6 MiNlUngSdüftt. Ton Dr. Ludwig Karell. Es sind ebenso leichte als eigensin nige Gesellen, dle der erwärmend« empor. In den bald weiß, bald rosig angehauchten Blüthen des Geißblattes schlummert der «in«, in den offenen und sternförmig ausgebreiteten des Da beginnt nun das übermüthige Spiel der zarten Hauchgebilde. Ge tragen von den Schwingen mächtigen, wenn er sie in seinen eigen artig gestalteten Apparaten festhalten will, um zu sehen, was an ihnen kör densiren kann, dann jagen sie pfeil schnell dahin in rastloser Flucht. Man tann ihnen dieses Vorurtheil nicht verargen, es ist eben angenehmer, sich frei und ungebunden in der Natur heAimzutummeln, Liebende zu belau schen, keimende Verse zu umschweben, als sich über Gasflammen als De stillat behandeln und mit Aether oder Alkohol extrahiren zu lassen. Daher ist es gekommen, daß wir noch kein« Kompendien über das che mische Verhalten dieser leichten Kum pane besitz«», wo mit prosaischer Pe danterie verzeichnet ist: ob der Mai glöckchenduft sich zu einer farblosen oder gefärbten öligen Flüssigkeit ver dichten läßt, deren spezifisches Gewicht 1),2S beträgs, oder ob demHyacinthen- Grunde liegt, der bei-24.S Grad Cel-. Die Blumen selbst mußten Stand halten, als Gelehrte kamen, um sie zu messen und zu zerlegen, sie mußten sich bis in ihr Innerstes, bis auf kern" prüfen lassen, sie mußten sich in gewöhnlichem und in polarisirtem Lichte zeigen, sie, die gewohnt wa ren, sich nur in dem goldenen Strahle der Sonne auf grünem, sammtenen Teppich sehen zu lassen. Die Düfte aber, die ihnen innewohnen, konnten größtentheils bisher nicht gezwungen werden, ihr Jncognito zu lüften. Heute sind die Botaniker meist erst so weit, daß sie muthmaßlich aus den Düften auf die Natur ihres Trägers schließen könne». Nur bei wenigen Pflanzen kennt man die Zusammen setzung des Duftstoffes, so weiß man, daß der kräftige, würzige Nelkenduft dem Eugenol, der Duft des Waldmei sters dem Cumarin, und der des He liotrop dem Vanillin ihre Entstehung verdanken. Man tann nun muthmaßen, daß alle ähnlich duftenden unter den bun ten Kindern unserer Auen aus eben so zusammengesetzten Stoffen ihren sinn berückenden Athem entströmen lassen. Gerade die meisten der Frühlings düste gehören hierher, so der des Flie ders, der Reseda, derAurikel, der Aka zie, des Veilchens, des Cyclamens, des Maiglöckchens und des Jasmins. Weil die oben genannten Stoffe Eugenol, Cumarin etc.) in dießenzol reihe der organischen Chemie gehören, nennt der bekannte Botaniker Kern in Wien die angeführten Düfte: „ben -wloide." Wenn die Frühlingssonne die re benbekränzten Hügel mit dem Mor genkusse der erwachenden Natur be grüßt, dann sprießen an dem Wein stock die kleinen grünlichgelben Blü then, di.- aber trotz ihrer Unscheinbar keit köstlichen Wohlgeruch in sich ber gen. Es ist dasselbe Aroma, wie das jenige, welches das evle Naß aus haucht, wenn es als schäumender Bur gunder oder als feuriger Tokayer kre denzt wird, und sinnig bezeichnen es die Feinschmecker als: „Vouquet" des Weines. Seiner sind Chemiker schon vor längerer Zeit habhaft geworden, „parasfinoide." Der .Athem der großen weißen Magnolienblüthe dünkt uns ähnlich am Boden dahinkriechende Lavendel den Lüften mittheilt. Derselben Duft art liegen bei den Orangen- und Ci- Blllthe schmückt. In dem sablei, Mondeslicht leuchtet sie über die still? Ebene, daher sie der Volksmund „die Nachtkerze" (Oenoth.