' 1. Capitel. lm Jahre des Herrn 1884 kesand sich die Republik Äureataland ganz ge wiß nicht in einem blühenden Zustand. Obgleich höchst günstig gelegen (sie liegt an der Küste von Südamerika, etwas nach Norden zu deutlicher darf ich nicht werden) und ein sehr ausgedehn tes Gebiet umfassend, beinahe so groß wie die Grafschaft Uorkshire, war sie doch in Bezug aus ihre materielle Ent wickelung hinter den Erwartungen ih kostbare Gut der Freiheit und Selbst von einem hochgelahrten Professor an der Jeremiah P. Jecks-Universttät in den Vereinigten Staaten von Amerika, tiefe Geschichtsforscher trifft ohne alle Präsidenten Marcus Ai. Whittingham, des Fortschritts, der die angelsächsische Rasse beseelt. Sein Genie war es, das Wahl Söhne der Freiheit seien." Feh -1880, als ich die Ehre hatte, seine Eifer, auf der Bahn des Fortschritts in dem Werle des Professors deutlich doch seine Schultern, die die ganze Last der Regierungsgeschäfte trugen. Aus ihm ruht demnaH auch die Verantwor- betrat Äureataland zuerst im März 1830, wo mich ein Dampfer nach der Hauptstadt Whittingham ter hinausgeschickt und an die Spitz' unseres Zweiggeschäftes in Aureata, Land gesteilt worden war. Die Direkto ren der Bank betrieben damals daZ G-schäft in einer Weife, die man, ohne Schilderunge» des Präsidenten nachge bend, hatten sie sich dazu bewegen las sen, in Whittingham eine Zweignie derlassung begründen. Mir stand ein gewisser Einfluß beim Berwal tungsrath zu Gebote, weil dessen Bor sitzender meinem Vater eine Summe Geldes schuldete, zu geringfügig, um sie hier zu nennen, aber zu erheblich, um sie zurückzuzahlen, und als ich, ge trieben von jugendlich«! Abenteuerlust, mich um die Stelle bewarb, ward mein Wunsch befriedigt, und ich erhielt mit einem Gehalt von einhundert Dol lars monatlich verbundenen Posten. Es thut mir leid, es aussprechen zu müssen, daß infolge cines später.» Ge schäftes sich die Sache umkehrte und mein Vater Schuldner des Vorsitzenden wurde, ein sehr unglückliches EreiMß, Stellung derGesellschast gegenüber und beeinflußte mein Verhalten in späteren Tagen in höchst bedeutsamer Weise. Als ich in Äureataland aniam, war die Vank seit etwa sechs Monaten im Be trieb, und zwar unter der Leitung Mr. Thomas Jones', eines gesetzten alten Buchhalters, der in Zukunft alsHaupt der Fluß Marcus sich in das Meer er scher Platz, der „Piazza 1871" genannt ein Musiltempel. Diese Piazza bildete, telpunlt des städtischen Lebens. Folgte man einer prächtigen Allee etwa eine halbe Meile, dann man an das im Guß veruirglückte Kanonenkugel aussah. Me ich später hörte, sollte es einen Goldklumpen vorstellen, und aus diesem Emblem sowie dem Namen des Hauses schloß ich, daß der Präsident einst gehofft hatte, die Blüthe der jun gen Republik auf der festen Grundlage mineralischer Schätze aufbauen zu kön nen. Diese Hoffnung war indeß schon lange aufgegeben worden. Gasthöfe sind mir stets widerwärtig gewesen. Ich verlor deshalb keine Zeit, mich nach einer meinen Mitteln entspre chenden Wohnung und und Billard ließen das Gefühl der 2. Capitel. Als unser Zweiggeschäft in Whit inmmen demzufolge wir alle Geldangelegenheiten der Regierung be sorgten und thatsächlich die halb-amt liche Stellung einnahmen, deren sich dießant von England zuHause erfreut. Als „quid pro quo" sollte die Bank der