff den Namen „Jron".
Mag heute die Natur ih'en Früh
lings - Toilettentisch noch so sorgfäl
tig vor jedem Unberufenen hüten, mö
erweckt, sich noch so sehr dagegen weh
ren, in die Gewalt des Menschen zu
kommen seinem grübelnden Geiste
können sie nicht lange mehr ihr Ge
heimniß entziehen. Mit Retorten und
Eprouvetten, mit Feuer und Aetber
EinK öl n e r Artillerie
— Künstlerisch. A.: „Wie
die der Bildbauer M. mit der Malerin
geschlossen hat?" B.: „O, sehr
künstlerisch! Der Mann braucht nur
einen Wunsch zu äußern, dann malt
sie ihm etwas, sie etwas ha
— Beruhigung. Frau Rath:
„Ach, Herr Doltor, wären Sie doch
heute Morgen dagewesen! Ich habe
wohl fünfzig Mal niesen müssen!....
„Fünfzig Ma? „ProsU", gnä
— Moderner Seirathsan
trag: „... .Mein Fräulein, darf ich
Ihrem Herrn Papa meine Schulden'
gestehen?"
Hartman».
Gedankenarbeit.
Unter Gedankenarbeit verstehen wir
gewöhnlich nur jenes höhere geistige
Schaffen, welches Gelehrte, Schrift
steller, Dichter und Forscher, über
haupt alle Helden des Geistes vollbrin
gen. Daß auch die simple Hausfrau
in der Beschränktheit ihrer vier Wände
Gedankenarbeit verrichten kann, ja, daß
sie dies thun muß, wenn sie ihren ver
schiedenen Pflichten als Oberhaupt des
Hauswesens, als Gattin und Mutter
genügen will, das bedenken gar viele
Männer, aber manchmal sogar die
Frauen selbst nicht genug.
Wohl erscheint der größte Theil der
praktischen Thätigkeit des Weibes als
bloße mechanische Routinearbeit, und
man wird kaum vermuthen, daß die
Hantirungen mit Besen, Staublappen,
Kochlöffel und Nadel mehr als ein nn
nimalesQuantum Verstand erfordern,
und doch kann keine ersprießliche
Handarbeit ohne eine begleitende Ge
dankenarbeit ausgeführt werden. Und
doch wird es in jenem größeren Haus
halt gar bald „hapern", wo die angeb
liche Seele desselben nur arbeiten und
nicht denken, nur selbst schaffen und
nicht anschaffen, d. h. bAhlen, wo sie
nur zugreisen und nicht auch zuweisen,
nur selbst leisten aber nicht leiten kann,
wohl regsame Hände, aber leinen regen
Geist besitzt.
Dies soll nicht etwa heißen, daß die
Frau nicht auch selbst reinmachen, ko
chen und nähen dürfte, sondern nur,
daß sie diese geringeren Arbeiten der
Hand unter die höhere Leitung des
Kopfes stellen möge. Denn es ist nicht
nur ersprießlich, sondern nothwendig,
daß die Aufmerksamkeit der Hausfrau
sich neben der körperlichen auch der gei
stigen Gedanken-Arbeit zuwendet und
sie dieser ihrer unsichtbaren stillenThä
tigkeit mindestens dieselbe Wichtigkeit
beimißt, wie der sichtbaren lärmende-
Manchmal sind die Anforderungen
des Tages an unsere Arbeitskraft so
vielfache, daß wir darob den Kops ver
lieren, daß er uns brummt, oder wir
nicht mehr wissen, wo der Kopf uns
steht, aber gerade dann ist der Zeit
punkt gekommen, wo es heißt, den arg
mitgenommenen Hirnkasten in seine
Hand zu stützen und in kurzer, sicherer
Ueberlegung nachzusinnen, was nun zu
thun nothwendig, und in welcher Auf
einanderfolge die einzelnen Arbelten
am besten zu abfolviren sind. Haben
wir erst einen richtigen Ueberblick ge
wonnen, die Dinge eingetheilt, wie sie
eines nach dem anderen in geordneter
Reihenfolge erledigt werden können,
dann wird Alles ohne Aufregung, ohne
Ueberstürzung „wie am Schnürchen"
Stande ist, diese unsichtbaren Fäden
oder Zügel der Regierung fest im Kopf
und in der Hand zu behalten.