-ra) benannt hat. Wahrscheinlich um ihrem Namen noch m«hr gerecht zu werden, entringt sich ihrer gelben, trichterförmigen Krone «in Duft, d«r keineswegs als balsa misch bezeichnet werden kann, ebenso wenig wie der von den unansehnlichen Blüthen des sich weithin rankenden 'Epheus, sie erinnern damit an den der Virnbaumblüthen, sowie an den der Bogelbeere, des rothen Hartrie gels, des Schneeballes, der Mispel und anderer. Riechen wir einige dieser „aminoi den" Düfte schon mit gemischten Ge fühlen, so ist dies noch mehr der Fall bei den sogenannten „indoloiden" Düften, die wohl nicht so heißen, weil sie sich unserem Geruchsorgane ge genüber „indolent" benehmen, son dern weil ihnen das „Jndol" zu Grunde liegt. Solche zweifelhafte Düfte hauchen die Riesen unter den Blumen, die „Aristolochia Gigas", mehrere Rasflesiaceen und andere aus. Sie sind auf den Besuch von Aasflie gen und Aaskäfern angewiesen, da rum haben sie mit dem faulenden Fleische nicht nur den Geruch, sondern auch das Aussehen gemeinschaftlich. Die Natur gleicht einer vornehmen Dame, welche ihr Parfümfläschchen nicht so vor aller Welt stehen läßt, damit Jedermann wisse, was es ent hält, sie will auch hierin, sowie in ihren Herzensangelegenheiten ein Räthsel sein. Nur langjährigen, konsequenten nnd zähen Verehrern ge lingt es manchmal, bis zur Etiquette des Parfümfläschchens vorzudringen. Eine solche Begllnstegung gewährte die trotz ihres Alters immer noch eitle Mutter Natur vor ungefähr einem Jahrzehnt den Chemikern, die ja am hartnäckigsten den Geheimnissen der unergründlichen Dame nachspüren. Es gelang ihnen nämlich, von dem Toilettentischchen der Natur das Fläschchen mit dem Vanillendufte zu stehlen. Einmal in ihren Alles analysiren den Händen, war auch das Räthsel dieses Duftes gelöst. Sie fanden, daß der würzige Hauch, den unsere Fichten und Tannen ausathmen, eine ähnliche Wirkung auf unsere Sinne ausübe, wie jener, und thatsächlich preßten sie den Holzriesen einen Saft, das „Coniferin", aus, das zurGrund fubstanz des Vanillenduftes, zum Va nillin, in enger Beziehung steht, in Folge dessen kann man heute dieses letztere fabriksmäßig darstellen. Die Untersuchung ähnlich zusam mengesetzter Verbindungen aus der Gruppe der sogenannten „Ketone" führte vor Kurzem auf die Enthüllung eines weiteren Parfümgeheimnisses und zwar des Veilchenduftes. Auch dieser wird seit wenigen Monaten zu Holzminden in Deutschland und in Paris künstlich bereitet. Ebenso complicirt, wie die Herstel lung des Trägers eines solchen Aro mas ist, ist auch sein wissenschaftli cher, das heißt chemischer Name; ein solcher lehrt den Kundigen, woraus der betreffende Stoff besteht, so ist das Vanillin .Qrthooxybenzaldehydme thyläther" oder „der Methyläther" des „Protokatechnaldehyd". Um der Zunge des Lesers keine Verlegenheiten zu be reiten, will ich nicht den chemischen Namen des jüngsten Retortengebore nen des Veilchenduftes hier an führen, sondern bemerke nur, daß seine Entdecker (Haarmann und Krü ger) ihn der Kürze halber auch „Jo nen" nennen. Er steht nämlich in «nger genetischer Beziehung zu dem Dufte der sogenannten „Veilchenwur -8el", die