Republik den Betrag von füttfmal hunderttausend Dollars zu sechs vom Hundert vorschießen. Der Präsident verhandelte zu jener Zeit wegen eines Anlebens von einer Million Dollars zum Bau eines Hafens bei Whitting ham. Dieser kluge Staatslenker hatte, wie es schien, den Plan gesaßt, öffent liche Arbeiten in großem Maßstabe als Gegenmittel gegen die Unzufriedenheit des Volkes zu unternehmen, in der del zu entwickeln, sondern auch vielen Leuten Arbeit zu verschaffen, die, be schäftigungslos, mißvergnügteUnruhe stister waren. Das war wenigstens die amtliche Rechtfertigung seines Versah- RenS, daß sie auch der Wahrheit ent sprach, hatte ich später Ursache zu be zweifeln. In B«zug auf dies Anlehen wör ich nur derjenige, der von Andern gefaßte Beschlüsse auszuführen hatte. Die Vereinbarungen waren bindend getroffen, die verlangte Sicherheit ge geben, und im Juni 1880 hatte ich das Vergnügen, de» Präsidenten fünf hunderttausend Dollars auszuzahlen. Bei dieser Gelegenheit hörte ich von ihm, daß zu seiner großen Befriedi gnug auch der Rest des Anlehens be geben sei. „Wir werden die Sache sofort in Gang bringen, Mr. Martin," sagte der President in seiner gewohnten vertrau- Theil, das war im Juli 1382. Es ist der Präsident meine Gesellschaft an er mir das einem jungen Menschen stets so schmeichelhaft« Compliment, mich als einen Mann von Welt zu behan deln. Mit herablassender Vertraulich keit erzählte er mir viele Geschichten aus seinen jungen Jahren, und da er dürfte, war feine Unterhaltung na . Ich will mich nicht als Muster hin stellen," sagte er nach einer seiner au ßerordentlichsten Geschichten. „Ich gung. dieser Hinsicht dieselbe Nachsicht in sich und füllen Sie Ihr Glas. Ich der Präsident plötzlich: „Mr. Martin, „Großer Gott, Excellenz!" rief ich, (Einige Tage vorher war ein schwa cher Erdstoß gespürt worden.) „Nein, mein Herr," erwiderte er, „wegen der Finanzen. Die Hafenbau ten sind viel kostspieliger gewesen, als ich erwartete. Ich habe die Bescheini gung des Ingenieurs in Händen, daß thatsächlich neunmalhundertdreitausend Dollars dafür verausgabt worden sind, und sie sind noch nicht fertig noch lange nicht fertig." Das waren sie allerdings nicht, sie waren laum begonnen. «Lieber Himmel," wagte ich zu sa- gen, „das scheint eine große Menge Geld, wenn man in Betracht zieht, wie wenig dafür aufzuweisen ist." „Sie können die Richtigkeit d«r Be scheinigung nicht in Zweifel ziehen, Mr. Martin," sagte der Präsident. Ich bezweifelte die Richtigkeit der Bescheinigung sehr stark und hätte am liebsten gefragt, was der Ingenieur dafür bekommen habe; allein ich beeilte mich zu versichern, daß sie über jeden Zweifel erhaben sei. „Ja," entgegnete er fest, „völlig über jeden Zweifel erhaben. Sehen Tie, Mr. Martin, ich bin in meiner Stel lung zur Freigebigkeit gezwungen. Die Regierung kann andern Arbeitgebern nicht das schlecht« Beispiel der Lohn drückerei geben. Aber Gründe ganz bei seit, haben wir's hier mit einer That sach« zu thun. Ohne weitere Geldmit tel können wir -nicht weiter arbeiten, und ich kann Ihnen wohl im Vertrauen mittheilen, daß die politische Lage die Fortsetzung der Arbeiten gebieterisch fordert. Nicht nur ist meine persönliche geführten Opposition rechnen, Mr. Martin, und diese Opposition fängt an, unangenehm zu werden ja, ich „Der Oberst, Herr