Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 20, 1894, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ' 1. Capitel.
lm Jahre des Herrn 1884 kesand
sich die Republik Äureataland ganz ge
wiß nicht in einem blühenden Zustand.
Obgleich höchst günstig gelegen (sie liegt
an der Küste von Südamerika, etwas
nach Norden zu deutlicher darf ich
nicht werden) und ein sehr ausgedehn
tes Gebiet umfassend, beinahe so groß
wie die Grafschaft Uorkshire, war sie
doch in Bezug aus ihre materielle Ent
wickelung hinter den Erwartungen ih
kostbare Gut der Freiheit und Selbst
von einem hochgelahrten Professor an
der Jeremiah P. Jecks-Universttät in
den Vereinigten Staaten von Amerika,
tiefe Geschichtsforscher trifft ohne alle
Präsidenten Marcus Ai. Whittingham,
des Fortschritts, der die angelsächsische
Rasse beseelt. Sein Genie war es, das
Wahl Söhne der Freiheit seien." Feh
-1880, als ich die Ehre hatte, seine
Eifer, auf der Bahn des Fortschritts
in dem Werle des Professors deutlich
doch seine Schultern, die die ganze Last
der Regierungsgeschäfte trugen. Aus
ihm ruht demnaH auch die Verantwor-
betrat Äureataland zuerst im
März 1830, wo mich ein Dampfer
nach der Hauptstadt Whittingham
ter hinausgeschickt und an die Spitz'
unseres Zweiggeschäftes in Aureata,
Land gesteilt worden war. Die Direkto
ren der Bank betrieben damals daZ
G-schäft in einer Weife, die man, ohne
Schilderunge» des Präsidenten nachge
bend, hatten sie sich dazu bewegen las
sen, in Whittingham eine Zweignie
derlassung begründen. Mir stand
ein gewisser Einfluß beim Berwal
tungsrath zu Gebote, weil dessen Bor
sitzender meinem Vater eine Summe
Geldes schuldete, zu geringfügig, um
sie hier zu nennen, aber zu erheblich,
um sie zurückzuzahlen, und als ich, ge
trieben von jugendlich«! Abenteuerlust,
mich um die Stelle bewarb, ward mein
Wunsch befriedigt, und ich erhielt
mit einem Gehalt von einhundert Dol
lars monatlich verbundenen Posten.
Es thut mir leid, es aussprechen zu
müssen, daß infolge cines später.» Ge
schäftes sich die Sache umkehrte und
mein Vater Schuldner des Vorsitzenden
wurde, ein sehr unglückliches EreiMß,
Stellung derGesellschast gegenüber und
beeinflußte mein Verhalten in späteren
Tagen in höchst bedeutsamer Weise.
Als ich in Äureataland aniam, war die
Vank seit etwa sechs Monaten im Be
trieb, und zwar unter der Leitung Mr.
Thomas Jones', eines gesetzten alten
Buchhalters, der in Zukunft alsHaupt
der Fluß Marcus sich in das Meer er
scher Platz, der „Piazza 1871" genannt
ein Musiltempel. Diese Piazza bildete,
telpunlt des städtischen Lebens. Folgte
man einer prächtigen Allee etwa eine
halbe Meile, dann man an das
im Guß veruirglückte Kanonenkugel
aussah. Me ich später hörte, sollte es
einen Goldklumpen vorstellen, und aus
diesem Emblem sowie dem Namen des
Hauses schloß ich, daß der Präsident
einst gehofft hatte, die Blüthe der jun
gen Republik auf der festen Grundlage
mineralischer Schätze aufbauen zu kön
nen. Diese Hoffnung war indeß schon
lange aufgegeben worden.
Gasthöfe sind mir stets widerwärtig
gewesen. Ich verlor deshalb keine Zeit,
mich nach einer meinen Mitteln entspre
chenden Wohnung und
und Billard ließen das Gefühl der
2. Capitel.
Als unser Zweiggeschäft in Whit
inmmen demzufolge wir alle
Geldangelegenheiten der Regierung be
sorgten und thatsächlich die halb-amt
liche Stellung einnahmen, deren sich
dießant von England zuHause erfreut.