aber mit dem Veilchen nichts gemein hat, sondern der Wurzelstock der Schwertlilie ist; weil letztere Iris heißt, führt der daraus dargestellte Stoff den Namen „Jron". Mag heute die Natur ih'en Früh lings - Toilettentisch noch so sorgfäl tig vor jedem Unberufenen hüten, mö erweckt, sich noch so sehr dagegen weh ren, in die Gewalt des Menschen zu kommen seinem grübelnden Geiste können sie nicht lange mehr ihr Ge heimniß entziehen. Mit Retorten und Eprouvetten, mit Feuer und Aetber EinK öl n e r Artillerie — Künstlerisch. A.: „Wie die der Bildbauer M. mit der Malerin geschlossen hat?" B.: „O, sehr künstlerisch! Der Mann braucht nur einen Wunsch zu äußern, dann malt sie ihm etwas, sie etwas ha — Beruhigung. Frau Rath: „Ach, Herr Doltor, wären Sie doch heute Morgen dagewesen! Ich habe wohl fünfzig Mal niesen müssen!.... „Fünfzig Ma? „ProsU", gnä — Moderner Seirathsan trag: „... .Mein Fräulein, darf ich Ihrem Herrn Papa meine Schulden' gestehen?" Hartman». Gedankenarbeit. Unter Gedankenarbeit verstehen wir gewöhnlich nur jenes höhere geistige Schaffen, welches Gelehrte, Schrift steller, Dichter und Forscher, über haupt alle Helden des Geistes vollbrin gen. Daß auch die simple Hausfrau in der Beschränktheit ihrer vier Wände Gedankenarbeit verrichten kann, ja, daß sie dies thun muß, wenn sie ihren ver schiedenen Pflichten als Oberhaupt des Hauswesens, als Gattin und Mutter genügen will, das bedenken gar viele Männer, aber manchmal sogar die Frauen selbst nicht genug. Wohl erscheint der größte Theil der praktischen Thätigkeit des Weibes als bloße mechanische Routinearbeit, und man wird kaum vermuthen, daß die Hantirungen mit Besen, Staublappen, Kochlöffel und Nadel mehr als ein nn nimalesQuantum Verstand erfordern, und doch kann keine ersprießliche Handarbeit ohne eine begleitende Ge dankenarbeit ausgeführt werden. Und doch wird es in jenem größeren Haus halt gar bald „hapern", wo die angeb liche Seele desselben nur arbeiten und nicht denken, nur selbst schaffen und nicht anschaffen, d. h. bAhlen, wo sie nur zugreisen und nicht auch zuweisen, nur selbst leisten aber nicht leiten kann, wohl regsame Hände, aber leinen regen Geist besitzt. Dies soll nicht etwa heißen, daß die Frau nicht auch selbst reinmachen, ko chen und nähen dürfte, sondern nur, daß sie diese geringeren Arbeiten der Hand unter die höhere Leitung des Kopfes stellen möge. Denn es ist nicht nur ersprießlich, sondern nothwendig, daß die Aufmerksamkeit der Hausfrau sich neben der körperlichen auch der gei stigen Gedanken-Arbeit zuwendet und sie dieser ihrer unsichtbaren stillenThä tigkeit mindestens dieselbe Wichtigkeit beimißt, wie der sichtbaren lärmende- Manchmal sind die Anforderungen des Tages an unsere Arbeitskraft so vielfache, daß wir darob den Kops ver lieren, daß er uns brummt, oder wir nicht mehr wissen, wo der Kopf uns steht, aber gerade dann ist der Zeit punkt gekommen, wo es heißt, den arg mitgenommenen Hirnkasten in seine Hand zu stützen und in kurzer, sicherer Ueberlegung nachzusinnen, was nun zu thun nothwendig, und in welcher Auf einanderfolge die einzelnen Arbelten am besten zu abfolviren sind. Haben wir erst einen richtigen Ueberblick ge wonnen, die Dinge eingetheilt, wie sie eines nach dem anderen in geordneter Reihenfolge erledigt