Präsident," sagte ich mit einer Zwanglostgkeit, die eine Frucht des DinerS war, „der Ob«rst ist «in Vieh!" „Richtig," entgegnete der Präsident mit einem nachsichtigen Lächeln, „der Oberst ist zum Unglück für das Land kein wahrer Freund des Baterlandes. Aber er ist mächtig, er ist reich, er ist nächst mir der erste Befehlshaber der Armee. Und außerdem, glaube ich, steht er gut mit der Signorina. Die Lage ist wirklich verzweifelt. Ich muß Geld ha ben, Mr. Martin. Würden Ihre Di reltoren mir ein neues Anleihen ma chen?" Was das Schicksal einer solchen Zumuthung sein würde, wußte ich ganz genau. Die Direktoren waren res ersten Darlehens Einige Aktionäre hatten sehr unbequeme Fragen gestellt, und es hatte dem Vorsitzenden nicht ge ringe Schwierigleiten gekostet, ihnen klar zu machen, daß das Geschäft sich als sicher und vortheilhaft herausstel zurückweisen." Den Jikhalt diesesTele- Senor Don Antonio de la Casabianca, mitgetheilt, und dieser hatte ohne Zweifel den Präsidenten davon in Kenntniß gesetzt. Ich wagte es, Seiner Excellenz-die sen Vorgang in's Gedächtniß zurückzu der Aufmerksamkeit an. „Ich fürchte deshalb," schloß ich, „daß ich Ew. Excellenz nicht dienen Er nickte und stieß «inen leisen Seufzer aus. Ich verbeugte mich. „Sie lassen Ihnen ziemlich freie Hand, nicht wahr?" lausenden Geschäfte in Be „Gewöhnliche laufende Geschäfte? Auch Cavitalanlagen zum Beispiel?" trauen ist die Seele des Geschäftes! Frage. Als das Gespräch diese Wendung rieiben. „O nein, Excellenz," erwiderte ich, „gewöhnlich sind die Beträge sehr klein. Unser Geschäft ist nicht so aus dent, mir fest in's Gesicht sehend. „In Summe einen sehr ansehnlichen Be „Wvher, zumTeusel, wissenSie den? das?" rief ich. „Mr. Martin! Es ist ohn« Zweifel mein« Schuld, ich lege zu wenigWerth auf äußere Formen, aber Sie verges unpassendenToneS zehntausendmal um Verzeihung; aber, wenn ich fragen darf, woher haben Sie diese Mitthei lung?" „Jones Hat'S mir gesagt," antwor tete er einfach. Da es nicht höflich gewesen wäre, wenn ich der Ueberrafchung Ausdruck verliehen hätte, die ich über Jones' Ein falt empfand, sich einen solchenßertrau ten auszusuchen, verhielt ich mich still. „Ja," fuhr der Präsident fort, „in folge der kürzlich«,, Verkäufe JhreS hier im Lande (Ver käufe, die, wie ich fürcht:, auf einen Mangel an Vertrauen in meine Re gierung schließen lassen), haben Sie in diesem Augenblick den Betrag von dttimalhunderttausend Dollars inJH rem Geldschrank. Die Erfahrungen nes sehr thätigen LebenS haben mich gelehrt, daß der Ruf geschäftlicher Tüchtigkeit und Rechtschaffenheit von den Ergebnissen, nicht von der Art der Geschäfte abhängt. Ihre Direktoren haben ein Vorurtheil gegen mich und meine Regierung. Dies Vorurtheil können Sie, der Sie so viel Gelegen heit haben, sich ein richtiges Urtheil zu bilden, unmöglich theilen. Sie werden Ihren Auftraggebern am besten die nen, wenn Sie das thun, waS diese zu thun nicht die Einsicht und den Muth besitzen. Ich schlage deshalb vor, daß Sie die Verantwortung überneh men, mir dies Geld zu leihen. Das Geschäft wird zum Vortheil der Bank ausschlagen. Es soll auch," fügte er langsam hinzu, „zu Ihrem Vortheil ausschlagen." Es fing an mir klar zu werden, wie ich mich zu verhalten hatte; aber noch gab es einige schwierige Punkte. „Was soll ich den