Als „quid pro quo" sollte die Bank
der Republik den Betrag von füttfmal
hunderttausend Dollars zu sechs vom
Hundert vorschießen. Der Präsident
verhandelte zu jener Zeit wegen eines
Anlebens von einer Million Dollars
zum Bau eines Hafens bei Whitting
ham. Dieser kluge Staatslenker hatte,
wie es schien, den Plan gesaßt, öffent
liche Arbeiten in großem Maßstabe als
Gegenmittel gegen die Unzufriedenheit
des Volkes zu unternehmen, in der
del zu entwickeln, sondern auch vielen
Leuten Arbeit zu verschaffen, die, be
schäftigungslos, mißvergnügteUnruhe
stister waren. Das war wenigstens die
amtliche Rechtfertigung seines Versah-
RenS, daß sie auch der Wahrheit ent
sprach, hatte ich später Ursache zu be
zweifeln. In B«zug auf dies Anlehen
wör ich nur derjenige, der von Andern
gefaßte Beschlüsse auszuführen hatte.
Die Vereinbarungen waren bindend
getroffen, die verlangte Sicherheit ge
geben, und im Juni 1880 hatte ich das
Vergnügen, de» Präsidenten fünf
hunderttausend Dollars auszuzahlen.
Bei dieser Gelegenheit hörte ich von
ihm, daß zu seiner großen Befriedi
gnug auch der Rest des Anlehens be
geben sei.
„Wir werden die Sache sofort in
Gang bringen, Mr. Martin," sagte der
President in seiner gewohnten vertrau-
Theil, das war im Juli 1382. Es ist
der Präsident meine Gesellschaft an
er mir das einem jungen Menschen stets
so schmeichelhaft« Compliment, mich
als einen Mann von Welt zu behan
deln. Mit herablassender Vertraulich
keit erzählte er mir viele Geschichten
aus seinen jungen Jahren, und da er
dürfte, war feine Unterhaltung na
. Ich will mich nicht als Muster hin
stellen," sagte er nach einer seiner au
ßerordentlichsten Geschichten. „Ich
gung.
dieser Hinsicht dieselbe Nachsicht in
sich und füllen Sie Ihr Glas. Ich
der Präsident plötzlich: „Mr. Martin,
„Großer Gott, Excellenz!" rief ich,
(Einige Tage vorher war ein schwa
cher Erdstoß gespürt worden.)
„Nein, mein Herr," erwiderte er,
„wegen der Finanzen. Die Hafenbau
ten sind viel kostspieliger gewesen, als
ich erwartete. Ich habe die Bescheini
gung des Ingenieurs in Händen, daß
thatsächlich neunmalhundertdreitausend
Dollars dafür verausgabt worden sind,
und sie sind noch nicht fertig noch
lange nicht fertig."
Das waren sie allerdings nicht, sie
waren laum begonnen.
«Lieber Himmel," wagte ich zu sa-
gen, „das scheint eine große Menge
Geld, wenn man in Betracht zieht, wie
wenig dafür aufzuweisen ist."
„Sie können die Richtigkeit d«r Be
scheinigung nicht in Zweifel ziehen,
Mr. Martin," sagte der Präsident.
Ich bezweifelte die Richtigkeit der
Bescheinigung sehr stark und hätte am
liebsten gefragt, was der Ingenieur
dafür bekommen habe; allein ich beeilte
mich zu versichern, daß sie über jeden
Zweifel erhaben sei.
„Ja," entgegnete er fest, „völlig über
jeden Zweifel erhaben. Sehen Tie,
Mr. Martin, ich bin in meiner Stel
lung zur Freigebigkeit gezwungen. Die
Regierung kann andern Arbeitgebern
nicht das schlecht« Beispiel der Lohn
drückerei geben. Aber Gründe ganz bei
seit, haben wir's hier mit einer That
sach« zu thun. Ohne weitere Geldmit
tel können wir -nicht weiter arbeiten,
und ich kann Ihnen wohl im Vertrauen
mittheilen, daß die politische Lage die
Fortsetzung der Arbeiten gebieterisch
fordert. Nicht nur ist meine persönliche
geführten Opposition rechnen, Mr.
Martin, und diese Opposition fängt
an, unangenehm zu werden ja, ich
„Der Oberst, Herr Präsident," sagte
ich mit einer Zwanglostgkeit, die eine
Frucht des DinerS war, „der Ob«rst ist
«in Vieh!"
„Richtig," entgegnete der Präsident
mit einem nachsichtigen Lächeln, „der
Oberst ist zum Unglück für das Land
kein wahrer Freund des Baterlandes.