werden können, dann wird Alles ohne Aufregung, ohne Ueberstürzung „wie am Schnürchen" Stande ist, diese unsichtbaren Fäden oder Zügel der Regierung fest im Kopf und in der Hand zu behalten. Niemals ist es cker für die Frau nöthiger, ihren Gedankengang in feste Ordnung gebannt zu hallen, als zu jenen Zeiten, wo irgend ein größeres Ereigniß den sonst so geordneten Hau shalt auf den Kopf stellt, wie z. B. ein Umzug, eine Reife, eine größere Fest lichkeit, ja selbst nur die alljährlichen Uebergangsstadien des Herbstes und Frühlings. Da zeigt sich die ganze Bedeutung der Gedankenarbeit der Hausfrau, die wir Ueberlegung und richtige Eintheilung nennen. Und all' die Zeit, welche man dieser vorherge henden Ueberlegung widmet, wird reichliche Zinsen tragen durch die nach her gewonnenen Stunden bei der Aus führung der verschiedenen Arbeiten. Wer am frühen Morgen genau weiß, welche Verrichtungen und Bewegungen im Laufe des Tages hübsch auf einan der zu folgen haben, bei dem giebt es .kein Zögern und Zagen, keine unver nünftigen Befehle, die das eben Gesche hene über den Haufen werfen, kein hal bes Fertigwerden, kein unvollkomme nes Vollenden, keinen Zeitverlust, keine mürrischen Gesichter, weil den Dienen den die Arbeit erleichtert wird, indem sie ihrem instinktiven Drange folgend mit jeder möglichen Handreichung der zweiten Arbeit schon entgegengehen können, während sie die erste noch ver richten. Beim Umzug z. B. muß die Haus frau damit beginnen, sich einen Plan, eine Leiteintheilung zu entwerfen, in welcher Reihenfolge die Ablösungsar beiten in der alten, und die der Ein richtung in der neuen Behausung er folgen sollen, da giebt es später kein kopfloses Umherlaufen und Schreien, kein nervöses hastige? Fragen: „Was thue ich jetzt nur zuerst?" Wie» ein gewiegter Stratege die Taktik der Kriegsführung beherrschen muß, ehe er in's Feld zieht, so ist es für die tüchtige Hausfrau erforderlich, einen guten renheit und Unordnung auf sie ein dringen. Sie muß alle Waffengat tungen genau kennen, namentlich die wir unternehmen, sie sichert uns erst den wshrenErsolg für die emsige Thä tigkeit der Hände. Und wenn wir oft bewundernd und staunend vor der Lei stungsfähigkeit einer Hausfrau stehen und uns fragen: „Wie bringt sie dies nur Alles fertig?" dann mag sie lä-, chelnd antworten: „Erst seh' ich's im Kopse vor mir, und dann führ ich es ses geistige Vorausblicken, dieses im Kopfe haben, all' dessen, was zu ge schehen hat, das Ist eben jene geheim nißvoZ?« Gedankenarbeit, das ist die Macht, welche uns all' jener Segnun gen theilhaftig werden läßt, die aus überlegter, wohlerwogener That ent springen. Drum nur niemals den Kopf ver loren, was auch immer im häuslichen und Familienleben sich begeben mag. Wer den Kopf oben behält, der kann allen Anforderungen des Lebens be gegnen, indem er durch rasches Ersas sen der Situation,durch günstige Aus nützung des Momentes, also durch ver nünftige Gedankenarbeit die Schwie rigkeiten alle heldenhaft beseitigt und besiegt. In allen Ländern und bei allen Völkern gibt es Lieder und Melodien, «nit denen Mütter ihre Kinder in den Schlaf singen. Es ist wohl anzuneh m-m, daß alle ursprünglichen Wiegen gesänge dem dichterischen Genius des ganz unmöglich, ein paar Texte die ser „Mädchenlieder" zu