Direktoren sa gend« Sicherheit aber Sie wissen ja das alles viel besser als ich." „Gefälschte Berichte meinen Ew. Ex cellenz?" wen/ sie' dl> B l / l „Sie haben mich einigermaßen über rascht," sagte ich, „indessen möchte ich Ihnen sehr gern gefällig sein und die Wohlfahrt von Äureataland fördern. den?" chen Beweis meiner Dankbarkeit für Ihre rechtzeitige Hilfe kann ich Sie überreden anzunehmen?" „Ew. ExcellenzKenntniß der mensch lichen Natur ist erstaunlich." Augenblicke Ihre Aufmerksamkeit, Mr. ten, was Sie übrigens nicht zu fürchten brauchen. Bis das Geld dazu nöthig wird, haben Sie dessen Nutznießung. Die übrigen zwanzigtausend Dollars werde ich Sie bitten, als Ihre Com mission, oder vielmehr als Zeichen mei ner Werthschätzung anzunehmen. Zwanzigtausend vollständig sllns undvierzigtausend solange als Au reataland Zinsen bezahlt! Sie müssen zugeben, daß ich mit Ihnen alsGentle mSn mit einem Gentleman verhandle, Mr. Martin. Das Ergebniß wird sein, daß Ihre Direktoren ihre Zinsen, ich mein Anlehen und Sie Ihre Vergü- und alles wird durch einen harmlosen Kunstgriff bewerkstelligt." tig dargestellt. Und was die Direktoren anlangte, so würden sie wahrscheinlich ihre Zinsen erhalten, jedenfalls für zwei Jahre. Natürlich hatte die Sache auch ihre Seite. Ein Ver verduften konnte. Diese Berechnungen allein ich selbst streb sie spates dadurch Über den Haufen, daß ich die Dollars ausgab und «in Band knapste, das eine Flucht von Aurea7aland zu sehe wenig schmackhaften AuikunftSmittel machte. „Nun, Mr. Martin," fragte der Präsident, „sind Sie einverstanden?" Ich zögerte noch. War es ein sittliches Bedenken? Wahrscheinlich nicht, wenn nicht Klugheit und Sittlichkeit verschie dene Bezeichnungen für denselben Be griff sind. Der Präsident erhob sich und legte seine Hand auf meine Schulter. „ES wäre gut, wenn Sie I» sagten. Ich könnte das Geld ja einfach nehmen und Sie verschwinden lassen, wir Sie wohl wissen aber glauben Sie mir, Mr. Martin, das that« ich sehr un gern. Wirklich, «in derartiges Verfah ren wäre nicht nach meinem Geschmack. ES würde mein« Stellung hier viel leicht unhaltbar machen. Aber wenn ick> das Gelb nicht bekomme, wird sie Ich sah das Ueberzeugende dieser Gründe, und meinen Cognac mitSoda hinunterschüttend, sagte ich: „Ew. Ex eellenz kann ich nichts abschlagen." „Dann nehmen Sie Ihren .Hui und kommen Sie mit nach der Bank," ent gegnete er. ~ . . Das hieß scharfe Arbeit. "" „Ew. Excellenz haben doch nicht die Absicht, das Geld jetzt diese Nacht zu holen?' rief ich aus. „Nicht zu Holm, Mr. Martin ei von Ihnen in Empfang zu nehmen. Wir haben unserGefchäst abgeschlossen, was steht im Wege, daß wir eS sofort zur Ausführung bringen?" „Aber ich muß doch dieSlaatSschuld« verschreibungen haben, und die müssen „Die sind hier," entgegnete er und zog ein Bündel aus dem Schub fach seines Schreibtisches. „Dreimal hunderttausend sechSprocentige, von mir selbst unterschrieben und von Don Antonia gegengezeichnet. Nehmen Sie Ihren Hut und kommen Sie mit." Ich that, wi« mir geheißen warS. l Z. Capitel. ES war eine prachtvoll« Mondnacht, und Whittingham sah so schön aus, wie es nur tonnte, als wir die nach der Piazza 1871 führende Allee entlang schritten. Der Präsident ging rasch, schweigsam, aber heiter; ich folgte, und die Unruhe meines Gemüthes kam in