Aber er ist mächtig, er ist reich, er ist
nächst mir der erste Befehlshaber der
Armee. Und außerdem, glaube ich, steht
er gut mit der Signorina. Die Lage ist
wirklich verzweifelt. Ich muß Geld ha
ben, Mr. Martin. Würden Ihre Di
reltoren mir ein neues Anleihen ma
chen?"
Was das Schicksal einer solchen
Zumuthung sein würde, wußte ich
ganz genau. Die Direktoren waren
res ersten Darlehens Einige Aktionäre
hatten sehr unbequeme Fragen gestellt,
und es hatte dem Vorsitzenden nicht ge
ringe Schwierigleiten gekostet, ihnen
klar zu machen, daß das Geschäft sich
als sicher und vortheilhaft herausstel
zurückweisen." Den Jikhalt diesesTele-
Senor Don Antonio de la Casabianca,
mitgetheilt, und dieser hatte ohne
Zweifel den Präsidenten davon in
Kenntniß gesetzt.
Ich wagte es, Seiner Excellenz-die
sen Vorgang in's Gedächtniß zurückzu
der Aufmerksamkeit an.
„Ich fürchte deshalb," schloß ich,
„daß ich Ew. Excellenz nicht dienen
Er nickte und stieß «inen leisen
Seufzer aus.
Ich verbeugte mich.
„Sie lassen Ihnen ziemlich freie
Hand, nicht wahr?"
lausenden Geschäfte in Be
„Gewöhnliche laufende Geschäfte?
Auch Cavitalanlagen zum Beispiel?"
trauen ist die Seele des Geschäftes!
Frage.
Als das Gespräch diese Wendung
rieiben.
„O nein, Excellenz," erwiderte ich,
„gewöhnlich sind die Beträge sehr
klein. Unser Geschäft ist nicht so aus
dent, mir fest in's Gesicht sehend. „In
Summe einen sehr ansehnlichen Be
„Wvher, zumTeusel, wissenSie den?
das?" rief ich.
„Mr. Martin! Es ist ohn« Zweifel
mein« Schuld, ich lege zu wenigWerth
auf äußere Formen, aber Sie verges
unpassendenToneS zehntausendmal um
Verzeihung; aber, wenn ich fragen
darf, woher haben Sie diese Mitthei
lung?"
„Jones Hat'S mir gesagt," antwor
tete er einfach.
Da es nicht höflich gewesen wäre,
wenn ich der Ueberrafchung Ausdruck
verliehen hätte, die ich über Jones' Ein
falt empfand, sich einen solchenßertrau
ten auszusuchen, verhielt ich mich still.
„Ja," fuhr der Präsident fort, „in
folge der kürzlich«,, Verkäufe JhreS
hier im Lande (Ver
käufe, die, wie ich fürcht:, auf einen
Mangel an Vertrauen in meine Re
gierung schließen lassen), haben Sie in
diesem Augenblick den Betrag von
dttimalhunderttausend Dollars inJH
rem Geldschrank. Die Erfahrungen
nes sehr thätigen LebenS haben mich
gelehrt, daß der Ruf geschäftlicher
Tüchtigkeit und Rechtschaffenheit von
den Ergebnissen, nicht von der Art der
Geschäfte abhängt. Ihre Direktoren
haben ein Vorurtheil gegen mich und
meine Regierung. Dies Vorurtheil
können Sie, der Sie so viel Gelegen
heit haben, sich ein richtiges Urtheil zu
bilden, unmöglich theilen. Sie werden
Ihren Auftraggebern am besten die
nen, wenn Sie das thun, waS diese
zu thun nicht die Einsicht und den
Muth besitzen. Ich schlage deshalb vor,
daß Sie die Verantwortung überneh
men, mir dies Geld zu leihen. Das
Geschäft wird zum Vortheil der Bank
ausschlagen. Es soll auch," fügte er
langsam hinzu, „zu Ihrem Vortheil
ausschlagen."
Es fing an mir klar zu werden, wie
ich mich zu verhalten hatte; aber noch
gab es einige schwierige Punkte.
„Was soll ich den Direktoren sa
gend« Sicherheit aber Sie wissen
ja das alles viel besser als ich."