Niemals ist es cker für die Frau
nöthiger, ihren Gedankengang in feste
Ordnung gebannt zu hallen, als zu
jenen Zeiten, wo irgend ein größeres
Ereigniß den sonst so geordneten Hau
shalt auf den Kopf stellt, wie z. B. ein
Umzug, eine Reife, eine größere Fest
lichkeit, ja selbst nur die alljährlichen
Uebergangsstadien des Herbstes und
Frühlings. Da zeigt sich die ganze
Bedeutung der Gedankenarbeit der
Hausfrau, die wir Ueberlegung und
richtige Eintheilung nennen. Und all'
die Zeit, welche man dieser vorherge
henden Ueberlegung widmet, wird
reichliche Zinsen tragen durch die nach
her gewonnenen Stunden bei der Aus
führung der verschiedenen Arbeiten.
Wer am frühen Morgen genau weiß,
welche Verrichtungen und Bewegungen
im Laufe des Tages hübsch auf einan
der zu folgen haben, bei dem giebt es
.kein Zögern und Zagen, keine unver
nünftigen Befehle, die das eben Gesche
hene über den Haufen werfen, kein hal
bes Fertigwerden, kein unvollkomme
nes Vollenden, keinen Zeitverlust, keine
mürrischen Gesichter, weil den Dienen
den die Arbeit erleichtert wird, indem
sie ihrem instinktiven Drange folgend
mit jeder möglichen Handreichung der
zweiten Arbeit schon entgegengehen
können, während sie die erste noch ver
richten.
Beim Umzug z. B. muß die Haus
frau damit beginnen, sich einen Plan,
eine Leiteintheilung zu entwerfen, in
welcher Reihenfolge die Ablösungsar
beiten in der alten, und die der Ein
richtung in der neuen Behausung er
folgen sollen, da giebt es später kein
kopfloses Umherlaufen und Schreien,
kein nervöses hastige? Fragen: „Was
thue ich jetzt nur zuerst?" Wie» ein
gewiegter Stratege die Taktik der
Kriegsführung beherrschen muß, ehe er
in's Feld zieht, so ist es für die tüchtige
Hausfrau erforderlich, einen guten
renheit und Unordnung auf sie ein
dringen. Sie muß alle Waffengat
tungen genau kennen, namentlich die
wir unternehmen, sie sichert uns erst
den wshrenErsolg für die emsige Thä
tigkeit der Hände. Und wenn wir oft
bewundernd und staunend vor der Lei
stungsfähigkeit einer Hausfrau stehen
und uns fragen: „Wie bringt sie dies
nur Alles fertig?" dann mag sie lä-,
chelnd antworten: „Erst seh' ich's im
Kopse vor mir, und dann führ ich es
ses geistige Vorausblicken, dieses im
Kopfe haben, all' dessen, was zu ge
schehen hat, das Ist eben jene geheim
nißvoZ?« Gedankenarbeit, das ist die
Macht, welche uns all' jener Segnun
gen theilhaftig werden läßt, die aus
überlegter, wohlerwogener That ent
springen.
Drum nur niemals den Kopf ver
loren, was auch immer im häuslichen
und Familienleben sich begeben mag.
Wer den Kopf oben behält, der kann
allen Anforderungen des Lebens be
gegnen, indem er durch rasches Ersas
sen der Situation,durch günstige Aus
nützung des Momentes, also durch ver
nünftige Gedankenarbeit die Schwie
rigkeiten alle heldenhaft beseitigt und
besiegt.
In allen Ländern und bei allen
Völkern gibt es Lieder und Melodien,
«nit denen Mütter ihre Kinder in den
Schlaf singen. Es ist wohl anzuneh
m-m, daß alle ursprünglichen Wiegen
gesänge dem dichterischen Genius des
ganz unmöglich, ein paar Texte die
ser „Mädchenlieder" zu erhalten. An
der Ueberlieferung der Legenden und
Antheil gehabt.
seines Lebens.
Polizist: Well, how much sor den
Whiskey?" .
Barkeeper (irländisches Grünhorn):
Zehn Cents bitte.