und Reichthum Martin," sagte er. Mir war viel «her zu Muthe, als ob ich ihn auf die erste Sprosse der Leiter Aengstlichleit also ab, und als wir die Piazza betraten, wies ich auf das Rei terstandbild. „Sehen Sie dort mein erhabenes Vorbild, Ew .Excellenz," sagte ich da bei. „Bei Gott, ja," erwiderte er. „Ich weiß meine Gelegenheiten auszunu-» tzen." Ich wußte, mich als eine sei ner Gelegenheiten ansah und mich aus nutzte. Sich von einem solchenGesichts puntt aus zu betrachten, ist nicht sehr angenehm? ich wechselte demnach den Gegenstand des Gespräches. „Sollen wir Don Antonio abholen?" „Warum?" „Nun, er ist doch Finanzministe?. Ich glaubte, seine Gegenwart würde der Sache einen mehr ordnungsmäßi gen Anstrich geben." „Wenn die Anwesenheit des Präsi ßig macht, dann weiß ich nicht, was sie so machen kann. Lassen Sie ihn ruhig schlafen. Ist nicht seine Unterschrift auf den Staatsschuldverschreibungen genügend?" Was konnte ich thun? Ich macht? noch eine schwach« Einwendung: „Was vtrden wir Jones sagen?" „Was werden wir Jones sagen?" wiederholte er. „Wirklich. Mr. Martin, Sie müssen in Bezug auf das, was Sie Ihren Angestellten sagen wollen, ganz Ihrem eigenen Ermessen folgen. Sie können doch nicht erwarten, daß Mr. Jones überhaupt etwas sagen werde, als höchstens, daß wir einen sehr schönen Morgen haben." Wir waren inzwischen bei der Ban! angelangt, die sich in Liberty Str. be fand, einer sich von der Piazza abzwei genden Straße. Ich zog meinen Haus schlüssel hervor und schloß auf, worauf wir zusammen eintraten und uns in's Mierheiligste begaben, wo der Geld schrank stand. ' » „VereinigteStaaten-Schuldverschrei» iungen und Wechsel auf New Dork und London," antwortete ich. „Gut," sagte er, „lassen Sie sehen." lch öffnete den Schrank nahm me an der Thür: „Wenn ihr euch rührt, seid ihr des Todes!" Ich fuhr zusammen und vlickte «m -det und hielt eine furchtbare Donner büchse auf da» geheiligte Haupt des Präsidenten gerichtet. „Al>. Mr. Janeö." sagte der letzte«. „Ei« schöner Mvrgen heute." V- (F-rtsetzung solgt^ I« »«r »«s««u«. „Pfui Deichsel, det odeurt ja hier. zum käm'. Fenster uff! Wat habt Ihr denn eigentlich da vor?" „Wir wir probiren man blos de misten „Der Hohm wascht de Schnupptücher mit Petroljum." „Mit wat wascht er?" „Mit Petroljum wasch ick, Herr Unteruffzier aber et scheint, det de Schnupptücher davon ausjehn." „Det scheint Ihnen Affe blos so?! Die Fahnen sind ja schon janz, j.rütze jrau und de Tunke schimmert jelbroth durcheenander." „Und daderbei hab' ick man nur höchst«ns 'nen Viertelliter usf'n janzen Waschnapp von Wasser jenommen." „O. Sie Kameelo jramm! Haben Se denn nich jelesen, det höchstens een Theelöffel von uff'n janzen Emmer verwendt werden derf? Aber ick möcht' druff schwören, det, wenn morgen Eener austifftelt: Pe troljum is ooch jut vor'n Magen, denn verionsumirt Ihr det Zeuchs mit Franzbranntwein verdünnt." „Wat haben Sie sich da for'n Futt ral uff Ihren Löthtolben uffjestilpt, Bierwagen? Sie haben woll 'n Bam mel, det Ihnen de Bazillen von's Putz pulver in de Nase fliejen?" „Nee, des wen'ger, aber ich hab Sie aguden Schnupfen und weil Sie das e beefe Empfindung is, hat mir der Einjähr che gerathen, Ollegplonje inzuadhmen. Da hab ich nu e '>Dibbchen Wadde a'nommen und mir a Neesenfuddral a'näht und nu zieh' ich den schienen