„Gefälschte Berichte meinen Ew. Ex
cellenz?"
wen/ sie' dl> B l / l
„Sie haben mich einigermaßen über
rascht," sagte ich, „indessen möchte ich
Ihnen sehr gern gefällig sein und die
Wohlfahrt von Äureataland fördern.
den?"
chen Beweis meiner Dankbarkeit für
Ihre rechtzeitige Hilfe kann ich Sie
überreden anzunehmen?"
„Ew. ExcellenzKenntniß der mensch
lichen Natur ist erstaunlich."
Augenblicke Ihre Aufmerksamkeit, Mr.
ten, was Sie übrigens nicht zu fürchten
brauchen. Bis das Geld dazu nöthig
wird, haben Sie dessen Nutznießung.
Die übrigen zwanzigtausend Dollars
werde ich Sie bitten, als Ihre Com
mission, oder vielmehr als Zeichen mei
ner Werthschätzung anzunehmen.
Zwanzigtausend vollständig sllns
undvierzigtausend solange als Au
reataland Zinsen bezahlt! Sie müssen
zugeben, daß ich mit Ihnen alsGentle
mSn mit einem Gentleman verhandle,
Mr. Martin. Das Ergebniß wird sein,
daß Ihre Direktoren ihre Zinsen, ich
mein Anlehen und Sie Ihre Vergü-
und alles wird durch einen harmlosen
Kunstgriff bewerkstelligt."
tig dargestellt. Und was die Direktoren
anlangte, so würden sie wahrscheinlich
ihre Zinsen erhalten, jedenfalls für
zwei Jahre. Natürlich hatte die Sache
auch ihre Seite. Ein Ver
verduften konnte. Diese Berechnungen
allein ich selbst streb sie spates dadurch
Über den Haufen, daß ich die Dollars
ausgab und «in Band knapste, das eine
Flucht von Aurea7aland zu sehe
wenig schmackhaften AuikunftSmittel
machte.
„Nun, Mr. Martin," fragte der
Präsident, „sind Sie einverstanden?"
Ich zögerte noch. War es ein sittliches
Bedenken? Wahrscheinlich nicht, wenn
nicht Klugheit und Sittlichkeit verschie
dene Bezeichnungen für denselben Be
griff sind.
Der Präsident erhob sich und legte
seine Hand auf meine Schulter.
„ES wäre gut, wenn Sie I» sagten.
Ich könnte das Geld ja einfach nehmen
und Sie verschwinden lassen, wir Sie
wohl wissen aber glauben Sie mir,
Mr. Martin, das that« ich sehr un
gern. Wirklich, «in derartiges Verfah
ren wäre nicht nach meinem Geschmack.
ES würde mein« Stellung hier viel
leicht unhaltbar machen. Aber wenn
ick> das Gelb nicht bekomme, wird sie
Ich sah das Ueberzeugende dieser
Gründe, und meinen Cognac mitSoda
hinunterschüttend, sagte ich: „Ew. Ex
eellenz kann ich nichts abschlagen."
„Dann nehmen Sie Ihren .Hui und
kommen Sie mit nach der Bank," ent
gegnete er. ~ . .
Das hieß scharfe Arbeit. ""
„Ew. Excellenz haben doch nicht die
Absicht, das Geld jetzt diese Nacht
zu holen?' rief ich aus.
„Nicht zu Holm, Mr. Martin ei
von Ihnen in Empfang zu nehmen.
Wir haben unserGefchäst abgeschlossen,
was steht im Wege, daß wir eS sofort
zur Ausführung bringen?"
„Aber ich muß doch dieSlaatSschuld«
verschreibungen haben, und die müssen
„Die sind hier," entgegnete er
und zog ein Bündel aus dem Schub
fach seines Schreibtisches. „Dreimal
hunderttausend sechSprocentige, von
mir selbst unterschrieben und von Don
Antonia gegengezeichnet. Nehmen Sie
Ihren Hut und kommen Sie mit."
Ich that, wi« mir geheißen warS.
l Z. Capitel.
ES war eine prachtvoll« Mondnacht,
und Whittingham sah so schön aus,
wie es nur tonnte, als wir die nach der
Piazza 1871 führende Allee entlang
schritten. Der Präsident ging rasch,
schweigsam, aber heiter; ich folgte, und
die Unruhe meines Gemüthes kam in
und Reichthum Martin,"
sagte er.
Mir war viel «her zu Muthe, als ob
ich ihn auf die erste Sprosse der Leiter
Aengstlichleit also ab, und als wir die
Piazza betraten, wies ich auf das Rei
terstandbild.