Polizist: W—a —a —a —s ? !
Cherchez l'homme! nicht
Cherchez la femme!
„Warum ist denn Ihr Kindermäd
chen von Ihnen fort?"
„Ja, sehen Sie, mein Baby bekam
die „Mumps" und ihr Polizist hat
diese Krankheit noch nicht gehabt."
Doch zu E t-w a s gut.
'
„Du, Patsy, komm schnell Herl
Die Probe. Der Waldhu
der Richter ermahnt ihn: „Geben Sie
den Kampf mit dem Gesetz auf, es ist
doch stärker als Sie." Da streift der
Waldhuber sich die Aermel auf und
G'fetz! Seh'n woll'n mer's!"
Schmeichelhaft. A.: Ja,
wie ich Ihnen sage, ich bin seit zehn
Jahren Wittwer, und Sie? B.: Ich
bin leider nicht so glücklich!
Der gelehrte Franzose Zr!lla!-Sa»
darin sagt in seine: Physiologie des
Wort hat sehr viel Wahres für sich,
hört. '
Die Vorliebe für pflanzliche oder
mehr fleischliche Kost, wie di« verschie
denartige Zubereitung sind Haupt-
Völker , leben, zurückzuführen. So
wird der Engländer durchschnittlich
mehr Fleisch genießen, als der Italie
ner, da das Fleisch infolge des herr
lichen Viehsutters in England von
außerordentlicher Güte ist und sich bei
dem kühlenKlima besser hält, während
der Italiener schon naturgemäß bei
der großen Wärme seines Klimas
mehr auf die leichte, pflanzlich« Kost
angewiesen ist.
Gerichte ihres Landes, die sie in der
Kindheit gegessen haben. Den Russen
wird stets ein Gefühl des Behagens
beim Anblick eines Tellers Schtschi
(Sauerkohlsuppe), Barschtsch (Suppe
von gesäuerten rothen Rüben), oder
Blinij (einer Art Plinsen, die mit
saurer Sahne oder Kaviar gegessen
dene Muscheln, Schnecken und See
spinnen sind sehr beliebte Nationalge
richte des Italieners.
Wie wir aus den Schilderungen
moderner Völkerkunde ersehen, gibt
«s bei den der Civilisation noch ent
rien) große Quantitäten ganz reinen
Fetts, ohne jegliche Zuthat. Die Sa
mojed«n halten rohes Fleisch für einen
die in das warme Blut getaucht und
dann verspeist werden. Die Buräten
in Sibirien trinken den Thee mit
entsetzlichen Gerichte glauben, die von
den Chinesen gegessen werden. Rat
ten-, Mäuse- und Hundebraten sind
likatesse gilt aber das Milhi; es be
wälzungen hervorgerufen, die uns
heute so selbstverständlich erscheinen,
daß wir uns das Leben ohne sie gar
nicht mehr denken können. Die
Grundstoffe, aus denen die verschiede
nen Völker ihre Speisen bereiteten,
waren dieselben, die uns heute zu Ge
bote stehen, dieselben Pflanze», diesel
ben Thiere, nur die Art der Zuberei
tung war eine so grundverschiedene
Chemie in der Küche, bereitete viel
mehr die fleisch- und pflanzlichen
Speisen in einfachster Weife zu, da
Im Mittelalter man z. B. Psef-
Delikatesse. Als die Gemahlin
rend die Kartoffel schon im Ansang
des sechzehnten Jahrhunderts in Eng-
diese jetzt allgemein beliebten Getränke
In Europa noch gänzlich unbekannt
waren; damals aßen z. B. die alten
Polen Biersuppe, mit saurer Sahne
zubereitet, zum Frühstück. Erst im
Jahre 1679 gründete ein englischer
Kaufmann das erste Kaffeehaus in
Hamburg, und 1725 entstand das
erste Kaffeehaus in Paris, 1721 das
erste in Berlin. Den Gebrauch des
Thees lernten die Europäer gegen
die Mitte des siebzehntenJahrhunderts
kennen, und erst seit der Mitte des
achtzehnten Jahrhunderts fand er
allgemeine Verbreitung, während das
Theetrinken heutzutage bei den Rus
sen, Engländern, Schweden, Norwe
gern und Holländern zur Voltssitte
geworden ist. Auch Butter kam erst
vom Jahre 1600 als Nahrungsmittel
auf, im Alterthum wurde sie nur als
Pomade gebraucht und später zur
Zimmer-, hauptsächlich aber zur Kir
chenbeleuchtung. Noch heute füllen die
russischen Bauerfrauen die Lampen
für den Hochaltar mit Butter und
Wachs.