Duft alleweil in de Höh'." „Hören Se mal, mein kutestes Thierchen, sehr helle scheinen Sie nu jrade nich zu sind, sonst hätten Sie's wissen müssen, det der Erfinder von't neie Schnuppenmit» tel, Doktor Rucks (Roux), nur dran jerochen haben will. Aber so is et, weil Dawe's Ruhm Euch Kerls nich schlafen läßt, wollt Ihr immer noch wat Neuet zu komponiren. Vorwärts runter mit de Beneblungsmaske! Ick werd' Ihnen lieber 'ne Priese Mentha« lin kredenzen. Na, sag ick's nich? Da fängt det Köln'fche schon an, dem Sächser nach'm Kopp zu steijen. Rie chen Se mal hier dran!" „Psi psi!" „Sehen Se, det schafft jleich Luft!" „Ick jloobe jar, Hohm, Sie wollen hier noch Ihre Petroljumdochte zum Trocknen ufMngen, damit wir alle fammst und sonders in de Nacht an den Erdöldunst ersticken. Scheeren Se sich mit Ihre B.oomwollfetzen uff'n Hof und lassen Sie se vom Regen ausspülen: hernach jeben Sie se in de Wäsche, vorausjesetzt, det se sich nach die Prozedur noch for ihren Beruf eijnen. So, und nun steckt Euch wat zu roochen an, damit wir mit „Fidibus unitus", wie der Lateiner sagt, dem Jeruch uff de Beene helfen." SNso strack» Sara» Tustra- Die Jahre machen den Menschen betagt, die Tage bejahrt. Aber sie ma chen ihn auch weis«, würdevoll, wahr, wählerisch.wehrhaft, wetterfest und was alles mit kleinem Weh geschrieben wird. Mit welcher Begeisterung und welchem Respekt spricht man von den alten Germanen, von den alten Grie chen, von den Alten überhaupt! Ich freue mich recht, daß ich nicht mehr jung bin. Jung kann jeder Backfisch sein. Das ist aber auch alles, was er kann. Was «r aber gar nicht kann, daS ist: unverheirathet bleiben. Jedes junge Mädchen nimmt den ersten Be sten, d. h. den Ersten und selten den Besten. Den Ersten naHm ich nicht. Ich sagte, ich sei zum Heirathen noch zu jung. Da wurde er wüthend, sagte, er wolle wiederkommen, wenn ich zum Heirathen zu alt sei, und so kann er jetzt jeden Augenblick eintreffen. Denßesten nahm ich dann nicht,weil er mich nicht gefunden hat. Das ist sein Unglück. Existirt denn überhaupt der Beste? Ich sah mich nach ihm um, aber da hieß es, ein Mädchen dürfe sich nicht umsehen. Nun, entgegen käm mir kei ner, und so blieb ich unverheitathet. Dafür bin ich dem Schicksal verbun den. In dem Tanz i»m den goldenenßmg bin ich sktzen geblieben. Ich verabscheue die Männer. Sie geben uns die Rechte, um sie uns zu nehmen, sie sagen zu den Vätern: „Ich bin so frei, Sie um die Hand Ihrer Tochter zu bitten." Indem fli also vor geben, sich zu binden, betonen stk. daß sie so frei sind. Wenn wir reich sind, sp nehmen sie uns »)lm Schatz. Sie sind denMädcheif viel z» schlau. Wenn ihnen ein Mädchen einen Finger reicht, so nehmen siv nicht die ganze Hand. Auch die Unbärtigsten Haiben Haare auf den Zähnen. Ein Herr, der Liebe spricht, ist herrlich, eine die eS ihm glaubt, dämlich. Die Treue ist den Männern verlo ren gegangen. Von den Männern ist sie auf den Hmid gekommen. Seitdem ist dieser das Simibild der Treue. Und wen» sich Schiller aus den Kopf stell i, ich glaub« nicht an Toggen- Jch freue mich, daß ich unverheira thet b-n. Nun brauche ich es mir we nigst? AS nicht zu wünschen. Uisv sprach Sarah Thustra. Ein schwerer Gang. »Du nimmst ja heut n' Abschied von mir, als gingst Du zum Tode. - „Kann scho' sein! 'Z gibt heut' Frei» biei!" 3