erhalten. An der Ueberlieferung der Legenden und Antheil gehabt. seines Lebens. Polizist: Well, how much sor den Whiskey?" . Barkeeper (irländisches Grünhorn): Zehn Cents bitte. Polizist: W—a —a —a —s ? ! Cherchez l'homme! nicht Cherchez la femme! „Warum ist denn Ihr Kindermäd chen von Ihnen fort?" „Ja, sehen Sie, mein Baby bekam die „Mumps" und ihr Polizist hat diese Krankheit noch nicht gehabt." Doch zu E t-w a s gut. ' „Du, Patsy, komm schnell Herl Die Probe. Der Waldhu der Richter ermahnt ihn: „Geben Sie den Kampf mit dem Gesetz auf, es ist doch stärker als Sie." Da streift der Waldhuber sich die Aermel auf und G'fetz! Seh'n woll'n mer's!" Schmeichelhaft. A.: Ja, wie ich Ihnen sage, ich bin seit zehn Jahren Wittwer, und Sie? B.: Ich bin leider nicht so glücklich! Der gelehrte Franzose Zr!lla!-Sa» darin sagt in seine: Physiologie des Wort hat sehr viel Wahres für sich, hört. ' Die Vorliebe für pflanzliche oder mehr fleischliche Kost, wie di« verschie denartige Zubereitung sind Haupt- Völker , leben, zurückzuführen. So wird der Engländer durchschnittlich mehr Fleisch genießen, als der Italie ner, da das Fleisch infolge des herr lichen Viehsutters in England von außerordentlicher Güte ist und sich bei dem kühlenKlima besser hält, während der Italiener schon naturgemäß bei der großen Wärme seines Klimas mehr auf die leichte, pflanzlich« Kost angewiesen ist. Gerichte ihres Landes, die sie in der Kindheit gegessen haben. Den Russen wird stets ein Gefühl des Behagens beim Anblick eines Tellers Schtschi (Sauerkohlsuppe), Barschtsch (Suppe von gesäuerten rothen Rüben), oder Blinij (einer Art Plinsen, die mit saurer Sahne oder Kaviar gegessen dene Muscheln, Schnecken und See spinnen sind sehr beliebte Nationalge richte des Italieners. Wie wir aus den Schilderungen moderner Völkerkunde ersehen, gibt «s bei den der Civilisation noch ent rien) große Quantitäten ganz reinen Fetts, ohne jegliche Zuthat. Die Sa mojed«n halten rohes Fleisch für einen die in das warme Blut getaucht und dann verspeist werden. Die Buräten in Sibirien trinken den Thee mit entsetzlichen Gerichte glauben, die von den Chinesen gegessen werden. Rat ten-, Mäuse- und Hundebraten sind likatesse gilt aber das Milhi; es be wälzungen hervorgerufen, die uns heute so selbstverständlich erscheinen, daß wir uns das Leben ohne sie gar nicht mehr denken können. Die Grundstoffe, aus denen die verschiede nen Völker ihre Speisen bereiteten, waren dieselben, die uns heute zu Ge bote stehen, dieselben Pflanze», diesel ben Thiere, nur die Art der Zuberei tung war eine so grundverschiedene Chemie in der Küche, bereitete viel mehr die fleisch- und pflanzlichen Speisen in einfachster Weife zu, da Im Mittelalter man z. B. Psef- Delikatesse. Als die Gemahlin rend die Kartoffel schon im Ansang des sechzehnten Jahrhunderts in Eng- diese jetzt allgemein beliebten Getränke In Europa noch gänzlich unbekannt waren; damals aßen z. B. die alten Polen Biersuppe, mit saurer Sahne zubereitet, zum Frühstück. Erst im Jahre 1679 gründete ein englischer Kaufmann das erste Kaffeehaus in Hamburg, und 1725 entstand das erste Kaffeehaus in Paris, 1721 das erste in Berlin. Den Gebrauch des Thees lernten die Europäer gegen die Mitte des siebzehntenJahrhunderts kennen, und erst seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fand er allgemeine Verbreitung, während das Theetrinken heutzutage bei den Rus sen, Engländern, Schweden, Norwe gern und Holländern zur Voltssitte geworden ist. Auch Butter kam erst vom Jahre 1600 als Nahrungsmittel auf, im Alterthum wurde sie nur als Pomade gebraucht und später zur Zimmer-, hauptsächlich aber zur Kir chenbeleuchtung. Noch heute füllen die russischen Bauerfrauen die Lampen für den Hochaltar mit Butter und Wachs. Geschichte von den berühmten und vorzüglichen Gastmählern des Lucul lus hören, so würden uns heut« den noch vielleicht die Pfauenzungen, die gemästeten Schildkröten und Austern in der Zubereitung jener Zeit nicht schmecken. So sollen die'alten Römer mit Salmiak ihre Speisen gewürzt im fünfzehnten Jahrhundert, erschiene nen Kochbuche lesen. Man denke sich mir: Eiersuppe mit Pfeffer und Ho zener Hecht mit Salat mit Eiern. Bei dem Gedanken an diese Menüs und ihre einzelnen Leckerbissen würde sich der heutige Culturmensch schüt teln. Man vergleiche damit nur ir gend einen Speisezettel von heutzu tage: Königinninsuppc, Austern in Muscheln, Steinbutt mit holländischer Sauce, Rinderfilet a la Financiere, Spargel, Fasanenpastete, gebratener Rehrücken, Salat, Compott, frische Trüffeln, Nesselroder Eis, Käsestan gen, Nachtisch. Daß die Leute in der guten alten Zeit nicht so ganz unempfindlich für die Freuden der Tafel waren, ersehen wir daraus, daß auf einem Reichstage zu Regensburg Herzog Heinrich von Braunschweig bei dem Festmahl „ei nen langen zedel (Speisezettel) bei ihm auf der tafel liegen that, den er öftermal besähe." Gefragt, was er so «isrig lese, „liehz in der Herzog den zedel sehen. Darin hat ihm der ku chenmeistrr alle esen und drachten in der ordnung aufgezeichnet und kunt sich demnach der Herzog mit sehnen esen darnach richten und seinen appe titum uf die besten trachten sparen." Trotz der obenerwähnten beiden ab wechlungsreichen Menüs sind wir, ohne Gourmands zu sein, doch froh, daß wir an einem ähnlichen Festmahl nicht therlzunehmen brauchen. Unser Geschmack ist eben ein anderer gewor den, seitdem dieProducte anderer Erd theile so-bequem und leicht zu uns kommen, zumal seit der Entdeckung der Dampfkraft, die geradezu eine Umwälzung in unserer Ernährungs weise und unserem Geschmack hervor gerufen hat. Wirthstochter. Mein Freund Rolt- Bengel, hatte sich gleich in die hübsche Landschön« verguckt. „Ohne Kuß von der gehe ich heute nicht schlafen!" meinte er leise zu mir, als die Klein« mit dem Vier ankam. Aber er siel ab! Gründlich! Sie ließ sich überhaupt nicht in ein Ge spräch mit uns Beiden ein. Rott mann schimpfte. Aber was half es? Wir mußten eben ohne Kuß respektive Küsse schlafen gehen. Wir fuhren unsere Maschinen in einen kleinen Stall, den man uns zur Verfügung stellte, ließen den Igel ruhig an d«m einen Rade hängen und ließen uns von einer alten Magd nach unserem eine Treppe hoch belegenen Zimmer leuchten. Das Zimmer war niedlich eingerich tet, die Betten hübsch sauber. Durch eine Thür, welche offen stand, sah man in ein kleines Nachbarzimmer. ..Wer schläft hier nebenan?" fragte Roümann die Magd, weiche die Thür schließen wollt?. „Das Fräulein!" war die kurze Antwort. In Rottmanns Augen blitzte es aus. Er