Geschichte von den berühmten und
vorzüglichen Gastmählern des Lucul
lus hören, so würden uns heut« den
noch vielleicht die Pfauenzungen, die
gemästeten Schildkröten und Austern
in der Zubereitung jener Zeit nicht
schmecken. So sollen die'alten Römer
mit Salmiak ihre Speisen gewürzt
im fünfzehnten Jahrhundert, erschiene
nen Kochbuche lesen. Man denke sich
mir: Eiersuppe mit Pfeffer und Ho
zener Hecht mit Salat mit
Eiern.
Bei dem Gedanken an diese Menüs
und ihre einzelnen Leckerbissen würde
sich der heutige Culturmensch schüt
teln. Man vergleiche damit nur ir
gend einen Speisezettel von heutzu
tage: Königinninsuppc, Austern in
Muscheln, Steinbutt mit holländischer
Sauce, Rinderfilet a la Financiere,
Spargel, Fasanenpastete, gebratener
Rehrücken, Salat, Compott, frische
Trüffeln, Nesselroder Eis, Käsestan
gen, Nachtisch.
Daß die Leute in der guten alten
Zeit nicht so ganz unempfindlich für
die Freuden der Tafel waren, ersehen
wir daraus, daß auf einem Reichstage
zu Regensburg Herzog Heinrich von
Braunschweig bei dem Festmahl „ei
nen langen zedel (Speisezettel) bei
ihm auf der tafel liegen that, den er
öftermal besähe." Gefragt, was er so
«isrig lese, „liehz in der Herzog den
zedel sehen. Darin hat ihm der ku
chenmeistrr alle esen und drachten in
der ordnung aufgezeichnet und kunt
sich demnach der Herzog mit sehnen
esen darnach richten und seinen appe
titum uf die besten trachten sparen."
Trotz der obenerwähnten beiden ab
wechlungsreichen Menüs sind wir,
ohne Gourmands zu sein, doch froh,
daß wir an einem ähnlichen Festmahl
nicht therlzunehmen brauchen. Unser
Geschmack ist eben ein anderer gewor
den, seitdem dieProducte anderer Erd
theile so-bequem und leicht zu uns
kommen, zumal seit der Entdeckung
der Dampfkraft, die geradezu eine
Umwälzung in unserer Ernährungs
weise und unserem Geschmack hervor
gerufen hat.
Wirthstochter. Mein Freund Rolt-
Bengel, hatte sich gleich in die hübsche
Landschön« verguckt. „Ohne Kuß von
der gehe ich heute nicht schlafen!"
meinte er leise zu mir, als die Klein«
mit dem Vier ankam.
Aber er siel ab! Gründlich! Sie
ließ sich überhaupt nicht in ein Ge
spräch mit uns Beiden ein. Rott
mann schimpfte. Aber was half es?
Wir mußten eben ohne Kuß respektive
Küsse schlafen gehen. Wir fuhren
unsere Maschinen in einen kleinen
Stall, den man uns zur Verfügung
stellte, ließen den Igel ruhig an d«m
einen Rade hängen und ließen uns
von einer alten Magd nach unserem
eine Treppe hoch belegenen Zimmer
leuchten.
Das Zimmer war niedlich eingerich
tet, die Betten hübsch sauber. Durch
eine Thür, welche offen stand, sah
man in ein kleines Nachbarzimmer.
..Wer schläft hier nebenan?" fragte
Roümann die Magd, weiche die Thür
schließen wollt?.
„Das Fräulein!" war die kurze
Antwort.
In Rottmanns Augen blitzte es
aus. Er stand, während die Magd
das Zimmer des „Fräuleins" betrat
und dasselbe von innen abschloß, «ine
Weile sinnend da. Dann, als die
Bedienstete das Zimmer durch eine
nach dem Corridor führende Thür
verließ, packte er mich plötzlich.