„Sehen Sie dort mein erhabenes
Vorbild, Ew .Excellenz," sagte ich da
bei.
„Bei Gott, ja," erwiderte er. „Ich
weiß meine Gelegenheiten auszunu-»
tzen."
Ich wußte, mich als eine sei
ner Gelegenheiten ansah und mich aus
nutzte. Sich von einem solchenGesichts
puntt aus zu betrachten, ist nicht sehr
angenehm? ich wechselte demnach den
Gegenstand des Gespräches.
„Sollen wir Don Antonio abholen?"
„Warum?"
„Nun, er ist doch Finanzministe?.
Ich glaubte, seine Gegenwart würde
der Sache einen mehr ordnungsmäßi
gen Anstrich geben."
„Wenn die Anwesenheit des Präsi
ßig macht, dann weiß ich nicht, was sie
so machen kann. Lassen Sie ihn ruhig
schlafen. Ist nicht seine Unterschrift
auf den Staatsschuldverschreibungen
genügend?"
Was konnte ich thun? Ich macht?
noch eine schwach« Einwendung: „Was
vtrden wir Jones sagen?"
„Was werden wir Jones sagen?"
wiederholte er. „Wirklich. Mr. Martin,
Sie müssen in Bezug auf das, was Sie
Ihren Angestellten sagen wollen, ganz
Ihrem eigenen Ermessen folgen. Sie
können doch nicht erwarten, daß
Mr. Jones überhaupt etwas sagen
werde, als höchstens, daß wir einen
sehr schönen Morgen haben."
Wir waren inzwischen bei der Ban!
angelangt, die sich in Liberty Str. be
fand, einer sich von der Piazza abzwei
genden Straße. Ich zog meinen Haus
schlüssel hervor und schloß auf, worauf
wir zusammen eintraten und uns in's
Mierheiligste begaben, wo der Geld
schrank stand. ' »
„VereinigteStaaten-Schuldverschrei»
iungen und Wechsel auf New Dork und
London," antwortete ich.
„Gut," sagte er, „lassen Sie sehen."
lch öffnete den Schrank nahm
me an der Thür: „Wenn ihr euch
rührt, seid ihr des Todes!"
Ich fuhr zusammen und vlickte «m
-det und hielt eine furchtbare Donner
büchse auf da» geheiligte Haupt des
Präsidenten gerichtet.
„Al>. Mr. Janeö." sagte der letzte«.
„Ei« schöner Mvrgen heute."
V- (F-rtsetzung solgt^
I« »«r »«s««u«.
„Pfui Deichsel, det odeurt ja hier.
zum käm'. Fenster uff! Wat habt
Ihr denn eigentlich da vor?" „Wir
wir probiren man blos de misten
„Der Hohm wascht de Schnupptücher
mit Petroljum." „Mit wat wascht
er?" „Mit Petroljum wasch ick,
Herr Unteruffzier aber et scheint,
det de Schnupptücher davon ausjehn."
„Det scheint Ihnen Affe blos so?!
Die Fahnen sind ja schon janz, j.rütze
jrau und de Tunke schimmert jelbroth
durcheenander." „Und daderbei hab'
ick man nur höchst«ns 'nen Viertelliter
usf'n janzen Waschnapp von Wasser
jenommen." „O. Sie Kameelo
jramm! Haben Se denn nich jelesen,
det höchstens een Theelöffel von uff'n
janzen Emmer verwendt werden derf?
Aber ick möcht' druff schwören, det,
wenn morgen Eener austifftelt: Pe
troljum is ooch jut vor'n Magen, denn
verionsumirt Ihr det Zeuchs mit
Franzbranntwein verdünnt."
„Wat haben Sie sich da for'n Futt
ral uff Ihren Löthtolben uffjestilpt,
Bierwagen? Sie haben woll 'n Bam
mel, det Ihnen de Bazillen von's Putz
pulver in de Nase fliejen?" „Nee,
des wen'ger, aber ich hab Sie aguden
Schnupfen und weil Sie das e beefe
Empfindung is, hat mir der Einjähr
che gerathen, Ollegplonje inzuadhmen.