stand, während die Magd das Zimmer des „Fräuleins" betrat und dasselbe von innen abschloß, «ine Weile sinnend da. Dann, als die Bedienstete das Zimmer durch eine nach dem Corridor führende Thür verließ, packte er mich plötzlich. „Otto!" rief er lachend, „die kriegt den Igel in's Bett!" „Mensch!" Schon war er fort. Nach kaum zwei Minuten kam er schon wieder, mit dem Igel in der Hand, die Treppe heraufgerannt. „Luft noch rein?" fragte er athem loZ. „Ja aber —" „Ruhig!" >' Er schlich sich' vom Corridor aus mit dem Igel in das Zimmer des jun gen Mädchens. Er war knapp zurück, da kam auch schon Jemand, leise singend, die Treppe heraufgehüpft. Wir stellten uns Beide an die Thür und horchten. Unser Licht hatten wir ausgelöscht. Die Schöne zog sich sehr schnell, ohne erst Licht zu machen, aus. Wir hörten, wie Kleider rausch „letzt!" flüsterte Rottmann erregt, tenstill«. „Was ist denn los?" schrie Rott """Ach Gott! Ach Gott!" „Ach Gott! Ach, 'n Augenblick!" emem Unterrock bekleidet, am „Ach Gott! Hier im Bette!" rief sie. „Da hat mich Einer gepiekt!" Nottmann leuchtete in's Bett. „Ein Igel?!" einem Stuhlbein das Stachelthier aus dem Bett stieß, furchtsam näher. „Der wollte bei Ihnen schlafen, „Ach, bitte, bitte!" wollte sich dann, indem er mir, der ich mir bald die Lippen abbiß, einen Rip penstoß gab, entfernen. Zimmer waren und mich so —" „Ja das lostet einen Kuß, Fräulein! Sonst erzählen wir Alles!" „Ach, pfui!" Rottmann gab mir das Licht. Ich drückte mich damit natürlich schnell und ließ die Beiden im Dunkeln zu rück. Ich hörte erst hastiges Flüstern, dann schließlich Schmatzen. Aha! Dann nochmals Schmatzen Spaß haben! Ich packte den Igel, der mitten in der Stube lag, auf ein klei nes Tablett und warf ihn dann meinem Freunde in's Bett. So zur Abkühlung! Dann löschte ich das Licht aus und ging an's Auskleiden. Jetzt kam Rottmann. Hinter ihm wurde sofort abgeschlossen. „Die bat's gekriegt! Mindestens zwölf Küsse!" lachte er. „Na. nun geh' nur schlafen!" rief ich. „Ich bin verdammt müde." „Ich auch." Rottmann zog sich schnell aus und warf sich in's Bett. Mit einem lau ten Schrei schnellte er natürlich sofort „Verflixter Kerl!" Mein lautes Lachen vermischte sich mit demjenigen unserer Nachbarin, welche sich wohl den Sachverhalt schnell erklärte. Rottmann warf den Igel aus seinem Bett und schimpfte noch eine Weile. Schließlich lachten wir alle Drei. ' Daß ich den verdammten Igel am anderen Morgen in meinem Bett ent deckte und daß ihn schließlich der Herr Wirth in seiner Ladentischkasse fand, das erwähne ich nur der Voll ständigkeit halber. Jedenfalls, das ist wohl die Hauptsache, endete diese kleine Geschichte, die außerdem den Vorzug hat, wahr zu sein, nicht trau rig. Nein ganz und gar nicht traurig! Freund Rottmann hat es ja nicht unterlassen können, noch einige Male nach F. zu fahren, um sich „Küsse" zu holen, aber, die Sache hat ihm nichts geschadet „gekriegt" haben sie sich nicht! Hoher Preis. „Sie haben mir das Leben gerettet! Wie kann ich mich Ihnen dankbar erweisen?" „Heirathen Sie meine Schwiegermut ter und verlegen Sie Ihren Wohnsitz nach Australien!" Kasernhofblüthe. Ser geant (zum Rekruten): „Wegen de? zwei Tage Kasernarrest macht der Kerl ein Gesicht wie «in Zebra, dem man Kin« Streifen weggewaschen hat!" j