„Otto!" rief er lachend, „die kriegt
den Igel in's Bett!"
„Mensch!"
Schon war er fort. Nach kaum
zwei Minuten kam er schon wieder,
mit dem Igel in der Hand, die Treppe
heraufgerannt.
„Luft noch rein?" fragte er athem
loZ.
„Ja aber —"
„Ruhig!" >'
Er schlich sich' vom Corridor aus
mit dem Igel in das Zimmer des jun
gen Mädchens. Er war knapp zurück,
da kam auch schon Jemand, leise
singend, die Treppe heraufgehüpft.
Wir stellten uns Beide an die Thür
und horchten. Unser Licht hatten wir
ausgelöscht. Die Schöne zog sich
sehr schnell, ohne erst Licht zu machen,
aus. Wir hörten, wie Kleider rausch
„letzt!" flüsterte Rottmann erregt,
tenstill«.
„Was ist denn los?" schrie Rott
"""Ach Gott! Ach Gott!"
„Ach Gott! Ach, 'n Augenblick!"
emem Unterrock bekleidet, am
„Ach Gott! Hier im Bette!" rief sie.
„Da hat mich Einer gepiekt!"
Nottmann leuchtete in's Bett.
„Ein Igel?!"
einem Stuhlbein das Stachelthier
aus dem Bett stieß, furchtsam näher.
„Der wollte bei Ihnen schlafen,
„Ach, bitte, bitte!"
wollte sich dann, indem er mir, der ich
mir bald die Lippen abbiß, einen Rip
penstoß gab, entfernen.
Zimmer waren und mich so —"
„Ja das lostet einen Kuß,
Fräulein! Sonst erzählen wir Alles!"
„Ach, pfui!"
Rottmann gab mir das Licht. Ich
drückte mich damit natürlich schnell
und ließ die Beiden im Dunkeln zu
rück. Ich hörte erst hastiges Flüstern,
dann schließlich Schmatzen. Aha!
Dann nochmals Schmatzen
Spaß haben! Ich packte den Igel, der
mitten in der Stube lag, auf ein klei
nes Tablett und warf ihn dann
meinem Freunde in's Bett. So
zur Abkühlung! Dann löschte ich das
Licht aus und ging an's Auskleiden.
Jetzt kam Rottmann. Hinter ihm
wurde sofort abgeschlossen.
„Die bat's gekriegt! Mindestens
zwölf Küsse!" lachte er.
„Na. nun geh' nur schlafen!" rief
ich. „Ich bin verdammt müde."
„Ich auch."
Rottmann zog sich schnell aus und
warf sich in's Bett. Mit einem lau
ten Schrei schnellte er natürlich sofort
„Verflixter Kerl!"
Mein lautes Lachen vermischte sich
mit demjenigen unserer Nachbarin,
welche sich wohl den Sachverhalt
schnell erklärte. Rottmann warf den
Igel aus seinem Bett und schimpfte
noch eine Weile. Schließlich lachten
wir alle Drei. '
Daß ich den verdammten Igel am
anderen Morgen in meinem Bett ent
deckte und daß ihn schließlich der Herr
Wirth in seiner Ladentischkasse
fand, das erwähne ich nur der Voll
ständigkeit halber. Jedenfalls, das
ist wohl die Hauptsache, endete diese
kleine Geschichte, die außerdem den
Vorzug hat, wahr zu sein, nicht trau
rig. Nein ganz und gar nicht
traurig! Freund Rottmann hat es
ja nicht unterlassen können, noch einige
Male nach F. zu fahren, um sich
„Küsse" zu holen, aber, die Sache
hat ihm nichts geschadet „gekriegt"
haben sie sich nicht!
Hoher Preis. „Sie haben
mir das Leben gerettet! Wie kann ich
mich Ihnen dankbar erweisen?"
„Heirathen Sie meine Schwiegermut
ter und verlegen Sie Ihren Wohnsitz
nach Australien!"
Kasernhofblüthe. Ser
geant (zum Rekruten): „Wegen de?
zwei Tage Kasernarrest macht der Kerl
ein Gesicht wie «in Zebra, dem man
Kin« Streifen weggewaschen hat!" j