Da hab ich nu e '>Dibbchen Wadde
a'nommen und mir a Neesenfuddral
a'näht und nu zieh' ich den schienen
Duft alleweil in de Höh'." „Hören
Se mal, mein kutestes Thierchen, sehr
helle scheinen Sie nu jrade nich zu sind,
sonst hätten Sie's wissen müssen, det
der Erfinder von't neie Schnuppenmit»
tel, Doktor Rucks (Roux), nur dran
jerochen haben will. Aber so is et,
weil Dawe's Ruhm Euch Kerls nich
schlafen läßt, wollt Ihr immer noch
wat Neuet zu komponiren. Vorwärts
runter mit de Beneblungsmaske! Ick
werd' Ihnen lieber 'ne Priese Mentha«
lin kredenzen. Na, sag ick's nich? Da
fängt det Köln'fche schon an, dem
Sächser nach'm Kopp zu steijen. Rie
chen Se mal hier dran!" „Psi
psi!" „Sehen Se, det schafft jleich
Luft!"
„Ick jloobe jar, Hohm, Sie wollen
hier noch Ihre Petroljumdochte zum
Trocknen ufMngen, damit wir alle
fammst und sonders in de Nacht an
den Erdöldunst ersticken. Scheeren
Se sich mit Ihre B.oomwollfetzen uff'n
Hof und lassen Sie se vom Regen
ausspülen: hernach jeben Sie se in de
Wäsche, vorausjesetzt, det se sich nach
die Prozedur noch for ihren Beruf
eijnen. So, und nun steckt Euch wat
zu roochen an, damit wir mit „Fidibus
unitus", wie der Lateiner sagt, dem
Jeruch uff de Beene helfen."
SNso strack» Sara» Tustra-
Die Jahre machen den Menschen
betagt, die Tage bejahrt. Aber sie ma
chen ihn auch weis«, würdevoll, wahr,
wählerisch.wehrhaft, wetterfest und was
alles mit kleinem Weh geschrieben
wird. Mit welcher Begeisterung und
welchem Respekt spricht man von den
alten Germanen, von den alten Grie
chen, von den Alten überhaupt! Ich
freue mich recht, daß ich nicht mehr
jung bin. Jung kann jeder Backfisch
sein. Das ist aber auch alles, was er
kann. Was «r aber gar nicht kann, daS
ist: unverheirathet bleiben. Jedes
junge Mädchen nimmt den ersten Be
sten, d. h. den Ersten und selten den
Besten.
Den Ersten naHm ich nicht. Ich
sagte, ich sei zum Heirathen noch zu
jung. Da wurde er wüthend, sagte, er
wolle wiederkommen, wenn ich zum
Heirathen zu alt sei, und so kann er
jetzt jeden Augenblick eintreffen.
Denßesten nahm ich dann nicht,weil
er mich nicht gefunden hat. Das ist
sein Unglück.
Existirt denn überhaupt der Beste?
Ich sah mich nach ihm um, aber da
hieß es, ein Mädchen dürfe sich nicht
umsehen. Nun, entgegen käm mir kei
ner, und so blieb ich unverheitathet.
Dafür bin ich dem Schicksal verbun
den.
In dem Tanz i»m den goldenenßmg
bin ich sktzen geblieben.
Ich verabscheue die Männer. Sie
geben uns die Rechte, um sie uns zu
nehmen, sie sagen zu den Vätern: „Ich
bin so frei, Sie um die Hand Ihrer
Tochter zu bitten." Indem fli also vor
geben, sich zu binden, betonen stk. daß
sie so frei sind.
Wenn wir reich sind, sp nehmen sie
uns »)lm Schatz.
Sie sind denMädcheif viel z» schlau.
Wenn ihnen ein Mädchen einen Finger
reicht, so nehmen siv nicht die ganze
Hand.
Auch die Unbärtigsten Haiben Haare
auf den Zähnen.
Ein Herr, der Liebe spricht, ist
herrlich, eine die eS ihm glaubt,
dämlich.
Die Treue ist den Männern verlo
ren gegangen. Von den Männern ist sie
auf den Hmid gekommen. Seitdem ist
dieser das Simibild der Treue.
Und wen» sich Schiller aus den
Kopf stell i, ich glaub« nicht an Toggen-
Jch freue mich, daß ich unverheira
thet b-n. Nun brauche ich es mir we
nigst? AS nicht zu wünschen.
Uisv sprach Sarah Thustra.
Ein schwerer Gang.
»Du nimmst ja heut n' Abschied von
mir, als gingst Du zum Tode. -
„Kann scho' sein! 'Z gibt heut' Frei»
biei!" 3